Beiträge von Iulia Phoebe

    Iulia lief ebenso wie ihr Vetter panisch vor den Banditen davon. Was wollten die nur von ihnen! Tränen in den Augen lief sie immer ein paar Schritte vor Caesoninus vor ihren Verfolgern weg, dabei jegliches Denken ausgeschaltet. Jetzt steuerte sie nur noch der Instinkt und der befahl unerbittlich zu Laufen. Zu laufen zu laufen und zu laufen. Doch lange hielt sie nicht mehr durch, ihre Lunge brannte schon wie Feuer. So sehr sie und Caesoninus sich abmühten, die Kriminellen kamen immer näher, nur noch Schritte von ihnen selbst entfernt. Teilweise konnten sie schon nach Iulia und Caesoninus fassen, doch ihr Vetter konnte alle Kontaktversuche abwehren, bis er stürzte. "NEEEIIIN!" rief Iulia voller Tränen, als sie sich im Lauf umdrehte und mitansah, wie Caesoninus am Boden aufschlug und die Banditen mit ihren Waffen über ihm waren. Sie wollte sich gleich wieder umwenden um sich selbst zu retten, in die Sicherheit fliehen und Hilfe holen, doch der Moment, als sie sich umgedreht hatte, um ihren Vetter stürzen zu sehen war fatal gewesen. Ein kräftiger Knüppel traf Iulia am Hinterkopf und es wurde schwarz um sie...


    - ENDE -

    Ganz wie sie erwartet hatte, spielte ihr Vetter natürlich den Entspannten. Caesoninus tat so, als ob ihn das noch gar nichts anginge und trieb seine üblichen Scherze, gepaart mit Ermahnungen zur Achtung der Familienehre. Iulia lächelte ihn an. "Natürlich werde ich angesichts deiner Ehefrau die Tugend wahren und unseren guten Namen nicht in den Schmutz ziehen, ich bin immerhin kein kleines Kind mehr Vetter. Wir werden schon einen Weg finden, um uns irgendwie zu verstehen und spätestens, wenn ich dann selbst heirate und aus der Domus Iulia ausziehe hat sich die Sache erledigt." Schelmisch knuffte sie Caesoninus in die Seite.


    Ganz Mann eben hatte er auch natürlich keinen Deut von seiner eigenen Hochzeit, was Iulia erheiterte. Vielleicht waren Hochzeiten ja wirklich eher ein Frauending, das die Männer nicht so sehr interessierte. Die sahen dabei wohl eher immer den hintenraus abfallenden zusätzlichen Reichtum und das Ansehen für sie, wenn sie die richtige Partie ehelichten. Gut, dann wollte sie ihm einmal ein paar erste Anregungen liefern. "Also bei standesgemäßen senatorischen Hochzeiten ist es laut meiner Mutter üblich, dass..." Iulia unterbrach sich und blickte auf die Straße vor ihnen. Sie waren nicht mehr allein.

    Iulia hatte eine aufregende Neuigkeit gehört, ihr Vetter Caesoninus wollte heiraten! Ein besonders aufregendes Thema, das sie und ihre Mutter Servilia Gemina besonders erregte, wo das doch auch bei ihr so ein zehrendes Thema war. Doch nachdem das mit der Verlobung im Hause Iulia erst einmal bekannt geworden war freute sie sich für ihn und hatte ihn gleich darauf bestürmt ihr doch bitte die Planungen zu überantworten, wo er sich ja sowieso nicht darum kümmern würde können während seiner Zeit in Germania Superior. Um alle Details planen zu können hatte sie ihn deshalb zu einem kleinen Nachmittagsspaziergang in der Nähe der Domus Iulia gebeten, da Iulia der Meinung war, dass es sich besser planen ließ, wenn man sich dabei die Füße vertrat. Aufgeregt fasste sie Caesoninus jetzt am Oberarm. "Na, Vetter, wie ist es so, wenn man sich verlobt hat? Bist du auch so aufgeregt? Oh wie sehr freue ich mich für dich, auch wenn es die olle Octavia Flora ist, die du ehelichen wirst! Sag mir doch bitte welche Vorstellungen du so bislang für die Hochzeit hast, damit ich das in meine Planungen miteinfließen lassen kann."

