Beiträge von Tiberia Corvina

    Alles schön und gut. Sehr löblich von ihrem Bruder. Verhaltensregeln sehr wichtig, Politik - wen interessierte denn so was , Fragen beantworten – bei seiner Schwester war er da sehr zurückhaltend, Schreiben und Lesen lernen – etwas nützliches außer mit ihm „viel Zeit zu verbringen“. Dieses viel Zeit mit ihr verbringen, hätte sie ruhig ausführlicher beschreiben können. Ein wohliges Stöhnen war von Corvina zu hören. Ja genau da. Tat das gut. Liebe? Nero und Liebe? Leberschau!! Ganz weit hinten, schon im Nebel des Vergessens, tauchte es wieder auf. Was hatte der Aurelius gesagt? Oh, ha. Ihre Gedanken drifteten zu diesem edlen männlichen Körper ab. Im gleichen Augenblick mit diesem Bild vor den Augen, Adria's Daumen am Rücken, stöhnte Corvina laut und sichtlich zufrieden. Wären das jetzt seine Hände. Ihr wurde gleich ganz anders. War das gut. „ Weiter.“ Das Tiefer verkniff sie sich. Es waren ja nicht seine Hände. Corvina meinte dieses Weiter nicht nur bei der Massage. „ Erzähl, erzähl. Ich will mehr wissen. Wie hat er es bei dir angestellt?“ Corvina war selbst schon unter seiner Masche dahin geschmolzen. Dieser gemeine Kerl, hatte sie nicht nur einmal damit zur Aufgabe gezwungen.

    War sie unfreundlich gewesen? Corvina fand, dass sie Adria sogar sehr freundlich angesprochen hatte. War sie so ein Sensibelchen? Vorhin klang das aber anders. Corvina hatte sich sogar gemerkt, dass sie lesen und schreiben lernte. Bei jeder anderen Sklavin wäre das nicht mal bis zu ihr vorgedrungen oder einfach an ihr vorbei gerauscht. Wenn sie nicht wollte, dann eben nicht. Dann musste die Kleine damit leben wieder wie jede andere Sklavin im Haus behandelt zu werden.
    Ein letzter Versuch? Corvina rang mit sich. Sollte sie sich die Blöße geben? Sie waren hier alleine, keine anderen Sklaven. „ Wie kommt es, dass er dich noch nicht kaputt
    gevö..... ähm, gespielt hat. Hast du eventuell einen Draht zu ihm?“
    Ja, ja, das hatte sie vorhin schon erzählt. Es war ja nur ein Versuch sie eventuell etwas anders zu sehen als sonstige Sklaven im Haus. Sie schien bei näherer Betrachtung zu der ausgefallenen Sorte zu gehören.

    Die kleine konnte richtig aufsässig sein. Aufsässig traf es nicht ganz. Corvina erwiderte den Blick der Sklavin eiskalt. Die bestätigte eher das, was Corvina von ihr verlangte. „ Mein liebes süßes Ding….Adria, genau das wollte ich hören.“ Streiten mit dem Bruder, sie gab viel auf. Corvina vermisste dieses Streiten seit einigen, seit vielen Tagen. Warum? Wegen dieser kleinen rothaarigen Sklavin. Sie hatte ihn ihr eiskalt ausgespannt. Am liebsten würde Corvina sie hier auf der Stelle mit eigenen Händen im Balneum ertränken. Das wäre eine zu kurzsichtige Handlungsweise. Genau betrachtet war sie ein Spielzeug, was ihm Spaß machte und zur Arbeit animierte. Er war mit einem Mal richtig aktiv. Indirekt war das auch gut für Corvina, also steckte sie wieder einmal aus Liebe zu ihrem Bruder zurück. „ Du könntest mich massieren und sag jetzt nicht, du könntest es nicht. “ Corvina hatte genug vom Wasser. Sie stieg aus dem Becken und legte sich ein Tuch um. Der Tisch für die Massage stand im Nebenraum. Corvina legte sich auf die vorbereiteten Tücher. Die Duftöle standen in einer Nische. „ Du lernst lesen und schreiben? Ovid ist eine gute Lektüre, falls dir mein Bruder mal ein wenig Zeit lässt.“ In Erwartung einer wohltuenden Massage entspannte sich Corvina. „ Was lernst du sonst so von meinem Bruder?“

