Für Balbus war die Sache abgehakt. Er hatte seine Zustimmung gegeben, nun konnten sie sehen ob Bato den Chauken als Gladiator verpflichtete. Zielstrebig lief der Chirurgicus voran und erwartete, dass Kaeso und Hiltbert ihm folgten.
Das Tablinium des Lanista lag an der Straßenfront des Ludus. Man hörte bereits Stimmen, als die drei sich näherten. Bato unterhielt sich mit Pugnax. Balbus klopfte.
"Intrate!" kam die Aufforderung von drinnen.
Der Lanista hatte es sich in seinem Sessel bequem gemacht und auch Pugnax flezte auf einem bequemen Lehnstuhl. Für die neu Hinzukommenden gab es nur noch einfache Klappstühle. Balbus schob Hiltbert einen Stuhl so hin, dass er Bato und Pugnax gegenüber saß. Kaeso und der Chirurgicus hielten sich am Rande des Geschehens.
Ganz in seinem Element wandte sich der Lanista an den Chirurgicus.
"Nun, Balbus, was kannst du uns vermelden? In welcher Verfassung ist Hiltbert?"
Balbus richtete sich auf. Man sah ihm an, dass er es genoss im Mittelpunkt zu stehen. Allzuoft kam das nicht vor.
"Hiltbert ist in guter körperlicher Verfassung. Keine erkennbaren Erbdefekte oder schlecht ausgeheilte Verletzungen. Sehr gute Muskelanlagen, ein ausreichend trainierter körperlicher Zustand. Mit dem notwendigen Kraft- und Konditionstraining wird er schnell den Zustand der anderen Kämpfer erreicht haben."
Der Chirurgicus schenkte dem "Schinder" ein gewinnendes Lächeln mit seinen abgebrochenen Schneidezähnen. Der nickte bejahend. Balbus fuhr fort.
"Das Blut ist gesund, die Untersuchungen von Urin und Stuhl stehen noch aus. Ich erwarte nichts besonderes. Morgen kann ich eine endgültige Aussage treffen."
Bato nickte zufrieden. Dann wandte er sich an Hiltbert.
"Hiltbert, dein Kampf war nicht wirklich beeindruckend..." Er machte eine bedeutsame Pause, sah den Chauken lange an und drehte derweil einen Holzstab zwischen den Fingern. "Dennoch willst du dich als Auctoratus, als Freiwilliger, für die Gladiatur verpflichten, nicht wahr? Weißt du, was das für dich bedeutet?"
Der Germane nickte. Bato begann dennoch ihn aufzuklären.
"Als Freiwilliger musst du denselben Eid schwören wie die Sklaven. Du versklavst dich für eine vorher bestimmte Zeit bis du diesen Holzstab, den rudis, als Zeichen deiner Freilassung erhältst." Wieder drehte er den Stab geschickt und zugleich bedeutungsvoll zwischen den Fingern. "Offiziell giltst du mit dem Unterzeichnen deines Auctoramentums als "infam", rechtlos. Aber eine politische Karriere strebst du wohl ohnehin nicht an, was?"
Schallendes Gelächster begleitete die rhetorische Frage des Lanistas. Balbus stimmte mit ein und sah auffordernd zu Kaeso hinüber es ihm gleich zu tun.
Hiltbert schüttelte den Kopf und Bato fuhr fort. "Du verpflichtest dich also, wenn du in meinem Ludus dienst zu 30 Kämpfen. Bezahlt wirst du je nach deiner Waffengattung und dem Palus, also dem Rang innerhalb dieser Armatura. Kennst du diese?"
Als der Germane wieder nickte, erweiterte der Lanista seine Vertragsbedingungen. "Pro Kampf erhältst du 25 % des Preises, den der Veranstalter für dich zahlt. Von ausgezahlten Siegesprämien erhältst du 50 %, Sachgeschenke gehören dir alleine. Dazu sind Kost und Unterkunft im Ludus frei, sowie eine einfache Garnitur Bewaffnung und Schutzkleidung. Du wirst nicht eingesperrt wie die Sklaven. Ist das akzeptabel?"
Der Chauke sah angesichts der Zahlen und Prozentangaben etwas überfordert drein. Pugnax raunte Bato noch etwas zu. Dieser nickte.
"Richtig. Ich vergaß. Der Ludus stellt den Chirurgicus für deine Verletzungen, im Falle einer Verletzung während eines Kampfes, die zur dauerhaften Kampfunfähigkeit führt, muss der Editor, also der Veranstalter, eine festgesetzte Summe zahlen. Wir haben ein Begräbnis-Collegium, in das aus deinem Preisgeld 1 % eingezahlt wird. Stirbst du trägt das Collegium die Kosten des Begräbnisses und des Grabsteins. Der Ludus hat ein eigenes Gräberfeld an der Via Borbetomagus. Sonst noch was?"
Er sah sich fragend um.
Nachdem kein Widerspruch kam besiegelten der Chauke und der Lanista den Contrakt mit einem Handschlag.