Beiträge von Maahes

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    Die Köchin hatte sicherlich recht und es gab liebe Männer nur sehr selten auf der Welt. Außer in der Domus Iunia in Germanien hatte sie nicht viele kennen gelernt. Zumindest nicht in der Gefangenschaft bei den Römern, welche Clarissa bis in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins verdrängte. Manchmal träumte sie schlecht und schreckte unter einem Schrei aus dem Schlaf, wenn der Traum ihr einmal mehr gezeigt hatte, wie grausam römische Soldaten sein konnten. Dann war da nichts außer Blut, Gemeinheiten und Schmerz. Umso schöner war es, jemand wie Maahes um sich zu haben und sie war dem Schicksal sehr dankbar, dass er nun mit ihr hier bei dem neuen Dominus war. Dass dieser den Ägypter wieder verkaufen würde, wollte sie nicht wahr haben und sie redete sich ein, dass der Maiordomus dergleichen auch gar nicht erwähnt hatte. Es stimmte, dass sie alle wenig Auswahl hatten. Dies traf aber leider auf alles im Leben zu und nicht nur auf Männer.


    Doch das Backen des Brotes und das Schneiden von Knoblauch und Zwiebeln hatte sie schnell von diesen Gedanken wieder weg gebracht. Nun freute sich die junge Germanin, dass ihr Vorschlag mit den Rosinen offenbar Gefallen fand. Sie nickte, als Locusta nachhalte und stand dann mit einem strahlenden Gesicht da, als sie meinte, dass sie es durchaus mit diesem Rezept versuchen konnte. “Ich werde gleich die Honigsauce anrühren!“, sagte sie und ging hinüber zu der Schublade, um in der Tat die Rosinen vorzufinden. Erneut mit geschickter Hand griff sie nach einer Schale, dem Honig und einigen Gewürzen und gegann mit einem Löffel das Gemenge anzurühren. Dabei schaute sie immer wieder zu der alten Locusta hinüber. “Man könnte aus einem kleineren Stück Brot eine ein Behältnis für den Eintopf machen,“, schlug sie nun äußerst eifrig vor, als würde sie die Arbeit in der Küche ihre Scheu vergessen machen. “Dann kann die Herrschaft die Schale mittessen.“ Sie lächelte, als sie an Roxana, die Köchin auf dem iunischen Gut in Germanien dachte, die sich diese Kreation erdacht hatte.

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    Während sie den Brotteig herstellte, erzählte Locusta von einem jungen Germanen, den sie einst gekannt hatte. Er wäre Koch gewesen, doch er wäre nun auch schon lange tot. Dabei stellte sich Clarissa nun die Frage, wie alt die Coqua wohl sein mochte. Doch sicherlich geziemte es sich nicht einmal darüber nachzudenken. Eine Frau fragte man niemals nach ihren Alter und bestimmt war es infolgedessen auch besser gar nicht erst daran zu überlegen. Doch natürlich war es schade, dass Locusta einen lieben Mann verloren hatte. Ob er so war wie Maahes? “Ich kenne auch einen lieben Mann, wagte sie dann zu sagen. “Doch auf das Kochen versteht er sich nicht.“ Ob Maahes noch immer in der Sklavenunterkunft war?


    Als die Köchin ihre Arbeit begutachtete und sie schließlich lobte, lächelte Clarissa wohl zum ersten Mal seit Langem wirklich frei. Sie mochte Locusta und sie erinnerte sie wirklich an die Menschen in der fernen Heimat. “Natürlich, ich werde es gleich in den Ofen geben,“ sagte die junge Germanin dann und machte sich daran, den Teig mit dem Schieber in den Ofen zu befördern. So gut wie das Feuer brannte würde es sicherlich nicht lange dauern und schon bald würde sich ein angenehmer Geruch von frischem Brot zu dem des Fleisches mischen, welches ihr so gut in der Nase lag. Wieder knurrte ihr Magen vernehmlich, doch sie mühte sich, es zu ignorieren. Noch war es nicht Zeit zu essen, auch wenn sie seit dem frühen Morgen nichts mehr bekommen hatte.


    Auf Zwiebeln und Knoblauch hingewiesen, die es noch zu schneiden galt, trat sie dann an den Tisch und machte sich daran, der Aufgabe nachzukommen. Dies tat sie sehr geschickt und auch mit flinken Fingern, wobei sie alles so schnitt, wie man es sie gelehrt hatte. Dann lächelte sie Locusta an. “Vielleicht gibt es auch ein paar Rosinen, die in den Honig gegeben werden können?“, wollte sie dann wissen. “Unser alter Herr mochte das Aroma an seinem Braten besonders gerne.“ Sie ließ das Messer sinken und schaute sich vorsichtshalber schon einmal um. Dabei bemerkte sie gar nicht, dass sie inzwischen schon viel mutiger geworden war. Doch im Haushalt und in der Küche kannte sie sich aus, auch wenn sie ansonsten nicht recht viel zu tun vermochte.

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    Als der Maiordomus deutlich machte, dass sie nicht falsch gemacht hatte, indem er sie nun auch noch einmal genauer vorstellte, bekam Clarissa ein wenig mehr Sicherheit. Dann sah sie zur Coqua, die Phocylidies mit Locusta angesprochen hatte. Auf den ersten Blick schon wirkte diese auf die junge Germanins sehr sympatisch. Wie eine Großmutter, die sie einmal hatte, aber schon lange nicht mehr gesehen hatte. Als die Ältere sie ansprach, lächelte Clarissa und trat noch einen Schritt näher an sie heran und es fühlte sich gut an, ihre Hand an der Wange zu spüren. Der Maiordomus unterdessen schickte sich an, sich zu verabschieden. Ob sie Brot backen konnte? Die Germanin nickte erfreut. “Ja, das habe ich in Germanien oft gemacht!“, sagte sie und beschaute sich den hinteren Tisch, auf dem sie alle Zutaten finden sollte. “Ich werde es versuchen!“, sagte sie dann und rang nach Atem, als sich Locusta wieder der Petersilie widmete.


    Am Tisch angekommen überschaute sie alles, was sie benötigte und stellte dabei sogar fest, dass es sich um gutes Mehl handelte, mit welchem sie den Teig zubereiten konnte. Auch einige Gewürze waren vorhanden, sie Clarissa recht gut kannte und deren Geschmack und Wirkung sie in einem Teig einschätzen konnte. Flüchtig schaute sie dann noch einmal zu der Coqua, ehe sie mit der Arbeit begann, die in der Tat davon zeugte, dass sie wusste, was zu tun war. Erst als sie dabei war, den zusammengemengten Teig ordentlich zu kneten, wendete sie sich wieder der Köchin zu. “Er ist so weit fertig!“, sagte sie und bestäubte den Teiglaib noch mit ein wenig Mehl, damit er leichter vom Schieber in den Ofen rutschen würde.

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    Clarissa war dem Maiordomus in die Küche gefolgt. Mit gesenktem Haupt und noch immer rötlich, leicht verweinten Augen. Die ganze Zeit auf dem Weg waren ihre Gedanken bei Maahes gewesen und der Möglichkeit, dass dieser vielleicht doch noch verkauft wurde. So viel hatte sie in ihrem Leben schon überstanden, doch das wäre das Schlimmste, was sie sich nun noch vorstellen konnte. Übleres gab es sicher, doch allein die Vorstellung, dass Maahes nicht mehr da war, der ihr stets so viel Sicherheit gab und mit ihr freundlich und liebevoll umging, als wäre sie seine kleine Schwester, wollte sie schier in die Verzweiflung treiben. Zwar hatte der neue Domonius ihn wohl zum Cursor gemacht, doch hatte Maahes selbst gesagt, dass seine besten Tage wohl vorbei waren. Nervös an ihren eigenen Fingern herumspielend folge sie dann Phocylides in die Küche, wo sie unter anderem eine alte Dame erblickte, die am Tisch an einem Schneideblock und Persilie zerteilte.