    Da flatterten die mühselig plausibel gemachten und letztendlich akzeptierten Heiratsträume dahin. Die Tiberii und Geld. Nero hielt sie immer so kurz, dass sie fürchtete sie würden den kommenden Monat am Hungertuch nagen.
    Der Vorschlag von Silanus war ihr ein wenig unangenehm. Er schenkte, damit die Tiberii ihr Gesicht wahrten. Ein Plebejier schenkte einem Patrizier. Das hörte sich für Corvina so verkehrt an. Zu ihrem größten Missfallen war es die einzige Möglichkeit. Sie sah zu ihrem Bruder. Der bedankte sich brav. Wahrscheinlich fing er gleich wieder Honig….Corvina traute ihren Ohren nicht, sah ihren Bruder eindringlich an und bekam einen Hustenanfall. Multitasking war angesagt, Corvina brachte aber nur zwei Dinge auf die Reihe hören und gedanklich verarbeiten, das Schlucken im richtigen Moment ging total schief. Dabei schwappte der Wein bei jedem Huster auf den Fußboden, die Serviette verhinderte schlimmeres. Das Kleid bleib unversehrt. Keinem Tropfen war es gelungen sich des guten Stoffes zu bemächtigen. Dieser gemeine hinterlistige Spitzbube von Nero hatte sie absichtlich kurz gehalten!! Wahrscheinlich wäre sie dann längst verheiratet gewesen. Nur mit was für einem Mann? Ging man davon aus, was hier besonders entscheidend war ( der süße Arsch des Iuniers ), nämlich der Mann an sich, dann konnte Corvina ja froh sein, noch nicht geheiratet zu haben. Der Husten legte sich. Wie wünschte sie sich gerade mit Nero alleine zu sein. Ein Blick zu ihm ( wenn Blicke töten könnten, wäre er in diesem Augenblick von der Kline gefallen ) ließ keine frage offen.
    „ Bruder du schaffst es immer wieder mich zu überraschen. Eine Schenkung wäre nicht nötig und ich bräuchte hinsichtlich des Geldes keine Gewissensbisse zu haben.“

    Es dauerte nicht lange, da kam dieses rothaarige Ding Namens Adria ins Balneum. Corvina nahm den Becher, nippte daran. Das Mischungsverhältnis war akzeptabel. „ Wie schläft es sich mit meinem Bruder?“ Fragte sie unvermittelt. Wahrscheinlich sehr gut, er hatte nicht mal mehr Zeit für seine Schwester. „ Auf unserem Landgut wart ihr auch?“ Corvina nahm einen großen Schluck, besah sich den Becher. „ Hat diese Dauerbespaßung irgendwelche Nebenwirkungen bei dir?“ Hoffentlich nicht, einen Bastard konnten sie nicht gebrauchen. Sie pflückte sich sich eine Traube und sah Adria das erste Mal an. „ Hübsch bist du ja. Rot ist zwar nicht meine Farbe, aber Nero steht drauf.“ Corvina betrachtete die Sklavin eingehender. „ Solltest du ihm weh tun. Egal in welcher Form. Wirst du mich richtig kennenlernen.“ Das machte sie ihr unmissverständlich klar um gleich wieder umzuschalten. „ Sonst, herzlich willkommen bei den Tiberern. Ich denke wir werden gut mit einander auskommen.“ Darauf trank Corvina einen Schluck.

