Beiträge von Marco

    Im Auftrag des Praefectus Urbi, der Patron des kandidierenden Helvetier war, kam ein Tross Sklaven zum Forum Romanum, um für den Nachschub an Spenden zu sorgen. Ein einzelner Mann, selbst wenn er übernatürlich viel Personal besitzen würde, könnte nicht alleine die benötigte Menge an Brot, Würsten und Äpfeln herbeischaffen und vor allem nicht gleichzeitig. Die Lieferungen erfolgten in Raten, sodass das Forum immer ausreichend Platz für das Volk und die zu verteilenden Spenden bereithielt.

    Er hielt den Brief in den Händen, als er von der Porta kam und ins Atrium trat. Da saß jemand auf gutem Möbel, der eher auf einen Baumstumpf passen würde. Das Gesicht konnte er nicht erkennen, aber er würde es vermutlich gleich sehen.

    "Wer bist du denn und wie kommst du hier rein?" Immerhin stand der Hüne an der Porta und an ihm kam bestimmt keiner unbemerkt vorbei.

    Als Marco die Tür öffnete, erfasste er einen Briefboten. Es stand ihm nicht zu, zu beurteilen, welche Wichtigkeit die jeweilige Post hatte, daher behandelte er alle Eingänge gleich.

    "Salve, gibt es noch etwas auszurichten, oder soll der Brief nur überreicht werden?" Der Empfänger würde sicherlich aus dem Schreiben hervorgehen, denn in der Villa wohnten mehrere Familienmitglieder.

    Manche Probleme lösten sich von selbst, so auch der Fluchtplan des dreisten Besuchers. Marco grinste zurück, wenn auch nur mit einem Mundwinkel, und um neuen Schwierigkeiten vorzubeugen, legte er seine Pranke auf die Schulter des Mannes. Die Finger simulierten eine Schraubzwinge, während sein Arm den Mann in die gewünschte Richtung schob. Auch Kurven ließen sich derart komplikationsfrei zurücklegen, sodass die beiden wenig später im Tablinum vor dem Hausherrn standen. *


    Sim-Off:

    * in Absprache mit Vulpis Lupus

    Des unerwarteten Interesse des Claudiers an dem unverschämt auftretenden Fremden wegen, blieb Marco im Atrium, das an das Tablinum grenzte. Er lauschte nicht, sondern stand nur bereit. Wenn es nach seinem Instinkt ginge, wäre er an der Seite des Hausherrn, aber der wollte alleine die Lage sondieren. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und der Fremde trat heraus. Marcos Körper spannte sich wie ein Raubtier vor dem Sprung, als er Wortfetzen, die ins Tablinum gerichtet waren, aufschnappte: 'gemordet', 'die Frage ist', 'dein Sklave und Freund noch lebt'. Dann schmiss der Fremde die Tür zu und im selben Moment erklang die Anweisung von drinnen: 'Halt! Stehenbleiben! Haltet den Mann!'

    Nichts lieber als das, dachte Marco bei sich und spurtete dem Fremden nach, der anstelle ins Atrium zu laufen, sich gen Garten wandte. Weitere Sklaven schlossen sich an und holten Marco sogar ein, weil der seinen Lauf bremste und schließlich geruhsam in Richtung Garten schritt. Die Einfriedung des Anwesens wurde derart errichtet, dass unbefugtes Eindringen oder Verlassen des Grundstücks verhindert wurde. Die wohlhabenden Claudier wollten sich vor allem vor Übergriffen sicher sein, aber auch Fremden keine Einblicke gewähren. Ein Bezwingen der Anlage war unmöglich und im Garten lief der germanische Wolf frei...

    Den Namen Naso konnte sich Marco leicht merken, aber bei dem einen blieb es nicht. In dieser Weise portioniert hatte sich bisher noch niemand vorgestellt, aber immerhin handelte es sich um einen Römer, daher beglückwünschte sich Marco zu seiner Entscheidung, erst nachzufragen, bevor er ihn zum Hinterausgang schickte. Seltsam wurde die Angelegenheit, als der Fremde weitersprach. Zeitweilig wanderten Marcos Brauen wieder nach oben, dann entstand eine steile Falte über der Nasenwurzel. Das Anliegen klang nach einer Erpressung, aber der Mann musste ein Amateur sein, denn wenn er nicht schon vor der Porta die Katze aus dem Sack gelassen hätte, würde man ihn jetzt ins Atrium führen. So aber setzte Marco ein Lächeln auf, wünschte einen schönen Tag und schloss die Tür. Er konnte nicht beurteilen, ob etwas an der Geschichte dran war und wie brisant der Hausherr die Angelegenheit einschätzte, aber er konnte einschätzen, wann er jemand in die Villa ließ und wann er den Zutritt verwehrte.

