Beiträge von Caius Verginius Mamercus

    Willkommen zurück auch von mir!


    Ich selbst werde leider in den kommenden Tagen bis zum Wochenende voraussichtlich fehlen und entschuldige mich schon einmal hierfür.

    Jetzt muss ich mich wieder entschuldigen. :( Ich habe mir leider bei einer total überflüssigen und Slapstick-artigen Rettungsaktion letzte Woche im Haushalt meine linke Hand an heißem Metall verbrannt und konnte einige Tage nicht wirklich schreiben. Jetzt geht es mir besser, ich werde auch nichts von dem Unfall zurückbehalten und steige in den kommenden Tagen hier wieder ein. Entschuldigung noch einmal!


    @ Sisenna Iunius Scato: Dir natürlich auch gute Besserung und überhaupt alles Gute für dich!

    Seitdem Caius Verginius Mamercus Wind bekommen hatte von dem neuen großen Bauvorhaben, welches Rom in den kommenden Wochen - vielleicht Monaten - mindestens in Teilen durcheinanderwirbeln würde, konnte er seine Erregung kaum noch zügeln. Ja, er hatte wieder Mut gefasst, denn er sah bei diesem Projekt auch für sich die Möglichkeit, wieder in Lohn und Brot zu kommen.


    Tagelang hatte der Verginier Ausschau gehalten nach einer Gelegenheit, sich für den Bau zu bewerben. Und so ließ er sich seine Chance nicht entgehen, als eines Tages Männer des Curator Aquarum mit diesem selbst in Rom auf die Suche nach Arbeitskräften für die Errichtung des Aquäduktes gingen.


    Es gelang Mamercus, ganz in die Nähe des Curator Aquarum zu kommen; allein dieser war bereits in einem Bewerbungsgespräch mit einem griechisch wirkenden Mann, so dass der Verginier sich an einen der Umstehenden wandte, der ihm ein Bediensteter des Curator Aquarum zu sein schien: "Salve! Mein Name ist Caius Verginius Mamercus. Auch ich würde gern beim Bau des neuen Aquädukts mitwirken. Ich habe auch bereits auf Baustellen gearbeitet, jedoch habe ich da nur Hilfstätigkeiten ausgeführt und alles nur bei privaten insulae; das ist auch schon lange her. In letzter Zeit war ich bei einem Transportunternehmen angestellt, das diverse Waren von Ostia nach Rom verfrachtet hat. Dort habe ich selbständig Sklaven beaufsichtigt und bei der Reparatur unserer Karren ausgeholfen."


    Gerade auf dieses Arbeitsverhältnis und die wahren Umstände, wie es zu Ende ging, wollte Mamercus nun allerdings nicht unbedingt näher angesprochen werden, daher fügte er noch schnell hinzu: "Von meinem Vater her habe ich auch noch einige Kenntnisse in Geometrie. Er selbst hat sie in Alexandria erworben." - Angaben, die stark beschönigt, immerhin aber auch nicht vollkommen falsch waren. Würde das überzeugen?

    Nachdem Mamercus die Münzen für die an diesem Pastetenstand ausgerufenen Preise aus seinem Geldbeutel hervorgeholt hatte, bemerkte er zu seiner Zufriedenheit, dass das Mädchen, welches den Stand betreute, ihm nicht mehr gram zu sein schien. Jedenfalls deutete der Verginier das Lächeln, das das Mädchen ihm schenkte, in diesem Sinne, genau wie den schnellen Service, mit dem es ihm eine Pastete frisch aus dem Ofen reichte.


    Dankbar griff Mamercus nach dem Lebensmittel, welches ihm das Mädchen auf einem Tuch darbot. Auch Ärger kostet Kraft, das wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst, denn obwohl er an diesem Tag ja gar nicht gearbeitet hatte, knurrte sein Magen pünktlich zur Mittagszeit doch beträchtlich. Und so biss der Verginius herzhaft in die von ihm eigentlich ungeliebte Pastete - und riss seinen Mund augenblicklich wieder weit auf. Denn die ofenfrische Pastete aus den Händen des Mädchens war in ihrem Inneren geradezu kochend heiß.


    Um sich abzukühlen, holte Mamercus mit tiefen Atemzügen Luft in seinen immer noch offen stehenden Mund; dabei ruderte er mit den Armen und tapste einige Schritte umher, wodurch ein Stand in sein Blickfeld geriet, der verdünnten, kalten Wein anbot. Schnurstracks marschierte der Verginier darauf zu, um sich endlich eine durchgreifende Abkühlung zu verschaffen und auch etwas zu haben, mit dem er den Rest seiner Pastete würde herunterspülen können. Auch für das Mädchen an dem Pastetenstand wollte er einen Becher erstehen, immerhin sah diese Einzelkämpferin ja ziemlich abgerackert und durchgeschwitzt aus; allein als Mamercus sich bei dem Weinverkauf bei den dort bereits Wartenden anstellte, kam ihm in den Sinn, ob diese freche Göre ihm nicht vielleicht absichtlich eine derart heiße Pastete aufgetischt hatte, damit er jetzt vielleicht noch was springen ließe. Wollte sie ihn am Ende gar ausnehmen?


    Bei diesem Gedanken malte sich auf dem Gesicht des Verginius wieder das zynische, fast schon diabolische Lächeln ab, mit dem er über die Märkte gezogen war, bevor er auf das Mädchen an dem vermaledeiten Pastetenstand gestoßen war.


    In diesem Moment drehte Mamercus dem Mädchen gerade den Rücken zu. Als er sich dann nach ihr umwandte, gab er sich äußerste Mühe, seinen vorherigen abschreckenden Gesichtsausdruck abzulegen und stattdessen ein möglichst freundliches und harmloses Lächeln zu zeigen, mit dem er dem Mädchen zunickte. Nur wenige Augenblicke später hielt er dann auch schon zwei Weinbecher in seinen Händen, kehrte freudestrahlend zu dem Pastentenstand zurück und reichte dem Mädchen einen der Becher mit den Worten: "Hier, für dich. Ich heiße übrigens Caius Verginius Mamercus."


    Dabei schaute er ihr tief in die Augen und vermied es peinlichst, auf ihre Frage nach seinen Sorgen zu antworten.


    Obwohl er genau darüber gerne mit einem Menschen gesprochen hätte.

