Beiträge von Maahes

    “Silana muss immer erst ein wenig auftauen,“ hatte Maahes gesagt noch eher er mit dem Lesen begonnen hatte. “Aber im Grunde ist sie ein fröhliches und neugieriges Kind.“ Während er las, hatte er versucht ein wenig Pathos in seine Worte zu legen und offenbar war ihm das gelungen. Caerellia schien erfreut zu sein und überrascht. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, während sie sprach und unwillkürlich fühlte er sich geschmeichelt. “Ich gebe mir immer Mühe,“ sagte er und schaute von dem Schriftstück auf. “Besonders, wenn es so bezaubernde Zuhörer gibt.“ Er hielt inne und sprach nicht weiter. Bestimmt war er nun zu weit gegangen und die Lesung war beendet, noch ehe sie angefangen hatte. Immerhin war die Domina keine der Sklavinnen und selbst sein Charme kannte Grenzen.

    Maahes machte sich auf den Weg, um die gewünschten Getränke zu besorgen. Zu seinem Leidwesen war es ein kleines Stückchen Weg, welches er zurücklegen musste. Unterwegs überprüfte er, ob er auch genügend Münzen dabei hatte, doch es passte alles. Vielleicht würde er sich ja selbst einen Becher Wein gönnen, denn das würde der Dominus schließlich nicht überprüfen können. Schnurstracks steuerte er nun auf einen Stand zu, der das Gewünschte anbot und bestellte Wein und Wasser zum Verdünnen. Nach kurzem Zögern bestellte er sich auch noch einen Becher Rebsaft und freute sich schon auf den flüchtigen Genuss.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ianatorgorgionbzjkx.jpg| Gorgion [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/pratinas8pk9k.jpg]| Pratinas


    Einen Moment lang standen Gorgion und Pratinas einfach nur da, so als könnten sie nicht fassen, was sie gerade sahen. “Iunius Fontinalis?“, fragte der junge Sklave nun den Ianator. “Noch nicht gehört...“ Der Soldat, welcher den Verletzten auf dem Pferd führte, kam näher an die Porta heran. Der Rest schien seinen Weg fortsetzen zu wollen. Doch erst als ein nächster harscehr Befehl ertönte, setzten sich die beiden Sklaven in Bewegung. Pratinas eilte die Stufen hinunter, um dem Soldaten zur Hand zu gehen. “Sag dem Dominus Bescheid und hol einen Medicus!“, rief er über seine Schulter zurück, während er bei dem Pferd ankam. Auch Gorgion rührte sich und ging so schnell er konnte zurück ins Haus. “Ist er schwer verletzt?“, wollte Pratinas dann wissen, wobei er seine Hände nach dem Mann auf dem Pferd ausstreckte, um diesen zu umfassen, damit er nicht fiel.


    Gorgion unterdessen hielt auf das Officium seines Dominus zu.

    Maahes schmunzelte, während Caerellia aus ihrer Kindheit erzählte. Er kannte ein solches Vorgehen von Kindern nur allzu gut. Der Tochter des Dominus fiel es bisweilen auch ein, den Slaven zu lauschen, auch wenn es bisweilen acuh zu grenzwertigen Unterhaltungen kommen konnte. Schon einige Male hatte er selbst sie dann wieder zu Bett gebracht. Also nickte er zu den Worten der jungen Domina. “Ja, das haben Kinder so an sich. Sie sind mitunter sehr neugierig.“ Sein Blick senkte sich wieder auf das Schriftstück vor ihm und er atmete noch einmal tief durch, ehe er nun begann. “Beginnen wir doch gleich mit dem ersten Buch,“ schlug er vor, auch wenn die spanndenden Stellen sicher erst später zu finden sein würden. Maahes räusperte sich und begann mit wohltönender Stimme zu lesen:


