Beiträge von Aulus Claudius Sabinus

    Präzise Regeln waren immer gut. Zumindest war Sabinusdavon überzeugt, denn je mehr Grauzonen bestanden, desto leichter konnten sich Betrüger und andere böswillige Händler dahinter verstecken und ihre unredlichen Geschäfte abwickeln, ohne konkret gegen ein Gesetz zu verstoßen. Dennoch blieb eine Frage offen, die sich dem jungen Claudier grade aufdrängte.


    Nur wie wirkt es sich auf die Marktpreise und damit auch auf den Wettbewerb aus, wenn einige wenige wohlhabende Händler ihre Wettbewerber mit Schleuderpreisen und Geschenken verdrängen, weil sie es sich leisten können, danach aber praktisch alleine auf dem Markt sind und dann ihre Preise beliebig in die Höhe schrauben können?


    Nicht dass ihn das Schicksal des besitzlosen Plebs interessierten. Bei Wahlkämpfen sollte sie gut und gerne mit Lebensmittelspenden überschüttet werden, aber wenn irgendwann würde auch der reichliche Besitz der Claudier verringern, wenn zum Beispiel der Brotpreis plötzlich drastisch anstieg, weil es keine Wettbewerber mehr auf dem Markt gab.


    Nun, ich sehe mich durchaus als Mann der Religion, Scato, hatte allerdings auch noch nicht die Möglichkeit, mich aktiv in andere Bereiche einzuarbeiten. Glücklicherweise werde ich ja jetzt durch das Tirocinium einen Einblick in die Wirtschaft bekommen - und spätestens dann bei meinem Tribunat Kenntnisse des Militärs und der Außenpolitik sammeln können.


    Sehr gut. Damit hatte Sabinus dann auch seinen Einstieg in die Cursus Honorum organisiert, zumal dieser ja icht etwa mit dem ersten Wahlamt begann, sondern schon vielmehr mit der Vorarbeit dazu. Das was er in den kommenden Monaten lernen würde, würde ihm nicht nur bei möglichen Wahlkämpfen helfen, sondern auch in der konkreten Umsetzung politischer Vorgänge und dem allgemeinen Verwaltungshandeln. In diesem Sinne war er auch sehr zufrieden mit seinem zukünftigen Mentor während des Tirociniums.


    Die Lex Mercatus?


    erwiderte er danach, trank einen Schluck und hörte weiter genau zu. Das Marktrecht hatte bislang nicht zu jenen Bereichen gehört, mit denen er sich beschäftigt hatte, aber das konnte sich ja nun problemlos ändern. Für eine mögliche spätere Amtszeit als Aedil wäre dieses Wissen mit Sicherheit hilfreich, zumal sich dann später womöglich auch einige seiner eigenen Gedankengänge in dem Gesetz wiederfinden würden.


    Nun, ich bin hier um zu lernen. Von daher nehme ich die Lektion gerne an.


    fügte er nach den letzten Worten an. Es war sicherlich ein guter Hinweis, dass nicht nur die Religion, sondern auch die allgemeine Gesellschaft auf dem klassischen Do, ut des beruhte.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    „Ich bin erfreu...“ die Kaiserin wollte gerade mit ihrem üblichen Begrüßungsspruch beginnen, als ihr bewusst wurde, dass sie den jungen man sehr wohl schon kannte. „Claudius Sabinus ich bin erfreut, dich wiederzusehen.“ Sagte sie mit einem freundlich lächeln. „Heute entspricht meine Aufmachung ja wohl auch eher der einer Kaiserin. Als wir uns das letzten Mal sahen war ich wohl eher unpassend gekleidet. Nicht wahr.“ Sie zwinkerte dem jungen Mann unauffällig zu. Ja sie hatte den Mann wieder erkannt. Auch wenn er recht ruhig gewesen war. Sie ssich nur zu gut an den Tag erinnern, als sie ihrem Mann eröffnet hatte, dass sie ein Kind erwartete.


    Dankenswerterweise war Sassia ruhig genug, die Situation in seinem Sinne aufzuklären, während der Blick des jungen Claudiers für einige weitere Momente an der Kaiserin hing. sie sah einfach bezaubernd aus, doch konnte man das natürlich nicht so ohne weiteres sagen (zumal Lentidia ja auch noch in unmittelbarer Nähe stand). Immerhin war die Erziehung der Mutter an den Claudiern nicht vorbeigegangen, sodass sich auch Sabinus wieder fing.


    In der Tat, Augusta, und auch von mir noch die besten Wünsche für deinen Sohn.


    sagte er, nickte ihr noch leicht zu und blickte sich dann wieder zu seinen Schwestern um, die durch die gemeinsame Cena in der Villa Claudia deutlich mehr Anknüpfungspunkte mit der Kaiserin an.

