Beiträge von Hephitios

    Nachdem Hephitios zusammen mit seinem neuen Freund Tiberios auf Geisterjagd gegangen war, hatte ihn der Gedanke an den toten Rabastos nicht losgelassen. Es war aufregend gewesen sein Gerippe zu finden, doch irgendwie hatte er ihm schon leid getan trotz all der Schrecken die er zu Lebzeiten seiner Kyria angetan hatte. Hephitios hatte nach ihrem Fund Rabastos' Leiche zwar bestaunt und alles, jedoch dann an Ort und Stelle liegen lassen. Er hatte damals nicht daran gedacht, jedoch jetzt nagte es an ihm, dass er quasi damit dem Toten so ein weiteres Mal zu seiner Unruhe verdammt hatte. Damit Rabastos' Seele Frieden fand musste sein Gerippe anständig begraben werden.


    In dieser Nacht warf er sich hin und her in seinem Bett, doch fand er doch keine Ruhe. Was sollte er nur dagegen machen? Ihm war nach einem Nachtspaziergang. So stand Hephitios auf und trat vor die Tür. Der octavische Ianitor schlief ebenfalls, so blieb sein Hinaustreten unbemerkt. Eine kühle Brise umfing ihn, herrlich wie angenehm das war! So ging er los. Nach einer Weile auf dem Vicus Patricius sah Hephitios dann zu seiner Linken und blieb stehen. Dort drinnen, nicht weit, lagen Rabastos' Überreste. Der Junge seufzte. Sollte er schnell hineinlaufen und sie holen? Jetzt war keine Menschenseele auf den Straßen, niemand würde bemerken, wenn er mit einem Sack voll Knochen schnell über den Abfluss des Tibers Roms geschlossene Stadttore verließ und dann Rabastos' Knochen draußen vor den Stadtmauern ehrenvoll verbrannte. Dann hätte er seine heilige Ruhe und Rabastos könnte seinerseits endlich den Styx überqueren und in den Hades eingehen. Ja das klang vernünftig! So also lief der Rhodier hinein in die dunklen Gassen der Subura. Und er lief und er lief und er lief. Komisch, hätte er nicht schon längst dort sein müssen? So weit vom Vicus Patrius war das doch gar nicht weg gewesen! Doch egal welche Abzweigungen Hephitios wählte, es blieb dabei dass er sich wohl verlaufen hatte. Na toll! Inzwischen bereute er seine leichtsinnige Idee, aber er konnte eben auch nicht aus seiner Haut. Hephitios war nun einmal eine gute Seele, egal was ihm zuvor schon so im Leben widerfahren war.


    Ein Knacken erregte da seine Aufmerksamkeit. Hephitios wirbelte herum und sah sich drei Männern gegenüber. "Schönen guten Tag der Herr, einen kleinen Nachtspaziergang gefällig?" Die beiden anderen lachten. Hephitios wusste warum diese Spießgesellen ihn angesprochen hatten. Keine Zeit lang mit diesen Räubern herumzudiskutieren, jetzt hieß es Laufen! Und genau das tat er auch. Doch die Räuber hatten damit gerechnet und hetzten Hephitios gleich nach. "He! Stehenbleiben! Gib uns alle deine Wertsachen und VIELLEICHT darfst du weiterleben! HA HA!" Ein Glück, dass er in letzter Zeit so viel trainiert gehabt hatte, so war er ganz gut in Form und konnte dementsprechend die Räuber leicht hinter sich lassen, doch die blieben an seiner Spur, hartnäckig wie Bluthunde. Hephitios war sich schon fast sicher, dass er ihnen entkommen konnte. Links um die Ecke rechts um die Ecke, wieder links, dann... nein!
    Schlitternd kam der Junge zum Stehen. Vor ihm versperrte eine Wand seinen Weg, er musste offensichtlich in eine Sackgasse gelaufen sein. Doch halb so schlimm, einfach umdrehen und...