    “Waffen und Schlachtengedröhn zu singen in wuchtiger Versart,
    War mein Beginnen: dem Stoff sollte entsprechen die Form.
    Gleich lang waren die Verse; da lachte Cupido und heimlich
    Stahl er dem unteren Vers einen der Füße hinweg.
    »Wer gab, herrischer Fant, dir ein Recht auf Gedichte? Den Musen
    Dienen wir Sänger, doch nicht solchem Gelichter wie du.
    Wie, wenn der blonden Minerva nun Venus die Waffen entrisse
    Und nun Minerva die Glut schwänge der Fackeln umher?*



    Er gab sich mit der Betonung Mühe, um diesem Abschnitt eine besondere Würze zu verleihen. Nach diesem kleinen Absatz schaute er zu Caerellia, um herauszufinden, ob ihr gefiel, was er las.



    Sim-Off:

    * Elegien der Liebe von Ovid, Projekt Gutenberg.de

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ianatorgorgionbzjkx.jpg| Gorgion [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/pratinas8pk9k.jpg]| Pratinas


    Pratinas schleppte schwere Wassereimer, welche dazu beitragen sollten, die Blumen vor dem Haus zu bewässern. Immerhin sollte alles schön und blühend sein und nicht verdorren. Drei Tage hatte es nun nicht mehr geregnet und das reichte schon aus, um den Pflanzen ein wenig nachhelfen zu müssen. Doch dann hörte er eine Stimme, die von Weitem ‚Hallooo...‘ rief. Der Sklavenjunge stellte die Eimer ab und blickte verwundert drein. Wer war das denn? Dann allerdings sah er, dass der Trupp offenbar einen Verletzten dabei hatte. Ohne abzuwarten hielt Pratinas nun auf die Tür des Hauses zu und rief nach Gorgion. Vor der Tür angekommen, hämmerte er dagegen: “Gorgion!?“
    Gorgion hatte sich hinter der Tür aufgehalten. Schon den ganzen Tag. Auf einem Hocker hatte er es sich so gut es ging gemütlich gemütlich gemacht, während er eine Abhandlung über Gartenbau las. Eigentlich interessierte ihn dieses Thema nicht sonderlich, doch in letzter Zeit hatte er gemeinsam mit Pratinas und Marsyas ein wenig gärtnern müssen, denn dieser Tage wuchs das Unkraut besonders gut. Doch was war das? Hatte er gerade etwas gehört? War draußen jemand? Langsam und bedächtig öffente er die Tür und linste hinaus. Seit einiger Zeit sah er auch etwas verschwommen. Immerhin war er nicht mehr der Jüngste. “Was ist denn los, mein Junge?“, wollte er wissen.
    Pratinas deutete auf die Ankömmlinge. “Da!“, sagte er und wartete dann gemeinsam mit dem Ianator, bis der Trupp vor dem Türaufgang zum Stehen kam.

    Maahes hatte sich nicht darum gerissen, bei den Spielen zu sein, doch hatte er auch schlecht nein sagen können. Nun, da er vor Ort war, stieg allerdings doch ein wenig Spannung in ihm auf. Sie hatten nicht einmal die schlechtesten Plätze und sie würden einen guten Blick auf die Spiele haben.
    Doch zunächst folgte noch ein Auftrag. “Also einmal einen verdünnten Wein. Dominus? Wünschst du auch ein Getränk?“, fragte er dann. Sobald er das wusste, würde er sich auch auf den Weg machen.

