Beiträge von Publius Gavius Balbus

    Balbus und Kaeso schlenderten auf der Suche nach einem Geschenk für das Baby von Phryne durch die Markthalle. Kaeso fragte nach Balbus Gefühlswelt.
    "Ich bin kein Getriebener mehr. Das fühlt sich gut an. Diese unbedingte Liebe und Verlangen sind weg. Es fällt mir immernoch schwer Bato gegenüberzutreten, aber eher weil mir mein Verhalten peinlich ist."


    Der Assistenz erstand einen hübschen Stein in einem honiggelben Farbton. Kaeso und Balbus mussten ein wenig feilschen, dann aber erzielten sie einen fairen Preis.
    Balbus fand in diesem Geschäft nichts was seinem Wunsch entsprach aber an einem der Stände, die Tonwaren verkauften erstand er ein Ensemble aus einer kleinen Schale und einem ebenso hübschen Becher. Beide waren in hellem Ton mit geprägten Bildmotiven an der Außenseite. Ein Löwe prangte sowohl in der Tiefe der Schale als auch in dem Randfries des Bechers. Es würde dem kleinen Attis als Breischale und Becher für Milch oder später Posca dienen können.


    Zufrieden machten sich beide auf den Weg zurück zum Ludus.

    Balbus stand mit Kaeso gemeinsam vor der Tür der Casa Acilia und wartete auf Einlass. Er war sehr gespannt wie die Libertina lebte, mit der Kaeso nun ein Kind hatte und die sich bei dem Kultfest im Frühling so lasziv und freizügig gezeigt hatte.
    Von außen konnte man schon erkennen, dass es ein großes Haus war. Balbus erwartete ein entsprechnd luxuröses Innenleben. Phryne schien wohlhabend zu sein. Ungewöhnlich für eine Freigelassene.

    Kaesos Vorschlag in der Basilika nach einem passenden Geschenk zu suchen, fand der Chirurgicus sehr passend.
    "Gute Idee. Wir sind hier ohnehin fertig für heute. Ich sage Bato Bescheid, dass wir Heilmittel besorgen müssen. Dann können wir gehen."


    Balbus war heilfroh, dass er wieder zu dem Lanista gehen konnte ohne in Liebeswahn zu verfallen. Die Zeit im Tempel der Magna Mater hatte gewirkt und den Fluch von ihm genommen. Wesentlich entspannter konnte Balbus nun wieder seiner Tätigkeit nachgehen.

    Der reumütige Chirurgicus genoss die Atmosphäre der Kultvereinsfeier. Hier wurde gegessen und gezecht, gesungen und getanzt. Besonders eine hübsche kleine Sklavin mit blondem Haar gefiel Balbus. Bewundernd beobachtete er die sinnlichen Bewegeungen der jungen Frau.
    Als Kaeso nun den Vorschlag machte, er solle sich eine Frau suchen und eine Familie gründen, versuchte er sich vorzustellen ob die Kleine sich wohl eignen würde.


    Spät erst gingen die Gäste des Kultvereins nach Hause. Balbus bekam eine Decke uns nächtigte in dem Raum, der zuvor der Versammlung gedient hatte.

    Balbus hielt etwas unsicher die Einladung zum dies lustricus bei Phryne in der Hand. Klar kannte er die schöne Libertina, die Kaesos Geliebte war. Er wusste auch, dass sie ein Kind von ihm bekommen hatte. Aber dass sie ihn zum Namensfest einlud wunderte Balbus dann doch. Dennoch freute er sich. Als Kaeso ihn darauf ansprach nickte er lachend.
    "Ja, Phryne hat mich eingeladen. Was schenkt man denn da so? Ich war noch nie auf einer Feier zum dies lustricus."