    Und noch etwas fiel ihr auf: Hier roch es gut. Nach Essen und Gewürzen, sodass sich ihr Magen zur Wort meldete, als die Frau sich nun herumdrehte, sie erstaunt anschaute und sie ansprach. Clarissa lächelte scheu, denn sie hatte sich vorgenommen ihr Bestes zu geben, damit auch Maahes nicht den Mut verlor. Bestimmt würde er fröhlicher sein, wenn sie ihm berichten konnte, dass sie ihre Aufgaben zur Zufriedenheit aller erledigte. Also sammte sie ihren Courage zusammen und erklärte mit leidlich fester Stimme: “Ich bin Clarissa. Ich bin… die neue Küchenhilfe.“ Dann schaute sie zu Phocylides, als wolle sie überprüfen, ob sie etwas verkehrt gemacht hatte.

    Maahes hatte sich durch die Straßen und Gassen Rom seinen Weg zur Casca Decima Mercator gebahnt. Nach einer Rückversicherung, dass er auch tatsächlich am richtigen Ort angelangt war, übergab er das Schreiben seines Herrn Iulius Caesoninius und machte sich auch sogleich wieder an den Rückweg, wobei er sich allerdings etwas mehr Zeit nahm als es unbedingt nötig war. Es galt über vieles Nachzudenken, was ihm bei Luft und Sonne leichter viel als in den dunkeln Räumen der iulischen Sklavenunterkünfte.




    Ad
    Cnaeus Decimus Casca
    Casa Decima Mercator
    Roma


    Salve mein Freund!
    Ich freue mich ehrlich für dich zu deiner Ernennung als ganz offizieller weiterer Vicarius Magistris der Societas Claudiana et Iuliana, meinen herzlichen Glückwunsch! Doch dieses plötzliche Lebenszeichen meines Vetters hat mich in unserer Absicht etwas ins Wanken gebracht. Wenn er plötzlich damit beginnt offizielle Ernennungen für den Verein aus der Ferne auszusprechen, dann könnte ja auch seine baldige Rückkehr uns bevorstehen? Dann würde unser ganzes Vorhaben obsolet werden eine neue provisorische Leitung wählen zu wollen. Außerdem ist sie ja jetzt wieder teilaktiv mit deiner Ernennung. Ob wir so jetzt überhaupt noch eine Wahl benötigen? Lass uns am besten auf der Cena darüber diskutieren!


    Natürlich spricht auch nichts dagegen, wenn du deine Bekannte Quintilia Valentina mitbringst, je mehr desto besser sage ich immer!


    So mögen die Götter dich schützen und auf bald bei der Feier.


    Vale Bene


    Gaius Iulius Caesoninus



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    Aesara ging die Stufen hinunter, welche in das Untergeschoss des Anwesens führten, wobei sie noch immer ein Grinsen im Gesicht trug. Jemand, der sie genauer kannte, konnte in diesem Grinsen defintiv ein gehöriges Maß an Siegessicherheit erkennen. In den Gängen angekommen, schlug sie den Weg zu den Sklavenunterkünften ein, welche sie gleich darauf betrat. Maahes, der seit einiger Zeit mit der ihm zugewiesenen Arbeit fertig war, die darin bestanden einige Waren, welche angeliefert worden waren an ihren Bestimmungsort zu tragen lag auf seinem Bett und starrte einmal mehr an das Deckengewölbe, welches sich darüber spannte. Dass sich Aesara genähert hatte, hatte er gar nicht mitbekommen. Nun stand sie am Fußende seiner Liege und blickte mit unergründlichem Gesichtsausdruck auf ihn hinunter. Als der Ägypter sie bemerkte, stützte er sich mit Unterarmen auf dem Bett ab und schaute ihr entgegen. Unterkühlter hätten ihrer beider Blicke nun nicht sein können, auch wenn es durchaus Zeiten gegeben hatte, in welchen die Hispanieren es sich nicht hatte nehmen lassen, bei einer solchen Gelegenheit zu ihm zu steigen und sich anzubiedern. Doch diese Zeiten waren wohl definitiv vorbei und es war für Maahes als ein Glück zu bezeichnen.


    “Warst du beim Dominus?“, wollte er dann mit einem leicht abfälligen Unterton in der Stimme wissen.
    Aesara nickte und grinste breit. “Oh ja! Das war ich!“, stellte sie fest und lächelte dabei erhaben. “Und wenn du es wissen willst: Er ist mehr Mann als du!“
    Maahes schnaubte auf und zuckte mit den Schultern, was Aesara wohl dazu herausforderte noch mehr zu sagen. “Im Gegensatz zu dir versteht er sich darauf, was mit einer Frau zu tun ist.“
    “Lass es gut sein!“, schnappte Maahes und winkte ab, nachdem er sich zur Gänze aufgesetzt hat.
    “Er ist ein Stier!“, konnte Aesara es nicht lassen laut in den Raum zu stellen.
    Maahes erhob sich vom Bett und trat ihr entgegen, wobei sie ihm fest entgegen blickte. “Du machst dich lächerlich!“, erklärte er ihr mitten ins Gesicht, worauf hin sie ein hohes Lachen ausstieß.
    Dennoch kam sie noch mehr auf ihn zu. “Armer Sklave,“, säuselte sie. “So klein und nichtswürdig,“
    Aesara wollte ihre freie Hand heben, um dem Ägypter über die Wange zu streicheln bei ihren Worten, doch Maahes hielt sie am Handgelenk fest, um sie von sich weg zu halten, was Aesara augenblicklich erbost dreinschauen ließ.
    “Und du bist nicht mehr als Natter, die elend nach Wärme sucht und dabei durch alle Betten kriecht! Egal ob diese Hunden oder Stieren gehören!“, sagte der Ägypter nun schon fast angewidert. Es kam für ihn nun nicht überraschend, dass die Hispanierin mit der anderen, in welcher sie noch die Botschaft hielt ausholen wollte, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Doch auch diese Regung wehrte er ab, indem er auch das andere Handgelenk schnell ergriff. Die Botschaft des Dominius fiel dabei auf den Boden.
    “Lass mich los!“, zischte Aesara voller Zorn hervor und versuchte sich dabei genau in dem Moment loszureißen, in welchem Maahes sie sowieso von sich stieß.
    Sie stolperte zurück, fing sich jedoch sehr schnell wieder. Ihre Nase rümpfte sich, während sie ihm nun zornestrunken entgegen stierte. Weitere Tiraden, so schien es, wollte sie sich jedoch wohl ersparen.
    Sie deutete dann auf das Schriftstück auf dem Boden. “Bring das zur Casca Decima!“, stieß sie dann aus. “Und dabei kannst du gleich zum Hades fahren!“ Dabei fuhr sie herum und stapfte wieder aus der Sklavenunterkunft heraus.
    Maahes stand noch einen Moment reglos da, ehe er sich nieder beugte, um das Schreiben aufzuheben. In der Tat, war es an das Haus Decima adressiert und Aesara schien nicht gelogen zu haben und es schien sich tatsächlich um eine Aufgabe für ihn zu handeln. Mit bitterer Miene machte er sich auf den