    An manche Träume wollte man sich wirklich nicht erinnern, auch wenn es nur selten vorkam, dass er selbst schlecht träumte. Meistens erinnerte er sich wirklich nicht daran, was des Nachts in seinem Kopf vonstatten ging. Eine Wohltat, wenn man es so wollte. “Nein, nein, ich bin nicht zu müde zum Lesen,“ sagte er dann. “Ich bin es gewohnt sehr früh aufzustehen. Das macht mir nichts mehr aus.“ Es war sehr freundlich von ihr, sich um seine Kräfte zu sorgen. Bisher hatte das noch niemand getan, was Caerellia noch einmal eine Spur charmanter zu machte. “Du brauchst dich nicht sorgen, ich muss noch nicht ruhen.“ Maahes lächelte nun wieder. “Wir haben viel zu tun und nach der Cena haben wir selbst noch etwas gegessen. Danach unterhalten wir uns noch ein wenig und dann ist es meistens schon recht spät. Und wir stehen vor den Herrschaften wieder auf, damit alles bereitet ist, wenn sie erwachen.“ Er wollte ihr keinen Vortrag halten und deshalb schwieg er nun und biss sich kurz auf die Unterlippe. “Aber die nächste Nacht kommt bestimmt.“

    Der Ägypter lächelte noch immer, doch es war mehr als nur reine Höflichkeit. Carellia sah wunderschön aus und sie war eben ein Mensch, den er gerne betrachtete. Der kleine Konflikt mit Aesara konnte so in Vergessenheit geraten und reiner Freude Platz machen. Auch er setzte sich nun und entrollte die Schrift, welche er aus der Bibliothek geholt hatte. “Gestern war wirklich ein langer Tag,“ sagte er dann. “Heißt es nicht, dass das was man in einer neuen Umgebung träumt wird in Erfüllung gehen?“ Er schaute der Domina entgegen. “Ich hoffe, dein Traum war viel besser als der Rest des Schlafes.“ Dann nickte er. “Ich habe wunderbar geschlafen, wenn auch ein wenig zu kurz, doch auch meine Freude auf Ovid ist ungebremst.“ Dies war eine Lüge, doch das konnte man ihm weder ansehen, noch anhören. Eine medizinische Schrift wäre ihm bei Weitem lieber gewesen, doch der Wunsch der jungen Domina war eindeutig gewesen und vielleicht würde er ja auch ein wenig Freude an den Versen finden. Besonders in dieser Gesellschaft.

    Einen Moment hatte er sich noch gedulden müssen, doch nun erschien Caerellia tatsächlich und sah ungelogen wunderbar aus. Ihre Tunika sah sehr schön aus und sie stand ihr ausgezeichnet. Bei dem Anblick der jungen Domina lächelte er und ging einen Schritt auf sie zu, um ihr einen guten Morgen zu wünschen. “Guten Morgen, Domina!“, begrüßte er sie dann. “Ich habe schon alles vorbereitet und ich hoffe, es ist in deinem Sinne. Ich hoffe auch, dass du eine angenehme Nacht hattest.“ Immerhin war es ihre erste Übernachtung in diesem Haus.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara


    “So, so!“, kam es spitz von Aesaras Lippen. Sie hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und hielt ihn mit stechenden Blicken fixiert. Gerade war Maahes aus der kleinen Bibliothek gekommen und hielt ein Schriftstück in den Händen, welches einen guten Teil der „Amores“ von Ovid enthielt. Genau so, wie es Caerellia für diesen Morgen gewünscht hatte.
    “Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst!“, sagte der ägyptische Sklave und hob erstaunt eine Augenbraue.
    “Gehst jetzt zu dieser Iunia, nicht wahr?“ Aesara machte nicht den Eindruck, als würde sie Platz machen wollen. “Hast Gefallen an diesem Mäusegesicht gefunden, was? Ich habe es doch gesehen, wie du sie anschaust!“
    Maahes atmete tief ein und verdrehte die Augen dabei. Alles was ihm in seiner Sammlung dieser Tage noch gefehlt hatte, war ein Eifersuchtsdrama, und genau das lieferte ihm die wütende Sklavin gerade.
    “Mach dich nicht lächerlich,“ erklärte er nüchtern. “Sie gehört zur Familie des Dominus.“
    “Lächerlich?“ Aesara lachte hell auf. “Ich habe genau gesehen, wie du im Garten gelegenen hast. Und sie hat...“
    “Sie hat gar nichts!“ Maahes setzte sich in Bewegung, um an ihr vorbei zu gehen. Er hatte keine Lust auf einen Streit und erst recht nicht wegen diesem Thema. Außerdem würde es nicht mehr lange dauern und irgendjemand würde auf sie aufmerksam werden. Immerhin standen sie mitten im Atrium.
    Mit schnellen Schritten war er auch schon unterwegs, drängte die Sklavin zur Seite und setzte seinen Weg fort, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    “Lauf nur!“, sagte Aesara hinter ihm vernehmlich. “Du entkommst mir sowieso nicht!“
    Damit könnte sie sogar recht haben. Maahes seufzte und machte sich auf den Weg in den Garten, wo er bereits zwei Korbsessel, einen kleinen Tisch mit Obst und Käse vorbereitet hatte. Er hatte Clarissa aufgetragen, der jungen Domina Bescheid zu sagen, dass er im Hortus auf sie warten würde. Das kleine Intermezzo mit Aesara hatte ihm jedoch die Freude auf die Poesie des Ovids verdorben. Vielleicht würde es ja der Iunia gelingen, diese wieder in ihm zu erwecken. Noch stand ihm der gestrige Tag gut im Gedächtnis und er hatte für sich feststellen müssen, dass Aesara auch irgendwie recht hatte. Er schaute Caerellia wirklich gerne an. Im Garten angekommen wartete er nun, dass sie erscheinen würde.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/cellariusmarsyasrlket.jpg| Marsyas


    Es war dem Cellarius anzusehen, dass er mehr als nur verwundert war, doch noch sagte er nichts. Das Fragen würde er sich wohl für später aufbewahren. Deshalb nickte er einfach nur, machte jedoch keine Anstalten, sich wieder zurück zu ziehen.
    Maahes vermutete, dass nunmehr jede Hand in der Culina gebraucht wurde, da die Cena immer näher und näher rückte. Zwar würde es kein Festmahl geben, doch Roxana würde sich besondere Mühe machen wollen, ob der neuen Iunia im Haus. Für sie war ein gutes Essen auch immer eine aussagekräftige Visitenkarte des Hauses.
    Nun, da Caerellia sich dafür bedankte, dass er die Härte des Bodens getestet hatte, grinste Maahes vor sich hin. “Es war mir eine Ehre, Domina,“ sagte er und bückte sich dann, um das Laken aufzuheben. Da ging es hin, das Nichtstun. Sorgsam legte er den Stoff zusammen und klemmte ihn sich dann unter den Arm. “Wenn ich dir sonst noch in irgendeiner Weise dienlich sein kann, dann lass es mich wissen,“ sprach er dann und blickte zu Marsyas hinüber.
    “Falls du Maahes nicht mehr benötigst, Domina, soll ich ausrichten, dass er in der Küche erwartet wird.“ Die Worte klangen etwas steif, doch mühte sich der Cellarius redlich um ein Lächeln. Irgendwie hoffte Maahes, dass die Iunia ihm noch einen kleinen Grund geben würde, der eigentlichen Arbeit fern zu bleiben, doch es war gewiss nicht an ihm, diesen Wunsch auch auszusprechen. Stattdessen blickte er ihr nur fragend entgegen und wappnete sich innerlich bereits für die Küche.

    Es war nach wie vor seltsam auf dem Laken zu liegen, doch Maahes nahm es mit Humor. Besonders als Caerellia nun meinte, dass nur wenige Sklaven in diesen Genuss kämen und dass man den Garten aus jedem Blickwinkel kennen lernen sollte. “Das ist wohl wahr,“ sagte er dazu und lächelte. Doch dann bemerkte er, dass die junge Domina abgelenkt war. Auch er wendete nun sein Kopf hin zum Garteneingang, denn auch er meinte, etwas gehört zu haben. Schnell griff er nach der dargebotenen, zarten Hand und kam recht behände auf die Beine. Caerellia hatte wirklich eine feine, warme Hand, doch dies war ein Eindruck, der ihn nur am Rande streifte. Sie kicherte und auch musste nun grinsen, ehe er seine Tunika abklopfte und sie wieder richtete.