    Doch die Räuber waren schon am Eingang der Gasse und links und rechts keine Fenster oder Türen, durch die man sich flüchten hätte können. Hinter ihm solide Wand, blieb also nur der Weg zurück, mitten durch durch die Spitzbuben und das möglichst unversehrt. Gesagt getan. Hephitios lief los und versuchte an den Räubern vorbeizulaufen, bzw. sie von sich zu stoßen, sollten sie sich auf ihn werfen, doch diese hatten Messer dabei, was er nicht in seiner Rechnung mitaufgenommen gehabt hatte...Den ersten Stich spürte er gar nicht und versuchte deshalb weiterzuflüchten, doch nachdem sie ihn erst einmal hatten fielen die Dolchstöße immer dichter auf seinen Körper herab und es wurde schwarz um den Sklavenjungen aus Rhodos... am nächsten Morgen würde man genauso wie jeden Tag die in der Subura nachts umgekommenen Menschen kommentarlos von den Straßen entfernen und Hephitios wäre einer von ihnen.


    - ENDE -

    Ganz genauso wie in dem Brief an den furischen Sklaven Tiberios angekündigt, machte sich Hephitios zur rechten Zeit von der Casa Octavia auf, um genau zur hora octa de meridie am verabredeten Treffpunkt am Brunnen zu sein. Genau dort hatte er Tiberios vor kurzem das erste Mal getroffen und hier hatten sie sich auch dieses heutige "Abenteuer" überlegt. Hephitios hatte sich seine Arbeiten extra so gelegt, dass er am Nachmittag frei hätte, damit Tiberios auch nicht unnötig lange auf ihn warten* müsste. Irgendwie konnte er es noch immer nicht so recht fassen was sie da vor hatten. Sie wollten tatsächlich nach den Knochen eines toten bösen Mannes** suchen, der zu Lebzeiten schreckliches getan hatte und nach seinem Tod nie beerdigt worden war. Wollte man den Worten von Hephitios' neuen Bekannten Glauben schenken, so bedeutete dies, dass aus Rabastos ein nekydaimones, eine Art dunkler Geist, geworden war, ohne jede Chance jemals auf Charons Barke den Styx zu überqueren und in den Gewölben der Unterwelt endlich Frieden zu finden. Ganz davon abzusehen, dass die Wässer der Lethe so unerreichbar für den alten Landwirtschaftssklaven blieben und er so nicht vergessen und wiedergeboren werden konnte.


    Da Hephitios keine Ahnung hatte was alles auf sie zukommen würde, hatte er sicherheitshalber ein paar Kleinigkeiten mitgenommen, wie ein Messer aus der Culina, ein Stück Seil und ein Schutzamulett, eines für Tiberios und eines für ihn selbst. Einen Moment hatte er auch überlegt, ob er einen Wasserschlauch mitnehmen sollte, sich jedoch dann dagegen entschieden. Sie würden sich immerhin an einem Brunnen treffen, falls er durstig werden sollte würde er eben von dem eine Kleinigkeit trinken, ehe es rein in die Subura gehen würde. Nach einem kurzen Fußmarsch kam Hephitos am Treffpunkt an und sah sich um. Noch war nichts von Tiberios zu sehen. So setzte er sich an den Beckenrand und begann zu warten.


    Sim-Off:

    * = :D


    Sim-Off:

    ** = Die Vorgeschichte zu diesem Abenteuer ist "Das Spiel des Rabastos". Das eigentliche Spiel ist das gerade verlinkte, aber ganz der Anfang von all dem ist hier.

    "Schon gut, tut mir leid." Hephitios blickte betreten zu seinen Zehenspitzen hinab. Es war wohl eine dumme Idee gewesen, doch dafür war er sich jetzt sicher, dass er und Tiberios den gesuchten Verschlag, bzw. dessen Standort, nicht mit Octavia Floras Hilfe würden finden können. Blieb also vermutlich wirklich nur übrig, dass sie es auf eigene Faust versuchten. Oder sollte er vllt. doch Dominus Maro, oder Iulius Caesoninus bei Gelegenheit fragen? So wirklich getraute er sich das aber nicht, wenn er ehrlich war.

    Geschenk? Im Moment hatte Hephitios nicht den leisesten Schimmer was damit gemeint war. Doch das war ja auch jetzt nicht der Kern ihres Gesprächs.


    Kurz überlegte er wie er die nächste Frage angehen sollte. Zuerst ein kleines Gespräch um die eigentliche Frage herum spinnen und das eigentlich gewollte dann eher beiläufig in einem Nebensatz fragen, oder gleich mit der Tür ins Haus fallen?


    "Weißt du noch den Weg zu Rabastos' Versteck?"


