Beiträge von Sofian

    Nachdenklich hatte ich aus dem Fenster geschaut und auf den Rauch gesehen, der vom Grundstück nebenan aufstieg. Es war ein Aufstand in der Stadt im Gange und zu meiner Überraschung hatte ich mich schon bei dem Gedanken ertappt, mich diesem einfach anzuschließen. Wie sonst konnte man wohl für Gerechtigkeit kämpfen als so? Zu meinem Leidwesen, vielleicht aber auch zu meinem Glück hatte ich bisher nur nicht gewusst, wie ich es hätte anstellen können und dazu kamen dann noch jene Gedanken, dass es mir in der Villa Claudia ja auch keineswegs schlecht ging. Nur kam gedanklich an den Punkt, an dem ich für mich selbst nicht mehr garantieren wollte. Meine Freiheit war noch nicht vergessen und nur zu gerne würde wieder ein Mann sein, der sein Schicksal selbst bestimmen durfte. Mitten in meine Gedanken hinein ertönte allerdings der Ruf der kleinen Domina und ich trat vom Fenster zurück, um in ihr Cubiculum zu gehen. Ich öffnete die Tür, die Tür, trat ein und fragte. “Du hast gerufen?“ Sie schien ganz aufgeregt zu sein, was von den Vorgängen in der Stadt herrührte.

    Noch wurden wir nicht eingelassen und meine Nervosität stieg noch um einiges. Dies hier war mir wirklich sehr wichtig, denn ich wollte Gerechtigkeit für mich und meine Familie. Ich starrte dem wachhabenden Prätorianer entgegen, als würde das helfen uns irgendwie schneller vor zu lassen. Als die kleine Domina mich vorstellte, trat ich entschlossen einen Schritt vor und nickte zu ihren Worten. Diese gaben mir irgendwie Kraft und holte tief Luft, ehe ich meine Erlebnisse schilderte. “Es war vor drei Tagen in Ostia geschehen. Wir kamen mit einem Schiff im aus Alexandria im Hafen an. Als freie Männer. Am Abend, nachdem wir aus einer Taverne kamen, wurden wir von einigen Männern überfallen und gefangen genommen. Man sperrte uns in seinen Keller und man… man…. Vergewaltigte meine Schwester.“ Beinahe wäre ich ins Stocken gekommen. “Anschließend wurden wir getrennt und an Sklavenhändler verkauft.“ Ich hob stolz meinen Kopf und schaute dem Soldaten wieder direkt und fordernd entgegen. “Nun verlange ich Gerechtigkeit!“

    Ich hielt mich ein wenig im Hintergrund bei den Schaulustigen, die der Prozession folgten. Noch nie hatte ich einem öffentlichen Opfer beigewohnt und war ganz gespannt, was ich alles zu sehen bekommen würde. Bekannte Gesichter gab es für mich hier sowieso nicht und ich erwartete auch nicht, dass ich jemanden kennen lernen würde. Mit verschränkten Armen stand ich also da und verrenkte mir den Hals, um etwas sehen zu können.

    Ich beeilte mich sehr, um wieder in den Sprechsaal zu gelangen, auch wenn ich wusste, dass ich die denkbar schlechtesten Nachrichten im Gepäck hatte. Ohne zu Zögern öffnete ich die Tür und eilte zu Sisenna hin. “Die Bienen sind los!“, sagte ich schnell. “Ein ganzer Schwarm hat sich über einen Bäckersstand hergemacht und die Menschen sind in Panik geraten. Die Bäckerin wurde mehrfach gestochen und von ihrem Stand vertrieben. Nun schwärmen die Bienen weiter...“ Ich war ganz außer Atem. Betroffen schaute ich die kleine Domina, dann den Aedil an. Soetwas war mir noch nie unter gekommen und ich hätte selbst nicht gewusst, was nun zu tun wäre.

