Beiträge von Marcus Sergius Stephanus

    Falcos Auslegung schien mir ziemlich klar und einleuchtend - zumindest ist sie wohl nicht völlig daneben. Aber warum eigentlich keine stärkere Interpretation: Ich, Stephanus, als Pater Factionis, dachte ich bei mir? Schicksal? Hybris? Ruinam praecedit superbiam? Nein, Falcos Interpretation ist zumindest kurzfristig die richtige, vielleicht später einmal..., so antwortete ich ihm:


    Ja, Falco Deine Überlegungen treffen sich mit meinen. Der erste Anschein des Wortsinnes, würde ja eine stärkere Interpretation nahelegen... Aber viellleicht muss man aber noch zwei bis drei Gedankenschritte einlegen. Die starke Interpretation, die mir zunächst sinnlos erschien.... Dann aber irgendwie durch das, was ich so alles gehört hatte, gab es mehr Sinn den Spruch sehr wörtlich zu interpretieren.


    Aber das kann nun eben die göttliche Prüfung sein, ob wir Sergier weiterhin der Hybris verfallen sind und daher nun uns übernehmen. Auf der anderen Seite steht etwas von Herausforderung annehmen. Hm... Herausforderung annehmen, gut, ...hm...oder nein.


    Also: Bleiben wir bei dem, was klar ist und hoffen wir darauf, dass das Unklare sich klärt. Ich werde also eine stärkere Rolle in der Politik der Factio einzunehmen versuchen. Wie machen wir das? Wo braucht die Factio mich? Was soll ich übernehmen?

    "So langsam beginne ich so einiges zu verstehen, aber fangen wir doch am Anfang an!,


    sagte ich zu Falco. Und dann erzählte ich von der Reise. Dem mühsamen Fußweg. Der Gastfreundschaft, die ich erfahren durfte. Dann Delphi die Monate des Studiums bei Plutrach, das Warten auf einen günstigen Orakeltermin. Dann machte ich eine dramatische Pause, holte unauffällig Luft und fuhr fort, indem ich sprach:


    "..Und dann war endlich der siebte des Monats gekommen und ich machte mich zur Pythia auf. Die Vorbereitungsopfer und die Vorzeichen liefen prächtig. Und ein Heiliger Schauer überkam mich. Dann fragte mich ein Priester nach meiner Frage, die ich mir natürlich zurecht gelegt hatte. Also ich sagte:


    Zitat


    So befragt für mich den großen Apoll, der seinen Dienern treu und seiner Pythia hold ist:
    Wie soll ich meiner gens zu Ruhm und ihr zu einem ewigen und guten Namen verhelfen?


    Dann antwortete mir die Pythia selbst, eine Ehre die ich gar nicht erwartet hatte. Und sie sagte zu mir:



    Ich verstand den Spruch nicht doch jetzt, wenn ich die Ereignisse betrachte ist es mir einiges klarer. Allerdings ist es mir fast zu klar. Die pythischen Sprüche sind doch nicht selten so, dass man denkt so muss es sein, und dann erfüllt es sich doch anders. Aber auf den ersten Blick scheint mir, dass ich die Praesina führen soll - was schon eine Herausforderung ist.


    Aber jetzt habe ich so viel geredet, was ist denn Deine spontane Reaktion?"

    Ich erhob mein Glas prostete den beiden zu und genoß den köstlichen Wein und ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. So fast ein wenig sinnierend merkte ich wie eine Stille auf mich zu kam, nachdem ich vorher das Wort Misenum von ferne gehört hatte.


    Hmm, dachte ich..alle schauen Dich so fragend an. Dann solltest Du auch mal was sagen. Hm


    Also, ähem., begann ich mich aus meinen Gedanken herauszuwinden, Misenum ja. Der Bewerber müsste wohl auch noch weitere Personen dazubringen nach Misenum zu ziehen. Er müsste meiner Meinung nach kreativ und charismatisch sein und doch jemand, der auch die Büroarbeit nicht liegen lässt. Also langer Rede kurzer Sinn. Wir sollten das Anforderungsprofil noch einmal genauer ausarbeiten. Und vielleicht auch noch einmal über Anreize nachdenken.


