Beiträge von Iunia Caerellia

    Anstatt den Garten weiter zu bewundern, konzentrierte sich Caerellia nur noch auf Maahes. Sie wünschte sich seine Gedanken lesen zu können. Was er wohl von ihr hielt? Sie befand das nur so merkwürdig, weil es ihr genauso wichtig war wie bei ihrem Cousin und dabei war Maahes ein Sklave.
    Eigentlich war es ganz normal, wenn Maahes ihr eine Liebeselegie vorlesen würde. Er war der Sklave und dies gehörte zu seinen Aufgaben. Aber Maahes gehörte zu den Männer, die man gerne ansah. Jedenfalls betrachtete sie ihn gerne. Doch sie war jung und es war wohl normal, dass man solchen Schwärmereien verfiel.
    "Nein, es ist wirklich nichts geschehen!", log sie. Immerhin war es eine Lüge und man konnte in ihren Gesicht sehen wie die Angst wich, dass sie Maahes erzürnt haben könne.
    "Ich sehe mir gerne Gladiatorenkämpfe an.", verriet sie ihm. "Die wenigsten schätzen mich so ein, dass mir so etwas gefällt. Magst du Ballspiele? Ich glaube Silana würden Ballspiele gefallen. Ich könnte ihr welche beibringen. Weißt du, ob es auf dem Landgut einen Ball gibt?"
    Caerellia hielt sich gerne draußen auf und spielte auch Zuhause oft diverse Ballspiele. Silana würde diese Sportart bestimmt gefallen. Sie würde sich dabei so richtig austoben können. Außerdem war Seiana schwanger und bestimmt erleichtert, wenn Caerellia ihre Tochter beschäftigen würde.

    Die Iunia versuchte den Sklaven wieder für sich zu gewinnen. Sicherlich war er seiner Domina treu ergeben, doch Caerellia wollte wissen, ob er dies gezwungenermaßen war oder eben freiwillig. Sie hatte hier noch keine Freunde und ihr Cousin war stets beschäftigt. Daher hatte sie auch noch keinen den sie sich wirklich anvertrauen konnte. Sicherlich Maahes war ein Sklave, aber sie wollte Seneca nicht mit belanglosen Dingen belästigen.
    Caerellia lächelte Maahes verzückt zu, da er so erstaunt war Ovid aus ihren Mund zu hören. Und auch sie war erstaunt, denn er kannte Ovid. Aber irgendwie passte es doch zu Maahes. Auf jeden Fall wollte Caerellia das es zu Maahes passte. Sie näherten sich der Laube und die junge Iunia sah den beiden weißen Tauben nach, welche sich vor ihnen in die Lüfte schwangen. Sie konnte sich das morgen schon richtig gut vorstellen. Sie in einem der Korbsessel. Maahes ihr gegenüber und um sie herum dieser herrliche Garten.
    "Eine Liebeselegie...", antwortete sie ihm leise und geniert. Caerellia ließ ihr rotes Köpfchen wieder sinken und ging mit Maahes weiter. "Und du musst auch nichts zu befürchten haben, wenn du keine ausgefeilte Vortragskunst beherrscht. Ich...Ich mag deine Stimme.", gab sie dann noch schüchtern preis.
    Sie war in der Tat ein schwärmerisches Wesen und sie schwärmte nun von seiner Stimme. "Und ich habe das nicht gesagt, weil ich will, dass du mir meinen Fehltritt verzeihst. Du hast mir den doch verziehen, oder?", hakte sie bei ihm noch einmal nach. Sie konnte von ihm verlangen, dass er die kleine Auseinandersetzung von eben vergessen sollte, aber ob er das im innersten auch tat, konnte sie nicht kontrollieren.

