Beiträge von Lyciscus

    Warum auch immer, aber das rauschen des Meeres, die Luft und der Wind, entspannten den Thraker sehr, zugleich bildete sich ein äußerst zufriedener Ausdruck in seinem Gesicht. Das Gefühl das seinen Körper erfasste, verdrängte so gut wie alle üblen Gedanken die der Sklave bisher hatte. Nicht nur das er sich Körperlich zufrieden fühlte, auch für seinen Kopf war es eine wohltat, selbst wenn dieser Effekt nur von der dauer der Reise abhängig war.


    Die Antwort seiner Herrin erwiderte Lyciscus mit einem Nicken, zugleich verspürte er aber eine riesen Freude, denn die Zeit die sie auf See verbringen würden, reichte vollkommen aus um das Schiff an jeder Ecke zu begutachten. Zugleich freute er sich noch mehr, das Deck Nachts aufzusuchen, der Anblick des Himmels samt Mond und Sterne bei Nacht, gemeinsam mit den entspannenden Effekten die er auf dem Schiff geboten bekam, er genoss es schon nur daran zu denken.


    "Ja Domina, zwar war keines von den Schiffen so groß wie Deines, aber ich bin öfters mit dem Schiff unterwegs gewesen." antwortete der Thraker auf die Frage seiner Herrin. Es waren meist kleine Schiffe die rein dem Zweck der Reise dienten. Keines war jemals vergleichbar mit dem Schiff der Aurelia, daher faszinierte es ihn noch mehr. Der Sklave bemerkte die gute Laune die seine Domina ausstrahlte, es erwärmte ihm das Herz sie so zu sehen, schließlich gefiel sie ihm so am besten. "Nun, wenn es so sein sollte, hoffe ich doch das Du Dich mit vollster Fürsorge um Deinen Leibwächter kümmerst!?" scherzte Lyciscus zurück, jedoch wartete er mit ernstem Blick einige Sekunden, bevor er selbst herzhaft zu lachen begann. Abgesehen davon das er froh war seine Domina begleiten zu dürfen, und das auch noch auf so einem Schiff, stellte es ihn auch sehr zufrieden, die schöne Aurelia in solch einem Zustand zu sehen, dabei hoffte er insgeheim, das es für eine lange Zeit so bleiben würde.


    Auf die Frage bezüglich des Rückweges, reagierte Lyciscus zuerst nachdenklich, jedoch schenkte er seiner Domina rasch ein liebevolles lächeln "Wenn es Deine Zeit erlaubt, und Dich nicht zu sehr belastet, könnten wir uns wirklich mehr Zeit lassen bei der Rückreise, denn... wie mir scheint, wirkt es sich nicht nur auf mein Wohlbefinden positiv aus." es folgte ein Zwinkern und ein breites Grinsen, bevor der Thraker wieder seine Aufmerksamkeit dem Ausblick widmete. "Doch ich würde es erst dann entscheiden, sobald Du Deine Antwort von dem Orakel bekommen hast... sollte es Dein Wunsch sein danach so schnell wie möglich Heim zu Reisen, dann soll es auch so geschehen." fügte er schließlich hinzu, während seine Augen die kleinen Wellen verfolgten, die vorbeizogen. Sollte die Aurelia mit der Antwort des Orakels nicht zufrieden sein, oder gar große Trauer oder Angst verspüren, so könnte Lyciscus kaum die Rückreise genießen. Da seine Gedanken und sein Handeln stets zum Wohle seiner Herrin verwendet wurden, vergaß er eigentlich, das er selbst gerne das Orakel befragt hätte, in Bezug auf sein Gefühlschaos. Was wenn er wirklich diesen Dienst in Anspruch nehmen würde, und er selbst dabei eine Antwort erhielt, die ihm zum nachdenken zwang. Bestimmt wäre es wohl die längste Reise die er je hinter sich gebracht hätte, und so fragte er sich, ob er das Risiko eingehen sollte, oder eben nicht, schließlich wollte der Sklave stets Gewissheit haben. Nun, er konnte es immer noch entscheiden sobald, das Schiff sein Ziel erreicht hatte.

    Lyciscus konnte seinen Augen nicht trauen als er das Schiff der Aurelia zu sehen bekam. Groß und Prachtvoll stand es am Hafen, dem Thraker stockte der Atem, nicht weil er zuvor kein Schiff gesehen hatte, viel mehr lag es daran, das dieses Schiff allein seiner Domina gehörte. Natürlich fingen die Blicke des Sklaven wieder an ihre runden zu machen, wie es so üblich war, wenn ihn etwas faszinierte. Irgendwie freute sich Lyciscus schon auf die Fahrt, über das Meer hinaus und dem Wind entgegen, vermutlich würde es sich wie Freiheit anfühlen.


    Auch wenn der Sklave begeistert war, und jedes Eck mit seinen Augen abtastete, so war sein Blick auch stets bei seiner Herrin. Diese hatte sich anscheinend erholt, dennoch bemerkte der Thraker eine leichte Betrübtheit in dem Gesicht der Aurelia. "Domina, wie lange werden wir unterwegs sein?" fragte er neugierig, schließlich wollte er wissen wie viel Zeit er hatte um das Schiff zu begutachten. "Bevor ich es vergesse, hier ist der Weihrauch nach dem Du verlangt hast." mit diesen Worten übergab der Sklave seiner Domina gekauftes Stück. Dabei überlegte er, ob er seiner Herrin auch das Fläschchen überreichen sollte, das er eigentlich für sie gekauft hatte. Denn bereits beim Weg in die Villa Flavia kam ihm der Gedanke, das so ein Wirkstoff vielleicht eine negative Auswirkung auf den Leib der Aurelia hätte. Wobei es dem Thraker weniger um den Körper seiner Herrin selbst ging, die Frau war vermutlich robust genug, jedoch, sollte sie ein Kind in sich tragen, hätte es vermutlich fatale folgen für den Nachwuchs. So entschied Lyciscus, zum Wohle seiner Domina, sowie dem neuen Leben, das seiner Meinung nach die Herrin irgendwann beglücken sollte, ihr das Fläschchen nicht zu überreichen. Stattdessen könnte er es ihr im Bedarfsfall überreichen, sollte sie zu diesem Zeitpunkt nicht bereits Schwanger sein. Den Beutel mit den restlichen Münzen, gab er ebenfalls an die Domina zurück, er hatte keinerlei Verwendung dafür, auch wenn sie ihm vielleicht gestattet hätte, die Münzen zu behalten.


    Nachdem er sich verbeugte wanderte der Thraker zum Rande des Schiffs, dort angekommen, stützte er sich mit beiden Händen an den Balken ab. Der Sklave blickte das Meer hinaus, das Wetter war äußerst gut, das rauschen des Wassers zwang ihn, seine Augen zu schließen, und die Luft tief einzuatmen. Natürlich war er nicht viele Schritte von seiner Domina entfernt, falls sie was brauchen würde, oder nur ein Gespräch suchte, so wäre er zur stelle. Kurz wanderte sein Auge über seine Schulter zu der schönen Frau, schnell fing er die wundervollen Blauen Augen seiner Herrin ein, ein liebevolles Lächeln verwandelte sich schnell in ein fröhliches Grinsen, danach richtete er seinen Kopf wieder dem Meer entgegen und schloss nochmals seine Augen, so Wohl fühlte er sich schon lange nicht mehr.

    Lyciscus war erstaunt, in was eine Welt er hier gerade geführt wurde, und das nicht einmal so weit entfernt von der, aus der er gekommen war. Nach jedem Schritt den er machte, berührte ihm eine andere Hand, einmal die eines Bettler, einmal die einer Frau die für Geld des Männer's Lust befriedigte. Der Geruch der hin und wieder seine Nase reizte, störte den Thraker nicht sonderlich, auf dem Schlachtfeld selbst, und auch Tage nach der Schlacht, hatte er schlimmeres wahrnehmen müssen. Anstatt einen Ekel für die Menschen zu empfinden, wie es wohl einige taten, empfand der Sklave eher Mitleid. Ihm war nicht bewusst wie groß die Unterschiede zwischen dem Volk in Rom gewesen war. Einmal mehr wurde Lyciscus bewusst, wie gut er es eigentlich unter den Händen seiner Domina hatte.


