Die Antwort erhielt er indirekt. Morrigan meinte die Prätorianer. Er erinnerte sich nicht gern an das Erlebnis auf dem Markt, weil es ihn wütend machte. Außerdem wusste er mehr als Morrigan annahm und auch mehr als sie selbst wusste.
Er stieß sich von der Wand ab und trat wieder vor sie.
"Ja, ich habe sie gesehen auf dem Markt und ich habe gesehen, was sie gemacht haben. Das alles streite ich nicht ab, trotzdem irrst du dich." Morrigan wurde distanziert, er konnte das auch. Trotzdem blieb er gutmütig.
"Du irrst dich, wenn du glaubst, der Claudier war machtlos. Wäre er machtlos, dann hätte der Prätorianer gewonnen und durchgesetzt, dass dir der Claudier ein Brandzeichen setzt.
Wäre er machtlos, dann hätte er die Alternative hingenommen, dass anstelle des Claudiers dir der Prätorianer ein Brandzeichen setzt, denn der wollte das unbedingt.
Wäre er machtlos, dann hätte er nie bewirken können, dass der Prätorianer seine Männer zurückpfeifen musste." Morrigan konnte nicht wissen, was er wusste, denn es gab den Moment, wo Liktoren und Leibwächter wieder neben dem Consul standen, weil das Gespräch der beiden Männer an Schärfe zunahm.
"Während du in den Ketten gehangen hast und niemand zu dir durfte, hat der Claudier herausgefunden, dass es kein rechtskräftiges Urteil gab. Mit diesem Wissen kann er dich beschützen! Immer!" Er schaute eindringlich und fürchtete trotzdem, das Morrigan alles abblockte. Ihren Dickschädel konnte ihr offensichtlich keiner austreiben. Trotzdem versuchte er sich an Erläuterungen, denn er wusste, Morrigan war zwar dickköpfig, aber nicht dumm.
"Der Claudier hatte eine öffentliche Verhandlung gefordert und was denkst du wohl, warum ist der Prätorianer davor zurückgeschreckt? Vielleicht würdest du gar nicht verurteilt werden. Und was denkst du wohl, warum er außerdem zurückgeschreckt ist? Weil er es nicht wagen sollte, dich mehr als bis dahin geschehen zu beschädigen, solange kein rechtskräftiges Urteil vorliegt. Ich kenne den Claudier, der würde dagegen klagen."
Eigentlich würde Marco Morrigan viel lieber in den Arm nehmen als auf sie einzureden, aber sie hatte dicht gemacht.
"Fakt ist, du entscheidest, wer hier machtlos ist. Solange du dem Dominus nicht traust, entziehst du ihm seine Macht." Er griff nach ihren Schultern und rüttelte ein wenig. So als könne er damit etwas geraderücken, dann blickte er ihr tief in die Augen. "Warum sehen deine Augen so komisch aus?" Er hatte die vergrößerten Pupillen entdeckt.