    Bei Maahes klang alles so leicht. Bas durfte seinen Leidenschaft ausleben. Es hörte sich so an, als hätten sich Garten und Gärtner einfach so gefunden und daraus war dieses Paradies entstanden. Sie beneidete solche Menschen, welche die Perfektion suchten und diese auch fanden. Sie würde es hier nicht leicht haben. Sie wusste nicht, ob sie talentiert genug war ihren Cousin zu helfen. Aber ihre Wut von vorhin war nun vollkommen verschwunden.
    "Das freut mich sehr!", antwortete sie ihm voller Vorfreude. Sie hoffte nur das ihr Cousin morgen nichts anderes vorhatte. Aber wenn es morgen früh nicht klappen sollte, hatten sie auch wieder den langen Nachmittag. "Ich würde gerne etwas von Ovid hören.", antworte sie lieblich und schlenderte mit Maahes weiter auf die Laube zu.
    Die Zeit verrann, aber das merkte die Iunia gar nicht. Der Garten hatte sie in seinen Bann gezogen. Caerellia mochte Maahes. Sie hoffte nur, dass er sie auch leiden konnte.

    Er nickte. Er hatte ja keine andere Wahl. Dennoch hoffte Caerellia ihn nicht verloren zu haben. Vielleicht hatte sie ihre Chance schon vertan. Maahes war derjenige, der Weisheit kund tat. Er war der Ausgeglichene von ihnen. Sie hoffte, dass Maahes ihr ein guter Ratgeber werden könnte. Jemand der nicht das sagte was sie hören wollte, sondern der seine Meinung äußern durfte. Doch wenn man so weit gehen wollte, musste ein bestimmtes Vertrauen da sein. Und er traute ihr nun bestimmt nicht mehr.
    Trotzdem war sie mehr als erleichtert, dass er ihre Entschuldigung an nahm. Sie wollte noch mal von vorne beginnen. Hoffentlich ging das jetzt noch. Langsam nahm sie ihre Hände von seinem Gesicht und lächelte ihm entgegen.
    Er machte sie auf eine kleine weiße Laube aufmerksam. Sie war traumhaft schön angelegt und die beiden setzen sich wieder in Bewegung. "Es ist wirklich ungaublich wie viel Liebe hier in diesem Garten steckt. Bas ist ein Genie!"
    Caerellia war vollkommen fasziniert von der Schönheit der Laube.
    "Kannst du lesen, Maahes? Denn mir würde es gefallen, wenn du mir morgen früh etwas unter dieser Laube vorlesen würdest. Man könnte Korbsessel unter die Laube stellen. Das würde mir sehr gefallen."
    So konnte sie mir Zeit im Garten verbringen und wurde dabei auch noch unterhalten von einen Mann, der sie so schön in Verlegenheit brachte.

    Caerellia übertrieb vielleicht, denn Maahes war ein angesehener Sklave ihres Cousins. Außerdem hatte er ihr ehrlich geantwortet. Das wünschte man sich doch von einem Sklaven. Und doch war es zu ehrlich. Sie hatte sich zu sehr von ihm blenden lassen. Seinem Aussehen und seinem Charme. Sie hatte zu sehr mit ihm gefühlt. Das durfte sie nicht. Das musste sie noch lernen und verbessern.
    Und obwohl er nun der Klügere von den beiden war, senkte er schuldbewusst den Kopf. Sie war laut geworden und glaubte damit es so ungeschehen zu machen. Caerellia beruhigte sich wieder. Sie wollte nicht so sein. Dieser Sklave war so nett zu ihr gewesen und sie führte sich auf wie eine Verrückte. Maahes tat ihr Leid und sie spielte mit ihm. Das wollte sie nicht. Sie seufzte und sah dann zu dem Sklaven.
    "Maahes bitte sieh mich wieder an! Ich habe überreagiert nur um eine gute Domina zu sein. Ich glaube da muss ich noch viel lernen." Mit ihren Händen berührte sie sein Gesicht, um sanft seinen Kopf zu heben. "Ich hoffe viel mehr, dass du mir diesen Ausrutscher verzeihst. Wollen wir weiter gehen?"
    Ja, es war ein hin und her mit ihr. Aber sie war jung und musste noch viel lernen. Ihre Bäckchen waren immer noch rot, aber der Zorn war gewichen.