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    Aesara lächelte zufrieden und räkelte sich noch ein wenig im Nachklang des Erlebnisses, welches sie mit dem neuen Dominus in den Laken gehabt hatte und bei dem sie ihr Temperament hatte zur Schau stellen können. Offenbar wollte der Herr nun noch ein wenig die enststandene Nähe gewesen, was der Hispanierin nur recht war. Dass er dabei noch immer mehr als nur vertraut eine Hand auf seiner Brust ruhen hatte, störte sie nicht im Mindesten. Viel eher war sie noch versucht, sich derartig zu legen, dass allein ihr Atem schon diese noch mehr erhob, sodass sie sich der Berührung eher noch mehr entgegen streckte. Ein leises Seufzen entkam ihr dann, als Caesoninius meinte, dass sie ihr Geld wert gewesen war und sie schaute ihm dankbar entgegen. “Du hast mich vom Markt gerettet, Dominus und verdienst dafür doch nur das Beste, was ich dir geben kann,“ raunte sie noch immer verführerisch und räkelte sich neuerlich, als ihr nun wissen wollte, woher sie kam. Fast vertrauensvoll legte sie nun ihre Hand auf die seine, um diese vorsichtig zu streicheln. “Ich stamme aus Tarraco,“ begann sie dann mit leiser, vertraulicher Stimme. “Meine Eltern hatten nicht viel Glück im Leben und verfügten weder über Einfluss noch über Geld. Mein Vater war ein ehemaliger Legionär und meine Mutter arbeitete in einer Schenke...“ Dass alles viel schlimmer gewesen war, als sie nun erzählte, brauchte ihr neuer Dominus nicht zu wissen. “Ich geriet als ich dreizehn Jahre alt war in die Sklaverei und gelangte mit einem Zug über Gallien nach Germanien, wo mich schließlich die Iunier für ihr Haus gekauft haben.“ Unter ihren Worten schaute sie ihrem Dominus lächelnd entgegen. “Doch so schön wie hier im Moment ist es dort nicht gewesen.“ Ihre Stimme klang dabei fest und ehrlich, dass man eine vermeindliche Lüge dahinter nur erahnen konnte. “Das ist ein schrecklich kaltes Land.“


    Als der Iulier dann meinte, seine Briefe bearbeten zu wollen, blieb Aesara im Bett liegen und folgte seinem Befehl, wobei sie sich allerdings sehr aufreizend dergestalt in den Kissen drappierte, dass ihr Dominus auch vom Schreibtisch aus einen guten Blick auf das hatte, was die Natur ihr als Weiblichkeit mitgegeben hatte. Zusätzlich streichelte sie sich ein wenig über die Oberschenkel und über den Busen und betrachtete dabei aufmerksam ihren Herrn dabei, wie er einen Brief von einem Casca in die Hand nahm. Natürlich sagte der Name der Sklavin gar nichts, doch würde sie ihn sich gut merken, wie eben alles, was der Iulier ihr mitteilen würde. Das Leben lehrte eben auch eine Sklavin, dass Wissen auch für die Unfreien eine gewisse Macht sein konnte. Caesoninus erzählte auch von einem Fest, welches er mit seinem Neffen zelebrieren wollte, um irgendjemanden zu verkuppeln. “Ein Fest der Liebe… das ist eine wunderbare, schöne Idee, Domnius,“ raunte sie ihm zu, nachdem er ausgesprochen hatte. Wieder regte sie sich ein wenig in den Kissen, wobei sie sehr wohl um ihre körperlichen Reize wusste und auch, wie man sie in Szene setzte. Selbst wenn sie einfach nur dalag und zuhörte.


    Dann allerdings schien ihr neuer Dominus über eine Aussage in dem Schriftstück zu stolpern, denn seine Augen weiten sich einen Moment und er schien überrascht. Sogleich redete er von einem Marcus, der wohl ein Vetter war und neuerlich von diesem Casca, den man zum...Vicarius Magistris von irgendwas ernannt hatte. Es klang ganz so, als wäre dieser Casca nun etwas sehr Wichtiges geworden, dessen Bedeutung Aesara jedoch nicht einordnen konnte. Während Caesonius nun schrieb und nebenbei schwieg, betrachtete sie nachdenklich das Laken, doch alsbald wurde auch deutlich, dass ihr Domnius sie nun gehen lassen würde. Mit einer Botschaft, die Maahes zur Casca Decima Mercator bringen sollte.
    Aesara nickte und erhob sich trotz Aufforderung sehr langsam, wobei sie auch weiterhin keinerlei Scheu hatte, sich ohne Kleidung zu präsentieren. Ganz so, als wolle sie sich noch einmal zeigen wendete sie sich Caesonius zu und begann dann langsam, das zerschlissene Kleidungsstück, welches sie bereits auf dem Sklavenmarkt getragen hatte, wieder anzuziehen und dabei allein durch körperlichen Ausdruck zu demonstrieren, wie wenig kleidsam und dürftig dieses Stück Stoff war. “Der Mann heißt Maahes,“ erklärte sie dann vielleicht ein wenig zu unterkühlt, als Caesonius der Name seines Cursors entfallen war. Aesara nahm die Botschaft in die Hand und sah ihren Herrn leicht schmollend an, als würde es ihr nicht passen, dass er sie an diesem Tag aus seiner Nähe entließ. Doch dann lächelte sie sanft. “Dann werde ich mich zurückziehen und mich auf den nächste Zeit mit dir freuen, Dominus!“, erklärte sie zuckersüß und steuerte dann mit einem aufreizenden Hüftschwung, der ihre Kehrseite recht gut zur Geltung brachte, die Tür an. Dort angekommen drehte sie sich noch einmal herum, um Caesonius zuzulächeln, ehe sie eben jene Tür hinter sich schloss und sich in die Sklavenunterkunft aufmachte.

    Maahes stand noch immer mit verschränkten Armen da und schenkte Aesara keine Beachtung mehr. Diese sagte auch nichts weiter, sondern blickte ihm nur verächtlich entgegen, während Clarissa wieder leise weinte. Gerne wäre der Ägypter nun zu ihr gegangen, doch er war mit seinen eigenen Gefühlen nun nicht mehr im Reinen. Wut schwelte in ihm und es war besser, wenn er dieser nicht nachgab. Dann hörte man Schritte und der Maiordomus betrat wieder den Raum, wobei er ihm keine Beachtung schenkte und an ihm vorbei schritt. Als Phocyides schließlich in die Hände klatschte, atmete Maahes tief durch. Irgendwie erschien ihm gerade dieses Klatschen wie eine weitere Erniedrigung, die er im Moment nicht gebrauchen konnte. Doch er musste sich zusammenreißen. Also drehte er sich herum und trat mit unbeweglicher Miene auf den Maiordomus zu. Aesara tat es ihm gleich, während Clarissa einen Augenblick zögerte und sich die Augen wischte, ehe auch sie dem Ruf Folge leistete.


    Dann war zu hören, dass eine Unterredung mit dem neuen Domninus stattgefunden hatte, bei dem es unter anderem um ihre Tätigkeitsfelder gegangen war. Clarissa sollte tatsächlich in der Küche zu Diensten sein und auch sogleich die Arbeit aufnehmen, während Aesara zum Domnius geordert war. Als Phocylides dies aussprach, erhellte sich ihr Gesicht und sie erhob wieder stolz das Kinn, als hätte sie eine große Auszeichnung erhalten. Dass sie zudem auch in der Küche helfen sollte, schien sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Ein Moment des Schweigens folgte, der dem Ägypter schier endlos erscheinen wollte. Welche Aufgabe war ihm zugedacht? Da er nicht wollte, dass der Maiordomus eine Unsicherheit in seiner Miene entdeckte, schaute er auf den Boden vor sich und schien reglos der Dinge zu harren, während ein Sturm in seinem Inneren tobte. Dieser wollte auch nicht weichen, als er nun erfuhr, dass der Herr ihn hatte verkaufen wollen. Clarissa hatte in diesem Moment nach Luft geschnappt und wirkte entsetzt.