    Angus führte den Thraker durch die Gassen, während dieser immer noch seine Blicke hin und her wandern ließ. Der Brite musste wohl schon mehr Zeit hier verbracht haben, so Zielsicher wie er seinen Weg beschritt. Vor einer großen Tür machten die Beiden halt, der Mann aus dem Norden gab zu verstehen, das man sogleich eintreten würde, und der Thraker folgte ihm natürlich. Schon kurz nachdem man die Tür passierte, wurde Angus äußerst freundlich empfanden, vermutlich war es sogar der Besitzer dieser Taverne. Lyciscus verstand kein Wort das der Mann sprach, erst als Angus ihm antwortete, konnte er sich zusammen reimen, was er wohl gesagt haben mochte. Nachdem der Brite den Sklaven knapp vorstellte, erwiderte er das lächeln des Besitzers, indem er ihm respektvoll zunickte und selbst lächelte.


    Lyciscus ließ die beiden bekannten ein wenig tratschen, er selbst ließ wiedermal seine Blicke wandern. Die Taverne sah zwar nicht besser aus, als die, wo der Thraker bereits einmal gegessen hatte, jedoch fühlte er sich nicht unwohl. Auch hier befanden sich Menschen, die wohl eher zu dem einfachen Volk gehörten. "Das klingt gut mein Freund!" entgegnete Lyciscus dem Briten auf seine Frage. Bei dem Bier hatte der Sklave weniger bedenken, davon konnte er schon ein paar trinken, bevor man ihm nachhause tragen musste, Wein hingegen vertrug er nur schlecht, vor allem, wenn dieser nicht verdünnt war. Oft reichten schon zwei Becher, und der Thraker wusste nicht mehr wo oben und unten war, einer der Gründe warum er kaum Alkohol trank. Lyciscus bewegte sich zugleich an einen freien Tisch, setzte sich auf einen Stuhl und stellte Angus zugleich eine Frage "Du scheinst die Menschen hier gut zu kennen, kommst Du öfters hier her?"

    Vom Markt zurückgekehrt, ließ Acanthus den Sklaven ohne weitere Worte passieren, der Thraker war überrascht, wie schnell man ihm vertrauen schenkte, und Gleichzeit war er aber auch sehr froh darüber. Lyciscus wollte nicht sofort in die Gemächer seiner Herrin stürmen, sie sollte sich noch die Zeit nehmen die sie benötigte, bestimmt würde sie ihn rufen lassen sobald sie die Reise antreten wollte. So stellte er die gekaufte Ware auf einen Tisch und legte sich noch ein wenig in sein Bett. Schlafen wollte er jetzt nicht, doch es konnte nicht schaden noch ein wenig zu rasten, schließlich war der Tag noch lange nicht vorbei und er musste seiner Aufgabe als Leibwächter noch nachkommen.


    Während er so auf dem Bett lag, fragte er sich, ob seine Herrin Mara wohl erzählt hätte, was tatsächlich passierte, der Blick der Griechin schien ziemlich verwirrt, aber wer hätte wohl nicht so reagiert, hätte man das Zimmer in diesem Moment betreten. Und so wartete der Thraker Geduldig während er entspannt seine Hände in den Nacken legte.

    # # # Marktplatz | Tage nach den Geschehnissen zuvor # # #


    Nachdem Lyciscus den Auftrag von seiner Domina erhalten hatte, tylusischen Weihrauch zu kaufen, machte sich dieser sogleich auf den Weg zum Marktplatz. Den Weg dorthin kannte der Sklave gut, schließlich hatte er einige Tage zuvor gemeinsam mit seiner Herrin den Marktplatz aufgesucht. So dauerte es nicht lange bis der Thraker dort ankam, und begann besagten Weihrauch zu suchen, um mit diesen so rasch wie möglich zurückzukehren. Es stellte sich jedoch heraus, das dies gar nicht so einfach war, die meisten Stände waren mit allen möglichen Waren ausgestattet, jedoch nicht mit gesuchten Stück.


    Während der Sklave weiter jeden Verkaufsstand durchwühlte, entdeckte er einen Brustpanzer, der Charme hatte. Dieser sah Optisch wirklich sehr gut aus, komplett in Schwarz gehüllt, und mit einer Goldenen Verzierung. Das selbe Stück gab es auch mit einer Silbernen Verzierung, was Lyciscus wesentlich besser gefiel, da dieser nicht so protzig aussah. Doch, der Thraker sah keinen Bedarf, auch wenn seine Domina es nur gut meinte, so wollte er ihr Geld nicht verschwenden. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wo die alten Rüstungsteile nicht mehr ihren Zweck erfüllten, dann würde der Sklave bestimmt hier her zurückkehren um besagtes Stück zu erwerben.


    Weiterhin blieb die suche erfolglos, so wanderte Lyciscus umehr und kam an der Stelle vorbei, wo er seine Domina vor dem Fall bewahrt hatte. Da fiel ihm wieder ein, das seine Herrin einen Laden aufsuchte der nicht sonderlich weit entfernt war. Dieser hatte verschiedenste Waren, die in Fläschchen gefüllt waren, vielleicht würde er dort fündig werden. So eilte der Sklave zu besagtem Laden, wo bereits ein bekanntes Gesicht, seine Münzen zählte. Lyciscus erinnerte sich noch an den Verkäufer, mit ein paar Worten hatte er den Sklaven in Verlegenheit gebracht, seine Domina jedoch konterte ziemlich spektakulär. "Ich Grüße Dich, führst Du auch tylusischen Weihrauch in Deinem Sortiment?" fragte der Thraker direkt. Während der Händler sein Gegenüber etwas Kritisch betrachtete, hob er leicht beide Arme in die Luft, rasch änderte er seinen Gesichtsausdruck und lächelte dem Sklaven entgegen. "Du suchen tylusischen Weihrauch... ich haben... komm und schauen auch andere tolle Sachen." vermutlich wollte der Ladenbesitzer etwas mehr verkaufen, Lyciscus hatte eigentlich kein Interesse, aber er sollte Freundlichkeit zeigen, und so sah er sich an, was der Händler ihm präsentierte. Zuordnen konnte er nichts von den Waren die ihm gezeigt wurden, jedoch kam dem Thraker ein Gedanke "Hast Du etwas... das beruhigt? Aber nur so viel, das man nicht gleich davon einschläft?" fragte er den Händler. "Ich alles haben... was immer starker Mann brauchen... ich habe." Nun, ob man den Mann vertrauen könnte, was seine Waren betraf, war dem Thraker nicht bekannt, vermutlich hätte er auch einen Unsterblichkeitstrank hervor gezogen, sobald man ihm ein paar Münzen entgegen hielt. Jedoch entschied sich Lyciscus den tylusischen Weihrauch zu kaufen, und auch das Fläschchen das eine beruhigende Wirkung haben sollte.


    Der Sklave entnahm dem Beutel ein paar Münzen und legte diese auf den Tisch "Ich hoffe das reicht?" entgegnete er dem Händler, der wiederum konnte diese nicht rasch genug ergreifen und verbeugte sich dankend. Lyciscus packte die gekaufte Ware ein und verließ den Laden, zugleich machte er sich auf den Weg in die Villa Flavia, und hoffte dabei, das seine Domina bereits einen besseren Zustand erreicht hatte.

    Lyciscus lehnte schon eine ganze Weile an der Wand, er konnte nicht viel machen, außer seine Herrin zu beobachten. Seine komplette Aufmerksamkeit widmete er nur ihr, wobei kein Gedanke seinen Kopf durchzog, die die Schönheit seiner Domina betrafen. Sein Wunsch war es nur, das es der Aurelia bald besser gehen würde, Tagträume oder gar einen Zustand der Trance konnte sich der Sklave nicht leisten. Der Thraker bemerkte wie seine Domina auf die Sonne reagierte, die den Raum erhellte, scheinbar hatte dieser Effekt eine beruhigende Wirkung auf sie. Und obwohl das Prozedere selbst noch einiges an Zeit in Anspruch genommen hatte, war der Sklave stiller den je, das einzige was sich bewegte waren seine Augen die stets auf die Herrin gerichtet waren, und sein Brustkorb der sich durch die Atmung auf und ab bewegte.


