Beiträge von Claudia Silana

    Großpapa! Silana wollte aufspringen, um ihn zu umarmen aber die Pflicht der Witzboldin zwang sie, den Scherz aufrecht zu erhalten. Mit einem mühsam ernsten Gesicht blickte sie zum wartenden Klienten, als sich Menecrates zwischen sie setzte. Silana lachte kurz auf. "Ja, es ist ja schlimmer als bei jedem anderen Magistraten in der Basilica," meinte sie gespielt ernst und deutete zur Tür. "Der arme Tropf dort hinten wartet wahrscheinlich schon ein halbes Leben hier," nickte sie ab. "Immerhin ist es eine tolle Geschichte. Ein Leben des Wartens. Bestimmt ein Meisterwerk," sagte sie und blickte dann mit ihrem charmant-verspielten Grinsen zu ihrem Opa. Silana schlug die Beine bedeutungschwer übereinander, um ihre wartende Position zu verdeutlichen, auch wenn sie wahrlich nicht lange gewartet hatte. "Willkommen im Hades der Wartenden!" Mit ihren Mund machte sie eine freche Melodie und gluckste dann.

    Nachdem sie den Brief erhalten hatte, war sie sofort aufgebrochen. Ihr geliebter Großpapa brauchte sie. Da ihre Schwester bereits verheiratet war, fern von ihr lebte, war es ihr auch ganz recht, jetzt wieder gebraucht zu werden, denn ihr reiches und schönes Leben war doch etwas langweilig geworden. Mit einer missmutig aber angespannten Bewegung stolperte sie aus der Sänfte, die sie bis vor die Porta gebracht hatte. Silana brummte, richtete ihre Haare, bevor sie ihre Palla über diese legte. Mit der verrückt-stolzen Energie trat sie vor die Porta, ließ die beiden Sklaven, die sie begleitet hatten, vortreten und sie ankündigen. Inzwischen hatte sie ein wenig des herrschaftlichen Verhaltens von Sassia übernommen aber war nicht ganz so streng, wie ihre Schwester. Silana mochte es einfach, dass Aufgaben erledigt wurden und sie - da sie ohnehin recht träge war - diese nicht selbst erledigen musste. Unfassbar reich zu sein, hatte seine Vorteile und so konnte sich Silana kreativen Dingen widmen; gelegentlich sogar einer platonischen Liebschaft - aber von diesen Romanzen dürfte der Großvater nichts erfahren. Glücklicherweise war Silana recht clever und diese Romanzen hatten zu keinen bleibenden körperlichen Folgen geführt, da sich Silana stets vornehm zurückhielt. Es war ihr Pech, dass sich in Mantua viele Männer in sie verguckt hatten und sie mit diesen spielte, weil es einfach nichts anderes zutun gab. Liebesbriefe waren schnell geschrieben und sich über ein paar Männer konnte man sich immer amüsieren, wenn sie wieder unfähig oder unglaublich dumm waren. Silana hatte es der Not der Langweile, eine Tugend des Herzensbrechens gemacht, um überhaupt etwas Spaß oder Ablenkung zu haben. Anders als Sassia musste sie sich nicht mehr beeilen und konnte gedulig auswählen aber dies tat sie geschickt, so dass nicht der Ruf aufkommen konnte, dass sie der Familie Schande bereitete. "Halloooo," sagte sie und lugte durch die offene Porta ins Vestibül. Mist. Ihre beiden Sklaven waren verschwunden. Wahrscheinlich auf der Suche nach dem Ianitor? Silana trat einfach ein und setzte sich auf eine der Wartebänke, neben einen anderen Bittsteller. "Auch hier?" Sie grinste frech. Dieser Römer, wohl ein Klient, war etwas überrascht und rutschte auf etwas Abstand von Silana.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates


    [...]


    Plötzlich strauchelte eine für das Treffen von Fettnäpfchen bekannte aparte Erscheinung ins Atrium. Da Menecrates gerade gut gestimmt war, lächelte er Silana an.
    "Guten Morgen, mein Kind. Du siehst heute ja wieder ganz entzückend aus." Ein wenig hoben sich seine Brauen. "Und nein, du störst nicht. Iulius und ich wollten gerade aufbrechen. Wir besuchen die Subura. So wie du aussiehst, könntest du sogar mit." Es sollte ein Scherz sein und abschrecken. Menecrates wusste nicht einmal, ob Antoninus Zeit hatte.


    Silana überlegte nicht lange. Abenteuer waren immer gut und heute war ihr ohnehin langweilig. Wirklich aufhübschen musste sie sich auch nicht mehr, weil sie dazu derzeit keinerlei Interesse verspürte. Zumal es in die subura ging, wo ihre Aufmachung wohl angemessen war. "Ich komme gerne mit, Großvater," entschied sie entschloss und lächelte göttlich.

    Zitat

    Original von Iunia Axilla
    Wenn ich nichts falsch gemacht habe, müsstest du wieder aktiv sein. (Wenn doch, sag, in welche Ecke ich soll...)


    Es läuft alles! Danke, danke!