    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/cellariusmarsyasrlket.jpg]


    “Maahes!“, ertönte eine Stimme, die dann aber ins Stocken geriet. “Oh, und Salve, verehrte junge Domina!“ Es war Marsyas, der Cellarius, der nun erschienen war und vor Überraschung, aus der auch ein wenig Skepsis sprach, zu den beiden Menschen im Garten blickte. Dann räusperte er sich. “Aesara sagte mir, dass du hier bist. Wir haben dich schon gesucht.“ Maahes nickte. “Ich habe der jungen Domina nur den Garten gezeigt und sie ein wenig unterhalten,“ erklärte der Ägypter und trat dann vom ausgebreiteten Laken herunter. Marsyas runzelte die Stirn und betrachtete sich das große Tuch, ehe er fragend zu Caerellia hinüber schaute. Dann kam er einige Schritte näher.

    Guten Abend!^^


    Ich wollte einmal fragen, ob es möglich wäre, hier einen Accountwechsler einzubauen. Dann ginge das Umloggen irgendnwie schneller. Und wenn nein, warum nicht? 8)

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara


    Maahes lächelte noch immer und schaute zu der jungen Herrin empor. Doch er fühlte sich bei Weitem nicht halb so lässig, wie er hier nun vor ihr lag. Aber zum einen war es befohlen und zum anderen, wollte er Caerellia eine Freude machen. Dann betrachtete er sie dabei, wie sie neben dem Laken auf und ab schritt. Sie hatte recht. Sein Dominus war nicht hier und das war gewiss auch gut so. Es hätte sie beide wahrscheinlich in Erklärungsnöte gebracht, doch ihr Lächeln war es durchaus wert. Sie hatte wirklich ein entzückendes Gesicht und wieder einmal musste er sich ermahnen, es gedanklich nicht zu weit zu treiben. Sie durfte ihm nicht gefallen. Sie war eine Iunia und er hatte ihr zu dienen. Mehr brauchte und durfte er nicht tun! Er hatte gar nicht bemerkt, dass just in diesem Moment Aesara aus dem Haus getreten war. Sie hatte einen Eimer mit Spülwasser in der Hand, den sie wahrscheinlich zwischen den Pflanzen entsorgen sollte. Niemand warf etwas weg und für Bas war es mühsam, tagtäglich die Blumen zu wässern, so lange es nicht regnete. Maahes sah auch nicht, dass sie erst erschrocken, dann mürrisch drein blicke, den Eimer über einem der Rhododenronbüschen auskippte und schließlich die Hände in die Hüften stemmte. Dann wendete sie sich abrupt ab und stapfte ins Haus. Der Sklave unterdessen war in Gedanken ganz bei der jungen Domina, die ihm gerade vorschlug, dass er auch auf dem Laken vorlesen könne. Er lachte leise auf. “Wenn es dein Wunsch ist, Domina, dann werde ich auch auf einem Laken lesen.“ Und wie könnte er jemals einschlafen, wenn eine derart bezaubernde Frau nach seinen Lesekünsten verlangte? Das allerdings sprach er nicht aus. Schließlich runzelte der Ägypter die Stirn, denn Caerellia schaute immer wieder zum Garteneingang. Auch wendete sich schließlich dorthin, doch er konnte niemanden erblicken. “Soll ich mich wieder erheben, Domina?“ fragte er dann, doch noch blieb er liegen und schlug auf diese Weise die Beine übereinander. Mit einem Arm stützte er sich auf und er schaute in die Blumen. “Aus diesem Blickwinkel habe ich den Garten noch nie gesehen,“ gestand er dann und schaute mit verträumten Blick in die Rosen. Sollte doch kommen wer wollte. Situationen mussten ausgekostet werden.

