Thula ist tot!
Bitte einmal auf in Elysio setzen.
Thula ist tot!
Bitte einmal auf in Elysio setzen.
Schnell notierte ich noch das letzte Maß auf der Fibula, welches ich als letztes gemessen hatte. Denn sonst hätte ich es ganz schnell wieder vergessen. Nachdem das erledigt war, suchte ich schon einmal einige Stoffe aus, die ich unserem Kunden zeigen wollte. Währenddessen hatte Amir noch ausgiebig Zeit, sich mit seinem Bekannten zu unterhalten. Die beiden mussten sich in Mogontiacum kennengelernt haben. Ich persönlich dachte immer mit gemischten Gefühlen an Mogontiacum zurück. Dort hatte Massa seine Liebe für mich entdeckt. Doch letztendlich hatten die Ereignisse dazu geführt, dass er sich wieder von mir distanziert hatte. Nur so konnte ich es mir erklären, warum er wieder Rom verlassen hatte. Seitdem hatte ich mich in die Arbeit mit meinem Geschäft gestürzt. Damit ich möglichst wenig Zeit hatte, darüber nachzudenken, wie es tief in mir drinnen aussah. Dort regierte die Einsamkeit. Was hätte ich dafür gegeben, wieder bei ihm zu sein.
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Amir
Amir freute sich sichtlich über den Besucher aus Germania. Zusammen hatten sie tatsächlich einige Abenteuer erlebt. Dem Syrer hatte das damals auf eine gewisse Weise gefallen. Es war ein guter Kontrast zum schnöden Alltag gewesen. Letztendlich war ihre Suche erfolgreich gewesen. Auch wenn sein Dominus mit seinen Soldaten früher am Ziel gewesen waren.
„In Cumae warst du auch! Da hast du ja einiges erlebt!“ Von Rom nach Cumae war es noch ein ganz schönes Stück! Carbos gesamte Reise musste Monate gedauert haben. „Wie lange wirst du denn noch hier in Rom bleiben? Oder machst du dich schon bald auf die Reise zurück nach Germania?“
Bitte einmal zurück. Danke!
Time to say goodbye! Bitte Thula ins Exil schieben. Danke!
Ich nickte zufrieden. Vielleicht fand ich sogar noch andere kostbare Waren aus fernen Ländern, die ich mir privat gönnen konnte – mit etwas Glück sogar zu zweit. Doch zunächst wollte ich mich den geschäftlichen Dingen widmen. Dazu gehörte auch, mit dem Eigentümer des Handelshauses zu verhandeln. Der Sklave jedoch versetzte meinen Hoffnungen, den Furius wieder zu sehen einen herben Schlag. Die Enttäuschung, die ich innerlich empfand, wollte ich jedoch nicht nach außen dringen lassen. So überspielte ich meine Frustration mit einem Lächeln und winkte ab.
„Ach nein, das ist nicht notwendig! So habe ich einen Grund, noch einmal herzukommen. Aber du könntest ihm ausrichten, dass ich hier war. Über eine Erfrischung würde ich mich aber trotz allem freuen.“
Damit ich nun nicht vollkommen umsonst gekommen war, wollte ich das Angebot des Sklaven annehmen. Sollte er mir doch dann die Ware zeigen! Wenn mir es zusagte, was ich sah, dann konnte ich auch mit ihm Geschäfte machen. Zumindest wirkte der Sklave in dieser Hinsicht sehr kompetent.
„Nun, du kannst mir gerne eure Ware zeigen. Ich würde gerne die Qualität prüfen und möchte auch gerne erfahren, welche Farben und Muster ihr vorrätig habt.“ Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb kurzzeitig auf jenem Sklaven hängen, der zuvor damit beschäftigt gewesen war, einen Seidenballen in eines der Regale zu legen. Schließlich wanderten meine Augen wieder zurück zu dem jungen Sklaven.
„Du hast deinen Dominus begleitet, als er bei mir im Laden war, nicht wahr?“ Wenn ich mich recht erinnerte, hatte der Sklave sich mir diesem Iulier-Sklavenmädchen recht intensiv unterhalten, während ich mich um seinen Dominus gekümmert hatte. Der Sklave hatte an diesem Tag ein trauriges Bild abgegeben. Heute jedoch war er zwar einfach aber ordentlich gekleidet. „Leider ist mir dein Name entfallen, fürchte ich.“
Nachdem ich eingetreten war, schaute ich mich sofort um, in der Hoffnung, Furius Philus wieder zu sehen. Doch stattdessen traf mein Blick seinen Sklaven, der ihn auch schon vor einigen Tagen in meinen Laden begleitet hatte. Wie Aufmerksam von ihm, dachte ich. Er begrüßte mich mit meinem Namen, den er sich offensichtlich noch gemerkt hatte und titulierte mich sogar mit Domina. Leider hatte ich seinen Namen schon wieder vergessen.