    :app: :D

    Neugierig und tollpatschig, wie Silana eben war, torkelte sie auf einem kleinen Blättchen ausrutschend, ins Atrium und hielt sich aufgewühlt an einer Säule fest. Ihre wilden Haare wehten auf und schlugen ihr unangenehm ins Gesicht, so dass sie diese zur Seite fischen musste. Ihre erneute Tarnung war aufgeflogen und sie konnte ihren Großvater nicht mehr belauschen. "Öhm," machte sie und nickte dem Hausgast freundlich zu, bevor sie selbstbewusst spielend, zu ihrem Großvater trat, um diesem zur Seite zu stehen. Immerhin konnte sie so verbergen, dass sie aktiv gelauscht hatte. "Salve," grüßte sie und lächelte breit, wie frech in beide Gesichter, in der festen Absicht ihren geliebten Opa damit zu beschwichtigen. Die Themen der beiden Männer waren überaus spannend und sicherlich interessanter als der aktuelle Schundroman, den sie auf dem Markt erworben hatte. Mit einer nervösen Bewegung ihrer Fingerspitzen zog sie ihre Bekleidung glatt, die zwar einfach aber aus wertvollen Stoffen gefertigt war. Sie trug keinen Schmuck aber einen starken Duft nach Lavendel an sich. "Ich hoffe, dass ich nicht störe," merkte sie an und nickte dann dem Fremden zu, in der Versicherung, diesen nicht unterbrechen zu wollen.

    Silana schmunzelte frech, bei der Vorstellung an diesen Typus Mann und feixte kurz. Iuliua schien deutlich verträumter zu sein als sie selbst, obwohl sie sich selbst auch gerne in Tagträume flüchtete. Silana überlegte kurz, wie sie reagieren konnte, ohne ihre Tarnung als einfache Frau aufzugeben. Immerhin hatte sie Spaß damit und wollte nicht sofort dieses Schauspiel beenden, welches ihr derartige Ablenkung vom langweiligen Alltag einer patrizischen Frau verschaffte. Ihr Großvater meinte es nur gut mit ihr aber dieses abgeschirmte und geschützte Leben verhieß kein Abenteuer und keinerlei Entwicklung. Ihre Schwester Sassia schien sich mit ihren Machtspielen und ihrer Rollen zu begnügen, aber Silana wollte Abenteuer und neugierig Wissen erwerben. "Mein Mann sollte aber nicht nur Handwerker sein, sondern auch Verstand besitzen. Ich wertschätze gute Gespräche," erklärte die Claudia selbstsicher und durchbrach damit die Fantasie der Phoebe, die sich sehr auf dieses idealisierte Bild eines Handwerkers eingeschossen hatte. Silana mochte diesen Gedanken zwar aber durch Reflektion der Umstände war ihr schnell klar, dass ein einfacher Mann nur mühsam an ausreichende Bildung gelangen konnte, die sie so sehr schätzte. Sie mochte weltfremde Philosophen und Querdenker. Andersartige, die nicht immer auf gewohnten Pfaden gingen. "Die Politik ist ein Scherbenhaufen aus Eitelkeiten und Gier," meinte sie vielsagend und wissend um ihren Großvater, der sehr unter den Erfahrungen seiner langen Karriere litt und sich oft ins Private flüchtete. "Wenn du einen solchen Mann ehelichst, sei auf der Hut!" - war eine ernstgemeinte Warnung, bevor Silana aufgeregt mit beiden Händen ins Wasser schlug.

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    Original von Herius Claudius Menecrates
    Menecrates gehörte als Gast der Feier natürlich auch zu den Teilnehmern des Brautzugs und da er zuvor das Wetter schöngeredet hatte, konnte er unmöglich jetzt klagen, obwohl die Toga immer schwerer wurde und jeder Schritt einem Fußbad glich. Er ging mechanisch, seine Gedanken weilten an einem idyllischeren Ort. Plötzlich drang ein Schrei an sein Ohr. Sein Kopf ruckte hoch und er musste abbremsen, weil der Zug ins Stocken kam.
    Schnell sprach es sich herum, dass Braut und Bräutigam gestürzt waren. Menecrates konnte sich kaum ausmalen, wie es in den jungen Leuten aussah. Zwar konnte es nach dieser Hochzeit zukünftig nur besser werden, aber wer wünschte sich schon einen derart schlechten Start. Er suchte den Blickkontakt zu seinem Nachbarn, liftete kurz die Schultern und wartete ab, bis sich der Zug wieder in Bewegung setzte.
    Der nachfolgende Spottvers amüsierte ihn dann wieder. Spott gelang nur, wenn der Inhalt stimmte und in diesem Fall traf keineswegs Haus Flavia auf Haus Claudia, auch wenn Menecrates nichts dagegen gehabt hätte, eine seiner Enkelinnen dem jungen Flavier anzuvertrauen.Das Wetter schien geeignet zu sein, die Aufmerksamkeit der meisten Gäste in andere Richtungen zu lenken, sodass sich niemand über den Fehler im Reim äußerte. Menecrates würde ihn zu Hause zum Besten geben, vorerst richtete sich sein Augenmerk auf die nahende Porta der Villa Flavia.


    Da die Gäste im Regen verharren mussten, hoffte wohl jeder auf einen baldigen Fackelwurf. Diese Hoffnung des Claudiers musste von den Göttern falsch verstanden worden sein, denn die Fackel hielt direkt auf ihn zu und obwohl er sie von allen Gästen vermutlich am wenigsten fangen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zuzugreifen, nachdem sie vor seine Brust knallte. Zweimal musste er nachgreifen, dann hielt er sie in der Hand.