    Balbus hatte einen typischen Tag im Kultleben der Magna Mater miterlebt. Nach der Reinigung kamen die vielen Bittsteller und Opfernden. Er selbst hatte sich eingereiht in die lange Schlange und auch geopfert. Nun stand seine kleine Kybelestatue bei den anderen auf dem Tisch mit den Opfergaben. Irgendwie nicht sehr befriedigend. Nicht anders als in anderen Tempeln auch.


    Den ganzen Tag begleitete er den Gallus und half wo er konnte. Er trug Opfergaben, schöpfte Wasser für die Reinigung aus dem Brunnen, der beiden Heiligtümern gemeinsam war.
    Mit dem Abend kam das Kultmahl. Interessiert, was ihn erwarten würde, betrat er den Raum. Es waren schon einige Leute versammelt. Junge und ältere, Frauen und Männer, Römer und Einheimische. Einige hatten Speisen mitgebracht, der ein oder andere Wein oder Bier.
    Kaeso kam und brachte Kerzen. Die Stimmung war fröhlich und freundschaftlich. Man nahm Balbus wie selbstverständlich auf. Es reichte sein Cognomen, mit diesem war er schnell in die Runde aufgenommen.


    Zunächst gratulierten alle Kaeso und Phryne zu ihrem Sohn Attis. Man kannte sich und so war die Freude groß. Kaeso wurde gebeten von der Geburt und dem Jungen zu erzählen. Der Gallus gab einige der Omina preis, die er nach der Geburt gesehen hatte. Und er überreichte Kaeso ein Schriftstück mit dem Horoskop des Neugeboren. Er würde es Phryne und ihm erklären, wenn er sie zum dies lustricus besuchen würde.


    Anschließend erzählte der Gallus eine Legende aus dem Mythos von Kybele und ihrem Heros Attis. Es ging um den Hochmut mit dem die anderen Hirten Attis verlacht hatten, als er sich in Kybele verliebt hatte. Balbus erkannte sich in diesen Hirten. Attis geriet in Raserei, verletzte sich selbst aus Sehnsucht nach Kybele. Der Chirurgicus wurde nachdenklich.
    Nach der Legende und den gemeinsamen Gebeten, assen sie gemeinsam. Die Stimmung wurde immer besser. Balbus vergaß sein schlechtes Gewissen ein wenig. Man scherzte, lachte, speiste und trank. Dann begannen einige der Fanatici zu singen und zu musizieren. Balbus feierte ganz selbstverständlich mit. Er prostete Kaeso zu.
    "Auf dich und Phryne und euren Sohn! Ich gratuliere dir! Es muss ein schönes Gefühl sein, Vater zu werden."

    Der Chirurgicus nickte auf die Frage nach dem Opfer. Er hatte Kaeso gebeten ihm eine Statuette der Kybele zu besorgen. Wo blieb der Junge nur? Er sollte doch auch hier sein. Balbus erklärte sich dem Gallus.
    "Ich habe eine Statuette der Magna Mater besorgen lassen. Kaeso soll sie hierher bringen. Ich warte auf ihn. Wenn meine Sühnemaßnahmen und das Opfer angeboten werden, werde ich der Göttin noch eine Votivtafel spenden."


    Dann reihte sich Balbus in die Schlange derjenigen ein, die sich dem üblichen Reinigungsritual unterzogen. Er fühlte die Blicke der Leute auf ihm. Der ein oder andere mochte ihn kennen aus seiner Tätigkeit als Chirurgicus und Betreuer der Gladiatoren. Es würde eine harte Prüfung werden.

    Einen Tag vor der Schwarzmondnacht erschien Publius Gavius Balbus im Tempel der Kybele. Er reihte sich in die Schlage der Wartenden ein. Neugierig lauschte er den Gesprächen. Eine Frau erzählte, dass die Große Mutter ihrer Schwiegertochter endlich den lang ersehnten Sohn geschenkt habe. Diverse Opfer und Gebete waren nötig gewesen, doch während es der ägyptischen Isis nicht gelungen war, Secunda den Stammhalter zu beschaffen, war die unfruchtbare nach dem Frühlingsfest der Göttin schwanger geworden und hatte vor wenigen Tagen einen propperen Sohn geboren. Balbus lauschte weiter, wie die Matrone berichtete, ihr Sohn habe seine Secundina schon verstoßen wollen, weil sie gar überhaupt nicht schwanger wurde, trotz eifriger Bemühungen. Dann aber sei Secundina eine der Mysten der Kybele geworden und hatte sich zur Fanatica in den Geheimkult einweihen lassen.


