Beiträge von Hagnon

    Da bist du ja. Flüsterte ich Philon zu. Dachte du wärest krank...
    Doch für größere Reden blieb keine Zeit. Kaum waren wir angetreten. Führte uns Papirius zu einem Auftrag. Getreide sollten wir ausladen. Und das, nach dem harten Formaldienst des Vormittages.

    Schwitzend warf ich mich in den Staub und führte die Liegestützen aus. Die Augen brannten und der Staub den ich dabei einatmete nahm mir fast vollständig die Luft. Irgendwie bekam ich trotzdem Papirius Frage mit. Nur noch hechelnd brachte ich eine Antwort zu Stande.
    Kommt drauf an Proreta......... Puh, puh....... Auf den Typ.... Chu..... Ca. 18 Ruderer bei kleineren.
    Die Auswahl war letztlich gewaltig. Ich wusste nicht welchen Schiffstyp er meine. Fluss- oder Meer, Kriegs- oder Frachtschiff. Alles spielte hier eine Rolle.

    Ich lag noch völlig erschöpft auf meiner Liege als ich schon wieder Papirius schrille Stimme hörte.
    Ein wenig erschrocken sprang ich auf, nahm Haltung an und brüllte:
    Zu Befehl Proreta!
    Alsdann stürmte ich aus der Unterkunft und positionierte mich in der ersten Rotte. Ich wollte unbedingt vermeiden wieder hinter diesem Trottel marschieren zu müssen. Ein wenig ratlos und suchend blickte ich zur Unterkunft. "Wo blieb Philon?", dachte ich.


    Fuffzehn Mann auf des toten Manns Kiste,
    Ho ho ho und 'ne Buddel Mulsum!
    Fuffzehn Mann schrieb der Neptun auf die Liste,
    Wein und Neptun brachten alle um! Ja!


    Fuffzehn Mann auf des toten Manns Kiste,
    Ho ho ho und 'ne Buddel Mulsum!
    Fuffzehn Mann schrieb der Neptun auf die Liste,
    Wein und Neptun brachten alle um! Ja!


    Wein und Neptun brachten alle um!

    Mit lautem aber sicher nicht stimmsicheren Gesang kehrten wir nach einer ausgiebigen Runde über das Kasernengelände zurück auf den Übungsplatz. Es tat gut an den Docks vorbei zu marschieren. Die stolzen Schiffe dazu die kühlende Meeresbriese, das war schon was. So sehr mir klar war, dass die Formalausbildung wichtig für einen Soldaten war, so sehr sehnte ich mich nach einem Schiff. Ich wollte natürlich möglichst schnell mein können zeigen, und mich mittelfristig für die Segelmeisterei empfehlen. Aber ein wenig musste ich mich noch gedulden.
    Der Text war mir inzwischen ins Blut über gegangen, was bei den Zeilen auch kaum verwunderlich war. Schwitzend, singend und sehr durstig marschierte ich weiter über den verstaubten Übungsplatz. Wir alle warteten auf das erlösende Signal zum anhalten.

    " Puh,... Gott sei Dank! Papirius hat den fehlerhaften Schritt meines Kameraden bemerkt.", dachte ich. Hoffnungsvoll beobachtete ich wie dieser die Übung nun alleine vormachen musste. An den leicht genervten Augen der Kameraden konnte ich erkennen, dass dies wahrscheinlich nicht zum ersten Mal vorgekommen sein durfte. Aber es war eben ein Kamerad! Und obwohl ich wusste, dass wir alle unsere Stärken und Schwächen hatten, hoffte ich schon, das er sich hinter mir eingruppieren musste, um nicht erneut auf ihn Acht geben zu müssen.

    Mir mussten von weitem wie ein Hühnerhaufen ausgesehen haben. Aber dennoch standen wir letztlich wieder in Marschformation. Ich versuchte meinen Schritt an den meines Fordermannes anzupassen, was sich allerdings als sehr schwer heraus stellte, da dieser Mensch nicht in der Lage war dem Takt des Proreta zu folgen. Man hör auf den Takt!, giftete ich von hinten. Allerdings in einer mäßigen Lautstärke, sodass Papirius es nicht hören konnte. Es half nichts! "Eine Pfeife und marschiert ausgerechnet vor mir!", dachte ich mir.