    Ein ausgiebiges Bad im hauseigenen Balneum, darauf folgend eine Massage. Heute hatte sie nicht mehr vor nach draußen zu gehen. Ein vielleicht zwei Stündchen im Garten verbringen.
    Das Wasser war gut temperiert. Corvina stieg in das größere Becken und ließ auf einem der Vorsprünge an der hinteren Wand nieder. Für ausreichend heimliche Beleuchtung war gesorgt. Eins fehlte, das wichtigste am entspannten Baden. Corvina wollte nach Nana rufen, kurz entschlossen ließ sie nach Adria rufen. Sie solle verdünnten Wein und eine Schale mit kleinen obstigen Naschereien ins Balneum bringen. Ihr Bruder hatte da eine beiläufige Bemerkung gemacht. Ja, er hatte es geschafft, seit wer weiß wie vielen Tagen, drei Worte mit Corvina zu wechseln.

    Das die Götter so rege Anteil an der Zukunft ihres Bruders nahmen, Corvina war überrascht. Natürlich interessierte sie die Deutung und der der da deutete. Könnte sein, dass das eine von beiden mehr im Vordergrund stand. Corvina trat dicht an den Aurelier heran um sich nichts entgehen zu lassen. Wäre diese Tracht nicht, es gäbe sicher dein ein oder anderen Berührungspunkt. Huuuu, die Leber war ganz schön blutig und seine Hände…. Was erzählte er da von einem Stern? Hauptsache es wurde keine Sternschnuppe. Liebe bei Nero? Das sie nicht lachte. In dem Fall verbuchte Corvina für sich mehr als für ihren eiskalten Klotz von Bruder. Der Hintern von dem Iunier schwirrte wieder in ihrem Kopf herum. Dieser süße, süße männliche Arsch. Den Aurelier hatte sie noch nicht von hinten gesehen. Ach, so was, dachte sie enttäuscht. Ein Vergleich wäre interessant gewesen. Aber was nicht war, konnte ja noch werde.
    Tribunat, Nero in schickem Brustpanzer hoch zu Ross. Mit einer lila Schärpe und Umhang, vor ihm kniend geschlagene Barbaren, die um ihr Leben flehen. Huch, die Fantasie ging mit Corvina durch. Kein deutliches Zeichen? Na dann soll es wohl doch eher die triste Toga eines Senators werden.
    HAAA !!!, Krieg, Tod, Zerstörung, Martyrium, wieder ihre Familie, in ihrer Nähe. Nein, Corvina fühlte sich nicht angesprochen. Wenn, dann ein bisschen Martyrium vielleicht. Nur so ein kleines klitzekleines bisschen. Aber das andere niemals. Zu dieser Aussage passte nur einer in ihrer Familie. Nero sollte den Göttern opfern. Corvina war intensiv am überlegen an wen sie mit einem Opfer heran tragt. Es durfte mehr als einer sein. Sie hatte viel Zeit und umsonst war ein Opfer nie.
    Ups, wer drückte ihre Hand. Ach der Falsche. Ja, eine gemeinsames Essen auf einer Kline. Ach, verdammt. Er gehörte nicht zur Familie und nach Liegeordnung, lag Nero zwischen ihr und diesem begehrenswerten Objekt von Mann. Tröstlich war, das Nero ungefähr die gleichen Proportionen aufwies und ein bisschen Kuscheln zumindest die Fantasie anregte. „ Ja, Nero. Es wäre wirklich außerordentlich interessant.“

