Beiträge von Iulia Stella

    Da war sie wieder, die alte Maxi, wenn auch vermutlich bloss für einen Moment, aber es war schön zu sehen, dass sie nicht verschwunden war sondern bloss in Zaum gehalten wurde.

    Ob der Zweideutigkeit unser beider Worte musste auch ich lachen.


    Ja, genau das! Es geht nicht immer nur um körperliche Liebe, sondern auch um das Pflegen der Liebe allgemein. Liebe kann man auf tausende Arten zeigen, durch Zuhören, durch Dienst, durch Akzeptanz oder Toleranz und was auch sonst noch für Möglichkeiten dir einfallen. Auch du zeigst deine Liebe durch deinen Dienst, auch wenn sie nicht einem Mann gehört sondern der Göttin. Das ist genauso wichtig wie die Liebe aus der Kinder entstehen. Kinder alleine halten keine Familie zusammen und machen auch nicht glücklich. Das echte Glück kommt aus einer anderen Form der Liebe, welche in meinen Augen daher wesentlich wichtiger ist.


    Nun hörte ich mich fast wie eine Philosophin an, aber das war ja auch der Grund, warum ich mich entschieden hatte für das Amt der Magistra beim Kaiser vorzusprechen.

    Das Gespräch hatte zum Glück nicht den ganzen Morgen gedauert und wir hatten viel erledigt, was ich auf meiner Liste für die ersten Schritte der Societas gehabt hatte. Das war gut so, denn nun musste zwangsläufig eine kürzere Pause eingelegt werden.


    Gut, ich werde das offizielle Reglementarium abändern und mich dann ganz der Hochzeit widmen. Es gibt sicherlich genug zu tun, da hast du natürlich recht. Da meine Mutter nicht mehr lebt werde ich mich zuerst um jemanden kümmern, der diese Aufgaben übernehmen kann. Und dann brauche ich natürlich auch noch eine in erster Ehe verheiratete Dame als Brautführerin. Auch eine hasta caelibaris muss noch organisiert werden. Da komme ich natürlich als Frau nicht so einfach dran.


    Es gab also noch genug zu tun. Ich erhob mich daher, um die Sitzung offiziell zu beenden.

    Danke, das ist lieb von dir, aber ich glaube Florus wird deine Hilfe nötiger haben als ich. Ich kann immerhin auf die gesamte Schar der iulischen Sklaven zurückgreifen. Ausserdem gehe ich davon aus, dass auch mein Vormund zu diesem Anlass wieder einmal nach Rom kommen wird.


    In der Tat würde ein grosser Teil der Zeremonie in der Domus Iulia stattfinden, aber danach führte der Brautzug natürlich in die Domus Annaea, also gab es hier auch einiges zu tun. Ganz sicherlich in der Vorbereitung der neuen Zimmer für das bald verheiratete Paar. Florus würde sicher nicht mehr in denselben Zimmern leben wie zuvor. Ein gemeinsames Schlafzimmer war zwar nicht üblich, aber neben einander gelegene Zimmer waren für Eheleute fast dasselbe und diese würden auf keinen Fall in derselben Ecke der Domus angelegt sein wie die Zimmer der Junggesellen oder unverheirateten jungen Damen.

    Bevor ich beginnen konnte die Aufgaben der Societas darzulegen, sprang ein graugefleckter Kater auf die Bank und verlangte eindringlich nach Zuneigung. Ich nahm dies zum Anlass erstens die zentrale Aufgabe der Societas zu erledigen und zweitens die Frage zu beantworten.


    Die Hauptaufgabe der Societas ist es, die Eigenschaften der Venus unter den Menschen zu verbreiten und zu fördern, also die gegenseitige Liebe und Akzeptanz. So wie ich das jetzt mit diesem Kater tue soll sie die Damen dazu anhalten, ihre Männer zu lieben und somit die der Venus heiligste Eigenschaft zu pflegen.

    Das hatte ich in der Zwischenzeit schon beinahe wieder vergessen, auf Grund der Besprechung des Reglementariums.


    Ja, in der Tat. Florus ist mir vorhin begegnet und hat mir gesagt, dass die Auguren den 4. Tag vor den Kalenden des Mai (28.4.) als dafür geeignet genannt haben. Es geht also schon bald los!

    Das wäre sicherlich möglich, doch gibt es derzeit in der Gens Iulia kaum Leute, sie befinden sich alle in den Provinzen. Das kann sich aber natürlich schnell ändern. Ich hatte mir auch nicht vorgestellt, dass die Arbeiten am Anfang leicht und einfach sein würden. Wir werden sicherlich in der Zukunft noch einiges zu tun haben.