    Sollte es zu einem Gespräch kommen, würde er daran teilnehmen, darin bestand kein Zweifel.

    Er suchte den alten Claudier auf und trat mit ihm ins Gespräch. Er dauerte geraume Zeit.

    „Gut, Marco“, nickte Claudia Sabina: „Du bist also ein Leibwächter. Stammst du aus Italia?“, noch bevor er antworten konnte, tauchte der Maiordomus auf.


    Über Marcos Bemerkung, dass Avgoustinos es liebte, wichtig genommen zu werden, lachte sie jedoch hell auf:
    „Und ich liebe es, wenn alles wie am Schnürchen klappt“, flüsterte sie zurück.

    "Italien, seit Generationen", antwortete Marco, dem sein Status nicht als Bürde erschien. Er stellte für ihn die Normalität dar, genau wie die Zugehörigkeit zur Gens Claudia. Die Mutter seiner Mutter diente bereits hier, während er andere Sklaven kommen und gehen sah. Seit Generationen verbanden seine Vorfahren und die der Patrizier ein Band gewoben aus Loyalität, Vertrauen und eine zwar angepasste, aber dafür stabile Wertschätzung.

    Marco schmunzelte über Sabinas' Erwiderung, bevor er sich beim Ausladen der Gepäckstücke nützlich machte.


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    Die Reisegesellschaft richtete und lebte sich ein, als Marco wieder einmal den Türdienst verrichten musste und es klopfte.

    Marco öffnete und musterte den Mann. Nicht sicher, ob er ihn zum Hintereingang schicken oder korrekter Weise hier abfertigen sollte, hob er die Brauen und wirkte dabei ernst, da auch dienstbeflissen. Sein Lächeln legte er nicht oft auf.

    "Salve, wie kann ich wem behilflich sein?"

    Als sich die junge Claudia vorstellte, setzte Marco mit einem angedeuteten Nicken zu einem weiteren Gruß an. "Domina Sabina, man nennt mich Marco und ich stehe zum Schutz eines jeden Familienmitglieds zur Verfügung. Den Türdienst versehe ich nur ausnahmsweise und immer dann, wenn der Ianitor verhindert ist, was leider häufiger vorkommt." Marco verkniff sich ein Seufzen, weil er es unmännlich fand.

    Währenddessen warteten die Haussklaven mit dem Gepäck auf die Anweisung, wohin sie es bringen sollten. Da Marco nicht auch noch den Maiordomus vertreten wollte, hielt er Ausschau nach ihm. In früherer Zeit hielten Sklavinnen das Zepter in der Hand, zuerst Mansuri, später Morrigan. Heutzutage hieß der claudische Maiordomus Avgoustínos und war ein Mann.

    "Ah, auf dich haben wir gewartet", empfing Marco den Mann, dessen Name er sich nur in falscher Aussprache merken konnte. Wüsste Marco von Sabinas Angewohnheit, exotische Namen umzuändern, hätte er gelacht. Sie befänd sich damit in bester Gesellschaft, womit er nicht sich, sondern den Hausherrn meinte.

    "Salve, mein Name ist Avgoustínos und ich bin der Maiordomus dieses Anwesens." Er widmete sich nach der Vorstellung sogleich seinen Aufgaben und wies die Haussklaven an, die auf den Bestimmungsort für das Gepäck warteten. "Die junge Dame erhält das mittlere Zimmer im rechten Seitenflügel mit Blick in den westlichen Garten." Anschließend stolzierte er, den Lederbeutel auf der Hand balancierend, zum Sänftenführer, bei dem er die Dienstleistung bezahlte, bevor er zur Porta zurückkehrte. "Ein Imbiss mit den gewünschten Esswaren wird schnellstens vorbereitet. Husch, husch!" Im Davongehen benannte er noch den Raum und die für die Bedienung abgestellten Sklaven.