    Die andere Frau, der sie die Geschichte erzählte hörte erst aufmerksam zu. Dann kicherte sie. "Sieht der Junge deinem Sohn denn ähnlich?" wollte sie wissen.


    Die Matrone guckte einen Moment fassungslos, bis sie verstand worauf die andere abzielte. "Wage es ja nicht meinem Sohn Zeugungsunfähigkeit anzudichten, Lucretia! Die Riten der Kybele sind zwar geheim aber bei weitem nicht so orgiastisch wie ihr denkt! Oh, welch bösese Gerücht...."


    Die andere kicherte wieder. Doch dann wurden sie unterbrochen. Der Gallus erschien. Er erkannte Balbus und lächelte ihm zu. Das Herz des Chirurgicus sank ihm in die Knie. Jetzt würde bald er das Zentrum des Spottes sein.

    Wie hieß es in dem Sprichwort doch. Verläumdest du andere so bleibt immer etwas hängen.
    Balbus erfuhr nun am eigenen Leib, wie es war wenn man auf andere mit dem Finger zeigte. Er hatte Kaeso verlacht, ihm nachgesagt als Fanaticus eine Tunte zu sein, Männer zu lieben und vieles mehr. Und nun stand er in der langen und langärmligen, fliederfarbenen Tunika auf dem Hof des Ludus und musste sich den Spott der Gladiatoren und vor allem des Lanistas gefallen lassen. Bato lachte über ihn. Und wie! Schallend lachte er und Balbus wäre am Liebsten im Boden versunken.


    Doch das Lachen und die Verhöhnungen endeten und Bato holte Balbus zu sich ins officium.
    "Das gibt es doch nicht! Noch so ein Verrückter in meinem Ludus! Bei allen Göttern Roms, bei Hades und Nemesis ich verbiete dir in so einem Aufzug zur Arbeit zu erscheinen! Du verdirbst mir die Kerle! Wenn ich dich morgen noch einmal in diesem tuntigen Aufzug im Ludus sehe, bist du entlassen! Ich beurlaube dich bis zu wieder bei Sinnen bist! Und in dieser Zeit erhältst du keinen Lohn!"


    Die Sühnemaßnahme hatte es in sich. Die Göttin verlangte Wiedergutmachung und Balbus war bereit alles dafür zu tun, wieder ein Mann zu werden. Endlich wieder Bato ansehen zu können ohne mit vor Sehnsucht vor ihm zu vergehen. Und endlich wieder bei einer Frau seinen Mann zu stehen. Doch die Sühne war hart. Mit fest aufeinandergebissenen Zähnen ging der Chirurgicus fort. In wenigen Tagen war Neumond. Dann hoffte er von seinem Leiden erlöst zu werden. Bis dahin würde er sich außerhalb der Stadt in einer Mansio einmieten. Bloß nicht länger das Objekt des Spotts und des Hasses Batos sein.

    Der ungläubige Blick Batos war schon ungut, aber das hinterhältige Grinsen, was Balbus` Versicherung folgte, dass er den Urlaub für ein dreitägiges Ritual im Kybele-Tempel benötigte, fühlte sich an wie eine schallende Ohrfeige. Und dabei hätte er den Lanista am liebsten umarmt, ihm geschworen niemals den Tempel der phrygischen Göttin zu betreten, wenn er ihm ein Signal der Hoffnung geben würde, dass sie ein paar werden könnten. Heimlich selbstverständlich, ohne das Wissen der Gladiatoren. Doch Bato schien nur Hohn und Spott für ihn übrig zu haben.


