Beiträge von Lucius Annaeus Florus Minor

    Dies war nun weder erstaunlich, noch aussergewöhnlich ambitioniert, obwohl ein Procurator ab epistulis eine Position der Stufe III darstellte und daher bereits langjährige Erfahrung in anderen Ämtern oder sogar die Absolvierung der militia equestris voraussetzte. Saturninus aber war noch jung, er hatte noch Zeit und musste nicht schon heute oder morgen in den Ritterstand erhoben werden, um gegen Ende seiner Laufbahn die gewünschte Position zu erreichen. Dennoch war es für mich wichtig zu wissen, welchen Zeithorizont er sich setzte.


    Das ist ein Ziel, welches mir erreichbar scheint, wenn der Zeithorizont dafür auch stimmt. Was hast du dir da vorgestellt? Du arbeitest jetzt wie lange schon in der Kanzlei, eine Amtszeit oder zwei?

    Überrascht waren sie jetzt nicht gerade, obwohl Crispina einen Moment brauchte, um die Tragweite zu verstehen. Immerhin gehörten rote Schuhe nicht in ihre Garderobe. ;)


    Das heisst es in der Tat, Vindex, danke. Harte Arbeit zahlt sich scheinbar doch aus. Also lasst uns darauf trinken, dass die Gens Annaea ihre alte Grösse wieder erlangt!


    Ich holte noch schnell einen Becher, vergoss die üblichen Tröpfchen Wein an die 6 Himmelsrichtungen und prostete dann meiner Familie inklusive Stella zu. Auf die Annaea, auch für dich, liebe Iulia.

    Keine spezielle Bitte, keine grossen Wünsche, ganz so, wie ich Saturninus kennengelernt hatte.


    Du erbittest also mein Patronat, Furius Saturninus. Welche Ziele verfolgst du denn? Wohin soll dich dein Weg führen?


    Das war sehr wichtig, bevor ich meine Entscheidung treffen konnte. Ich musste ja wissen, worauf ich mich einliess.

    Die Frage von Crispina brachte mich ein wenig in Bedrängnis. Eigentlich wollte ich bis nach dem Essen warten, aber warum sollte ich das Geheimnis nicht schon vorher lüften?


    Ich löste mich daher von Stella und trat an das kleine Tischlein.


    Also gut, liebe Familie, ich habe eine Ankündigung zu machen:


    Mit einem gekonnten Schwung hob ich das Tuch von dem Tischlein und den darauf fein säuberlich abgelegten Gegenständen. Es standen ein paar nagelneue, geschlossene, rote Lederschuhe auf dem Tisch, eine fein säuberlich zusammengefaltete Toga mit breitem roten Clavus, darauf eine ebenfalls sauber zusammengefaltete Tunika mit demselben Clavus. Ein Fusskettchen, welches später an den Schuhen angebracht werden würde, mit einem Anhänger in Form eines silbernen Halbmondes und ein prächtiger goldener Siegelring, lagen ebenfalls da, auf einem schlichten weissen Tuch perfekt präsentiert.


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    Gespannt schaute ich meine Familie an, um ihre Reaktionen einzufangen.

    Sim-Off:

    Ich schliesse hier mal ab, damit ich meine Themen wieder etwas unter Kontrolle habe.


    Der Abend wurde lang, wenn auch nicht sehr lang. Freundschaft war eine komplexe Sache und sie würde sich entwickeln. Zu später Stunde sandte ich zur Domus Annaea, damit eine adäquate Begleitung für den nun doch nicht mehr ungefährlichen Weg nach Hause geschickt werden konnte.


    Wenig später verliess ich gut geschützt die Taberna.

    Ein Sklave der Domus Annaea brachte die folgende Bekanntmachung an der für nicht-offizielle Bekanntmachungen vorgesehenen Wand bei der Rostra an.


    Die Gens Annaea

    unter Leitung des Senators

    Lucius Annaeus Florus Minor

    lädt alle Einwohner der Stadt Rom

    zum grossen Opfer

    zu Ehren des Mars.