In seiner Hand hielt eine Tabula und den dazugehörigen Stylus und machte dadurch einen recht geschäftsmäßigen Eindruck auf mich. Das Bronzetäfelchen, auf dem der Name seines Dominus zu lesen war, sprang mir sofort ins Auge und erinnerte mich an mein eigenes Schicksal. Glücklicherweise hatte Massa nie darauf bestanden, dass auch ich ein solches Täfelchen tragen musste.
Amir hielt sich dezent im Hintergrund, was ihm ganz gelegen kam. Denn heute musste nicht er die Verhandlungen führen. Diese Aufgabe fiel mir zu.
„Salve! Bitte nur Viniciana Thula. Ich bin keine Domina, “ entgegnete ich lächelnd auf die freundliche Begrüßung des Sklaven. Ich verabscheute die Sklaverei. Die Tatsache, dass ich freigelassen worden war, machte mich noch lange zu einer Domina. „Ich interessiere mich für Seide. Ich nehme an, ich bin hier richtig.“ Mir war zu Ohren gekommen, dass der Furius stets über exzellente Ware verfügte. Doch natürlich wollte ich mich selbst davon überzeugen.
„Sag, ist auch dein Dominus zugegen?“, fragte ich beiläufig nach einer Weile. Nicht weil ich dem Sklaven etwa nicht vertraute. Letztendlich aber war der eigentliche Grund meines Besuches, den Furius wieder zu sehen.
Einmal in der Woche spannte Amir immer früh morgens den Wagen an, um damit nach Ostia zu fahren. Genauer gesagt war sein Ziel der Portus Ostiensis. Seine Aufgabe war es, bei den dort ansässigen Handelshäusern Stoffe zu kaufen. Die edlen Stoffe, die bei der „flinken Nadel“ verarbeitet wurden, stammten meist aus fremden Ländern, die über ferne Handelsrouten vom Orient bis nach Rom gelangten. Besonders Kleider aus Seide waren der letzte Schrei, auch wenn kritische Stimmen dies aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen verwerflich fanden und am liebsten den Handel mit Seide verboten hätten.
Seide, so hatte Amir gelernt, wurde aus den Fäden von Raupen hergestellt. Besonders in Serica, einem sagenumwobenen Land im fernen Osten, verstand man sich auf diese Kunst. Über die Seidenstraße gelangten die edlen Stoffe ins Reich der Parther. Auch wenn die Parther die Feinde Roms waren, so bestanden doch Handelsbeziehungen zwischen den Reichen. Per Schiff gelangte dann die begehrte Ware bis nach Ostia.
Für gewöhnlich blieb ich in Rom, um Nelia beim Nähen zu unterstützen, wenn gerade keine Kundschaft meinen Laden beehrte. Außerdem mochte ich es nicht, für mehrere Stunden auf dem Wagen durchgeschüttelt zu werden. Auf der Straße zwischen Rom und Ostia waren jeden Tag unzählige Fuhrwerke und sonstige Passanten unterwegs, wodurch es regelmäßig zu Behinderungen kam. Unfälle und Pannen blieben dabei nicht aus.
Doch heute hatte ich mich dazu durchgerungen, den syrischen Sklaven zu begleiten. Durch Zufall hatte er vor einigen Tagen im Gespräch das Handelshaus Furii erwähnt. Bei diesem Namen war ich hellhörig geworden. Der Name des junge Herrn, der vor wenigen Tagen in der Schneiderei erschienen war, um mehrere Kleidungsstücke schneidern zu lassen, war ebenfalls Furius gewesen. Ich hatte Erkundigungen eingezogen und war mir nun sehr sicher, dass es sich um den ein und selben Furius handeln musste, dem eben jenes Handelshaus gehörte. Insgeheim hoffte ich, den Furius dort wiederzusehen. Doch ich gab vor, neue Handelspartner finden zu wollen und mir selbst ein Bild von deren Waren machen zu wollen.