    Aus seinen sich im Kreise drehenden Gedanken schreckte Mamercus jäh auf, als er plötzlich ein kleines Mädchen kaum einen Armlänge von sich entfernt direkt vor sich stehen sah. Wo um alles in der Welt war die bloß hergekommen? Natürlich hatte der Verginier keinen Spiegel vor Augen, aber er konnte sich auch so vorstellen, wie dumm er das ärmlich gekleidete, magere Kind gerade anstarrte. Und er bekam sogar mit, dass umgekehrt das Mädchen auch ihn musterte. Im großen Unterschied zu Mamercus wirkte das Kind allerdings keineswegs erschrocken oder überrumpelt, sondern ließ seinen Blick ruhig, fast schon professionell über die abgetragene, schmutzig-blaue Tunika des Verginiers und über dessen Gestalt gleiten. Dies dauerte nur einen Moment lang; dann schien das Mädchen sich eine Meinung gebildet zu haben, denn auf dem Gesicht des Kindes malte sich ein furchtbar geringschätziger Ausdruck ab, und ohne Mamercus' Gesicht noch eines Blickes zu würdigen, verschwand das Mädchen im Gewusel des Marktes, genauso unfassbar wie es gekommen war.


    An gewöhnlichen Tagen wäre es dem Verginier herzlichst egal gewesen, dass eine Taschendiebin auf dem Markt so unumwunden zu erkennen gab, dass sie ihn in Ausübung ihres Berufes für ein Streichresultat hielt. Da sein Gemüt aber ohnehin schon reichlich angespannt gewesen war, regte die kurze Begegnung ihn mächtig auf. Und sein Befinden wurde nicht besser, als mit einem Male ganz in seiner Nähe eine, wie er fand, unangenehm schrille Stimme Pasteten anbot - ausgerechnet Pasteten! "Geht's vielleicht noch aufdringlicher, du Göre?", blaffte Mamercus sie an. Erst danach drehte er sich halbwegs zu ihr hin, und schon tat ihm wieder leid, was er da gerade verzapft hatte, denn er fand, dass die Pastetenverkäuferin ziemlich abgearbeitet aussah, doch gleichzeitig wirkte sie so stolz auf die Resultate ihrer Mühen.


    "Ochsenfleisch, hast du gesagt? Na ja, gib schon eine Pastete her... bitte." Mamercus begann, unter seiner Tunika nach seinem Geldbeutel zu kramen. "Ähm, möchtest du vielleicht auch eine Pastete? Ich könnte dich einladen." Behutsam öffnete der Verginier den Beutel, den er inzwischen hervorgeholt hatte. "Ja, so, 'tschuldigung wegen eben auch... ist nicht so mein Tag. - Bist du hier ganz allein an dem Stand?" Mamercus wollte mit seiner Frage an die Pastetenverkäuferin gar nicht mal von seiner Missetat oder seiner angeschlagenen Stimmung ablenken, doch fand er es auffällig, dass hier zur Mittagszeit nur eine einzige Person werkelte.

    In seltsamer Stimmung schlenderte Caius Verginius Mamercus über die Märkte, an denen Rom ja so reich war. Es war das erste Mal seit Monaten, dass der Verginier am hellichten Tag um die Mittagsstunde überhaupt die Gelegenheit für einen solchen Spaziergang hatte. Und gerade diese Tatsache war es ja, die seinen Geist in ein Gebräu von Sorge, zynischer Aufregung und Galgenhumor tauchte, eine Stimmung, die sich auch auf seinen Gesichtszügen abzeichnete.


    Alles in allem wirkte Mamercus an diesem Tag also nicht wie jemand, mit dem man gern ins Gespräch gekommen wäre. Aber auf den Märkten der Stadt Rom war bekanntlich alles möglich.

    In Rom entsteht gerade eine grössere Geschichte. Es geht um den Bau eines Aquäduktes. Alle User und IDs, welche in Rom und frei bewegungsfähig sind, können mitspielen.


    Die Geschichte ist in ihrer Entwicklung und Dauer abhängig von der Anzahl und Art der IDs, welche mitspielen möchten.


    Wer sich dafür interessiert, bitte hier melden.

    Salve an alle!


    Der Aufruf ist zwar schon was älter, wie ich aber in der Historie der ID "Lucius Annaeus Florus Minor" gesehen habe, ist da sim-on wohl noch nicht so viel passiert. Deshalb meine bescheidene Frage: Könnte ich mit dieser ID "Caius Verginius Mamercus" da noch mitmachen? Die ID war ja lange im Exil, ich habe mir das aber immer so vorgestellt, dass Mamercus ein recht armer römischer Bürger ist, der seinen Lebensunterhalt mit diversen Handwerken und körperlichen Tätigkeiten verdient hat und somit auch über einiges an Erfahrung und Körperkraft verfügt..


    Beim Bau des Aquädukts kommen sicher hauptsächlich Sklaven zum Einsatz. Vielleicht gibt es aber doch die eine oder andere Aufgabe, die man lieber einem römischen Bürger anvertrauen möchte, so dass es auch für Mamercus bei diesem Bauvorhaben noch ein Plätzchen gibt.

    >>> Szenenwechsel <<<


    Caius' Weg führte nun allerdings weg von den Häusern der begüterten Bewohner der Gegend jenseits des Tibers hin zu den freudloseren Behausungen dieses Gebiets. So leicht es dem Verginier zuvor gefallen war, die Casa der Gens Presenteia zu finden, so schwierig gestaltete sich naturgemäß seine neuerliche Suche jenseits des römischen Stadtflusses. Mamercus' Wegweiser bei dieser Suche war ein zunehmend ärmlicher Eindruck der Gebäude; der Verginier folgte mithin dem Pfad der Not. Immer dürftiger und heruntergekommener sahen die Behausungen aus, welche die Schritte des Verginiers säumten, immer schmaler und verdreckter die Gassen, ganz zu schweigen vom Gestank. Auf den letzten Metern fragte Caius sich dann durch.


    Nach einigen, bei einer solchen Suche wohl unvermeidlichen Falschauskünften und Irrungen schritt der Verginius schließlich auf eine Behausung zu, für die das Wort "Hütte" noch geschmeichelt war. Viel eher musste man dieses - selbstverständlich ebenerdige - Objekt als Verschlag bezeichnen, fadenscheinig und windschief. Mamercus wunderte sich, dass trotz der starken Wärme, die an diesem Spätsommertag immer noch herrschte und die sich zwischen den Hütten in den engen Gassen zusätzlich staute, alle Öffnungen der Hütte verschlossen waren, Fensteröffnung wie Tür. Schon befürchtete Caius, seinen Weg umsonst gemacht zu haben und niemanden anzutreffen. Er blieb stehen und überlegte einen Moment lang, was zu tun sei; dann ging er doch auf die Hütte zu und drückte ihre Türöffnung vorsichtig auf. Sie gab nach.


