Beiträge von Selnya

    Ich grummelte vor mich hin und guckte das Biest böse funkelnd an. Welches Biest sie damit meinte war gerade nicht ersichtlich, weil das Pferd direkt hinter Antiope stand und scheinbar genauso grinste wie diese.
    "Ja ja...."
    Grummelig nahm ich die Hand und liess mir aufhelfen, humpelte leicht, war aber wohl, von Kratzern abgesehen, heil geblieben.
    "ICh reite nicht mehr," sagte ich bestimmt!

    Ein Bote brachte den Brief vorbei



    Flavius Duccius Germanicus, Roma, Italia


    Salve Flavius,


    es tut mir sehr leid Dir bestätigen zu müssen, dass die Gerüchte um Julia stimmen. Sie wurde bei einem Ausritt in der Umgebung von CCAA durch Germanen entführt. Sextus, der zu dieser Zeit dort weilte, erhielt Kunde davon und brachtediese zu mir nach Mogontiacum. Da ich mir keinen weiteren Rat wusste, ritt ich nach Confluentes und bat Valentin etwas zu unternehmen. Sextus und Valentin haben sich nun aufgemacht sie zu suchen und wieder zurückzubringen.


    Es tut mir sehr Leid Dir schon wieder eine schlechte Kunde bestätigen zu müssen.


    Aber es gibt auch noch etwas anderes zu berichten. Wir haben ein neues Familienmitglied. In dem ganzen Trubel kam nun eine Frau an. Genauer Valentins Frau Desideria. Sie wohnt für die Zeit bis Valentin zurückkehrt mit mir zusammen in der Casa in Mogontiacum.


    Ich hoffe, dass ich bald irgendetwas von den beiden erfahren werde, dass irgendeine Kunde mich erreichen wird, denn sie sie nun schon einige Tage unterwegs. Auch ich mache mir die größten Sorgen um die drei von Desiderias Sorgen um Valentin ganz zu schweigenDa sie aber im Freien Germanien sich aufhalten, werde ich wohl noch lange warten können. Sollte mir dennoch etwas zu Ohren kommen, werde ich dich umgehend davon in Kenntnis setzen.


    Vale


    Venusia Duccia Britannia

    2Ja Du hast gut grinsen," murmelte ich nur und hieb dem Gaul die Hacken in die Seite und merkte bald, dass das ein schwerer, sehr schwerer Fehler war. Das Vieh sprang förmlich in die Luft und ich wurde einmal vor und zurück geworfen, ehe es lospreschte Antiope entgegen.
    "WAAAAAAAAAAAA, DU BLÖDES MISTVIEH.................."
    Und wussten die Götter wie, ich brachte das Vieh zum Stehen und zwar so plötzlich, dass ich förmlich nach vorne katapultiert wurde.
    "WUHAAAAA...." und wusch machte es, ehe ich, alle viere irgendwie bewegend, als wollte ich fliegen, in einem Gebüsch landete. Zum Glück und ausser ein paar Kratzern auch unverletzt.
    Das Wiehern des Gauls klang irgendwie wie Hohngelächter und ich verdrehte nur genervt die Augen, im Gebüsch liegend.
    "Mistvieh, elendes, saublödes...." murmelte ich nur.

    Ich sah ihr etwas erstaunt hinterher, als sie das Pferd antrieb. Wie konnte man mit so einem Vieh nur so stürmisch sein? Und doch musste ich lächeln. Meine kleine Große. ICh freute mich, dass sie scheinbar wieder glücklich wurde und meine Hand ging kurz zu meinem Herzen, sah ihr hinterher, hielt es, spürte den Schlag dessen und lächelte. Oh ja, irgendwann würde ich auch wieder so glücklich werden.
    Dann versuchte ich das Pferd anzutreiben, ihr hinterher, aber der Gaul war verdammt störrisch.

    Ich musste lächeln, etwas wehmütig. Sie war wie meine kleine Schwester, wissbegierig bis zum geht nicht mehr. Nur das Saldir immer alles über das erzählt bekommen wollte, was unsere Mutter mir erzählt hatte. Die Sagen von Odysseus und so viel mehr.


