Beiträge von Tiberia Corvina

    Die Wilde, nein, die Germanin, wie ihr Bruder immer betonte. Wie hieß sie gleich? Luna ? Was brachte sie denn da an? Unter den Trümmern gefunden? Was wühlte sie dort überhaupt herum? Sie betrachtete die kleine Schatulle. Tatsächlich sah sie wie ihre kleine Schmuckschatulle aus. Farblich hatte sie sich geändert. Die Initialen darauf waren eindeutig die ihren. Vorsichtig griff sie nach dem Deckel und öffnete ihn. Ihr Schmuck, alles so, wie sie es hineingelegt hatte. Ohrringe, Ketten, zwei Armreife und drei Ringe. Alles da, nichts fehlte. Sollte sie jetzt beeindruckt sein? Ein wenig war sie das. Das Ding war nicht so wild wie es ihre Herkunft vermuten ließ. „ Danke.“ kam es aus Corvina‘s Mund. Sie war erstaunt. Sonst war es mehr dahin gesagt um der Höflichkeit genüge zu tun. Hier war es einmal mehr als das. „ Seit wann wühlst du denn in dem Schutthaufen herum? Mich würde interessieren, wann mein Bruder Tiberius Verus gedenkt den Aufbau der Villa voran zu treiben. Es ist beschämend die Freundschaft der Aurelii so auszunutzen.“

    An ihrem kleinen Schreibtisch häuften sich die Schriftstücke. Corvina versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen, eine Übersicht von den vorhandenen Gütern und Geldmitteln der Tiberii zusammen zu stellen. Es sah einfacher aus als es war. Teilweise stimmten die Berichte der Verwalter nicht und es fehlt ein Teil an erwirtschafteten Waren und Geldmitteln. Verus musste sich endlich darum kümmern und nicht nur seinen Verlusten nachtrauern. Das half den Tiberii für die Zukunft wenig. Corvina hatte keine Lust sich auf ein Landgut zurück ziehen zu müssen, weil er es nicht fertig brachte, das Heim der Tiberii in Rom wieder aufzubauen. Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken. " Ja, bitte." sagte sie.

    Sie versuchte ihren Ärger hinunter zu schlucken und ihre Fassung wieder zu erlangen. Der eigene Bruder brachte sie so in Verlegenheit. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Ach dieser Kleingeist, dachte nur bis zu seinen Stiefelspitzen. Corvina räusperte sich, schloss kurz die Augen und wandte sich wieder den gesellschaftlichen Verpflichtungen zu. Zurück aus den hinteren Räumlichkeiten fiel ihr sofort das veränderte allgemeine Gebaren auf. Wer oder was hatte es verursacht? Sie sah Sextus Aurelius Lupus stehen. Er erklärte ihr gewiss warum sich alle anders verhielten. Bei ihm war sie in wesentlich besser Gesellschaft als bei ihrem peinlichen Bruder. Dieser sollte sich bloß nicht bei ihr blicken lassen. Den heutigen Auftritt nahm sie ihm sehr übel. Zielstrebig ging sie auf den Aurelier zu.

    Auf dem Weg in die hinteren Räumlichkeiten, die nicht so sehr frequentiert wurden, kam ihr Luna in die Quere. „ Nein Danke.“ sagte sie diesmal mit einer gewissen Höflichkeit. Es hatte den Anschein, dass sich diese Barbarin besser benehmen konnte als ihr eigener Bruder. Bei der nächsten Frage hielt sie sich dann wieder zurück und antwortete etwas unterkühlt. „ Es ist alle zu meiner Zufriedenheit.“ Bis auf diesen Stinkstiefel von Bruder, der es nicht für nötig hielt, die Tiberer heute wenigstens ein bisschen besser dastehen zu lassen. „ Nichts für ungut.“ schloss Corvina, das für sie ungewohnte Gespräch mit einer Sklavin, die nicht zu den ihren gehörte.