    Voll der Spannung lauschte Iulia ihren beiden Mädels. Stellas Geschichte kannte sie natürlich schon auswendig, doch das was Valeria Maximilla zu erzählen hatte war ziehmlich pikant. "Ein Peregrinus der dich mit einem Kätzchen umdrehen will? Das ist ein ganz Schlauer!" warf sie einmal bei passender Gelegenheit ein. Anschließend unterhielten sich Stella und Maximilla über die Katze. Diese Zeit nutzte Iulia, um sich ein wenig im heißen Wasser treiben zu lassen. Sie liebte die Hitze! Deshalb war es umso mehr schade, dass die beiden anderen bald schon wieder aus dem Wasser raus wollten. Solche Frauenzimmer!


    Iulia machte ein langes Gesicht. "Oooh, jetzt schon? Wo es doch jetzt erst so richtig gemütlich geworden ist im Wasser. Aber gut lassen wir uns massieren!" Sie stieg aus dem Wasser und ging in den Bereich mit den Massageliegen. Dort ließen sich schon ein paar Frauen die Muskeln durchkneten. Iulia wies die beiden anderen zu Liegen zu ihrer rechten hin. "Dort hinten ist noch was frei, seht, bei Audra, Amneris und Ovidia!" Audra, Amneris und Ovidia waren noch freie Masseurinnen im Raum, die Iulia gut kannten. Audra war Keltin, Amneris Ägypterin und Ovidia Italikerin aus Brundisium. Um sie auch gleich vorzuwarnen senkt Iulia beim Hingehen ihre Stimme und raunte Stella und Maximilla zu: "Diejenige die Ovidia abbekommt sollte ein wenig aufpassen. Sie hat starke Arme und fasst ihre Kundschaft mitunter etwas gröber an, als man das sonst so gewohnt ist." Bei den Massageliegen angekommen begrüßte sie Amneris mit einer Umarmung. "Salve, meine Liebe! Wie gehts dir!", ehe sie sich auch schon auf die Liege der Ägypterin drapierte. Nachdem das Massieren begonnen hatte, wandte sie den Kopf, um das Gespräch von vorhin wieder weiterzuführen. "Also Valeria sag mal, was hat dieser geheimnisvolle Thraker so an dich, dass er dir derart den Kopf verdreht, dass du sogar den Umstand außer Acht lässt, dass er Peregrinus ist? Mich würde das ja schon auf Abstand halten. Alleine der Gedanke, wie unstandesgemäß!" Der Gedanke daran was ihre eigene Mutter, die stets auf Tugend und gutes Römertum (also bei Iulia, nicht bei ihr selbst) bedachte Servilia Gemina sagen würde, sollte ihre eigene Tochter einmal so einen Nichtbürger anschleppen, ließ Iulia ein großes Grinsen ins Gesicht treten.

    Keine Angst... mit dir will sowieso niemand etwas zu tun haben, dachte sich Iulia spöttisch, als Antipater die neuen Spielregeln aufstellte wie und wann er in seinem neuen Heim gestört werden wollte. Er machte sich nicht gerade beliebt bei ihr mit seinen bissigen Nebenbemerkungen. Als er auf Caesoninus' Neuigkeit hin, dass Servilia Gemina ebenfalls hier wohnen würde, jedoch fast zusammenbrach, musste Iulia mit aller Macht ein Lachen unterdrücken. Die Art wie er ihre Mutter bezeichnet hatte ließ sie darauf schließen, dass die beiden vermutlich wohl nicht das beste Verhältnis zueinander hatten. Besser wohl sie ging sie später dann fragen, wenn sie ihr von diesem Ereignis erzählen würde, denn gewiss würde sich Servilia Gemina darüber freuen, dass Iulia jetzt wieder einen gesetzlichen offiziellen Vormund besaß.