    "Bei den Göttern! Was für ein Tag!", rutschte ihm heraus, dann bemühte er sich um ein Lächeln.



    Sim-Off:

    Ich beame mich einfach mal dazu! :D


    Etwas verwirrt, deutlich zu spät, aus den hinteren Reihen auftauchend, spielte Silana auf und versteckte sich hinter ihrem Großvater, wohlwissend, dass sie durch ihre Zurückhaltung mitunter einen Fauxpas produziert hatte. Mit einem vorsichtigen Lächeln blickte sie an ihrem Großvater vorbei, um einen Blick auf Flavius Gracchus Minor zu erheischen.

    Aloha? Ey, warum fährt dieser Wagen so langsam? Bin ich schon wieder da? :P


    Einmal aus dem Exil zurück, denn ich muss noch eine Hochzeit crashen (Minor, Achtung!) und Opa ärgern! :D :D :D

    Glück gehabt. Silana konnte den Eisberg umschiffen und somit gleichsam ihre Maske erhalten. Die junge Frau lächelte breit, als ihr bewusst wurde, dass sie vorerst diese Rolle weiter spielen konnte. Die Claudia ließ sich auf dieses "Frauengespräch" ein, da es leichtgängig war und nicht wirklich belastend. Es war ein handelsübliches Thema unter Frauen ihrer Zeit. So zumindest laut diverser Aussagen von Männern, die man aber nicht immer für vollens wahr halten konnte. Silana mochte diese Gespräche irgendwie, da man mit Humor und Gewitztheit schnell etwas Neues aus ihnen erschaffen konnte. Auch verrieten sie oft viel über die Sprechenden. "Niemand ist verflucht," meinte sie aufgeschlossen. "Ich halte nicht viel von diesem Gerede," erklärte die kluge Claudia mit einer einer ausschweifenden Geste. "Ja, ich habe von ihr gehört," sagte Silana und klatschte zwei mal mit ihrer Hand ins Badewasser, welches deutlich hochschlug und ihr selbst ein paar Tropfen ins Gesicht warf. Schnell verkniff sie beide Augen. "Verzeihung," entschuldigte sich die wilde Claudia für diesen unsympathischen Gefühlsausbruch, der nicht ganz zur Schwere der Situation passte. Silana durchbrach gerne Muster und Verhaltensweisen. "Du machst dir viel zu viele Gedanken! Du bist klug und schön. Das sind doch zwei Qualitäten!" Silana nickte ihr aufmunternd zu. "Ich bin ja auch nicht verheiratet, obwohl ich denke, dass mein Großvater recht froh darüber ist. Ich bin nicht gut auf den Heiratsmarkt zu bringen...," offenbarte die Frau mit einem frechen Ausdruck im Gesicht, der die Melancholie ihres Gegenübers durchbrechen sollte. "Man hält mich für wirr...," sagte sie ehrlich und grinste.

    Silana seufzte, um kurz darauf für einen winzigen Moment mit ihrem hübschen Schädel, im Wasser zu verschwinden. Sie tauchte schlicht ab, um unter Wasser ihre wirren Gedanken zu sortieren. Ein paar Blubberblasen stiegen auf, als sie wieder auftauchte und sich mit beiden Händen ihre Haare hielt, damit diese nicht, wie nasse Wandteppiche, vor ihrem Gesicht hingen. Die Claudia ahnte bereits, dass sie ihre Maske nicht lange tragen konnte und strich sich nervös über ihren Kopf, nachdem sie ihre Frisur - nun durch Wasser verzogen - schlicht zurückwarf. "Familie ist so eine Sache...," kommentierte sie vorsichtig und rang sich ein skeptisches Lächeln ab, als sie entschuldigend ins Wasser blickte. Sollte sie Flagge bekennen oder doch eher eine Legende fahren, damit sie weiterhin so offen und frei sprechen konnten? Silana wollte nicht als Claudia erscheinen, da dies mit Macht und Reichtum verbunden war. Wenn nicht sogar: dem Reichtum in der römischen Welt. Die junge Frau ließ die Hände ins Wasser fallen, so dass es laut platschte. "Ehm...," verunsicherte sich Silana selbst, bevor sie sich wirklich entscheiden konnte. "Ich bin auch unverheiratet," schob sie vor, um zumindest eine gemeinsame Ebene zu finden und noch etwas Zeit heraus zu schinden, bevor sie wirklich eine Entscheidung treffen konnte. Silana zögerte und blickte dann mit großen Augen auf, während sie ängstlich ihre Lippen zusammenlegte. "Silana," antwortete sie und hielt ihren Familiennamen zurück, solange sie noch konnte. Wenn die Iulia nachfragen würde, würde sie sich offen zeigen und sich erklären aber nun konnte sie noch einmal einen Fluchtversuch unternehmen und diese Maske retten, die ihr so viel Erleichterung verschaffte. Iulia Phoebe war warmherzig und wirklich nett, was in in dieser furchtbaren Stadt selten war. Das wollte sie sich einfach nicht verderben und wirklich log sie ja auch nicht? Sie verschwieg nur etwas Wichtiges, um nicht damit in Verbindung gebracht zu werden. Silana wollte einfach nur eine Freundin, die sie verstand und sich nicht über den Stand allein definierte.