    Kaum hatte er versucht, seine jüngere Schwester zu beruhigen, merkte Sabinus wie in ihm selbst nun ein wenig Nervosität aufkam. Ob sie ihn wohl wiedererkannte, nachdem er mit seinem Großvater in jener Audienz gewesen war, die sie mit der Nachricht ihrer Schwangerschaft praktisch gesprengt hatte? Wahrscheinlich nicht. Er war damals eher verstockt gewesen und auch jetzt merkte er, wie sich sein Kopf langsam aber sicher leerte, je näher sie kam, und als sie dann die ersten Worte an seine ältere Schwester richtete und Sassia zum Glück deutlich abgeklärter war, war sein Kopf so leer wie eine ausgelöffelt Pulsschale.

    Wie auch schon bei den anderen Wahlkampfveranstaltungen seines Großvaters, war Sabinus auch hier anwesend. Anders jedoch als bei der großen Wahlkampfrede auf dem Forum, stand er nun direkt bei seinen beiden Schwestern, auch heute wieder in eine gute Familientoga gekleidet. Gemeinsam mit seinen Schwestern jubelte er seinem Großvater zu, der nun im Wahlkampf nochmal zu Formen eines jüngeren Mannes auflief, ging es doch um nicht weniger, als um das höchste politische Amt, das ein Senator erreichen konnte. Kurz schwiff Sabinus ab und stellte sich vor, wie er selbst an diesem Ort stand und sich für die hohen politischen Ämter bewarb, doch war bis dahin natürlich noch viel Zeit und Arbeit notwendig.


    Großvater sieht großartig aus, nicht wahr?


    sagte er leise zu seinen Schwestern, bevor das Rennen an sich losging.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    Nach einem kurzen Moment ließ Scato seinen Arm und somit auch den Becher in Richtung Sessellehne sinken, noch immer etwas abwägend, hauptsächlich an den Lippen zu erkennen, erhob er letztlich die Stimme, "Ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht bin. Mit einem so erfahrenen Senator wie deinem Großvater in der Familie." sprach Scato, fuhr aber umgehend fort "Es ist natürlich naheliegend sich neue Blickwinkel anzueignen, eventuell die von jüngeren Senatoren also denen aus meiner Generation. Da du jedoch auch bald mein Schwager sein wirst, erinnere ich dich an die Implikationen eines Tironicum Fori." erklärte er und fixierte Sabinus mit seinem Blick "Es suggeriert stets eine gewisse politische Bindung, diese Bindung haben unsere Familien jedoch bereits durch Sassia und mich erschaffen, aus rein taktischer Sicht wäre diese Arrangement welches du anstrebst also gewissermaßen ohne Wert. Für deine persönliche Entwicklung als Politiker kann es jedoch sehr wertvoll werden. Solltest du dein Tironicum Fori also bei mir absolvieren wollen so würde ich mich natürlich freuen dir behilflich sein zu können, als Senator und als Schwager."


    Wie du schon sagst, es geht auch um neue, um junge Perspektiven.


    erwiderte Sabinus und trank noch einen Schluck Wein. Es stand für ihn außer Frage, dass er seinen Großvater respektierte, dass er seine Autorität anerkannte und natürlich auch vor diesem Gespräch seine Meinung darüber eingeholt hatte, ob ein Tirocinium fori bei dem Flaver sinnvoll war und auf seine Zustimmung stieß. Doch so sehr Sabinus seinen Großvater als Oberhaupt der Familie anerkannte und seine Meinung über alles stellte, so wichtig war es ihm auch andere, neuere, modernere Meinungen zu hören, solche, die näher an seiner Generation dran waren, als jene, die bei dem alten Senator über jahrzehnte des politischen und militärischen Lebens unverrückbar gefestigt waren. Was er an grunsätzlichen Dingen von seinem Großvater lernen musste, das lernte er ohnehin, doch wollte er auch eigene Meinungen bilden, eigene Standpunkte entwickeln und dafür brauchte er jemanden, der neue Ideen in Sabinus' Umfeld brachte.


    Die politischen Implikationen sind derweil ja bereits geklärt. Mein Großvater legt sehr viel Wert darauf, dass ich mein Tirocinium bei jemandem ableiste, der mich auf einen ehrenhaften politischen Weg führt und nachdem er bereits der Verlobung mit Sassia zugestimmt hat, ist dies der nächste logische Schritt.