    Verus, was interessierte Corvina jetzt Verus. Hier ging es jetzt um die Zukunft Nero‘s. Die Aussage des Aurelius, wir waren unter uns waren rätselhaft, wurde mit dem Lösen seines Gürtels und dem Ausziehen der Tunika offensichtlich. So verlief also eine Leberschau. Corvina‘s Augenbrauen zuckten kurz nach oben, ein feines Lächeln umspielte ihren Mund. Ihre Augen wanderten jeden Zentimeter dieses schamlos schönen athletischen Körpers entlang. Langsamer bewegen und bitte noch ein wenig drehen. Ja, das war ein Anblick. Corvina hätte sich selbst Ohrfeigen können, dass sie damals so überstürzt auf das Landgut abgereist war. Innerlich verfluchte sie ihren Bruder, dass er sie diesem Iunier versprochen hatte. Egal, auch wenn der nackte Mann da vor ihr verheiratet war. Sie hätte Venus 2 dutzend Tauben geopfert, nur um diesen Körper zu berühren und…. Huch, ihre Finger nestelten nervös an einem ihrer Ohrringe. Sie musste sie irgendwie beschäftigen, sonst beginnen sie hier gleich Dummheiten. Ihre Augen hingen indes weiter an dem Aurelius. Das war ein ganzer Mann, ja sie wusste was sie gesehen hatte. Ein alles sagender Blick zu ihrem Bruder. Och, Schade. Warum musste der Aurelius jetzt diesen Mantel anziehen. Ein kleiner unbeabsichtigter kaum hörbarer Seufzer kam über ihre Lippen. Sie verglich Nero und den Aurelius. Beide waren sich ebenbürtig. Beide wären in Marmor gemeißelt, eine Statue wert. Nur der Aurelier hatte dieses gewisse etwas an sich. Wo waren sie stehen geblieben? Opfertier, Leberschau. Corvina versuchte sich auf das Schaf zu konzentrieren. Weißes Schaf, weißes Schaf, Alabasterkörper…. Weißes Schaf, Alabasterkörper, totes Schaf. Vorbei und Nero sah aus wie der Schlachter persönlich. Natürlich war das gut und Corvina würde ihm heute nicht vorwerfen, er hätte einen übermäßigen Tuniken-Verbrauch. Reiß dich zusammen Corvina, erst die Leberschau. Danach gab's nochmal einen Happen Mann.

    Die Entscheidung fiel schwer. Die rote Sünde oder einen gesittet grünen Chiton aus feinem Leinen? An den Schultern von jeweils drei goldenen Luchsfibeln gehalten. Mit diesem Gürtel aus feinem Ziegenleder? Zu der roten Sünde und den Sonnen passten die goldenen Sonnenmotiv Ohrringe. Am Oberarm ein Spiralarmreif in Form einer Schlange. Den konnte sie zu beidem tragen. Das war wieder die Qual der Wahl.
    Für die erste cena zum beschnuppern war das rote ein wenig zu freizügig. Der grüne Chiton, mit Luchsfibeln und passenden Ohrringen, dazu eine goldene Kette mit einem geflügelten Phallus als Anhänger. Glück konnte man nie genug haben.


    Die Haar trug sie heute nicht in Frisur nach oben. Sie mochte sie heute so wie sie waren. In einem dezenten grün, mit Luchsfibeln und Luchs- Ohrringen, dazu die goldene Kette mit den geflügelten Phallus und dem dorischen Gürtel, betrat sie das Triclinium. Corvina hatte einen Narren an diesem neuen Gürtel gefressen. Er kam aus den nördlichen Provinzen. Was ganz anderes als diese Wollgürtel.


    Der Gast war bereits da. Sein Aussehen fiel ihr sofort ins Auge. Was hatte der Mann sich in Schale geschmissen. Welcher Gegensatz zum letzten Treffen. Sie begrüßte ihn lächend. „ Salve Iunius. Schön das du es einrichten konntest.“ Corvina war sich bewusst, dass sie ihrem Bruder ein Versprechen gegeben hatte. So wieder Iunius heute aussah, konnte sich schon etwas mehr mit dem Gedanken anfreunden dieser Beziehung etwas positives abzugewinnen.