    Respektlosigkeiten waren in Rom ein feines Gewürz für einen großen Moloch. Silana hatte schnell lernen müssen, dass in einer Welt der Lügner, das größte Theater auf kleinen Bühnen gespielt wurde. Die kleinen Alltagslügen, die die Gesellschaft zusammenhielten. Und auch die großen Lügen, die eine Wahrheit verstellten, die für viele zu unverständlich war. Silana war klug und spielte ihre eigenen Rollen mit vielseitiger Hingabe. Sie war nicht unglücklich mit dieser Welt aber durchaus interessiert. Silana verbarg gerne ihre wahren Interessen und Intentionen hinter diesem Vorhang, der nicht immer nur Lügen verstrahlte, sondern auch manchmal ehrliche Wahrheiten. "Jeder muss seinen Platz kennen," meinte sie mit einer unbedeutenden Handbewegung, indem sie auf sie sich zeigte. Natürlich meinte sie damit nicht, dass jeder an seinem Platz bleiben musste aber wenn man seinen Platz verstand, konnte man diesen beeinflussen, zu Gunsten neuer Möglichkeiten. "Iulia," sagte die Claudia und schlug zwei mal ins Wasser. "Du bist liebenswert," entschied sich sich Silana für eine echte Höflichkeit. Diese Iulia war nicht, wie die üblichen Frauen in gehobenen Kreisen. Nicht so veressen auf ihren eigenen Stand und Status. Eine wirklich liebenswerte Eigenschaft, die Silana wertschätzte aber auch für gefährlich hielt. In einem Korb voller Schlangen war es gefährlich keine Schlange zu sein. Merkwürdig war, dass sie besonders ihre Verwandtschaft hervorhob, was nicht ganz ins Bild passte. Ein Widerspruch, der neugierig machte. Diese Iulia konnte nicht ahnen, dass Silana aus einem der größten und reichsten Häuser des Reiches stammte. Und es bis zu diesem Zeitpunkt geschafft hatte, nicht verheiratet zu werden. Es mochte auch an ihrem Großpapa liegen, der seine Silana beschützen wollte. Immerhin war Silana eine seltsame aber schöne Blume, die schnell vergehen konnte, wenn sie nicht richtig gepflegt wurde. "Rom ist ein gefährlicher Ort, Iulia," wollte die Claudia warnen. "Hier ereignen sich oft merkwürdige Dinge und jeder in dieser Stadt trägt eine Maske," meinte sie nickend und strich mit ihrem Zeigefinger über das Wasser. "In letzter Zeit häufen sich die Zufälle, soweit ich weiß und da ist es besser, sich mit diesen Küken zu umgeben, da sie zwar gehässig sind aber nicht gefährlich," erklärte Silana aufgeschlossen. Ja, sie hatte diese kruden und sinistren Prätorianern beobachtet, wie sie bei ihrem Opa ein und aus gingen. Sie mochte diese Gestalten nicht und instinktiv fürchtete sie sich vor ihnen, da sie eine frostige Kälte ausstrahlten, die selbst das Sonnenscheingemüt einer Silana beeinträchtigen konnten. Silana erahnte, dass etwas in Rom vor sich ging und ihr geliebter Großpapa wohl darin verstrickt war. Manchmal verachtete sie Rom regelrecht für diese Stolperfallen und gefährlichen Gegebenheiten, die durch Stand und Geld kamen. Also war es besser, weiterhin die arme Plebejerin zu mimen. Zudem war es erfrischend leicht, mal eine andere und nicht reiche Person zu sein, die umgarnt wurde, weil sie einen Stand besaß. Iulia verhielt sich auch ohne dieses Wissen zuvorkommend, was sie glücklich machte. Es war etwas Echtes.