    Des Verginiers Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen; nur wenig Licht fiel durch einen kleinen Rauchabzug in der Wand in das Innere der Behausung. Noch blinzelnd stellte Mamercus fest, dass er die richtige Hütte betreten hatte: das Heim von Manius, Lucius und ihrer Mutter. Letztere, nämlich die Mutter, traf Caius in der Verfassung an, in der er sie auch schon erwartet hatte. Sie lag ausgestreckt auf einer Schlafstatt, deren Beschaffenheit der Verginius nicht erkennen konnte, hatte die Augen geschlossen und schien das Eintreten des verginischen Gastes gar nicht wahrzunehmen. Bemerkt wurde Caius hingegen vom kleinen Lucius. Dieser kleine Junge, der zuvor am Tiber so entschlossen aufgetreten war, hockte zusammengekauert in der Kochnische und schaute Mamercus stumpfsinning an. Vom Rauchabzug her fiel Licht auf ihn; Caius sah, dass Lucius' Gesicht jetzt rot und aufgequollen war, und er wusste sogleich, dass dies nicht die Sonne verursacht hatte. Sein linkes Ärmchen hielt Lucius in unnatürlicher Weise verdreht.


    Mamercus überkam das dringende Bedürfnis, die Hütte auf der Stelle zu verlassen. "[...] versprich dir da ja nicht zuviel von." hatte Amastris ihm mit auf den Weg gegeben. Die Münzen, die sie ihm überlassen hatte, wollte der Verginius jetzt nur noch so schnell wie möglich loswerden und dann weg. Seine Augen suchten Manius, doch ausgerechnet dieser hielt sich tatsächlich gerade nicht in der Hütte auf. So sah Caius sich gezwungen, an das Lager der Mutter der beiden Jungen zu treten: "Salve." Langsam öffnete die Frau ihre Augen und richtete sich auf: "Was willst du? Wer bist du?" Mamercus war sich nicht klar darüber, ob er die Frau nun geweckt hatte oder ob sie ihn nicht doch schon die ganze Zeit über beobachtet hatte. "Hier, das ist für euch." Der Verginier streckte die Hand aus, in der er die Sesterzen von Amastris hielt. Gierig und mit einer Energie, die Caius ihr nicht zugetraut hatte, langte die Frau danach und entriss ihm die Münzen. Sie steckte sie nacheinander in ihren Mund und prüfte sie, indem sie mit den faulen Zähnen, die ihr noch geblieben waren, darauf biss. Ohne irgendeine Regung in ihrem Gesicht zu offenbaren, ließ die Frau sich danach wieder hinab auf ihr Lager gleiten und drehte sich um, wobei sie die Geldstücke unter ihrem Leib verbarg. Für Caius kein Wort mehr.


    Der Verginier blieb noch einen Augenblick an der Lagerstatt stehen, dann gab er sich einen Ruck und wandte sich zur Türöffnung. Er brachte es nicht über sich, noch einen Blick auf Lucius zu werfen.


    Mit schnellen Schritten, fast im Laufschritt, entfernte sich Caius aus dem Elendsviertel. Es hatte schon angefangen zu dämmern, aber sein Tagewerk hatte der Verginier noch nicht in Gänze vollbracht.

    Caius' eben noch von Misstrauen leicht verdunkelte Gesichtszüge hellten sich nach den ersten Sätzen Caesoninus' schlagartig wieder auf, und er stimmte in das Lachen des Iuliers ein: "Naja, einer muss doch wenigstens was Gescheites sagen bei soviel Blödsinn, oder?! - Aber dass du dich da mal nicht täuscht: In Alexandria sieht und hört man solche Typen öfter, also natürlich nicht am Museion, aber schon auf öffentlichen Plätzen oder Straßenecken. Nur gegen den Kaiser darf man in Aegyptus natürlich gar nichts sagen, da kennen die Rhomäer keinen Spaß."


    Spaß, das war das Stichwort. Denn der Spaß, den Mamercus nun immer mehr bei der Unterhaltung mit Caesoninus empfand, machte ihn ganz vergessen, überhaupt erst einmal zu erwähnen, dass er in Alexandria aufgewachsen war. Der Verginier redete über die ägyptische Metropole, als habe man ihm auf die Stirn gebrannt, dass er dort groß geworden war.


    Mamercus' Spaß steigerte sich noch, als der Iulier eine Rhetorik-Ausbildung für Caius ins Spiel brachte: Nun war es der Verginius, der sich vor Lachen fast bog. "Ich in Rhetorik ausgebildet, ha! - Gaius, du gefällst mir! Der war gut!" Beinahe hätte Mamercus seinem neuen Bekannten vor Vergnügen auf die Schulter geklopft, aber soviel Erziehung war denn doch noch in ihm, dass er das einstweilen unterließ. "Weißt du, da wo ich her komme, gibt's auch öfter was auf die Ohren. Das sind aber oft nicht gerade Worte", fügte Caius hinzu, wobei er "Worte" derart betonte, dass es keinen Zweilfel daran geben konnte, dass er hier von etwas ziemlich Handfestem und oft auch Schmerzhaftem sprach.


    Caesoninus' anschließende Äußerungen über seine eigenen Vorlieben und Pläne hörte der Verginier aufmerksam an. Dann erwiderte er ernsthaft: "Ja, ich kann dich schon verstehen, eine gute Rede ist eine echte Kunst, und auch ich lausche ihr gerne. Vor einiger Zeit war ich bei der Einweihung des Ulpianums, das war kurz nach meiner Ankunft hier in Rom. Da wurden ja auch so einige Reden gehalten, und ich muss sagen, dass die mich sehr beeindruckt haben, obwohl ich die Personen, die da gewürdigt wurden, ja gar nicht kannte." Dass Caius zu dem erwähnten Ereignis damals auch deshalb gegangen war, weil es dort kostenlose Speisen und Getränke gegeben hatte, verschwieg er jetzt lieber. Die Reden hatten es ihm damals aber wirklich angetan. "Du", Mamercus fiel plötzlich etwas ein, "es gab bei der Feier damals doch einen Senator Iulius Cerco vorne auf den Stufen des Ulpianums. Du bist doch nicht etwa mit dem verwandt? Ich meine, 'Iulius' heißen ja furchtbar viele Leute, allein schon wegen des vergöttlichten Caesars, aber weil du doch in die Politik willst..."