    Politische Implikationen waren ein eigenes Thema bei den Claudiern. Sabinus würde dem Vorbild seines Großvaters folgen und sich keinen Patron nehmen, so wie es in ihrer Familie üblich war. Vielmehr würde er sich um Verbindungen bemühen, um Bündnisse, ob nun langfristig oder projektbezogen, aber eben immer im Sinne einer patrizischen Kooperation. Zumindest stellte er sich das so vor.


    Daher würde ich mich freuen, wenn du mich als Tiro fori aufnehmen würdest.

    Lentidia und er hatten zu Beginn noch keine Zeit, sich besonders intensiv miteinander zu unterhalten, doch nahm es Sabinus mit Erleichterung auf, dass sein Kompliment bei der jungen Frau gut angenommen worden war. Wenn sein Großvater sie schon als geeignete Patie für eine mögliche spätere Hochzeit wahrnahm- und dastrotz ihrer familiären Beziehungen zu einem Mann, den er nicht mochte, ja, dem er sogar tiefgehend misstraute, weswegen er auch die Einladung nicht angenommen hatte, Sabinus und seine Schwester aber sehr wohl hergeschickt hatte, damit die Gens Claudia bei diesem gesellschaften Ereignis vertreten war und zeigte, dass sie nicht in ihrer Villa dahinschlummerte. Im Gegensatz zu seinem Großvater war dem dem jungen Claudier nämlich sehr wohl wichtig, dass die Kontakte zu den übrigen patrizischen Gentes wieder intensiviert wurden, weshalb der Wolf auf seinem eigenen Siegelring heulte, was, wie er gehört hatte, eine Kommunikationsgeste der Tiere war. In diesem Sinne mochten die Beziehung mal besser, mal schlechter sein, aber in jedem Fall sollten und mussten sie alle miteinander reden, damit der Einfluss der patrizischen Gentes auch in der Zukunft gesichert war. Nach der Verlobung seiner Schwester mit Scato wäre seine eigene mit einer Aurelia ein weiterer Schritt bei dem Ziel, die Patrizier nach und nach wieder näher zueinander zu führen. Doch bis dahin würde noch viel Wasser den Tiber hinabfließen. Erstmal musste er hier seine Gens vertreten, gemeinsam mit seiner Schwester.


    Als er mit Lentidia bei der Gruppe der Flavier und Aurelier angekommen war, machte seine jüngere Schwester aber erstmal der Gens eine Ehere und entschuldigte sich formvollendet. Sabinus nickte ihr in einer Mischung aus Zufriedenheit und Aufmunterung zu und als sie sich dann neben ihn stellte, waren auch wieder die allgemeinen Formen gewahrt. Offiziell war sie als seine Schwester eben seine Begleitung und nicht das Anhängsel Sassias, die am heutigen Abend der Formen halber zu den Flaviern gehörte. Dann zog allerdings Lentidia wieder die Aufmerksamkeit auf sich - Sabinus musste anerkennen, dass sie darin ein unnachahmliches Talent besaß, was für die Zukunft zweifellos noch nützlich sein konnte, sofern sie dadurch nicht zu weit ging und ihren Ehemann in den Schatten sellte, so wie es bei einigen bekannten Frauen der Geschichte der Fall gewesen war - und stellte Sabinus dem Senator vor. Die Wortwahl des Mannes verriet, dass er nicht mehr mit dem Kommen von Sabinus' Großvater rechnete und dennoch musste die Nachricht von dem alten Senator überbracht werden, so wie er es gewünscht hatte.


    Salve, Senator Aurelius. Ich danke dir zunächst für deine Einladung, muss allerdings mitteilen, dass man Großvater nicht mehr erscheinen wird. Er lässt dir und den deinen allerdings Grüße zukommen und hat mich und meine Schwester Silana gebeten, ihn und und unsere Gens bei deinen Feierlichkeiten zu vertreten.


    Somit war der Verpflichtung Genüge getan, die persönliche Ebene aber konsequent von der Ebene der Gentes getrennt, denn zwar war der alte Senator nicht hier, die Claudier an sich aber sehr wohl, was hoffentlich als Zeichen gewertet wurde, dass die Claudier abseits persönlich Animositäten ihren gesellschaftlichen Vepflichtungen nachkommen und präsent sein wollten. So viel dazu. Im folgenden stellte der Aurelier die bereits bekannten und unbekannten Gesichter vor. Die Flavier grüßte er ebenfalls freundlich, der Duccius bekam ein interessiertes, aber nicht wirklich verbindliches Nicken und Corvina wurde mit einigen freundlichen Worten begrüßt.