    Noch immer war Silana dabei, sich etwas zu sortieren und die neugelegte Position zu erfassen, in der sie sich befand. Die Stoffen wogen auf ihrem Schädel und der Blick war durch hübsche Seide seltsam verstellt. Silana strich mit ihren Fingerspitzen über den Boden, um sich vergewissern, dass sie wirklich eine sichere Position hatte und nicht weiter stürzte. Es dauerte einen Moment, bis Silana wirklich wieder anwesend war und in der Tat kamen ihr Hände zur Hilfe. Eine junge Frau, die sie vom Gesicht her kannte, begann ein paar der Kleider zur Seite zu legen. Die Claudia holte tief Luft und blickte die Octavia mit großen Augen an. "Öhm...," war der Kommentar, der nicht wirklich eloquent aus ihrem nun geöffnetem Mund fiel. "Was ist passiert?" - fragte Silana und sah dann die Attentäterin näher kommen. "Sie hat mir ein Bein gestellt," meinte sie reflexartig und wollte die Sklavin eigentlich nicht belasten. Aber irgendwie musste sie ihre eigene Tollpatschigkeit verbergen, um nicht ihrer Schwester und der anderen Gastgeberin den Abend mit einer Blöße zu versauen. Wichtig war es nun, dass die Unfähigkeit auf ein Objekt abgeschoben werden konnte, damit die Römerinnen in diesiger Glückseligkeit weiterfeiern konnten. Und leider war es auch besser, eine Gehässigkeit zu vergeben, als eine Gehässigkeit zu erhalten. Dieser Sturz könnte noch böse Gerüchte über Silana verbreiten, so dass es wirklich angebracht war, eine Sklavin zu belasten, die vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. "Danke," sagte sie zur Octavia und rang sich ein freches Lächeln ab, während sich ihre eigenen Augen wieder mit klarem Bewusstsein füllten. Die Sklavin (Iduna) schaffte nun die restlichen Stoffe zur Seite und Silana erhob sich wenig elegant, da immer noch ihr linker Fuß schmerzte. Doch endlich stand sie wieder und humpelte ein paar Schritte in Richtung ihrer Schwester. "Diese Sklavin ist gefährlich...," meinte Silana böse, auch wenn sie diesen Satz bereits bereute. Sie wollte nicht bösartig sein aber in der gehobenen Gesellschaft war das eigene Überleben wichtig. Nicht immer konnte man Ehre oder Anstand geltend machen. Ansehen und ein Ruf waren wichtiger als die vorübergehende Schmähung einer Sklavin, die in Silanas Augen bereits herabgesetzt war. "War das nicht diese Sklavin, von der du mir immer berichtet hast, Schwester?" - fragte Silana in Richtung ihrer Schwester. "Sie hat dir doch auch schon so viele Probleme gemacht," erklärte die Claudia und blickte dann zu Iduna herab. Dann streckte sie ein wenig den Fuß von sich, um einen bequemeren Stand zu finden. "Danke," sagte sie noch einmal in die Richtung der Octavia gewandt. "Ohne dich wäre ich wohl in schöner Seide erstickt," meinte Silana mit einem Grinsen. "Aber unter diesem direkten Eindruck kann ich sagen, dass es gute Stoffe sind," scherzte Silana wieder, um wieder zum normalen Geschäft dieses sozialen Anlasses zurückzukehren. Für Silana war dieser Fall vorerst abgeschlossen.

    Silana war sich unsicher. Natürlich gefielen ihr ein paar der dargestellten Kleidungsstücke aber etwas fehlte. Nichts, was sie wirklich beschreiben konnte aber etwas fehlte. Das gewisse Etwas, sie stets suchte. Die junge Claudia war stets eifrig und neugierig. Eine Forscherin des feinen Ästhetik und des Wissens. So verweilte sie still und nachdenklich bei ihrer Schwester. Nicht wirklich war sie an diese Oberschicht angepasst, die diese Feiern liebte; obwohl sie die notwendige eloquente Grazie aufweisen konnte, wenn sie denn wollte. Doch Silana war an diesem Tag zerfahren. Die Fleischbällen rumorten im Magen und noch immer hatten sie diesen penetranten Knoblauchgeschmack im Mund. Was sollte sie auch tun? Gegessen war gegessen, obwohl man als römische Frau ein paar Tricks kannte sich unliebsamer Speisen zu entledigen. Aber Silana mochte dies eigentlich nicht und sie war aus dem Alter heraus, wo die Körperlinie noch dermaßen wichtig war. Sie achtete auf sich aber ... irgendwie hatte sie nie Probleme mit ihrem Gewicht oder Linie.


    Die Claudia blickte sich etwas verlassen um, wollte sich für einen Moment entfernen, um ein wenig frische Luft zu schnappen, als sie gefangen von einem Tagtraum in die Sklavin Iduna hineinlief. Silana konnte nicht bremsen, stolperte lautstark, als sie noch eine Ausweichbewegung unternahm und am Fuß der Sklavin hängenblieb. Es musste so aussehen, dass die Sklavin ihr ein Bein gestellt hatte. Silana jappste und sog laut Luft ein, als sie mit einer nicht eleganten Bewegung zur Seite fiel. Mit einem plattschenden Ton schlug die schöne Frau auf den Boden und riss dabei ein paar abgelegte Kleider mit sich, die wie Engelsschleier über sie fielen. Silana war unter Seide und Stoffen begraben, während sie sich am Boden zu Sortieren hatte. "Aua," sagte sie und blickte mit einem Stück Stoff auf ihrem Haupt verdattert zur Sklavin, der sie eigentlich ausweichen wollte.

    Oh! Silana kratzte sich am Ohr. "Ich bin angezogen," meinte sie und betrachtete sich, ob die Aufmachung vielleicht unschicklich oder verschmutzt war. Nein, sie schien noch im Stande angemessen und Silana sah jetzt keinen Grund, sich erneut einkleiden zu lassen. Dies würde wieder einige Zeit in Anspruch nehmen und - wenn sie ehrlich war- waren diese Prozeduren überaus anspruchsvoll. "Nein, alles gut," jappste sie und ruderte mit beiden Armen abwehrend. "Was gibt es?" Silana hatte die Hoffnung, dass sich eine kleine Überraschung anbahnte oder zumindest etwas Neues in dieser langweiligen Villa geschah. In letzter Zeit war sie doch gelangweilt und ihre Neugierde war ins Unermessliche gewachsen.