    Caerellia benahm sich gegenüber dem Sklaven vollkommen falsch. Aber eigentlich war er doch an allem Schuld. Er hatte doch so unverschämt geantwortet. Caerellia war enttäuscht. Dieser farbenfrohe helle Garten engte sie nun ein. Am Liebsten wäre sie in ihr Cubicullum gegangen, um dort alleine zu sein und sich nicht gegenüber ihn rechtfertigen zu müssen. Sie war im Recht! Sie ganz alleine! Und doch hatte er sie so hart mit seinen Worten getroffen. Und doch hatte sie ihm Gefühle gezeigt. Gefühle, die man einen Sklaven nicht zeigen durfte. Sollte sie ihn nun zurechtweisen? Oder sollte sie gnädig sein? Maahes kam ihr zuvor und entschuldigte sich. Sie ließ ihn reden. Es war eine Entschuldigung, die sie hätte annehmen können. Dann endlich dreht sie sich zu ihm um.
    "Ja, du warst es der zu weit gegangen ist! Wie kannst du es nur wagen, mich zu korrigieren? Dazu hast du kein Recht!" In ihrer Stimme lag Zorn. Aber eigentlich war sie mehr auf sich zornig. Ihre Stimme war laut, aber sie brüllte nicht wirklich. Sie wollte nicht wütend sein, aber sie musste es. Sie musste ihm zeigen, wo er wirklich stand.
    "Natürlich werde ich reisen.", fügte sie noch eingeschnappt hinzu und ihre Bäckchen wurden immer röter. "Und ich muss mir überlegen, ob ich meinen Cousin über dieses Geschehnis unterrichten werde oder nicht!" Drohte sie ihm gerade? Natürlich würde sie es nicht ihrem Cousin erzählen. Wahrscheinlich nicht! Doch seine Worte waren wahr gewesen und insgeheim wusste das Caerellia.

    Leider war Caerellia viel zu sehr eine Romantiker, als dass sie daran gedacht hätte, in dieser Situation jedenfalls, wie unbarmherzig das Leben eines Sklaven doch war. Sie sprach von den Schönheiten der Natur und die Sklaven plagten sich bei der schweren Arbeit am Feld ab. Es war gut von Maahes, dass er sie deswegen nicht kritisierte. Er war ein Sklave, er würde sich das nicht erlauben. Aber wäre er keiner oder hätte er sich diese Freiheit genommen um sie zu tadeln, Caerellia hätte sich geschämt.
    Und wieder hatte sie einen wunden Punkt bei Maahes getroffen, als sie sich so entzückt über seine Herkunft äußerte. Sie wollte ihn nicht an seine Vergangenheit erinnern und doch tat es sie es. Caerellia merkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hörte es aus seinem Worten und ihr Gesicht errötete.
    "Ich habe etwas sehr unüberlegtes gesagt. Natürlich sollte ich dich nicht beneiden. Du bist ein Sklave."
    Sie suchte nach Worte, aber sie fand nicht die richtigen. Sollte sie kalt sein? Sollte sie ihm sagen auch wenn er aus der Sklaverei kam, sollte er sich glücklich schätzen so viel von der Welt gesehen zu haben. Weil er eben ein Sklave war und kein freier Mann! Oder sollte sie Mitleid mit ihm haben, aber das sollte keine Domina zeigen.
    Maahes versuchte die Situation zu retten. Aber jedes Wort von ihm klang bitter für sie und sein Lächeln, es war anders als vorher. Sie drehte sich von ihm weg und betrachtete die Blumenvielfalt. Sie hatte sich blamiert vor ihm und erkannte ihren Fehler.
    "Ja, so scheint es wohl zu sein!", antwortete sie ihm leise.