Hermes schien uns tatsächlich gewogen zu sein, denn die Fahrt nach Ostia war recht unproblematisch gewesen, so dass wir noch vor der dritten Stunde unser Ziel erreichen konnten. Nachdem wir uns durchgefragt hatten, standen wir kurze Zeit später vor dem Handelshaus. Ein seltsamer Geruch, den Amir als Weihrauch-Duft ausgemacht hatte, lag in der Luft. Große Lettern mit der Aufschrift ‚Handelshaus Furii‘ und ein hölzernes bemaltes Schild ließen keinen Zweifel daran, dass wir hier richtig waren. Ich schritt voran, gefolgt von Amir, und betrat das Gebäude.
Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, solche fleißigen Mitarbeiter wie Amir und Nelia zu haben. Mit den beiden würde mein Geschäft mit Sicherheit florieren – irgendwann. Aber ich sagte mir immer wieder, dass es sich eines Tages auszahlen würde, wenn möglichst alle meine Kunden mit einem guten Gefühl der Zufriedenheit meinen Laden wieder verließen, nachdem ich sie freundlich und kompetent bedient hatte. Der Kunde musste das Gefühl haben, dass unsere Arbeit ihren Preis wert war. Wenn die Qualität stimmte, dann zahlte jeder Kunde gewiss auch einen ordentlichen Preis für seine Ware. Daher versuchte auch ich meine Arbeit so gewissenhaft wie es mir eben möglich war, zu machen. Doch als Amir plötzlich den jungen Mann ansprach, dessen Maße ich gerade aufnahm und dieser im Gegenzug einige Herzschläge später darauf reagierte, hielt ich erstaunt inne und richtete erst meinen Blick auf Amir und dann wieder auf meinen Kunden. „Oh, ihr beiden kennt euch? Das ist ja… interessant!“
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Amir
„Na klar kenne ich ihn. Das ist Norius Carbo aus Mogontiacum!“, rief der Syrer erfreut aus. Dummerweise hatte ich keinen blassen Schimmer, wer Norius Carbo war, auch wenn mir sein Gesicht irgendwie bekannt vorkam. Sicher hatte auch ich ihn einmal in Mogontiacum gesehen. Armir aber schien ihn besser zu kennen. Wahrscheinlich verband ihn mit dem jungen Mann sogar eine Freundschaft, von der ich nichts wusste.
„Ach, mir geht´s gut! Wenn mich nur Thula nicht immer so auf Trab halten würde…“, entgegnete er grinsend. „Nun ja, nachdem unser Dominus seine Dienstzeit in Germanien beendet hatte, sind wir alle wieder nach Rom zurückgekehrt. Kaum waren wir wieder hier, ist Dominus Vinicius wieder auf Reisen gegangen – allerdings ohne uns! Vorher hat er Thula aber in die Freiheit entlassen. Nun unterstützen Nelia und ich sie in ihrem neuen Laden. Aber sag mal, bist du jetzt extra aus Mogontiacum hergekommen, um dir bei uns neue Kleider schneidern zu lassen?“, rief der Syrer mit einem breiten Lächeln. Natürlich war ich auch gespannt, was der junge Mann sagen würde und vor allen Dingen interessierte es mich brennend, woher sich die beiden kannten.
ZitatOriginal von Gnaeus Furius Philus
Natürlich war ihm die Nähe der Frau angenehm aufgefallen. Wem würde das nicht auffallen? Noch dazu wo es ja nicht grade unangenehm war. Das die Tür auf ging bemerkte er das ganz nur nebensächlich den so war es wenn man den Umgang mit Diener gewohnt war. Man bemerkte sie irgendwann nicht mehr.
Nun aber ging es dann doch an die Auswahl. Er folgt der Frau auf dem Fuß in Richtung des Tisches auf dem die Auswahl lag. Er folgte ihren Ausführungen erst mit den Ohren dann mit den Augen die er auf seine Hände heftete als sie ihm einen besonderen Stoff zeigen wollte. Hm hm das sah wirklich sehr gut aus das musste man sagen. „Ich benötige ihn für eine Weiße Toga und eine Tunika mit einem angusus clavus. Ich habe einen Termin im Palast und möchte einen sehr guten Eindruck erwecken." Es war natürlich klar das das hieß das ihre Kleidung im Palast getragen werden würde. Was wenn man es so nahm eine richtig gute Werbung für sie sein konnte. Davon das man natürlich als Handwerker sehr stolz auf seinen Arbeit sein konnte wenn man wusste das jemand diese für solch einen Anlas brauchen würde.