    Sein eigener Blick allerdings war unter den Worten wieder empor gezuckt und er erkannte Aesara, die ein sarkastisches, einseitiges Lächeln ihm gegenüber zur Schau trug. Dieses wich auch nicht, als Phocylides erklärte, dass er den Verkaufswunsch hatte abwenden können. Maahes nickte. Nur ein einziges Kopfnicken und wieder rang er tief nach Luft. Vielleicht hielt dieser Tag noch mehr Demütigungen bereit und er sollte sich wappnen. Doch nun war er Dank der Intervention des Maiordomus der Cursor des Herrn, was ihm Erleichterung verschaffte. Auch dass er Servierdienst noch an diesem Abend haben würde, war eher eine gute Nachricht. Also nickte er neuerlich, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Nun sollte er noch hierbleiben, während die beiden Frauen Phocylides folgen sollten. Erst jetzt ließ Maahes die Arme sinken. Irgendwie machte ein Gefühl sich in ihm breit, welches ihm vermittelte, dass er seinem Landsmann sehr viel zu verdanken hatte. “Ich danke dir, Maiordomus!“, sagte er dann ehrlich, als die anderen sich zum Gehen wandten.


    Dann war er tatsächlich allein und in der Tat fühlte er sich schon fast verlassen in diesem fremden Haus in der neuen Unterkunft. Dies sollte er auch bleiben, bis die Zeit so weit fortgeschritten war, dass er diese Breda aufsuchen sollte. Noch einmal atmete er nun tief durch und legte seinen Kopf in den Nacken, während er versuchte, sich zu beruhigen. Das alles war ein bisschen viel gewesen, wobei der Streit mit Aesara ihm noch am meisten zugesetzt hatte. Irgendetwas hatte sie vor, dessen konnte er sich sicher sein. Zwar hatte er gewusst, dass sie sehr verschlagen sein konnte, sogar ein Lästermaul vor den Göttern, doch derartig entfesselt hatte er sie noch nicht erlebt. Nachdenklich setzte er sich wieder auf das Bett und starrte stumm auf den Boden vor sich. In der Stille mühselig die Gedanken ordnend verstrich die Zeit.


    War es nun so weit? Maahes erhob sich, um die Unterkunft zu verlassen und die ihm zugewiesene Sklavin aufzusuchen.

    [...]



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    Nachdem sich Phocylides von ihnen verabschiedet hatte, da er nun meinte, den Dominus aufsuchen zu wollen, begaben sich die drei neuen Sklaven in die Unterkunft. Alle schauten sich ganz genau um. Besonders Aesara ging von Nische zu Nische und betrachtete sich eingehend die Betten, die Truhen und auch die Dinge, welche die fremden Sklaven zur Verzierung ihres Unterschlupfs drappiert hatten. Hier und da fand man ein Blümchen, kleine Figurinen, einen winzigen Altar oder auch Tuche, mit welchen versucht worden war, die Nische vor den Blicken anderer ein wenig zu schützen. Offenbar war es hier so, dass Männer und Frauen nicht getrennt voneinander schliefen, was Maahes ein wenig wunderte. Ihm selbst allerdings machte dies nicht viel aus. Auch Clarissa warf ihre Blicke auf die neue Bleibe und betrat dann eine der Nischen, die sie für sich beanspruchen wollte. “Ich nehme die neben dir!“, erklärte sie ihm und wies ihm somit die seine zu. Es war die letzte in dem kleinen Gang, direkt an der Wand. Maahes nickte und lächelte ihr entgegen. “Wenn das dein Wunsch ist, Liebes.“


    Aesara hatte ihre kleine Runde noch nicht beendet. Sie war an eines der anderen Betten getreten und hob etwas empor, was aussah wie eine kleine Puppe. Etwas achtlos warf sie diese dann zurück auf das Bett und rümpfte die Nase. Dann fuhr sie herum. “Wie hat dir der Weinkeller gefallen, Maahes?“, wollte sie schnippisch wissen. Maahes verdrehte die Augen und ließ sich auf der Kante seines Bettes nieder, wo er sich die Ellenbogen auf die Oberschenkel stützte und sich dann mit den Händen durch das Gesicht wischte. “Schon blöd, dass es da einen Wachhund hat, nicht wahr?“ Aesaras Worte klangen scheidend und ebenso erzürnt. “Lass doch, Aesara!“, sagte dann Clarissa etwas kläglich, doch sie wurde gleich von einem Schnauben der Hispanierin abgewürgt, falls sie hätte noch mehr sagen wollen. “Ach? Jetzt kriegst du die Zähne auseinander?“, zischte sie der Germanin entgegen. “Sich den ganzen Tag verstecken, rumheulen und dann auf dem Markt so tun, als würde man nicht bis zehn zählen können!“ Maahes blickte wieder auf. “Aesara!“, meinte er mahnend, doch er erntete nur ein neuerliches Schnauben. “NEIN! Ihr habe es mir zu verdanken, dass wir in diesem Haus sind. Bei einem Senator!“ Ihre Blicke hatten nun etwas Wildes angenommen. “Doch wie auch immer sitzen wir immernoch in einem Loch! Schaut euch nur mal um. Und das, Maahes, verdanken wir allein dir und deiner Vorliebe für Wein!“ Die letzten Worte klangen beinahe so, als wollte sie sie ihm vor die Füße spucken.


    “Ich VERACHTE dich!“


    Clarissa schniefte und sah Aesara flehend an. “Hör doch bitte auf damit!“ Aesara rang nach Luft und lachte dann auf. “Das werde ich auch! Ihr werdet schon sehen! Immerhin hat der neue Dominus MICH gewollt! Und ich werde schon dafür sorgen, dass ich aus dieser Gruft hier rauskomme!“ Nun war es an Maahes aufzulachen. “Was stellst du dir vor? Ein eigenes Domus?“ Aesara verschränkte die Arme vor der Brust und stolzierte dann in ihre Nische, wo sie vor ihren Blicken verschwand. Man hörte, wie sie sich auf das Bett fallen ließ. “Ihr werdet schon sehen!“, gab sie von sich.


    Danach hielt ein langer Moment des Schweigens Einzug, in dem Clarissa sich mit zu Maahes auf das Bett setzte. Er selbst hatte sich zurück sacken lassen, sodass er mit dem Rücken auf der Strohmatrazte lag und gen Decke schaute. Obwohl sie nun alle scheinbar in Sicherheit waren, in einem neuen Haus, bei einem neuen Dominus, so war dennoch nichts sicher. “Du wirst es sicher wieder schaffen!“, flüsterte Clarissa ihm schließlich zu und er spürte, wie sie sachte sein Knie kraulte. Es war keine anzügliche Geste oder auch nur im Entferntesten als solche gemeint. Sie war einfach nur vertraut und sollte Trost spenden. “Ich weiß nicht, Clarissa,“ seufzte er. “Ich glaube Aesara hat recht und meine besten Zeiten sind vorbei.“
    “Sowas solltest du nicht sagen.“ Clarissa biss sich auf die Unterlippe und überlegte, ob sie das Folgende auch wirklich aussprechen wollte. “Du warst der beste Maiordomus der Welt,“ sagte sie ernst, was Maahes dazu brachte, zu ihr hinzuschauen.
    Seine Blicke waren skeptisch, doch dann lächelte er.
    “Das ist lieb von dir,“ sagte er sanft.
    Nun lächelte auch Clarissa. “Es ist ja auch wahr!“
    Von Aesaras Nische hörte man ein dunkles Lachen. Offenbar hatte sie gelauscht.
    “Auch Sterne fallen!“, gab sie lakonisch von sich.
    “Wenn hier auch der Letzte festgestellt hat, dass deine Schenkel sich sehr gerne für Sterne öffnen, wird ein jeder aufsteigen wollen,“ kommentierte Maahes ihre Worte. “Glaubst du wirklich, den neuen Dominus mit deiner Mitte einfangen zu können?“
    “Er hat halt Geschmack!“, schnappte sie.
    Clarissa seufzte unterdessen.
    Maahes wusste sehr gut, dass die junge Germanien auf derartige Themen nicht sonderlich gut reagierte. Im Haus des Seneca hatte jeder gewusst, was ihr in den Händen der Legionöre widerfahren war, die sie ihrer Familie entrissen hatten.
    “Ist schon gut!“, sagte er leise und streichelte Clarissa den Arm, bis diese ihn wieder anlächelte.