    Auch ich schaute mich nach den Insekten um, die hier so zahlreich erschienen waren. Sonderbar, dass sie hier auftauchten, denn eigentlich gab es ja nichts, was sie hätte anziehen können. Dass Sisenna nun besorgt darüber war, ob es ihre Bienen waren, verwunderte mich nicht. Aber das war nicht möglich. Es waren einfach irgendwelche Bienen, die sich hierher verirrt hatten und ich wollte dem Ganzen schon keine Bedeutung mehr beimessen, als ich zum Nachsehen geschickt wurde. Ich nickte nur knapp und verließ gleich darauf den Sprechsaal in Richtung Markthalle, wo die Kaufwilligen in Bewegung geraten waren. Viele strebten dem Ausgang zu und kamen ihm nun entgegen. Kinder weinten und einige Frauen und Männer hatten es sehr eilig die Halle zu verlassen. Tatsächlich! Als ich mich umschaute, erkannte ich, dass sich eine recht freie Fläche um einen Bäckerstand herum gebildet hatte, über dem ein ganzer Schwarm Bienen kreiste. Die Bäckersfrau schlug wild um sich und floh letzten Endes von ihrem Stand, während ein Haufen Bienen sich auf ihre Auslagen nieder senkte. “SO HELFT MIR DOCH!“, rief sie, doch niemand schien dazu bereit. Wenige verbliebene Schaulustige hielten sich in einiger Entfernung zu ihr auf, bereit dazu, die Halle umgehend zu verlassen, sobald der Schwarm etwaige andere Gelüste verspürte.
    “Hast du sowas schon mal gesehen?“, fragte ein hochgewachsener schlaksiger Kerl.
    “Verdammt noch mal, nein! Wo kommen die Viecher denn her?“, antwortete ein anderer.
    Der Schwarm regte sich, wirkte von Weitem wie ein einziger Organismus, der sich immer wieder und wieder verformte, ehe er drohte weiter auszuscheren und auch den Rest der Markthalle zu erkunden.
    Einen Moment lang stand ich wie versteinert da. Das konnten nur die Bienen der kleinen Domina sein, denn woher sonst sollten so viele auf einmal hierher gelangen? Die größere Frage allerdings war, was nun zu tun sei. Einige der mitgereisten claudischen Sklaven kamen mir entgegen und sie wirkten ebenso erschrocken wie hilflos. Dann rang ich mich durch und machte auf dem Absatz kehrt. Sisenna sollte erfahren, dass es ihre Bienen waren und vielleicht wusste ja jemand der schlauer war als ich einen Rat. Also hastete ich wieder hin zum Sprechsaal der Aedile.

    Als ich die Blicke des Aedils bemerkte, schaute ich zu Boden, denn ich wusste nicht recht, was ich hätte tun können. Bestimmt würde ich Sisenna nicht in ihre Angelegenheiten hinein reden und schon jetzt wusste ich, dass sie alles daran setzen würde, das was sie wollte auch zu bekommen. Es war alles immer nur eine Frage der Zeit. Soviel hatte ich in der kurzen Zeit bei ihr schon mitbekommen. Manchmal fand ich es erstaunlich, dass die noch ein Kind war. Plötzlich aber brummte es neben meinem Ohr und aus dem aufgekommenen Reflex heraus schlug ich nach dem Insekt, welches sich als eine Biene entpuppte. Ich schaute wieder auf und stellte fest, dass dies nicht die einzige war. Es waren fünf oder sechs, die wohl zum Fenster herein geschwebt waren.

    Da stand sie also, die Sänfte und die kleine Domina kletterte hinein. Ich trat nun neben sie. “Aufgeregt? So kann man es nennen. Ich hoffe nur, dass es nicht zu spät ist und sie die Männer auch finden werden,“ sagte ich. Mein Puls ging schon etwas schneller und ich war angespannt. Hoffentlich würde man die Anzeige auch ernst nehmen. “Wohin müssen wir denn?“, wollte ich dann wissen.

    Ach ja, Marco! Das war der Hüne und natürlich würde ich diesen Namen bestimmt nicht wieder vergessen. Ich nickte ihm noch einmal entschuldigend zu. Doch dann erhob sich die junge Domina auch schon und ich lauschte auf, als sie meinte, dass sie nun die Männer anzeigen würde. Vielleicht würde es auf dieser Welt ja doch noch ein kleines Stück Gerechtigkeit geben. Ich wollte meine Hoffnungen nicht fahren lassen und innerlich schwor ich mir, dies niemals zu tun. “Die Zeit wird bestimmt schön,“ sagte ich und ich bemühte mich um ein Lächeln, selbst wenn mir beim Gedanken an meine Familie nicht danach war. Dann ging es auch schon los und ich folgte der kleinen Domina hinaus.