    "Er liebt es, wenn er wichtig genommen wird", erklärte Marco der jungen Claudia flüsternd, dann winkte er eine Sklavin heran. "Wir benötigen das kleine und das große Balneum ausreichend vorbereitet. Zeig der Domina den Weg." Er musste der Sklavin nicht erklären, wer welches Bad benutzen sollte, das ergab sich von selbst. Auch würde der Lehrer im kleinen Balneum ohne Hilfe von Sklaven auskommen müssen.

    Auch der Hinweis auf die Art der Verwandtschaft half Marco nicht weiter, denn sein Herr besaß einige Geschwister und nicht alle Kinder und Kindeskinder kannte Marco. Er wusste nicht, wen er namentlich anmelden sollte, daher winkte er Haussklaven heraus, die das Gepäck aufnehmen und den Weg weisen sollten.

    "Vielen Dank für das Geleit." Sein Dank richtete sich an den Cornicularius und er merkte sich dessen Namen. Als Leibwächter benötigte er neben Kraft und Umsicht auch Wissen.

    An die junge Verwandte seines Herrn richtete er Willkommensgrüße. "Herzlich Willkommen!" Er wusste, er befand sich in der Position des Dienenden, aber genauso gehörte er zum Inventar in dieser Villa und genoss Vertrauen. Aus diesem Grund strahlte er Stärke aus, wusste aber auch, wo seine Grenzen lagen.

    "Was wäre der erste Wunsch, für dessen Erfüllung ich sorgen dürfte?" Es mochte ein Bad, eine Stunde des Ausruhens oder ein Mahlzeit sein. "Der Hausherr kehrt erst am Ende des Tages heim." Er wartete die Antwort ab, bevor er einer der Sklavinnen den Auftrag erteilte, ein geeignetes Zimmer für die Aufnahme der jungen Verwandten vorzubereiten.

    Re: Claudia Sabinas Ankunft



    Obwohl Marco seit eh und je die Aushilfstätigkeit an der Porta hasste, weil er als Leibwächter und nicht als Ianitor diente, übte er sie sorgfältig aus, denn die Umgebung im Auge zu behalten, gehörte auch sonst zu seinen Aufgaben. Aus diesem Grund bemerkte er die Reisegesellschaft, bevor sich jemand durch Klopfen bemerkbar machen konnte. Während der Wintermonate stand die Porta nicht auf, daher öffnete er und trat über die Schwelle, um einen besseren Überblick zu bekommen.

    Eine Ansammlung von Truhen wurde von mehreren Personen umringt, aus der ein Angehöriger der städtischen Einheit und eine ausnehmend hübsche junge Frau hervorstachen. Marcos Blick verweilte nur den Bruchteil einer Sekunde bei ihr, weil ihn Frauen generell verlegen machten. Der Verlegenheit konnte er vorbeugen, indem er sich entweder Männern oder Aufgaben zuwandte. Flüchtig prüfte er seine Informationen in Bezug auf Gastbelegung und die Erinnerung in Bezug auf einen Wiedererkennungseffekt bei den Ankömmlingen, musste aber passen.

    Da er nicht wusste, wer sein Ansprechpartner sein würde, stellte er die Frage an niemand persönlich, sondern formulierte sie allgemein.


    "Salvete! Wen darf ich in der Villa Claudia anmelden?"

    Wie zu fast allen Außenterminen, begleitete Marco auch heute seinen Herrn. In Anbetracht des anvisierten Ziels hielt er den Blick geschärft und die Ohren auf. Sein Auftrag lautete außerdem, ein wachsames Auge auf die Enkelin zu habe, die nach seiner Erfahrung stets für Überraschungen sorgte. Frauen und Kinder zu hüten, gehörte weder zu seinen Lieblingsbeschäftigungen noch zu seinen Stärken, aber Anweisungen mussten ausgeführt werden. Er hoffte auf so wenig wie möglich Zwischenfälle und außerdem, dass sich Großvater und Enkelin möglichst immer in die gleiche Richtung unter Beibehaltung eines vergleichbaren Tempos bewegten.