    Aesaras Geheimnisse kannte Caerellia natürlich nicht. Vielleicht würde sie auch nie von ihnen erfahren. Auch konnte sie nicht erahnen, in welchen Verhältnis Maahes und Aesara standen.
    "Obwohl man es sich nur schwer vorstellen kann, dass man noch in Mogontiacum ist.", antwortete sie ihm.
    Caerellia musste ihrer Mutter unbedingt schreiben und von diesem atemberaubenden Garten erzählen. Sie genoss die süßen Düfte der Blüten und Maahes führte sie zu einer weißen Laube. Seiana bewies wirklich Geschmack.
    "Ja, du hast Recht! Egal ob man Soldat ist oder ein Sklave der seine Arbeit auf einen der Felder verrichtet, man befindet sich immer in der Natur und kann sich an ihr erfreuen. Jeder kommt mit ihr in Berührung. Niemanden wird sie verwehrt. Außer natürlich man befindet sich in Gefangenschaft."
    Es machte ihr nichts aus, dass er ihre Heimat nicht kannte. Woher sollte er sie auch kennen? Seneca war schon lange nicht mehr dort gewesen. Oder er hatte die Gelegenheit gehabt mit einem anderen Dominus die Stadt zu besuchen. Aber dem war wohl nicht so.
    Ihr Herz machte einen Sprung, als verriet woher er kam.
    "Aus Alexandria?", stellte sie fasziniert fest.
    "Vielleicht sollte dich das keinen Sklaven offenbaren. Aber ich beneide dich. Wie kann es sein, dass ein Sklave so viel mehr von der Welt sieht als eine Römerin?"
    Sie wollte ihm damit nicht beleidigen. Weil er der SKLAVE schon so viel von der Welt gesehen hatte. Aber vielleicht fasste er es beleidigend auf, dass konnte sie nicht verhindern.

    "Welch schöner Name!"
    Caerellia war mehr als zufrieden mit den Sklaven die auf diesen Landgut lebten. Seneca schien wirklich ein gutes Auge dafür zu haben, wenn es um die Auswahl seiner Sklaven ging. Aber etwas anderes hatte sie nicht erwartet. Die Iunia und der Sklave betrachten den Garten. Die Blüten der Rhododendron-Sträucher strahlten in weiß und rosa. Dann durchschritten sie einen Laubengang und Caerellia musste gestehen, dass sie noch nie so eine Farbenpracht an Blüten gesehen hatte, welche auch einen wundervollen Duft verbreiteten.
    "Es ist wunderschön. Befinden wir uns wirklich in Germania?", fragte sie vollkommen fasziniert.
    "Da muss ich dir zustimmen, Maahes. Ich könnte mich hier den ganzen Tag aufhalten. Decima Seiana muss Blumen wohl über alles lieben."
    In ihrer Stimme lag ein schwärmen. Falls es ihr möglich wäre, würde sie so viel Zeit wie nur möglich im Garten verbringen.
    Maahes versprach das man alles tun würde, damit sie sich wohl fühle. Sie lächelte ihm als Antwort nur entgegen. Etwas anderes war von den Sklaven auch nicht zu erwarten. Caerellia bemerkte wie er sie ansah und das verunsicherte sie bisschen, so dass sie seinem Blick auswich.
    "Ich komme aus Coloniae Claudiae Arae Agrippinensum. Und woher kommst du?", fragte sie ihn und die Iunia war sehr neugierig woher er wohl stammte.

    Vom Inhalt des Gesprächs hatte die junge Iunia nichts mitbekommen. Sie bemerkte zwar, dass die beiden sich sehr angeregt unterhalten hatte, aber nicht mehr. Sie hatte nun Maahes erreicht, der sie nochmals einlud den Garten zu betreten. Kurz hatte er sich noch an Aesara bewandt, welche bei den Vorbereitungen für die Cena helfen sollte. Caerellia musterte die Sklavin. Den feindseligen Blick hatte sie aber nicht gesehen.
    "Die Sklavin ist wirklich hübsch. Wie heißt sie denn?", fragte sie neugierig.
    Es war gar nicht gut, dass ausgerechnet sie mit Aesara zu sympathisieren versuchte. Aber sie wusste ja nicht, was da zwischen ihr und Maahes war. So schmeichelte sie gerade der Frau, welche sie so häßlich beschimpft hatte.
    Maahes schritt langsam voraus in Richtung Garten und Caerellia holte ihn bald darauf ein.
    "Es war wunderbar! Überall hatte ich Staub. Jetzt fühle ich mich endlich wieder wohl."
    Dabei druckgequerte erst Maahes den Durchgang gefolgt von Caerellia und sie betraten den Hortus.