    Termin: PRIDIE ID MAR DCCCLXXI A.U.C. (14.3.2021/118 n.Chr.)


    Anlass: Feierlichkeiten zu den Equirria


    Ort: Pompa durch die Stadt - Opfer beim Tempel des Mars Ultor

    Nachdem ich zweimal, dreimal tief geatmet und geschluckt hatte, begann ich nun mit der Darlegung meiner Argumente.


    Mir ist bekannt, dass sowohl bei den Vigiles, als auch der Classis, schon früher und auch heute noch Liberti dienen. Ich kann auch Namen nennen, falls ihr dies wünscht. Am Ende der Dienstzeit werden sowohl bei der Classis als auch bei den Vigiles Bürgerrechte verliehen. Wenn wir also Liberti in diese Einheiten aufnehmen und sie zu Soldaten des Imperiums oder zu Beschützern unserer Häuser ausbilden, dann versprechen wir ihnen am Ende ihres Dienstes die Aufnahme in die Reihen der Cives.


    Dies ist die gelebte Handhabung im Moment und dies ist die Handhabung schon seit vielen Jahren. Es gibt Männer, die sich so das Bürgerrecht verdient und es auch erhalten haben. Unser Gesetz jedoch verbietet dies!


    Wir vertrauen den Peregrini in den Alae und Auxiliae, dass sie nach ihrer Dienstzeit treue Bürger Roms werden und erteilen den Peregrini ohne wenn und aber das Bürgerrecht. Einem Libertus, der sich durch seinen treuen Dienst über mindestens dieselbe Dauer wie ein Soldat die Freilassung erarbeitet hat, der danach bereit ist, sein Leben nochmals aufs Spiel zu setzen und erneut Dienst zu leisten, den wollen wir aber nicht in unsere Reihen aufnehmen? Patres ich frage euch, ist dies richtig? Ist dies der römische Dank für ein Leben bestehend aus Dienst an Rom?


    Ich blickte bedeutungsvoll in die Runde der Senatoren, drehte mich einmal um mich selbst, mit ausgebreiteten Händen, die Frage an die Herren übergebend.


    Und der Sklave, der sein ganzes Leben lang seinem Herrn treu gedient hat, der sich für seinen Herrn zu einem Freund, nein, einem Mitglied der Familie entwickelt hat, so dass man ihm die Freiheit schenkt. Was ist mit ihm? Was ist mit dem Herrn? Haben wir das Recht, durch ein Sklavengesetz die Adoptionsrechte eines freien Bürgers einzuschränken? Wenn ein Herr seinen Freigelassenen als einzigen Sohn adoptieren möchte, weil er keine eigenen Kinder hat und sich sicher ist, dass dieser Freigelassene die Gens in Ehre weiterführen würde, haben wir das Recht durch ein SKLAVENgesetz diesem Herrn seinen Wunsch zu verbieten?


    Ich beantrage, auf Grund der Rechte der Bürger und auf Grund der langjährigen Handhabung in den Truppen, den Paragraphen 2, Punkt 4 wie folgt zu ändern:


    "Ein Libertus kann nur durch Adoption oder Ableisten einer kompletten Dienstzeit in der Classis oder bei den Vigiles römischer Bürger werden. Dieses Recht darf er aber auf jeden Fall für seine Nachkommen beantragen, so diese nach der Freilassung geboren wurden."


    Damit schloss ich meinen Antrag, blickte zu den Consuln und übergab so das Wort an diese, damit die Senatoren die Möglichkeit erhielten, meinen Vorschlag zu besprechen.


    Sim-Off:

    Wie gesagt, das wird seit vielen Jahren im IR erlaubt und ist sogar historisch belegt, dass Freigelassene auch in der Classis und den Vigiles dienen konnten. Somit war es ihnen sehr wohl möglich, das Bürgerrecht zu erhalten. Auch eine Adoption wäre historisch nachgewiesen und spieltechnisch sinnvoll. Es gibt auch eine Spielsituation, welche auf eine solche Adoption hofft.