    Wieder schwiegen alle drei eine Weile. Maahes musste gestehen, dass dieser Tag ihn bereits jetzt erschöpfte. Erst der schreckliche Morgen, dann Tuff Tuff und der Markt, die quälende Ungewissheit und der Verkauf in Ketten, der sehr an seinem Stolz genagt hatte. Aesara hatte recht. Es war ein tiefer Fall gewesen, auch für einen Sklaven.


    Einige Momente lang schloss er die Augen und stellte fest, dass sich Clarissa nun erhob, um zu ihrer Nische zu gehen. Als er die Augen wieder öffnete, war er allein auf seinem Bett und er seufzte gedehnt. Vielleicht war es an der Zeit zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Zwar wusste er noch nichts von seinen Aufgaben, die neben dem Einheizen noch auf ihn zukommen würden, doch bestimmt konnte man bereits jetzt grobe Pläne schmieden, wie es wieder aufwärts gehen konnte. Auch wenn er noch meinte, dass es seine Kräfte bei Weitem übersteigen würde. Seit dem Tod seines alten Dominus hatte er einfach den Tritt und mit diesem auch seinen Biss verloren. Vom Humor ganz zu schweigen. Auch wenn er Germanien ob seiner Rauheit und Kälte immer gehasst hatte, sehnte er sich nun zurück. In sein Heim, ihrer aller Küche und zu den schönen Abenden, die sie sich alle gemacht hatten. Eine Familie waren sie gewesen und nun war alles Vertraute und Schöne vergangen, wie die kahlen, rauen Wände dieser Nische wohl gut bezeugen konnten. Der neue Dominus hatte ihn nicht einmal angeschaut und wenn nichts geschah, dann würde er gewiss schneller wieder auf dem Markt sein, als es ihm lieb sein konnte. Allein für Clarissa, würde er schnell wieder zu seiner Kraft finden müssen. Was ihn selbst betraf, so hatte er den Mut verloren.


    “Maahes?“, hörte er dann Clarissa nebenan fragen.
    “Ja?“
    “Meinst du, dass ich das in der Küche schaffe?“
    “Zum Wasser-Schleppen und Töpfe rühren wird es wohl reichen,“ mischte sich Aesara zynisch ein.
    “Sei still!“, sagte Maahes nun vernehmlich. “Behalte deine Launen für dich!“
    “Ich mache mit meinen ‚Launen‘ was ich will!“ Man hörte, wie Aesara sich nun aufrichtete und vom Bett aufstand. Nur kurz darauf stand sie vor Maahes Nische. “Falls du es noch nicht bemerkt hast, du hast hier gar nichts mehr zu sagen!“, erklärte sie nun so laut, dass es durch den ganzen Raum drang. In ihren Augen funkelte wieder Wut. “DAS ALLES IST ALLEIN DEINE SCHULD!“, keifte sie nun noch lauter.
    Maahes richtete sich nun ebenfalls wieder auf.
    “Sei nicht so laut!“, sagte er noch immer im Befehlston.
    “DU BIST EIN NICHTS!“, entfuhr Aesara.
    “Hör auf!“ Clarissa schluchzte und man hörte, dass sie kurz davor war zu weinen. “Bitte hör‘ doch auf!“
    “Da hast du deine Beschützerin!“, schnappte Aesara. “Und glaub‘ mir, die wirst du auch brauchen!“
    “Wie meinst du das?“, entkam es Maahes der nun die Hispanierin anstarrte.
    “Wirst du schon sehen!“
    Maahes Blicke wurden fest, ehe sie sich verfinsterten. “Was hast du vor?“
    “Siehst du dann!“
    “Maahes!?“
    Maahes erhob sich vom Bett, wobei er Aesara, die immer näher gekommen war, an der Schulter wegstieß. Wie er wohl zu seiner Schande zugeben musste, saß seine Hand bereits so locker, dass er ihr am liebten eine Ohrfeige verpasst hätte. Sie allerdings schien das zu spüren.
    “Und?“, fragte sie nun provozierend, doch der Ägypter wendete sich einfach ab und ging einige Schritte in den Raum hinein. Vorbei an ein paar Betten, ehe er stehenblieb und die Arme vor der Brust verschränkte.

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    Dass der Maiordomus und der Cellarius nicht das beste Verhältnis zueinander hatten, war zwischen den Worten durchaus zu hören. Doch noch schob Maahes es eher auf das wenig offene Verhalten von Alexander, der sich nun schnell wieder den Fässern und seiner Lieferung widmen wollte. Seine Worte kamen also einem Rausschmiss schon recht nahe. Also verließen sie, fast schon getrieben von Phocylides wieder den Weinkeller. Maahes jedoch drehte sich noch einmal um, um in das Gewölbe hinein zu schauen. Alexander verschwand gerade mit seinen Notizen hinter einem der größten Fässer. Nur das Beste war hier zu finden und eigentlich war es kein Wunder, dass Alexander dies alles wie ein Schatz gehütet haben wollte. Dies war in der Tat schade, denn über die letzten Wochen und auch Monate hatte sich Maahes an den Wein gewöhnt und bestimmt würde er diesen auch vermissen. Doch würde er sich zusammenreißen müssen, denn es war deutlich geworden, dass diesen Raum niemand unbemerkt betreten und etwas entwenden konnte. “Oh, wie schade für dich!“, wisperte Aesara ihm wieder mit einem gemeinen Ausdruck in der Stimme zu. “So viel Wein und keine Gelegenheit!“. Nachdem sie ihr Gift verspritzt hatte, war sie die erste, die wieder auf dem Gang war. Zudem hatte sie sich wieder ihres stolzen Hüftschwungs befleißigt. Clarissa unterdessen schaute Maahes mitleidig an, als wolle auch sie nun ausdrücken, dass in der Hispanierin eine Schlange hauste.


    [...]

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    Zugegebenermaßen konnte der Weinkeller sich sehen lassen. Jener in Germanien hatte nur ein Bruchteil der Größe dieses Gewölbes und erst recht nicht so viele Fässer, die übereinander und fein säuberlich sortiert lagerten. Ein einziger Blick hatte Maahes genügt, um festzustellen, dass es sich um einen gepflegten Vorratsraum handelte und wie sich herausstellte, hatte dies auch einen Grund in Form eines Mannes mittleren Alters, der eine mürrische Miene zur Schau trug. Phocylides sprach ihn mit dem Namen ‚Alexander‘ an und wie zuvor schon erwähnt konnte es sich nur um den Cellarius handeln. So erklärte es auch der Maiordomus, auch wenn der andere keineswegs erfreut über ihrer aller Anwesenheit war. Dem folgenden Gespräch zu urteilen nahm dieser Alexander seine Aufgabe sehr ernst und schien sogar seine freien Tage untertage zu verbringen. Der Schalk in Maahes merkte an, dass es bestimmt am fehlenden Sonnenlicht liegen musste und an der Kühle des Gewölbes, dass der Mann selbst eine Art charakterlicher Unterkühlung erlitten hatte, doch wäre er im Traum nicht darauf gekommen, seine Gedanken diesbezüglich zu äußern. In Germanien wäre das etwas anderes gewesen, denn dort war er sehr wohl für allerlei Scherze bekannt gewesen, doch seit Seneca nicht mehr war, war ihm auch nicht mehr nach Frohsinn gewesen.


