Beiträge von Magrus

    Magrus ließ es sich natürlich nicht nehmen, einen Blick auf die trainierenden Schaukämpfer zu werfen. Er kam gerade zurecht, als Lyciscus und Hiera zusammen trainierten. Er war vor allem von der Schnelligkeit der Hiera fasziniert. So etwas hatte noch nie gesehen. Er selbst hatte ja nie ein Kampftraining absolviert, wenngleich er durchaus nicht schwach war. Er hatte zwar nicht das Erscheinungsbild eines Athleten, aber er war drahtig und vor allen durch seine Arbeit im Garten gut in Schuss. Gegen diese Kämpfer hätte er jedoch keine Chance gehabt. Er schaute noch eine Weile zu, musste sich dann aber wieder an seine Arbeit machen.

    Der Ansturm war fast nicht mehr zu bewältigen. Magrus dachte dass es schon keinen Sinn hatte, die Porta zu schließen. Trotzdem bat er die von ihm positionierten Sklaven ein Auge auf die Besucher zu werfen. Es waren ja allesamt unbekannte Leute, die sich in der Vila aufhielten. Das Sicherheitsrisiko war seiner Meinung nach nicht zu vernachlässigen.

    Magrus hatte wieder den Platz an der Porta eingenommen. Morrigan hatte die beiden, die ebenfalls gekommen waren, um sich für den Schaukampf zu bewerben, gleich mitgenommen. Er war neugierig, ob noch weitere Bewerber auftauchen würden. Zur Sicherheit ließ er einige Sklaven kommen, die sich in der Nähe aufhalten sollten, falls es zu Problemen kommen sollte.

    „Und du willst dich bewerben? Naja, komm mit mir, ich bring dich zu Morrigan. Sie wird dir weiteres sagen und dann entscheiden.“


    Magrus war zugegebenermaßen etwas irritiert, dass sich eine Frau für einen Gladiatorenkampf meldet. Aber warum nicht, war für die Zuseher vielleicht ganz interessant. So nahm er also die Frau mit und suchte nach Morrigan. Er glaubte zu wissen, wo sie war.

    An der Porta für Sklaven und Lieferanten klopfte jemand. Magrus ging sofort hin und öffnete auf Grund seiner Erfahrungen, die er in letzter Zeit gemacht hatte zuerst nur einen Spalt. Draußen stand eine Frau, die ihm nicht gefährlich schieb. So öffnete er die Porta ganz.


    „Ja, wer bist du und was ist dein Begehr?“

    Mehr und mehr begann Magrus, das Fest zu genießen. Er war umringt von fröhlichen Menschen, wenngleich bei manchen der genossene Wein deutlich bemerkbar war. Er schenkte Becher um Becher voll und die Menschen nahmen die Weinspende mit großer Freude entgegen. Es war für diese Jahreszeit schon sehr warm, wenngleich noch nicht heiß wie im Sommer. So bekam Magrus doch auch Lust auf einen Schluck Wein. Er ging etwas aus dem großen Rummel hinaus und schenkte sich einen halben Becher ein, den er durstig trank. Nun war es aber wieder Zeit, seiner Verpflichtung nachzukommen und Wein zu verteilen. So nahm er seinen Krug um sich wieder an seine Arbeit zu machen.

    „Ja, geh nur, ich muss ohnehin schauen, was an der Porta los ist. Wenn ich Zeit habe, besuche ich euch in der Küche. Aber eine Bitte: überanstrenge dich nicht, du musst nicht alles selbst machen. So 100 %ig fit bist du noch nicht.“

    „Ich bin da flexibel, Morrigan, ich bin dort wo ich gerade gebraucht werde. Ich möchte Dominus Menecrates nicht enttäuschen, er ist ein guter Herr und dafür sollten wir dankbar sein. Jetzt aber komm mit mir, du wirst überrascht sein.“

    Magrus holte das Kleiderbündel, das er in einem Winkel des Sklavenquartiers versteckt hatte und ging dann mit Morrigan in ihren Raum, wo er ihr das Bündel überreichte.


    „Hier, Morrigan, da hast du deine Lieblingskleider, die du sicher vermisst hast. Ich weiß ja nicht, ob du in deiner neuen Funktion diese Kleider tragen kannst, wenn nicht, bin ich sicher, dass du sie trotzdem gerne bei dir hast. Ich bin auch sicher, dass du in Zukunft wieder Gelegenheit haben wirst, sie zu tragen. Ich habe nur eine Bitte. Ich möchte dich in einem solch schönen Kleid sehen. Könntest du mir diesen Gefallen erweisen?“

    Nachdem Morrigan allen klar gemacht hat, was zu tun ist, löste sich die Versammlung schnell auf. Magrus wartete, bis er mit Morrigan allein war.