    Die SL ist über meine Idee informiert und ist bereit die Spielregeln entsprechend anzupassen, wenn der Senat die Gesetzesänderung annimmt.

    Es war eine Ehre, dass der Consul mich und mein Anliegen erstens angehört hatte und zweitens nun sogar einen Platz gefunden hatte, wo er dieses ins Tagesgeschäft einbringen konnte. Ich war mir durchaus bewusst, dass es unüblich war, dass von mir eigentlich erwartet wurde, zuerst zu lernen und erst später, wenn ich mich bewiesen hatte, das Recht erarbeitet hatte zu sprechen, eigene Ideen einzubringen.


    So trat ich aus den hintersten Reihen hervor, in die Mitte des hohen Hauses, die Senatorentoga noch neu und makellos. Die roten Stiefel, noch zu wenig eingelaufen, quietschten bei jedem Schritt auf dem Marmor.


    Patres conscripti, hohe Herren Consuln, ich bedanke mich zuerst für die Ehre zu euch sprechen zu dürfen. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass Jungsenatoren üblicherweise nicht selbst sprechen. Jedoch haben die Consuln beschlossen, dass mein Anliegen es Wert ist von euch gehört zu werden.


    Hier machte ich eine ganz kurze Pause, um meine Worte wirken zu lassen. Sie sollten das aufkommende Gemurmel abklingen lassen.


    Patres, ich habe in der Vorbereitung auf meine Arbeit in diesen Hallen die Gesetze studiert und habe bemerkt, dass doch einige von ihnen nicht das abbilden, was im Imperium derzeit gelebt und von den Richtern geurteilt wird. Ich habe mich daher entschieden, ein ganz bestimmtes Gesetz sofort zur Diskussion zu stellen. Es handelt sich um die Lex Germanica Servitium, Pars Quarta des Anhanges zum Codex Universalis. Dabei geht es mir nicht darum, dieses Gesetz ausser Kraft zu setzen, überhaupt nicht, denn es ist ein gutes Gesetz, aber es beinhaltet gewisse Dinge, welche wir in meinen Augen diskutieren sollten.


    Sim-Off:

    Mein Vorschlag basiert auf historischen Belegen und auf den im Moment gespielten Tatsachen in verschiedenen Einheiten.


    Ich entrollte eine Papyrusrolle mit dem Text der Lex Germanica Servitium.


    Patres, für den Fall, dass euch die Lex Germanica Servitium nicht erst kürzlich begegnet ist, habe ich den Text hier.


    Codex Universalis


    Anhang des Codex Universalis

    Pars Quarta - Lex Germanica Servitium


    § 1 Haltung von Sklaven

    (1) Jedem Bürger oder Peregrinus ist es erlaubt, Sklaven zu halten.

    (2) Der Besitzer eines Sklaven kann diesen zu jeder Art von Arbeit heranziehen.

    (3) An den Saturnalia müssen die Sklaven nicht arbeiten, dies ist zu befolgen. An den Saturnalien bedienen die Herren ihre Sklaven.

    (4) Sklaven ist es erlaubt eine Familie zu gründen, wenn der Besitzer oder die Besitzer dies erlauben. Die Kinder, die aus dieser Verbindung hervorgehen, gehören dem Besitzer der Mutter.

    (5) Sklaven ist es erlaubt in hohen Ämtern zu arbeiten und sind dann als Amtsträger ihren Untergebenen weisungsbefugt und genießen Immunität aufgrund der Amtswürde.


    § 2 Freilassung von Sklaven

    (1) Dem Eigentümer des Sklaven ist es erlaubt, diesen freizulassen.

    (2) Der Libertus ist der Client seines ehemaligem Herrn und hat deswegen die gleichen Rechte und Pflichten, die einem Clienten zustehen. Er darf den Patron nicht wechseln.