    Auf Caerellias Worte hin, dass sie ebenso wechselhaft war wie das Wetter, schmunzelte er, wobei ihm ihr wundervolles Lächeln nicht entging. Er schätzte Menschen sehr, die sich selbst reflektieren konnten und die junge Domina schien eindeutig zu ihnen zu gehören. Dennoch entgegnete er nichts, sondern ließ es auf sich beruhen. Als sie ihm erklärte, dass ein Gladiator mit zwei Schwertern ein Dimachaeus sei, nickte er verstehend. Offenbar kannte sie sich in dieser Thematik besser aus als er. “Genau den meine ich,“ erwiderte er und schaute ihr entgegen. Dann schien etwas in ihr vorzugehen, was er nicht verstand. Sie blickte nachdenklich und machte sich dann daran zu verschwinden. Sie eilte einfach aus dem Garten und ließ ihn an Ort und Stelle stehen. Hatte er wieder etwas Falsches gesagt? Mit gerunzelter Stirn und leicht besorgt schaute er ihr nach und überlegte, ob er ihr hinterher laufen sollte. Er machte auch bereits einige Schritte, doch entschied er sich dann dagegen. Er hatte weder etwas Dummes getan, noch ausgesprochen und sie konnte nicht erzürnt sein. Obwohl. Sie sagte ja selbst, sie sei sehr wechselhaft. Einige Momente stand er also noch da und wunderte sich, doch es dauerte gar nicht lange und Caerellia erschien wieder. Sie trug ein Laken in der Hand und eilte ihm entgegen. War das ihr Ernst? Erstaunen stand in seinem Gesicht, dann Unglauben und dann musste er leise auflachen. Sie wollte, dass er Platz nahm? Auf dem Laken, welches sie ausgebreitet hatte, um den Gesang der Vögel zu lauschen, so wie er es als Wunsch geäußert hatte? Sie schien entflammt für diesen Gedanken, doch Maahes wollte ablehnen. Widerworte ballten sich bereits in ihm, doch ehe er sie entlassen konnte, bat sie ihn ruhig und unschuldig, doch zu tun, was er sich gewünscht hatte. “Ich…,“ begann er dann und schaute sich verstohlen im Garten um.


    “Das kann ich doch nicht tun, Domina!“, sagte er noch immer recht erstaunt. Dabei ging es gar nicht so um die Sklaven, die ihn sehen könnten, sondern viel mehr um seine Herrschaft. Doch sollte er sie wirklich vor den Kopf stoßen? Hinter seiner Stirn begann es zu arbeiten und er zögerte noch einen Moment, ehe er auf das Laken trat und Cerellia ein wenig verlegen anschaute. “Der Dominus wird das bestimmt nicht gutheißen. Aber wenn es dein Wunsch ist, dann….werde ich es für einen Augenblick… genießen.“ Maahes ließ auch auf dem Laken nieder, streckte die Beine von sich und blickte dann zur jungen Domina empor. Entspannung auf Geheiß war gar nicht so leicht und mit Cearellia an seiner Seite würde es noch schwieriger werden. Wieder musste er unwillkürlich lächeln. Dergleichen war ihm noch nie passiert. Caerellia war verrückt. Aber auf eine jugendliche, sehr charmante Weise, die ihm sehr gefiel.

