Nun kam der grosse Augenblick, für den alles Vorangegangene eigentlich nur die Vorspeisen darstellte. Mein Mund wurde unerwartet trocken und ich musste mich zwingen, nicht nervös mit der Zunge über meine Lippen zu streifen.
Dies bringt uns zu tertium:
Bei unseren Diversen Überlegungen, wie man die Entsorgung der Fäkalien verbessern oder beschleunigen könnte, kamen auch Dinge zur Sprache, welche weit ausserhalb des sonst Gewohnten lagen. Eine solche Idee sollte sich als machbar erweisen und wurde in der Folge auch getestet.
Nun musste es raus. Nochmals holte ich Atem und dachte an meine Schutzgötter Venus und Mars.
Die Idee kam uns, als wir nach einem starken Regenfall während eines Kontrollganges von unseren Männern hörten, dass die Arbeit so um Vieles leichter sei. Wir dachten danach darüber nach, das Überschusswasser aus den Sammelbecken, öffentlichen Brunnen und Pumpstationen zu nutzen und durch eine Schwemmung der Strassen einen starken Regenfall zu simulieren.
In Absprache und unter Mitarbeit des Praefectus Urbi durften wir an einer Strasse an der Grenze zur Subura unsere Idee testen. Das Überschusswasser aus dem Pumpwerk oberhalb der Strasse wurde kontrolliert auf die Strasse geleitet, nachdem diese von Hand vom groben Abfall gereinigt wurde, den die Bewohner und Ladenbesitzer entgegen den geltenden Gesetzen nicht selbst entsorgt hatten.
Wir sprechen hier von einer Schwemmung in der Höhe von 1-2 Finger breit. Diese war leicht zu kontrollieren und da es sich lediglich um das Überschusswasser des Pumpwerkes handelte, wurden keine anderen Leitungen betroffen.
Die Auswertung des Experimentes mit dem Praefectus Urbi zusammen hat ergeben, dass wir dem Kaiser und dem Senat gerne vorschlagen würden, diesen Versuch auf grössere Gebiete auszuweiten.
Wir haben dazu bei den Curatores Aquarum alle erhältlichen Zahlen zum Überschusswasser eingeholt und mit den Plänen der Stadt abgeglichen. Es gibt nur wenige Strassen, welche auf Grund fehlender Neigung oder fehlender Gehwege für eine Schwemmung nicht in Frage kommen.
Auch die Auswertung der Zahlen hat ergeben, dass genügend Wasser vorhanden ist, um zumindest die am schwersten verschmutzten Strassen dauerhaft auf diese Art und Weise reinigen zu können.
Der Vorteil liegt auf der Hand. Saubere Strassen führen zu weniger Geruchsbelästigung und zu einer höheren Attraktivität der Wohnlage. Zudem könnten wir die Anzahl Arbeiter pro Trupp weiter anpassen und so für alle Gebiete der Stadt eine wesentliche Verbesserung der Lage erreichen.
Meine Kollegen traten nun hervor und hielten grosse Karten der Stadt empor, für die Senatoren sichtbar markiert mit den Gegenden, welche schwemmbar wären und denjenigen die weiterhin nach altem Brauch gereinigt werden sollten.
Ich schwieg zum ersten Mal und wartete auf Reaktionen. Ich wusste sehr wohl, dass ich nicht alle Informationen gegeben hatte und dass viel von den Reaktionen der Senatoren oder des Kaisers abhängen würde.