    Ein bisschen sonderbar fand Marco das Anliegen schon, denn wer seinen Herrn als Praefect sprechen wollte, kam meistens in sein Officium. Andererseits sprach nichts dagegen, den Mann einzulassen. Er hatte sich vorgestellt und klang vertrauenswürdig.


    "Dann schlag ich vor, du wartest im Atrium und ich hole den Präfekt." Er winkte eine Vertretung für die Tür herbei, brachte Valerius zum Atrium und suchte anschließend seinen Herrn auf, um den Besuch zu melden.

    Über die Zeit hatte sich Marco damit abgefunden, wenn er den ungeliebten Türdienst verrichten musste. Solange sein Herr im Haus weilte, hatte er auch in seiner eigentlichen Funktion nichts zu tun.


    Auf das Klopfen hin trat er an die Tür, öffnete und blickte hinaus. Auf den ersten Blick konnte er den Besucher nicht zuordnen, also fragte er nach.

    "Salve! Du bist wer und du willst zu wem?"
    Ein Ianitor konnte das besser, aber Marco besaß auch Qualitäten, wenn auch anderer Art. Immerhin versuchte er sich optisch in Freundlichkeit, was früher undenkbar gewesen wäre.

    Marco kratzte sich am Hinterkopf, denn auf seine Frage wusste er noch immer keine Antwort. Offensichtlich besaß der Ankömmling aber einen Kontakt zur Familie seines Herrn, weswegen er ihn durchlassen würde.


    "Ich habe keine Ahnung, von welchem Schatten du sprichst, aber der Herr wird es hoffentlich wissen. Komm mit, ich zeig dir den Weg." Marco wählte ein Zimmer, das schon häufig für delikate Besucher oder besondere Besprechungen genutzt wurde. Er ließ Verus zurück und machte sich auf die Suche nach seinem Herrn.

    Der Fremde fiel nicht sofort auf, weil die Hausbediensteten alle ihren Verpflichtungen nachgingen und teilweise nicht nach rechts oder links sahen. Marco jedoch entging der Neuankömmling nicht, als er den Gang entlangschritt. Er baute sich vor ihm auf und betrachtete ihn eine Weile.


    "Dich kenne ich doch irgendwoher." Wer der Mann war, fiel ihm jedoch nicht ein, weil die äußere Erscheinuung nicht zum Hintergrundwissen passte. Bei Stimmigkeit wäre die Sesterze sofort gefallen.

    Marco prägte sich den etwas längeren Namen ein, nickte und winkte den Mann in den Eingangsbereich.
    "Bitte hier warten." Er hatte nie zuvor diesen Namen gehört, daher wusste er nicht, in welcher Beziehung der Mann zu seinem Herrn stand. Vor der Tür wollte er ihn nicht stehenlassen, aber eine überschwängliche Begrüßung hielt er ebenso für fehl am Platz.


    Er beeilte sich, erstattete Bericht und kam wenig später mit einer guten Nachricht zurück.
    "Dein Name scheint nicht ganz unbekannt zu sein. Er empfängt dich. Folge mir.."

    Eine steinerne Bank stand zwischen Oleanderbüschen und lud zum Verweilen ein. Bequem schien sie nicht, aber jedes Familienmitglied begleiteten einige Sklaven in den Garten. Sie hielten nicht nur Erfrischungen, sondern auch Sitzkissen und ein paar Naschereien parat.


    Der Hausherr las, als Marco herantrat.
    "Dominus, ein Mann namens Lucius Annaeus Florus Minor wünscht dich zu sprechen. Er sagt, es geht um die kommenden Wahlen."

    Da Magrus eine neue Sklavin einarbeitete, stand in letzter Zeit wieder einmal Marco häufiger an der Porta. Jeder wusste, wie sehr er den Dienst verabscheute. Trotzdem bemühte er sich, das die Gäste nicht merken zu lassen.


    Er öffnete und hörte sich den Wunsch des Besuchers an.
    "Der Senator hat sich mit einem Buch in den Garten zurückgezogen. Ich denke, dass ich ihn stören kann, allerdings müsste ich dazu wissen, wer du bist und welches Anliegen du mitbringst, weil er mich ohne diese Auskünfte ergebnislos zur Porta zurückschicken wird."