    "Ha, ich glaube es ja nicht! Noch so ein Verrückter! Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Ich fasse es nicht! Erst Kaeso, der sich im Tempel dieser phrygischen Götterschlampe mit einer stadtbekannten Hure paart und dann du! Du? Ausgerechnet du, Balbus! Wo du doch all die Jahre, die ich dich kenne, jedem Rock nachgestiegen bist. Kein Weibsbild war vor dir sicher auch wenn sie noch so hässlich war. Hauptsache sie hatte Titten und einen gierigen Schoß. Bist du jetzt auch unter die weibischen Tunten des Orients gegangen oder willst du dich gar rituell kastrieren lassen?"


    Balbus ließ den Kopf hängen. Was sollte er sagen? Sollte er Bato verraten, dass er verflucht war? Dass er jede Nacht davon träumte, es mit Bato zu treiben und Hand in Hand mit ihm in den Circus zu gehen? Seite an Seite mit ihm auf der Tribüne stehend die Kämpfe der Gladiatoren bewundern wollte? Nein, das ging nicht.
    "Ich fühle mich nicht wohl Bato. Das Ritual, das ich in diesen drei Tagen vollziehen werde, soll meiner Genesung dienen. Bitte sag "ja".


    Der Lanista schüttelte ungläubig den Kopf.
    "Es scheint dir wirklich nicht gut zu gehen. Ich hoffe der ganze Hokuspokus hilft was, sonst muss ich mich wohl bald nach einem neuen Chirurgicus umsehen. Sei´s drum. Du kannst den Urlaub haben."


    Erleichtert neigte Balbus ein wenig das Haupt. "Danke, Bato. Du wirst es nicht bereuen! [SIZE=7]Hoffe ich[/SIZE]." Die letzten Worte flüsterte er.

    Wie ein geprügelter Hund watschelte der Chirurgicus mit eingezogenem Kopf neben Kaeso zum Ludus. Ja, er wusste, dass er selbst die Schuld trug an seiner Misere. Und er musste seine herblassende Behandlung schwer büßen.
    Also erwiderte er nichts weiter sondern machte sich darauf gefasst, was ihn im Ludus erwarten würde, wenn er erst Bato um Urlaub ersuchte und dann eine Woche vor dem Neumondritus im farbigen langen Gewand Dienst tat.

    Dieses Mal störte sich der Chirurgicus nicht an der Kritik seines Gehilfen. Ihm war klar geworden, dass es wohl zu seiner Sühneaufgabe gehörte sich zum Affen zu machen. Mit langsam wachsendem Verständnis hörte er Kaeso zu. Ja die Haruspices waren auch so komische Kerle. Was erwartete man auch von einem Etrusker. Denn schließlich kam der Kult der Haruspices aus der etruskischen Religion. So so, die Festgewänder drückten Lebensfreude aus. Naja, das war tatsächlich ein Gut, das Balbus für sich gerne in Anspruch nahm. Er nickte also während er einen Fuß vor den anderen setzte.


    Schließlich dachte Kaeso laut über das Sühnegewand nach. Ein Sack? Kein buntes Gewand? Balbus hielt Kaeso am Ärmel seiner Tunika fest.
    "Hör zu. Ich will wirklich wieder befreit werden von diesem Fluch. Ich nehme alles hin, wenn ich nur endlich nicht mehr Bato hörig bin. Besorg mir ein buntes Gewand. Nicht zu weibisch aber zumindest so, dass die Göttin Gefallen daran finden wird. Ich will es die Woche vor dem Neumond schon anlegen. Auch während meiner Arbeit im Ludus. Das dürfte hoffentlich genug sein. Oder? Was meinst du?"