    "Die Nornen sind Wesen, die von Göttern, Zwergen oder Elben abstammen. Die wichtigsten sind die drei Schicksalsfrauen, die das fatum verkörpern. Sie heissen Urd, Verdandi und Skuld, also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    Sie wohnen an der Wurzel der Weltenesche Yggdrasil an einem Brunnen, aus dem sie den heiligen Weltenbaum begießen und der nach der ältesten Norne Urdarbrunnen heißt.
    Sie lenken die Geschicke der Menschen und Götter, indem sie die Fäden des Schicksals spinnen und weben. Sie teilen allen Wesen Schicksal und Lebensspanne zu.
    Du bist Amazonin, Dir sind sie vielleicht als Moiren bekannt. Zumindest kann man sie mit diesen in der griechischen Religion vergleichen."

    "Vielleicht wirst Du es eines Tages doch.
    Doch für mich war nie Walhalla vorgesehen. Die Nornen haben von Anfang an meinen Weg zu Hel's Reich vorgesehen, doch wohl noch nicht, als ich es beschlossen hatte. Und ich bin mittlerweile sehr dankbar dafür."
    Ich sah kurz zu ihr, lächelte und schaute dann wieder auf die Kruppe des Pferdes.

    Ich sah sie kurz an, musste fast lächeln. Wollte sie es wirklich wissen? Nun gut, ich würde ihr etwas erzählen. Ich seufzte leicht und sprach leise.
    "Bei uns bezeichnet der Begriff Niflheim oder Helheim die Unterwelt. Herrscherin ist die Göttin Hel. Hels Reich ist von einem Fluß umgeben, über den eine goldene Brücke führt. Bewacht wird sie von der Höllenjungfrau Modgudur, welche die Aufgabe hat, Ankömmlinge nach Namen und Geschlecht zu befragen. Ist diese Hürde überwunden, weist Modgudur den weiteren Weg und die verstorbene Seele erreicht die eiserne Umzäunung des Reiches. Erst wenn diese durchschritten ist, gelangt man nach Helheim. Helheim ist jedoch kein Ort der Strafe, sondern lediglich der Aufenthaltsort für diejenigen, welche aufgrund von Krankheit oder Altersschwäche sterben. Wer aber den ehrenvollen Schlachtentod erleidet, wird in die Walhalla aufgenommen."

    Ich sah stur geradeaus. Mein Blick war auf die Stelle zwischen den Ohren des Pferdes gerichtet und eine Hand tastete nach meiner Brustnarbe. Meine Gedanken gingen zu dem Brief. Ich hatte ihn nicht gelesen und doch gewusst, dass es war, wie es war. Ich erinnerte mich auch wieder an dem Moment, wo ich bereit war die Scherbe in mein Herz zu stoßen. Und wieder gingen mir die Worte meiner Ahnen durch den Kopf und ich flüsterte sie, unbewusst, vor mich hin.
    "Dort sehe ich meinen Vater,
    Dort sehe ich meine Mutter,
    meine Brüder und Schwestern,
    Dort sehe ich meine Ahnen von Beginn an.
    Sie rufen schon nach mir,
    Sie bitten mich meinen Platz einzunehmen
    unter ihnen in den Hallen von Walhalla,
    wo die Tapferen ewig leben."
    Ja, irgendwann, und dann hoffentlich nicht alleine. Irgendwann, aber nicht heute! Heute war noch nciht der Tag dazu!

    Mit Mühe schaffte ich es, ohne auf der anderen Seite wieder runterzurutschen irgendwie auf den Rücken des Pferdes. Dann sah ich sie an, lächelte und lenkte, in der Hoffnung, dass das Pferd das tun würde, was ich wollte, neben sie. Es tat es und das war gut so. ICh stand neben ihr mit dem Pferd und beugte mich rüber, in der Hoffnung nicht runterzufallen. Dann umarmte ich sie einfach und flüsterte leise:
    "Ich liebe Dich!"
    Noch im selben Augenblick liess ich wieder los, griff die Zügel und trieb das Pferd an, gen Süden.