    Silana kaute missmutig auf einem Fleischbällchen herum, welche sich in einem Beutel aus Leinen befanden, den sie gerade erworben hatte. Der Imbiss hatte sich als nützlich erwiesen, da sie tatsächlich Hunger hatte und wenn sie Hunger hatte, war sie selbst ungenießbar. Auch ging sie davon aus, dass es auf dieser Feierlichkeit nur wieder exquisite Speisen gab, die nicht ganz ihrem Gemüt entsprachen. Die Sänfte bog um die Straßenecken, so dass die junge Claudia noch einiges an Zeit hatte, ihre fettige Koste in den Mund zu stopfen. Sie versuchte dabei nicht auf ihr Kleid oder die Palla zu tropfen, wenn sie ein saftiges Bällchen aus der Tüte fischte. Das Produkt war zwar abgetropft aber neigte bei fester Berührung doch zum Aussaften.


    Mit spitzen Fingern hob sie einen neuen Snack aus dem Behältnis an, wobei sich ihre Fingerspitzen elegant mit den gepflegten und gefärbten Fingernägeln ins Fleisch gruben. Silana war sich bewusst, dass sie kurz vor der Ankunft die Reste aus dem Nagelbett entfernen musste, damit sie nicht nach Fleisch roch. Zum Glück waren ihre Entourage mit allerhand ausgestattet, so dass ihre Kosmetiksklavin sicherlich Vorsorge getragen hatte. Interessant war der Lichteffekt, den die bräunliche Fleischsoße auf ihren Nägel erzeugte, die so noch mehr zu Funkeln schienen, während sie ganz unelegant die Finger abschleckte, als das letzte Bällchen verdrückt war und sie Tüte achtlos aus der Sänfte reichte. Dort wurde sie von einem Sklaven angenommen. "Tuch," rief sie und eine Sklavin reichte durch die Abdeckung ein mit Lavendelwasser befeuchtetes Tuch. Silana wischte sich mehrfach über die Hände damit, bis sie das Gefühl hatte, einigermaßen entfettet zu sein. Die Claudia war vorerst beruhigt, da ihr Magen nicht mehr erheblich knurrte. Das Tuch fiel mit einer vorsichtigen Bewegung aus der Sänfte, wurde aber von der Sklavin wieder aufgefangen. Man hatte schließlich die Villa Flavia erreicht, so dass Silana auf einen kleinen Zuruf aus der Sänfte stieg, die dezent herabgelassen war. Sie blickte sich um.


    "Bitte aufhübschen und Nägel pflegen," meinte sie zum Gefolge, das sofort zwei erfahrene Sklavinnen entsandte, die mit Handwerkzeug die Fleischreste aus dem Nagelbett entfernten und diese Reste auf den Boden schnippten. Danach folgte eine Grundreinigung des Mundes mit einem ätherischen Feintuch, welches aber auch die Farbe die Lippen beseitigte, so dass erneut schnell Farbe in sattem Rot nachgereicht werden musste. Mit einem schnellen Pinselstrich waren die Lippen wieder saniert und auch die Augen wurden dezent abgetastet nach Fehlern im Makeup. Alles passte und Silana verscheuchte die Sklavinnen, nachdem sie ihr einen Spiegel aus Bronze vorgehalten hatten. Mit einer mehrfach gemachten Bewegung richtete sich ihre Palla, die ihr Haupthaar bedeckte und trat - nach Anmeldung - ins Haus ein. Die Sklaven hielten sich achtsam zurück.


    Schließlich erreichte Silana etwas verwirrt die Festivität. Die Fleischbällchen lagen ihr doch recht schwer im Magen, so dass sie dieses Gefühl mit einem breiten Grinsen überspielte. "Salvete", rief sie freudig in die Runde, während sie auf ihre Schwester zuging. Immerhin ein bekanntes Gesicht. Vorerst. Sie ging davon aus, weitere Bekannte zu treffen. Roms Frauenelite war doch recht überschaubar und die gesellschaftlichen Anlässe häuften sich zusehens, so dass auch Silana fast jede Frau aus gutem Hause irgendwie kannte. Zumindest vom Sehen. - Und gerade war sie auf dem Weg, sah sie die Kaiserin. Mist, jetzt hatte sie tatsächlich das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, da sie immer noch diesen Fleischgeschmack im Mund hatte. Das konnte Mundgeruch bedeuten, so dass sie sich panisch umblickte, ob sie einen Becher Wein fand, um damit versteckt ihren Mund zu spülen. Ein sanfter Weinduft war besser als fettiges Fleisch, welches langsam im Mund zersetzt wurde. Dazu noch ein kräftiges Knoblaucharoma. Mist. Silana musste eine schnelle Lösung finden, so dass sie sich an ihrer Schwester vorbei bewegte, um die Sklavin mit dem Trinktablett zu erreichen. Mit einer Geste gab sie ihren Wunsch preis, einen Becher zu erhalten. Diesem nahm sie schnell entgegen und trank einen großen Schluck und spülte dann heimlich gegen die Wand gewandt, ihren Mund mit einer Menge an Wein. Ein leises aber gurgelndes Geräusch entstand, was sie dann überspielte und nachdem sie auch diesen Schluck heruntergeschluckt hatte, kehrte sie von der Wand ab. Mit einer betont lockeren Bewegung ihrer Hüften bewegte sie sich zurück zu ihrer Schwester. "Ich sollte die Gastgeberin begrüßen," meinte sie dann und spielte nervös mit dem Weinbecher in ihren beiden Händen. Sie hoffte, dass der Mundgeruch vorerst beseitigt war. Diese Peinlichkeit wollte sie nicht erdulden.

