• Messalina konnte hingegen keine Ehe eingehen, außer sie verließe in einigen Jahren das Atrium Vestae. Doch wer würde eine ältere Frau um die vierzig ehelichen? Nicht einmal aus Prestige, denn sie hatte ihr Status verloren. Es gab daher nur wenige Vestalinnen die es jemals taten. Daher blieb Messalina nichts anderes übrig als ausschließlich Freundschaften zu schließen. Einige von ihnen könnten ein Bündnis für die Dauer werden. Natürlich wusste sie auch, sie selbst tat es manchmal, dass für die meisten Römer in Roma Freundschaften ähnlich dem Pax Deorum waren. Ein Vertrag die beiden Seiten nützten.


    Huch… Die Summe hörte sich auf den ersten Schein mächtig gewaltig an, doch eigentlich war es nichts Untypisches. Zumal der Cultus Deorum in Gesamtheit für die Kosten aufkam. Was interessierte es dann, Messalina. Hauptsache die Vestalinnen selbst konnten ihr Pflicht erfüllen und davon profitieren.


    „Gut. Wunderbar! Einverstanden! Die weitere Abwicklung wird einer unserer fictores übernehmen.“ Damit war wohl der Vertrag abgeschlossen, also das Grobe, um die Details würden sich andere kümmern. Denn was bliebe einer Vestalin auch anderes übrig. Sie hatten nämlich so einige wichtigere Verpflichtungen als Vertragsangelegenheiten.
    Viel lieber widmete sich Messalina dem anderen angekündigten Thema. Nämlich um ein weiteres ominöses Gesetz neben dem Lex Mercatus. “Letztens hatte meine Nysa dich aufgesucht, um mich von der Liste für die Brotausgabe zu streichen. Doch es gelang ihr nicht. Sie meinte, du hättest es verneint. Die Gründe hat sie mir nicht nennen können.“ Denn ihre Klientel war an diesem Tag bei diesem Gespräch ein wenig überfordert, weil die Sergia so schnell und bürokratisch sprach, dass Nysa fast Kopfschmerzen bekam. Könnte ich die Gründe dafür erfahren? Weil mir erschließen sie sich nicht. Mein Vater hätte es nämlich ohne Gegenwehr sofort umgesetzt. Nicht weil es ihr Vater war, sondern, weil er solche Dinge einfach tat.

  • Der Vertrag über den Brotkauf war in trockenen Tüchern, sodass die Vestalin Decima nun auf die Lex Flavia de frumentationibus zu sprechen kam. Ich ignorierte ihren Nebensatz über ihren Vater und ging nur auf den Rest ein: "Gerne. Den Grund dafür kann ich dir erklären." Ich nickte und holte einmal tief Luft. "Aus meiner Sicht stellt sich die Lage nämlich folgendermaßen dar: Dein Name steht auf der Liste derer, die empfangsberechtigt sind für eine kostenlose Brotspende der Cura Annonae. Es ist dabei deine freie Entscheidung, ob du diese Berechtigung in Anspruch nimmst und nutzt. Denn jede Bürgerin und jeder Bürger, dessen Name auf dieser Liste steht, kann frei darüber entscheiden, ob er von seinem Recht Gebrauch macht und sich eine Getreidemarke geben lässt oder nicht." Das war der Part, wo jeder selbst entscheiden konnte.


    Allerdings gab es auch noch einen zweiten Part: "Nur weil du dein gesetzlich verankertes Recht nicht gebrauchen möchtest, darf ich dir aber das Recht selbst nicht einfach aberkennen. Denn wenn die Lex Flavia de frumentationibus dir dieses Recht gibt, egal ob du es nutzt oder nicht, dann hast du dieses Recht. Das kann weder ich dir wegnehmen oder aberkennen, noch kann der Praefectus Annonae dir dieses Recht wegnehmen oder aberkennen. Niemand kann dir dieses Recht einfach so nehmen." Maximal konnte das der Kaiser vielleicht. Aber der war ja sowieso in vielen Dingen eine Ausnahme. "Du hast, das will ich nochmal betonen, natürlich nicht die Pflicht, dein Recht auch in Anspruch zu nehmen und zu nutzen. Das ist deine eigene Entscheidung. Wenn du dein Recht nicht nutzen willst, dann musst du das auch nicht. Aber deshalb darf ich dir trotzdem nicht einfach dein gesetzlich verankertes Recht wegnehmen und deinen Namen einfach so von dieser Liste streichen." Ich lächelte ernst und hoffte, dass die Vestalin meinen Standpunkt nachvollziehen konnte.