    Corvina hörte sich das Geplänkel von Merula und Aviana Minor stillschweigend mit an. Als ihre Tante dazu kam, grüßte sie sie mit einem Lächeln. Ganz Tante Maximilla, sie wusste wie man auf sich aufmerksam machte. Gelangweilt blickte sie in die Runde. Dann sah sie Verus. Am liebsten wäre sie im Boden versunken oder von der Bildfläche verschwunden. Wie weit runter wollte er die Tiberer noch reißen. Waren sie nach dem Brand nicht gestraft genug? Wäre er als Centurio erschienen hätte sie das weniger blamabel gefunden. Noch besser wäre sein Auftritt in der Montur der Prätorianer gewesen. Aber so? Das war Corvina zu viel. Lieber wollte sie auf dem Land versauern, als sich hier diese Schmach antun. „ Entschuldigt mich bitte.“ wandte sie sich kurz an Aviana Minor, ihren Bruder und Tante Maximilla.

    Während Corvina mit dem Zeigefinger über dem Tablett kreiste und ein weiteres Häppchen anvisierte wurde sie von einer jungen Frau angesprochen. Der Höflichkeit halber unterbrach sie ihr Unterfangen und wendete sich Iulia Aviana zu. „ Salve, Tiberia Corvina.“ erwiderte sie die Vorstellung ihrerseits. „ Aurelia Drusilla?“ Corvina sah sich um. „ Ich glaube sie im Gefolge von Aurelius Lupus gesehen zu haben.“ Mit wem er sich unterhielt wusste Corvina nicht. Von den Gästen kannte sie sonst niemanden außer den eigenen Familienmitgliedern und einigen Aureliern.

    Wen oder was hatte denn Tantchen nun wieder im Visier? Ihr Gekeife war bis in die hinteren Ecken der Villa zu hören. Corvina legte die Schriftrolle beiseite und ging besser nachsehen. Um die Säule herum in eleganter Manier blieb sie stehen und besah sich das Schauspiel. Zu anderer Zeit und unter anderen Umständen wäre sie ihren Brüdern um den Hals gefallen. Hier in der aurelischen Villa und nach allem was passiert war musterte sie die beiden einen Moment lang und ging dann auf sie zu. Verus vom Aussehen und Benehmen her hatte sich total verändert. Bei Merula war sie sich nicht sicher. So wie er redete… Also dann. „ Verus, Merula, schön euch gesund und...Wer hat dieses verflohte ungepflegte Tier herein gelassen und was habt ihr beide da noch mit angeschleppt!“ Ihr herablassender Blick fiel auf Luna. „ Weiß sie wie man sich benimmt?“ Das hieß bei Corvina nichts anderes als möglichst unsichtbar zu sein. Luna war sofort wieder Luft. Ihr großer Bruder musste jetzt weiter Federn lassen. „ Verus, wie siehst du überhaupt aus. Reiß dich mal zusammen. Du bist in Rom und nicht mehr bei den Wilden in Germania.“ Dann schwenkte sie zu Merula. „Du bist auch nicht besser als dein großer Bruder, treibst dich in der Weltgeschichte herum und lässt mich hier alleine unter Mördern und Brandstiftern. Wäre der Aurelius nicht gewesen....“ Sie ließ das Ende offen. Corvina war richtig in Fahrt gekommen, besann sich dann. „ Ich hoffe ihr hattet eine halbwegs angenehme Reise hierher nach Rom. Seid herzlich willkommen.“

    Die Hektik der letzten Tage hatte ihre Nerven auf die Probe gestellt. Sklaven, die man sonst ignorierte, wuselten einem den ganzen Tag um die Füße herum. Das Ergebnis dieser Wuselei konnte sich sehen lassen. Der Aurelier hatte alles minutiös geplant und wie es aus sah wurde alles so umgesetzt. Tiberia Corvina honoriete es mit einem anerkennenden Lächeln als sie die Räumlichkeiten betrat. Heute war ihr nach grün. Die Tage zuvor hatte sie sich eine kleine exquisite Garderobe zulegen können. Das Geld, was sie vom Landgut mitbrachte, kam hierfür wie gerufen. Heute also eine Tunika, nach Arte eines Chiton‘s, in dunklem Grün mit 2 eingewebten Streifen beiger Ornamente. An den Schultern wurde sie rechts und links jeweils von drei kleinen goldenen Fibeln in Form eines tiberischen Luchses, gehalten. Dazu die passende Palla aus feinster Wolle. Perlenohringe und eine Kette mit einer Perle komplettierten die Ausstattung. Ihre Haare wie immer von Roxana geflochten und gesteckt bis Corvina damit zufrieden war.
    So ausstaffiert und mit sich und der Welt in diesem Augenblick im Reinen, sah sie sich suchend um. Kein Tiberer zu sehen, wie unhöflich. Sollte sie hier allein die Familienehre hoch halten. Was dachten sich Verus und Merula? Bei ihrer Tante war sie sich sicher, dass es dauerte bis sie fertig war. Ihr Auftritt wurde dann wieder um so pompöser. Corvina seufzte in sich hinein. Kopf hoch und so tun als ob alles so sein musste wie es gerade aus sah.
    Beim Taxieren der Anwesenden fiel ihr dieser junge Mann auf, der den weiblichen Gästen und unverhohlen hinterher stierte. Da sie hier nicht federführend war, beließ sie es bei einer gedanklich formulierten Missbilligung seines Benehmens. Weiter gingen ihre Blicke, außer Aurelia Corvina und dem Aurelius kannte sie keinen der Eintreffenden. So wendete sie sich einem der Sklaven mit Tablett zu und fischte sich eine Aprikose mit Minze aus der kleinen angebotenen Vielfalt.