    Auf die Worte der Aurelia reagierte Lyciscus nur mit einem leichten Kopfnicken, wobei er seiner Herrin sehr wohl auch ein liebevolles lächeln schenkte, während seine Augen noch immer auf ihr verharrten. Doch so ruhig und gelassen er auch da stand, als Mara den Raum betrat, stand er strammer da, als es bisher der Fall gewesen war. Kurz überlegte der Thraker ob er die Sklavin sanft wieder aus den Raum geleiten sollte, um unmittelbar danach die Tür wieder zu verschließen, doch die Blicke der Griechin hatten bereits Notiz von Aurelia Prisca und ihm selbst genommen. Es hätte wohl ein weitaus schlimmeres Bild gemacht, die Griechin ohne ein Wort hinaus zu werfen.


    Lyciscus konnte keine Worte finden auf Mara's fragen, zum Glück reagierte seine Domina schneller, auch wenn sie die arme Sklavin sehr scharf angesprochen hatte. Der Thraker fühlte sich jedoch nicht ganz wohl mit der Tatsache, das Mara keine Erklärung bekommen hatte, vermutlich würde sie nichts erzählen, doch er wollte sicher gehen. Er packte die Griechin sanft am Arm und flüsterte ihr zu "Unsere Domina ist gestürzt, ich habe sie so vorgefunden, versuche behutsam mit Deinen Berührungen umzugehen... und ich hoffe Du kannst Schweigen..." eine magere Erklärung die aber ausreichend sein sollte.


    Als sich die Aurelia nun ihrem Leibwächter widmete, hörte er Aufmerksam zu. Das ihre Stimme sich schlagartig geändert hatte, nahm der Thraker dankend an, es schien so, als hätte er diesmal das richtige getan, um seine Domina zufrieden zu stellen. Es sollte nicht sonderlich schwer sein, die gestellte Aufgabe seiner Herrin zu erfüllen, so dachte der Sklave zumindest. Was Lyciscus jedoch sehr überraschte, war die Tatsache, das seine Herrin ihm Frei entscheiden ließ, wie viele Münzen er aus der Schatulle mitnehmen konnte, auf die sie gezeigt hatte. Er erinnerte sich an den ersten Tag, wo er vom Podest herab stieg, und seine Domina ihm einen Beutel voller Münzen gab, drei Tage durfte er sich mit damit in Rom umher bewegen. Zu seiner weiteren Verwunderung durfte er mit dem Geld auch noch Gegenstände kaufen, wie es ihm beliebte, dankend Nickte der Sklave seiner Herrin zu und bewegte sich zu der Schatulle. Nachdem er diese geöffnet hatte, fragte er sich im ersten Moment, wie viele Münzen wohl darin enthalten sein mögen, schließlich war sie bis obenhin gefüllt. Der Thraker griff in die Schatulle und füllte einen Beutel mit den Münzen, so das dieser in etwa zur Hälfte gefüllt war. Ein Gedanke zur Flucht..., eine Reise in seit Heimatland..., nein, keiner dieser Gedanken durchströmten den Kopf des Sklaven in diesem Moment. "Ich werde mich sofort auf den Weg machen und so schnell wie möglich zurückkehren, Domina." die Faust zur Schulter geschlagen, verbeugte sich der Sklave noch einmal, ein kurzer Blick in Mara's Augen, und ein leichtes Nicken folgte, bevor der Sklave den Raum verließ.

    Völlig überraschend hatte Angus den Thraker herbeigerufen, um ihm Rom etwas zu zeigen, wobei der Sklave nicht wusste, welchen Bereich genau der Nordmann meinte. Doch Lyciscus war interessiert, und einen Tag mit einem guten Freund zu verbringen, war immerhin etwas, was dem Thraker durchaus Freude bereitete. Und so folgte er dem Briten, um mit ihm seinen Freien Tag zu verbringen. Lyciscus trug diesmal die Braune Tunika, die er am zweiten Tag die er in Rom war, gekauft hatte. Es war kein Kleidungsstück das dem Sklaven gefiel, aber es erfüllte seinen Zweck.


    Lyciscus war erstaunt, die Gegend in die Angus ihn gebracht hatte, war völlig anders als die, wo er mit seiner Domina unterwegs war. Mit der Herrin hatte er einen Tag am Marktplatz verbracht, teilweise auch hinter den Verkaufsständen die den Marktplatz füllten. Dem Sklaven fielen an dem Tag keine besonderen Menschen auf, gerade mal die rücksichtslosen, die seine Herrin hin und wieder anrempelten. Hier in diesem Bereich zusammen mit Angus, sah er weitaus schlimmere Gesichter, die so gar nicht an das Volk von Rom erinnerten. Er konnte sich nicht vorstellen, das seine Domina jemals einen Fuß mit ihm hier hinein gesetzt hätte.


    Doch der Thraker war nicht abgeneigt auch dieses Viertel kennen zu lernen, er war schon immer ein sehr interessierter Mensch, außerdem könnte es sich durchaus Positiv auswirken, auch solch eine Gegend zu kennen. "Ja mein Freund, meine Kehle ist schon ein wenig trocken, also lass uns was trinken gehen." entgegnete er Angus, während seine Blicke in jede Richtung umher wanderten. Wie so vieles in Rom, hatte der Sklave auch solch einen Bereich der Stadt, niemals in seinem Heimatland zu Gesicht bekommen.

    Sehr verwundert war der Thraker nicht, als seine Domina erklärte, das es ihr besser ginge, jedoch erkannte er, das es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er verstand aber natürlich auch, das sie im Augenblick einfach niemanden bei sich haben wollte, außer anscheinend den Sklaven selbst. Es lag wohl eher daran, das er sie schon so vorgefunden hatte, und da er ihr doch etwas Trost spenden konnte, war er wohl die einzige Person an die sich in diesem Moment klammern konnte. "Ich lasse Dich nicht allein! Ich bleibe so lange, wie es Dein Wunsch ist." ruhig und mit einem fürsorglichen lächeln, entgegnete er ihr diese Worte. Lyciscus verstand zwar nicht, warum die Aurelia ihm nicht mehr von ihrer Angst anvertraute, jedoch wollte er sie auch nicht weiter damit belästigen. Sie hatte den Sklaven vom Podest befreit, sie vertraute ihm anscheinend, nach so kurzer Zeit, schon so sehr, das er ihr Leben schützen sollte, aber das Vertrauen reichte womöglich nicht, um Worte oder gar Gefühle preis zugeben. Der Thraker war weder Böse noch enttäuscht, weder konnte er von seiner Herrin verlangen dies zu tun, noch sie dazu zwingen.


    Als sich die Aurelia dann löste, und in einer eher ängstlichen Position verharrte, hatte Lyciscus ein enormes Bedürfnis nach seiner Domina zu greifen. Es schmerzte ihn selbst sie so zu sehen, sie einfach wieder an sich ran ziehen, sie zu trösten, ein Wunsch, den er zugleich auch wieder verdrängte. Die Situation war so schon unangenehm genug, er wollte dies einfach nicht noch mehr verstärken. Die Erklärung er Domina, in Bezug auf ihren Alptraum, empfand der Sklave ebenfalls als ein Ausweichmanöver, auch hier war er ihr in keinster weise Böse. Sie hatte aber auch vollkommen recht, schlechte Träume plagten Lyciscus auch hin und wieder, jedoch befand er sich niemals in so einem Zustand, wie seine Herrin gerade.


