Menecrates war wie immer nicht unbedingt ein extrovertierter Gesprächspartner und eher zurückhaltend unterwegs, sodass Scato ihm zuprostete, auch um ihm für seinen Wahlsieg Respekt zu zollen, aber ihn darüber hinaus auch nicht zwingend in ein Gespräch verwickeln wollte. Es war schon einmal ein guter Schritt, dass er am Tag seines eigenen Sieges in der Villa erschien um mit den Flaviern gemeinsam zu feiern, was schon einmal sowas wie der Grundstein der künftigen claudisch-flavischen Beziehungen sein könnte.
Unterdessen blieb Scato die Spitze des Claudius Marcellus nicht verborgen, er wollte Rom dienen wie es seine Ahnen bereits taten und sich den Legionen anschließen. 'Edel edel' dachte sich Scato hinter seinem eisigen Blick und seine Mundwinkel verformten sich für einen kaum spürbaren Augenblick zu einem abschätzigen Grinsen "Ein Tribunat also? Hast du schon eine Provinz in Sicht? In Dacia soll man sich als Soldat noch immer Ruhm und Ehre verdienen können." merkte Scato an, schließlich war diese Provinz immer etwas unruhig und er wollte auch keine allzu großen Giftpfeile gegen den Claudier schießen um die zarten Bande nicht zu gefährden. "Auch ich studierte lange in Achaia, es war eine inspirierende Zeit, die einen gut auf die Politik vorbereitet."
Auch die Politik konnte ein Schlachtfeld sein, nur das hier nicht mit Schild und Schwert gekämpft wurde wie das kleine Jungen bereits taten. Die Politik war ein Krieg der Geister, mit Giftpfeilen und Fallen, gebrochenen Rückgraten und Geschick. Scato empfand sich oftmals als Taktiker, als wortgewandter Feldherr, doch eventuell hatten sie einfach andere Vorstellungen.
Unterdessen wusste Claudia Livineia wie man das Spiel der Höflichkeiten spielte und er war sich nicht ganz sicher, doch er hatte das Gefühl, dass sich die Claudia in der Mikroreiberei mit ihrem Bruder auf seine Seite schlug.
"In der Tat, meine Verlobung mit deiner Cousine ist wahrlich der größere Grund zu feiern an diesem Abend." entgegnete Scato und trank einen Schluck, denn auch wenn er durchaus Zuneigung gegenüber Sassia verspürte, so waren ihn allzu öffentliche Bekundungen von eben jener noch immer etwas unangenehm und er überspielte dies mit Handlungen wie diesen.
"Es ist in der Tat äußerst nobel dem Militär zu dienen, doch ich bin mir sicher, dass dein Bruder auch die anderen römischen Tugenden nicht vernachlässigen wird." sagte Scato zuversichtlich und blickte Marcellus kurz an, bevor er sich wieder an Livineia wandte "Ich für meinen Teil denke, dass ein Mann Rom immer dort dienen sollte wo er dem Reich am nützlichsten ist. In meinem Fall ist dies eindeutig der Senat. Ich bin froh, dass ich kein Amt im Militär blockiere welches ein viel fähigerer Krieger ausfüllen könnte." erklärte sich Scato erneut und war noch immer nicht bereit sein mangelndes Engagement im Militär als Makel anzuerkennen. Warum auch? Er hatte den Cursus Honorum bisher gut durchlaufen, gut, hier und da hatte es ein paar Hürden gegeben doch alles in allem war er gesellschaftlich mehr als anerkannt.
"Doch erzähle mir ein wenig von euch, ich war lange Zeit mit Menecrates Enkel Felix befreundet, ich wäre interessiert ein weiteres Kapitel der claudischen Familiengeschichte zu erfahren." hakte er nach, schließlich erzählte er ziemlich viel von sich selbst, und wollte keineswegs egozentrisch erscheinen...
...was er manchmal durchaus war, meistens sogar.
Sassia wusste mit ihren Reizen zu spielen und Scato erwischte sich hier und da dabei wie er sich solch primitiven Gedanken wie der baldigen Hochzeitsnacht hinzugeben drohte. In Situationen wie diesen war er jedoch stets bemüht um Fokus und Konzentration, er würde sich also noch ein Fell wachsen lassen müssen sodass Sassia ihn nicht stets um den Finger wickeln konnte. Zugegeben, in einigen Situationen ließ er sie dennoch zu gern gewähren und die jetzige Situation war definitiv eine davon.
"Ausgezeichnet, dann ist es entschieden. Sobald sich die Villa gut gefüllt hat werde ich zunächst eine Rede über meinen Wahlerfolg halten und anschließend unsere Verlobung bekanntgeben. Es würde mich freuen, wenn du dich dann an meiner Seite befinden würdest." erklärte er ihr und plante damit schon einmal voraus. Natürlich freute er sich über den Akt der Verlobung an sich, doch letztlich sollten beide Seiten auch keine Chance verstreichen lassen etwas Kapital aus der Sache zu schlagen und eine solche Einigkeit vor der versammelten Gesellschaft Roms zu zeigen konnte ja nie schaden.
"Mir ist im übrigen bewusst, dass kein Auge mehr auf mich gerichtet sein wird sobald du dich an meine Seite gesellst." scherzte Scato um der noch jungen und vermutlich in der Öffentlichkeit etwas unerfahrenen Sassia die Nervosität zu nehmen und sie langsam aber sicher in die politische Denkweise solcher Veranstaltungen zu schulen.