    Das Baden, Ankleiden und Frisieren dauerte seine Zeit. Die junge Iunia hatte sich herrlich entspannen können und fühlte sich nun wieder frisch. Natürlich hatte sie beim Baden an den gutaussehenden Sklaven denken müssen. Aber nichts unanständiges war in diesen Gedanken zu finden. Sie dachte nur an ihn, weil sie so lange brauchte. Aber warum machte sie sich überhaupt darüber Gedanken? Er war der Sklave und hatte sich nach den Zeiten der Domina zu richten.
    Caerellia hörte Stimmen, als sie das Balneum verließ. Die Stimmen hörten sich aufgebracht an. Und sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte Maahes Stimme zu vernehmen. Sie war in eine fliederfarbene Tunika gekleidet und ein paar Strähnen ihres braunen Haares hatte man nach hinten gesteckt. Eigentlich war sie schon fertig angezogen für die Cena, aber vorher wollte sie den Garten sehen, welchen Maahes so angepriesen hatte. Caerellia sah wie sich Maahes mit der Sklavin unterhielt, welche auch ihr Zimmer hergerichtet hatte. Sie lächelte Maahes nun süß entgegen.
    "Da bin ich! Willst du mir jetzt den Garten zeigen?", fragte sie Maahes mit zarten Stimme.

    Nachdem Maahes ihr geantwortet hatte, widmete sich Caerellia wieder ihrem Mahl zu. Sie hatte vergessen ihm eine Aufgabe zu geben. Auch ließ sie sich nicht von Clarissa und Aesara stören, die das Cubiculum wieder betraten. Sie brachten Wein und Wasser. Als alles abgestellt war begangen sie das Zimmer herzurichten. Als dies geschehen war, sprach Maahes sie wegen dem Bad an und Caerellia nahm noch einen Schluck Wein ehe sie antwortete. "Danke Maahes! Und später zeigst du mir den Garten!", erinnerte sie ihn charmant. Eigentlich hätte sie sich nicht bei ihm für das Essen bedanken brauchen, aber sie hatte ihren Hunger und ihren Durst gestillt und fühlte sich gut. Genau das wollte sie auch dem Sklaven vermitteln.
    Nun würde ein entspannendes und erholsames Bad folgen, um daraufhin mit Maahes durch den Garten zu schlendern.

    Am Liebsten wäre sie Maahes entgegen gelaufen. Nicht wegen ihm, sondern wegen dem Mahl. Aber das gehörte sich natürlich nicht. Maahes stellte die Mahlzeit am Tisch ab und Caerellia ging auf diesen zu und betrachtete das Essen. Maahes sprach explizit noch das Wild an, aber alles auf dem Teller sah köstlich aus. Sie nahm im Korbstuhl platz und griff nach einem Stück Wild. Sie probiere davon und es schmeckte herzlich. Die junge Iunia hatte das Stück noch nicht verzehrt schon nahm sie sich mit der anderen Hand etwas vom Schafskäse. Eigentlich sollte sie langsamer essen, das gehörte sich wirklich nicht, aber der Hunger war stärker. So bemerkte sie auch nicht wie Maahes sie anstarrte. Sie hatte ganz vergessen, dass er hier war. Erst als er sie ansprach sah sie wieder zu ihm hoch. Was dachte er jetzt nur von ihr? Sie schluckte ein Stück Wild hinunter bevor sie ihm antwortete.
    "Es stört mich nicht. Das Wild ist wunderbar und der Schafskäse schmeckt einfach nur köstlich. Wir können uns nachher den Garten ansehen." Sie war wirklich ausgehungert. Da war es ihr egal, ob man das Bett machte oder ihre Sache hineinbringen ließ.