    Offenbar belastete der Tag auf dem Sklavenmarkt die kleine Domina noch immer sehr. Genau wie mich. Ich war nun ein Sklave und ich bezweiftelte, dass ich mich an diese Rolle gewöhnen würde. “Der Mann der mich geschlagen hat war ein gemeiner Mensch,“ sagte ich. “Wir sollten da nicht mehr dran denken.“ Dabei wusste ich genau, dass mit das nicht gelingen würde. Noch lange würden mich diese Geister der Vergangenheit heim suchten, denn sie hatten mein bisheriges Leben beendet und mich in ein neues geworfen, welches ich in dieser Form niemals erstrebt hatte. Unter keinen Umständen! Ich seufzte und nahm ein Messer, die Brotstückchen und den Honig an mich, um diese wie gewünscht zu bestreichen. Auch die Wegzehrung war eine gute Idee und ich griff nach einigen Äpfeln, die man später in einem Beutel würde verstaunen können. Woher ich die Kekse nehmen sollte, wusste ich nicht, da ich sie auf dem Tisch noch nicht entdeckt hatte. Schließlich reichte ich der kleinen Domina die beschmierten Brote und aß dann meinerseits etwas.
    Die Aussicht in einer Sänfte zu reisen erstaunte mich. Ich hatte noch nie in einem solcehn gefährt gesessen und vielleicht wäre es heute das erste Mal, auch wenn ich eher vermutete, dass ich neben her laufen würde. Dann betrat Cara das Triclinium.
    “Wer ist Marco?“, wollte ich dann wissen und schaute Sisenna fragend entgegen. “Und wohin soll der Ausflug gehen?“

    Mit Grundstücken und Bienen kannte ich mich überhaupt nicht aus, doch ich konnte mir denken, dass die Insekten viel Platz brauchten. Besonders in der Nähe diverser Blüten. Ich lauschte also weiterhin und bedauerte es sehr, dass Sisenna nach und nach immer verzweifelter wurde. Zumindest klang es in meinen Ohren so. Das wäre auch unser Traum gewesen. Ein eigenes Grundstück, auf dem man ein schönes Haus errichten konnte. Doch diese Träume waren erst einmal vorbei. Ich seufzte innerlich und legte die Hände hinter den Rücken, während ich hinter Sisenna stand und mich so unauffällig wie möglich verhielt.

    Da war ich auch schon entdeckt worden, den Sisenna rief meinen Namen und wollte, dass ich mich zu ihr setzte. Etwas zögerlich betrat ich den Raum, ehe meine Schritte etwas fester wurden. Das angebotene Frühstück ließ meinen Magen wieder grummeln. Also war etwas zum Essen gar nicht mal so schlecht und eine sehr gute Idee. Offenbar hatten wir heute noch viel vor und ich hoffte dabei sehr, dass ich noch die Gelegenheit bekam, eine Anzeige zu erstatten. Nur bei wem und wo wusste ich natürlich nicht. “Ich habe einigermaßen gut geschlafen,“ erklärte ich dann und schaute mich auf dem Tisch um, ehe ich mich tatsächlich auf eine der Liegen setzte. “Ich habe nun wirklich Hunger,“ erklärte ich dann noch und lächelte Sisenna an. “Wenn der Tag so lang wird, ist es wirklich wichtig, gut zu essen.“

    ch hatte Sisenna in die Stadt begleitet und war sehr erstaunt, dass sie direkt mit einem Anliegen zum Aedil gegangen war und nun leibhaftig vor ihm stand. Es ging um ihre Bienen und ich war verwundert ber ihre fdorsche Art, mit der sie unbedingt ein Grundstück erwerben wollte. Ich hoffte natürlich auch, dass vielleicht die Angelegenheit mit meiner Familie noch irgendwann thematisiert wurde, wobei ich aber nicht wusste, ob der Aedil der richtige Ansprechpartner war. Ich verhielt mich unauffällig und sagte nichts und schaute mich dabei ein wenig um.

