Marcellus würde sich selber nicht als eitel bezeichnen, wenngleich er es vielleicht doch ein wenig war. Als er sich vor einiger Zeit eine Rüstung hatte anfertigen lassen, da hatte er sich schon sehr gut darin gefallen und auch ansonsten achtete er darauf, dass er durch seine Kleidung ein bestimmtes Bild vermittelte. Er wollte nicht verwöhnt, dekadent oder protzig wirken. Zu edle Stoffe oder zu ausgefallene Gewänder waren ihm zuwider. Er trug natürlich auch keine billigen oder minderwertigen Stoffe, aber alles in allem wollte er aussehen wie ein Römer. Ein Römer der alten Zeit, ein Römer der die Traditionen achtete und der noch immer ein Sohn des Mars und nicht einer des Bacchus war.
Heute jedenfalls hatte er etwas länger darüber gerätselt, was er wohl anziehen sollte. Er hatte sogar seine Schwester Livineia gefragt, obwohl ihm dies normalerweise peinlich gewesen wäre. Er wollte kriegerisch wirken, durfte natürlich aber auch nicht so aussehen als wolle er noch heute in die Schlacht reiten. Immerhin war das ganze eine recht formlose Cena und kein Kriegsrat. Auch wollte er nicht zu förmlich, erst recht aber nicht zu locker wirken. Letztlich hatte er sich für das Klassische entschieden. Er trug eine Tunika aus grünem Stoff, welche mit einem breiten Ledergürtel, an welchem silberne Metallplättchen befestigt waren, an der Hüfte zusammengefasst wurde. Über der Tunika trug er eine Toga aus brauner Wolle und an den Füßen saßen ihm Calceii aus rötlich-braunem Leder, an deren oberem Ende ein halbmondförmiger Anhänger aus Elfenbein befestigt war.
Insgesamt war diese Kleidung ein wenig zu förmlich für den Anlass, aber andererseits empfing die Familie den Kaiser und wem gegenüber sollte man schon noch förmlicher sein? Zudem wollte Marcellus einen guten Eindruck machen und nicht zuletzt hatte er gesehen, dass auch Menecrates eine Toga trug, womit seine Entscheidung dann endgültig gefallen war.
Das etwas längere Haar ordentlich gekämmt, Kinn und Wangen sorgsam rasiert und die wunderschöne Schwester an der Seite, trat Marcellus ins Peristyl. Teilweise bedingt durch die Toga, teilweise aber auch ganz bewusst und gewollt, bewegte er sich würdevoll und ruhig. Immerhin konnten die komplizierten Falten der Toga bei einer falschen Bewegung herunter fallen und man sah aus wie, nun... wie ein Barbar eben.
"Salve Augustus." begrüßte er den Kaiser, sobald er mit Livineia das Peristyl betrat. Es war das erste Mal, dass er den Imperator persönlich traf.