    "Schön, wenn es weiter nichts gibt, ziehe ich mich zurück." und mit diesen Worten machte sie kehrt und verließ das Atrium.

    Heute würde wieder einmal die neueste skurrile Idee ihres Vetters diesen Tag und die Domus Iulia dominieren. Gestern, als das alles ausgemacht worden war, hatte sie noch nichts davon mitbekommen, doch heute früh, als die Sklaven dann schon emsig dabei gewesen waren in der Küche außerhalb der Essenszeiten leckere Dinge zu kochen, die Neuigkeit, dass das Mittagessen ausfallen würde und der Umstand, dass ein paar Männer praktisch den ganzen Hortus umbauten, ließ es sich dann doch nicht mehr verbergen, dass etwas im Gange war. Um hinter das Geheimnis zu kommen, packte sie einmal einen vorbeieilenden Sklaven am Arm und stoppte ihn. "Was geht hier vor?" wollte sie wissen.
    "Dominus Caesoninus wird am Nachmittag einen Faustkampf mit dem Sklaven Angus austragen, Domina. Alle im Haus lebenden sind zum zuschauen eingeladen." Dann lief er weiter. Iulia schaute nicht schlecht. Was hatte Gaius nur jetzt wieder vor! Sogleich lief sie los in Richtung seines Officiums, doch dort angekommen wurde ihr gesagt, dass der hohe Herr nicht anwesend und gegenwärtig am Forum Romanum wär.


    Hm, na gut, dann eben nicht. Trotzdem hielt Iulia das für sehr falsch was ihr Vetter da tun wollte. So etwas machten vielleicht arme Schlucker in der Subura, die sich gerade einmal einen einzigen Sklaven leisten konnten, doch nie und nimmer ein Angehöriger des ordo senatorius! Hoffentlich hatte er nicht auch auswärtige Gäste geladen, das wäre zu peinlich. So wartete Iulia also bis der Zeitpunkt des Kampfes angerückt war und begab sich dann hinunter in den Hortus, um sich das gebotene Schauspiel anzusehen. Zum Glück nur war ihre Mutter nicht im Haus heute, das hätte vielleicht wieder eine Standpauke gegeben. Natürlich nicht für sie, aber eben für ihren Vetter. Iulia setzte sich auf eine der Bänke und wartete darauf, dass es begann.

    Iulia Stella schien jetzt ähnlich in Gedanken zu sein wie Iulia Phoebe zuvor, da sie sich nicht weiter am Gespräch beteiligte, selbst dann nicht, als Iulia eine allgemeine Frage an sie und Valeria Maximilla gestellt gehabt hatte. Iulia hätte nur zu gern gewusst an was genau ihre Cousine gerade dachte. Meist waren es ja sehr interessante Gedanken.


    Valeria Maximilla indessen plapperte munter in einem fort. Natürlich über die männliche valerische Verwandtschaft. Iulia war ganz beeindruckt davon, dass Valeria noch einen weiteren ebenso klugen Vetter wie Flaccus haben sollte, jetzt stellte sie sich die ganze Gens wie so eine Art Verein für Superhirne vor. Wenn die alle so klug wären, würde sie selbst ja überhaupt nicht da reinpassen mit ihrer durchschnittlichen Schläue. Danach erzählte Valeria von ihrem zuletzt neu getroffenen Mann, doch den Namen enthielt sie ihnen vor. Iulia quietschte. "Jetzt mach es nicht so spannend und sag uns wer dieser geheimnisvolle Fremde ist! Kennen wir ihn? Und wer ist es bei dir Stella?" um auch die zuvor ergangene Frage an sie erneut zu bekräftigen.

    Nein nein es war andersherum. Es war wirklich ich die in ihn reingelaufen ist weil ich meine Nase in einem Buch gehabt hatte. Wegen dem Vorfall weiß ich deshalb auch noch ganz genau was das für eines war, nämlich eine Abhandlung über Heilpflanzen aus Westthrakien.“ So ehrlich musste sie schon sein. Flaccus trug keinerlei Schuld.