    Ich ließ einen kleine Kunstpause, dann fuhr ich fort: "Der einzige Weg, auf dem dein Name von dieser Liste verschwinden kann, ist eine Gesetzesänderung. Denn nur wenn die Lex Flavia de frumentationibus dir nicht länger das Recht gibt, dich für eine Getreidemarke zu melden, nur dann hast du dieses Recht auch nicht mehr und dein Name verschwindet von dieser Liste der Menschen, die berechtigt sind, sich für eine Getreidemarke bei der Cura Annonae zu melden." Und da hatte die Vestalin jetzt die Qual der Wahl: "Deshalb hatte ich deiner Libertina gesagt, dass du am besten auch mit deinen Schwestern hier einmal darüber sprechen solltest. Denn wenn nur du willst, dass dein Name von dieser Liste gestrichen wird, dann werde ich da vermutlich nicht viel ausrichten können." Denn die Senatoren würden bestimmt nicht ins Gesetz schreiben: Alle Menschen, die die nötigen Voraussetzungen erfüllen, haben das Recht auf eine Getreidemarke; nur die Vestalin Decima nicht. "Seid ihr aber alle der Auffassung, dass ihr Vestalinnen kein Recht auf eine Getreidemarke haben dürftet, dann besteht die Möglichkeit, dass ich mich dafür einsetze und dafür sorge, dass diese allgemeine Einschränkung in das Gesetz aufgenommen wird." Und sobald das Gesetz in dieser Weise geändert wäre, stünde auch keine einzige Vestalin mehr auf der Liste. Ich sah die Decimerin erwartungsvoll an. Hatte sie alles verstanden oder hatte sie noch Nachfragen? Und vor allem: Wie würde sie sich am Ende entscheiden?

  • Abschied


    3260-valerius-maximus-1-jpg Lucius Valerius Maximus


    Lucius Valerius - Maximus war ein alter überlieferter Cognomen der Gens Valeria, da man ihn aber zu leicht mit dem militärischen Titel verwechseln konnte, ließ er ihn sehr oft weg- war noch einmal gekommen, um sich von seiner Tochter zu verabschieden.

    Er würde die weite Reise nach Germania antreten, da der Frühling hereingebrochen war.

    Als er sein Mädchen sah, in Weiß gewandet, ganz einer fremden Welt zugehörig, war er gerührt, aber er hasste Sentimentales.

    Er hatte Maximilla mit kräftiger Kost, ohne Müßiggang, dafür mit Landluft und Lektüre von Cato maior großgezogen, und er hoffte, dass dies Früchte getragen hatte: Pflichtbewusstsein und Haltung erwartete er.

    Da Schwester Valeria ihr Priesterinnengewand trug, verzichtete er auf eine Umarmung, nicht einmal ein Händedruck gab er ihr.

    "Lebe wohl, Valeria Maximilla. Mach mir keine Schande.", mahnte er: "Ich werde alle zuhause grüßen, besonders Adalheidis."

    Adalheidis war die Liberta, die sich hauptsächlich um das Kind Maximilla gekümmert hatte. Ihr Verhältnis war enger als das zur leiblichen Mutter.

    Schwester Valerias Gesicht wurde weich: " Bitte grüße sie.", sagte sie leise: "Und gute Reise dir Vater. Ich bin ja angekommen."


    Einen Moment schauten sie sich an, Schwester Valerias braune Augen versenkten sich in seine blaue.


    "Das ist gut.", sprach Lucius: "Das Du angekommen bist, meine ich. Wölfchen nehme ich übrigens mit nach Hause. Dein Hund gehört nicht in eine Stadt."

    "Das ist gut.", antwortete seine Tochter, um den großen grauen Wolfshund hatte sie sich gesorgt, da niemand ihn so gerne haben würde, wie sie es getan hatte.


    Lucius Valerius nickte, hob die Hand zum Gruß und ging.


    Valeria Maximilla stand im Innenhof und hob ebenfalls die Hand. Sie war einen Moment lang voller Liebe, auch wenn diese Liebe nie viele Worte oder Zärtlichkeit umfasst hatte.