    In dem grün sah Axilla außerordentlich schick aus. „ Eine Gelegenheit findet sich immer.“ wiegelte Corvina ab. „ Es steht dir. Die Anschaffung lohnt sich. Du wirst sehen.“ Corvina würde ja gern mitbieten, nur ahnte sie, dass Nero ihr aus Dach stieg. Eins nahm sie auf alle Fälle mit. Die Versteigerung lief gut. Ja,ja, ja es war ihres für lumpige 200 Sesterzen. Die waren sogar für einen guten Zweck, dass war ein Argument es gekauft zu haben. Das rote Kleid war ihres und Verus musste dafür bluten. Wie passend stellte sie fest.
    Vielleicht ergab sich ein weiterer Kauf. „ Nein, das ist für einen besonderen Anlass gedacht. Ich werde mich weiter umsehen.“ Diese grüne was Axilla trug gefiel ihr, ein dunkelblaues käme auch in Frage.

    Das Aussuchen und Ankleiden dauerte heute wieder. Ohne ausgebildete cubicularia war es grausam. Bis Corvina mit sich zufrieden verging eine Unmenge Zeit. Zum Glück war sie eine geduldige Person. Der Sklavin wurde nur einmal , Degradierung zur Küchenhilfe, mit Prügel und mit dem Tode gedroht. Gefühlte Stunden später betrat sie das Atrium in einer petrol farbenen Tunica , gegürtet mit einem norisch-panonischen Gürtel aus weichem Ziegenleder, gestern erst erstanden. Der Schmuck fiel nicht sehr pompös aus, zwei goldene Armreifen, Löwenkopf-Ohrringe, ein einfache Kette mit Münzanhänger.
    Der Aurelius und Nero waren bereits im Atrium. Corvina verzichtete auf eine überschwängliche Begrüßung. Sie hatten sich heute bereits gesehen. Sie ging direkt auf den Aurelius zu. Sein positives Erscheinungsbild ließ Corvina den anstrengenden Morgen vergessen. „ Salve Aurelius. Ich freue mich dich zusehen. Deine Anwesenheit als Haruspex ehrt uns besonders.“ Es war beschämend ihn hier empfangen zu müssen. Verus hatte wahrscheinlich Germanien vor Augen, als er die Villa wieder aufbauen ließ. Das die Laren und Penaten sie hier beschützten grenzte an ein Wunder.
    Heute ging es vor allem um Nero's Zukunft. Er war zur Zeit die treibende Kraft im Haus. Was sie störte, dass er so knauserig war und immer das letzte Wort hatte. Jede Ausgabe musste sie erklären. Vielleicht ergab sich ja bei der Leberschau, wie sich die Zukunft in der Frage gestaltete.