    Eigentlich hatte ich nicht gut geschlafen, denn ich hatte wirre Träume. Ich träumte von meiner Familie und den Dingen, die hinter mir lagen. Unruhig hatte ich mich hin un her gewühlt. Schließlich war ich aufgewacht. Recht früh. Liegen bleiben wollte ich auch nicht, weil keinen Sinn mehr machte, sich auch weiterhin und her zu wälzen. Leise verließ ich die Sklavenunterkunft, nachdem ich mich angezogen hatte und machte mich auf den Weg, um das Haus auf eigene Faust zu erkunden. Ich war noch immer beeindruckt von der Bemalung und der Größe des Anwesens. Langsam ging ich durch das Atrium und kam nicht umhin festzustellen, dass das Haus schon zum Leben erwacht war. Die meisten Sklaven waren schon auf den Beinen und ich sah mich um, ob ich nicht vielleicht irgendwo Cara entdecken konnte. Aber bestimmt war sie bei ihrer Herrin Sassia und somit durchaus beschäftigt. Ich schlenderte weiter und hoffte, dass mich noch niemand wirklich vermisste. Auf meinem Weg kam ich auch am Triclinium vorbei und schaute vorsichtig hinein. Bei diesem Unterfangen erblickte ich Sisenna und eine Sklavin. Weiter hinein wagte ich mich jedoch nicht, sondern ich blieb am Eingang stehen.

    [...] Eigentlich hätte ich mich auch noch gerne mit Cara unterhalten, denn sie schien sehr nett und freundlich zu sein. Auch wollte sich sie nicht verprellen, doch ich konnte nichts mehr dagegen tun, dass mir die Augen zu fielen. Vielleicht war es auch die schlimmste Anspannung, die nun von mir abfiel. Immerhin konnte ich nun einschätzen, wo ich am nächasten Morgen erwachen würde. In den letzten drei Tagen hatte ich das nicht gewusst und es war unerträglich, sich eine schlimme Zukunft zu imagninierern. “Ich hoffe auch, dass wir noch ein wenig Zeit für Gespräche finden werden,“ sagte ich. “Und bei Fragen werde ich mich immer an dich wenden.“

    Ich nickte zu ihren Worten. Auf ihr Angebot, mir noch etwas zum Essen mitzunehmen würde ich ganz bestimmt eingehen. Tatsächlich griff ich schon nach dem Käse, einem Stück Brot. Mein Hunger war noch noch ganz gestillt, doch würde ich noch länger sitzen, würde ich einfach umfallen und auf dem Boden einschlafen. Alle anderen Dinge würden bis morgen warten müssen. Also erhob ich mich und folgte Cara zur Unterkunft der Sklaven.

    Ich lächelte milde. Selbst wenn ich zu jenen gehörte, die freigelassen wurden, so würde dies Jahre dauern und auch nur stattfinden, wenn ich großes Glück hatte. Es war für mich sonderbar überhaupt darüber nachzudenken, denn im Grunde war ich überhaupt kein Sklave. Nicht in meinen Gedanken!
    Also nickte ich nur und sagte dazu nichts. Die andere Frage jedoch wollte ich beantworten. “Wir mussten nicht reisen. Mein Vater wollte es. Wir sind Maler. Ich betreibe auch die Bildhauerei, für die ich mich sehr interessiere und als meine Mutter starb hielt meinen Vater nichts mehr in Palmyra. Vielleicht ist er vor der Vergangenheit davon gelaufen. Zumindest haben das einige behauptet. Ich sage, er ist seiner Zukunft entgegen. Es gibt gute Handwerker in Athen, die uns noch mehr mit dem attischen Stil vertraut machen konnten, der uns gute Dienste in Alexandria geleistet hatte. Wir waren nicht reich, aber dennoch wohlhabend genug für ein Haus und reichlich zum Essen.“ Ich lächelte. Dann aß ich weiter. Die Nahrung tat dem Magen sehr gut und allmählich legte sich der Hunger. Doch dann stand Cara auf und wollte weiter. Sklavenunterkunft oder Haus? “Ich würde gerne in die Unterkunft. Ich glaube, ich habe seit drei Tagen nicht mehr wirklich geschlafen,“ erklärte ich und erhob mich dann ebenfalls. Ich war müde und mir sicher, dass ich an diesem Tag sowieso nicht mehr aufnahmefähig war. Das Erlebte wollte nun verarbeitet werden.

    Ich nahm das Messer und lange nach dem Schinken. Vorsichtig schnitt ich mir einige Scheiben ab, während ich auf das Töpfchen mit dem Honig schaute. Dies war also der sagenumwobene Honig der kleinden Sisenna. Natürlich würde ich ihn ausgiebig probieren. Wieder hörte ich meinen Magen grummeln, doch er würde nicht mehr lange warten müssen. Gleich würde es Puls geben und einige Löffel Honig. Doch zuerst stürzte ich geradezu gierig den Becher mit dem Wasser hinunter, denn ich hatte einen unglaublichen Durst. Das Wasser war recht kühl und tat unendlich gut. Dann sah ich Cara entgegen. Sie sah liebens- und vertrauenswürdig aus und es war kein Wunder, dass die Domina Sassia ihr vertraute. Ich hörte auf ihre Ausführungen und musste feststellen, dass ich nicht wusste wo Cemenelum lag oder wo ich es überhaupt vermuten sollte. Also stimmte es, Silana und Sassia waren Schwestern und ihr Bruder Sabinus befand sich nicht im Haus, soweit ich mich an die Worte von Sisenna erinnern konnte.