    Als Caerellia meinte, dass sie keine Angst haben müsse als Frau den Legionen beitreten zu müssen, musste er schmunzeln. Nein, diese Furcht brauchte sie wirklich nicht zu haben. Und auch ihm selbst würde ein solches Schicksal mit einer Wahrscheinlichkeit von einhundert Prozent erspart bleiben, auch wenn das Schicksal stets tückisch war und niemals das tat, was man von ihm erwartete. Er nickte, als sein Gegenüber einen kurzen Einblick in seine Kindheit gab. Sein eigenes Aufwachsen war von einem stetigen Lernen geprägt gewesen, denn darauf hatte sein Vater über die Maßen wert gelegt. Doch es war eine Vergangenheit, die längst verblasst war und allein deshalb schon kaum mehr der Wirklichkeit zu entspringen schien. “Das Wetter wird bestimmt wieder angenehm,“ sagte er dann, als Caerellia meinte bei der Cena das geplante Ballspiel anzusprechen. “Aber man kann nie wissen. Germanien ist wechselhaft und der Himmel tut es ihm gleich.“ Selbst wenn jetzt noch alles strahlend und wolkenlos erschien, so gab es keine Garantie, dass sich dies nicht wieder schlagartig änderte und der Regen zu tropfen begann.
    “Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir einen Kampf mit einem Thraker ansehen. Oder mit einem Kämpfer, der es versteht, zwei Schwerter auf einmal zu führen,, kam er dann auf das jüngst gewählte Thema der Gladiatoren zu sprechen. “Aber ich würde in meiner freien Zeit zu keinem Kampf gehen. Ich würde Schriften studieren. Beispielsweise die von Aristoteles oder Hippokrates. Ich interessiere mich sehr für die Natur und die Medizin.“ Versonnen lächelte er nun der jungen Domina entgegen. “Oder ich würde meine Zeit mit reiner Faulheit verbringen und auf ein Laken gebettet im Garten den Vöglein zuhören.“ Doch das war eben nur eine schöne Utopie, die sich wohl niemals verwirklichen lassen würde.

    Maahes nickte, als Caerellia meinte, dass wirklich nichts geschehen war und er würde auch nichts tun oder sagen, um dieses Thema wieder aufzuwärmen. Doch bei dem, was sie weiterhin sagte, hob er erstaunt eine Augenbraue. Gladiatorenkämpfe mochte sie? Etwas verblüfft schaute er ihr entgegen. Auch er hätte sie nicht so eingeschätzt. Immerhin wollte sie am nächsten Tag Liebeselegien hören und die Schönheiten des Gartens in einem Korbsessel genießen. Aber letzten Endes war es nicht ganz so erstaunlich. Die meisten Römer trugen schließlich zwei Herzen in der Brust. Das eine wollte sich an Waffenlärm laben, das andere wollte den Zauber in der Feinfühligkeit besingen. Maahes hatte das nie verstanden und er würde es wohl auch niemals tun. Dennoch konnte er derartige Leidenschaften durchaus akzeptieren. Aber Ballspiele? Er schmunzelte. “Wenn ich die Wahl habe zwischen einem Kampf und einem Ballspiel, so wähle ich das Ballspiel,“ sagte er bedacht. “Und ich kann dir verraten, dass auch Silana ein gutes Spiel durchaus zu schätzen weiß.“ Zumindest deshalb, weil es eine Abwechslung im doch für ein kleines Mädchen durchaus öden Alltag hier im Haus. “Wir haben auch Bälle,“ erklärte Maahes grinsend. “Zumindest sollte wenigstens einer davon noch heil genug sein, um mit ihm spielen zu können. Also steht morgen nach der Lesung deinem Wunsch nichts entgegen.“ Noch immer schlenderten sie gelassen durch den Garten, folgten dem schmalen Pfand durch die Blumenbeete und hielten schließlich wieder auf das Haus zu. “Aber über die Gladiatorenkämpfe müsste ich mich erst erkundigen. Ich muss gestehen, dass ich über sie nicht auf dem Laufenden bin. Welche Sorte von Kämpfern magst du denn am liebsten?“ Er selbst würde einen Thraker bevorzugen, auch wenn er nicht sagen konnte warum. Vielleicht, weil diese so vielseitig waren. Wirklich auseinandergesetzt hatte er sich mit dieser Thematik allerdings nicht.