    Ich lächelte leicht. Irgendwie war es doch gut, von einer griechischen Mutter groß gezogen worden zu sein, die zuvor, ehe sie bei einem Germanen, nicht ganz freiwillig zunächst, dann aber gerne, sehr gerne sogar.
    Und dann war sie an einer Lungenentzündung gestorben, in einem schlimmen sehr kalten Winter. Ein leichter Schatten flog über mein Gesicht und ich streckte mich, konzentrierte mich auf das, was vor uns lag.
    "Ja, durch die Berge wird langwieriger und wohl auch gefährlich. Aber auch sicherer."

    "Weiter nach Süden, wenn wir nach Sicilia wollen. Allerdings gibt es zwei Möglichkeiten: Durch die Berge oder durch die Sümpfe.
    Naja, theoretisch könnten wir auch am Strand langreiten die meiste Strecke jedenfalls."

    "Keine Angst, ich sprach von Vergangenem... als ich dachte, nichts mehr zu haben. Weder meine Familie, noch Dich. Aber diesmal habe ich noch Dich!
    Und wenn ich nur noch einen Wunsche hätte auf dieser Welt, dann wäre es der, nie wieder von Dir getrennt zu werden."
    ICh sprach leise, irgendwie müde und doch voller Überzeugung.

    Meine Träume waren wirr und man merkte es durch meine Unruhe, aber ich wachte immer noch nicht auf. Feiner Schweiss perlte auf meiner Stirn.
    Als die Sonne fast den Horizont berührte, wachte ich blinzelnd auf. Ich fühlte mich erschlagen und war mir sicher gleich wieder in der Kammer aufzuwachen, aber ich lag unter einem Baum, in den Armen meiner Schwester. Ich lächelte leicht und versuchte mich zu bewegen, fühlte mich aber noch steif.
    "Was macht Dein Rücken?" fragte ich mit leicht belegter Stimme.

    Ich hätte eh nicht die Kraft gehabt zu wiedersprechen. Ich kuschelte mich in ihren Arm und legte meinen noch um sie und war Sekunden später eingeschlafen. Zunächst ein traumloser und tiefer Erschöpfungsschlaf. Stunde um Stunde vergingen und die Sonne wanderte über den Horizont. Gegen Abend wurde der Schlaf leichter und es kamen mit ihm Träume, die mich unruhig werden liessen, aber nicht weckten.
    Die ganze Zeit hatte ich mich mehr an sie geklammert.

    "Ich weiss nicht," murmelte ich nur noch und hatte mühe die Augen offen zu halten. Ich fühlte mich so müde, ausgelaugt und erschöpft wie schon lange nicht mehr. Wie in den ersten Tagen meiner Gehübungen.
    "Vielleicht im Beutel oder so."
    Irgendwie war ich antriebslos, hockte auf meinen Knien und starrte müde vor mich hin. Einfach nur umfallen und schlafen.

    Ich musste die Wunden noch einmal auswaschen, da sich Borke reingesetzt hatte. Dabei versucht ich ganz vorsichtig zu sein, obwohl ich ihr wohl dennoch weh tat.
    "Tut mir leid," murmelte ich matt. Ich schüttete zum Schluß den Rest des Wassers über ihren nackten Rücken und wartete, bis es abgeronnen war. Dann nahm ich mit zitternden Händen den Verband und verband sie vorsichtig. Normalerweise hätte ich sie nicht berührt, aber ich war zu erschöpft und so berührten meine Hände ihre Haut ständig und ich brauchte Ewigkeiten, bis der Verband saß.
    "Ich hol noch frisches Wasser und wasch den Verband aus," sagte ich leise.

    "Aber er entzündet sich," kam nur matt von mir. Aber ich machte mir wirklich Sorgen um sie und den Rücken. Wenn sie Fieber bekommen würde. Aber viel Kraft zum wiedersprechen hatte ich nicht.