Vorerst widmete ich mich voll und ganz meinem Kunden. Nicht etwa nur weil er einen recht begüterten Eindruck machte. Irgendetwas an ihm wirkte anziehen auf mich. Jedoch war mein wohl der ungeeignetste Ort der Welt, um ihn das wissen zu lassen. Sollte sich Nelia sich mit dem Mädchen abgeben, das kurz zuvor eingetreten war.
Nelia indes kümmerte sich weiter um ihre Näharbeit. Sie hatte kurz aufgeschaut und das Mädchen erblickt. Es unterhielt sich ganz eifrig mit dem begleitenden Sklaven des jungen Herrn, die Thula in Beschlag hatte. Womöglich gehörte sie auch zu ihm. So entschied sie sich dafür, die beiden vorerst nicht zu stören. Zumindest solange, bis sie den Saum der Tunika zu Ende genäht hatte.
Meinem Kunden gefiel wohl der Stoff, den ich ihn gezeigt hatte. Er tat sicher gut daran, wenn er sich dafür entschloss. Zumal er mir dann mitteilte, wofür er den Stoff benötigte. Für einen öffentlichen Termin also. Nein, es kam noch besser! Es war ein Termin im Palast! „Oho, einen Termin im Palast!“, erwiderte ich bewundernd. „Dann machst du mit diesem Stoff sicher nichts falsch! Selbstverständlich habe ich ihn auch in Weiß und mit Purpurstreifen vorrätig.“ Zur Bestätigung meiner Worte warf ich schnell noch einen Blick in eines der Regale, welches hinter mir stand und das über und über mit Stoffen in den verschiedensten Farben und Mustern bestück war. Mit einem Griff zog ich den Ballen Stoff mit den Purpursteifen hervor. Kurz danach hatte ich auch den weißen Stoff hervorgezogen und legte sie beide auf den Tisch, damit sich mein Kunde von der Qualität noch einmal überzeugen konnte. „Die Wolle, aus der dieser Stoff hergestellt wurde, stammt aus Achaia“, fügte ich erklärend hinzu.
ZitatOriginal von Gnaeus Furius Philus
...
Dann also sollte es um den Soff gehen und er hatte da schon so seine Vorstellungen. „Dazu habe ich gleich eine konkrete Frage. Als Römer hat man ja immer so mit seinen Traditionen zu hadern. Traditionell nehmen wir Römer ja gern Wolle aber mir ist Leinen aufgrund seiner feineren Struktur lieber. Aber ich kenne von einigen Geschäftspatnern auch sehr feine Wolle. Wie siehst du das? Außerdem kommt es da ja auch immer darauf an was du auf Lager hast. Wenn Wolle dann brauche ich sie sehr weiß gebleicht." Und natürlich hatte er ihr noch nicht gesagt das er eine Tunika mit einem schmalen Purpursteifen brauchte. Denn es gab durchaus Wollstoff in die schon Purpurstreifen eingewoben waren. Ob es solchen auch als Leinenstoff gab wusste er nicht.
Ja, ich hatte es auf eine besondere Art genossen, diesen jungen Mann zu vermessen und war ihm dabei manchmal näher gekommen, als dies wohl tatsächlich nötig gewesen wäre. Doch irgendetwas hatte mich gesteuert und hatte dabei meinen Verstand für kurze Zeit außen vor gelassen. Erst als die Schelle der Ladentür erschallte, die anzeigen sollte, wenn ein neuer Kunde den Laden betrat, wurde ich wieder in die Realität zurück versetzt und ich begriff, was ich getan hatte. Hoffentlich hatte er nichts davon mitbekommen! Doch er hatte alles über sich ergehen lassen, was mich darauf hoffen ließ, dass er nichts von meinen Gefühlen ahnte.
Ich sah mich kurz zur Ladentür um und erkannte ein junges Ding, das sich sehr ungeschickt anstellte, da sie fast den Sklaven meines Kunden umgerannt hätte, als sie eintrat. Dabei ließ sie die Stoffe, die sie bei sich trug auch noch fallen. Sicher war sie auch eine Sklavin, dachte ich, allerdings keineswegs abschätzig. Denn vor noch nicht allzu langer Zeit war ich selbst eine gewesen. Hätte mich Massa damals nicht gekauft und mir die Chance gegeben, etwas aus mir zu machen, wäre ich wahrscheinlich immer noch so wie diese Sklavin dort. Eine Handlangerin, die irgendwelche Botengänge erledigte.
