Zitat
Original von Aurelia Lentidia
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Sabinus hatte es im Gegensatz zu seiner Schwester keineswegs eilig gehabt, frühzeitig in der Villa Aurelia zu kommen, war aber auch einerseits mit der Toga gar nicht in der Lage gewesen, das Tempo Silanas mitzugehen, und andererseits ohnehin gewillt, die gravitas seiner Gens zu repräsentieren, sodass es außer Frage stand, sich hier zu benehmen, als wäre er irgendein dahergelaufener proletarius aus der Plebs. Seine Schwester war da leider noch ein wenig unbedarft, aber das würde sich hoffentlich legen, wenn sie ein wenig Routine mit solchen Veranstaltungen entwickeln würde. Es war einfach noch ein Frage der Zeit, sie war noch jung und je mehr Möglichkeiten hatte, an solchen Festen teilzunehmen, umso leichter würde es ihr fallen, ihre öffentliche Rolle als Mitglied der Gens Claudia wahrzunehmen.
Ich hoffe, du kannst ein wenig Verständnis für Silana aufbringen, Aurelia. Sie braucht noch ein wenig Übung und orientiert sich sonst immer an unserer anderen Schwester Sassia, so auch jetzt, auch wenn sie kurz besorgt war, da Sassia bei der Einladung als einziges Mitglied meiner Familie nicht erwähnt worden ist. Umso erleichterter war sie, als Sassia dann als Begleitung ihre Verlobten, dem Senator Flavius Scato doch noch über Umwege eine Einladung erhalten hat.
Soviel zur Tadelung der Auslassung Sassias, auch wenn er damit womöglich die falsche Person traf. Inwieweit es tatsächlich nur ein Versehen der aurelischen Schreibstube oder eine bewusste Nichteinladung gewesen war, war für ihn dabei ebenso irrelevant, wie die Mögichkeit, dass Sassia ja einfach als Gast zweiten Ranges, also als Begleitung ihrer Geschwister, hätte mitgebracht werden können, doch war die namentliche Aufzählung eben abschließend gewesen, was in diesem Fall einen gewissen bitteren Beigeschmack für den jungen Claudier war, auch weil Claudier eben nicht als Gäste zweiten Ranges auftraten.
Nichtdestotrotz gehe ich fest davon aus, dass Silana es sich nicht nehmen lassen wird, dich auch noch persönlich zu begrüßen, da sie sich ebenso wie ich über ihre persönliche Einladung gefreut hat und sehr gerne mit hergekommen ist. Ebenso wie ich mich auf diesen Abend sehr gefreut habe.
fügte er dann aber noch deutlich versöhnlicher hinzu, da sein Großvater ihm die Aurelia ja tatsächlich auch als Gesprächspartnerin ans Herz gelegt hat und seine etwas kryptische Betonung der guten Herkunft der jungen Frau wohl nichts anderes gewesen waren, als ein Hinweis darauf, dass sie sicherlich auch eine gute Partie für eine mögliche standesgemäße Ehe darstellte.
Die aurelischen Damen wiederum wissen als Gastgeberinnen zu strahlen und es uns Männern schwer machen, den Blick von ihnen abzuwenden.
Gut, vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, aber es war durchaus ernstgemeint, wenn auch durch jugendliche Unerfahrenheit etwas über Gebühr auftrug, aber womöglich gefiel das der Aurelia ja auch, jedenfalls hoffte Sabinus ja schon irgendwie drauf, weil die blonde Patrizierin ihm zumindest nicht unsympathisch war.
Bei ihrer nächsten Frage jedoch merkte man dem jungen Claudierschon an, dass er ein wenig unschlüssig darüber war, wie er die nun folgenden Wort so verpackte, dass sie die junge Frau nicht allzu stark vor den Kopf stießen. Kurz wanderten seine Augen über die Wand hinter ihr, seine Hände legten sich leicht verlegen vor seinen Bauch zusammen, aber irgendwann mussten die Worte auch raus.
Mein Großvater ist wohlauf, hat sich aber entschieden, der Einladung deines Onkels nicht nachzukommen. Er bat mich stattdessen an seiner Stelle die Einladung wahrzunehmen, lässt dir und deiner Familie aber die besten Grüße zukommen.
Nun ja, diplomatischer ging es wohl nicht, zumindest nicht, wenn hier ein junger Mann ohne konkrete Erfahrungen im politischen Bereich stand.
Du wirst also mit mir und meiner Schwester vorlieb nehmen müssen.