    In der Küche war es hektisch und betriebsam gewesen, denn die mollige Köchin Roxana hatte sich fest vorgenommen, etwas ganz besonders Gelungenes auf den Tisch zu bringen. Dazu hatte sie die Sklaven, die ihr dabei nahezu alle zur Hand gegangen waren, von einer Ecke des Vorratslagers in die andere getrieben. Selbst auf den Markt hatte sie sie getrieben. Von Ehrgeiz erfüllt, hatte sie es schließlich geschafft und das Mahl war bereitet. Nun hoffe sie, dass es nicht erkaltete, bevor die Familie sich eingefunden hatte. Maahes hatte beim Auftragen geholfen und war noch einmal in die Küche zurück gekehrt, um einen Krug mit frischem Wasser zu holen, mit welchem Wein verdünnt werden konnte. Als er zurück kehrte stellte er fest, dass der Hausherr bereits eingetroffen war. Allerdings war sonst noch niemand erschienen, was Maaes insgeheim ein wenig verwunderte. Er stellte den Krug mit dem Wasser auf einem kleinen Tischchen ab und wendete sich dann Seneca zu. “Ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit, Dominus?“, fragte er dann. “Roxanas Eifer hatte nämlich kaum eine Grenze anerkannt.“ Er lächelte, während er das sagte. Noch war niemand hier und er scheute sich auch in der Regel nicht seinem Herrn von den Befindlichkeiten in der Sklavenschaft zu berichten.

    Obwohl ihm Ovid ein Begriff war, hatte er sich mit diesem Poeten noch nicht groß auseinander gesetzt, da Gedichte und Schöngeistiges in seinem Leben keine besonders große Rolle gespielt hatten. Ging es nach ihm, so interessierte er sich eher für Schriften welche von den Vorgängen in der Natur handelten, ohne dabei besonders philosophisch zu sein oder solche, die sich mit medizinischen Belangen befassten. Bei seinem ehemaligen Herrn Chrisanthos hatte er viel über die Heilkunst erfahren und hatte sich vorgenommen, sich wieder irgendwann einmal damit zu beschäftigen.
    Aber es wunderte ihn nicht, dass Caerellia sich nun für eine Liebeselegie interessierte, denn er meinte, dass dies wohl alle Frauen taten, da sie weicher und sensibler waren als Männer, was durchaus einen gewissen Reiz für ihn hatte. Also nickte er und beschloss, gleich nach dem kleinen Gang durch den Garten in der Bibliothek danach zu forschen. Natürlich war ihm auch nicht entgangen, dass die junge Dame leicht errötet war. Genau das verlieh ihrem Gesicht eine noch reizvollere Note. Alles in allem erschien sie das viel sanfter erscheinen zu lassen als Aesara, die eher abgebrüht und welterfahren zu Werke ging. Doch was dachte er da?! Sollte er sich wirklich über die Schönheit der Cousine seines Herrn Gedanken machen? “Es gibt nichts zu verzeihen,“ sagte er dann. “Denn es ist überhaupt nichts geschehen!“ Nun lächelte er in der Hoffnung, Caerellia ein wenig von ihrem schlechten Gewissen nehmen zu können, welches offenbar in ihr erwacht war.
    “Vielleicht birgt Mogontiacum auch noch andere Gelegenheiten der Zerstreuung als eine Lesung unter der Laube?“ Mit sachten Schritten war er indessen weiter geschlendert und hatte seine Hände auf den Rücken gelegt. “Vielleicht interessierst du dich für etwas ganz Besonderes? Ich könnte in Erfahrung bringen, ob dann derartiges hier gibt.“ Mit diesen Worten wollte er ein wenig von dem unschönen Thema ablenken und zeitgleich noch etwas mehr über Caerellia in Erfahrung bringen.