    Ein neuer Morgen, ein neuer Tag. In Corvina keimte die Hoffnung, dass der Trecenarius über Nacht ihren Bruder wieder gefunden hatte. Auf dem Weg durchs Atrium hörte sie die Stimmen von Aulus und Nero aus dem Officium. Zwei schwarze Brüder des Trecenarius standen vor dem Officium. Die Tür war einen Spalt offen. Sie hatte nicht viel verpasst. Das erste was sie hörte trieb ihr Tränen in die Augen. Nero und sie sprachen nie über ihre gemeinsame Zeit unter dem Regime ihres Vaters. Es war ihr Geheimnis sie schwiegen, sie verdrängten, sie verbargen es. Er tat es, er sprach darüber, er musste verzweifelt sein, wenn er das aussprach. Er hoffte auf seinen großen Bruder. Corvina gefror das Blut in ihren Adern. Der große Bruder war nicht da. Da drinnen saß dieses Scheusal von Trecenarius und Nero war kurz davor von diesem Scheusal verprügelt zu werden. Wie sehr hatten sie und Nero sich geirrt ihren Bruder zu finden. Nein, sie hatten einen Mann vor sich der in Selbstmitleid ertrank und nur an sich dachte. Er schrie nach Familie, nach Bruder und Schwester und stellte sie gleichzeitig als seine potentiellen Mörder hin. Er machte nicht einmal den Versuch Bruder zu sein.
    Corvina war enttäuscht und wütend zugleich. Ihr Beschützerinstinkt gegenüber Nero meldete sich. Dieser Mann wird Nero nicht schlagen. Sie stürmte ins Officium. Blieb abrupt vor dem Schreibtisch neben Nero stehen. Wollte etwas sagen. Sah Neros Gesicht, sah den roten Striemen, der sich bereits begann zu verfärben. Er war nicht frisch. Was hatte sie gestern verpasst? „ Du Scheusal hast ihn geschlagen?!“ Wo war dieser verfluchte Stock? Corvina hatte in neben dem Schreibtisch entdeckt. Sie ging hin, hob ihn auf. Wütend sah sie zum Trecenarius, der wie ein Häufchen Elend in seinem Sedes saß und holte gegen ihn aus.
    Sie war besonnen genug nicht zuzuschlagen. „ An dir mache ich mir die Hände nicht schmutzig. Es wäre besser gewesen du wärst vor der Türe verreckt.“ Angewidert warf sie ihm den Stock auf den Schoß. „Ich hoffe nur Luna hat das Kind verloren. So wie du bist, wirst du ihm niemals ein guter Vater sein. Und sollte sie es bekommen haben, sollte sie jetzt schon anfangen die Götter anzuflehen, dass der Trecenarius ihren Sproß nicht vor dem 14. Geburtstag aus Liebe tot prügelt.“ Sie sah zu Nero. „ Ich lasse meine Truhe packen. Soll er hier mit seiner „schwarzen Familie“ einziehen. Unter diesen Umständen bleibe ich keine Minute länger im Haus."

    „ Deinen Bruder und deine Schwester hast du vergessen.“ sprach sie mehr zu sich selbst, als sie ihr cubiculum betrat. Resigniert setzte sie sich auf ihre Bett. Ihr Wünsche !! Pah. Sie durfte nie Wünsche haben. Mutter hielt sie wie eine Gefangene, nur das Vater sie nicht in die Finger bekam. Sie konnte trotzdem nicht verhindern, dass Corvina sah was ihr Vater mit ihren Brüdern anstellte. Verus der großer Bruder, was für ein Bruder. Ließ Nero und sie alleine bei diesem Scheusal von Vater. Nero, ihr kleiner Bruder Nero. Wie oft hatte sie vor Wut zitternd an seinem Bett gesessen. Ihren halbtot geprügelten Bruder gepflegt. Die Götter angefleht ihnen zu helfen. Was war aus ihrem großen Bruder geworden? Der Mann da draußen war nicht ihr Bruder. Sie nahm ihre Füße hoch, legte sich hin, zog die Decke bis unters Kinn. Ihr war kalt. Morgen früh, wollte sie packen lassen. Was wurde dann aus Nero? Sie fror und war müde. Morgen früh sah es vielleicht besser aus.

    „ Wenn sie bleiben, dann werde ich gehen.“ Crovina hatte nicht vor in einem Haus zu Leben, in dem sie ständig unter Beobachtung stand. „ Zu unserem Schutz ?!? Ha.“ Corvina lachte auf. „ Zu deinem Schutz. In unserem, ach ich vergaß in der privaten Castra des Trecenarius.“ Wenn er wüsste was sie während des Sklavenaufstandes hier zusehen bekommen hatte. „ Hätte es was geändert? Hast du je gefragt? Du hast dein Leben gelebt. Wir unseres.“ Während er nicht im Haus war, war hier Leben, gab es Streit und Liebe zwischen den Geschwistern. Liebe Nero und ihr fremd? Er wusste überhaupt nichts. Liebe verstehen? Die musste man nicht verstehen, man musste sie Leben.
    „ Du verlangst eine Umarmung? Eine Geste der Liebe? Du platzt hier mit zig Prätorianern rein, benimmst dich wie ein Fremder und verlangst eine Geste der Liebe???“ Ihre Mimik und Haltung änderte sich nicht. „ Ja…, Trecenarius. Nicht Bruder du triffst den Nagel auf den Kopf.“ Sie zuckte nur unwesentlich als der Kopf auf dem Boden aufschlug und zersprang. „ Meinem Bruder hätte ich liebend gern ein paar Fragen gestellt. Leider wurde er von diesem Trecenarius weggesperrt.“ Sie löste ihre verschränkten Arme. „ Ich lasse packen. In dieser castra bleibe ich keine Minute länger.“ Sie drehte Verus den Rücken zu und ging zu ihrem cubiculum.

