
Susa war heute in der Stadt unterwegs, Ihrer Mutter ging es wieder gut und hatte den Stand auf dem Mercatus Urbis übernommen.
Sie liebte das Gedrängel auf den Straßen, auch wenn man sich vor den flinken Fingern der Taschendiebe und auch der lüsternen alten Männern in Acht nehmen musste. Erstere fürchtete sie nicht, hatte sie ja nicht was man ihr klauen könnte und für letztere hatte sie im Notfall ein kleines, aber scharfes Messer bei sich.
Als sie über die Via Ardeatina im XII Bezirk lief, kam ihr der Auflauf an einer Kreuzung kaum seltsam vor. Beim näher kommen sah sie wie zwei Fuhrleute sich lautstark stritten. Die Menschen um die beiden Streithähne hatte jeweils schon Ihre Partei gefunden und feuerten wild ihren jeweiligen Favoriten an. Es hatte sich wohl so zugetragen, dass beide gleichzeitig, von unterschiedlichen Seiten, auf die Via Ardeatina einbiegen wollten und nun, da sie sich nicht einigen konnten wer zuerst da war, die Kreuzung mit ihren vollbeladen Karren versperrten. Dahinter hatten sich jetzt schon einige weitere Karren angesammelt und auch diese Fuhrleute beteiligten sich lautstark und rüde an dem Streit, also ein ganz normaler Tag an einer Kreuzung Roms.
Susa musste schmunzelt als sie einen Jungen, den sie vor ein paar Tagen schon auf den Marcatus gesehen hatte, sich an den Beuteln der streitenden Menge gütlich tat. Selbst schuld…
Sie bog noch vor der Menge auf einen kleinen Platz ab und überblickte Ihn.
Es war nicht besonders viel los. In der Mitte des Platzes stand ein Brunnen, der langweilig vor sich hin plätscherte. Ein Reisender hatte sich auf seinem Rand nieder gelassen und kühlte seine müden Füße. Jemand hatte unter einem schattigen Baum seinen Stad aufgebaut und ein paar Männer standen dort herum. Anscheinend gab es da etwas interessantes zu erfahren.
Beim näher kommen bekam sie mit, es ging um eine neue Baustelle und es wurden wohl Arbeiter gesucht.
In Rom wurde ständig gebaut, auf- oder abgerissen, verschlimmbessert oder sogar „zwangssaniert“.
Dies schien aber etwas Besonderes zu sein. Normalerweise suchte kein geschniegelter Beamter, besonders hier im XII, nach Arbeitern.
Sie hörte gerade noch wie der Gelackmeierte etwas von „ Gruppenleiter“ und „viel Vorteil“ sagte.
Gruppenleiter, das war nix kleines, das war was offizielles, was großes.
Sie drängelte sich zwischen den Männern durch und stand nun vor dem Curator.
„Was soll den gebaut werden und vor allem wann und wo?“ platze sie einfach frei raus und sah den Mann mit fragenden, großen Augen an.