    Doch auch hier verblieben sie nicht lang, da Sassia im nächsten Momet auf die Ankunft der Kaiserin hinwies, die natürlich die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden erhalten sollte. Bevor die Veturia allerdings bei ihn ankommen konnte, die anders als bei ihrem letzten, eher unkonventionellen Aufeinandertreffen bei der Audienz seines Großvaters nun in der ganzen Pracht der kaiserlichen Roben erstrahlte und Sabinus' Blick kurz fesselte, bevor er sich wieder sammeln konnte, lehnte er sich leicht zu seiner Schwester Silana hinüber.


    In Ordnung, keine Sorge und ganz ruhig.


    raunte er ihrzu, um sie vor dem Aufeinandertreffen mit der Kaiserin zu fokussieren, damit sie dabei nicht in eine ihrer Wolkenvillen wohnte und sich irgendwie unpassend verhielt, bei ihr wusste man ja nie. Zudem achtete er darauf, dass Lentidia in seiner unmittelbaren Nähe blieb, damit die Kaiserin bereits eine erster Assoziation zwischen ihr und Sabinus erhielt.


    Sim-Off:

    Da ich ein wenig hinterherhänge, habe ich mal die Begrüßungsfloskeln übersprungen und bin jetzt hoffentlich wieder auf einem Stand mit den anderen.

    Zitat

    Original von Aurelia Lentidia
    ...


    Sabinus hatte es im Gegensatz zu seiner Schwester keineswegs eilig gehabt, frühzeitig in der Villa Aurelia zu kommen, war aber auch einerseits mit der Toga gar nicht in der Lage gewesen, das Tempo Silanas mitzugehen, und andererseits ohnehin gewillt, die gravitas seiner Gens zu repräsentieren, sodass es außer Frage stand, sich hier zu benehmen, als wäre er irgendein dahergelaufener proletarius aus der Plebs. Seine Schwester war da leider noch ein wenig unbedarft, aber das würde sich hoffentlich legen, wenn sie ein wenig Routine mit solchen Veranstaltungen entwickeln würde. Es war einfach noch ein Frage der Zeit, sie war noch jung und je mehr Möglichkeiten hatte, an solchen Festen teilzunehmen, umso leichter würde es ihr fallen, ihre öffentliche Rolle als Mitglied der Gens Claudia wahrzunehmen.


    Ich hoffe, du kannst ein wenig Verständnis für Silana aufbringen, Aurelia. Sie braucht noch ein wenig Übung und orientiert sich sonst immer an unserer anderen Schwester Sassia, so auch jetzt, auch wenn sie kurz besorgt war, da Sassia bei der Einladung als einziges Mitglied meiner Familie nicht erwähnt worden ist. Umso erleichterter war sie, als Sassia dann als Begleitung ihre Verlobten, dem Senator Flavius Scato doch noch über Umwege eine Einladung erhalten hat.


    Soviel zur Tadelung der Auslassung Sassias, auch wenn er damit womöglich die falsche Person traf. Inwieweit es tatsächlich nur ein Versehen der aurelischen Schreibstube oder eine bewusste Nichteinladung gewesen war, war für ihn dabei ebenso irrelevant, wie die Mögichkeit, dass Sassia ja einfach als Gast zweiten Ranges, also als Begleitung ihrer Geschwister, hätte mitgebracht werden können, doch war die namentliche Aufzählung eben abschließend gewesen, was in diesem Fall einen gewissen bitteren Beigeschmack für den jungen Claudier war, auch weil Claudier eben nicht als Gäste zweiten Ranges auftraten.


    Nichtdestotrotz gehe ich fest davon aus, dass Silana es sich nicht nehmen lassen wird, dich auch noch persönlich zu begrüßen, da sie sich ebenso wie ich über ihre persönliche Einladung gefreut hat und sehr gerne mit hergekommen ist. Ebenso wie ich mich auf diesen Abend sehr gefreut habe.


    fügte er dann aber noch deutlich versöhnlicher hinzu, da sein Großvater ihm die Aurelia ja tatsächlich auch als Gesprächspartnerin ans Herz gelegt hat und seine etwas kryptische Betonung der guten Herkunft der jungen Frau wohl nichts anderes gewesen waren, als ein Hinweis darauf, dass sie sicherlich auch eine gute Partie für eine mögliche standesgemäße Ehe darstellte.


    Die aurelischen Damen wiederum wissen als Gastgeberinnen zu strahlen und es uns Männern schwer machen, den Blick von ihnen abzuwenden.


    Gut, vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, aber es war durchaus ernstgemeint, wenn auch durch jugendliche Unerfahrenheit etwas über Gebühr auftrug, aber womöglich gefiel das der Aurelia ja auch, jedenfalls hoffte Sabinus ja schon irgendwie drauf, weil die blonde Patrizierin ihm zumindest nicht unsympathisch war.