    Sie wusste nicht einmal, ob sie ihren Vater je wiedersehen würde.

    Aber ganz im Inneren wusste sie auch, dass das nicht mehr von großer Bedeutung war.

    Ihr Leben gehörte der großen Göttin Vesta, der Schwesternschaft und der Flamme, die nie erlöschen durfte.


  • Der Garten - Besuch von Iulia Stella


    Hier befindet sich der Innenhof des Atrium Vestae, welchen man Atrium oder Peristylium nennt. Der Innenhof beinhaltet einen Garten, den letzten Überrest des Lucus Vestae, des heiligen Horts der Vesta, der im Laufe der Zeit vom Haus der Vestalinnen überbaut worden ist. Entlang des Innenhofes verlaufen mehrere Wasserbecken – nicht parallel, sondern hintereinander, in unregelmäßigen Abständen. Im Atrium befinden sich Statuen von den großen Obervestalinnen, die in regelmäßigen Abständen errichtet sind und den Garten verzieren.

    ....Porta >>>


    Hier an diesen schönen Ort mit blühenden Blumen und plätscherndem Wasser, an dem man sich weit fort von der Hektik der Urbs fühlen konnte, brachte Schwester Valeria ihre Besucherin. Sie hoffte, Herminia würde eine Sklavin mit Erfrischungen schicken, das tat sie bestimmt, so liebevoll wie sie war.

    Auf einer kleinen Bank nahm Maximilla Platz, hielt sich aufrecht und legte eine Hand vor sich in den Schoss, die andere leicht auf Stellas Arm:

    "Wie geht es deinem Verlobten Florus Minor?", fragte sie: "Haben die Auguren euch schon einen glücksbringenden Tag für eure Hochzeit genannt? Und was macht die Societas Veneris? Ihr hattet gewiss während dieser Tage viel zu tun? Sind viele Matronen gekommen?"

  • Ich war von den ungewohnten Anblicken komplett eingenommen. Zum einen war da einmal Valeria, welche so komplett verändert schien wie es für ein junges Mädchen nur möglich war. Nun wirkte sie wie eine erfahrene und erhabene Frau. Zum anderen bot dieser Innenhof des Atrium Vestae einen Anblick, den ich nicht von den reichsten Häusern Roms kannte. Wasserbecken und Statuen, Bäume und Blumen in einem Ausmass, wie sie in einer Stadt nicht vorstellbar waren.


    So liess ich mich von Valeria Maximilla zu einer Bank leiten und nahm nur die Menge ihrer Fragen wahr.


    Du hast es aber schön ruhig hier! Da könnte man ja gleich vergessen, dass man in der grössten Stadt der Welt lebt! Florus und mir geht es gut, wir haben es nun ziemlich streng. Vielleicht hast du erfahren, dass die Annaei das grosse Opfer zu den Equirria ausgerichtet haben. Da war ich auch mit dabei. Dann die Veneralia, welche für die Societas sicherlich wichtig waren und nun sollte bald die Hochzeit folgen. Florus hat die Auguren befragt, aber ich kenne das Resultat noch nicht.


    Aber das musste nun genug von mir sein. Mich interessierte viel mehr, wie es meiner Freundin ging und ob sie nun wirklich glücklich war.


    Doch genug von mir! Jetzt musst du zuerst einmal erzählen! Ausserhalb dieser Mauern weiss ja praktisch niemand wie es ist, hier zu leben, also los, und halte nichts zurück!

  • Valeria Maximilla lächelte vergnügt:

    "Ja, ich habe davon gehört. Und du warst Opferhelferin bei der Equiiria, nicht? Du sahst bestimmt schön aus mit dem offenen Haar, doch wie ich dich kenne, hattest du nur Augen für deinen Florus. Und die Veneralia mit all den Mädchen und Frauen, das ist so ein heiteres Fest. Hast du denn bereits Mitglieder für die societas gewinnen können?"


    Sie wies um sich: "Wir sind von Schönheit und Wohlstand umgeben, da hast du recht. Ich liebe das Atrium, und es fehlt uns an nichts.

    Aber noch glücklicher als diese Annehmlichkeiten machen mich der Dienst für Vesta und für Roma.