    (3) Darüberhinaus darf der Patron seinen ehemaligen Sklaven eine gewisse Anzahl von Tagen festlegen, an dem der Libertus für seinen Patron arbeiten muß. Hiebei darf der Patron jedoch nicht in der Anzahl, noch in der Arbeit selbst dem Clienten unangemessene Härten aufzwingen.

    (4) Ein Libertus kann nicht römischer Bürger werden. Dieses Recht darf er aber für seine Nachkommen beantragen, so diese nach der Freilassung geboren wurden.

    (5) In Bezug auf die Schwangerschaft einer Sklavin gilt die favor libertatis: War die Mutter bei der Empfängnis noch frei gewesen, oder hatte sie auch nur vorübergehend während der Schwangerschaft die Freiheit erlangt, so wird das Kind frei geboren.


    Langsam und deutlich las ich den Text vor. Er war ja nur kurz. Mit einem längeren Gesetz hätte ich dies anders aufgegleist und die Senatoren informiert darüber, dass sie sich den Text vorbereiten könnten.


    Der Punkt, welcher nicht mit unserer Lebensart übereinstimmt, ist Paragraph 2, Punkt 4. "Ein Libertus kann nicht römischer Bürger werden. Dieses Recht darf er aber für seine Nachkommen beantragen, so diese nach der Freilassung geboren wurden." Diesen Punkt möchte ich zur Debatte stellen und euch meine Argumente und meinen Änderungsvorschlag präsentieren.


    Ich atmete tief durch. Die Stille zeigte mir, dass ich die Aufmerksamkeit durchaus erhielt, welche ich mir erhoffte.


    (geht gleich weiter ....)

    Sim-Off:

    Da dies hier zwischen Amtsende und meiner Erhebung spielt, kann ich mich nicht für diese bedanken.


    Der Kaiser wandte sich von Vindex zu mir.

    Ich vermisse den geregelten Tagesablauf einer sinnvollen Arbeit für das Imperium und freue mich darauf, hoffentlich bald als Senator wieder einen solchen zu erhalten. Ausserdem hoffe ich, dass sich dein Aquädukt gut weiter entwickelt. Ohne Amt bin ich ja da leider aus der Arbeitsgruppe raus. Hat sich in der Zwischenzeit ein Architectus gefunden?


    Ich wusste zwar, dass ich niemals das Amt als Architectus Italiae erhalten würde, denn dieses war nicht für einen Senator bestimmt, aber vielleicht ergab sich ja die Chance, dass der Kaiser einen Architectus für dieses eine Bauwerk in Erwägung ziehen würde. Jemand ohne den offiziellen Titel, aber mit dem nötigen Wissen, das ich durch meinen Cursus Architecturae belegen konnte, der keinen Grund hatte sich an ein Amt zu klammern, nur um ein gesichertes Einkommen zu erhalten.

    Vielleicht hatte Varenus ja in der Zwischenzeit bereits mit dem Kaiser über die Möglichkeit einer Ernennung zum Legatus Augusti gesprochen?

    Die Antwort von Saturninus freute mich. Dann hatte er meine Worte und Zeichen also richtig verstanden und hatte sich entschieden, dass unsere gemeinsame Zeit im Palast ihm genug über meine Einstellung verraten hatte, um diese Verbindung einzugehen.


    Mit welchem Anliegen trittst du denn vor mich, um mein Patronat zu erbitten?


    Der Anfang einer solchen Verbindung war immer schwierig und daher durch Floskeln und klare Schritte geregelt, durch welche wir uns halt nun hindurcharbeiten mussten.


    Sim-Off:

    Das ist Spekulation, da ich dazu keine Quellen kenne. Es wäre aber sinnvoll, damit beide Seiten wissen, woran sie sich halten und orientieren können.

    Das Gesetz verlangte von den Senatoren, dass sie den römischen Amtseid in seiner Gänze ablegten. Da ich diesen bereits mehrfach abgelegt hatte, war er mir noch gut im Gedächtnis und ich hatte keine Probleme damit, dieser Anforderung nachzukommen:


    EGO, LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR, HAC RE IPSA DECUS IMPERII

    ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE

    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR, OFFICIUM SENATORIS

    IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN

    OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET

    VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM

    ESSE IURO.