    Nachdem seine Domina dann über das Orakel sprach, entschied sich der Thraker sich zu erheben, er wollte nicht weiterhin auf dem Bett der Aurelia sitzen, zumal er kein recht dazu hatte, außerdem vermutete er, das sich seine Domina dabei nicht wohl fühlte. So wanderte er wie er es nur zu gerne tat, einer Wand entgegen, an die er sich letztendlich lehnte und seine Arme verschränkte. Seine Augen musterten die Frau, die auf dem Bett verharrte, so Schön sie auch war, der Anblick war es nicht. In diesem Moment war es der Sklave, der sich völlig hilflos fühlte, das Bedürfnis ihre Angst zu lindern war groß, umso qualvoller war es für den Thraker, da er es nicht in die tat umsetzen konnte. Lyciscus konnte keinerlei Erfahrung aufbringen, mit Wahrsager, Heilern, oder Orakeln, doch sein Interesse war vorhanden. Vielleicht könnte er selbst einen Dienst in Anspruch nehmen, womöglich würde es helfen, sein Gefühlschaos zu deuten und gar in den Griff zu bekommen. "Ich werde Dich begleiten! Nimm Dir die Zeit die Du brauchst, und sobald Du für die Reise bereit bist, lass es mich wissen." diese Worte enthielten keine Anzeichen von einer Feststellung, vielmehr kamen sie einem aufgezwungenen Willen nach, die der Thraker völlig Selbstbewusst von sich gab. Er stellte jedoch sein Interesse nicht über die Bedürfnisse seiner Domina, wenn er sie begleiten würde, dann zu ihrem Schutz, und auch, weil er nicht ertragen konnte, seine Herrin so zu sehen. Es war ihm jedoch völlig bewusst, würde seine Domina nicht wollen, das der Sklave ihr folgt, so müsse er Gehorsam akzeptieren und in der Villa bleiben.

    Während der Sklave seine Domina in den Armen hielt, überlegte er, was sie in so einen Zustand versetzte. Der Wein allein konnte daran nicht schuld sein, vermutlich war der Traum so schrecklich, dass sie am ganzen Körper zitterte. Langsam löste sich die Aurelia und landete in ihrem Kissen, ihre Blicke trafen sich, doch der Thraker erkannte keine Spur von Wut oder ähnlichem in ihren Augen. Er war sichtlich erleichtert, da er vermutlich doch keine Strafe für sein Handeln zu erwarten hatte.


    Das sie niemanden sehen wollte, bezog doch den Sklaven selbst auch mit ein, kurz überlegte er ob der den Raum verlassen sollte, doch das Gesicht seiner Herrin war von so großer Trauer erfüllt, er konnte sie unmöglich alleine lassen. So stand er kurz auf, ging zu der Tür, die er zuvor fast zur Gänze in die Wand rammte, und schloss diese vorsichtig. Er wollte nicht, dass jemand zufällig einen Blick herein werfen würde, und seine Domina so vorfinden würde, zusätzlich würde es wohl ein merkwürdiges Bild machen das sich ein halb Nackter Sklave auf ihrem Bett befand. Langsam bewegte er sich wieder zu seiner Herrin und setzte sich zu ihr. Nachdem sie ihm mitteilte das es ihr gut ginge, verdrehte er leicht die Augen „Domina, seit ich zu Dir zurückgekehrt bin, habe ich Dir Ehrlichkeit versprochen, und ich habe mich stets daran gehalten. Ich befinde mich nicht in der Position Dir Forderungen zu stellen, dennoch bitte ich Dich, mir gegenüber auch ehrlich zu sein.“ der Blick des Thrakers wanderte umher, ein wenig Trauer war in den Augen zu erkennen „Ich kann doch sehen das es Dir ganz und gar nicht gut geht, also warum versuchst Du mich vom Gegenteil zu überzeugen?“ weder vorwurfsvoll noch böse klingend gab er diese Worte an seine Herrin weiter.


    „Du bist in Deinen Schlafgemächern, Du dürftest gestürzt sein, ich habe Dich am Boden vorgefunden und Dich auf Dein Bett gelegt.“ erklärte der Thraker seiner Domina kurz, was vorgefallen war. Er bemerkte wie die schöne Frau ihre Kleidung betrachtete, es war nicht verwunderlich das sie sich erschrecken würde, bei diesem Anblick. Äußerst rasch war sie wieder um Lyciscus Hals verschlungen, der Sklave ließ es natürlich zu, schließlich war er ihr Eigentum, sie konnte also mit ihm machen was immer sie wollte. Seine Hände ließ er aber bei sich, er wartete bis seine Herrin sich von ihren Tränen erholte, danach packte er sie sanft an den Schultern und schob sie ein kleines Stück weg von seinem Körper, so dass er ihr in die Augen schauen konnte. Dabei hob er ihr Kinn leicht hoch „Du dürftest beim Sturz den Wein verschüttet haben, ein Teil davon über Deine Kleidung, …es ist nur Wein!“ doch die Pupillen der Domina waren enorm, so hatte er sie bisher noch nie gesehen „Sag mir, was war kein Traum? Was ist wahr? Was macht Dir solch eine große Angst das Du mit Deinem zittern die Erde zum Beben bringen könntest?“ nun versuchte der Sklave etwas mehr über den Zustand seiner Domina herauszufinden, denn diese Angst die von ihr ausging, konnte kaum das Werk von Wein und einem Alptraum sein. Seit er den Raum betreten hatte, galt seine Aufmerksamkeit nur seiner Herrin, von daher wusste Lyciscus nichts von den Pulvern, die die Aurelia in ihren Wein mischte.

    Während der Thraker immer noch versuchte, bei seiner Herrin Bewusstsein hervorzurufen, verwandelte sich sein tätscheln langsam, in streicheln. Und während er sanft über die Wangen der Aurelia strich, fiel ihm erst auf, das er mit dem Tuch die ganze Kosmetik aus ihrem Gesicht entfernt hatte. Den einzigen Gedanken den der Sklave nun hatte bei diesem Anblick, war der, das seine Domina in diesem Naturzustand, schöner war als je zuvor. Würden ihm auch noch die wundervollen Blauen Augen entgegen funkeln, hätte es ihm wohl komplett den Atem verschlagen. Doch Lyciscus kam schnell zu Sinnen, der Zeitpunkt war falsch gewählt, um seine Gedanken um die Schönheit dieser Frau schweifen zu lassen.


    Plötzlich sah der Sklave, wie seine Herrin Bewegungen von sich gab, wenn auch nur leichte, das stimmte ihn zumindest Positiv, denn anscheinend kam ihr Bewusstsein, langsam aber doch, zurück. Er beobachtete sie noch ein wenig und kümmerte sich wie schon zuvor mit dem Feuchten Tuch um seine Herrin. Ihr Wimmern vernahm der Thraker mit einem kritischen Auge, war sie vielleicht doch Verletzt und hatte starke schmerzen, er war sich nicht sicher, wären die Verletzungen stärker, würde sie womöglich immer noch Bluten, doch davon konnte er nichts feststellen. Letztendlich wälzte sich die Aurelia im Bett hin und her, auch hier blieb Lyciscus vorerst ruhig, die Anzeichen dafür das sie wohl gleich ihr Bewusstsein zurück errungen hätte, waren gegeben.


    Als sich seine Domina dann einfach neben dem Bett von dem Inhalt ihres Magens erleichterte, musste der Thraker kurz schmunzeln, ja sowas hatte der Wein an sich, vor allem, wenn man mehr davon genoss als man eigentlich zu sich nehmen sollte. Das Bewusstsein schien zurückgekommen zu sein, jedoch war die Trunkenheit noch nicht verflogen, denn plötzlich kam sie dem Sklaven sehr nahe, mit ausgestreckten Armen, die sich um seinen Hals klammerten. Einerseits war er verwirrt, andererseits, vermutete er das der Geist der Domina noch stark benebelt war, und somit konnte sie wohl noch nicht ganz bei Sinnen sein, denn sonst hätte sie sich niemals in die Arme eines Sklaven geworfen. Seine Hände jedoch, behielt er bei sich, die Situation war ihm sogar unangenehm, jedoch nicht das seine Herrin ihm so nah gekommen war, vielmehr das sie vermutlich gar nicht realisierte, wem sie sich gerade um den Hals geworfen hatte.