    Ich war erstaunt, wie schnell die Nautae die Formationen Einnahmen. Ich schaute links und rechts und versuchte mich an meinen Kameraden zu orientieren. Klar war, dass man stets die Abstände halten musste und natürlich aufpassen musste, dass alle Reihen und Rotten gleich lang waren. Etwas außer Puste hatten wir schließlich die Marschformation eingenommen

    Wohl für den Anfang nicht schlecht. Zumindest hatte ich mich mit meiner Aussage nicht völlig blamiert.
    Also tat ich das, was Papirius ergänzt hatte. Ich nahm Haltung an, sodass der ganze Körper unter Spannung stand. Weiterhin legte ich die linke Hand an den Oberschenkel, steckte die Brust etwas heraus, schlug mir mit der rechten Faust auf die linke Brust, erhob anschließen den rechten Arm und brüllte: Ave, Proreta!!
    Ich wartete kurz und fragte dann: War das so richtig?

    Wieder am Tirocinium angekommen, wurde mir klar, was Papirius meinte. Das war ja wohl klar, dass auch Matrosen die grundlegenden militärischen Umgangsformen beherrschen mussten. Doch wie war das mit dem Gruß? Ich überlegte, ob ich schon einmal einen Militärgruss gesehen hatte.
    Ich nehme an Proreta, dass man die Hacken zusammen drücken muss und dabei mit der rechten Faust auf die linke Brust schlägt um anschließend den rechten Arm zum Gruß auszustrecken. Könnte stimmen, musste es aber nicht. Zumindest glaubte ich, einen derartigen Gruß schon einmal gesehen zu haben. Fragend blickte ich in die Runde...

    Ohne zu zögern folgte ich ihm, auch wenn ich das mit dem Soldaten nicht so recht kapiert hatte. "Hoffentlich kommt er jetzt nich doch auf eine Ausbildung mit Pilum und Gladius.", dachte ich mir.
    Ja, ich komme!, rief ich und folgte seinem zügigen Schritt.

    Sim-Off:

    Macht nix.... :D Haben doch Zeit.


    Ich freute mich. Endlich konnte es los gehen. Ich war hoch motiviert hier etwas zu erreichen. Schließlich war dies ja eine großartige neue Chance. Vielleicht würde ich ja sogar Segelmeister werden können, wenn ich den Proreta von meinen Fähigkeiten überzeugen könnte, dachte ich mir.
    Gern Proreta! Womit fangen wir an? Segelkunde oder Navigation? Oder mit etwas ganz anderem?
    Wollte ich ungeduldig wissen. Vor Tatendrang konnte ich kaum laufen.

    Doch ein wenig musste ich mich wohl noch gedulden, da Papirius zunächst noch mit einigen Formalitäten beschäftigt zu sein schien.

    Im Sacellum angekommen spürte ich eine Aura der Erhabenheit. Vor kurzem noch Sklave und nun Teil der römischen Weltmacht. Ich erhob meine Rechte Hand und leistete stolz mit strenger Stimme meinen Eid:
    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.
    Danach blickte ich meinen Vorgesetzten stolz und erwartungsvoll an. Sicher würde er ihm nun die anderen Kameraden vorstellen, die für jemanden mit Segelerfahrung gerade einfache Knotenübungen machten.

    Warum schaute der Typ mich so abschätzig an? Was glaubt er wohl wer er ist? Naja, immerhin war er mein Vorgesetzter. Ich musste also wohl oder übel mit diesem Kerl auskommen. Ich antwortete also ruhig.
    Ja hat er! Du sollst mich ausbilden und wohl abschätzen wo man mich einsetzen kann. Meine Unterkunft hab ich schon bezogen. Ein Kamerad namens Philon hat mich dann hierher geschickt. Aber vereidigt wurde ich noch nicht.
    Mir war auch völlig unklar als Matrose vereidigt werden zu müssen. Immerhin war ich ja kein Soldat der kämpfenden Truppe. Beim genaueren nachdenken ergab es aber einen Sinn.