    Puuh. Ich musste mich wirklich wieder an das Arbeiten gewöhnen nach so langer absentia.

    Wenn mir nicht Deine Schönheit im Gedächtnis geblieben wäre, hätte ich es wahrscheinlich auch schon verdrängt.,
    sagte ich und tat so als ob ich charmant lächeln würde und fuhr mit echter Freude fort:


    Aber jetzt werden wir uns ja wohl häufiger zu sehen bekommen!

    Ich legte die Schriftrolle bei Seite, sprang auf, deutete eine Verbeugung an und sprach aus ganzem Herzen:


    "Und viel ist passiert, mein Consul! Viele Irrungen und Wirrungen habe ich erlebt, aber wie ich feststellen musste auch die Factio und unsere geliebte Roma! Doch nicht nur herausfordernde Dinge sind geschehen, sondern auch beruhigende: Ich beglückwünsche Euch, Dich und Deine verehrungswürdige Gattin, zu Eurem Kind. Dich zu Deinem Amt und dazu, dass die Factio - wenn auch geschwächt, doch immer noch existiert"


    Dann hörte ich ersteinmal, was er zu sagen hatte, bevor ich von meiner Reise und vom Orakelspruch berichten würde.

    Ich wandte mich an Aelia, deren Schönheit in meiner gens schon so einiges in Bewegung gebracht hatte, die allerdings keine Schuld daran trug und sagte mit einem halb freudigen halb wehmütigen Gesichtsausdruck:


    Ich glaube wir sahen uns schon mindestens einmal. Doch das war in einem anderen Leben, als sich mehrere Mitglider meiner Familia - unter anderem eine Katze - über alle Schnurrhaare in Euch..., aber es war wohl in einem anderen Leben

    Der Sklave brachte den Wein und die Venusbrüstchen - und er tat dies auf eine sehr vornehme Weise. Falco weiss wirklich wie man mit Sklaven umgeht.
    Auch wenn das freundliche Lächeln des Sklaven sich am Ende zu einem Grinsen verzog, sagte ich:


    "Vielen Dank! Du bist sehr zuvorkommend!"


    Dann probierte ich eine der Venusbrüstchen und mein Gaumen, der seit längerem keine solche Köstlichkeit zu sich genommen hatte, schien förmlich zu explodieren. Da wurde auch mein freundliches Lächeln breiter.

    Hmm eigentlich hatte ich ja nichts essen wollen, aber da dieser Sklave doch so aufmerksam war, wollte ich ihn nicht umsonst aufmerksam sein und sagte daher:


    Gut bring mir auch eine dieser Köstlichkeiten!


    Dann schaute ich mich etwas um. Falcos Bibliothek war außerordentlich gut sortiert. Oh da waren ja auch die Werke Platons und seiner Schüler...

    Ich hörte es und staunte. Wollte kurz noch etwas hinterherrufen, dachte mir aber nur, dass man sich immer zweimal sieht im Leben - beim zweiten Mal würde ich ihm für seine Heldentaten und seine Rettung Sullas bedanken. Jetzt schien er zu sehr beschäftigt seine patrizische Aura zu pflegen.

    "Ja die Bibliothek wäre mir sehr angenehm.",


    sagte ich und freute mich innerlich über diesen sehr aufmerksamen Sklaven, der nicht nur mich sehr freundlich und kompetent bediente, sondern gleichzeitig noch den Schnitzer des anderen Gastes, den er durch das höchstwahrscheinlich patrizische Überhören meiner Frage begangen hatte auszubügeln versuchte.


    Ich versuchte mir zu merken, diesen Sklaven bei Falco zu loben.

