Nachdem meine alte Kleidung und das Spielzeug geweiht waren und mein Leben als Kind nun offiziell abgeschlossen war, begann das Einkleiden für die Hochzeit von morgen. Meine simple Tunika, welche ich gerade noch über meiner Untertunika trug, musste ich nun vor der ganzen Familie ausziehen. Feierlich brachten mir zwei Sklavinnen die blütenweisse Tunica Recta, welche ich in den letzten Monaten äusserst sorgfältig selbst gewoben hatte und kleideten mich damit wieder an. Meine neue Freundin, Cornelia Flora, welche den Part meiner Mutter übernahm fing danach an, den ebenfalls von mir selbst gewobenen Wollgürtel mit dem keltischen Muster des ewigen verschlungenen Bandes, welches mir so sehr gefiel und gerade in Mode war, um meine Hüfte zu legen und den komplizierten Nodus Herculis zu binden. Dieser musste nun fast einen ganzen Tag und eine ganze Nacht halten, denn ich würde die ganze Nacht in diesen Kleidern verbringen. Danach sollte Florus noch immer seine Mühe damit haben ihn zu öffnen, was es nötig machte, dass er wirklich sorgfältig geknotet wurde. Mit einem geflüsterten Gebet an Iuno Cinxia wurde diese Arbeit von Cornelia Flora abgeschlossen und danach der Faltenwurf der Tunika durch die Sklavinnen erstellt.
Nun folgte der aufwändigste Teil des ganzen Vorganges. Mit einer Lanze, durch welche im Kampf bereits ein Mann getötet worden war und deren Spitze nach unten abgeknickt war, wurden mir, so sorgfältig es mit diesem gänzlich ungeeigneten Werkzeug auch nur möglich war, die Haare in 6 Strähnen aufgeteilt. Zum Glück hatte Antipater sich eine solche Hasta Caelibaris angeschafft, als er erfahren hatte, dass er als Vormund für gleich 3 iulische Damen eingesetzt war. Dass ich nun die letzte war, welche noch lebte und es bis zur Hochzeit schaffte, verlieh diesem Moment einen speziellen Stellenwert.
Sorgfältig wurden die 6 Strähnen nun mit den Wollbinden umwickelt und danach zur Brautfrisur, dem Tutulus, hochgesteckt. Nach einer gefühlten Ewigkeit war auch das beendet und die damit beschäftigten Sklavinnen waren zufrieden mit ihrem Werk.
Ein Kranz aus frischen Frühlingsblumen, welcher um die hochgesteckte Frisur gelegt wurde und mit Hilfe des Brautschleiers fixiert wurde, vervollständigte endlich das Werk. Nun war ich bereit für die Hochzeit, wenn da nicht diese ewige Nacht wäre, welche ich in dieser Aufmachung durchleben musste. Schlafen war so völlig unmöglich, sonst wäre die Frisur demoliert, also waren Brettspiele vorbereitet worden, mit welchen wir uns nun die Nacht um die Ohren schlugen. Die letzte Möglichkeit mit meiner Familie in diesem Rahmen zusammen unbefangen allein zu sein.