    Ich hatte früher immer Sorge, dass ich nichts zustande bekommen würde, weil ich so ungestüm und ungeschickt bin. Und meine Bildung ließ ja auch zu wünschen übrig, weil ich gerne hierhin und dorthin gelaufen bin und ein Schwung neuer Kücken mich mehr als der Inhalt der Schriftrollen interessiert haben. Nun renne ich gar nicht mehr, ich schreite nur noch. Und ich versuche, mich zu konzentrieren und nicht so herumzuspringen mit meinen Gedanken.

    Denn nun muss ich ganz und gar für meinen Dienst da sein, da mich die Göttin auserwählt hat. "

    Das Mädchen nickte eifrig:

    " Etwas, das wirst du lustig finden: Ich werde wirklich jeden Morgen wie ein Püppchen angezogen, da hätte mir meine Pflegemutter was erzählt, so die Hände in den Schoss zu legen. Aber Herminia, das ist die junge Frau, die dir die Tür aufgemacht hat, macht es gerne, es ist eine Ehre, sagt Schwester Decima.

    Schwester Decima, die Maxima, ist meine Lehrerin, sie ist sehr klug und streng, aber auch lieb. Willst Du meinen Stundenplan sehen?"

    Sie zog eine Wachstafel aus ihrem Gewand und zeigte sie mit einem raschen Blick auf die horologia ex aqua, die große Wasseruhr im Garten, denn sie wollte keinesfalls zur nächsten Einheit spät kommen:

    Valeria Maximillia (bis auf Widerruf fortan gültig)


    Aufsichtsperson Aufgabe Zeitraum
    Titus Cominius Sporus - Aedituus Vestae Reinigung des Atrium Vestae Mo - Do (vormittags)
    Decima Messalina - Sacerdos Vestalis Unterricht - Theorie Mo - Do (nachmittags)
    Decima Messalina - Sacerdos Vestalis Unterricht - Praxis Fr (ganztags)
    Papiria Occia - Sacerdos Vestalis Hilfsgeschäfte (Einkauf, Besorgungen usw.) unter Aufsicht Sa
    Freizeit, jedoch kein Ausgang So (vormittags)
    Nero Rupilius Cerretanus - Fictores virginum Vestalium Dienst in der Bäckerei So (nachmittags)

    "Schau, jede Minute ist verplant.", sagte sie, aber sah sehr zufrieden aus.

  • Ich merkte, dass Maximilla in der Tat in ihrer neuen Aufgabe aufging, was mich sehr beruhigte und freute.


    Das tönt wunderbar, wie du das alles so erzählst und scheinbar wunschlos glücklich bist. Dein Plan sieht in der Tat sehr voll aus. Selbst heute Nachmittag musst du wieder in die Bäckerei. Aber als Ehefrau wären die Tage ja auch ähnlich ausgelastet. Es muss eine grosse Ehre sein, dass die Sacerdos Vestalis Maxima selbst dich unterrichtet, das freut mich wirklich!


    Dann wollte ich aber schon noch etwas zur Societas sagen.


    Nein, leider habe ich noch nicht viele Frauen für die Societas begeistern können. Bis jetzt ist es erst eine und sie ist erst noch eine Cousine von Florus. Ich glaube, du kennst sie noch nicht, denn sie ist erst nach deiner Captio nach Rom gekommen. Sie stammt aus Misenum.

  • Valeria Maximilla überlegte und legte den Kopf schief:


    "Welche Ziele hat denn die Societas Veneris genau? Ich weiß, dass kein Kultverein Politik machen darf, aber ihr könntet doch auch wie eine Art Schwesternschaft seid.", meinte sie:

    "Kein Mann verachtet den Rat einer gescheiten Frau - zumindest wenn er auch gescheit ist, meine ich. Und wenn sich die gescheiten Frauen untereinander kennen und Freundinnen sind, dann wird vielleicht auch unter den Männern keine Feindschaft mehr bestehen. Auf diese Weise fördert ihr nicht nur amor sondern auch Frieden und Freundlichkeit.

    Also mich würde das begeistern.


    Nein, die Misener Cousine kenne ich noch nicht, denn das letzte gesellschaftliche Ereignis, an dem ich teilnahm, war die Hochzeit von Tribun Serapio und seit der Captio habe ich das Atrium nicht mehr verlassen. Wenn es sie interessiert, bringe sie doch einmal mit."