    Oh...also gleich direkt zur Frage. Er hatte sie gestellt, noch ehe er sie zurückhalten hatte können, da war seine Zunge wohl schneller gewesen als sein Verstand.

    "Nein hat es nicht" antwortete Hephitios, auch wenn er keine Ahnung hatte wobei ihn Flora denn nicht mitgenommen haben sollte und er deswegen jetzt angeblich schlecht drauf war.


    Einen Moment lang sah er ins Leere. Er dachte dabei an sein kürzliches Gespräch mit dem Sklaven Tiberios. Sollte er sie fragen? Flora schien gerade sowieso aus heiterem Himmel aus dem Häuschen zu sein, da konnte man das wohl eher versuchen, als wenn sie normal gestimmt wäre.
    Hephitios wollte ja seine Herrin nicht unnötig aufregen, daher am besten diesen Zustand gleich nutzen, wo sie es wegen ihm sowieso schon war. Vorsichtig hob er den Kopf. "Kyria? Darf ich dich etwas in Bezug auf deine Entführung fragen?"


    Ad
    Tiberius Servus
    Casa Furia
    Roma


    Salve Tiberios!


    Triff mich in der hora octa de meridie* in drei Tagen an denselben Brunnen wie das letzte Mal. Falls du nicht kannst schicke mir bitte eine Benachrichtigung.


    Hephitios


    Sim-Off:

    * = 14:00 Uhr

    Ich gehe dir nicht aus dem Weg und ich verhalte mich überhaupt nicht auffällig!“ fuhr Hephitios auf und ganz erschreckt über seine eigene Tollkühnheit beeilte er sich noch ein „Domina“ hinterherzuschieben der Höflichkeit halber.

    Hephitios verstand die Welt nicht mehr.


    In einem Augenblick war er noch ganz normal mit Flora einkaufen gegangen und im nächsten behandelte sie ihn plötzlich, als ob er irgendein Problem hätte.


    War er totkrank und man hatte vergessen es ihm zu sagen?


    Mir geht es gut, aber sicher, dass das auch bei dir so ist, Flora?“ fragte er sicherheitshalber nach, da ihm das Verhalten seiner Herrin schon etwas merkwürdig vorkam.

    Hephitios stand neben seiner Herrin und jagte in Gedanken gerade einen Schwertfisch vor der Küste von Rhodos, als der durchaus scharfe Ton seiner Domina ihn etwas erschreckte.


    "Was? Ich, ähm, Nein! Nein, natürlich nicht Flora, ich meine Kyria, nein, DOMINA!"


    Jetzt hatte er endlich die richtige Ansprache gefunden für die Öffentlichkeit.

    Sie brauchten wohl sonst nichts weiter, denn Flora gab keine weitere Antwort auf diese Frage hin.


    Dafür entdeckte sie eine neue Einkaufsmöglichkeit und zog Hephitios zu einem Mann, der mit Seidenstoffen handelte.


    Wofür sie die wohl jetzt wieder benötigt?


    Stellte er sich selbst die Frage. Vielleicht für ein neues Kleid?


    "Ja, sehr schön" murmelte er, als seine Meinung gefragt war.

    "Wäre es das nicht?" fragte Hephitios provokant. Doch das waren dann schön langsam Gedankengänge, denen er sich besser nicht weiters widmete.
    Auf jeden Fall freute ihn sein Kompliment über seine Erzählfähigkeiten (auch wenn ihm nicht alles gleich immer sofort eingefallen war). Aber ob Tyche wirklich für seine Wahl verantwortlich gewesen war? Immerhin hatte ihm Dominus Maro ja befohlen ihm in den mittleren Weg hinein zu folgen, also wenn, dann mochte er hierbei eher an ein durch die Moiren gewebtes Schicksal denken, als an Glück. Das konnte man wohl eher Iulius Caesoninus nach seinem Gang zur Castra zusprechen, als er selbstständig zwischen dem linken und dem rechten Pfad wählen hatte müssen. Ach ihr Götter, wieso hatte auch er, Hephitios, diese Wahl nicht gehabt? Unnötig im Nachhinein darüber nachzudenken welchen genau er gewählt hätte und warum, wo sein Urteil ja schon vom bekannten Ausgang der ganzen Sache beeinflusst war.