    Resigniert zuckte Balbus mit den Achseln.
    "Hmm. Ja, vielleicht. Im Prinzip kann mir niemand mehr helfen... mein Ruf ist ruiniert. Der Gallus möchte dass ich im Tempel drei Tage mit Reinigungs- und Sühneritualen verbringe. Das ist natürlich eine Bürde. Aber ich bin fest entschlossen. So kann es nicht weitergehen. Ich will wieder ein Mann sein. Und wenn ich dafür vorher eine Tunte werden muss dann ist es so. Kannst du mir helfen ein passendes Sühnegewand zu besorgen, das der Göttin Kybele gefällt?"


    Mit gesenktem Kopf machte sich Balbus auf den Rückweg zum Ludus. "Ich werde gleich Bato um Urlaub bitten. Oh bei Jupiter, ich werde im Boden versinken. In weniger als zwei Wochen wissen es alle. Bestimmt tratscht er es gleich herum."

    Als der Priester des eigenartigen Kultes zu ihm kam und ihm den Segen seiner Göttin überbrachte nickte Balbus nur. Er war so verzweifelt, dass er den Segen jedes Wüsten- oder Waldgeistes dankend angenommen hätte. Also erhob sich Balbus und begann mit dem greisen Priester in den Arkaden des Heiligtums auf und abzugehen. Er berichtete von seiner Liebe zum schönen Geschlecht und verschwieg auch nicht, sich über Kaeso als Kultanhänger der Kybele lustig gemacht zu haben, ja sogar ihn, den Gallus als Tunte verlacht zu haben.
    Leise beichtete er und hielt den Kopf tief gesenkt. Der Gallus war erstaunlich gelassen. Balbus hatte Wut erwartet, Zorn und vielleicht, dass man ihn des Heiligtums verweist. Doch nichts dergleichen geschah. Der mit brüchiger Stimme sprechende Priester verlangte eine Sühnemaßnahme von ihm. Er solle sich selbst aussuchen, was passend wäre. Und er erwartete ein Ritual im Tempel.


    Der Chirurgicus biss die Lippen aufeinander. War das nicht Sühne genug? Alle würden ihn sehen können. Drei Tage würde er dort verbringen müssen. Das Heiligtum stand jedem offen, der es besuchen wollte. Und es kamen zahlreich Besucher und Ratsuchende. Das konnte Balbus erleben als er mit dem Gallus sprach. Er würde bestimmt auch Frauenkleider tragen müssen. Den Ruf als Tunte hatte er spätestens dann zementiert. Er war jetzt schon zur Lachnummer unter den Gladiatoren geworden. Mit dieser Sühnemaßnahme würde er sich in ganz Mogontiacum lächerlich machen. Balbus schluckte. Dann aber hörte er seine eigene Stimme fest antworten.
    "Ja, werter Gallus. Das will ich machen. Ich nehme die Tage frei und werde mich entsühnen. Ich will die Gnade der Großen Mutter erflehen."


    Mit hängendem Kopf kehrte Balbus zu Kaeso zurück. Er wirkte sehr niedergeschlagen.

    Was hatte ihn nur geritten mit Kaeso mitzugehen? Hoffte er wirklich auf eine Lösung des Fluches, der ihn so sehr belastete. Widerwillig betrat Balbus in Begleitung Kaesos den Temenos der Kybele. Er betrat den Hort der Tunten! Fahrig blickte sich der Chirurgicus um ob ihn jemand beim Betreten des heiligen Bezirks gesehen hatte. Was für eine Schmach! Was für eine Schande!


    Hilflos stand Balbus im Innenhof des Doppelheiligtums der Isis und der Kybele und wartete was nun geschehen würde.

    Ausgerechnet Kaeso platzte herein als Balbus mäuchlings auf dem Boden vor dem Abbild der Nemesis lag und ihr sein Leid klagte. Als der Chirurgicus sich wieder aufrappelte blickte er seinen Assistenten verheult an.
    "Ich bin einfach wie besessen von Bato. Es ist wie ein Fluch! Wie Hexerei!"