    Wenn aber Cara der Domina Sassia so nahe stand, so würde ich wohl kaum eine unbeeinflusste Meinung hören. Dennoch glaubte ich ihr, dass die Claudier wohl eine freundliche Familie waren, soweit man es nicht zu bunt trieb und seinen Aufgaben nachkam. Trotzdem konnte ich noch immer nicht einsehen, dass ein Leben als Sklave ein Glück sein sollte. Egal wie die Familie in welcher man angekommen war, beschaffen war. Sicherlich gab es auch arme Römer, die Elen lebten und sich wünschen würden ein Dach wie dieses über dem Kopf zu haben, doch waren diese dennoch frei, ihre eignen Entscheidungen zu treffen. Ich war erstaunt, dass Cara nun meinte, dass Sisenna mich hüten würde, denn die Aussage empfand ich als sonderbar. Ich war ein erwachsener Mann und es gewohnt auf mich selbst aufzupassen. Das war bisher immer so gewesen. Bis wir in Ostia in die Falle von Menschenhändlern getappt waren.


    “Ich wurde in Palmyra geboren,“ erzählte ich dann ein wenig von mir. “Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, sind wir nach Athen gegangen, um in unserem Handwerk Fortschritte machen zu können. Es ist immer gut, wenn man sich weiterbildet. Nach weiteren sieben Jahren zogen wir schließlich nach Alexandria in Aegyptus, wo wir bis vor zwei Wochen gelebt und gearbeitet haben. Mein Vater träumte aber von einem Leben in Rom, denn hier soll es angeblich reiche Auftraggeber geben. Wir wollten Geld verdienen und dann irgendwann nach Baiae gehen, was für die Gesundheit meines Vaters am besten gewesen wäre.“ Ich seufzte schwer. “Aber als wir in Ostia ankamen wurden wir überfallen. Meiner Schwester wurde großes Leid angetan und wir wurden getrennt. Ich muss sie unbedingt wiederfinden. Meine Schwester und mein Vater sind alles, was ich noch an Familie habe. Die letzte Erinnerung an meine Mutter haben sie uns auch genommen…“ Meine Stimme hatte einen anklagenden Unterton angenommen. Dann verstummte ich und begann meinen Puls zu essen, während ich Cara wieder betrachtete. “Die junge Domina will die Verbrecher morgen anzeigen,“ erklärte ich dann noch.

    Ich folgte der Sklavin durch die Villa, wobei ich mich weiter umschaute, damit ich mir die Wege merken konnte. Vielleicht wäre am nächsten Tag auch noch Zeit für eine Erkundungstour. Vielleicht wäre ja morgen, nachdem Sisenna ihre Pläne in die Tat umgesetzt hatte, auch noch Zeit. Es blieb zu hoffen, dass sie die Verbrecher zur Anzeige brachte und ich meine Familie schnell wieder sah. Wie es ihr wohl ging? Dann waren wir auch schon in der Culina angekommen. Hier roch es recht angenehm nach Essen, woraufhin sich mein Magen mit einem deutlichen Grummeln meldete. “Salve Cara,“ sagte ich dann und lächelte schwach. Dann setzte ich mich auf einen Schemel und schaute ihr entgegen. Dass ich hier so viel essen konnte wie ich wollte, gefiel mir. “Ich habe Hunger wie ein einsamer Wolf,“ gestand ich. “Der Händler hat mit etwas zum Essen gegeben, doch das ist nun schon eine geraume Weile her. Ich habe auch Durst.“ Ich beobachtete Cara dabei, wie sie nach dem Messer griff. “Ich esse den Puls wie ich ihn bekomme. Aber wenn ich die Wahl hätte, dann am liebsten mit etwas Schinken. Darüber würde ich mich freuen. “Wasser wäre mir sehr recht,“ erklärte ich dann, denn meine Zunge klebte bereits am Gaumen. “Bist du schon lange im Haus der Claudier?“, wollte ich dann wissen. “Wie sind sie?“