    Bei ihrer nächsten Frage jedoch merkte man dem jungen Claudierschon an, dass er ein wenig unschlüssig darüber war, wie er die nun folgenden Wort so verpackte, dass sie die junge Frau nicht allzu stark vor den Kopf stießen. Kurz wanderten seine Augen über die Wand hinter ihr, seine Hände legten sich leicht verlegen vor seinen Bauch zusammen, aber irgendwann mussten die Worte auch raus.


    Mein Großvater ist wohlauf, hat sich aber entschieden, der Einladung deines Onkels nicht nachzukommen. Er bat mich stattdessen an seiner Stelle die Einladung wahrzunehmen, lässt dir und deiner Familie aber die besten Grüße zukommen.


    Nun ja, diplomatischer ging es wohl nicht, zumindest nicht, wenn hier ein junger Mann ohne konkrete Erfahrungen im politischen Bereich stand.


    Du wirst also mit mir und meiner Schwester vorlieb nehmen müssen.

    Es gab Dinge, die funktionierten einfach nicht. Sich selbst den kompletten Rücken kratzen zum Beispiel, oder sich schnell in einer Toga zu bewegen, ohne sich die Stoffbahn vom Leib zu reißen, weil man drauftrat, oder eben darüber stolperte und nicht zuletzt die sorgsam geworfenen Falten an seiner naturfarbenen Wolltoga zunichte zu machen, an denen sein Leibsklave ewig lange gearbeitet hatte. Natürlich hatte er also etwas essen wollen, doch die meiste Zeit hatte zweifellos das Anlegen seiner Toga in Anspruch genommen. Das Ruckeln der Sänfte auf dem Weg zur Villa Aurelia war da schon fast wieder langsam und die offensichtliche Nervosität seiner Schwester machte es da kaum besser. Sie hatte ja so schon manchmal Hummeln im Hintern, aber heute Abend war es besonders schlimm mit ihr. Da halfen auch die beschwichtigenden Worte des Älteren nicht, waren sogar wohl eher kontraproduktiv. Sabinus hatte dabei auch kaum Zeit sich über die Worte seines Großvaters Gedanken zu machen und eigentlich war es ja auch ein sinnvolles Symbol, dass die Claudier nicht allzu früh da waren - also, zumindest diejenigen, die umittelbar eingeladen worden waren, denn Sassia hatte sich als Gast zweiter Reihe von Scato einladen lassen und hatte sich bereits früher mit ihm auf den Weg gemacht.


    Als die Sänfte vor der Villa Aurelia angekommen war, wurde Sabinus regelrecht von seiner kleinen Schwester überwältigt, die aus der Sänfte heraussprang und auf direktem Wege ins Atrium eilte. Kurz war der junge Claudier sprachlos ob dieses gesellschaftlichen Fauxpas und er würde sie wohl später noch mal zur Seite nehmen, doch bis dahin musste er sich erstmal aus der Sänfte herausschälen, ohne seine Toga zu ruinieren. Freilich konnte er auch danach das Tempo seiner Schwester nicht mithalten und so trat er einige Augenblicke später ins Atrium ein, wo er sich erstmal umschaut und - etwas verloren - Aurelia Lentidia in einem hübschen blauen Kleid erblickte. Die übrigen Gäste gruppierten sich bereits um andere Gastgeber, wo er auch Sassia, Scato und Silana erblickte, sodass er sich schließlich umwandte und auf Lentidia zuging.


    Werte Aurelia Lentidia.


    grüßte er sie, als er bis auf ein paar Schritte auf sie zugetreten war, und lächelte dabei leicht. Er benutzte den ganzen Namen, um Verwechslungen und damit verbundene mögliche Verlegenheiten zu vermeiden, ohne allerdings nur den vertraulicheren Cognomen zu nutzen. So eng waren sie ja nun auch nicht.

    Sabinus registrierte ser wohl den rhetorischen Charakter der Gegenfrage seines Großvaters, nickte leicht und blickte dann kurz aus dem Fenster. Es müsste sich zeigen, wie sich das lösen würde, aber da sein Großvater ihm nun auch schon die Aufgabe erteilt hatte, die Claudier dort zusammen mit Silana zu vertreten, sodass eine komplette Absage aus... Gründen leider auch nicht mehr in Frage kam. Zumal sein Großvater ja scheinbar auch noch gewisse Pläne mit Aurelia Lentidia ins Auge gefasst hatte. Auch die übrigen Aussagen über Senator Aurelius Lupus nahm er dann als logische Konsequenz darauf war und auch wenn er durchaus an der Pflege und Wiederherstellung von Bündnissen mit den übrigen alten patrizischen Gentes war, fragte er sich doch, wie sinnvoll das war, wenn seine Familie so behandelt wurde. Auch ihm entfuhr nun ein leises Seufzen, bevor er erneut nickte.