    Wie als wenn Tiberios seine Gedanken erraten hätte sprach er selbst plötzlich auch davon dem toten Rabastos einen Besuch abzustatten, was Hephitios einen kleinen Schreck einjagte. Wollten es am Ende die Götter viellleicht sogar, dass er sich auf diese Suche begab? "Das wäre bestimmt eine interessante Sache, jedoch gibt es da ein Problem... chen. Ich könnte vielleicht mit Glück jenen kleinen Platz wiedererkennen an dem sich die Spur aufgeteilt hatte, wenn wir nur lang genug hier herumlaufen, aber wie es dann weitergeht weiß ich nicht. Ich war nie auf dem linken Pfad und die rote Farbe die ihn einst markiert hatte wird wohl auch schon vom Regen ausgelöscht worden sein. Die einzigen lebenden Personen die noch vom Standort des Verschlags wissen sind Dominus Maro und Iulius Caesoninus. Rabastos selbst ist tot und meine Kyria wird es auch bestimmt nicht mehr wissen. Wie willst du also diesen Verschlag finden, wo wir ja nicht wissen wo er ist und wie er aussieht und ohne die domini zu fragen?"
    Noch bevor Hephitios seinen Satz ganz beendet hatte dachte er schon an mögliche weitere verborgene Fähigkeiten seines Gegenübers. Tiberios hatte schon seine Herkunft fast richtig erraten bevor sie ganze drei Sätze miteinander ausgetauscht hatten und er war sehr klug, vielleicht kannte er ja wirklich eine mögliche Lösung für die Frage einen ihnen beiden unbekannten Ort aufzuspüren?


    Die Sonne hatte Hephitios' dunkelgrüne Tunika jetzt völlig getrocknet und es war Zeit sie wieder anzuziehen. Zur Kontrolle schnupperte er kurz an der ehemaligen Hundestelle. Hm, nicht so übel wie er gedacht hatte, fast neutral wieder. Auch Hephitios war froh, wenn er wieder ganz bekleidet war und nicht mehr alle möglichen Körperteile neben und unter dem Mantel hervorlugten. Er schlüpfte aus der Chlamys und überreichte sie Tiberios. "Nochmal vielen Dank dafür!"
    Dann nestelte er etwas an seiner Tunika herum und zog sie sich über den Kopf. Ah, das tat gut wieder bekleidet zu sein! Er lächelte Tiberios an. "Da hast du mich ja aus einem ziehmlichen Schlamassel gerettet, das werde ich dir nicht vergessen. Und vergiss nicht, dass du etwas gut bei mir hast, solltest du jemals etwas von mir brauchen. Wo du mich finden kannst weißt du ja." Mit seiner kostbaren Tunika am Leib ließ er sich wieder neben Tiberios nieder.

    Ein ganz leiser Seufzer der Erleichterung entfleuchte Hephitios, als Flora die Öle bezahlte und dieses Kapitel damit abgeschlossen war.


    Jetzt wollte sie wissen, ob er noch etwas sehen wollte.


    "Ich? Aber Domina, ich bin nur für dich und deine Bedürfnisse da! Brauchen wir denn vielleicht noch etwas anderes, wenn wir jetzt schon hier am Trajansmarkt sind?"


    Mit dieser Frage lenkte er davon ab, dass er nach seinen eigenen Bedürfnissen gefragt worden war, denn die fand er waren überhaupt nicht wichtig.


    Sim-Off:

    Weil das jetzt schon exakt 10x in dieser Geschichte vorgekommen ist...der Gute heißt immer noch Hephitios und nicht Hepistios.

    Tiberios konnte also auch Menschen lesen, das fand Hephitios sehr interessant. Ob er dann wohl auch erkennen könnte, ob ihn jemand anlog? Vermutlich war das ganze wie Fährtenlesen, oder das untersuchen von Gewässern für geeignete Fischgründe, denn auf das alles verstand sich Hephitios. Der These nach dem Segen und dem Fluch stimmte er nicht völlig zu. Es stimmte schon, dass es immer schön war als Mensch behandelt zu werden, aber andererseits musste einem Sklaven sein Platz trotzdem immer klar bleiben. Wenn das geschah, dann konnte das gar nicht erst passieren, dass man irgendwelche Ansprüche stellte. Sklaven hatten auch keine zu machen, sie hatten nur zu gehorchen.