    ...Halt mich bitte... diese Worte zeigten, das die Aurelia ihr Bewusstsein erlangt hatte, der Thraker war dadurch sehr erleichtert. Und doch überlegte er, ob er dieser Bitte nachkommen sollte, die Gefahr war Groß, wenn die Domina wieder ihren Verstand zurück erlangte, und sehen würde wie der Sklave seine Arme an sie legte, er wohl keinen nächsten Tag mehr erleben würde. Bestimmt würde sie ihm vorwerfen, diese Situation völlig ausgenutzt zu haben, nur um seine Lust zu stillen. Nun, ganz unrecht hätte sie ja nicht, viele Männer würden wohl genau dies machen, doch Lyciscus hatte an solche Absichten keinen einzigen Gedanken verschwendet. Als seine Herrin dann zum weinen begann, während sie gleichzeitig ihren Kopf in des Sklaven Schulter legte, konnte Lyciscus gar nicht anders, sein Mitgefühl überströmte ihn regelrecht. So hob er langsam seine Arme hoch, und hielt noch für einen Moment inne, schlussendlich legte er einen Arm zwischen Nacken und Schulter der Aurelia, während er mit der Hand durch ihr Schwarzes Haar fuhr, und sanft den Kopf streichelte. Die andere Hand suchte ihren weg über die Hüften zu ihrem Kreuz, dort angekommen bewegte er ebenfalls sanft seine Hand hin und her.


    Er bemerkte, wie stark das Zittern der Domina war, ja selbst ihr Herzschlag war so enorm, das er seinen eigenen nicht mehr fühlte. Also zog er seine Herrin noch etwas fester an sich ran. Er konnte nicht zuordnen ob es am Wein lag, oder einem Traum den seine Herrin augenscheinlich hatte. Lyciscus suchte Worte, die er hätte sagen können, doch er fand einfach keine. Das Bild was sich hier ergab, war nicht mehr das eines Sklavens und seiner Herrin, und das machte dem Thraker Angst, so nah war er ihr noch nie gekommen. In dieser Position befanden sich die beiden eine ganze weile, langsam aber doch verschwand das Zittern der Domina, auch der Herzschlag wurde leichter. Da sie sich anscheinend beruhigt hatte, wollte Lyciscus es doch nochmal mit Worten versuchen, den Verstand seiner Herrin zurück zu bringen. "Domina..." nach der Anrede wartete er einen kurzen Augenblick, es sollte zu ihr vordringen, das sich ein Sklave gerade bei ihr befand, und das näher als es ihr wahrscheinlich lieb war. "Geht es Dir besser? Soll ich Dir einen Medicus rufen?" der Thraker hatte keine Ahnung von Heilkünsten, bestimmt wäre sie besser bei jemanden aufgehoben, der Erfahrung mit solchen hatte. Geduldig wartete Lyciscus auf die Reaktion seiner Herrin, noch immer waren beide fest verschlungen, und die Nervosität stieg ins unermessliche.

    Angus wollte dem Sklaven also zeigen, wie auch er in Rom Spaß haben konnte, nun das klang äußert verlockend, und zugleich aber auch erschreckend. Doch die Neugier des Thrakers war geweckt, und so freute sich dieser, einmal mit dem Nordmann durch die Straßen zu ziehen. "Das kling gut, ich hoffe das wir bald dazu kommen, mein Freund!"


    Das der Brite ihm ebenfalls die Freundschaft anbot und zugleich die selbe Hilfe, freute Lyciscus sehr "Ich Danke Dir, das bedeutet mir viel." ja in so einer Welt, vor allem in Rom, musste man sich wohl Freunde machen um durchzuhalten. Während des Gesprächs hatte der Sklave gar nicht bemerkt wie Kalt das Wasser in der Zwischenzeit geworden war, Angus jedoch schon, und deshalb verließ er auch das Bad. "Ich freue mich darauf, Freund!" entgegnete er ihm, und sah ihm noch hinterher wie er durch die Tür schritt. Da das Wasser wirklich nicht mehr für die Entspannung sorgte, wie es zu beginn noch der Fall war, stieg auch der Thraker heraus. Auch er trocknete sich ab und bekleidete sich, ein kurzer Blick in das Wasser, und ein grinsen folgte, ein erfolgreicher Tag war der letzte Gedanke, bevor er selbst durch die Tür schritt.

    Der Tag in der Villa Aurelia, so langweilig er eigentlich auch für den Sklaven gewesen war, zerrte sehr an seinen Kräften, vermutlich gerade deswegen. So sehr, das er nach dem eintreffen in der Villa Flavia seine Kammer aufsuchte ohne auch nur ein Wort zu sagen. Seine Herrin hielt ihn auch nicht davon ab, vermutlich war sie selbst erschöpft und suchte wie auch der Thraker, einfach nur Ruhe. In der Kammer angekommen entkleidete sich Lyciscus, gerade mal seine kurze Hose behielt er an und warf sich zugleich ins Bett. Es dauerte dennoch eine weile bis der Sklave einschlief, und selbst dieser Schlaf war nicht so tief und fest wie es sonst der Fall war.


    In seinem Halbschlaf, erschien ihm immer wieder die Situation im atrium, als seine Domina verlangte, das er Mara auspeitschen sollte. Sein Körper wanderte von einer Seite zur anderen im Bett, bis er vor Schreck fast raus gefallen wäre. War es nur Einbildung, oder hatte er gerade einen Aufprall im Zimmer neben ihm gehört, langsam erhob sich der Sklave und drückte sein Ohr gegen die Wand, es war kein Laut zu vernehmen, dennoch hatte der Thraker ein mulmiges Gefühl im Magen liegen. So eilte er aus seiner Kammer raus und wanderte zu der Tür der Domina, sanft klopfte er dagegen "Domina? Alles in Ordnung?" doch weder sein Klopfen noch seine Worte wurden erwidert. Sollte er es wirklich wagen die Tür einfach zu öffnen, Lyciscus malte sich schon aus was wohl passieren würde wenn er dies zu unrecht machte, dennoch öffnete er vorsichtig die Tür und warf einen Blick in die Gemächer seiner Herrin.


    Es war kaum was zu erkennen, die paar Lampen strahlten nicht genügend Licht aus, und so wanderte das Auge des Sklaven durch den kompletten Raum, bis zu dem Punkt an dem seine Domina am Boden lag. Die Augen wurden riesengroß, das Herz raste, mit einer gewaltigen Wucht stieß der Thraker die Tür gegen eine Wand und lief zu dem Körper seiner Herrin. Und obwohl der Raum kaum beleuchtet war, konnte er sehr wohl erkennen, das die Kleidung der Aurelia rot gefärbt war. Ihm stockte der Atem, an so eine Situation hatte er niemals gedacht, seine Gedanken waren in diesem Moment zu voll um klar zu denken, also versuchte er sich zuerst zu beruhigen. Zum Glück, konnte der Sklave sich schnell wieder zusammenreißen, und begann rasch etwas mehr Licht in den Raum zu bringen. Nachdem er einen besseren Blick hatte, beugte er sich zu seiner Domina hinunter, dabei presste er sein Ohr gegen ihren Brustkorb, das Herz pochte und Lyciscus war für einen Bruchteil einer Sekunde erleichtert. Sein Ohr wanderte weiter zum Gesicht der Herrin, ein sanfter und leichter Atem war zu vernehmen, auch hier trat wieder etwas Erleichterung ein. So begann der Thraker um die Domina herum zu Blicken, und entdeckte einen Becher aus dem eine Flüssigkeit heraus trat, vermutlich hatte seine Herrin zuviel getrunken. Und wenn sie nun doch Verletzungen erlitten hatte, einen Blick unter die Kleider zu werfen, wäre wohl das richtige um dies sofort festzustellen, und dennoch entschied sich der Sklave dafür, eine Kostprobe von der Flüssigkeit zu nehmen, die auf der Kleidung wie Blut aussah.


    Vom Geschmack her konnte es nur Wein sein, weitere Verletzungen konnte der Thraker in diesem Moment nicht feststellen, also schob er seine Hand sanft unter den Nacken seiner Herrin und hob ihren Kopf leicht an "Domina? ... Domina?" es folgte jedoch keine Reaktion. Sogleich folgte die zweite Hand, die sich unter ihre Beine einfingen, geschickt und vorsichtig erhob sich Lyciscus gemeinsam mit seiner Herrin. Langsam bewegte er sich auf das Bett von der Aurelia zu, und legte sie sanft darauf, seine Augen suchten im Raum einen Krug, der Wasser statt Wein enthielt, auch hier wurde er schnell fündig. Eine Schüssel war nicht weit entfernt und so leerte er den Inhalt des Kruges hinein, an einem anderen Tisch befand sich etwas, was sich wohl als Tuch eignen würde, und somit ergriff der Sklave besagtes Stück und tauchte es in die Schüssel. Er setzte sich auf das Bett und befreite das Gesicht seiner Domina von ihren Haaren, danach fing er an langsam mit dem Feuchten Tuch das komplette Gesicht zu benetzen. Mehrmals wiederholte er die Prozedur, während er ständig sein Ohr gegen ihren Brustkorb richtete, um sich zu vergewissern, dass das Herz seiner Domina noch schlägt. Dabei war er so Konzentriert und Bemüht seiner Domina zu Bewusstsein zu verhelfen, das er gar nicht bemerkte, das seine Wange jedesmal die Brust seiner Herrin berührte.