    Ich verstehe.


    sagte er schließlich, atmete einmal durch und blickte danach auf seine Unterlagen. Se Großvater gab ihm ohnehin zu verstehen, dass damit nun genug erklärt war. Immerhin hatte er eine Erklärung bekommen, was keine Selbstverständlichkeit war.


    Ich werde auf Silana achten. Gibt es sonst noch was, das ich tun kann?

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Nun, da die Feldzugsaison gerade ihr Ende gefunden hat und der Winter naht, wirst du genügend Zeit haben die Tänze und Rituale zu erproben, das sollte nicht das Problem sein. Deine Familie war stets bemüht um den Dienst an den Göttern, Claudius Felix..." Scato hielt kurz inne, musste er doch unweigerlich an einen der wenigen wahren Freunde denken die er hatte "...hatte vor seinem überraschenden Ableben die Position des Magisters der Salii Collini inne und brachte auch mich in die Bruderschaft. Ich denke es wäre ganz in seinem Sinne wenn ich deiner Familie diesen Gefallen ebenfalls tun kann."
    Scato trank einen Schluck, und stellte den Becher bedächtig ab...
    "Ich denke, dass du bereits bei der nächsten Sitzung der Bruderschaft in unseren Hallen vorstellig werden kannst. Der Princeps selbst ist ebenfalls ein Salier, genauso wie Manius Minor, es sollte also auch abgesehen von mir genügend Fürsprecher geben." versicherte er ihm und betrachtete diese Angelegenheit damit als abgemacht.
    "Hast du noch Fragen bezüglich der Bruderschaft?"


    Das lief doch alles sehr gut. Sabinus hatte zwar nicht unbedingt erwartet, dass es am Ende so einfach,schnell und unkompliziert klappen würde, seine Bewerbung für die Salier auszusprechen und diese dann auch noch positiv beschlagen wurde, aber eigentlich war es auch keine allzugroße Überraschung. Seine Vorfahren war ja auch Mitglieder gewesen und daher war sein eigener Beitritt praktisch folgerichtig.


    Zur Bruderschaft gibt es von meiner Seite keine Fragen mehr. Ich werde noch meinen Großvater bitten, mich in die inneren Angelegenheiten der Bruderschaft einzuführen, sodass ich dann in der nächsten Saison umso engagierter an den Kulthandlungen teilnehmen kann.


    antwortete er auf die Frage des Flaviers und fixierte den Blick auf ein Gemälde hinter ihm. Kurz dachte Sabinus nach, ordnete seine Gedanken und fuhr dann fort.


    Allerdings habe ich noch ein andere Anliegen. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Senator, bei dem ich das Tirocinium Fori absolvieren kann.

    Du glaubst, dass Sassia bewusst nicht eingeladen wurde?


    fragte Sabinus mit einer Mischung aus Verwunderung und Pikiertheit, konnte er sich doch kein Szenario vorstellen, in dem man Sassia nicht einladen wollte. Sie war ebenso angesehen wie die beiden anderen Geschwister, war mit einem Flavier in eine ordentliche Verlobung getreten, es gab also keine rationale Begründung dafür, sie bewusst meiden zu wollen. Zudem wäre es in diesem Falle ein Affront gegen die gesamte Familie, wenn eine der ihren als nicht würdig erachtet wurde, an einer solchen Feierlichkeit teilzunehmen.


    Und auch die folgenden Worte waren nicht grade dazu geeignet, die Verwirrung im Kopf des jungen Claudius aufzuheben, ganz im Gegenteil sogar. Langsam hob sich eine seiner Augenbrauen fragend und ein unsicherer Schimmer lag in seinen Augen.


    Senator Sextus Aurelius Lupus, Quaestorius, Haruspex Primus, Tribunus Latclavius der Zweiten Legion.


    murmelte er leise vor sich hin, bevor er seinen Blick auf seinen Großvater fokussierte.


    Hat der Aurelius nicht unter deinem Legat gedient?


    fragte er schließlich und vergaß dabei fast, dass es damals das ein Bürgerkriegslegat, ebenso wie ein Bürgerkriegstribunat gewesen war - in einem Krieg, der viele Opfer gefordert hatte und indirekt auch seinen Vater das Leben gekostet hatte.