    Als dann Tiberios über den Iulier sprach schnaubte Hephitios. "Ach, was sprichst du da von mögen, der kennt ja bestimmt nicht einmal meinen Namen und ich hab ja nichts groß beigetragen in jener Nacht. Ein Wunder eigentlich, dass ich nicht dafür bestraft wurde. Ich bin der Leibwächter von Octavia Flora und ich habe versagt! Eine nicht wieder gut zu machende Schande ist das. Was Rabastos angeht, so erinnere ich mich daran, dass ich von anderen Sklaven gehört habe, wie sie untereinander getuschelt hatten, dass Dominus Maro das alte Monster gleich an Ort und Stelle in seinem Versteck kalt gemacht haben soll, wo ihn Iulius Caesoninus festgesetzt hatte nach Octavia Floras Rettung. Vermutlich liegen seine Gebeine immer noch dort, wenn wir nachsehen gehen würden."
    Bei diesen Worten stieg ein mulmiges Gefühl in ihm hoch. Die beiden Wachstafeln aus jener Nacht hatte ja Octavius Maro noch in der gleichen entfernt und Wind und Regen hatten auch die roten Blutlinien von den Straßen und Gassen der Subura gewaschen. Doch was den Leichnam des Rabastos anging, so konnte es wirklich sehr gut möglich sein, dass dieser noch in jenem halbverfallenen Verschlag darniederlag, in dem er Flora gefangen gehalten hatte und am Ende von Octavius Maro mit dem Schwert gerichtet worden war.
    Eine gruselige Vorstellung, dass Hephitios wirklich noch einmal Rabastos' Überreste sehen könnte, wenn er sich zu jenem Ort hinbegeben würde. Sie waren ja schon in der Subura jetzt, also konnte der Verschlag nicht allzu weit entfernt sein. Wo genau er lag wusste er nicht, denn Hephitios hatte ihn nie gesehen, nur Rabastos, Iulius Caesoninus und Octavius Maro. Aber vermutlich keine gute Idee einen von beiden nach dem Weg zu fragen, ohne unangenehme Fragen zu provozieren.


    Hephitios freute sich sehr darüber, dass Tiberios ihn so viel lobte für seine Geschichte und er wurde etwas rot. "Danke, das ist sehr lieb von dir. Aber einem echten Geschichtenerzähler kann ich wohl nicht das Wasser reichen, vor allem ohne Verse, haha. Wir haben uns alle wieder gut erholt."
    Er hatte jetzt eine ganze Weile geredet. Viel Zeit in der die Sonne in aller Ruhe ihre wärmenden Strahlen auf die Baumwolle der Tunika herbsenden hatte können und sie deshalb fast ganz trocken jetzt war. "In Ordnung" stimmte der Junge Tiberios zu und machte sich daran gemeinsam mit ihm die Tunika zu glätten.

    "Dann, ähm, wohl besser doch nicht" kommentierte Hephitios lahm.
    Herrje, wie kam er auch dazu den Duftexperten spielen zu müssen.
    Da wäre seine Kyria vermutlich mit einem femininen Griechenjungen vom anderen Ufer aus Athen, oder Alexandria besser beraten. Die ölten sich ja selber regelmäßig ein, die kannten bestimmt diese ganzen Geruchsrichtungen, oder was da sonst gab.
    Hephitios' Blindgriff, Pfefferminz, war also schon mal aus dem Rennen, was gab es denn noch? Flora zählte einige Varianten auf und bei einer davon sah er seine Rettung. "Sandelholz! Ja, Sandelholz ist gut!"
    Zumindest war das etwas das er schon einmal von einem früheren Einkauf mit ihr her kannte. Deshalb musste das an sich eigentlich schon eine richtige Wahl sein. Hoffentlich.


    Möglichst heimlich sah er sich um welche Stände es sonst noch so in der Nähe gab, um sich schon einmal geistig zu wappnen, falls Flora wieder an eine Ware geraten sollte von der er gar nichts verstand.

    Hephitios‘ Augen weiteten sich vor Schreck, als plötzlich seine Meinung gefragt war.
    Was er selbst nehmen würde? Woher sollte er das wissen!
    Er war doch nur ein einfacher Fischersjunge der keine Ahnung von Duftölen hatte.
    Doch er wollte Flora nicht ganz hängen lassen, deshalb griff er einfach nach dem erstbesten Fläschchen vor sich am Tisch und reichte es ihr. „Versuch das einmal.
    Was er da wohl für einen Duft erwischt hatte?