    Der Verginier zögerte: "Caesar" - "Caesoninus" - "Politik" - konnte das alles nur Zufall sein?

    Sim-Off:

    /edit: Ähem, jetzt bitte doch nicht mehr hier rein posten. Ich kenn jetzt das Ende der Geschichte, gibt noch zwei bis drei Postings, und dann ist hier Schluss. :D Und Mamercus gibt's dann wieder in etlichen anderen Threads.


    War es der Ton in Caius' Stimme gewesen? Die Sklavin hielt jedenfalls in ihrer Rede inne und sah den Verginier aufmerksam an. Und der erzählte nun von Lucius und Manius und ihrer Mutter, von Angst, Feigheit, Not und dumpfer Hoffungslosigkeit und von "Ach, der Typ mit den vielen Pickelnarben... Ja, den habe ich auch gesehen." Amastris, die den Worten des Verginiers bisher ernst und nachdenklich gelauscht hatte, sprach diesen Satz mit tiefem Stöhnen aus. "Ja, das war Sali." - "'Sali'? Das steht doch hoffentlich nicht für 'Salinator'?" fragte Caius halb im Scherz. "Doch, doch. Genau dafür: Salinator." Wieder holte die Sklavin tief Luft. "Du kommst nicht aus Rom, ne? Ich mein, ich hab' mir ja gleich bei dir sowas gedacht, Bürschchen. Und du bist auch noch nicht lange hier, stimmt's? Aber wenigstens der Name 'Salinator' sagt dir ja anscheinend schon was, Bürgerkrieg und so."


    Während sie diese Sätze sagte, sah Amastris Caius mit strenger Miene an, fast wie die ungnädigsten Lehrer, die er in der Schola gehabt hatte. Dann lenkte sie ihren Blick nachsinnend am Verginier vorbei in unbestimmbare Fernen. "Also: Ob der Typ mit den Pickelnarben da wirklich 'Sali' heißt - keine Ahnung, weiß er vielleicht selber nicht genau. Aber er gehört zu einer Bande von Leuten, von denen sich jeder 'Sali' nennt und auch von anderen so genannt wird. Das sind - " - "Häh, Moment! Wie kann man sich denn freiwillig nach Salinator benennen?" fiel Caius der Sklavin ins Wort. "Du verstehst wirklich gar nichts!" herrschte Amastris den Verginier da an; sie wurde auf einmal richtig böse. "Für viele gerade in der Subura ist Salinator schlicht der Held gewesen."


    Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen der Serva und dem Civis, und Caius fragte sich gar, ob Salinator auch für Amastris "der Held" gewesen war. Er verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder, denn es war offensichtlich, dass es der Sklavin deutlich besser ging als so manchem persönlich Freien in besagter Subura. "Diese 'Salis' sind meistens Jungs in deinem Alter - also, die, die so in Erscheinung treten, sind in deinem Alter, ob's da noch irgendwelche erwachsenen Hintermänner gibt, weiß ich natürlich nicht. Und durch die Hände dieser Salis läuft halt so einiges: Wohnungsvermittlung, Schutzgeld, Jobs... Schon seltsam, dass du bisher nicht mit denen zu tun hattest."


    Caius versuchte, sich basierend auf den Worten der Sklavin ein Bild von der Situation zu machen: Klar, solche Banden hatte es in Alexandria auch gegeben, aber da war er noch klein gewesen, und seine Eltern hatten alle Unbill von ihm abgehalten. Jetzt dagegen in Rom... Ja, Amastris hatte Recht: Irgendwie war es wirklich komisch, dass er bisher noch nicht mit diesen "Salis" aneinandergeraten war, lag vielleicht daran, dass er sich viel in Ostia aufhielt.


    Die Sklavin unterbrach die Gedanken des Verginiers: "So, und jetzt willst also du den Helden spielen, den guten Helden natürlich, und das mit fremdem Geld..." Als er aufblickte, sah Caius, dass Amastris mittlerweile gar nicht mehr so böse schaute, sondern eher milde - und vielleicht ein bisschen mitleidig. Dann trat sie einen Schritt zur Seite, so dass Mamercus sie einen Moment lang aus den Augen verlor, kehrte aber gleich zurück und hielt dem Verginius die Hand hin. "Na, dann nimm halt einige Sesterzen und bring sie der Frau... Aber versprich dir da ja nicht zuviel von. Du musst hier noch viel lernen."


    Caius nahm die Münzen in Empfang, bedankte sich bei Amastris und versprach, sie bald wieder zu besuchen. Dann verließ er das Grundstück der Gens Presenteia, wobei er noch mitbekam, dass der erwartete Weinhändler nun endlich eintraf.

    Zitat

    Original von Caius Verginius Mamercus
    Ob er diese und andere seiner Ansichten hatte verständlich machen können, das wusste Mamercus freilich nicht, und so war er gespannt darauf, was andere nun erwidern würden. Langsam wandte er seinen Kopf zu dem jungen, gutgekleideten Mann, mit dem er anfangs gesprochen hatte.


    Eben dieser junge Mann war es nach Beendigung der Rede des Verginiers nun auch, der auf Mamercus zuschritt und ihn von seinem Rednerplatz wegholte, wobei er den Turban-tragenden "Weisen", der zuvor von dort aus agitiert hatte, mit denselben Bedrohungen bedachte, die Caius selbst am Anfang im Stillen für ihn erwogen hatte: Prätorianer und so weiter wegen seiner ganzen Schimpferei auf den Kaiser.