    Natürlich war auch Sabinus bei der Rede seines Großvaters an der Rostra zugegen und wurde, ebenso wie seine jüngere Schwester, die das schmutzige Geschäft des Wahlkampf, von einigen stämmigen Leibwächtern vor möglichen Übergriffen geschützt. Ganz im Sinne seines Großvaters in eine einfache Toga gekleidet verfolgte er die Rede des alternden Senators sehr genau und ließ danach seine Blicke über die Menschenmenge auf dem Forum schweifen. Menecrates hatte schon als Praetor dafür gesorgt, dass der Aufstand der Sklaven mit harter Hand niedergeschlagen worden war und glücklicherweise war das alles noch jung genug, um den Menschen noch im Gedächtnis zu sein. Das Schlussthema war also sehr gut gewählt und zeigte erneut, aus welchem Holz sein Großvater geschnitzt war. Sabinus nickte zufrieden und beobachtete dann, wie die Sklaven begannen, die Wahlkampfspenden zu verteilen und suchte gleichzeitig in den abgehenden Seitengassen nach seiner kleinen Schwester.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Ich muss gestehen, dass ich erfreut darüber bin, dass du dich für Salii Palatini entschieden hast. Nicht überrascht, es liegt ja gewissermaßen in deiner direkten Familie, aber hocherfreut, junges und frisches Blut ist stets gerne gesehen und ich kann mir keinen Grund vorstellen, weshalb deine Aufnahme ein Problem darstellen sollte." erklärte Scato vorweg und lehnte sich dann etwas nach vorn "Natürlich ist die Bruderschaft nicht nur ein Ort um kontakte zu knüpfen. Wir dienen Quirinus, und unsere uralten Rituale müssen penibelst durchgeführt werden um den Pax Deorum zu stärken. Bist du vertraut mit den Tänzen Sabinus?"


    Nun war es Sabinus, der ein kurzes zufriedenes Nicken sehen ließ. Sassia würde bei dem Flavier gut aufgehoben sein, zumal sie ja auch selbst daran glaubte, dass sie ei gutes Leben mit ihm haben würde. Ob da nun auch noch Liebe im Spiel war oder nicht, spielte für den jungen Claudius dabei allerdings keine Rolle. Warum auch? Wenn sich aus der Ehe der beiden sowas wie Zuneigung entwickelt, gut für sie, wenn nicht, mussten sie sich eben anders verständigen. Wie auch immer sich das also entwickeln würde, die Hauptsache war, dass beide mit der Verbindung leben konnten und sie vielleicht auch für die Zukunft gewisse Vorteile für die Beteiligten bringen würde. So wie jetzt zum Beispiel.


    Es stand für mich außer Frage, dass ich meinen Pflichten als Patrizier nachkomme und mich um die Aufnahme in einer der traditionellen Sodalitäten zu bemühen. Allerdings bin ich bisher lediglich mit der Carmen saliensis vertraut. Die Tänze kenne ich bislang nur aus Büchern, also in der Theorie. In der Praxis werde ich mir diese daher noch aneignen müssen.


    führte Sabinus dann aus und trank noch einen Schluck Wein. Woher sollte er auch die Übung dafür haben, wenn er die ersten Jahre seines Lebens außerhalb von Rom verbracht hatte.

    Wie oft in den letzten Wochen hing Sabinuswieder seit einiger Zeit über seinen Schriftrollen, um sich ein von seinem Sklaven Memnon erstelltes Who is Who der römischen Gesellschaft einzuprägen, bevor er sich ganz in sein Tirocinium führen wollte. Als es klopfte hob er den Kopf, bat den Anklopfenden herein und erhob sich im nächsten Moment von seinem Platz, als er seinen Großvater erkannte.


    Selbstverständlich, Großvater.


    antwortete er auf die ersten Worte, hörte dann gut zu und schaute dann ein wenig sparsam.


    Ich hoffe, dass das nur eine Nachlässigkeit in der aurelischen Schreibstube war. Wie auch immer, um was geht es denn?

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Die Vorteile des Landbesitzes nicht wahr?" fragte Scato rhetorisch, natürlich kam der Wein von einem der flavischen Güter, die Traubenlese war in diesem Jahr besonders gut ausgefallen, sodass man die früheren Jahrgänge, etwas gereift, ruhigen Gewissens trinken konnte ohne sich Sorgen um einen möglichen Engpass machen zu müssen. Die Oliven aus den südlichen Gebieten wuchsen so zuverlässig wie die Sonne auf- und unterging. All das Nachdenken über diese salzigen kleinen Gewächse ließen ihn durchaus ein wenig Appetit kriegen, sodass er sich eine der Oliven griff und sie schnell in den Mund schob, bevor er sich etwas weiter in seinen Korbsessel zurücklehnte.
    "Nun, wie geht es deiner Familie? Ich hoffe doch Sassia ist wohlauf? Die jüngsten Aufstände haben sie recht mitgenommen." erkundigte er sich über das Wohlbefinden seiner Verlobten. Indes war er sich gar nicht mal so sicher ob Sabinus diese Verbindung überhaupt gänzlich unterstützte.