    Valerias Bemerkung über das „kreuzweise Verloben“ brachte Iulia dann doch wieder etwas aus ihrer peinlichen Berührung heraus und sie musste kichern. „Eine tolle Idee, aber wie hast du dir das vorgestellt bei uns drei Frauen und den beiden Männern? Sollen sich Stella und ich deinen Vetter etwa teilen, oder abwechselnd haben?“ Mochte natürlich sein, dass Valeria noch irgendwo einen zusätzlichen männlichen Verwandten für einen von ihnen zwei aus dem Hut zauberte, so oder so hatte es Iulia erheitert und deshalb fiel es ihr auch hinterher etwas leichter von jener ersten etwas peinlichen Begegnung mit Valerius Flaccus zu erzählen.


    Ich war auf der Suche nach neuen Schriftrollen als wir uns trafen. Valerius Flaccus war an jenem Tage dort, um ein Kommentar zu irgendeinem Gesetz an den Besitzer zu verkaufen. Welches genau das war weiß ich jedoch nicht mehr.“ Iulia hatte das dunkle Gefühl, dass es irgendwas mit einem Acker- oder Getreidegesetz zu tun gehabt hatte, aber was genau wusste sie nicht mehr. Auf jeden Fall irgendwas landwirtschaftliches.
    Ich weiß noch, dass wir uns über seine juristisch-schriftstellerische Tätigkeit unterhalten haben, was mir sehr imponierte, verbunden mit seinem Äußeren. Doch als ich ihn nach seinen weiteren Zielen fragte und was er noch im Leben erreichen wolle, erhielt ich nur ausweichende Antworten, was mir eher wieder weniger gefallen hatte. Ein Mann muss wissen was er will! Fragst du Stellas und meinen Vetter, dann wirst du vermutlich als postwendende Antwort „Senator“ zu hören bekommen und selbst wir drei hätten gleich eine passende Antwort parat, nämlich „gut Heiraten“, oder?“ fragte Iulia mit abwechselnden Blicken auf Valeria Maximilla und Iulia Stella.
    Unser Treffen endete damit, dass er mich und meinen Vetter zu sich nachhause in die Domus Valeria einlud, war ganz nett. Naja, wie stehts mit euch zwei? Wer ist jeweils der letzte Mann den ihr neu kennengelernt habt?

    Iulia stieg zusammen mit den beiden anderen aus dem Becken und wanderte hinüber ins wesentlich wärmere Caldarium. Dort ließ sie sich ins Becken gleiten und seufzte wohlig. „Aah, tut das gut! Ich denke ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass das Caldarium mein Lieblingsbecken ist! Ich mag es heiß“, kicherte sie.


    Genüsslich legte Iulia ihre Arme zu beiden Seiten auf den Beckenrand und ließ es sich gut gehen. Natürlich hatte sie nicht auf Valerias Frage vergessen. „Soweit ich weiß hat er keine feste Beziehung, außer dem einen oder anderen Liebchen. Du kannst also ganz unbesorgt sein. Dass er das Tribunat noch vor sich hat stimmt, aber soweit ich weiß muss das nur ein Jahr dauern.
    Es wäre schon eine lustige Idee, falls Maximilla ihren Vetter heiraten würde, vllt könnte sie in diese Richtung ja etwas nachhelfen in näherer Zukunft.


    Als Valeria dann die Sprache auf ihren Verwandten Flaccus brachte wurde Iulia wieder rot und nahm die Hände vom Beckenrand, um etwas tiefer ins Becken einzutauchen. Ein wenig war es ja doch peinlich. „Ich bin ihm in einem Buchladen auf die Füße getreten“, murmelte sie halb im Wasser versteckt zwischen ihren Brüsten hervor.