    Als sich Mamercus und der andere junge Mann ein Stück von der Gruppe rund um den Turban- und Bartträger entfernt hatten und sich der Mitte des Forums näherten, nannte der andere junge Mann dem Verginier seinen Namen. Dass er ihm darüber hinaus auch noch anbot, ihn mit dem Praenomen anzusprechen, überraschte Mamercus aus dem Munde dieses offenbar doch recht hochgestellten Einwohners der ewigen Stadt, machte ihn allerdings natürlich auch seinerseits zutraulich: "Oh, danke! Du kannst Caius zu mir sagen. Caius Verginius Mamercus." Der Verginius meinte sich zwar daran erinnern zu können, Caesoninus ganz am Anfang, noch vor seiner "Rede", seinen Namen gesagt zu haben, er war sich allerdings nicht mehr sicher, ob dabei auch sein Vorname "Caius" gewesen war oder was er sonst noch so alles dem Iulier gegenüber geäußert hatte. Zu aufgewühlt war Mamercus noch immer nach der für ihn vollkommen unverhofften und vor allem auch ungewohnten Situation einer Ansprache auf dem Forum Romanum, und innerlich war er immer noch ziemlich damit beschäftigt, diese Erfahrung zu verarbeiten. Denn so sehr ihn die Aktion des alten Turban-Trägers, ihn so einfach in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu ziehen, zunächst auch schockiert hatte, so sehr hatte er selbst Feuer gefangen, während er seine Gedanken in öffentliche Rede goss.


    Nicht, dass ihm eine solche öffentliche Ansprache wirklich behagt hätte, noch dazu auf dem Forum Romanum, aber ihn interessierte jetzt doch, ob er irgendwas von dem hatte rüberbringen können, was ihm in seinem eigenen Kopf umhergegangen war - und was sein neuer iulischer Bekannter denn selbst so für eine Meinung darüber hatte: "Ja, ich würde sehr gerne ein Stück mit dir gehen, Gaius! Aber sag mal: Was hältst du von dem, was ich gesagt habe? Als ich eben vor allen anderen stand, hast du ja laut gelacht - sah, ehrlich gesagt, wie Auslachen aus." Gerade eben hatte Caesoninus dem Verginier zwar auch Anerkennung gezollt, aber Caius war sich doch noch nicht ganz sicher, was er von seinem neuen Bekannten halten sollte - schließlich kannte er ihn kaum eine Stunde -, und das Lachen während seiner Ansprache hatte ihn stutzig gemacht. Kritik konnte Mamercus ertragen, sogar auch Gespött über seine ungeschliffene Art, wenn ihm aber jemand etwas vormachen wollte, war bei Caius Schluss mit lustig.


    Um seine neue Bekanntschaft zu dem an und für sich ja sehr sympathisch wirkenden Iulier nicht mit derartigem Misstrauen zu belasten, hatte Mamercus entschieden, gleich zu Anfang alle Missverständnisse auszuräumen. Er war gespannt auf die Erwiderung des Caesoninus und natürlich auch darauf, wie er, also der Iulier, denn wohl zum Kaiser stand.

    Der unverletzte Vigil hatte den kühlenden Lappen offenbar voller Ungeduld erwartet, denn kaum dass Caius wieder bei seinen neuen Bekannten angekommen war, entriss dieser Feuerwehrmann dem Verginius den Lappen, um damit unverzüglich seinen Kameraden Crispus zu versorgen. Mamercus verfolgte, wie der unverletzte Vigil die Brandblasen des Crispus zunächst mit Wasser benetzte und ihm dann zur weiteren Behandlung den Lappen überließ. Vorläufig freilich sorgte das Wasser auf den Wunden für noch mehr Schmerzen bei Crispus, so dass dieser aufstöhnte. Aufmunternde Worte seines unverletzten Kameraden sowie ein mitfühlender Blick des Verginiers aber mussten einstweilen als Unterstützung für Crispus reichen, denn viele Häuser rund um die drei Männer standen nach wie vor in Flammen und die Verletzung des Crispus war ja zum Glück nicht allzu bedrohlich.


    Deshalb fand Caius es auch verständlich, dass der andere Vigil nun wieder das Wort an ihn, Mamercus, richtete und ihn aufforderte, Wasser für eines der brennenden Häuser herbeizuschaffen, dem sie beide sich nun zuzuwenden hätten, während Crispus einstweilen für sich selbst würde sorgen müssen. Der Verginier folgte dem Blick des gesunden Vigil zu dem brennenden Haus, das dieser erwähnt hatte, und tatsächlich schlugen hohe Flammen aus ihm hervor: "Wird gemacht", entgegnete Caius auf die Order des Feuerwehrmannes. Diese Antwort aus des Verginiers Munde war jedoch durchaus voreilig: Dass der unverletzte Vigil und er nach der Erstversorgung des Crispus nun weiter gegen die Brände kämpfen mussten, war klar; unklar war Mamercus jedoch, wie er den Befehl des Vigils nun exakt ausführen sollte. Dennoch lief er gleich nach seiner Erwiderung los in Richtung Pumpe; Caius wollte sich vor dem Vigil keine Blöße geben mit seinen Verständnisschwierigkeiten, und außerdem war da noch immer dieses Hochgefühl einer - doch wohl eher: eingebildeten - eigenen Wichtigkeit, dem häßliche kleine Verständnisprobleme nur abträglich gewesen wären.


    Inzwischen war die Dämmerung über Rom hereingebrochen, und diese sich anbahnende Dunkelheit in Verbindung mit den grellen, irrlichternden Flammen erschwerten nicht nur dem Verginier die Orientierung. Etwa auf halbem Wege zwischen der Stelle, wo Crispus seine Wunden versorgte, und der Wasserpumpe der Feuerwehr wurde Caius plötzlich eines wütenden, heiseren Schreis gewahr. Der Verginius war sich nicht sicher, ob dieser Schrei ihm gegolten hatte, denn innerlich war er immer noch mit der Frage beschäftigt, wie er denn nun genau die Anweisung des Vigils umsetzen sollte. Da spürte Caius plötzlich einen schmerzhaften Tritt vor sein linkes Schienbein, der ihn beinahe zu Fall brachte. "Ich mach dich kalt, wenn du nicht aufpasst, du Ar...!" Mamercus brauchte einen Moment, um Gleichgewicht und Fassung wiederzuerlangen; dann sah er vor sich ein Bürschchen von schätzungsweise zwölf oder dreizehn Jahren, dessen vermeintliche Heiserkeit womöglich nicht nur irgendeiner namenlosen Wut, sondern auch dem ganz natürlichen Stimmbruch geschuldet war.