    Die finanzielle Unterstützung der Societas war äusserst wichtig. Ohne konnten wir kaum etwas ausrichten und damit auch nicht wirklich die Bekanntheit steigern. Doch auf der anderen Seite mussten wir erst einmal bekannter werden, bevor wir darauf hoffen konnten, dass sich ein engagierter Gönner finden würde. Es war auf jeden Fall ein langfristiges Projekt und Geduld war gefragt.

    Ja, Ideen gab es bestimmt viele, jedoch:


    Ja, für den Moment ist das alles, glaube ich. Finanziell können wir da bestimmt einiges erreichen, jedoch wie das in den Köpfen der römischen Frauen zu verankern ist, das ist eine ganz andere Frage. Vielleicht fällt es ihnen auf, wenn der Tempel einmal etwas mehr geschmückt ist als üblich, aber wie können sie erfahren, dass dies auf Initiative der Societas geschehen ist? Natürlich, wir können es auf dem Forum bei den Bekanntmachungen aushängen, aber sonst? Ein Opfer können wir ja nicht selbst ausrichten.


    Und was Florus angeht, so werde ich ihn mit der Societas sicher nicht vor der Hochzeit belästigen. Was er danach zu tun gedenkt ist nicht weniger knifflig. Tritt er als grosser Sponsor auf, werden alle sogleich sagen, dass dies nur mit mir zu tun hat, ich ihn womöglich gar manipuliere. Macht er gar nicht mit, werden sie sich fragen, ob er mein Engagement nicht gutheisst. Das wird also auf jeden Fall nicht ganz einfach sein.

    Das erschien mir eine gute Lösung zu sein.


    Ja, das ist eine gute Idee. So lange wir zu zweit sind wird es kein Problem sein einen Termin zu finden. Wer weiss wie lange es dauern wird, bis wir mehr sind und dann können wir ja nochmals sehen, wie es weitergehen soll. Dann lassen wir diesen Abschnitt im Moment so stehen. Davon abweichende Termine können vom Plenum beschlossen werden. Das heisst, dass wir hier ja beschliessen können, dass ich nächsten Monat einfach wieder mit dir schaue, wann wir uns treffen können.

    Ich war überaus zufrieden mit diesem Vorschlag. Manchmal war es besser, etwas nicht zu ändern und einfach abzuwarten, was sich bis zu einem späteren Zeitpunkt entwickeln würde.

    Ich merkte, dass Maximilla in der Tat in ihrer neuen Aufgabe aufging, was mich sehr beruhigte und freute.


    Das tönt wunderbar, wie du das alles so erzählst und scheinbar wunschlos glücklich bist. Dein Plan sieht in der Tat sehr voll aus. Selbst heute Nachmittag musst du wieder in die Bäckerei. Aber als Ehefrau wären die Tage ja auch ähnlich ausgelastet. Es muss eine grosse Ehre sein, dass die Sacerdos Vestalis Maxima selbst dich unterrichtet, das freut mich wirklich!


    Dann wollte ich aber schon noch etwas zur Societas sagen.


    Nein, leider habe ich noch nicht viele Frauen für die Societas begeistern können. Bis jetzt ist es erst eine und sie ist erst noch eine Cousine von Florus. Ich glaube, du kennst sie noch nicht, denn sie ist erst nach deiner Captio nach Rom gekommen. Sie stammt aus Misenum.

    Das sah ich genau gleich.


    Und trotzdem sollte klar geregelt sein, wie eine Wahl stattfinden kann oder soll. Wie wäre es, wenn wir an Stelle von "Die Legislatur hat eine Länge von drei Monaten." schreiben würden "Eine Wahl für eine neue Magistra kann nach einer Amtszeit von mindestens 3 Monaten durch jedes Mitglied verlangt werden."?

    Diesen Punkt hatte ich nicht im Sinn gehabt, denn dieser störte mich nicht, nein, falsch, den hatte ich nicht so verstanden.


    Also in meinen Augen sollte die Magistra in Rom sein. In den Provinzen gibt es dann eine Amata als Vertreterin der Magistra. Da Italia keine Provinz ist, gibt es in Italia keine Amata. Somit kommt es in meinen Augen nicht zu einem Konflikt. Und selbst wenn, dann liegt es doch in der Sache, dass die Magistra weiterhin die gesetzliche Verantwortung hat. Also steht sie auch noch immer über der Amata.