    "Ich liebe Geschichten und ich kenne sie auch fast alle, zumindest wenn es um unsere heimischen geht mit unseren Göttern, Helden und Monstern. Andere Geschichten muss ich aus Texten entziffern, wenn sie mir niemand vorliest, oder erzählt, da bist du wahrscheinlich besser dran. Ja und zur Frage wer dich kaufen würde, meine Kyria zum Beispiel. Was Bücher und Schriftrollen angeht, so könntest du ihr viel mehr nützen wie ich", schmunzelte er. Am besten war es vermutlich, wenn es ein Hephitios-Tiberios-Doppelangebot gebe, Tiberios fürs Köpfchen und Hephitios für die Muskeln und das gute Aussehen.


    Dann erriet Tiberios wie selbstverständlich, wieso es Hephitios so wichtig war ausgerechnet diese eine Tunika zu retten. Gab es auch hierfür wieder versteckte Anhaltspunkte, die ihm nicht bewusst waren (wie vorher das mit seinem dorischen Dialekt), oder war es dieses Mal einfach ins Blaue hineingeraten? Denn so selbstverständlich war es ja auch wieder nicht, dass ein Sklave an einer Sache hing, die ihm sein Herr geschenkt hatte. Vor allem, wenn sie ein weniger gutes Verhältnis hatten. Ob er fragen sollte? Besser nicht, am Ende würde er ihn wirklich noch für dumm halten, wo er neben der Nichtfähigkeit des Lesens und Schreibens noch nicht einmal gewusst hatte welchen Dialekt er selbst eigentlich sprach. "Oh ja sie ist die Beste. Sie behandelt einen fast wie einen freien Mann. Gut, sie behandelt einen auch wie einen freien Mann, aber nur wenn wir alleine sind. Ist das bei dir auch so? Diese Tunika ist mir auch deshalb wichtig, weil sie das erste Geschenk der Herrin an mich war. Noch direkt am Sklavenmarkt nach meinem Kauf, damit ich nicht mit nacktem Oberkörper zu ihr nachhause laufen musste." Dabei strich sich Hephitios unwillkürlich über seinen Bauch und sah an sich herab.


    Mit überschwänglichen Worten machte Tiberios seinen Willen kund, dass Hephitios erzählen sollte. Ein kurzer Blick auf die in der Sonne trockende Tunika verriet ihm, dass er wohl sowieso noch eine Weile warten musste, also tat er ihm den Gefallen und begann: "Alles begann in Ostia auf dem octavischen Landgut. Wir hatten dort vor einiger Zeit ein paar Monate gelebt und immer, wenn mich die Herrin nicht brauchte verbrachte ich meine Zeit am liebsten draußen bei den Schafen und den Ziegen auf der Weide. Unter den Hütern für die Tiere befand sich auch ein älterer Mann namens Rabastos. Früher war er einer der Leibsklaven gewesen, doch dann aufgrund eines schweren Fehlers wurde er zum Hirtensklaven degradiert, frag mich aber nicht was das für ein Fehler gewesen sein soll. Jedenfalls vermoderte Rabastos seither auf jenem Landgut in Ostia mit einem riesigen Hass auf die Familie. Besonders mich hat er oft beleidigt, als er sah wie gern mich Octavia Flora hatte. Ständig hatte er so unangemessene Andeutungen gemacht was wir nicht alles...doch nein."
    Besser er sprach in diese Richtung nicht weiter, sonst wurde er ja nur doch wieder wütend.
    "Nach einiger Zeit fuhr die Familie wieder nach Rom, während ich in Ostia zurückblieb bei den anderen Gutssklaven. In den nächsten Tagen sah ich oft Rabastos völlig betrunken am Landgut herumwanken und auf die Octavier schimpfen. Das war mit der Zeit nichts besonderes mehr, jedoch wurden seine Tiraden zusehends aggressiver, bis ich am letzten Abend ihn betrunken mit sich selbst reden hörte, dass er die Domina erstechen wolle!"
    Wieder unterbrach sich Hephitios, um sich zu zügeln. Er wartete, bis er seine Fäuste wieder zu flachen Handflächen losbekam, ehe er weitersprach:
    "Ich wollte ihm gleich dort an Ort und Stelle alle Zähne einschlagen, aber ich wurde leider zurückgehalten und milde gestimmt... der Preis meiner Rücksicht war, dass sich Rabastos noch in jener Nacht mit einem Pferd und allen Messern aus der Küche nach Rom aufmachte, um Octavia Flora zu entführen und... es war ihm auch gelungen!" warf Hephitios als eine epische Vorausdeutung ein.