    Als der Maiordomus meinte, dass der Cellarius den Wein mit Argusaugen bewachte und ihn wohl auch mit Zähnen und Klauen verteidigte, wie es aussah, bemerkte er Aesaras spöttisches Lächeln, das ihm selbst zugedacht war. Gleich darauf stellte sie heimlich eine Miene des höchsten Bedauerns zur Schau, nur um dann wieder ironisch zu grinsen. Gewiss. Ein Gesicht konnte mehr aussagen als ein Schwall von Worten und dieses Mal sah Maahes ihr finster entgegen. Dabei wusste er nur zu gut, was sie ihm damit sagen wollte: Keine Chance an einen Schluck Wein zu kommen! Maahes merkte, wie allmählich Wut in ihm aufstieg. Nicht auf den Wein, der nicht zu erreichen war, sondern auf die Sklavin, die sich ihm noch in Germanien auf das Übelste angebiedert hatte. Avancen, die er auch nur zu gerne angenommen hatte, denn wenn Aesara auch sonst nichts hatte: In den Laken verfügte sie über ein unglaubliches Talent und Feuer. Eine Schande, dass er niemals hatte widerstehen können. Unterdessen konnte man erfahren, dass Dominus Caesoninus wohl in einiger Zeit eine Cena plante, was oftmals viel Arbeit bedeutete. Von den Sklaven allerdings mischte sich niemand in das Gespräch zwischen Phocylides und Alexander ein.

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    Als Phocylides meinte, dass der Dominus aufgrund seiner Talente sicher Großes mit ihm vorhabe, lächelte der Ägypter ein wenig bitter. Immerhin sah es so aus, dass der neue Dominus sich in keiner Weise für ihn interessiert hatte und wenn Aesara nicht gewesen wäre, dann stünden sie nun noch immer auf dem Podest auf dem Markt. Dennoch war dies kein Grund, für den Maahes der Hispanierin dankbar sein wollte. Nun ging die Führung weiter, denn schließlich war Clarissa wieder zurück. Doch auch Aesara kam ihm nun näher. Noch immer mit einem Siegerlächeln im Gesicht. “Am Ende war dein Talent ja leider nur noch das Saufen!“, zischte sie ihm ins Ohr und verzog dann den Mund. Offenbar war sie noch immer der Ansicht, dass ihr aller Verkauft allein sein Verdienst gewesen war und bestimmt würde er sich nun noch öfter anhören, dass sie es gewesen war, die sie alle in ein neues Heim gebracht hatte. Diese Ansicht mochte verschroben sein, doch es war genau die Art zu denken, die Aesara an den Tag legte. Dieses Mal hatte sie allerdings darauf geachtet, dass Phocylides so wenig von ihren Worten mitbekommen hatte, wie es nur ging.


    Dieser ging vor ihnen her und deutete auf die Wand der Vorratskammer, um danach in die Sklavenunterkunft einzutreten. Es handelte sich dabei um einen großen Saal, wo offenbar ein jeder von ihnen eine Nische für sich verbuchen konnte. Leider gab es aber wohl keinerleit Besitz, mit diese hätte schmücken können und außer der Kleidung am Leib auch nichts anzuziehen. Aesara machte einen langen Hals, wohl in der Hoffnung die größte der Nischen schon vorab für sich selbst zu entdecken, doch dazu sollte es nicht kommen. Schon ging es weiter an den Schlafräumen der wichtigsten Sklaven vorbei. Locusta, Alexander und Phocylides selbst. Maahes nickte wieder und sie alle folgten dann durch die nächste Türe. Dies musste dann wohl der Weinkeller sein. “Dein zukünftiges Elysium!“, raunte Aesara wieder leise und schenkte ihm einen boshaften Blick. Maahes tat so, als würde er weder ihre Worte gehört noch ihre Blicke gesehen haben und schaute aufmerksam dem Maiordomus entgegen.


    Abstecher: Weinkeller

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    Maahes staunte, dass Phocylides so ruhig blieb und nur meinte, dass man für seine Eltern nichts kann. Ob Aesara seinen Hinweis, nicht vor der Herrschaft in einen derartigen Wortschatz zu verfallen, bei ihr ankam oder nicht, würde sich zeigen müssen. Schließlich kannte er Aesara schon eine ganze Weile und eigentlich war es nur die verschworene Gemeinschaft der Sklaven im Haus ihres alten Herren, die schlimmeres verhindert hatte. Hätte es nur ein einziges Traschmaul gegeben, so hätte sie sich ziemlich schnell vor Seneca verantworten müssen über die Reden, die sie so führte. Hier allerdings schien es so, als würde der Maiordomus diesen Umstand selbst herausfinden müssen. Aesara nickte jedoch schwach und blickte dann triumphierend zu Maahes hinüber.


    Dieser jedoch schenkte ihr keinerlei Beachtung mehr. Stattdessen machte er sich nun daran, die Frage des Phocylides zu beantworten. “In Ägypten habe ich einiges über Astronomie und Philosophie gelernt,“ sagte er fest. “Mein Vater liebte die Gelehrigkeit.“ Selbst wenn dieser – ebenso wie Aesaras Vater – ein Säufer gewesen war, der sein Hab und Gut verspielt und seine Familie in die Sklaverei gebracht hatte. “Als er verstarb,..“ Was ein milder Ausdruck für seine Ermordung war, “...wurde mein erster Herr Chrisanthos von Ephesus. Ein Arzt, der mir ein wenig von seiner Heilkunst beibrachte, während ich ihm zur Hand ging. Als dieser ebenfalls verstarb gelangte ich in den Besitz von Iunius Seneca, in dessen Haushalt in Germanien ich die Aufgabe eines Maiordomus innehatte, bis er ebenfalls verstarb.“ Über das, was danach geschehen war, war es wohl besser zu schweigen. Von den Latrinen her näherten sich nun Schritte und Clarissa kam zurück. Mit noch immer leicht roten Wangen stellte sie sich wieder neben Maahes und blickte Phocylides noch immer scheu entgegen.

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    Clarissa nickte hastig, als die Erlaubnis erhielt zu gehen. Noch einmal blickte sie dann Maahes an und löste sich dann aus seiner Nähe, um sich umzuwenden und zu den Latrinen zu eilen. Nun hieß es warten, bis sie wieder bei ihnen war und Phocylides hatte nun offenbar beschlossen, Aesara nach ihrer Lebensgeschichte zu fragen. Natürlich war dieser nicht entgangen, dass ihre dunklen Blicke bemerkt worden waren und nun hob sie recht stolz das Kinn und legte ein – eben so falsches, wie zuckersüßes – Lächeln auf ihre Lippen. Eigentlich eine ihrer typisches Reaktionen auf Zurechtweisungen. “Ich stamme aus Hispania,“, sagte sie dann auch weiterhin selbstbewusst. “Meine Mutter war eine Hure und mein Vater ein versoffener Veteran.“ Aus ihrem Mund klang die Familienhistorie beinahe so, als wären ihre Eltern trotz allem die Herrscher eines ganzen bedeutenden Landstriches gewesen.


    Ohne es recht zu wollen – vielleicht aus einer alten Gewohnheit heraus – verdrehte Maahes die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Als ehemaliger Verantwortlicher für die Sklaven des iunischen Landguts lag ihm nun selbst beinahe ein scharfer Kommentar auf der Zunge. Doch Aesara schien dies gar nicht aufzufallen, obwohl sie ihn nun mit einem Seitenblick bedachte. “Ich war im Hause meines ehemaligen Herrn eine Cubicularia und habe meine Arbeit hervorragend gemacht! Der neue Dominus hat gesagt, dass er meine Gesellschaft sehr zu schätzen wüsste.“ Den letzten Satz hatte sie sich wohl nicht nehmen lassen wollen. “Und ich werde ihn wohl zu unterhalten wissen!“ Und da war auch der Punkt auf dem i. Maahes räusperte sich nun, wofür Aesara nun ihm entgegen funkelte. “Verzeih‘ ein weiteres Mal, Maiordomus,“ sagte er nun ruhig. “Sie ist noch sehr aufgewühlt vom Markt.“ Unter seinen Worten gab er ihr einen mahnenden Blick zurück, doch es war wohl nicht mehr an ihm, sie für irgendetwas zurecht zu weisen.