Schnell wandte ich mich wieder meinem Kunden zu, denn nun sollte es um die Auswahl des Stoffes gehen. Nun würde sich entscheiden, ob das neue Kleidungsstück eine günstige und damit qualitativ minderwertige Tunika werden sollte oder ob sich mein junger Kunde dazu durchringen konnte, sich die edelsten Stoffe zu leisten. Gemeinsam mit ihm schritt ich dann zu einem Tisch, auf dem bereits einige Ballen Stoff darauf warteten, verarbeitet zu werden.
Offenbar hatte sich der junge Herr diesbezüglich schon so seine Gedanken gemacht, was ich sehr schätzte.
„Nun sicher ist Leinen besonders an warmen Tagen ganz angenehm auf der Haut zu tragen. Doch wenn ich dir etwas zeigen darf, junger Herr. Ich habe hier einen besonders aufwändig gewebten Wollstoff, der aus sehr dünnen Fäden besteht. Damit hast du einen besonders leichten Stoff und bleibst der Tradition treu.“ Ich zog einen der Ballen zu mir und hielt ihm den Stoff entgegen, so dass er sich selbst von der hohen Qualität des Materials überzeugen konnte. „Sieh nur, wie filigran er ist. Er fühlt sich kaum wie ein Wollstoff an. So leicht ist er. Ich hätte ihn sogar in verschiedenen Farben vorrätig. Für welchen Anlass benötigst du denn die Tunika, wenn ich fragen dürfte, junger Herr.“
„Nun gut!“, erwiderte ich lächelnd und stellte den Becher zur Seite. Nelia erhob sich ebenfalls wie auf Kommando, hatte sie doch schon die ganze Zeit gewartet. Doch heute wollte ich gerne das Vermessen übernehme. Warum auch immer, der Furier hatte etwas an sich, was mich irgendwie anzog. „Ach lass nur Nelia, ich übernehme das heute! Du kannst dich ruhig weiter deiner Näharbeit widmen“, meinte ich zu Nelia. Die zuckte mit den Schultern und reichte mir das Maßband und die Tabula. „Wie du meinst, Thula.“
Ich nahm mir Maßband und Tabula und bat meinen Kunden aufzustehen. „Bitte stelle dich aufrecht und gerade vor mich, damit ich deine Größe ermitteln kann, junger Herr.“ Es dauerte nicht lange und ich konnte in sein markantes Gesicht und seine braunen Augen blicken. Zwar gefiel mir, was ich sah, doch es ziemte sich nicht, einen Kunden so anzustarren. Ich setzte also das Maßband an und notierte die Werte. Dabei ließ ich mir ausreichend Zeit, denn ich wollte ordentlich und gewissenhaft arbeiten. Danach folgte die Arm- und Beinlänge. Für letzteres kniete ich mich vor ihn und notierte dann die Maße. Dann erhob ich mich wieder. Nun musste nur noch der Umfang seines Thorsos ermittelt werden. „Junger Herr, wenn du bitte die Arme anheben könntest.“
Wieder setzte ich das Maßband an und umfasste damit seinen Oberkörper. Dafür kam ich ihm recht nah, so dass ich das Duftwasser riechen konnte, welches er am Morgen benutzt hatte. Ich empfand den Duft anregend, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich hatte ich Brust-, Hüft- und Taillenumfang ermittelt. „So, das hätten wir. Wenn du möchtest, können wir jetzt die Stoffe auswählen.“
Nachdem Furius meine Frage mit ja beantwortet hatte, richtete ich meinen Blick zu Nelia. „Nelia, würdest du uns bitte verdünnten Wein und etwas Obst bringen?“ Die Sklavin ließ sich nicht lange bitten, nickte freundlich und erhob sich, um im hinteren Teil des Ladens zu verschwinden. Kurze Zeit später erschien sie mit einem Tablett wieder, auf dem sich eine Schale Obst eine Kanne mit verdünntem Wein und zwei Becher befanden. Nelia stellte das Tablett auf einem Tischchen ab, welches bei einer Sitzgelegenheit stand. Sie goß das Getränk in die Becher ein und reichte einen dem Kunden und einen mir. „Danke Nelia!“, entgegnete ich.