    Das typische Geräusch genagelter Caligae kannte Corvina nur zu gut. Der Lärm dazu brachte sie dazu ihr cubiculum, was sie gerade erst betreten hatte, wieder zu verlassen. Wer erlaubte sich hier solch ein Theater zu veranstalten? Ein Blick ins Atrium, wieder diese schwarzen Unholde. „ Aus dem Weg!!“ Herrschte Corvina einen an, der ihr im Weg stand. Sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Stieß ihn beiseite. Wenn Corvina in Fahrt kam dann teilte sie aus. „ Was ist hier los Verus?!?! Warum hat uns keiner Bescheid gegeben, dass du heute zurück kommst!?! Schick diese …“ Sie deutete auf die Prätorianer die herum standen. „…. vor die Tür oder willst du mit ihrem Aufmarsch andeuten, wir hätten es auf dein Leben abgesehen !?!? Hier wohnen Tiberii und keine Landstreicher !?!?“ Was man von ihm manchmal denken konnte. „ Das hier ist nicht deine castra und kein Spielplatz für deine Wachhunde.“ Corvina holte tief Luft. „ Besser ich grüße den der sich hier gerade darstellt. Salve Trecenarius, was wünscht du? Gibt es einen Grund für diesen überdimensionierten Auftritt? Bringst du mir Nachricht von meinem Bruder Verus? Geht es ihm besser? Ah, er gedenkt heute nach Hause zu kommen. Sehr schön ich werde alles nötige veranlassen.“ Corvina verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit versteinerter Mine an. „Sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“

    Nichts. Keine Gegenwehr?! Das machte das Spielzeug uninteressant für Corvina. "Brüderchen, sie war zu billig. Nichts für mich." Eine Beute die sich nicht wehrte war nicht das was Corvina sich unter Spielzeug vorstellte. Alles was kuschte, an das verschwendete sie keinen unnötigen Gedanken. " Verschwendete Zeit. Meinst du sie wird nach deiner Erziehung wenigstens die einfachsten Aufgaben im Haushalt erfüllen?" Sie brauchten jemandem der dem Alten Sklaven beim Nachtgeschirr und Latrina säubern half. Der machte es wahrscheinlich nicht mehr lange.

    Der erste Wutausbruch war vorüber. Innerlich aufgewühlt stand sie am Fenster. Corvina wusste was folgte. Sie musste sich nicht umdrehen. Die Glut schwelte noch in ihr. Ein falsche Geste, ein falsches Wort und das Feuer brach wieder aus. Nero war sehr geschickt darin Corvina keinen Anlass dafür zu geben. Sie ließ sich seine Berührungen gefallen, war sogar geneigt die Augen für einen Moment zu schließen. Warum konnte sie dieses Mal nicht dagegen aufbegehren? Ihn zappeln lassen? Dieser Blick von ihm. Seine Wortwahl, seine Argumente. Es klang alles so überzeugend. Sie musste ihm recht geben. Rom und ihn für immer verlassen, dass würde sie nicht verkraften. Sie waren wie Feuer und Wasser. Sie bekämpften sich, es konnte aber keiner ohne den anderen Leben. Dieser Mistkerl schaffte es wieder. „ Du bist…...“ Sie war wütend auf sich selbst. Sie hatte die Waffen viel zu früh gestreckt. Vielleicht aus dem Bewusstsein heraus, das der Iunier wirklich das beste war, was ihr passieren konnte. Der Mann an sich sah gut aus. Das hieß nicht, dass er sie so einfach bekam. „ Das nächste mal wirst du es nicht so leicht haben.“ zischte sie Nero an. Sie hatte damit indirekt ihr ja gegeben.