    Nach einiger Zeit erreichte ich den Exerzierplatz. Philons Aussagen trafen zu. Schon von weitem konnte ich die ungeduldigen Schreie des Proreta hören. Während ich mich näherte spürte ich, wie der Pulsschlag zunahm. Letztlich stand ich vor der offensichtlich mit Knotenübungen beschäftigten Gruppe. Mit fester Stimme stellte ich mich vor.
    Salve Kameraden! Ich suche den Proreta des Flaggschiffes! Sein Name soll Papirius sein. Mein Name ist Hagnon. Ich bin ihm zugeteilt worden.
    Mir war völlig klar, dass der Einäugige der richtige Mann sein musste. Dennoch musste ich auf Nummer sicher gehen und nachfragen. Erwartungsvoll blickte ich in die Runde, und wartete auf eine Antwort.

    Philons Worte beruhigten mich. Zeigten diese doch, dass ich auf dem Richtigen Weg war,
    Danke mein Freund. Dann werde ich mal rüber laufen und mich bei ihm anmelden. Bis später.
    Ich winkte Philon noch zu und verschwand in die angewiesene Richtung.

    Kurz darauf erreichte ich meine Unterkunft. Erneut machte ich eine Hand freu, um an der Tür zu klopfen. Nachdem sich auch beim zweiten Mal nichts rührte, öffnete ich vorsichtig die Tür, und schaute hinein. "Niemand da", dachte ich. " Wo würden die nur alle sein?". Naja, das war zunächst egal. Ich warf erleichtert meinen ganzen Plunder zu Boden, um mir dann Stück für Stück die passenden Utensilien anzuziehen. Nachdem ich fertig war, suchte ich noch einen freien Platz für das restliche Material. Leider waren alle Fächer des klapprigen Regal bereits belegt, so dass ich alles nur noch auf dem oberen Ende positionieren konnte. Ich falte alles ordentlich zusammen, und glich die Ablage mit den anderen Fächern ab. "Passt", dachte ich mir. Doch wo würde ich den Proreta finden? "Ich hab's!", dachte ich, Philon! Der wird es wissen!" Ich stürmte aus der Unterkunft vor das Gebäude, wo ich Philon zu meiner freude noch immer netzflickend antraf.
    Na Philon? Was sagst du? Besser so? Kann ich so unserem Proreta unter die Augen kommen? Ich war gespannt auf Philons Einschätzung, ob meine Anzugsordnung so angemessen war.

    Kurz, klar strukturiert und entscheidungsfreudig so einen Kapitän hat man gerne dachte ich mir. Ich prüfte noch einmal meine Ausrüstung um sicher zu gehen, dass ja nichts herunter gefallen war.
    Gut Kapitän! Dein Auftrag wird ausgeführt. antwortete ich in einem militärisch zackigen Ton. Dann verschwand ich aus dem Büro und suchte meine Unterkunft auf.

    Der Kapitän wollte sich wohl noch einen kleinen Überblick verschaffen. Es galt nun aus der Not eben jene Tugend zu machen. Verwundert blickte ich mein Sammelsurium an. Was sollte das denn wohl sonst sein außer der Nauta Ausrüstung? Der Kapitän wusste es eh. Es wohl eher eine rhetorische Frage.
    Ja Kapitän, da bin ich gewesen. Ich beantwortete diese Frage kurz und knapp. Schließlich ging es dem Kapitän sowieso um etwas anderes.
    5 Jahre fahre ich zur See Kapitän. Ich bin immer auf Liburnen unterwegs gewesen. Sowohl auf Flussliburnen als auch auf welchen, die seetüchtig waren. Ich habe als Schiffsjunge angefangen und so einiges gelernt. Neben Rudertätigkeiten hatte ich oft auch den Auftrag die Takelage richtig zu setzen.
    Ich warf meine Ausrüstung vom linken auf den rechten Arm, da sie mit der Zeit doch schwer wurde, und wartete ab, ob der Kapitän noch eine Nachfrage haben würde.