    Mit Interesse verfolgte Iulia Valerias Ausführungen über ihre hauseigene kleine Tierwelt. Die gute Valeria schien ja einen wahren Tiergarten zu besitzen! Auch erfuhr sie jetzt wo der Luchs abgeblieben war, nämlich zuhause in Germania. Einerseits schade, da Iulia ihn zu gerne nur gesehen hätte, doch andererseits auch gut. Nicht, dass er hier in Rom ausgerissen und ein Blutbad angerichtet hätte, was sie ihm durchaus zutraute, bei all den Schauergeschichten die sie über Luchse von einem griechischen Händler gehört hatte. Valeria hatte diesen nicht widersprochen, also schienen sie wahr zu sein. Iulia selbst hatte nie ein Haustier besessen und ehrlich gesagt verspürte sie auch aktuell keinen Wunsch danach. Sollte sie doch einmal den Wunsch verspüren etwas geflügeltes oder behaartes streicheln zu wollen wusste sie ja jetzt an wen sie sich wenden konnte.


    Schön langsam fand sie hatten sie genug Zeit im ersten Raum verbracht. Zeit also weiterzuziehen. "He, was meint ihr, wenn wir langsam ins caldarium weitergehen?" fragte sie, um zu sehen, ob auch die anderen weiter wollten. Bei der Frage nach einem passenden Heiratskandidaten fiel ihr eigentlich nur Iulius Caesoninus ein. Da Iulia noch nicht wusste, dass dieser sich kürzlich verlobt hatte, sprach sie frei von der Leber weg: "Danke, ich kenne Valerius Flaccus schon, aber der einzige ledige Verwandte in passendem Alter der mir einfallen würde wäre unser Vetter Gaius Iulius Caesoninus, oder findest du nicht auch, Stella?" fragte sie mit einem Seitenblick auf ihre Lieblingscousine und Ersatzschwester.
    "Vielleicht wär er ja was für dich. Er ist Angehöriger des ordo senatorius und bekleidet zurzeit das Amt eines Vigintivirs. Er nimmt auch andere öffentliche Aufgaben im Dienste des Praefectus Urbi wahr und ist ehemaliger Aedituus der Venus Genetrix."

    Iulia fand es toll, dass Valeria sich ebenfalls gut um ihre Sklaven kümmerte. "Ja, auch meine Familie sorgt sich gut um ihre Sklaven, es gibt ja auch genug andere Gentes, die sie wie Vieh behandeln. Ich halte das für keinen erstrebenswerten Umgang, wo Sklaven im Grunde ja auch nur Menschen sind, auch wenn sie das Pech hatten in die Unfreiheit zu geraten. Sind sie deshalb weniger wert? Ich denke nicht." Dass auch Flaccus gut zu seinen Unfreien war erfreute Iulia umso mehr und ließ ihre Zuneigung für den Valerier noch ein wenig wachsen.


    Auf andere Gedanken kam sie dann, als Valeria einen zahmen Luchs erwähnte. "Oh, wie interessant! Du hast einen Luchs? Wo ist er jetzt? Ich habe noch nie einen gesehen! Aber ich habe Geschichten davon gehört, dass das schlimme Menschenfresser sein sollen denen die wilden barbarischen Stämme in Germania Magna Kinderopfer an Neumondnächten darbringen, damit sie ihre Dörfer verschonen." Eine grausige Vorstellung und ausgerechnet ihr Verwandter, Iulius Caesoninus, musste bald in so eine gefährliche Ecke der Welt. Iulia hoffte so sehr für ihn, dass er keinem Luchs begegnete!


    Valeria hatte danach ihre Schamesröte entdeckt und sie darauf angesprochen, weshalb Iulia kiekste und dann für ein paar Momente mit dem Kopf untertauchte, um alleine zu sein und ihr Grinsen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Danach erst getraute sie sich wieder aufzutauchen und mit vorm Gesicht gehaltener Hand sagte sie: "Nein das hast du nicht, keine Angst! Doch sag mal, hast du denn schon irgend jemanden ins Auge gefasst der dir gefallen könnte?" fragte sie, um den Fokus weg von sich und zurück auf Valeria Maximilla zu lenken.