    "Ich nahm mir natürlich auch sofort ein Pferd, um meiner Domina zu Hilfe zu eilen, aber so ein... "netter" Praetorianer nahm mir noch am Stadttor mein Pferd ab, nachdem mich die Stadtwache schon passieren hatte lassen, sodass ich den ganzen Weg von der Stadtmauer bis zur Casa Octavia zu Fuß laufen musste und deshalb leider zu spät kam. Als ich ankam war Rabastos schon mit Flora in seiner Gewalt in die Subura entflohen." Mehrere Dinge hatte Hephitios in dieser Passage unterschlagen. Zu einem wären da all die einzeln ausgesuchten Schimpfworte für jenen Praetorianer vom Stadttor und zum anderen der geheime Hintereingang zum Hortus der Casa Octavia, der nur den Mitgliedern der Gens Octavia und ihrer Leibsklaven bekannt war. Ergo auch Rabastos und so hatte er ja Flora schlussendlich entführen können. Aber aus Furcht vor getarnten Spionen in ihrer Umgebung unterließ er es lieber auf die Praetorianer zu schimpfen und Tiberios als Außenstehendem konnte er auch nichts von der Geheimtür verraten. "Als ich merkte, dass Octavia Flora fehlte rief ich sofort um Hilfe. Zu jenem Zeitpunkt war der Dominus Octavius Maro zuhause, der einem jungen Spross der Iulier, Iulius Caesoninus, gerade eine Art Militärunterricht gab. Als wahre Männer von Ehre schlossen sie sich mir glücklicherweise sofort an, um die Kyria aus den Fängen des Rabastos zu retten und wir verfolgten seine Spur tief hinein in die Subura, wo dieses ekelhafte Scheusal eine Art Spiel mit uns getrieben hatte!"
    Wieder ballten sich Hephitios' Hände zu Fäusten. Er schüttelte einmal seinen Kopf, um die Wut loszuwerden und weitererzählen zu können. Jetzt musste er sich besonders am Riemen reißen, wenn er von den folgenden Durchtriebenheiten erzählen müssen würde.


    "Wir folgten der meisten Zeit über einer Spur von der wir nicht sagen hätten können, ob sie Blut oder rote Farbe ist. Begonnen hatte die im octavischen Hortus an einem Wachstäfelchen mit der Aufschrift...ähm...aja! "Komm und suche mich" stand darauf!" Niemals würde Hephitios jene spöttischen Worte auf der Wachstafel vergessen, die ihn förmlich ausgelacht hatten. Eine Herausforderung an ihn, jenem, den Rabastos so sehr gehasst hatte wegen seiner engen Beziehung zu seiner octavischen Herrin. Eine Gunst, die er selbst schon lange verloren gehabt hatte. "Wir folgten der roten Spur bis zu einem kleinen Platz auf dem sie sich plötzlich in drei separate Wege aufspaltete. Am Kreuzungspunkt wieder eine Wachstafel die uns informierte, dass zwei Pfade falsch und nur einer davon richtig wäre. Nicht, dass wir das nicht auch so gewusst hätten..." Hephitios verdrehte die Augen.
    "Lass mich kurz überlegen, wie war das da nochmal genau. Hm, ich glaube.. ja jetzt weiß ich es wieder. Es war so, dass es an der Stelle Dominus Maro zu bunt geworden war. Deshalb schickte er Kraft seines Ranges als Cornicularius Iulius Caesoninus zur Castra Praetoria mit einem Befehl an die Urbaner, sofort eine Kohorte herzuschicken, während ich ihn solange in den mittleren Pfad folgte. Wir liefen dem nach für eine Weile, aber am anderen Ende wartete ein Schlägertrupp auf uns. Also der mittlere Weg war schon mal einer der beiden falschen, das war eine schlimme Erkenntnis für mich und jetzt siehst du wieso ich damals dabei gescheitert bin meine Herrin zu retten." Resigniert blickte er Tiberios an. Das nagte immer noch ziehmlich an ihm, dass er einen der beiden falschen Wege eingeschlagen hatte und deshalb nicht Flora hatte retten können. Diesen Ruhm hatten andere dann eingestrichen.
    Er seufzte einmal tief.