    Der jungen Iunia gefiel sehr was sie sah, als sie das Cubiculum erreichten. Langsam ging sie in den Raum und sah sich zufrieden um. Es war klein, aber dafür sehr gemütlich eingerichtet. "Ja, tu das!", gab sie der Sklavin zu wissen, ohne sie dabei anzusehen, so sehr gefiel ihr das Zimmer. Dann verließ die Sklavin sie wieder. Caerellia betrachtete die hübsche Truhe und mit ihrer Hand fuhr sie über die schönen Schnitzereien. Bist jetzt gefiel es ihr außerordentlich gut bei ihrem Cousin. Seneca war lieb zu ihr. Die kleine Silana war einfach süß und der Sklave war ansehnlich. Caerellia seufzte erleichtert und wandte sich dann den Pflanzen am Fenster zu. Sie sah hinaus betrachtete aber nicht die Aussicht, sondern dachte an ihre Mutter und an Zuhause. Sie würde das erste Mal eine Nacht in einen fremden Haus verbringen. Es war ein sonderbares Gefühl.
    Dann wurde sie aber von Maahes aus den Gedanken gerissen, der ihr Essen dabei hatte. Sie drehte sich um und konnte es gar nicht erwarten von den Köstlichkeiten zu essen.

    Caerellia schenkte Maahes ein zufriedenes Lächeln. Bald würde sie ihr Zimmer bekommen! Und das Essen! Und das langersehnte Bad! Alles was er sagte hörte sich wundervoll für sie an und in ihm steckte wahrlich ein Charmeur. Doch Caerellia hörte solchen Dinge gerne und senkte ein bisschen geniert den Kopf, als er sie so anlächelte. Gut das sie seine Gedankengänge nicht kannte, er hätte sie wohl damit in Verlegenheit gebracht.
    Die Sklavin, welche mit Tüchern beladen war, bat Caerellia ihr zu folgen. Mit langsamen Schritten ging sie ihr nach und drehte sich noch einmal kichernd zu Maahes um, der sich sofort um die Mahlzeit kümmern wollte.

    Oh doch, sie war ihm sehr dankbar. Seneca wandte sich dann an Maahes und wies ihn an, was er für die jungen Iunia vorbereiten sollte. Ihr Magen knurrte, als sie Fleisch und Käse hörte. Dann gab ihr Seneca zu wissen, dass er sich nun zurückziehen wollte. "Danke!" Sie bedankte sich wirklich oft bei ihm. Caerellia würde sich davor hüten ihn zu stören außer es wäre wirklich wichtig. Sie wollte ihn auf keinen Fall von der Arbeit abhalten. Nun war sie mit Maahes alleine. Er machte einen sympathischen Eindruck und sah auch wirklich sehr gut aus. Aber er war ein Sklave, es konnte ihr egal sein wie er aussah.


    "Oh ja, das würde ich sehr gerne! Aber so weit ich weiß habe ich bis eben gerade noch kein Zimmer zugeteilt bekommen, da mein Cousin nicht wusste, wann ich ankommen würde." Er würde das Essen zubereiten. Es war nicht gerade ein damenhafter Gedanken, aber Caerellia hoffte, dass er sich damit beeilen würde.

    Caerellia hatte ihren Cousin zufrieden gestellt, nachdem sie seinen Vorschlag angenommen hatte. Sie lächelte ihm sympathisch zu und sah in die Richtung in welche Seneca rief. Er gab ihre Wünsche weiter und Caerellia konnte es kaum erwarten etwas zu essen und sich dann beim Baden entspannen zu können.
    Sie nickte ihren Cousin zu, als er davon sprach, dass sich nun Maahes um sie kümmern würde.
    "Das hoffe ich sehr!" Damit meinte sie die Familiencena. "Danke nochmal das du mich in deinem Haus aufnimmst. Ich freue mich sehr darüber!" Dabei umarmte sie kurz ihren Cousin nochmal.


    Der Sklave Maahes betrat nun das Atrium und bestätigte das beiden Wünschen von Caerellia nachgekommen werde. Als er fragte, ob man besondere Wünsche hätte sah sie zu ihren Cousin. "Nein, nein! Ich will keine Umstände machen." Caerellia war wirklich nicht wählerisch und hatte so großen Hunger, dass sie wohl auch schlichtes Brot mit Olivenöl gereicht hätte.