    Beim Hinuntereilen, legte sie sich die Palla um und drapierte sie geschickt. Tante Maximilla, oh das wird für die Aurelier wie ein kleiner Bürgerkrieg in den eigenen Wänden. Aurelia Corvina traf es wahrscheinlich nicht so, aber Aurelius Lupus Hausherr und Gastgeber. Wie zu erwarten hatte er sie empfangen und wie üblich fing sie an gleich ihre Wünsche (Forderungen) kund zu tun. „ Tante Maximilla !“ rief Corvina und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der Aurelier war gerade gegangen. „ Ich hatte in zwei Tagen mit dir gerechnet.“ Eigentlich hatte Corvina gehofft sie käme gar nicht, wenn sie erfuhr was sich in Rom abspielte. Nun stand sie sogar 2 Tage früher hier im Atrium.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen, lief sie zu Maximilla. „ Lass mich dich im Namen der Tiberii hier in Rom begrüßen. Die Umstände sind leider nicht die besten.“ Das war reichlich untertrieben. Aber die Prämisse lag beim aufsuchen des Balneum's. „ So, mehr später. Ich zeige dir das Balneum.“ Auf dem Weg zum Balneum musterte sie den neuen Sklaven. „ Wo hast du denn das neue Schoßhündchen her?“ Ein neuer „Händchenhalter“, nicht neues bei ihrer Tante. In dem Punkt hatte sie sich nicht geändert. Den alten hatte sie wahrscheinlich binnen kurzer Zeit kaputt gespielt.

    „ Thessalius ? Wer ist gekommen?“ Hatte er es nicht laut und deutlich gesagt? Der alte Sklave wiederholte es. „ Tiberia Maximilla ist eingetroffen.“ Corvina fiel aus allen Wolken. Was bei allen Göttern wollte sie jetzt schon hier ? „ Schnell die grüne Tunika. Das hellgrüne Band. Die Perlenohrringe. Meine Frisur. Roxana, schnell.“ Roxana verdrehte die Augen. Die Frisur saß seit heute Morgen wie angegossen. Zur Beruhigung ihrer Domina zupfte sie etwas daran herum. Corvina besah sich im silbernen Handspiegel und nickte zufrieden. Im Hinausgehen griff sie die hellgrüne Palla aus feiner Wolle und eilte nach unten.

    Wie konnte sie vergessen. Aurelia Corvina wusste nichts von den Geschehnissen außerhalb der Mauern der aurelischen Villa. „ Man hat die tiberische Villa ausgeraubt und angezündet. Sie ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt.“ Corvina entglitt ein Seufzer. Sie ließ sich auf die nächstbeste Gelegenheit zum Sitzen fallen. „ Aurelius Lupus war so freundlich und erlaubt mir hier in einem eurer Gästezimmer zu wohnen bis die Tiberii wieder eigenen Wohnraum besitzen.“ Aurelia Corvina war zu beneiden. An dem Haus der Aurelii war bis jetzt alles sang und klanglos vorbei gegangen. Hoffentlich blieb es dabei.
    Corvina sah zu ihrer Namensfetterin. Als ob ihr Geist vor dem Chaos fliehen wollte wechselte sie sofort wieder das Thema. „ Fäden spinnen? Wenn ich darf, das mache ich gerne. Gleichmäßig ziehen und sacht zwirbeln. Geht wie von selbst.“ Sie lächelte, froh über die Ablenkung von dem leidigen Thema, was sie die nächsten Wochen verfolgte.