    "Ja genau, am besten mischt du auch etwas Butter darunter, das macht sie zwar die erste Zeit etwas fettig, doch dafür haben die Haare später umso mehr Kraft zum wachsen." Ein Trick den sie selbst einmal in jungen Jahren entdeckt gehabt hatte als junges Mädchen mit nichts als Flausen im Kopf die es ungemein spaßig gefunden hatte sich Butter in die Haare zu schmieren, egal was ihre Mutter, oder Iulius Proximus davon gehalten haben mochten.


    Anscheinend hatte auch Valerias Vater eine traditionelle Ansicht über die Ehe, das mochte wohl etwas gutes sein, Iulia war sich darüber aber nicht hundert prozentig sicher, wo sie ja alle keine Männer waren. Aber für einen Mann mochte es wohl etwas gutes sein traditionell zu denken, das sagte auch etwas über seinen Charackter aus. "Ich denke ich könnte meinen Ehemann nicht betrügen, wenn ich einmal einen hätte", hauchte sie. Sie war sich nicht völlig im klaren darüber, da sie generell eher männerfrei und enthaltsam lebte (da kannte sie Geschichten von anderen Gleichaltrigen, die fast jede Woche einen neuen Stecher hatten), aber ihr momentanes Gefühl sagte ihr, dass sie es wohl nicht könnte. Da war sie sich relativ sicher. "Ich bin sicher das er das tun wird!" meinte Iulia herzlich. "Du bist super lieb, ganz bestimmt wird er auch auf deine Wünsche Rücksicht nehmen!" Das kleine bisschen, was sie bislang vom valerischen Juristen kennengelernt hatte, sagte ihr, dass es wohl so sein würde. Flaccus schien kein kaltherziger Mann zu sein. Dann kam die große Frage aller Fragen, als Valeria wissen wollte, ob sie jemand hätten. "Ich..." Iulia wurde rot und brach dann in ihrem Satz ab und versuchte mir aller Kraft ihr Grinsen zu unterdrücken, was überhaupt nicht leicht war.

    Iulia Stella hielt sie irrtümlich zuerst für Florus, doch da musste sie sie leider enttäuschen. Sanft lächelte sie und blickte ihr in die Augen. "Nein, Iulia. Bloß deine Iulia."
    Dann nahm sie sie mehr in den Arm, um sie mit ihrer Präsenz zu trösten. Es achtete sowieso niemand besonders auf sie, wo sich schon ein eigenes kleines Tischgespräch gebildet hatte.
    "Erzähl mir was dir so durch den Kopf geht, dann ist es leichter für dich. Hast du Angst?"



    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina hatte auch bereits ihre Gruppe und ihr Thema gefunden, wenn auch schon etwas vom vielen hinuntergekippten Wein beeinflusst, als sie dröhnte: "Heiraten! Iulia Graecina! Na dann herzlichen Glückwunsch aber! Wer ist denn der Glückliche? Ich könnte schwören, dass meine Iulia auch mal heiraten sollte! Da kann sie sich wohl eine Scheibe bei dir abschneiden, was?" Servilia Gemina hickste.
    "Ich sag ihr ja schon immer wieder, dass sie sich endlich verheiraten soll, sonst wird sie noch als vertrocknete Jungfer enden und das wollen wir alle nicht. Welche Ver.. Verschwendung wäre das!" wieder hickste sie.

    "Oh.. danke hihi" Iulia war ganz angetan von Valerias Kompliment. "Wenn du dich immer gut um deine Spitzen kümmerst splissen sie nicht, zumindest mach ich das so. Und verdünnter Honig auf sie aufgetragen hilft auch hin und wieder."
    Ein Trick, den ihr Callista aus ihrer griechischen Heimat gezeigt hatte, wenn sie auch in ihrem früheren Leben als Kriegerin wohl eher wenig Verwendung dafür gehabt haben mochte.