Natürlich trank ich nicht sofort, sondern wartete einen Moment! „Auf dein Wohl!“ Ich hob den Becher und prostete meinem Kunden zu, dann nippte ich kurz daran. Ich ließ dem Furius genügend Zeit, um zu trinken. Dann machte ich eine einladende Geste, um ihm zu signalisieren, dass ich bereit war, ihm nun die Maße zu nehmen. „Wenn es dir recht ist, können wir nun beginnen.“
Nelia nickte lächelnd. Ein Kunde ganz nach ihrem Geschmack! Einer, der sich für gute Wertarbeit auch die nötige Zeit nahm und sie hoffentlich auch wertschätzte. Sofort sah sie sich nach einem Maßband um und griff danach. Jedoch schritt sie nicht sofort zur Tat, sondern wartete sie geduldig ab, bis ich mich mit unserem neuen Kunden unterhalten hatte.
Mein erster Eindruck hatte mich nicht getrübt. Der junge Herr stellte sich mir vor. Dadurch erfuhr ich, dass er tatsächlich einer Kaufmannsfamilie aus Ostia entstammte. Ein junger aufstrebender Mann mit Geld, so durfte ich doch hoffen. Genau das, was ein Laden wie meiner benötigte, der gewissermaßen noch im Aufbau war und sich erst noch einen Namen machen musste.
„Es ist mir eine Freude, dich in meinem Laden zu begrüßen, Furius. Mein Name ist Viniciana Thula. Ich hoffe, wir werden deinen Ansprüchen gerecht werden“, entgegnete ich ihm. Mit einer ordentlichen Portion Stolz hatte ich ihm meinen Namen genannt, der darauf hinwies, dass ich eine Libertina war und keine Sklavin mehr.
„Wenn es dir recht ist, werden wir nun deine Maße ermitteln, verehrter Furius. Darf ich dir jedoch zuvor eine Erfrischung bringen lassen?“ Natürlich hatte ich für meine Kundschaft immer etwas Wein und frisches Obst vorrätig, denn sie sollten sich bei mir wohlfühlen, wenn sie in meinem Laden weilten. Besonders dann wenn sie einen betuchten Eindruck machten, so wie Furius hier.
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Nelia nickte freundlich, als der neue Kunde erwähnte, die Schneiderei sei ihm empfohlen worden. Das war ein Zeichen dafür, dass sie gute Arbeit ablieferten. Und Kunden, die zufrieden waren, waren sowieso die beste Werbung für einen kleinen Laden, wie es der von Thula war.
Nelia griff nach einer Tabula und begann eifrig zu notieren. „Eine Tunika, eine Toga, in drei Tagen. Mmh, da werden wir uns etwas sputen müssen. Aber das wäre machbar,“ meinte sie und lächelte wieder. Im Augenblick hatten sie keine eiligen Aufträge zu erledigen. Ein paar Flickarbeiten und ein paar Umänderungen hatten sie in den letzten Tagen angenommen. Die Tunika, an der sie gerade arbeitete war außerdem schon so gut wie fertig.
„Wenn du etwas Zeit mitgebracht hast, dann könnten wir sofort Maß nehmen und wenn du dann noch den Stoff aussuchen möchtest, können wir sofort an die Arbeit gehen,“
Nelia drehte sich kurz in meine Richtung um und rief mich. Vom hinteren Teil des Ladens hatte ich Nelias Stimme die ganze Zeit hören, wie sie mit dem Kunden sprach. Offenbar ging es um einen Terminauftrag.
Ich ließ alles stehen und liegen und begab mich nach vorne, denn wenn ich mich nicht irrte, würde es schon bald Arbeit geben. Ich zog es vor, die Wahl des Stoffes gerne mit dem Kunden persönlich vorzunehmen, denn so konnte ich immer auch schon einen Preis für das in Auftrag gegebene Kleidungsstück nennen.
„Salve, junger Herr! Es freut mich sehr, dass dich dein Weg in meinen Laden geführt hat,“ begrüßte ich ihn freundlich. Auch mir fiel sogleich die seidene Tunika auf, die er trug. Seine Schuhe waren sicher auch nicht gerade billig gewesen und schließlich der goldene Ring an seinem Finger ließ mich erahnen, dass mein Gegenüber kein armer Schlucker war, der seinen Jahresverdienst aufbringen musste, um sich neue Kleidung leisten zu können.
Nelia reichte mir die Fibula mit ihren Notizen ich sah kurz darauf und nickte zuversichtlich, im ihm zu bedeuten, dass wir seinen Auftrag gerne annahmen.