    Sim-Off:

    Entschuldigung total unter gegangen

    In kürzesterer Zeit bekam Corvina ein Zimmer zu ihrer Verfügung gestellt. Es war genauso komfortabel eingerichtet wie das von Aurelia Corvina. Die Annehmlichkeiten waren die gleichen. Besser hätte es Corvina nicht haben können. Seufzend ließ sie sich auf einem Stuhl nieder. Langsam drängten sich die Geschehnisse des Tages in den Vordergrund. Bis jetzt war sie stark geblieben. Corvina mocht es nicht Schwäche vor anderen zu zeigen. Vor allem nicht vor Fremden. Hier bei den Aurelii, trotz der Freundschaft beider Familien, war sie fremd. Fühlte sie sich fremd.
    Es dauerte einen Augenblick, langsam akzeptierte sie, dass dieses Zimmer bis auf weiteres ihr zu Hause sein sollte. Sie wurde sich bewusst, was sie heute verloren hatte. Die Anspannung fiel ab. Sie gab ihren Gefühlen nach. Tränen rannen über ihre Wangen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.

    Sie waren vor der Villa Aurelia angekommen. Thessalius löste sich von der Sänfte und ging zur Port der Villa. Er klopfte und trat einen Schritt von der Porta zurück. Leise murmelte Thessalius den Namen der Tiberierin vor sich hin.

    Thessalius
    Sklave der Tiberii


    Hatte sie es etwa auf ihrer Stirn stehen? Thessalius nahm das Gezeter der Tiberia gelassen hin. Die hatte auch schon ihre guten Tage hinter sich, stellte er beim näheren Betrachten fest. Hörte man ihr so zu, könnte dass die Frau sein die Corvina mal erwähnt hatte. Thessalius verstrickt sich lieber nicht in Vermutungen. Er sollte sich nur um die Umleitung der Tiberii zu den Aurelii kümmern. Immer schön eins nach dem anderen. So schnell ist der Thessalius nicht mehr. „ Da wäre Tiberia Corvina und ansonsten keine weiteren Tiberii.“ Thessalius ging neben der Sänfte her. War er froh, dass er den Zenit seines Dasein überschritten hatte, als er den jungen Burschen (Hymeas) sah. Gänsehaut. Ach sie wollte ja wissen was vorgefallen war. „ Die Villa wurde von aufständischen Sklaven überfallen, ausgeraubt, angezündet. Ein Tiberii wurde aufs grausamste misshandelt und an der Hauswand gekreuzigt. Er war tot, als wir ihn fanden.“ Das man alle in der Villa verbliebenen Sklaven getötet hatte interessierte die Tiberia bestimmt nicht. Thessalius hüstelte. „ Die Aurelii haben den Tiberii erlaubt bei sich unterzukommen, bis sie sich die Lage wieder normalisiert hat.“ Um die Ecke und ein Stück gerade aus. Die Villa der Aurelii tauchte auf. „ Wen darf ich bei den Aurelii ankündigen?“ fragte Thessalius pflichtbewusst.

    Die erlösende Antwort. Roxana öffnete die Tür und trat beiseite. Corvina betrat das cubiculum. „ Roxana du wartest draußen.“ Die Tür wurde von Roxana geschlossen. Corvina nickte der Aurelierin zu und lächelte. Das Lächeln war gar nicht so einfach nach den vorangegangenen Ereignissen. „ Salve Aurelia Corvina, entschuldige mein unangemeldetes Erscheinen. Ich bin Tiberia Corvina.“ Corvina fiel der Webstuhl sofort ins Auge. Die Farbe des Stückes war genau das, was sie gerne an sonnigen Tagen trug. Die Einrichtung des Cubiculum's, wie man es sich in einem guten Haushalt leisten konnte. „ Aurelius Lupus war so freundlich und hat mir erlaubt hier in der Villa Aurelii auszuharren, bis die Unruhen vorbei sind und die Tiberii wieder eine eigene Bleibe haben.“ Corvina atmete sichtlich auf. Seit die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, rückten die Unruhen auf der Straße von ihr ab. Die Anspannung ging zurück. „ Ich sehe du webst. Eine wundervolle Farbe.“ Corvina erlaubte sich ein hellblaues Fädchen von Corvina‘s Kleid zu zupfen. Und hielt es hoch. „ Sehr fein.“ Sie selbst hatte sich im Weben versucht, es aber nie so ausgiebig betrieben. Sie ging lieber in die Therme und betrieb etwas Sport. Ballspiele, Laufen und Krafttraining. Damit die Arme nicht so labbrig wurden. Außerdem eine willkommene Gelegenheit mit Gleichgesinnten Kontakte zu knüpfen. Massagen, Maniküre und Pediküre. Zu Hause dann Erholung und Ruhe im …. Resigniert musste sie daran denken, dass ihr Haus nicht mehr existierte.