    Kersas, der graugefleckte Kater hopste auf die Bank und wollte sich von den jungen Frauen streicheln lassen.

  • Bevor ich beginnen konnte die Aufgaben der Societas darzulegen, sprang ein graugefleckter Kater auf die Bank und verlangte eindringlich nach Zuneigung. Ich nahm dies zum Anlass erstens die zentrale Aufgabe der Societas zu erledigen und zweitens die Frage zu beantworten.


    Die Hauptaufgabe der Societas ist es, die Eigenschaften der Venus unter den Menschen zu verbreiten und zu fördern, also die gegenseitige Liebe und Akzeptanz. So wie ich das jetzt mit diesem Kater tue soll sie die Damen dazu anhalten, ihre Männer zu lieben und somit die der Venus heiligste Eigenschaft zu pflegen.

  • "Oh, die Liebe ja.", sagte Valeria Maximilla und errötete etwas; von einer Vestalinnenschülerin wurde ihrer Meinung nach erwartet, an solche Gedanken nicht einmal zu denken.


    Aber als sie nun Iulia Stella sagen hörte: ".... So wie ich das jetzt mit diesem Kater tue....und sah, wie sie das anmutige Tier aus Aegyptus hinter den Ohren kraulte, hielt sie es nicht mehr an sich und sie giggelte. In diesem Moment war sie wieder ein gewöhnliches junges Mädchen:

    "Du meinst...die Damen sollen ihre Ehemänner öfters hinter den Ohren kraulen?", fragte sie ganz unschuldig: "Auch du den Florus Minor? Und das möchtest du fördern?"


    Sie hoffte aber, dass ihre Freundin ihr ansah, dass sie nur Spaß machte, dennoch, die Vorstellung brachte sie nochmal zum Kichern.

  • Da war sie wieder, die alte Maxi, wenn auch vermutlich bloss für einen Moment, aber es war schön zu sehen, dass sie nicht verschwunden war sondern bloss in Zaum gehalten wurde.

    Ob der Zweideutigkeit unser beider Worte musste auch ich lachen.


    Ja, genau das! Es geht nicht immer nur um körperliche Liebe, sondern auch um das Pflegen der Liebe allgemein. Liebe kann man auf tausende Arten zeigen, durch Zuhören, durch Dienst, durch Akzeptanz oder Toleranz und was auch sonst noch für Möglichkeiten dir einfallen. Auch du zeigst deine Liebe durch deinen Dienst, auch wenn sie nicht einem Mann gehört sondern der Göttin. Das ist genauso wichtig wie die Liebe aus der Kinder entstehen. Kinder alleine halten keine Familie zusammen und machen auch nicht glücklich. Das echte Glück kommt aus einer anderen Form der Liebe, welche in meinen Augen daher wesentlich wichtiger ist.


    Nun hörte ich mich fast wie eine Philosophin an, aber das war ja auch der Grund, warum ich mich entschieden hatte für das Amt der Magistra beim Kaiser vorzusprechen.

  • Ja, Iulia Stella sprach wirklich wie eine Philosophin, und Maximilla war doch etwas froh, dass der Gedanke weg von der geschlechtlichen zur allumfassenden Liebe ging. Auch sie hatte ja Anteil daran: eigene leibliche Kinder würde sie nicht haben haben, sondern Roma selbst würde ihr Kind sein.

    "So schön wie du es mir gerade erklärt hast, solltest du es allen Damen erklären. Du wirst dich vor Anfragen nicht retten können.", sagte Maximilla. Es hatte gerade einmal gut getan, etwas albern zu sein, aber sie fand wieder zur Haltung zurück:

    "Es ist solch ein wunderbares Ziel. Hast du das Wort Roma mal umgedreht, dann kommt ein Amor heraus. Und Amor ist der Sohn der Venus. Bestimmt hat das einen tieferen Sinn."

    Das waren wieder Maxis eigene immer etwas krause Gedanken.


    Da kam eine Sklavin mit einem Tablett mit zwei Bechern Rhodomeli, einer Karaffe Wasser und weiteren zwei Bechern und einigen Küchlein in den Hortus. Herminia, die Aedita, hatte das alles geschickt, um Schwester Valeria und ihren Gast zu erfreuen.