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    Auf die scharfe Zurechtweisung hin, hatte Aesara nun einen Flunsch gezogen und trug dazu finstere Blicke zur Schau. Dass sie über die Stränge geschlagen war, war jedoch anzusehen gewesen. Auch für sie würde gelten, dass sie sich nicht mehr so verhalten konnte, wie in Germanien. Maahes hatte ihr dann entgegen gesehen und mit dem Kopf geschüttelt, als Zeichen dafür, dass ihre Miene hier keine Billigung finden würde. Also sog sie scharf Atem ein und entspannte sich wieder ein wenig. In ihren Augen blitzte jedoch wieder der lästerhafte Geist auf, der sie stets heimsuchte. Die Hispaniern konnte wirklich ein scharfes Mundwerk haben und lästerte zudem gerne über alles und jeden. Maahes stand noch gut im Gedächtnis, wie sie über die Herrin Caerellia geredet hatte, als diese nicht in der Nähe war. Ein Spiel mit dem Feuer und es würde sich zeigen, wie weit sie damit kommen würde.


    Dann jedoch erklärte der Maiordomus nun den Tagesablauf und die Art und Weise ihres Dienstes. Was seine eigene Arbeit anging, so blieb der Ägypter jedoch weiterhin im Dunkeln. Eigentlich sah er sich schon, wie er den ganzen Tag lang die Heizung am Laufen hielt. Während Phocylides weiter sprach, von Würde, Anstand und der Zeit, zu welcher die Sklaven sich von der Bettruhe zu erheben hatten, merkte Maahes, dass Clarissa nun unruhig von einem Bein auf das andere trat. Gewiss wurde in ihr der Drang, die Latrine zu nutzen nun immer dringlicher, doch wagte sie nicht, ein weiteres Mal um Erlaubnis zu fragen, um diese aufsuchen zu dürfen. Immerhin hatte der Maiordomus bisher nicht auf ihre scheue Frage reagiert.


    Dennoch hörte Maahes auch weiterhin aufmerksam zu. Alles in allem waren es Aufgaben, die es im iunischen Haushalt in Germanien ebenso zu erledigen gab wie nun hier und wahrscheinlich würde ihm sogar der freie Tag vergönnt sein, da der neue Dominus ihm sowieso auf dem Markt keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Doch blieb es nach wie vor fraglich, ob dies nun eine gute Sache war oder eben nicht. Wieder nickten nun alle drei, als Phocylides geendet hatte und weitergehen wollte, doch anscheinend konnte es Clarissa nun kaum mehr aushalten. Hilfesuchend schaute sie ihm entgegen und er legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. “Verzeih‘ Maiordomus,“, war es dann Maahes der dann sprach. “Ich glaube, dass Clarissa dringend austreten muss.“ Zwar hatte sie sich nicht getraut ein weiteres Mal für sich zu sprechen, nachdem ihr Frage bereits ignoriert worden war, doch zeigte sich nun doch eine leichte Röte auf ihren Wangen und blickte scheu, aber zustimmend nicktend zu Boden.

    Einen Moment erschien es so, als würde der Maiordomus sie nun alle mustern wollen. Ein Wunder, dass er das tat, war es natürlich nicht. Vor einiger Zeit jedoch war es noch er selbst gewesen, der neue oder fremde Sklaven hatte einschätzen müssen und just in diesem Moment fühlte sich dieser Umstand an, als wäre er in einem anderen Leben gewesen. Nun war alles neu und er würde sich eine erneute Vertrauensposition wohl hart erarbeiten müssen. Maahes wusste nicht, ob er noch einmal dazu bereit war, doch bereits jetzt teilte sein eigener Ehrgeiz ihm mit, dass er es wenigstens versuchen musste, zumal die Chancen, so schlecht sie auch stehen mochten, betrachtete man das Interesse des Römers, der nun ihr aller Herr war, noch nicht ganz vergeben waren. Immerhin stellte sich nun Phocylides ebenfalls als ein Ägypter vor, wenn auch hellenischer Abstammung und er frage nach der Bedeutung seines Namens. “Meine Eltern waren beide Ägypter,“ sagte er dann. “Mein Vater war nur zur Hälfte Hellene, auch wenn er davon nie etwas hatte wissen wollen. Und mein Name hat in der Tat etwas mit diesem Gott zu tun, denn mein Vater hielt große Stücke auf die alten Götter.“ Ob das stimmte oder nicht, ließ er einmal dahingestellt. Schließlich würde es der Maiordomus eh nicht nachprüfen können. Dennoch war es schön, einen Ägypter als Vorgesetzten zu wissen. Also lächelte Maahes nun leicht.


    Danach ging die Führung durch das Untergeschoss der Villa weiter und die drei Sklaven versäumten es dabei nicht, sich ausführlich umzusehen. Dabei erklärte ihnen der Maiordomus von den Macht- und Besitzverhältnissen im Haus. Gaius Iulius Caesoninus also und Lucius Iulius Centho, ein Senator. Ein recht hohes Haus also, bei dem sich erst noch herausstellen musste, wie die Dinge liefen. Bei Seneca hatte es sich um den Haushalt eines ranghohen Militärs gehandelt, also konnte es durchaus sein, dass hier die Dinge ganz anders verliefen als gewohnt. Alle drei lauschten den Worten Phocylides aufmerksam und nickten dann, als Zeichen, dass sie wirklich jedes Wort verstanden hatten. Dann gingen sie weiter, um einen Blick auf die Latrinen zu werfen.


    Als der Maiordomus meinte, dass sie ihre Geschäfte ausschließlich dort zu verrichten hatten, unterdrückte Aesara ein Lachen. “Als ob wir heimlich in den Garten machen würden,“ raunte sie Maahes sehr leise zu, der daraufhin die Stirn runzelte. Die Sklavin schien sich ihrer Sache wirklich sehr sicher zu sein, doch war nicht sicher, ob Phocylides diesen Kommentar gehört hatte. Keiner von ihnen konnte diesen Mann einschätzen, dafür hatten sie ihn erst viel zu kurz erlebt. Dann blickten sie auf die Tür des Hypokaustums und nickten wieder. Ob es Fragen gab? “Welche Aufgaben werden uns generell zukommen?“, wollte Maahes dann wissen. Für Aesara und Clarissa hatte der Dominus ja bereits einige Andeutungen gemacht, doch er selbst stand was dies anbelangte noch völlig im Dunkeln. “Und wie ist der tägliche Ablauf in diesem Haus?“ Natürlich würde es stetig wiederkehrende Routinen geben und bestimmte Zeitvorgaben, die einzuhalten waren. Das musste in jedem gut funktionierenden Haushalt so sein. Dann regte sich Clarissa neben ihm und räusperte sich kaum hörbar. Immer wieder schaute sie zurück auf die Tür, die zu den Latrinen führte. “Darf ich….dort hin?“, fragte sie dann und deutete zurück. Dabei schaute sie zaghaft und vorsichtig dem Maiordomus entgegen. Dass die junge Frau unruhig gewesen war, hatte Maahes schon auf dem Weg zur Villa bemerkt.

    [...]


    Alle drei folgten nun dem Maiordomus durch das Atrium und eine Treppe hinab, die das Untergeschoss führte. Dort, am Ende der treppe angekommen, wurden sie nun offiziell im Haus begrüßt. Sie nickten Phocylides zu und schwenkten dann den Blick nach links, hin zum besagten Officium, welches sie jederzeit aufsuchen konnten bei einem Anliegen. Dann besahen sie sich den Gang, der zu den anderen Räumen führte. Es war nicht vermuten, dass es gestattet war, einen der Vorratsräume ungefragt aufzusuchen, was Maahes im Hause der Inuier auch nicht sonderlich gestört hatte. Immer wieder hatte er sich heimlich am Weinvorrat bedient, wobei er das Glück hatte nicht erwischt zu werden. Zumindest nicht auf frischer Tat. Dass er oftmals trunken gewesen war und infolgedessen nur schlechte Arbeit abgeliefert hatte, war natürlich zu ignorieren gewesen. Aus diesem Grund war er eben auch nun hier und nicht mehr bei der anderen Gens.


    Dessen ungeachtet spürte er in sich auch jetzt den dringenden Wunsch Sorgen und Wünsche unter einem guten Wein zu begraben, was allerdings ein Drang war, dem besser nicht nachgehen sollte. Nach ihren Namen gefragt war Aesara die erste, die ihre Stimme fand. “Mein Name ist Aesara!“, erklärte sie schon fast stolz und lächelte selbstbewusst dem Maiordomus entgegen. “Ich bin Maahes,“ sagte der Ägypter dann selbst und deutete danach auf Clarissa. “Clarissa!“, nannte er dann ihren Namen. Die Benannte schaute sich noch immer um und blickte erst jetzt zu Phocylides hinüber. Dann nickte sie schwach. “Ja, Clarissa,“ bestätigte sie dann.

    [...]


    Als sie schließlich vor einem Haus angekommen waren, ließ Maahes seine Blicke darüber schweifen. Arme Leute wohnten hier gewiss nicht und er hätte die Iulier so oder so nicht als solche eingeschätzt. Immerhin war es ein Name, der in Rom eine lange Tradition hatte, doch ob sie sich darauf etwas einbildeten, würde sich zeigen. Der junge Herr stieg nun aus der Sänfte und rief nach dem Maiordomus, der auch erschien, nachdem sie die Villa betreten hatten. Auch hier schauten alle drei Sklaven sich ersteinmal um, um die neuen Eindrücke in sich aufzunehmen. Es erschien auf den ersten Blick in jedem Fall pompöser zu sein als die Ville seines alten Herrn in Germanien, doch konnten erste Eindrücke natürlich auch täuschen.


    Dann sah Maahes dem Mann entgegen, den man Phocylides nannte. Sympathisch war dieser Maahes auf den ersten Blick nicht und bestimmt gehörte er zu jenen, die Haare auf den Zähnen hatten. Offenbar sollten sie diesem nun folgen, während der junge Herr sich entfernte. Nun war Maahes gespannt, was sie weiterhin erwarten würde.


    [...]

    Maahes war sehr nach einem Aufatmen zumute, als deutlich wurde, dass der Römer keinen Anstoß an Aesaras vermessenen Worten nehmen würde. Immerhin sprach dies auch für den jungen Iulier, sofern Maahes dies beurteilen konnte. Doch blieb es auch weiterhin dabei, dass er auf der Hut sein würde. Noch immer war ihm nämlich bewusst, dass Aesara durchaus ihre Reize hatte, mit denen sie spielen konnte. Abgesehen von einem hässlichen Charakter verfügte sie nämlich über einen wunderbaren Leib, der es vermochte einen Mann in den Wahnsinn zu treiben. Schließlich hatte er sich selbst oft genug davon überzeugen können. Dann allerdings schien der Kauf eine beschlossene Sache zu sein und es ging an das Verhandeln. Maahes hörte den Worten der beiden Männer aufmerksam zu, doch letzten Endes würde es ihn auch nicht zu kümmern brauchen, wie viel Geld letzten Endes den Besitzer wechseln würde. Wichtiger war es, welchen Besitzer sie selbst nun erhalten hatten.


    Clarissa drückte sich noch immer an ihn und löste sich erst von ihm, als die Gehilfen des Händels sich anschickten, ihnen allen die Ketten zu lösen, damit sie von dem Podest herunter treten und die Reise in das neue Heim antreten konnten. Maahes war erleichtert, das Eisen los zu sein, welches wohl wie nichts anderes verdeutlichte, dass er unfrei und nur eine Ware gewesen war. Ob schon immer ein Sklave oder nicht, war es ein Zeichen was den Stolz eines Mannes immer verletzte, doch hier nagte es auch an ihm, dass er in Zukunft ein weiteres Mal alles daransetzen musste, sich seinen Stand in einem Haushalt zu erarbeiten. Insofern war sein Fall durch den Tod seines Herrn ein recht tiefer gewesen.


    Clarissa hielt sich nun auch weiterhin in seiner Nähe auf, während Aesara geradezu stolzen Schrittes ihrem neuen Besitzer folgte, der wünschte, dass sie der Sänfte folgten. Eingekesselt von anderen Sklaven gab es keine Hoffnung auf eine Flucht, was für keinen von ihnen eine Option gewesen wäre. Maahes hatte schon zu viel gesehen. Von Brandmarkungen bishin zu einer Kreuzigung. Das alles hatte gereicht um zu verdeutlichen, dass es keinen Sinn machte, sich gegen das Schicksal aufzulehnen. “Ich glaube, er ist nett!“, sagte Clarissa recht scheu, während sie auch weiterhin an seinem Arm hing und sie der Sänfte folgten. “Wir werden sehen!“, gab Maahes zurück, was Aesara dazu brachte aufzulachen und nun ihrerseits zu diesem kurzen Gespräch beizutragen. “Immerhin ist er auch nur ein Mann!“, sagte sie grinsend und gab ihren Schritten nun einen besonderen Hüftschwung, der verdeutlichen sollte, dass sie alles daransetzen würde, ihre Reize auch weiterhin einzusetzen. So ging es durch die Stadt, und hin in ein neues Leben.


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    Wie der Römer, der sich als Iulius Caesoninus vorgestellt hatte, schon gesagt hatte, hatte er an ihm selbst überhaupt kein Interesse und es war mehr als nur deutlich, dass es bei diesem Kauf wohl mehr nur um Aesara ging, auch wenn sich vielleicht Clarissa auch als Küchenhilfe verdingen konnte. Clarissa nickte leicht, als der Römer ihr genau dies mitteilte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Der Iulier unterdessen richtete seine Worte nun wieder an Aesara, welche ihm entgegen lächelte, als dieser ihr den Stofffetzen wieder zurecht schob, der ihr im Moment als Kleidung diente. “Mein Name ist Aesara,“ sagte sie. “Ich stamme aus Hispania, aber bin schon seit meinen Kindertagen in Germanien gewesen, wo ich meinem Herrn Iunius Seneca die besten Dienste geleistet habe!“ Maahes sah zu der Sklavin hinüber, die mit geradezu schon lockender Stimme sprach. Die ‚besten Dienste‘ klangen derartig überspitzt, dass man hätte meinen können, sie hätte mit dem Iunier das Bett geteilt, was mitnichten der Fall gewesen war. Maahes Blicke verfinsterten sich, während sie sprach. “Wir kamen dann mit ihm nach Rom und nun ist mein… unser Herr nun leider verstorben und wir sind ganz allein!“ Sie schenkte dem Römer nun einen mitleidsheischenden Blick. “So allein wie vielleicht dein Bett, Dominus?“


    Maahes Augen weiteten sich einen flüchtigen Moment, als sie es wirklich wagte derartiges auszusprechen. Dann entfuhr ihm ein leises Schnaufen. Er wusste bereits sehr gut, wie Aesara war, doch dass sie sich nun auch noch wagte ihre Avancen auf einem Podest auf dem Sklavenmarkt zu machen, war mehr als er erwartet hatte. Irgendwie war es nun noch zu hoffen, dass es dem Iulier nicht zu war. Im Grunde wirkte dieser wie ein milder Mann, bei dem man durchaus ein gutes Leben würde haben können, auch wenn der Ägypter vermutete, dass er sich das nicht allzu sehr einreden brauchte. Immerhin bestand an ihm selbst nach wie vor kein Interesse und es machte auch nicht den Anschein, als wolle dies in dem Römer noch aufkommen. Doch war alles besser, als noch länger in den Klauen dieses Tuff Tuffs zu verweilen und wenn die Zeit voran schritt, würde sich auch ein Weg finden, der einem die Zukunft entfalten konnte. An dieser Stelle jedoch erschien es Maahes besser zu schweigen und abzuwarten.