    "Spinnst du?? Was soll das???" Allmählich begann Caius den Schmerz des Trittes zu spüren, und ein kurzer Blick an sich herunter zeigte ihm, das Blut aus einer Wunde an seinem Schienbein trat; allerdings war dies sicher nur eine oberflächliche Fleichverletzung. "Weißt du das nicht?? Weißt du das nicht??? - Du hast es nicht einmal gemerkt!" Der Junge holte zu einem zweiten Tritt aus, doch dieses Mal konnte Caius ihm ausweichen. Dabei fiel sein Blick auf eine Frau, die sich einige Schritte entfernt am Boden krümmte, ohne jedoch ihn, Mamercus, aus den Augen zu lassen. Eine ungute Ahnung stieg im Verginius hoch, die er auch sogleich bestätigt bekam: "Du hast eben meine Mutter umgerannt. Und jetzt schau sie dir an! - Los, schau gefälligst hin!!"


    Ja, Caius schaute hin. Und dann bückte er sich zu der Frau hinunter: "Entschuldigung, es tut mir leid... Kannst du gehen, wenn wir dich stützen? Wir bringen dich in Sicherheit." Der Blick der Frau auf den Verginier war voller Misstrauen. Dann richtete sie sich aber, begleitet von einem tiefen Stöhnen, halb auf, wobei ihr Sohn ihr helfend zur Seite sprang. "Ist es weit?" wollte die Frau wissen. Caius deutete auf Crispus, der noch immer den Lappen auf seinen verletzten Fuß drückte. Der Verginier war sich zwar sicher, dass es ganz bestimmt gegen irgendwelche Vorschriften verstieß, verwundete Zivilisten mit verwundeten Vigiles zusammenzustecken; gewiss mussten verletzte Vigiles bevorzugt behandelt werden. Dieses Risiko aber wollte Caius hier eingehen, zumal sich mindestens der Junge ja vielleicht auch um Crispus würde kümmern können, noch einmal Wasser zum Kühlen holen oder so.


    Der Sohn der verletzten Frau und Caius legten sich jeweils einen ihrer Arme um die Schultern und gingen langsam, Schritt für Schritt, auf Crispus zu. Als sie schon fast bei dem verwundeten Vigil angkommen waren, wollte Mamercus wissen: "Schafft ihr den Rest vielleicht auch alleine? Ich habe nämlich eigentlich den Befehl bekommen, Wasser zu organisieren, um ein bestimmtes Haus zu löschen." - "Ist gut", antwortete die Frau. Vorsichtig ließ Caius sie daraufhin los: "Danke! Und noch einmal: Es tut mir sehr leid, was passiert ist." Dann wandte er sich ab und lief wieder in Richtung Wasserpumpe. Als er sich noch einmal nach der Mutter mit ihrem Sohn umschaute, sah er, wie schwer sich die Frau auf ihren Jungen stützte und dass sie sich mit der Hand, die Caius bis eben über seinen Schultern liegen gehabt hatte, den Bauch hielt. Die beiden hatten Crispus nun fast erreicht.


    Mamercus aber stand jetzt wieder vor dem Problem, den Befehl des unverletzten Vigils umzusetzen und Wasser zu organisieren zum Löschen des von dem Vigil bezeichneten Hauses. Ein, zwei Eimerchen, die Caius selber hätte tragen können, wären natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Also musste eine neue Eimerkette her! Der Verginier blickte sich um: Immer noch liefen unzählige Menschen zwischen den Häusern und auf der Straße hin und her, gerade noch wieder ein schlaksiger Mann in den besten Jahren. Genau diesen krallte Caius sich jetzt am Arm: "Halt! Wir müssen eine neue Eimerstaffette bilden von der Wasserpumpe bis zu einem bestimmten Haus. Du kannst stolz sein: Du bist der Anfang der Kette! Lauf zur Wasserpumpe und lass dir schon mal einen Eimer geben!" Verblüfft und überrumpelt zögerte der Schlacks zwar einen Moment lang, machte sich dann aber tatsächlich mit raumgreifenden Schritten zur Pumpe auf.


    Auf ähnliche Weise, mit Drohungen und Schmeicheleien - besonders für Letzteres war Alexandria eine hervorragende Schule gewesen -, brachte Caius noch etliche weitere Männer verschiedenen Alters dazu, sich in die Kette einzureihen, so dass schließlich eine kontinuierliche, wenn auch ziemlich aufgelockerte Eimerstaffette von der Pumpe zu dem brennenden Haus hin entstand. Caius wollte sich natürlich auch selber einreihen, doch erst gingen seine Augen noch unruhig hin und her:


    Wo war jetzt der Vigil, der ihm die Anweisung gegeben hatte? Und: Hatte Mamercus sie überhaupt richtig befolgt?

    Caius musste sich ganz schön strecken, um auf der einen Seite die Sklavin mit dem schnieken Schmuck, auf deren Verhalten jetzt so viel ankam, nicht loszulassen, und auf der anderen Seite an der umfänglichen Gestalt des dicken Reichen, der sich immer noch der Sklavin und dem neben ihr stehenden Verginier näherte, vorbeizuschauen, damit er sehen konnte, was sich im Rücken dieses Mannes abspielte: Die junge Frau, welche vorhin am Brunnen etwas zu der anderen Frau, deren Armband nun halb Rom suchte, gesagt hatte, verlor einige Pfirsiche, die sie in einem Korb mit sich geführt hatte. Mamercus wollte, als er dies sah, zunächst leise aufstöhnen, denn es konnte doch eigentlich nicht angehen, dass hier an gleicher Stelle nun schon wieder jemandem etwas abhanden kam. Dann aber begriff der Verginius, dass das Fallenlassen der Früchte offenbar nur ein Ablenkungsmanöver sein sollte, um den Sklaven des Dicken zu beschäftigen und auf diese Weise möglichst ungestört nach dem verlorenen Armband an dem Platz zu suchen, den zuvor die weite Tunika des Dicken verhüllt hatte. Wenn diese junge Frau solch ein Ablenkungsmanöver startete, um das Armband der anderen wiederzubeschaffen, dann musste sie wohl, so folgerte Caius, näher mit der Besitzerin des Armbandes bekannt sein; sie hatte ja auch anfangs am Brunnen einige Worte zu ihr gesagt.


    Das Manöver "Ablenken durch Frischobst" schien auch prächtig zu funktionieren, wie Caius mit diebischer Freude feststellte, zumal der Sklave des Dicken es aber auch so gar nicht zu durchschauen schien. Durchschaut hatte es dagegen ganz offensichtlich ein anderer braunhaariger und elegant gekleideter Mann, der sich den Sklaven in fast schon übertriebener Weise zur Brust und ihn auf diese Weise noch mehr in Beschlag nahm. Zusätzlich verwickelte auch die junge Frau mit dem Pfirsichkorb diesen Sklaven noch in ein Gespräch.