    Dann wollte Valeria Iulias Meinung zum Thema Liebe haben, woraufhin sie ganz automatisch ihre Mutter zitierte: "Liebe hat keinen Platz in der Anbahnung einer Ehe durch den Pater familias, es zählt nur der politische oder wirtschaftliche Nutzen. Es ist schön, falls man seinen Ehemann zu lieben lernt, aber wenn nicht ist es auch nicht weiter von Belang. Ein Mann kann sich mehrere Frauen halten, solange er die Ehre seiner Frau nicht missachtet, aber wenn eine Ehefrau ihrem Ehemann untreu wird, wird sie nach dem Gesetz bestraft." Das war eine sehr republikanische Ansicht, aber genau in diesem Sinne hatte Servilia Gemina ihre Tochter ja auch erzogen, wo sie als Spross der Gens Servilia zu den ältesten heute noch existierenden Geschlechtern Roms zählte, die ihre alten Werte und Ansichten auch in Zeiten des Prinzipats noch immer behalten hatten. Natürlich hatte auch Iulia selbst darüber ergänzende und stellenweise auch abweichende Ansichten, die jedoch jetzt in so einer offiziellen Aussage keinen Platz fanden.

    Na vielen Dank auch, dass irgendwelche Geschäfte dir wichtiger sind, als deine eigene Nichte, dachte sich Iulia empört. Und dann hieß es immer die Iulier würden so viel Wert auf die Familie legen, ist klar!
    Dann schaffte es Antipater noch das zu toppen in dem er ihr eröffnete, dass er sie eigentlich für fett und hässlich gehalten hätte vor ihrer ersten Begegnung, also wieder was womit er "Pluspunkte" bei ihr sammelte und der Gipfel der Entrüstung waren natürlich seine unangebrachten Blicke, ehe der alte Geiferer sich seinem nächsten und letzten Opfer, Iulia Graecina, zuwandte.
    Als Antipater ihr den Rücken zudrehte, ließ Iulia es sogar zu ihre Maske kurz fallen zu lassen und ihrem Onkel einen bösen verachtenden Blick hinterherzuschicken.

    Diese jedoch war nicht in der Verfassung Antworten zu geben, da Iulia voll auf damit beschäftigt war immer wieder ihren Kopf unterzutauchen, damit ihre offenen Haare ganz nass waren, um sich dann in einer nahen Bronzespiegelung einer Säulenverzierung nahe des Beckenrandes die verschiedensten Frisuren und Haarknoten zu machen, um zu sehen wie sie wirken mochten. Mit nassen Haaren war das alles ja gleich etwas anderes und es interessierte sie gerade brennend welche Frisur wohl die passendste wäre, um Valerius Flaccus zu gefallen. Vielleicht Haarschnecken? Oder besser eine Art Korb? Oder ein Haarknoten im Nacken mit Affenschaukeln? Oder doch besser ganz klassisch? Klassische Aufsteckfrisuren waren nackt im Becken mit pitschnassen Haaren unmöglich hinzubekommen, dafür waren ihre Haare zu lang. Iulia war so stolz auf sie. Um nichts in der Welt konnte sie es übers Herz bringen sie abzuschneiden, wenn sie auch deswegen morgens immer etwas länger brauchte, bis Callista sie gekämmt und für die Öffentlichkeit passend aufgesteckt hatte. Sollte Maximillas' Verwandtem kürzere Haare gefallen, hätte sie ein Problem. Ob sie vielleicht Valeria einmal fragen sollte?


    Sie drehte sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zu den beiden anderen herum, beide Hände über dem Kopf in ihren vielen Haaren steckend und darin herumnestelnd (ein Wunder, falls sie mit ihnen wieder den Weg hinaus finden sollte) und bekam jetzt erst wieder halb mit, dass die beiden währenddessen weitergesprochen hatten. Am Ende hatte sie noch irgendwas von "...Wahl eines Ehemannes geht" mitbekommen. "Hä?"