    EGO, LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR, RELIGIONI ROMANAE ME

    FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM

    PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR, OFFICIIS MUNERIS

    SENATORIS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA

    IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE

    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO

    MUNUS SENATORIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS

    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.

    Wenig später, denn die meisten Klienten wollten bloss ihren Patron grüssen und damit die ehrenvolle Tradition aufrecht erhalten, welche jedem Bürger auf den Strassen am morgen jeweils zeigte, wo einflussreiche Leute hausten - als ob man das nicht sowieso schon wusste - wenig später also, war die Reihe bereits an Furius Saturninus und Ursus leitete ihn ins Innere der Domus, wo er ihn ankündete:


    Furius Saturninus, nicht Klient.


    Ich sass auf dem extra dafür ins Atrium gestellten Stuhl und empfing dort die Klienten. Als der Name von Saturninus erklang, hob ich eine Augenbraue. Ich hatte nicht geahnt, dass es so schnell gehen würde, ehe der junge Mann mein Angebot annehmen würde.


    Guten Morgen, Furius Saturninus. Was führt dich zu meiner Salutatio?


    Die Begrüssung war freundlich im Tonfall, aber ganz "Geschäft", denn nichts anderes war die Salutatio.

    Ursus kannte zwar den jungen Mann bereits, der sich heute in die Reihen der Klienten einordnete, doch es war ihm neu, dass dieser ein Klient sein sollte. Daher sprach er ihn an:


    Guten Morgen. Klienten des Dominus kommen zuerst dran. Möchtest du neu Klient von Senator Annaeus Florus werden? Falls ja, dann stell dich bitte hier an und lasse den Männern, welche bereits Klienten sind, den Vorrang. Die Zeit wird sicherlich für alle reichen, auch für dich.


    Ursus nahm nicht an, dass dies Probleme bereiten würde. Es war der übliche Vorgang und so viele Klienten waren es noch nicht, welche der Dominus hatte, so dass jeder dran kommen würde.

    Jeden Morgen empfängt der Senator Lucius Annaeus Florus Minor seine Klienten bei der Salutatio.


    Meist kommen nicht bloss solche, die ein Anliegen haben. Die Salutatio ist für viele Klienten eher ein Ehrenritual. Bittsteller können auch sonst anklopfen und schauen, ob der Hausherr anwesend ist. Der Hühne Ursus, Ianitor der Domus Annaea, bewacht während der Salutatio die Porta und stellt sicher, dass nur Klienten des Senators oder potentielle neue Klienten eingelassen werden. Er ordnet die Klienten auch nach deren Status und Wichtigkeit, damit die neuen Klienten nicht vor den wichtigen alten Klienten drankommen.


    Sollte die Menge der Klienten die Zeit des Hausherrn überschreiten, ist es ebenfalls Ursus, der den restlichen Klienten klar macht, dass die Salutatio abgeschlossen ist und sie entweder morgen wieder ihr Glück versuchen müssen, oder als Bittsteller zu einem sonstigen Zeitpunkt anklopfen müssen.

    Der Hühne Ursus, Ianitor der Domus Annaea, öffnete den Sehschlitz. Die Ankündigung war ihm sehr suspekt. Er kannte das Amt der Vigintiviri, aber es war ihm völlig neu, wie ein Vigintivirat zu Besuch kommen sollte. Ein Vigintivir, vielleicht, aber ein Vigintivirat? Und warum sollte ein Vigintivir unangekündigt bei einem Senator auftauchen?


    Der Blick aus dem Sehschlitz zeigte eine einzelne Person. Ein junger, athletisch aussehender Mann von mittlerer Grösse, also gut 2 Köpfe kleiner und wohl bloss halb so breit wie Ursus selbst. Daher öffnete er nach dem Sehschlitz auch die Porta.


    Was wünscht der Herr?