    Alles in allem also ideale Voraussetzungen, das verlorene Armband wiederzufinden, so dachte der Verginius sich das. Und tatsächlich konnte er an dem reichen Dicken vorbei jetzt auch sehen, dass die Frau, mit der er vorhin zusammengestoßen war und die das Armband vermisste, eifrig den Boden absuchte, über den die Füße des dicken Reichen gewandelt waren. Caius war sich nun sicher: Die ganze Sache würde gut ausgehen und das Armband gefunden werden. Zeit also, sich noch einmal der rothaarigen Sklavin mit dem Schmuck zuzuwenden: "Entschuldige mein Benehmen, aber ich kann dir das jetzt nicht erklären... ist kompliziert... wir suchen ein Armband... ich sag's dir nachher." Diese Worte stieß Caius so leise wie möglich hervor und ohne seine Lippen stark zu bewegen. "Spiel bitte einfach nur mit... bitte. Ist wichtig!"


    Bei diesen Worten blinzelte der Verginier ein bisschen zu dem Rotschopf hinüber. Als er dann wieder seinen Kopf wandte, um nach dem Stand der Armband-Suche zu schauen, musste er allerdings erkennen, dass hier nicht alles zum Besten stand: Die Besitzerin des Schmuckstücks, mit der er eingangs zusammengestoßen war, machte ihm nämlich ganz offensichtlich ein Zeichen, dass sie nicht fündig geworden war, was umso bedenklicher war, als sich unter den Zuschauern dieser ganzen Szenerie augenscheinlich auch schon Diebesgesindel eingefunden hatte. Zusätzlich schien die Besitzerin des Armbandes - so kam es dem Verginier jedenfalls vor - zu versuchen, irgendwie einen Blick unter das Gewand des Dicken zu erhaschen. Vermutete sie ihr Armband dort?


    Caius richtete seinen Blick wieder auf den Reichen, der mit schildkrötenartig-weit vorgestrecktem Kopf und in ebensolchem Tempo nun fast bis zu ihm und der rothaarigen Sklavin vorgedrungen war: In der Tat reichte die Tunika dieses Mannes bis weit auf den Boden, und es erschien nun auch Mamercus durchaus möglich, dass sich das Armband der jungen Frau irgendwie im Saum seines Gewandes verhakt hatte.


    Schnell musterte der Verginier nochmals die junge Sklavin, die neben ihm stand. Dann wandte er sich kurz entschlossen an den reichen Mann: "Jjjjjaahaa, hier bist du nun an der richtigen Stelle. Darf ich deine verwöhnten Augen zunächst einmal auf die Reifen an den Fußgelenken der Sklavin hier lenken?" Mit einem sanften Stoßen versuchte Caius die Serva dazu zu bringen, dem neugierigen Reichen einen ihrer Füße entgegenzustrecken, und hoffte inständig, dass die rothaarige junge Frau dabei mitspielte. "Ich kann mir Reifen dieser Machart, etwas breiter vielleicht, gut an deinen Fußgelenken vorstellen, werter Herr. Aber das muss man sehen... Darf ich es wagen? Darf ich wagen, dich zu bitten, kurz deine Tunika ein bisschen in die Höhe zu heben, damit wir alle uns die Reifen an deinen Fußgelenken vorstellen und dann eine kompetente Empfehlung aussprechen können?"


    Als der Dicke diese Worte vernommen hatte, blickten die Augen unter seinen buschigen, kohlschwarz gefärbten Brauen indigniert drein: "Wwwaaas? Hhier? Ist das nicht zu" - "Nein, das ist ganz und gar nicht zu", fiel Caius ihm schnell ins Wort, "Das ist klug: Denk nur, welch einmalige Gelegenheit!"


    Dieses Spiel war gewagt, Caius wusste es, und einen Augenblick lang schien der Dicke auch zu zögern. Dann aber siegten Eitelkeit und Gier über ihn; er drehte sich nach seinem Sklaven um, der ihm mit seinem Ungetüm von Tunika wohl behilflich sein sollte.

    Sofort nachdem Caius seine Anrede an den jungen, gutgekleideten Mann abgeschlossen hatte, schalt er sich innerlich schon wieder dafür, denn ihm wurde erst jetzt bewusst, dass er seinen Noch-nicht-aber-vielleicht-bald-Gesprächspartner aus dessen eigenen Gedanken gerissen hatte, was der junge Mann denn auch sogleich mit seiner ersten Äußerung bestätigte. Caius hatte ihn also: gestört. Und das war natürlich nicht seine Absicht gewesen.


    Der Verginier war daher erleichtert, dass der Jüngling ihm trotzdem antwortete: Bürger, Vertreibung der Könige, Freiheit... Die Worte des jungen Mannes zeigten Caius zunächst, dass er die Satzfetzen des Turban-tragenden Redners nicht gänzlich falsch zusammengesetzt hatte. Schön für den Verginius, doch half ihm das noch nicht sehr dabei, diese Lehren auch inhaltlich zu verarbeiten, auch wenn er natürlich wusste, welche geschichtlichen Ereignisse durch die wenigen Andeutungen aus dem Mund des jungen Mannes bezeichnet wurden.


    Tiefere Gedanken über diese Themen hatte Caius sich allerdings noch nie gemacht, ganz zu schweigen davon, dass er sich über sie eine eigene, fundierte Meinung gebildet hätte. Die Themen waren ihm zwar bekannt wie wohl fast jedem Einwohner des Reiches, waren ihm vermittelt worden von Eltern und Lehrern in der Elementarschule. Diskussion und Reflexion über diese Fragen waren für jemanden wie ihn, der von der Hand in den Mund lebte, jedoch nicht vorgesehen gewesen.


    Eigentlich, so stellte Caius nun gerade an sich fest, fand er das alles aber ziemlich interessant, und es betraf ihn ja auch, gerade ihn in besonderer Weise. Gerne hätte der Verginius deshalb mit dem jungen Mann, der ihm soeben bereitwillig Auskunft gegeben hatte, weiter über diese Themen gesprochen, und das konnte bei seinem Wissensstand nur heißen: dem jungen Mann zuzuhören. - Aber es sollte ganz anders kommen.