    Da sie sich wohl nur betrunken hatte, und in ihrer Trunkenheit gestürzt sei, dachte sich der Thraker nicht, das schlimmeres passiert sei. Dennoch, würde seine Herrin nicht bald ihre Augen öffnen, wäre er gezwungen, ihren Körper nach Verletzungen abzusuchen. Ein letztes mal fuhr er noch mit dem Tuch über die Stirn von Aurelia Prisca, dann legte er seinen Kopf nah an ihren, seine Lippen berührten fast ihr Ohr "Domina, wach auf!" flüsterte er sanft, richtete sich wieder auf und tätschelte sie leicht an den Wangen.

    ...Das ist schön... ja, das war es in der tat, nicht völlig umsonst hatte Lyciscus die Möglichkeit zur Flucht abgelehnt, nicht umsonst ist der Thraker zurück zu seiner Domina gekommen um sein Leben in ihre Hände zu legen. Und so schön es auch war, so konnte er die Worte des alten Mannes, auf dem Marktplatz, nicht vergessen. Dem Sklaven war wohl bewusst, das sein unerforschtes Gefühlschaos nicht die überhand gewinnen durfte, es würde ihm nur das Verderben bringen, so wie es der Mann selbst gesagt hatte. Eine gänzlich aussichtslose Situation in der er sich befand, und die er längst akzeptiert hatte.


    Lyciscus grinste Angus dankend an nachdem dieser ihm weitere Fragen gewährte, es war nie verkehrt Freunde zu haben, auf die man sich auch verlassen konnte, und in Angus sah der Sklave potential zu so einer Freundschaft. Der Thraker hatte schon öfters versucht Rom näher kennen zu lernen, doch nie fand sich wirklich Zeit dafür, nun schien es so als würde Angus ihm endlich diesen gefallen machen. "Leider habe ich noch nicht viel von Rom gesehen, es wäre mir eine Ehre wenn Du mir mehr davon zeigen könntest!" Lyciscus hob zum Dank seinen Becher in die höhe und trank ihn danach leer.


    Der Sklave musste etwas schmunzeln, schlagartig verwandelte es sich aber in Gelächter, hervorgerufen durch die Worte von Angus... Lyciscus klopfte mit seiner Hand auf die Schulter des Nordmannes "Mein Freund, wie schön das wir die selben Pläne für die Zukunft haben!" der Blick von Angus verriet den Thraker aber, das er seine Pläne vielleicht verworfen hatte, der Wunsch aber immer noch vorhanden war. So lehnte er sich wieder etwas zurück und musterte den Briten, und da fiel ihm der erste Unterschied auf, seit beginn dieser Gespräche. Angus dürfte wohl doch etwas haben, für das sich Freiheit wohl Lohnen dürfte, ganz im Gegensatz zu Lyciscus. "Ich möchte nochmals betonen, mein Freund, solltest Du jemals Hilfe benötigen, egal bei was, zögere nicht mich aufzusuchen!" ein äußerst ernster Blick war in dem Gesicht des Thrakers zu erkennen. Nun waren es schon zwei Personen, für die sich der Sklave wohl aufopfern würde aus freien Stücken, mit einer davon teilte er gerade das Bad, von der anderen, hoffte er, sie bald wieder zu sehen. ...Hiera, ich hoffe Du bist wohl auf... doch eigentlich, waren es drei, denn noch immer würde er sein Leben geben, um das seiner Domina zu schützen.

    Das Wasser war nicht mehr so warm wie es anfangs der Fall war, jedoch ausreichend, um es noch als entspannend einzustufen. Die ehrlichen Worte von Angus waren besänftigend, der Thraker hatte schon länger kein Mitgefühl erhalten, dafür war er dankbar. Während Lyciscus sich das Gesicht mit dem Wasser einrieb, lauschte er Angus Frage, ob er von seiner Herrin gut behandelt wurde, was eher nach einer Feststellung klang. Der Sklave dachte an die Tage zuvor, die er mit seiner Domina verbracht hatte, er genoss die nähe seiner Herrin, die Gespräche die sie führten, die Blicke, die auf ihr ruhten. Aurelia Prisca behandelte den Sklaven äußert gut, bis auf den einen Tag, an dem der Thraker einen Befehl nicht folge leistete. Wegen lächerlichen Keksen kam es überhaupt erst dazu, und am Ende, ist doch nichts passiert. Und so musste Lyciscus sich eingestehen, das seine Domina wohl mehr für sein wohl tat, als er es vermutete. "Meine Domina behandelt mich sehr gut... manchmal vergesse ich in ihrer nähe sogar... das ich ein Sklave bin." das Gefühlschaos das er innerlich vergraben hatte, schien langsam seinen Weg wieder herauf zu suchen, seine Blicke starrten gedankenlos in das Wasser.


    Lyciscus hörte weiter aufmerksam zu, Sciurus, ein Name den er noch nie gehört hatte, jedoch Ewen lernte er auch in der Villa Claudia kennen, hatte ihn auch schon am Sklavenmarkt gesehen, als der Thraker selbst noch am Podest stand. Doch Ewen wirkte sehr sympathisch, warum sollte er sich also vor ihm in Acht nehmen. "Nun, Danke Angus, ich werde Deinen Rat beherzigen und meine Augen offen halten." entgegnete er dem Nordmann, schließlich war er wesentlich länger hier und Lyciscus vertraute auf die Worte des Erfahrenen. Als Angus dann die Antwort auf des Thrakers letzte Frage lieferte, stockte dem Thraker kurz der Atem, er bemerkte natürlich das der Brite nicht stolz darauf war, und so stellte er auch keine weiteren Fragen zu dem Thema. Weitere Worte folgten, Angus hatte wohl nicht unrecht mit ihnen, so lange wie er sich schon hier befand, hatte er sich sicherlich gut durchgekämpft, so grinste Lyciscus Angus entgegen "Eine interessante Sichtweise, ich werde diese berücksichtigen, danke für Deinen Tipp." Und so wahr wohl die Worte von Angus waren, und so gern der Thraker sich auch an diese halten würde, wusste er das es ihm wohl nicht möglich sein würde. Sein eigener Charakter stand ihm in Weg, so war es ihm nie möglich zu Lügen oder unehrenhaft zu handeln, Loyalität war Lyciscus immer wichtig, und er hatte diese seiner Domina geschenkt und geschworen. Erst mit dem Ende seines Lebens, würde auch die Treue ihr Ende finden.


    Weitere zwei Becher schenkte der Sklave nach, er hob einen Becher und streckte ihn Angus entgegen um mit ihm anzustoßen "Angus, ich bin Dir dankbar für Deine Informationen, solltest Du einmal Hilfe brauchen, zögere nicht mich zu fragen." der Thraker war ihm wirklich sehr Dankbar, womöglich könnte Angus ihm noch öfters hilfreiche Vorschläge machen, sofern sie sich treffen würden. "Ich hätte dennoch eine Frage, hast Du Pläne für die Zukunft?" auch hier war das Interesse des Sklaven geweckt, Angus war mal Frei, wollte er diese Freiheit zurück erlangen, oder hatte er andere Wünsche.