    Sabinus nickte leicht. Auch er hatte etwas Land von seinem Vater in der Nähe von Genua geerbt, dass bis heute noch von seiner Mutter für ihn verwaltet wurde, bis er in den Cursus Honorum einsteigen würde. Inwieweit er dann auch von den angebauten Dingen profitieren würde, musste sich aber noch zeigen, da er bislang noch keinen Überblick über die Erträge dort hatte.


    Wohl wahr.


    sagte er und trank einen Schluck von dem verdünnten Wein, der seinem Geschmack sehr entgegenkam.


    Sehr gut. Meine Familie ist soweit wohlauf und ich soll dir auch die besten Wünsche meines Großvaters und meiner beiden Schwestern ausrichten. In der Tat zehren die Geschehnisse um die Aufstände an den beiden Mädchen, aber ich denke, sie kommen gut damit klar und brauchen nur ein wenig Zeit, um das alles zu verarbeiten. Ich kann meine Worte und meinen Dank nur wiederholen, dass du dich während der Aufstände um Sassia gekümmert hast.


    führte er danach aus und blickte sich einige Momente lang im Arbeitszimmer des Flaviers um. Die Hauptsache war doch, dass alle gesund in ihren Häusern angekommen waren.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    Wie gewünscht erschien Claudius Sabinus pünktlich zur vereinbarten Zeit und Scato erwartete ihn bereits in seinem Officium. Als er mit Acanthus den Raum betrat lächelte der Flavier kurz und deutete dann auf den Sessel der auf der anderen Seite seines Schreibtisches stand.
    "Sabinus! Wie schön dich zu sehen, bitte, setze dich doch! Kann ich dir etwas anbieten?" fragte Scato und deutete auf die Schälchen mit Datteln, Oliven, und natürlich den obligatorischen Kännchen Wein oder Wasser welche auf seinem recht großen Tisch standen.


    Recht unkompliziert wurde Sabinus an der Haustür empfangen und wurde dann angenehm schnell zum Arbeitszimmer des Flaviers geleitet. Vor ihm ging der großgewachsene Türwächter, hinter ihm sein persönlicher Leibsklave, der Anweisungen hatte, die wichtigsten Punkte des Gesprächs mitzuschreiben und damit praktisch als zweites Gedächtnis des jungen Claudiers zu agieren. Auf dem Weg zu seinem Gesprächspartner zupfte er dabei nochmal seine gute Tunika zurecht, entfernte mit ein paar Handbewegungen kleinere Staubkörner und Fussel aus der Sänfte, bevor er schließlich in einen Raum eintrat, wo der Flavier bereits auf ihn wartete.


    Salve, Scato, die Freude ist ganz meinerseits.


    antwortete er auf die Begrüßung, erwiderte das freundliche Lächeln des Flaviers und setzte sich dann auf den ihm zugewiesenen Sessel. Ein kurzer Blick über die ihm angebotenen Leckereien folgte, bevor er sich eine Olive nahm und sich dann Wein und Wasser im Verhältnis eins zu drei in den Becher füllte.


    Von eurem eigenen Olivenhain und eurem Weingut?


    begann er mit Blick auf die kunstvoll verzierten Gefäße, die für einen patrizischen Haushalt wie selbstverständlich bei jedem Empfang eines Gastes dazu gehörten. Dass die Flavier derweil auch wirtschaftlich gut aufgestellt waren, ebenso wie die Claudier, war natürlich kein wirkliches Geheimnis. Sabinus wusste, dass Scato zumindest ein eigenes Weingut besaß und daher war es naheliegend, dass der Wein auch von seinem eigenen Vorrat war, wenn er nicht grade den guten Falerner für ihn herausgeholt hatte, was ihn allerdings auch sehr überraschen würde, da dieser ja nun wahrlich kein Wein für den Alltag war, selbst in ihren Kreisen nicht.

    Langsam wurde die Sänfte mit Sabinus vor die Villa Flavia Felix getragen und dort auf den Boden niedergelassen. Einer der Sklaven löste sich von den übrigen, während Sabinus die Sänfte verließ. Der Claudier wirkte entspannt und schließlich klopfte der Sklave an die Tür.