    Ich war gespannt, ob Crispina meiner Argumentation folgen konnte.


    Für mich ist viel eher unklar, ob es erlaubt sein soll, dass man als Magistra mehrere Amtszeiten hintereinander erhalten kann. So wie es sich hier liest, ist die Amtszeit auf 3 Monate beschränkt. Das würde heissen, dass ich in 3 Monaten an jemanden anderes übergeben muss. Das finde ich irgendwie nicht korrekt. Wenn die Mitglieder wollen, dann sollte es doch möglich sein, wiedergewählt zu werden, oder nicht?

    Gut, das sollte in der Tat kein Problem darstellen. Du bist ja sui iuris und daher benötigen wir dafür keine Zustimmung deines Pater Familias. Eine einfache Abstimmung unter den anwesenden Mitgliedern reicht aus. Wer dafür ist ... und ich hob meine Hand.


    Gratuliere, damit bist du die erste Amica der neuen Societas Veneris.


    Als zweiten Punkt möchte ich sehr gerne dieses Reglementarium durcharbeiten und schauen, welche Punkte wir vielleicht verändern sollten. Ist das in Ordnung für dich?

    Dankend nahm ich den angebotenen Platz an, nachdem wir uns begrüsst hatten.


    Salve Crispina. Ja, in Ermangelung anderer Bewerberinnen ist es wohl angemessen, diese erste Sitzung so schnell als möglich abzuhalten.


    Aus meiner Tasche kramte ich den Papyrus hervor, auf dem das Reglementarium der Societas niedergeschrieben war.


    Du hast dich also entschlossen, der Societas beitreten zu wollen? Kennst du das Reglementarium denn schon im Detail? Ich denke, das ist ganz wichtig. Erst wenn wir wissen worüber wir sprechen macht es Sinn sich einiger Punkte darin anzunehmen.

    Genau, die Sitzung der Societas, aber das musste ich Florus nicht nochmals bestätigen. Doch dann überraschte er mich mit einer guten Nachricht! Endlich hatten wir einen Termin für die Hochzeit und nicht einmal erst in der zweiten Hälfte des Jahres, sondern schon bald!


    Du bist grossartig! So bald schon einen Termin zu finden, das ist toll! Ich werde auf jeden Fall bereit sein!


    Dann gab ich ihm einen Kuss und drückte mich an ihm vorbei in die Domus, während er das Haus verliess.

    Wie ich Crispina versprochen hatte, kam ich einige Tage später wieder zur Domus Annaea, um die erste Sitzung der Societas Veneris abzuhalten. Natürlich war das im Prinzip nur Formsache, aber ich war jetzt immer mehr in der Domus Annaea und daher bot es sich auch an, dass wir Damen diese Sitzung während des Tages abhalten würden, wo der Hausherr im Senat sein würde.


    An der Porta musste ich schon lange nicht mehr warten, Ursus grüsste mich schon wie ein Familienmitglied.

    Ich war von den ungewohnten Anblicken komplett eingenommen. Zum einen war da einmal Valeria, welche so komplett verändert schien wie es für ein junges Mädchen nur möglich war. Nun wirkte sie wie eine erfahrene und erhabene Frau. Zum anderen bot dieser Innenhof des Atrium Vestae einen Anblick, den ich nicht von den reichsten Häusern Roms kannte. Wasserbecken und Statuen, Bäume und Blumen in einem Ausmass, wie sie in einer Stadt nicht vorstellbar waren.


    So liess ich mich von Valeria Maximilla zu einer Bank leiten und nahm nur die Menge ihrer Fragen wahr.


    Du hast es aber schön ruhig hier! Da könnte man ja gleich vergessen, dass man in der grössten Stadt der Welt lebt! Florus und mir geht es gut, wir haben es nun ziemlich streng. Vielleicht hast du erfahren, dass die Annaei das grosse Opfer zu den Equirria ausgerichtet haben. Da war ich auch mit dabei. Dann die Veneralia, welche für die Societas sicherlich wichtig waren und nun sollte bald die Hochzeit folgen. Florus hat die Auguren befragt, aber ich kenne das Resultat noch nicht.


    Aber das musste nun genug von mir sein. Mich interessierte viel mehr, wie es meiner Freundin ging und ob sie nun wirklich glücklich war.


    Doch genug von mir! Jetzt musst du zuerst einmal erzählen! Ausserhalb dieser Mauern weiss ja praktisch niemand wie es ist, hier zu leben, also los, und halte nichts zurück!