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Nelia
Nelia hatte sich als echter Glücksgriff für die Schneiderei herausgestellt. Sie arbeitete zügig und sorgfältig und erledigte jeden noch so komplizierten Auftrag zufriedenstellend. Noch nie hatte es Beschwerden von der Kundschaft gegeben. Damit sich die Kunden ein Bild von ihren Nähkünsten machen konnten, hatte ich darauf bestanden, dass sie einen Platz zum Nähen im Ladengeschäft hatte, von wo aus sie stets das Treiben im Laden mitverfolgen konnte. Außerdem war sie eine große Hilfe für mich und die Kundschaft, wenn es darum ging, den rechten Stoff auszuwählen. Ihr prüfendes Auge konnte qualitativ guten Stoff von minderwertiger Ware unterscheiden, denn alles was unseren Laden verließ, sollte keine Wünsche mehr offen lassen oder gar Anlass zur Klage geben. Nur zufriedene Kunden kamen immer wieder und brachten auch neue mit.
Als die Tür des Ladens aufgestoßen wurde und ein junger Herr in Begleitung seines Sklaven eintrat, saß die iberische Sklavin an ihrem angestammten Platz und arbeitete gerade an einer Tunika, die kürzlich von einem jungen Mann in Auftrag gegeben worden war. Nelia sah kurz auf. Ein kurzer Blick hatte bereits genügt, um zu erkennen, dass der junge Mann, der soeben seinen Weg zur „flinken Nadel“ gefunden hatte, in edler Kleidung gewandet war. Sie legte ihre Näharbeit zur Seite und erhob sich, um den neuen Kunden mit einem freundlichen „Salve! Was kann ich für dich tun?“ zu begrüßen.
Ich selbst hatte noch im hinteren Teil des Ladens zu tun, wo sich unser Lager befand. Lediglich das Glöckchen, welches beim Öffnen und Schließen der Ladentür erklang, ließ mich von unserem neuen Kunden Notiz nehmen.
Ich sann nicht weiter darüber nach, ob ich den Mann nun kannte oder nicht. Er war ja nun nicht besonders auffällig, sondern hatte eher ein „Allerweltsgesicht“, welches man gut und gerne auch verwechseln konnte. Vielmehr konzentrierte ich mich auf die Wünsche meines neuen Kunden. Meine Mundwinkel schossen regelrecht nach oben, als ich seine Bestellung vernahm. Ein Großauftrag wie man ihn nicht alle Tage hatte!
„Aber gerne doch! Es macht überhaupt keine Umstände!“, rief ich und griff sofort nach meiner Fibula. „Tuniken in verschiedenen Stoffstärken pro Jahreszeit; ein bis zwei Hosen; passende Wämser dazu; beste Qualität…“, wiederholte ich, während ich mir alles notierte. „Das ist überhaupt kein Problem! Im Moment ist es eh etwas ruhiger. Tritt doch näher,ich kann sofort deine Maße aufnehmen. Danach zeige ich dir gerne meine Stoffauswahl.“ Mit einer einladenden Geste bat ich meinen Kunden, mir ein paar Schritte zu folgen. Dabei zog ich mit einem Griff mein Maßband hervor. Als ich bereits im Begriff war Hand anzulegen, um den Taillen- und Hüftenumfang des Mannes zu ermitteln, hörte ich, wie sich plötzlich erneut die Ladentür öffnete. Noch mehr Kundschaft? Die Götter mussten mir gewogen sein! Doch als mein Blick zur Tür schweifte, erkannte ich, dass es nur Amir war, der mehreren Ballen Stoff schwerbepackt eintrat.
„Ach Amir, du bist es! Du kannst den Stoff dort drüben ablegen. Ich sortiere ihn später weg.“ Seitdem Massa fort war und ich beschlossen hatte, ein Geschäft zu eröffnen, hatten er und Nelia begonnen, mich tatkräftig zu unterstützen. Da ich sie nicht auch freilassen konnte, weil sie immer noch Massas Eigentum waren, erhielten sie von mir als Gegenleistung einen Lohn für ihre Arbeit.
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Amir
„Ist gut!“, ächzte der Syrer und schlurfte die letzten Schritte zu einem Tisch hin, wo er seine Ladung endlich ablegen konnte. Dann trat er näher und grüßte den neuen Kunden mit einem „Salve“, ohne aber dabei einen genaueren Blick auf ihn zu riskieren. „Hast du noch mehr für mich?“fragte er, nachdem er sich den Schweiß aus dem Gesicht gewischt hatte.
Ich schüttelte verneinend den Kopf. „Im Augenblick nicht. Wenn du willst, kannst du eine Pause machen.“ Die hatte er sich, wie ich fand, redlich verdient, denn er hatte die schweren Stoffballen durch die ganze Stadt getragen. Ich widmete mich derweil wieder den Maßen des Kunden und begann damit, alles zu notieren.