    „Dein ganz neues Spielzeug? Willst du mir hier überlassen?“ Ihr Raubtierinstinkt war geweckt. Sie umkreiste das Ding, was den Namen Adria trug. „ Adria….“ flüsterte sie. Ihre Hand glitt durch das rote Haar, fuhr sanft über ihren Rücken. „ Schmal und blass. Nicht viel dran.“ Corvina war nicht sehr angetan, mit so etwas machte es keinen Spaß zu spielen. Sie blieb vor ihr stehen. Das was Corvina reizte war der ungebrochene Willen der Kleinen. Sie musste sie einfach testen. Ein schneller Griff, ein fester Kniff in die blasse Brust. Na ? Kamen die Fäuste ? Würde sie sich wehren? Corvina wartete nur darauf. Sie war auf alles gefasst. „Gib mir einen Grund dich zu züchtigen.“ flüsterte sie kalt.

    Eine Frau brauchte zwei Sklavinnen. Das sollte er als Mann verstehen. Bei dem Verschleiß, den ihr Bruder hatte, war sie mit zwei Sklavinnen die länger hielten wohl eher die Sparsame. 3 Mal billig war ein mal gut und teuer. Musste Corvina ihm erst beibringen, dass man nicht immer Glück mit Sonderangeboten hatte. Corvina wurde neugierig, als er auf seine typische Art sagte, sie bedarf noch der Erziehung. Das neue Spielzeug wollte sie sich nicht entgehen lassen. „ Lass sehen.“ Corvina ging hinter Nero ins cubiculum. „ Ist ja süß das Ding.“ Als sie die neue Sklavin auf der Matte entdeckte. „ Du sparst wo du kannst Nero. Sogar bei der Kleidung. Dafür extra Ausgaben bei Geschirr und Lebensmitteln. Wie heißt denn das Ding?“ Das war eher rhetorisch gemeint. „ He du, komm her. Ich will dich ansehen.“ Zu Nero gewandt. „ Seit wann stehst du auf rote Haare?“

    Sauer war milde ausgedrückt. Corvina griff nach dem Trinkbecher auf dem kleinen Tisch und war im Begriff ihn Nero an den Kopf zu werfen. Sie besann sich rechtzeitig, trank den Wein aus und warf Nero den Becher vor die Füße. „ Soll ich dir die Haut jetzt abziehen oder später, nachdem ich dich getötet habe?“ Sie stand auf und lief wie eine eingesperrte Raubkatze auf und ab. „ Mich so bloß zu stellen und dann an einen Plebejer verschachern. Wir tief bist du gesunken!“ Corvina ging zu Nero,blieb vor ihm stehen, ballte die Fäuste und schrie ihn an. „ DU HAST SIE WOHL NICHT MEHR ALLE !!!! ICH BIN EINE TIBERIA UND KEINE LUPA AUS DER SUBURA!!!! Die man an den nächstbesten verschachert. UND ICH BIN ÜBERHAUPT NICHT SAUER!!! NEEEIIIINN!!!! Warum auch??“ Konnte er froh sein, das Corvina in ihrer Rage nichts fand womit sie ihn auf der Stelle hätte töten können. „ ERKLÄREN !?!?! Was für einen perfiden Plan hast du ausgeheckt? Du bist schlimmer als Verus!“ Wobei wir wieder bei den Gemeinsamkeiten der Geschwister angekommen waren. „ Ich will nicht!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah zum Fenster hinaus. Nero war Luft für sie.