    Das war wohl der Vorteil, wenn man der Kommandeur war. Caerellia lächelte immerzu. Auf den Scherz ging sie nicht weiter ein, aber natürlich hatte sie ihn verstanden. Aufmerksam hörte sie Seneca über seine Pläne sprechen. Er hatte sich eine hohes Ziel gesetzt, für einen der nicht so viel vom Theater hielt. Sie konnte es nicht leugnen, aber dafür das er kein Freund des Schauspiels war er doch ein Charmeur.
    "Aber gerne helfe ich bei den Vorbereitungen. Ich habe so etwas zwar noch nie gemacht, aber irgendwie kriegen wir das schon hin. Immerhin habe ich ja meinen Charme." Caerellia ließ sich auf das Spiel ein, aber in Wirklichkeit hatte sie auch große Lust mitzuhelfen. Somit hatte sie ihre erste Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte.
    "Du hast mich doch schon überzeugt und brauchst nicht versuchen mich mit einem Bad oder Essen zu bestechen. Aber du hast recht! Ich würde mich wirklich dann gerne zurückziehen, um ein Bad zu nehmen und etwas zu Essen."
    Caerellia war gewiss müde von der lange Reise, eine Müdigkeit die sie jetzt erst wieder spürte, als Seneca sie darauf ansprach. Vor allem fühlte sie aber eine Erleichterung, alles so gut hinter sich gebracht zu haben und sich mit ihren Cousin so gut zu verstehen.

    Caerellia war sich sicher, dass sich Silana bald an sie gewöhnen würde. Dann hatte die kleine Iunia eine Spielgefährtin und Caerellia eine Freundin. Auch ihre Cousin Seneca war Caerellia sehr sympathisch. Jetzt musste sie nur noch Decima Seiana von sich überzeugen.
    "Bis später, Silana!" Caerellia sah der Kleinen hinterher, als sie wieder dein gleichen Weg zurück lief von dem sie gekommen war.
    Dann wandte sich Seneca wieder ihr zu. Natürlich war er überrascht. Niemand würde es ihr zutrauen. Aber ihren Cousin schien das zu gefallen.
    "Ja, so ist es wohl. Auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen kann ein Soldat zu sein. Somit bewundere ich jeden Soldaten in unserer Familie.", meinte sie ehrfürchtig.
    "Oh ja das würde ich sehr sehr gerne!" Sie ergriff mit ihren Händen Senecas Hand vor Aufregung.
    "Ich habe immer Zeit, wenn du Zeit findest."
    Das sagte sie jetzt einfach so daher, weil sie noch keine Verpflichtungen kannte. Aber sie würde sich die Zeit nehmen. Nein, das würde sie sich nicht nehmen lassen.

    Seneca setzte nun die kleine Silana zwischen den beiden Erwachsenen, die ganz schüchtern auf ihre Hände blickte, anstatt ihre Großcousine anzusehen. Aber das machte Caerellia nichts aus. Sie war genauso gewesen. Leider musste sie sich eingestehen, dass sie bei manchen Personen jetzt noch keinen Blickkontakt halten konnte. Auch wenn das selten der Fall war. Es war die Art von Personen, die ihr vollkommen überlegen waren und dies der Iunia auch deutlich machten. Sie fühlt sich dann unwohl und das verunsicherte sie noch mehr.
    Caerellia musste kichern, als Seneca seine Tochter anstupste und nur ein 'Hmm' als Antwort kam.
    "Dessen bin ich mir bewusst. Mit ihrer Hilfe lerne ich alle Ecken des Landgutes kennen.", meinte sie ebenfalls scherzhaft. Dann wendete sie sich der kleine Iunia zu.
    "Also wenn du später Lust hast. Ich würde mich sehr darüber freuen."
    Dann sah sie wieder zu ihrem Cousin.
    "Siehst du doch mit Kindern. Nein, aber nicht nur. Du willst wissen ob ich Gladiatorenkämpfe mag? Bist du schockiert, wenn ich zugebe, dass sich sie dem Theater vorziehe?"
    Caerellia lächelte ihrem Cousin entgegen. Vielleicht wirkte sie mehr wie eine Romantikerin, vielleicht war sie auch eine und dennoch zog sie lieber dieses Spektakel vor.