    „Morrigan, zu deiner Frage, ob ich weiter an der Porta Dienst machen möchte, kann ich nur sagen, dass mir diese Aufgabe von Dominus Menecrates persönlich übertragen wurde. Aus diesem Grund werde ich diesen Dienst natürlich weiter versehen. Ich möchte nur wie bisher von Zeit zu Zeit auch im Garten arbeiten, denn die Arbeit an der frischen Luft tut mir gut. Ansonsten erwarte ich keinerlei Privilegien. Aber etwas anderes. Greta und ihre beiden Freundinnen haben mir etwas für dich mitgegeben. Ich habe es bisher gut versteckt, aber nun ist es an der Zeit, es dir zu geben. Wenn du Zeit hast, komm doch kurz mit, dann kannst du es in Empfang nehmen. Du wirst dir vielleicht denken können was es ist und ich bin sicher, dass du auch wieder Verwendung dafür finden wirst.“

    Magrus hatte natürlich bemerkt, dass Marco, der sich in erster Linie um die Sicherheit von Dominus Menecrates zu kümmern hatte auch immer ein Auge auf Morrigan hatte, er verstand das Zeichen von Marco sehr gut. Und ihm war auch klar, dass Morrigan immer noch in Gefahr war, wobei er nach wie vor keine Ahnung hatte, wer es denn so auf Morrigan abgesehen hatte. Er verfügte kaum über relevante Informationen, aber er konnte sich einiges zusammen reimen. Er hatte ja gesehen, in welchem physischen und psychischen Zustand die arme war. Er hatte auch mitbekommen, dass es vor kurzem wieder einen ernsten Zwischenfall gegeben hat, aber was genau wusste er nicht. Aber er hatte ein gutes Gefühl, wenn Marco aufpasste dass ihr nichts geschah.

    Magrus war froh, dass er die Gelegenheit hatte, wieder einmal die Villa zu verlassen. Es war das Fest der Anna Perenna und der Consul hatte auch ihn zum Verteilen der Weinspende eingeteilt. Es war viel Volk unterwegs und es war ein buntes Treiben. Er trug einen Weinkrug, aus dem er die Spende an die Leute verteilte. Er selbst trank aber keinen, da er sich nicht betrinken wollte und so womöglich ein schlechtes Bild abgeben könnte. Aber er nahm sich vor, gegen Ende dann doch etwas zu trinken, denn es hieß ja, dass es heute sogar lebensverlängernd sein soll. Aber im Moment hatte das tragen der schweren Weinkrüge und das verteilen Vorrang.

    Magrus blickte in die verblüfften Gesichter der anwesenden Sklaven, die teils betreten zu Boden starrten und teils ungläubig staunten. Damit hatte niemand gerechnet. Er wollte versuchen, den Bann zu brechen und begann zu sprechen:


    „Morrigan, ich bin sicher, dass niemand unter uns den geringsten Zweifel an Entscheidungen von Dominus Menecrates heben kann. Ich für meine Person freue mich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dir und ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer hier das anders sieht.“


    Er blickte über die Runde der versammelten Sklaven und zum Schluss auf Morrigan und Marco.

    Morrigan hatte Magrus den Auftrag erteilt, alle Sklaven in der Culina zu versammeln. Es war nicht leicht, so auf die Schnelle alle Sklaven zusammen zu holen, aber nach einiger Zeit hatte er es geschafft. Alle Sklaven waren versammelt und warteten darauf, was es denn gäbe. Magrus hatte natürlich vermieden, irgend etwas von Sinn dieser Versammlung zu verraten, das wollte er Morrigan überlassen. Als dann Morrigan kam, sprach er nur ganz kurz:



    „Morrigan, wie du gewünscht hast sind sämtliche Sklaven hier in der Culina versammelt.“

    Magrus hatte nun einen Auftrag von Morrigan erhalten. Die Situation hatte sich nun also grundsätzlich geändert, es war so, wie er Morrigan prophezeit hatte. Sie würde wieder aud die Füße kommen. Darüber war er aus ganzem Herzen erfreut.


    „Ja, Morrigan, ich werde alle Sklaven in der Culina zusammenrufen. Es wird nicht lange dauern, du kannst dich auf mich verlassen.“

    Magrus hörte, dass Morrigan doch ihren Besuch im Lararium bestätigte und er war froh, dass der Consul erfreut darauf reagierte. Er bemerkte plötzlich, dass ihm der Dominus immer noch die Hände entgegenstreckte , die Magrus trocknen sollte. Schnell erledigte er die ihm zugedachte Tätigkeit. Am meisten freute ihn jedoch, dass Morrigan wie ausgewechselt war. Er hatte zwar keine Ahnung, was diese Änderung bewirkt hatte, aber das war ihm im Moment egal.

    Magrus beobachtete die Zeremonie genau und prägte sich alle Einzelheiten ein, um eventuell einmal dem Dominus assistieren zu können. Er war zwar kein sehr gläubiger Mensch, aber er was fasziniert vom Prunk, mit dem selbst auf einem privaten Hausaltar den Göttern geopfert wurde. Er hörte dann auch die Frage, die der Consul an Morrigan richtete. Er wusste genau, wer das war, da er Morrigan von Ferne gesehen hatte. Er würde aber sicher nichts sagen, da er nicht wusste, ob Morrigan das recht wäre. Wenn sie selbst nichts sagen sollte, würde auch er schweigen.

    Magrus war wie immer bereits zu früher Stunde unterwegs. Er bereitete sich für seinen Dienst vor, der aus etlichen Pflichten bestand, zur Zeit primär dem Dienst an der Porta. So kam er auch am Lararium vorbei, wo Dominus Herius Claudius Menecrates am Hausaltar opferte. Er begrüßte seinen Herrn.


    „Salve, Dominus.“