    Ungläubig hörte Balbus wie ihm Kaeso den Tempel der Kybele vorschlug. Eine steile Falte zeigte sich zwischen den Augenbrauen. Zunächst gebärdete er sich.
    "Das Heiligtum dieser Tunten? Muss ich zur Tuntengöttin, weil ich einen Mann liebe?"
    Dann aber dachte er nach. "Ja, vielleicht hast du recht... vielleicht muss es gerade diese Göttin sein. Wann sollen wir gehen? Gleich?"

    Nach dem Debakel bei den zwei Schwestern an der Via Confluentes hatte sich Balbus völlig verzweifelt in seine Kammer zurückgezogen. Er machte kaum ein Auge zu. Erinnerungen an sein Versagen beim Akt mit der Lupa mischten sich mit erotischen Bildern von Bato. Die Schmerzen im Schritt hielten Balbus in einem kaum erholsamen Halbschlaf.


    Gegen morgen schlich sich der Chirurgicus in das dem Ludus angegliederte Heiligtum der Nemesis, zu der meist nur die Gladiatoren beteten. In dem kleinen, schmucklosen Raum mit dem Halbrelief der geflügelten Schicksalsgöttin, die ein Steuerrad in der Linken und eine Fackel in der Rechten trug, warf sich Balbus auf den kalten, nackten Boden und betete weinend.


    "Ich rufe Dich, Nemesis! Höchste!
    Göttlich waltende Königin!
    Allsehende, Du überschaust
    Der vielstämmigen Sterblichen Leben.
    Ewige, Heilige, Deine Freude
    Sind allein die Gerechten.
    Aber Du hassest der Rede Glast,
    Den bunt schillernden, immer wankenden,
    Den die Menschen scheuen,die dem drückenden Joch
    Ihren Nacken gebeugt.
    Aller Menschen Meinung kennst Du,
    Und nimmer entzieht sich Dir die Seele
    Hochmütig und stolz
    Auf den verschwommenen Schwall der Worte.
    In alles schaust Du hinein,
    Allem lauschend, alles entscheidend.
    Was habe ich getan, Gerechteste der Göttinnen,
    Dass du mich so bitter bestrafst?
    War es mein Hochmut? Meiner Rede Schärfe?
    Habe ich denn wirklich die Menschen in meiner Nähe so unters Joch gedrückt?
    Ist es das? Strafst du mich dafür?"

    Kaeso kam mit der zierlicheren Roten schnell ins Geschäft. Balbus blieb also die dralle Blondine. Er wollte zunächst das Geschäftliche klären.
    "So, Süße, ich würde ganz gerne wissen, was mein Kumpel und ich für die Nacht mit euch beiden auf den Tisch legen müssen?"


    Die Blondine kannte die Sparsamkeit mancher Freier und rechnete Balbus vor. Neben den üblichen Sesterzen für die Venusdienste ließen sich die Schwestern noch eine Summe für Speis und Trank auszahlen. Balbus biss die Zähne aufeinander. Nun denn, er musste wissen ob er noch ein Mann war und vor allem ob er Frauen oder Männer liebte. Also nickte er und folgte der Blondine.


    Sie betraten die Kammer der Frau in der ein bequemes Lager bereitet war. Licht spendete ein großer Leuchter in Form eines Penis, aus dessen Öffnung an der Spitze ein Docht lugte, der brannte. Eine weitere Öllampe mit einer Sexszene drauf stand am Nachttisch. Balbus sah sich um. EIne Waschschüssel und ein Krug standen auf einem Hocker. Daneben ein Bord mit Bechern und einer weiteren Kanne.
    Die Blondine öffnete die Gewandschließe an ihrer Schulter. Das Kleid glitt herab und gab üppige Bürste und einen runden Bauch frei. Die Schenkel der Lupa waren ebenso fleischig wie der Rest von ihr. Der enthaarte Schambereich deutete auf eine erfahrene Fachfrau. Balbus bestest Stück regte sich. Er atmete tief ein und aus.