    Silana lümmelte unter der dünnen Decke in ihrem Bett und schnarchte leise. Sie schlief in der Tat einen Schlaf der Gerechten, so dass sie nicht einmal aufwachte, als der Verwandte durch die Tür lugte. Silana träumte wilde Träume von Abenteuern und auch ein paar süßen Männern, die sie begleiten sollten. Hach, schön war die einfache Welt des Irrsinns! Doch als Marcellus seine Stimme erhob, riss er Silana aus den Träumen, so dass die Frau mit einem lauten "Miep!" ihre Augen öffnete. Sie saugte Luft durch ein lautes Gähnen ein und blickte dann zur Tür, als sie die Decke achtlos zur Seite warf. Sie trug ein schönes Kleid, welches nun etwas zerknautscht wirkte. Doch ihr war dies egal, denn die Claudia hatten genug Geld für tausend neue Kleidungsstücke und sie war nicht besonders eitel, was ihre Kleidung anging. Sie war müde nach einem langen Lesemarathon, so dass das Bett ein geeigneter Wunsch war. "Ah," sagte sie, während sie ihre zerzauste Haarmähne mit den Händen bearbeitete, damit diese nicht mehr ganz so wild wirkten. "Du bist es," meinte sie und lächelte mit müden Lippen, die nicht so lächeln konnten, wie sie es eigentlich wollte. "Moment," sagte sie, während sie sich auf die Bettkante setzte, um ihre Sandalen aus dem Haufen an schönen Schuhwerk zu fischen, welches sich in einem zusammengebrochenen Regal gesammelt hatte. Die verschiedenen Sandalen waren zu einem Berg an Leder verkommen, indem wohl nur Silana wusste, was zusammengehörte. Schließlich fand sie ihre eingelaufenen Alltagstreter, die sie gekonnt anlegte. Immerhin war sie so nobel gewesen, nicht mit schmutzigen Schuhen ins Bett zu klettern. Dann blickte sie aufmerksam mit ihren großen Augen zu Marcellus, was dieser nun eigentlich von ihr wollte.

    Oh! Silana streckte mit einer wenig ausgereiften Geste ihr Hand aus, um sich durch den Neuling aufhelfen zu lassen. Zumindest war er ein Neuling in diesem Hause, welches Silana gerne in Chaos versetzte. "Gerne," jappste sie etwas luftlos, während sie nach der Hand ihres Verwandten griff. Als sie endlich wieder stand, noch etwas wackelig aber wieder sicherer, blickte sie mit leicht verdrehten Augen zwischen Menecrates und Marcellus hin und her. Es dauerte eine Sekunde bis sich diese Fehlstellung korrigierte und sie tief Luft holte. Mit einer schwungvollen Handbewegung wurden die Haare gerichtet. "Ich bin...," wollte sie die Vorstellung abschließen aber bemerkte dann, dass ihr geliebter Opa dies bereits getan hatte. "Ja, danke," schloss sie also ab und versuchte ihre Tollpatschigkeit mit einem Lächeln zu überspielen, während die Verwirrung nur langsam wich. "Ich setze mich mal," sagte sie und nahm einfach frech auf dem Sedes zwischen den beiden Platz. Endlich. Sie saß und legte die Beine übereinander, um einen möglichst seriösen Anblick abzugeben. Silana wollte jetzt ganz höflich und wirklich akzeptabel wirken, obwohl ihr Kleid nun doch ein paar Landespuren besaß, die sie ungekonnt überspielte, als sie interessiert zu Marcellus zu blickte.