    Denn auf einmal stand der Redner mit dem Turban vor dem jungen Mann und ihm selbst und zerrte ausgerechnet den Verginier zu der Stelle auf dem Forum, von der aus er selbst bis vor Kurzem seine wirren Gedanken vorgetragen hatte. Beschäftigt mit seinen eigenen Überlegungen, hatte Caius gar nicht bemerkt, dass sich dieser Redner dem jungen Mann und ihm selbst zugewandt hatte. So war er vollkommen überrumpelt, ließ sich ohne Widerstand von dem Alten fortschleifen und brachte in Richtung des jungen gutgekleideten Mannes, dessen Meinung er so gerne kennengelernt hätte, nur noch die folgenden Worte über den Turban tragenden Redner hervor: "Auweia, der Typ hier muss ja vollkommen verrückt sein..."


    Gleich danach sah Mamercus sich allerdings auch schon einer gewissen Schar von Leuten gegenüber, die bisher dem bärtigen Redner gelauscht hatten und nun ihn, Caius Verginius Mamercus, erwartungsvoll ansahen - manche auch mit einer Portion Schadenfreude im Gesicht, so kam es dem Verginier jedenfalls vor. Er fühlte sich natürlich furchtbar unwohl; nichts in seiner Schullaufbahn hatte ihn je darauf vorbereitet, vor fremden Menschen zu sprechen. Gleichwohl erkannte Caius, dass Weglaufen hier nicht galt, und er wollte auch von sich aus auf keinen Fall kneifen. Einen kurzen Moment lang sah Mamercus an sich und seiner schon ziemlich abgestoßenen grünlichen Tunika hinunter, dann hob er seinen Kopf wieder und wandte sich an die Umstehenden: "Quirites!" Caius war sich ganz und gar nicht sicher, ob diese Anrede hier überhaupt passend war, aber er hatte sie irgendwann halt mal aufgeschnappt. "Quirites! Wir stehen hier auf dem Forum Romanum und sind umgeben von all den Gebäuden, in denen das, was Rom ausmacht, Gestalt angenommen hat. Hier gehen wichtige Teile der Verwaltung ihrer Arbeit nach, hier tagt der Senat, hier treffen sich die Bürger Roms, um ihre Gedanken über ihre Stadt und ihr Reich auszutauschen. - Gar nicht weit von hier liegt der Palatin mit den Palästen des Kaisers. Und die Frage ist nun, so habe ich es wenigstens verstanden: Gehören diese Paläste mit ihren Bewohnern auch zu den Gebäuden, in denen das, was Rom ausmacht, Gestalt angenommen hat? Oder lebt der Kaiser in einer Welt, die abgehoben ist von dem Volk auf dem Forum und auch auf den Märkten?" Gerade dieser letzte Punkt mit den Märkten war dem Verginier wichtig, hatte er doch dort weit mehr zu tun als auf Foren.


    "Ich sage euch jetzt, was ich darüber denke. Mein Name ist Verginius Mamercus. Ich bin Abkömmling einer etruskischen Familie, die ursprünglich aus Vetluna - ihr nennt es: Vetulonia - stammt. Etrusker, habe ich gesagt, ich gehöre also dem Volk an, das einst die Könige über Rom stellte, die dann von den Bürgern Roms vertrieben wurden." An dieser Stelle machte sich unter den Zuhörern Unmut breit, aber damit hatte Mamercus gerechnet. "Ich gehöre weiterhin einem Volk an, das nach tapferem Kampf von den Römern besiegt wurde. Stadt für Stadt haben Römer die Gebiete meines Volkes erobert. Und doch, obwohl ich also einem Volk angehöre, dessen König die Römer vertrieben haben und dessen Gegner sie waren in langen Kriegen - trotzdem bin jetzt auch ich ein römischer Bürger und stehe hier mit euch allen auf dem Forum im Herzen Roms. Und schaut doch euch selber an -" der Verginier deutete mit seiner Hand nacheinander auf bestimmte seiner Zuhörer, "hier steht ein Nubier, dort ein Germane oder Brite, dort ein Grieche - und wir alle gehören jetzt geeint dazu zu diesem Rom mit seinen prächtigen Gebäuden, mit seinem Wohlstand, mit seinen Gesetzen und mit seinem Frieden, den die Kaiser uns gebracht haben." Der Verginier holte Luft, um zum Schlussakkord anzusetzen: "Ja, die Kaiser. Denn erst mit den Kaisern ist Rom zu einer Heimat für alle seine Bewohner geworden und bietet allen die Chance auf ein Leben in relativem Wohlstand und Frieden."


    Caius Verginius Mamercus wusste nur zu gut, dass er selbst diese Chance, jedenfalls was den Wohlstand anging, noch nicht hatte nutzen können. Er wusste auch, dass viele Reiche nur danach trachteten, immer noch reicher zu werden, und zu diesem Zweck die einfachen Menschen aus dem Volke ausbeuteten. Dem Kaiser kam dabei aber nach Meinung des Verginius noch die geringste Schuld zu.


    Ob er diese und andere seiner Ansichten hatte verständlich machen können, das wusste Mamercus freilich nicht, und so war er gespannt darauf, was andere nun erwidern würden. Langsam wandte er seinen Kopf zu dem jungen, gutgekleideten Mann, mit dem er anfangs gesprochen hatte.

    Zitat

    Original von Caius Verginius Mamercus
    Mitte nächster Woche sollte es dann aber mit frischer Kraft hier weitergehen. :dafuer:


    Endlich mal wieder ein Versprechen im IR, das ich einhalten kann *ironisch auflach*.
    Bin wieder da, muss mich aber noch einlesen.

    Zitat

    Original von Caius Verginius Mamercus
    Vielleicht kündige ich das jetzt schon einmal an:


    Ich werde von Ende kommender Woche bis etwa zur Mitte der darauffolgenden Woche nicht online sein.



    Dass ich die Woche knapp mit der Zeit sein würde, wusste ich. Was aber dann alles kam...
    Ich erspar euch die Details (Handwerker, die eigentlich im Frühsommer hatten kommen sollen, standen unangemeldet auf einmal MI vor der Tür; DSL - mal wieder - einige Zeit nicht verfügbar -.^...) und entschuldige mich stattdessen bei allen, die auf mich gewartet haben.


    Die kommenden Tage bin ich auch noch komplett weg, wie ja bereits angekündigt. Mitte nächster Woche sollte es dann aber mit frischer Kraft hier weitergehen. :dafuer: