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[Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara | [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa
Nachdem sich Phocylides von ihnen verabschiedet hatte, da er nun meinte, den Dominus aufsuchen zu wollen, begaben sich die drei neuen Sklaven in die Unterkunft. Alle schauten sich ganz genau um. Besonders Aesara ging von Nische zu Nische und betrachtete sich eingehend die Betten, die Truhen und auch die Dinge, welche die fremden Sklaven zur Verzierung ihres Unterschlupfs drappiert hatten. Hier und da fand man ein Blümchen, kleine Figurinen, einen winzigen Altar oder auch Tuche, mit welchen versucht worden war, die Nische vor den Blicken anderer ein wenig zu schützen. Offenbar war es hier so, dass Männer und Frauen nicht getrennt voneinander schliefen, was Maahes ein wenig wunderte. Ihm selbst allerdings machte dies nicht viel aus. Auch Clarissa warf ihre Blicke auf die neue Bleibe und betrat dann eine der Nischen, die sie für sich beanspruchen wollte. “Ich nehme die neben dir!“, erklärte sie ihm und wies ihm somit die seine zu. Es war die letzte in dem kleinen Gang, direkt an der Wand. Maahes nickte und lächelte ihr entgegen. “Wenn das dein Wunsch ist, Liebes.“
Aesara hatte ihre kleine Runde noch nicht beendet. Sie war an eines der anderen Betten getreten und hob etwas empor, was aussah wie eine kleine Puppe. Etwas achtlos warf sie diese dann zurück auf das Bett und rümpfte die Nase. Dann fuhr sie herum. “Wie hat dir der Weinkeller gefallen, Maahes?“, wollte sie schnippisch wissen. Maahes verdrehte die Augen und ließ sich auf der Kante seines Bettes nieder, wo er sich die Ellenbogen auf die Oberschenkel stützte und sich dann mit den Händen durch das Gesicht wischte. “Schon blöd, dass es da einen Wachhund hat, nicht wahr?“ Aesaras Worte klangen scheidend und ebenso erzürnt. “Lass doch, Aesara!“, sagte dann Clarissa etwas kläglich, doch sie wurde gleich von einem Schnauben der Hispanierin abgewürgt, falls sie hätte noch mehr sagen wollen. “Ach? Jetzt kriegst du die Zähne auseinander?“, zischte sie der Germanin entgegen. “Sich den ganzen Tag verstecken, rumheulen und dann auf dem Markt so tun, als würde man nicht bis zehn zählen können!“ Maahes blickte wieder auf. “Aesara!“, meinte er mahnend, doch er erntete nur ein neuerliches Schnauben. “NEIN! Ihr habe es mir zu verdanken, dass wir in diesem Haus sind. Bei einem Senator!“ Ihre Blicke hatten nun etwas Wildes angenommen. “Doch wie auch immer sitzen wir immernoch in einem Loch! Schaut euch nur mal um. Und das, Maahes, verdanken wir allein dir und deiner Vorliebe für Wein!“ Die letzten Worte klangen beinahe so, als wollte sie sie ihm vor die Füße spucken.
“Ich VERACHTE dich!“
Clarissa schniefte und sah Aesara flehend an. “Hör doch bitte auf damit!“ Aesara rang nach Luft und lachte dann auf. “Das werde ich auch! Ihr werdet schon sehen! Immerhin hat der neue Dominus MICH gewollt! Und ich werde schon dafür sorgen, dass ich aus dieser Gruft hier rauskomme!“ Nun war es an Maahes aufzulachen. “Was stellst du dir vor? Ein eigenes Domus?“ Aesara verschränkte die Arme vor der Brust und stolzierte dann in ihre Nische, wo sie vor ihren Blicken verschwand. Man hörte, wie sie sich auf das Bett fallen ließ. “Ihr werdet schon sehen!“, gab sie von sich.
Danach hielt ein langer Moment des Schweigens Einzug, in dem Clarissa sich mit zu Maahes auf das Bett setzte. Er selbst hatte sich zurück sacken lassen, sodass er mit dem Rücken auf der Strohmatrazte lag und gen Decke schaute. Obwohl sie nun alle scheinbar in Sicherheit waren, in einem neuen Haus, bei einem neuen Dominus, so war dennoch nichts sicher. “Du wirst es sicher wieder schaffen!“, flüsterte Clarissa ihm schließlich zu und er spürte, wie sie sachte sein Knie kraulte. Es war keine anzügliche Geste oder auch nur im Entferntesten als solche gemeint. Sie war einfach nur vertraut und sollte Trost spenden. “Ich weiß nicht, Clarissa,“ seufzte er. “Ich glaube Aesara hat recht und meine besten Zeiten sind vorbei.“
“Sowas solltest du nicht sagen.“ Clarissa biss sich auf die Unterlippe und überlegte, ob sie das Folgende auch wirklich aussprechen wollte. “Du warst der beste Maiordomus der Welt,“ sagte sie ernst, was Maahes dazu brachte, zu ihr hinzuschauen.
Seine Blicke waren skeptisch, doch dann lächelte er.
“Das ist lieb von dir,“ sagte er sanft.
Nun lächelte auch Clarissa. “Es ist ja auch wahr!“
Von Aesaras Nische hörte man ein dunkles Lachen. Offenbar hatte sie gelauscht.
“Auch Sterne fallen!“, gab sie lakonisch von sich.
“Wenn hier auch der Letzte festgestellt hat, dass deine Schenkel sich sehr gerne für Sterne öffnen, wird ein jeder aufsteigen wollen,“ kommentierte Maahes ihre Worte. “Glaubst du wirklich, den neuen Dominus mit deiner Mitte einfangen zu können?“
“Er hat halt Geschmack!“, schnappte sie.
Clarissa seufzte unterdessen.
Maahes wusste sehr gut, dass die junge Germanien auf derartige Themen nicht sonderlich gut reagierte. Im Haus des Seneca hatte jeder gewusst, was ihr in den Händen der Legionöre widerfahren war, die sie ihrer Familie entrissen hatten.
“Ist schon gut!“, sagte er leise und streichelte Clarissa den Arm, bis diese ihn wieder anlächelte.
Wieder schwiegen alle drei eine Weile. Maahes musste gestehen, dass dieser Tag ihn bereits jetzt erschöpfte. Erst der schreckliche Morgen, dann Tuff Tuff und der Markt, die quälende Ungewissheit und der Verkauf in Ketten, der sehr an seinem Stolz genagt hatte. Aesara hatte recht. Es war ein tiefer Fall gewesen, auch für einen Sklaven.
Einige Momente lang schloss er die Augen und stellte fest, dass sich Clarissa nun erhob, um zu ihrer Nische zu gehen. Als er die Augen wieder öffnete, war er allein auf seinem Bett und er seufzte gedehnt. Vielleicht war es an der Zeit zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Zwar wusste er noch nichts von seinen Aufgaben, die neben dem Einheizen noch auf ihn zukommen würden, doch bestimmt konnte man bereits jetzt grobe Pläne schmieden, wie es wieder aufwärts gehen konnte. Auch wenn er noch meinte, dass es seine Kräfte bei Weitem übersteigen würde. Seit dem Tod seines alten Dominus hatte er einfach den Tritt und mit diesem auch seinen Biss verloren. Vom Humor ganz zu schweigen. Auch wenn er Germanien ob seiner Rauheit und Kälte immer gehasst hatte, sehnte er sich nun zurück. In sein Heim, ihrer aller Küche und zu den schönen Abenden, die sie sich alle gemacht hatten. Eine Familie waren sie gewesen und nun war alles Vertraute und Schöne vergangen, wie die kahlen, rauen Wände dieser Nische wohl gut bezeugen konnten. Der neue Dominus hatte ihn nicht einmal angeschaut und wenn nichts geschah, dann würde er gewiss schneller wieder auf dem Markt sein, als es ihm lieb sein konnte. Allein für Clarissa, würde er schnell wieder zu seiner Kraft finden müssen. Was ihn selbst betraf, so hatte er den Mut verloren.
“Maahes?“, hörte er dann Clarissa nebenan fragen.
“Ja?“
“Meinst du, dass ich das in der Küche schaffe?“
“Zum Wasser-Schleppen und Töpfe rühren wird es wohl reichen,“ mischte sich Aesara zynisch ein.
“Sei still!“, sagte Maahes nun vernehmlich. “Behalte deine Launen für dich!“
“Ich mache mit meinen ‚Launen‘ was ich will!“ Man hörte, wie Aesara sich nun aufrichtete und vom Bett aufstand. Nur kurz darauf stand sie vor Maahes Nische. “Falls du es noch nicht bemerkt hast, du hast hier gar nichts mehr zu sagen!“, erklärte sie nun so laut, dass es durch den ganzen Raum drang. In ihren Augen funkelte wieder Wut. “DAS ALLES IST ALLEIN DEINE SCHULD!“, keifte sie nun noch lauter.
Maahes richtete sich nun ebenfalls wieder auf.
“Sei nicht so laut!“, sagte er noch immer im Befehlston.
“DU BIST EIN NICHTS!“, entfuhr Aesara.
“Hör auf!“ Clarissa schluchzte und man hörte, dass sie kurz davor war zu weinen. “Bitte hör‘ doch auf!“
“Da hast du deine Beschützerin!“, schnappte Aesara. “Und glaub‘ mir, die wirst du auch brauchen!“
“Wie meinst du das?“, entkam es Maahes der nun die Hispanierin anstarrte.
“Wirst du schon sehen!“
Maahes Blicke wurden fest, ehe sie sich verfinsterten. “Was hast du vor?“
“Siehst du dann!“
“Maahes!?“
Maahes erhob sich vom Bett, wobei er Aesara, die immer näher gekommen war, an der Schulter wegstieß. Wie er wohl zu seiner Schande zugeben musste, saß seine Hand bereits so locker, dass er ihr am liebten eine Ohrfeige verpasst hätte. Sie allerdings schien das zu spüren.
“Und?“, fragte sie nun provozierend, doch der Ägypter wendete sich einfach ab und ging einige Schritte in den Raum hinein. Vorbei an ein paar Betten, ehe er stehenblieb und die Arme vor der Brust verschränkte.