    "Hmm.. ich weiß gar nicht mehr so wirklich wie wir aus dieser Lage wieder rausgekommen sind, aber ich glaube uns hatte dann doch noch eine Abteilung Urbaner das Leben gerettet. Meine Erinnerungen diesbezüglich sind verschwommen, alles ging so schnell und... achja! Ich war ja auch verletzt!" fiel es ihm da wieder ein. Der Rattenbiss! Genau, deshalb hatte er in der Zeit danach ja so lange im Fieber gelegen, die dazu führende Infektion hatte er sich in jener Nacht zugezogen. Wieder etwas, das er inzwischen fast verdrängt gehabt hatte. "Die Herrin ist schlussendlich dann von Iulius Caesoninus gerettet worden, den Dominus Maro zuvor zur Castra geschickt hatte. Die Details wollen mir gerade nicht mehr einfallen, verzeih, aber es war so in der Art, dass er den... linken(?) Pfad alleine eingeschlagen hatte nach dem Gang zur Castra und dort dann die Herrin und ihren Entführer angetroffen hat. So jedenfalls berichtete er es wenig später Dominus Maro." Hephitios verstummte. Natürlich war die Geschichte danach noch ein klein wenig weitergegangen, doch zählte das nicht mehr von jener die von seinem persönlichen Scheitern handelte. Eine Weile lang blieb er ins Leere starrend still, dann: "All das Leid, all diese Schmerzen für meine Herrin und das nur, weil ich Rabastos an dem einen Abend in Ostia nicht die Fresse poliert habe!"


    Sim-Off:


    Das Spiel des Rabastos


    Wer die betreffende Geschichte in voller Länge lesen will hier alle Kapitel.
    Sie sind zwar untereinander alle verlinkt, aber der Übersicht halber hier an dieser Stelle auch nochmal:


    1) Ein wirklich böser alter Mann (Villa Rustica Octavia, Ostia) (1 Post)
    2) Am Weg zur Rettung der Jungfrau in Nöten (Stadttor, Roma) (6 Posts)
    3) Horch, was kommt von hinten rein? (Thread: "Durch den Hortus - Hintertür", Casa Octavia) (19 Posts)
    4) Das Spiel des Rabastos (Subura, Roma) (32 Posts)
    5) Gerettet! (Thread: "Cubiculum der Octavia Flora", Casa Octavia) (22 Posts)


    a) Verstärkung für Maro (Zwischenepisode beim Kapitel "Das Spiel des Rabastos" nach Post Nr. 2) (2 Posts)

    Im Weggehen warf Hephitios dem komischen Alten noch immer wieder Blicke zurück, nur um sicher zu gehen, dass er Flora nicht nachschlich. Anscheinend waren die Kaufmannsleut' heute besonders tollkühn, wenn sie die unbedarfte Kundschaft schon an den Handgelenken zu ihrer Ware zerren mussten. Oder sprach da bloß Verzweiflung aus ihnen? Entweder das erste, oder das zweite, Hephitios fand beides nicht sehr elegant.


    So folgte er Flora über den Markt. Dabei blieb sein Blick auf einer riesigen dicken Gallierin hängen, deren Ausmaße leicht das eines Weinfasses erreichten. Mit einer Donnerstimme pries sie in kleinen Käfigen Hühner an. Hm, wie schwer wohl eine ihrer beiden Brüste sein mochte? Hephitios stellte sich ein Szenario vor in dem die Gallierin damit einen Mann aus den Sandalen stoßen konnte angesichts der schieren Größe ihrer beiden Dinger. Drei trilibra mochten es schon sein was jede Brust wog.


    Seine Herrin kam bei einem Stand mit Fläschchen zum stehen, um einzukaufen. Glücklicherweise geschah dies fürs erste ohne Zwischenfälle. Hephitios stellte sich neben Flora und sah ihr bei ihrem Einkauf zu.