    Lyciscus genoss die Gesellschaft in der er sich gerade befand, obwohl Angus recht kalt und trocken wirkte, empfand der Thraker Sympathie für den Mann. Außerdem freute sich der Sklave das man nicht nur Stumm im Wasser sitzen würde, er war schon sehr gesprächig und unterhielt sich gern mit anderen Leuten, wenn es nicht bedingt Römer gewesen waren. Nun kam die Frage, wie Lyciscus hier gelandet sei, eine Geschichte, die den Sklaven immer wieder einen Stich in die Brust versetzte. "Ich versuche mich kurz zu halten, jedoch wird es trotzdem eine etwas längere Geschichte..." der Thraker setzte sich etwas aufrechter hin und starrte dabei ins Wasser, das kleine Wellen schlug. "Ich lebte in Thrakien mit meiner Familie, Vater, Mutter, zwei Brüder und ich... wir lebten in einem Dorf, dieses wurde eines Tages von Banditen überfallen." Lyciscus erhob sich kurz aus dem Wasser und wanderte zu einem Tisch, von dort nahm er einen Krug Wasser und zwei Becher, stellte diese am Rande des Bades ab und begab sich wieder hinein. Während er beide Becher füllte erzählte er weiter "Bei diesem Überfall sind meine Eltern und mein älterster Bruder ums Leben gekommen, sie wurden Eiskalt abgeschlachtet..." er stellte den Krug ab und trank erstmal einen großen Schluck bevor er wieder ins Wasser starrte "Mein Bruder und ich zogen weiter, doch das Kämpfen hörte nicht auf, wir haben so einige Schlachten gemeinsam bestritten. Eines Tages kam eine Römische Legion in unser Land, sie wollten gegen Barbaren vorgehen, die auch uns immer Probleme machten." der Thraker trank seinen Becher leer und lehnte sich wieder ein Stück zurück bevor er weiter sprach. "Der Heerführer hatte uns versprochen, würden wir mit der Legion ziehen und für Rom kämpfen, könnten wir in Zukunft ruhig in unserem Dorf weiterleben. Doch es kam anders, wir hielten uns zwar an das vereinbarte, die Römer aber nicht, und so musste ich inmitten der Schlacht zusehen, wie auch mein letzter Bruder sein Leben verlor." Lyciscus blickte Angus an, seine Augen waren bereits leicht getränkt, der Glanz von Schmerz war deutlich sichtbar. "Ich hielt ihn in meinen Armen, überall war Blut, seine Augen waren weit offen, doch... er sagte kein Wort mehr." der Thraker keuchte kurz während er unter dem Wasser seine beiden Hände zu einer festen Faust bildete. Doch er beruhigte sich ein wenig, schließlich wollte er Angus die Geschichte noch fertig erzählen. "Wutentbrannt suchte ich die Legion auf, ich wollte den Heerführer den Kopf abschlagen, eine törichte Idee wenn man bedenkt das ich alleine war. Und so verwickelte ich mich in einen Kampf mit Soldaten, die mich letztendlich bewusstlos schlugen." der Sklave lehnte sich wieder komplett zurück und versuchte sich zu entspannen, dabei streckte er seine beiden Arme aus und legte den Nacken zurück. "Und so bin ich nun als Sklave in Rom gelandet, am selben Tag noch wurde ich von meiner Domina, Aurelia Prisca, ersteigert und diene ihr nun als Leibwächter."


    Während der Sklave versuchte das gerade gesagte wieder zu verdrängen, hörte er Angus aufmerksam zu, er hatte wirklich nur eine Nacht in der Sklavenunterkunft verbracht, seither war er stets in seiner Kammer zu finden. "Ja, meine Herrin hat mir so manch Privilegien gegeben, eine davon ist die Kammer neben ihr." hier fiel dem Thraker wieder auf wie gut er es eigentlich bei der Wunderschönen Frau hatte. "Danke für Deinen Tipp, ich hoffe doch sehr, das ich mich nicht vor Dir in acht nehmen muss?" grinste Lyciscus sein Gegenüber an. ...Tu, was man dir sagt... hier war schon ein Problem, das der Thraker selbst in griff bekommen musste, er hatte bereit einen Befehl missachtet, doch seine Domina hatte ihn nur belehrt, mit Worten, diese waren jedoch Effektiv genug. Lyciscus wusste immer noch nicht wie groß die Enttäuschung seiner Herrin war, doch vermutlich groß genug, um den Sklaven wieder ans Podest zu führen.


    "Angus, befolgst Du alle Befehle? Egal wie Grausam diese sein mögen?" sein Blick wanderte wieder in die Augen des Nordmannes, Lyciscus konnte sich nicht vorstellen das Angus alles machte, was man ihn befohlen hatte. Manche dieser Befehle würden Stück für Stück das Innenleben zerstören, bis am Ende eine leere Schale zurückbleiben würde.

    Lyciscus hatte die Statuen wirklich ausgiebig begutachtet, auch andere Objekte die in der Villa zu finden waren, hatte er bereits studiert. Irgendwann gab es dann aber nichts mehr zu erkunden, also lehnte sich der Thraker wie üblich an eine Wand, dabei verschränkte er die Arme und lauschte aufmerksam den Worten seiner Domina, sowie die, ihres Cousin Lupus. Scheinbar war der Sklave etwas gelangweilt, Wirtschaft war keine Sache die sein Interesse wecken könnte, zusätzlich fing er auch an, Hunger zu bekommen.


    Sehr wohl hatte der Sklave auch mitbekommen, das die beiden sich anscheinend an flirteten, obwohl er es merkwürdig fand, war er nicht sonderlich überrascht. Er hatte schon mal kommentiert, das die Römer alle verrückt seien, und dabei hatte er Aurelia Prisca gleich die Krone aufgesetzt, als Zeichen das sie wohl die Verrückteste war, seine Meinung hatte sich bisher auch nicht geändert. Seine Augen wanderten im Raum umher, blieben aber wie so oft an seiner Herrin hängen, er versuchte diesmal die Schönheit und die Ausstrahlung auszublenden, dabei kniff er leicht die Augen zusammen und musterte seine Domina. Es war mehr ein Versuch sie zu durchleuchten, denn ihm war immer noch nicht bewusst, wie das Innenleben dieser Frau wohl aussehen mag. In der recht kurzen Zeit die er mit ihr verbringen durfte, hatte er so viele Gesichter von ihr gesehen, doch keines konnte er mit fester Überzeugung ihr wahres Gesicht nennen. Sie war wahrlich ein großes Talent, wenn es ums Vorspielen ging, auch wenn Lyciscus schon einen weichen Kern entdeckt hatte, so war er sich dessen noch nicht sicher.


    Während er ruhig an der Wand lehnte und kaum eine Bewegung wahrzunehmen war, durchströmten den Thraker viele Gedanken der letzten Tage, und genau diese waren es, die es ihm einfach sehr schwer machten ein genaueres Urteil über seine Domina zu fällen. An einem Tag war sie sehr Liebevoll und Einfühlsam, an anderen Tagen konnte sie mit ihrer Laune ganz Rom dem Erdboden gleich machen, an anderen Tagen... ging es sogar so weit das sie grausame Befehle verteilte. Obgleich diese nur dem Zweck dienten den Leibwächter zu testen, verstand er nicht ganz warum sie so handelte. Wenn sie ihm eine Lehre erteilen wollte, so konnte sie dies doch ganz einfach mit Worten machen, diese hätten bei einer Frau wie ihr genug Effektivität um den Thraker ins wanken zu bringen, schließlich war es doch genau so gewesen. Doch vermutlich machte er sich wieder zu viele Gedanken, früher oder später würde er wohl doch alle Antworten bekommen die er sich zur Zeit erhoffte, dennoch plagte ihm wie immer dieses ungewisse. Er versuchte sich ein wenig abzulenken, dabei stellte er sich wieder die Frage, warum seine Herrin ihn eigentlich mitgenommen hatte, er fühlte sich, als wäre er einer der Statuen die er zuvor noch betrachtet hatte.