    Dabei füllte Ursus die ganze Porta aus, denn er hatte nicht vor einfach jeden einzulassen, der mit einem Ämtertitel um sich warf.

    Wenig später betrat auch ich das Speisezimmer, begleitet von Stella. Ein Blick zeigte mir, dass die Sklaven den heimlich von mir bestellten Tisch schön vorbereitet und etwas abseits hingestellt hatten. Dann war ja alles bereit für den grossen Abend!


    Hallo zusammen, schon wieder vor mir da? Wollt ihr die Familienessen etwa eine Stunde vorverschieben oder lieber gleich schon am Mittag anfangen? Das wäre nicht gut. Ich brauche die Zeit auch für meine Verlobte ... apropos ... Das hier ist Iulia Stella. Sie wird meine Frau werden, irgendwann. Stella, das ist Vindex. Ich habe dir schon von ihm erzählt. Und das ist meine Cousine Crispina. Sie kam erst kürzlich auch Misenum.


    Ich zeigte jeweils auf den entsprechenden Menschen, obwohl es eigentlich völlig logisch war, wer nun wer war.

    Das war zu viel für mich. Ich umschlang sie wie ein Bär und drückte sie ganz fest.


    Du machst dich lustig über mich. Dir werde ich zeigen, was passiert, wenn ein Weib sich über ihren Mann lustig macht. prustete ich vor Lachen und drückte ihr einen dicken Kuss auf den Mund.


    Komm, wir müssen es der Familie erzählen. Bleibst du zum Abendessen? Vielleicht hast du schon gehört, dass meine Cousine nun auch hier lebt. Damit wäre es durchaus nicht mehr unschicklich, wenn du bleiben würdest. Wir wollen zu den Equirria auch noch ein Opfer ausrichten, da könnten wir dich als Opferhelferin brauchen, aber solche Dinge besprechen wir üblicherweise beim Essen.


    Von Vindex wusste sie schon, auch wenn sie ihn noch nicht kennen gelernt hatte.


    Wir verliessen das Officium.


    Wenig später hatte ich den Sklaven noch den Befehl gegeben, einen speziellen Tisch beim Essen auf der Seite vorzubereiten und diesen mit einem weissen Tuch mit breitem roten Clavus abzudecken. Bald sollte alles bereit sein für das Familienessen.

    Da war sie wieder, die Frau die mich gnadenlos gefangen hielt. Sie war so ... so ... einzigartig. Auch ihre Wechsel von neckisch und lustig wieder zu ernst waren etwas, was mich immer wieder erstaunte.


    Ja, Saturninus hat mir in der Tat eine Nachricht überbracht, die mich sehr freut.


    Ich erhob mich vom Stuhl und liess Stella dabei sorgfältig auf ihre Füsse gleiten. Dann ging ich hinüber zum Tisch und händigte ihr ohne etwas zu sagen die Urkunde aus, welche ich kurz zuvor erhalten hatte.

    Stella küsste mich, bevor sie mit ihrer Nachricht herausplatzte. Es war eine wunderbare Nachricht! Das gab meiner zukünftigen Frau eine reale Aufgabe und die Möglichkeit, selbst auch etwas zum Ruf unserer gemeinsamen Familie beizutragen.


    Das ist wunderbar! Und eine ganz tolle Idee von dir. An die alte Societas Veneris hatte ich nie gedacht, aber es macht Sinn!


    Natürlich hatte ich nie daran gedacht, ich war schliesslich auch ein Mann und diese durften ja nicht beitreten.


    Ich freue mich riesig für dich! Das ist sicher eine grosse Sache. Chefin einer so alten Societas, da könnte ich neben dir fast erblassen, wäre da nicht vorhin Furius Saturninus bei mir gewesen.


    Die Andeutung musste im Moment ausreichen. Auch wenn meine Aussage so tönen könnte, als wären wir in einem Wettkampf des Status gefangen, so war es nicht so und ich gönnte Stella ihre neue Aufgabe von ganzem Herzen.