Amir nickte. Bevor er sich zum Gehen umdrehte fiel nun doch sein Blick auf das Gesicht des Kunden. Überrascht verharrte er einen Moment. „Narbo? Äh, nein Carbo! Bist du es wirklich?!“, rief er plötzlich verwundert.
Der Tag hatte mit einer Tasche voller Flickarbeiten begonnen. Eine Sklavin hatte sie am frühen Morgen bei mir mit dem dezenten Hinweis abgegeben, die zu reparierenden Kleidungsstücke sollten bereits morgen fertig sein. Da ich es mir nicht leisten konnte, auch nur einen Kunden zu vergraulen, nahm ich den Auftrag an und begann mich sofort an die Arbeit zu machen. Nelia unterstütze mich dabei und während wir so dasaßen, um Löcher in wollenen Umhängen und Risse in Tuniken zu reparieren, schwelgten wir in Erinnerungen an unsere Zeit in Germanien. Ich für meinen Teil hatte die dortigen Vorkommnisse ganz gut wegstecken können, trotz dass mich hin und wieder mein Entführer in meinen Träumen heimsuchte und mir unruhige Nächte bescherte.
Als ich gerade damit fertig geworden war, einen Flicken auf eine Arbeitstunika zu nähen, öffnete sich erneut die Ladentür. Ich sah auf und erkannte einen jungen Mann, der meinen Laden betrat. Ich legte Nadel und Faden beiseite und trat auf meinen Kunden zu. „Salve, wie kann ich dir helfen?“ Als ich das Gesicht des Mannes sah, traf mich plötzlich so ein unbestimmtes Gefühl, als ob ich ihn nicht schon einmal gesehen hätte. Ich konnte nur nicht einordnen, wo das gewesen sein sollte. Natürlich konnte ich mich auch irren und er sah nur jemand ähnlich, den ich schon einmal gesehen hatte. Seitdem ich den Laden hatte traf ich Unmengen von Leuten. Vielleicht war er einer von ihnen.
Schneiderei "Die flinke Nadel"
Kleidung aller Art für Damen und Herrn
Inhaberin Viniciana Thula
Anfangs hatte ich mich versucht, mit einfachen Näharbeiten über Wasser zu halten. Doch mit der Zeit begann ich auch Aufträge verschiedenster Art anzunehmen. Dafür bedurfte es einen Laden, wo ich meine Kundschaft empfangen und bedienen konnte.
In einem kleinen Ladengeschäft richtete ich schließlich meine Schneiderei ein. Nelia, eine Sklavin die von Vinicius Massa in Germanien erworben worden war, stellte sich als begabte Näherin heraus. Sie unterstützte mich bei alle den Bestellungen, die ich entgegen nahm. Zusammen begannen wir Tuniken, Togen und Mäntel herzustellen in allen Preislagen herzustellen. Gelegentlich boten wir sogar Tuniken für reiche Damen aus purer Seide an. Doch unser Geschäft sollte für alle offen stehen.
Wer mag, kann gerne hereinspazieren.
Cubiculum der Viniciana Thula
Viniciana Thulas Cubiculum ist recht nüchtern und schlicht mit einfachen Möbeln eingerichtet. Ein Bett, ein Tisch zwei Stühle und eine Truhe für ihre Kleidung befinden sich in den weiß getünchten Raum. Eine einfache Öllampe sorgt für die Beleuchtung.
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Wochen und Monate waren vergangen. Nur widerwillig hatte ich mir ein Cubiculum eingerichtet. Mit Massas beiden Sklaven, die er in Montiacum gekauft hatte und dem wenigen Personal, das während unserer Abwesenheit die Villa in Stand gehalten hatte, lebte ich hier. Von Massa hatte ich seit dem Tag, an dem er die Villa verlassen hatte, nichts mehr gehört.
Ich hatte mich um die Geschäfte gekümmert und mit dem Geld, das er mir hinterlassen hatte, versuchte ein eigenes aufzubauen. Das hatte meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Das half mir, die Einsamkeit für einige Stunden vergessen zu machen. Doch nachts, wenn ich allein in meinem Bett lag, kehrte sie immer wieder zurück und drohte mich zu verzehren.
Da Thula hier in die Freiheit entlassen wurde, möchte ich darum bitten, ihren Namen in Viniciana Thula umzuändern.
Besten Dank!