    Zuerst nickte ich dem nach mir gekommenen Gast zu, dann sprach der Ianitor, der sehr zuvorkommend war und uns etwas anbot, weshalb ich ihm antwortete:


    "Ja, bring mir etwas Wein! Und eine Sitzgelegenheit wäre auch nicht schlecht...!"


    Dann zu dem anderen Gast gewandt: "Mein Name ist Marcus Sergius Stephanus und mit wem habe ich die Ehre zu warten?"

    Ich ging auch in die Regia um dort mit dem Comes zu sprechen, ob und wie ich meinen Dienst wieder aufnehmen sollte.


    In seinem Vorzimmer traf ich auf einen Scriba, der mir bedeutete zu warten da die Magistra Scriniorum gerade bei ihm sei. Oh - dachte ich - und wartete.

    Noch bevor der Ianitor mir antworten konnte, klopfte es. Eines hatte sich also wenigstens nicht verändert in der Zeit meiner Abwesenheit: Falcos Haus war ein volles vielbesuchtes Haus und wenn man in seiner Porta auch warten musste, wartete man selten allein und lernte immer wieder neue Leute kennen. Ich war gespannt auf wen ich treffen würde...

    Nachdem ich durch die Stadt geschlendert war, kam ich - frisch gemacht und gepflegt - zur Casa Didia. Ich bemühte mich nicht zu eilige zu wirken und sprach den Ianitor an:


    Salve! Ich möchte Deinen Herrn Falco sprechen. Sag ihm, dass Marcus Sergius Stephanus aus Delphi zurück ist mit guten und unverständlichen Nachrichten. Wiir haben einiges zu besprechen.

    ... ein Sklave mir ein hervorragendes Mahl brachte. Nach so langer Zeit konnte ich es mir richtig gut gehen lassen. Dann überlegte ich welche Schritte zu tun sein. Als erstes zu Falco, dann in die Regia, dann, und dann, und dann.


    Also machte ich mich - nach einem kurzen Schläfchen zu Falco auf. In der Hoffnung, dass sich einiges klären würde und er Zeit hätte mit mir zu sprechen.

    Nach langer Zeit kehrte ich wieder in meine.. in unsere casa zurück die Rückreise war recht gut verlaufen. Nachdem ich mit einem einfachen Schiff in Fanum Fortunae gelandet war machte ich mich schnell auf den Weg nach Roma. Wie gut dass es die Via Flaminia gibt, dachte ich mir.


    Angekommen merkte ich wie viel sich verändert hatte und wie viel Zeit ich wohl brauchen würde, um zu erfahren was alles passiert war. Die Casa war in einem hervorragenden Zustand. Die Briefe stapelten sich.


    Sulla war nach Spanien umgezogen, aber momentan in Italia. Glaucia mit Preziosa verlobt und gerade zum Pontifex Minor erhoben. Es hatte verschiedene politische Erdbeben und Skandale gegeben, an denen die Unsrigen nicht immer unbeteiligt gewesen waren. Manches klärte sich. Ich musste unbedingt mit Falco sprechen.


    Schließlich ein Brief von der kaiserlichen Kanzlei. Man hatte mich zum Eques ernannt. Welche Ehre! Doch wie verhält man sich da - auch da könnte Falco mir helfen.


    Ich saß noch da und laß, als...

    Ich hörte den Spruch. Die Deutung auf den ersten Blick so klar und doch im letzten unklar. Was schwimmen die Delphine in blauem Gewässer? Es muss wohl viel in Roma passiert sein. Zeit zurückzukehren.


    So verließ ich nicht ohne dankbare Blicke und Worte den Tempel. Veranlasste die Aufstellung eines Weihesteins mit der Aufschrift:


    APOLLONI
    M SERG STEPH
    P SAP E CONS


    Dann machte ich mich so schnell wie möglich auf nach Roma. Nicht jedoch ohne mich von meinem "Lehrer" Plutarchos zu verabschieden. Zum Abschied gab er mir eine seiner Schriften mit "De anima" ich versprach sie zu lesen. Doch dann ging es auf nach Roma.