    Während die zwei Familienmitglieder sich weiterhin unterhielten, wanderte Lyciscus, fast schwebend, weiter zu einer neuen Position. An einem Fenster angekommen, blickte er hindurch, es war noch sehr Hell, der Tag würde also doch noch nicht so schnell vorbei sein, mehr entdeckte der Sklave jedoch nicht, das ihn interessiert hätte. So lehnte er sich diesmal neben dem Fenster an die Wand, kratzte sich kurz am Hinterkopf und richtete seinen Blick wieder auf seine Herrin. Völlig überrascht ihren Rücken im Blickfeld zu haben, drehte er sein Gesicht beiseite, er wusste genau was der Anblick dieses Körperteils seiner Domina bewirken konnte, vor allem bei ihm. Doch der krampfhafte versuch den Blick in eine andere Richtung zu lenken, scheiterte, letztendlich verharrten seine Augen dennoch an der weißen Haut seiner Herrin. So begann es nun wieder, das die Geräusche rund um den Thraker leiser wurden, sein Blickfeld verringerte sich auf das, was er nur zu gerne betrachtete. Der Status der Trance und die völlige Hingabe zu seinen Gedanken, war wieder einmal eingetroffen und zauberten ihm sogar ein leichtes Grinsen in sein Gesicht.

    Ein wenig mehr massierte der Sklave seine Muskeln, sie schmerzten zwar noch etwas, doch bei weitem nicht mehr so stark, als es noch nach dem Training der Fall war. Aufmerksam hörte er währenddessen Angus zu, so erfuhr der Thraker, das dieser aus Britannien stammte, ein Land das weit entfernt von Thrakien war. Natürlich konnte Lyciscus wenig mit der Information anfangen, schließlich hatte er nur Geschichten von Britannien gehört. Diese waren meist davon geprägt das es dort Rau und Kalt sein sollte, der Gesichtsausdruck von Angus, wiederspiegelte das. Ein Krieger... der verraten wurde... diese Worte wiederum, zeigte dem Thraker das die beiden wohl doch mehr gemeinsam hatten, als sie annahmen. "Nun Angus, irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor..." entgegnete er ihm mit einem eher nachdenklichen Blick während er mit seiner Hand im Wasser ein wenig hin und her fuhr.


    So, er war also auch ein Leibwächter, jedoch kannte Lyciscus weder seinen Herrn, noch sonst andere Bewohner der Villa Flavia. Doch anscheinend befanden sich insgesamt zwei Leibwächter in dieser Villa, konnte es nun doch möglich sein das man von einer Gefahr ausgehen musste, auch dies würde sich früher oder später beantworten. "Ich habe Deinen Namen das erste mal in der Villa Claudia vernommen, hier hatte ich bisher kaum die Möglichkeit jemanden kennen zulernen." in der tat war Angus eines der wenigen Gesichter das er seit seiner Ankunft in der Villa Flavia, gesehen hatte, er wusste nicht mal, wer eigentlich noch diese Villa bewohnte, man hatte ihn bisher nicht aufgeklärt. Der Sklave beendete seine Massagen und lehnte sich wieder zurück, die Hände in den Nacken gelegt.


    "Fünf Jahre... eine lange Zeit... doch kannst Du bestimmt so einiges an Erfahrung aufweisen, wie es hier in der Villa zugeht!?" so wie Lyciscus vermutet hatte, war Angus schon länger hier, vielleicht könnte der Mann aus dem Norden auch ihm etwas von dieser Erfahrung zukommen lassen, bestimmt würde es die ein oder andere Sache für den Sklaven erleichtern. "Wirst Du gut behandelt?" ganz plötzlich verließ diese Frage die Lippen des Thrakers, und er wollte auch ernsthaft wissen, wie die anderen Herrschaften mit ihren Sklaven umgingen. Dabei sah er Angus tief in die Augen, er erwartete sich eine ehrliche Antwort, sein Blick schien Ernst und äußerst interessiert.

    Während der Thraker das Wasser regelrecht genoss, hatte Angus anscheinend ein Problem damit, ins Bad zu steigen. Vielleicht hielt er nicht viel von Gesellschaft, was den Sklaven nicht verwundern würde, schließlich versuchte er auch so gut wie möglich die Römer zu meiden. Doch Lyciscus war kein Römer, Angus vermutlich auch nicht, so dachte der Sklave zumindest. Letztendlich sprach der Mann aber, zugleich stellte er dem Thraker eine Frage nach seinem Namen. Nun Lyciscus war nicht enttäuscht oder traurig darüber, das Angus sich seinen Namen nicht gemerkt hatte "Man nennt mich Lyciscus." entgegnete er dem Blonden Mann.


    Es machte den Anschein als hätte er Angus mit seinen Worten etwas verwirrt, dabei waren diese eher als Scherz gedacht und mehr ein Angebot gewesen, ebenfalls das Bad zu benutzen. Erst jetzt fiel dem Thraker auf das seine Aussagen vielleicht den Anschein erwecken würden, das er eine Vorliebe für das selbe Geschlecht hätte. Doch er probierte erst gar nicht eine Antwort darauf zu geben, warum sollte er auch Angus vom gegenteil überzeugen müssen. Letztendlich traute sich der große Bursche doch ins Wasser, erleichtert lehnte sich Lyciscus wieder etwas zurück zum entspannen.


    "Ja, das ist richtig, Thrakien ist mein Heimatland." nun, auch wenn er vielleicht seinen Namen nicht mehr wusste, so hatte er doch aufgepasst und konnte sich erinnern woher der Thraker stammte. "Und woher stammst Du?" fragte der Sklave dann seinerseits, er konnte nicht genau zuordnen woher Angus wohl kommen mag, das er Römische Wurzeln besitzen würde, konnte er aber ausschließen. Da Angus sich im Sklavenbad befand, war wohl auch die Frage geklärt was er hier in der Villa machen würde, wobei ganz genau konnte der Thraker dies auch nicht erkennen "Welche Aufgabe hast Du hier eigentlich in der Villa? Und... wie lange lebst Du schon hier?" Lyciscus wollte bestimmt nicht aufdringlich sein, jedoch interessierten ihn die Antworten auf seine Fragen wirklich, vor allem auf die, wie lange er schon in der Villa seinen Dienst verrichtete. Wenn Angus schon lange genug hier war, so konnte er bestimmt auch einiges berichten und erzählen das dem Thraker vielleicht nützlich sein könnte für seine weiteren Aufgaben.

    Während sich Lyciscus noch in seinem dösenden Zustand befand, fingen langsam aber doch auch die Gedanken an, wieder zu kommen. Ja Entspannung war definitiv was wunderbares, jedoch konnte sich der Thraker nie lange genug diesem Gefühl hingeben. Das Wasser war immer noch sehr angenehm, also warum sollte er sich mit etwas anderen beschäftigen, lieber hier liegen und die Gedanken vorbei ziehen lassen, entschloss sich der Sklave. Und obwohl er schon fast schlafend und regungslos im Bad lag, entging ihm nicht das sich jemand näherte, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Lyciscus breit, die Situation fühlte sich an, als würde er gleich weiterhin regungslos da liegen, jedoch ohne Kopf.


    Als er dann die Worte vernahm, die wohl von einer Männlichen Person stammen müssten, drehte sich der Sklave langsam um. Er sah in die Augen, die er schon mal gesehen hatte, in der Villa Claudia bei den Schaukämpfen, der Mann war einer der Kämpfer die sich dafür angemeldet hatten. "Angus, richtig? Ich habe Deinen Namen bei den Schaukämpfen vor paar Tagen vernommen." dabei sah der Sklave ihn weder freundlich noch respektlos an. Lyciscus rückte ein wenige weiter im Bad, fast wäre er komplett in einer Ecke gelandet, machte jedoch davor halt. "Ich denke es ist hier drinnen genug Platz für uns beide, ohne das wir unsere Schwerter dabei kreuzen." grinste Lyciscus sein Gegenüber an. Auch wenn der Thraker ihn bereits bei den Kämpfen gemustert hatte, so tat er es diesmal wieder, Angus war wesentlich größer als er selbst, der Körperbau hatte jedoch große Ähnlichkeit mit seinem eigenen. "Keine Sorge, falls Du Ruhe suchst, deswegen bin ich auch hier. Ich werde Dich schon nicht belästigen... es sei denn Du willst das!?" ein weiteres mal grinste Lyciscus den Mann breit an. Natürlich war es als Scherz gedacht der die Stimmung ein wenig heben sollte, Angus machte nicht gerade den eindruck als wäre er überglücklich. Trotzdem fragte sich der Sklave gerade, was Angus hier eigentlich machte, er hatte ihn schließlich noch nie zu Gesicht bekommen in der Villa Flavia, von daher wusste er so gut wie gar nichts von ihm.