    Vom Storch... ich bin vom Storch, war der erste Gedanke der Iulia durch den Kopf schoss, als Onkel Antipater (es fühlte sich immer noch komisch an diesen fremden Mann hier vor sich mit dem Prädikat "Onkel" zu versehen) seine Aufmerksamkeit ihr zugewandt hatte, um sie sich näher zur Brust zur nehmen (auch wenn es ihm umgekehrt bestimmt besser gefallen hätte).
    Iulia befeuchtete noch einmal kurz ihr Mundinneres und antwortete dann brav: "Mein Vater war Kaeso Iulius Iuvenalis, Onkel Antipater." Innerlich schüttelte sich Iulia. Brr es war ja noch eigenartiger, wenn man es laut aussprach!

    Es war eine unverhoffte Freude ihre Cousine hier vorzufinden. Natürlich hätte sie sie gefragt, hätte sie gleich von Anfang an in die Thermen gewollt, doch davor war eben noch der kleine Ausflug zu „Azhars Bücher, Schriften und Schreibbedarf“ gewesen, denn sie alleine unternehmen hatte wollen.


    Iulia lächelte Stellas neue Freundin freundlich an. "Salve, Valeria Maximilla! Ich freue mich auch meinerseits dich kennenzulernen. Sag, kennst du zufällig jemand namens Tiberius Valerius Flaccus?" Wäre doch ein lustiger Zufall, wenn es wirklich so wäre! So hätte sie heute dann doch jemand aus der Gens Valeria getroffen, wenn es auch nicht unbedingt die eine gesuchte Person war.


    Nachdem sich jetzt alle miteinander bekannt gemacht hatten wollte Iulias Cousine endlich ins Wasser. "Gerne! Ich habe überhaupt nichts dagegen!" flötete Iulia, denn sie freute sich schon die ganze Zeit darauf. Sie stieg gleich als erstes ins Wasser, es war angenehm lauwarm, eben genauso wie man das von einem tepidarium eben erwarten konnte. "Aah, so lässt sichs leben" seufzte sie entspannt. Valeria Maximilla stellte die Frage nach der Beckenreihenfolge, was Iulia sagte, dass sie wohl aus einer Gegend kam in der die römische Badekultur nicht ganz so ausgeprägt war wie in der Ewigen Stadt selbst. "Ich erkläre dir gerne wie das funktioniert, ich habe es ja auch erst sehr spät kennenlernen dürfen, da ich genauso wie Iulia Stella nicht ursprünglich aus Rom bin. Stella kam aus Hispania her und ich aus Misenum, wie stehts mit dir? Nun zu den Wasserbecken. Es gibt tepidarium, caldarium, sudatorium und frigidarium. Man geht von lauwarm, über das heiße Becken bis zum sudatorium, einer Art Schwitzbad. Dann kühlt man sich im unbeheizten frigidarium wieder ab."


    Sim-Off:

    Es ist wirklich wie verhext. Habe jetzt gut eine Stunde in vier verschiedenen Sprachen nach einem Grundriss inkl. einer Legende von den Agrippathermen gesucht, um die Thermenanlage ein wenig näher für Valeria Maximilla beschreiben zu können, doch es war einfach nichts aufzutreiben, außer Blankogrundrisse. :/

    Nachdem Iduna in Iulias Bett ein Kind zur Welt gebracht und ihr Cubiculum für eine geraume Zeit in Beschlag genommen gehabt hatte, war endlich der Tag gekommen an dem sie wieder an ihrem angestammten Platz in den Keller umzog und Iulia ihr Zimmer wiederbekam. Nach einem ersten prüfenden Blick in ihren Räumen sah sie gleich, dass sie eine neue Zimmereinrichtung bräuchte. Das Bett würde sie auf keinen Fall mehr benutzen nach allem was die Sklavin darin getrieben hatte, weshalb sie befahl es in den Hortus zu schaffen und mit allen von Iduna benutzten Kissen, Decken und Bezügen zu verbrennen. Während die Sklaven damit beschäftigt wären, würde sie selbst in eine der Basilicae gehen, um sich ein neues Bett und alles weitere nötige zu kaufen.