    Thessalius
    Sklave der Tiberii


    Der alte Thessalius hatte sich kurz verflüchtigt um seinem Drang nach Erleichterung nachzugeben. Den ganzen Tag vor der Villa zu stehen und auf eventuell eintreffende Tiberii zu warten, für Thessalius eine unwürdige Aufgabe. Das hätte einer der custos machen können. In seinem Alter bei Wind und Wetter auf der Straße zu stehen, eine Zumutung.
    Als er zurückkam, stand da eine Sänfte mit einer Unmenge von kräftigen Männern und einer korpulenten Matrone, die anscheinend geschockt über den Anblick der Villa Tiberia war. Ein Sklave reichte ihr einen Weinschlauch. Vorsichtig ging Thessalius auf die Sänfte zu und richtete seine Frage an den Sklaven mit dem Weinschlauch. „ Salve, ist die Domina eine Tiberii? Ich wurde hier abgestellt um sie zur Villa Aurelia zu bringen.“ Das er auch für andere Tiberii hier stand, das war im Moment nicht relevant.

    Roxana ging voran. Sie wusste durch eine Sklavin des Hauses welches cubiculum Aurelia Corvina bewohnte. Mit einem Klopfen an der Tür und einer kurzen Vorstellung kündigte sie ihre Domina an. Einfach hinein stürmen das wäre unhöflich und nicht angebracht. „ Aurelia Corvina? Hier ist Tiberia Corvina. Aurelius Lupus hat sie herauf zu dir geschickt.“ sagte Roxana um zu erklären wer vor dem cubiculum stand. Corvina selbst stand abwartend da. Sie versuchte die vergangenen Stunden auszublenden, Ruhe zu finden. Schwer bei den Ereignissen. Ihre Hände zitterten ein wenig. Du musst tapfer sein Corvina, reiß dich zusammen. Bald wirst du ein Plätzchen haben, an dem du dich gehen lassen kannst.

    Eine Genugtuung, das der Aurelius selbst dafür Sorge tragen wollte, dass diese Mörder ihre gerechte Strafe bekamen. Ja, leiden sollten sie, dieser Abschaum. Die Götter sollten sie nicht zu früh erlösen. „ Ich will dabei sein. Ich will zusehen. Ich will sehen wie sie sich quälen. Wie sie am Kreuz sterben.“ Tief saß der Hass. Hoffentlich hatte man diese Bande von Mörder bald gefasst.
    Ihre Sklaven? Ach die hatte sie völlig vergessen. Die zwei custos, auf die war Verlass. „ Gordius, Inaros! Ihr werdet euch den aurelischen Sklaven anschließen. Roxana, du kommst mit mir. Thessalius du siehst zu, wo du dich hier am besten nützlich machen kannst.“ Wie ein verdammter Held ? Er war wie ein Feldherr, ein Legat. Seine Befehle und Anweisungen klar und durchdacht. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Er war vollkommen Herr der Lage. Das mochte sie. Ein Mann selbstsicher, überlegen. „ Du bist ein verdammter Held. Allein, was du bis jetzt getan hast Aurelius. Pass bitte auf dich auf. Die Götter mögen dich beschützen.“ Sie war sich sicher, dass er wusste was er tat.
    Mit Roxana an ihrer Seite ging es in das obere Stockwerk zu Aurelia Corvina. Eine aurelische Namensvetterin, mit der kam sie bestimmt bestens zurecht. Auf dem Weg nach oben machten sich die Anstrengungen der letzten Stunden bemerkbar. Müdigkeit und Erschöpfung zeigten sich. Ausruhen und hoffen, dass der Spuk bald vorüber war und der Aurelier unbeschadet wieder zurück kam, dass war im Moment das wichtigste für sie. Die Briefe, dazu brauchte sie einen klaren Kopf, die mussten warten.