    "Ich heiße übrigens Flavia", hauchte die Lupa und begann Balbus Tunika anzuheben. Wenig später stand er in voller Pracht vor ihr. Seine Hände griffen in die Vollen. Ihr wohliges Stöhnen mischte sich mit seinem als sie zielsicher Hand anlegte. Balbus genoss das Vorspiel. Er warf die Blondine auf das Lager und badete sein Gesicht in ihrem Vorbau. Auch dem Bereich zwischen ihren fleischigen Schenkeln widmete er sich bevor er zur Tat schritt.


    Kraftvoll stieß er zu. Beide stöhnten auf. Seine Bewegungen waren fordernd und antreibend. Flavias Oberweite erzitterte unter seinen Stößen. Sie stieß kurze Lustschreie aus. Dann krallte sie ihre Fingernägel in seine Schultern. Er spürte ihren Höhepunkt als sie lustvoll rief: "Du bist ein richtiger Mann!, gib mir den Rest!"


    Alles war gut gewesen... bis zu diesem Moment. Doch das Wort "Mann" änderte alles schlagartig. Balbus sah plötzlich das Traumbild Batos vor sich. Das war ein Mann! Bato war ein richtiger Mann! Bato... ja genau... Bato. Und er begehrte Bato mit allem was er hatte.


    Balbus riss die Augen auf. Unter ihm lag die üppige Flavia, den Mund lustvoll geöffnet. Sie wartete auf seinen Höhepunkt. Doch der blieb aus. Balbus kleiner Freund war wieder auf Normalmaß geschrumpft. Schon entglitt er dem sicheren Hafen. Entsetzt starrte der Chirurgicus an sich herunter.


    Ohne sich um die Lupa oder Kaeso zu kümmern warf er die geforderte Summe auf den Boden vor sich, griff seine Kleider und rannte aus der Schlafkammer der Hure. Flavia rief ihn noch, versicherte ihm, dass das kein Beinbruch sei. Dass er doch bleiben und es später noch einmal versuchen solle. Doch Balbus Scham war so groß, dass er wie verrückt aus dem Lupanar flüchtete.

    Natürlich bemerkte Balbus, dass Kaeso ihn mit seinem jugendlichen Körper zu reizen versuchte. Er betrachtete ihn auch nicht ungern, doch ohne jegliche Regung. Tatsächlich schien er nur eine abnorme Reaktion bei Bato zu zeigen.


    Frisch gereinigt und vom Tonsor mit einer Rasur und einem neuen Haarschnitt versorgt, ließ sich Balbus von einer süßen kleinen Badesklavin mit duftendem Öl einreiben. Nun war er bereit für den Besuch des Lupanars bzw. der beiden willigen Schwestern.


    Beschwingt und gut gelaunt ertand der Chirurgicus bei einem Weinhändler einen Krug süffigen gemischten Rebensaftes. Er hatte nicht vor sich zu betrinken, was seinem Vorhaben wohl zuwider wirken würde, doch ein wenig Mut antrinken, erschien ihm angesichts der Gefahr als Mann zu versagen auch nicht verkehrt. Gemeinsam leerten sie je einen Becher, dann machte sie sich mit dem Rest des Weines auf den Weg zur Via Confluentes. Kaeso kannte den Weg und klopfte auch an die Tür des einfachen Hauses. Kritzeleien an den Wänden gaben HInweise auf die Zufriedenheit oder auch Unzufriedenheit so manches Kunden. Neugierig versuchte Balbus das ein oder andere Geschmier zu entziffern. Dann öffnete eine dralle Blondine die Tür. Ihre üppige Figur wogte in einem fließenden Gewand in Orangerot. Im Halbdunkel des Hauses konnte man die Umrisse einer weiteren Frau erkennen.


    Balbus überließ Kaeso das Reden. Begrüßte die Lupae nur mit einem "Salvete, Puellae!"