    Mist. Silana dachte eigentlich diesen höflichen Zeremonien entgehen zu können, indem sie ihren Großvater schlicht flankierte. Eigentlich machte doch Opa Menecrates immer diese Arbeit! Silana musste also umdisponieren, sich schnell eine redegewandte Strategie überlegen, um nicht allzu sehr ins Negative zu zeichnen. Der Senator sprach sie auch noch an. Gut, jetzt musste sie dezent durch ihre schöne Nase Luft holen und eine Antwort verarbeiten. Ein knappes aber süßes Lächeln umspielte ihr Angesicht, bevor sie antwortete. "Es freut mich ebenso," grüßte sie also erst dezent, bevor sie auf die Frage eingehen wollte, die der Vater stellte. Schnell huschten ihre Rehaugen fixierend zu Flavius Gracchus Minor. Ein echtes und leider verliebtes Lächeln zuckte über ihre Lippen. Sie mochte ihn und wollte dies auch so sagen, offenbaren, dass sie gerne Zeit mit ihm verbrachte aber etwas hielt sie zurück. Nicht nur, dass es die Hochzeit ihrer Schwester war, sondern auch der Umstand, das dieser Mann scheinbar seine Verlobte mit sich führte. Nicht, dass sie wirklich Angst hatte aber sie wollte keinen Eklat hervorbrechen. Noch nicht. Zumal sie gerne mit dem leicht dicklichen und rundgesichtigen Flavius Minor diskutierte, debattierte und sich austauschte. Eine potenzielle Liebelei stand dem nur im Wege. Obwohl ihr geheimes Mädchenherz längst auf diese Liebelei hoffte. Denn dieser Mann schien keine Bösartigkeit zu besitzen, keine überzogene Ambition und war ansonsten einfach nett. Eine Eigenschaft, die Silana selten gefunden hatte. Zumindest in ihren Kreisen. Hier waren die Männer von allerhand Ehrgeiz und Gier durchdrungen. Schnell schlug sie ihre Augenlider auf zu, so dass die Wimpern nervös zuckten, wie sie gleichsam gerne verrieten, dass Silana tatsächlich nervös war. Ihr Herz pochte und ließ ihre Pupillen größer werden. Die Claudia rückte einen vorsichtigen Schritt näher an ihren Großvater heran, um bei diesem instinktiv Schutz zu suchen, als Flavius Gracchus Minor sprach, bevor sie antworten konnte. Ihr Lächeln blieb und auch das intelligente Strahlen ihrer Augen, welche wohlig auf den Mann schauten. Nervös verschränkte sie ihre Arme hinter dem Rücken, so dass sie einen leicht verschüchterten Anblick abgab, der nur durch ihr waches Gesicht durchbrochen wurde. Kurz kicherte sie auf, bevor sie dies bemerkte und sich auf die Unterlippe biss. Minors Worte machten ihr Hoffnung. "Wir haben noch einiges an Gesprächsbedarf," schloss sie also an seine Worte an und gab ihm mit einem vertrauensvollen Kopfnicker zu verstehen, dass sie zu ihm stand und seine Aussage teilte. Insgeheim erahnte sie bereits, dass er mit der Wahl seiner Verlobten unzufrieden war und sich auch nicht ganz freischwimmen konnte. Sie wusste, dass er gewissen Idealen zur eigenen Sicherheit anhing und diese kaum aufweichen konnte, obwohl sie genau dies erreichen wollte. Silana nahm sich wieder höflich zurück aber nahm ihre Augen nicht von ihm. Fast so, als ob sie ihm zeigen wollte, mit ihr zu kommen. An einen Ort, wo sie offen sprechen konnten.

    Silana hatte durch das Gespräch zweier Sklaven vernommen, dass ein Verwandter eingetroffen war. Sie überaus neugierig, so dass sie mit gerafftem Kleid durch die Flure des Anwesens eilte. Ihre braunen Haarsträhnen wehten dabei im Wind und ließen ihren typischen Lavendelduft in der Luft zurück. Mit tänzelnden Schritten erreichte sie durch das innere Portal das Atrium und blickte sich um. Da saß ihr Großvater und der neue Verwandte! Zumindest ein Gesicht, welches sie nur grob kannte. Ja, sie konnte ihn einordnen aber ein Name kam ihr nicht sofort in den Sinn. Manchmal war sie vergesslich und wirr. Mit einem Satz stolperte sie über eine hochstehende Marmorplatte des Bodens und fiel rutschend vor Marcellus und Menecrates. "AAahh...," rief sie im Fluge über den Boden, der scheinbar frisch poliert war, da ihr Seidenkleid dazu beitrug, dass sie direkt den beiden Herren zu Füßen lag. "Aua," sagte sie und wischte sich die Haare aus dem Gesicht, die nach Vorne gefallen waren. Zum Glück hatte der Stoff gehalten, so dass sie nicht in Blöße vor ihren Verwandten lag. Ihre Knie schmerzten, so dass sie immer noch leicht das Gesicht verzog aber trotzdessen schwand ihr krummes Lächeln nicht, da sich selbst über ihre Tollpatschigkeit amüsierte. Sie lebte noch; irgendwie.

    Silana hielt sich betont zurück, um sich nicht zu sehr in diesen Auftritt ihrer Schwester einzumischen. Zumal mochte sie diese Art von Gesprächen nicht. Zwar redete sie gerne und viel aber höfliche Floskeln konnte sie einfach nicht gut. Sie bevorzugte Worte mit Gewicht aber die waren hier unangebracht und so hielt sie sich klug zurück. Man fand sie ein paar Schritte hinter Sassia und nicht weit von ihrem Großvater. Silana blickte bewusst mit einem Lächeln an den Anwesenden vorbei. Doch da fielen ihren Augen auf Flavius Gracchus Minor. Mist. Sie hob vorsichtig ihre Hand und winkte mit den Fingerspitzen, indem sie die Finger leicht krümmte. Es wirkte gar schüchtern aber sie entschied sich nicht allzu offensiv auf den interessanten Philosophen (in ihren Augen) zu zugehen. Ihre Dispute konnten selten sauber beendet werden und oft kam der Alltag dazwischen, wie einst auf dem Besuch des Flavius im Hause des Großvaters. Sie konnte sich noch gut an das gemeinsame Spiel erinnern, was nicht den gewünschten Abschluss aus emotionaler Sicht der Frau erfüllte. Die Distanz zwischen beiden Menschen brach nicht ein aber Silana bemühte sich nun um ein echtes Lächeln und ein freundliches Sternenlicht aus ihren Augen. Ja, Silana dachte gerade über die einstigen Fragen nach und diese Hochzeit trat etwas zurück. Dieses claudische Menschlein verwirrte sich gerade selbst und verblieb im kleinen Abseits, fast verlassen von der Festgemeinde, wenn da nicht die Schwerkraft ihres Namens bliebe.