    "Was möchtest du gerne?", fragte Maximilla und deutete auf die Sachen: "Schau, wie dafür gesorgt wird, dass es mir nie an etwas fehlt. Auch das ist eine große Liebe, und ich hoffe sehr, mich dessen würdig zu erweisen. "

  • Das ist genau, um was es in der Societas geht! Venus sieht alles was wir einem anderen Menschen Liebes tun. Danke, ich nehme gerne einen Becher Rhodomeli. Und wie ich von dir höre, eben auch bei euch. Ja, Roma und Venus mit ihrem Sohn Amor, das ist sicher eine spezielle Verbindung.


    Auch bei den Küchlein griff ich zu. Der Kater machte sich, da ich meine Hände nun für meine Verpflegung brauchte, auf zu Maxi und versuchte dort sein Glück.

  • Der Kater rollte sich bei Valeria Maximilla zusammen, doch sie schubste ihn etwas weg, da nachher ihr Dienst in der Bäckerei beginnen sollte. Sie würde sich zwar sorgfältig die Hände waschen, aber dennoch konnte ein Katzenhaar an ihrem Gewand haften bleiben und in die Bäckerei getragen werden. Das wollte sie nicht.

    Beleidigt maunzte Kersas auf und trollte sich.

    Auch Maximilla trank Rhodomeli:

    "Ich hoffe sehr, dass ich zu deiner Hochzeit gehen darf.", sagte sie. Vestalinnen waren zwar frei darin, Einladungen anzunehmen, doch für Schülerinnen galt das nicht:

    "Ich würde mich so darauf freuen, dich als Braut zu sehen. Und was sind danach eure weiteren Pläne? Florus wird doch in Roma bleiben und nicht wieder in die Provinz versetzt?"

    Maxi erinnerte sich noch gut daran, wie lange Iulia Stella auf ihn warten musste, als er in Germania war.

  • Das wäre wirklich schön, wenn du dabei sein könntest. Pläne für danach haben wir noch keine. Florus ist noch nicht in der Position, dass er bereits wieder ein Amt übernehmen könnte oder sogar als Propraetor in eine Provinz versetzt werden könnte. Er wird sicherlich über längere Zeit in Rom bleiben. Aber wenn er später einmal versetzt werden würde, dann würde ich ihn natürlich begleiten. Ein Propraetor kann problemlos seine Familie mitnehmen.


    Was dies dann allerdings für die Societas bedeuten würde, das wissen wir nicht. Bis dahin bin ich vermutlich nicht mehr die Magistra und dann wäre das kein Problem.


    Ein Blick auf die Horologia zeigte, dass schon einige Zeit vergangen war und unser Gespräch sich in die Länge gezogen hatte, wie es zwischen Freundinnen zu erwarten war.


    Wann musst du in der Bäckerei sein?


    Ich hatte mir zwar den Ort merken können, aber nicht die Zeit.

  • "Jetzt gleich",sagte Maximilla und nahm das Tablett mit, sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt, die Sklavinnen alles machen zu lassen: "Tut mir Leid, dass ich dich wieder verlassen muss. Aber ich hoffe sehr, dich bald wieder zu sehen, mit dem Flammeum geschmückt."

    Sie lächelte und streichelte kurz über Iulia Stellas Hand:

    "Vale bene liebe Freundin. Du darfst übrigens kommen und gehen. Tagsüber ist unsere Tür offen, uns tut ja niemand etwas. Abends müssen männliche Wesen freilich verschwinden - außer meinem Kater natürlich. Grüße den Florus Minor von mir. "

    Maximilla winkte noch einmal.

    Dann schritt sie in Richtung Bäckerei. Da sie nicht rennen durfte, hatte sie sich angewöhnt, pünktlich zu sein, meistens jedenfalls.

  • Ich erwiderte die Worte des Abschiedes und äusserte meine Hoffnung, dass Maxi meine Hochzeit besuchen dürfte. Als sie dann entschwebte, blickte ich ihr in Gedanken versunken nach. Es war sicherlich nicht einfach Vestalin zu sein, aber auch nicht die Freundin einer Vestalin zu sein. Ich nahm mir vor, mich etwas mehr zurück zu halten, damit ich ihrer Ausbildung auf keinen Fall in die Quere kam.


    Wenig später verliess ich den Innenhof und auch das Atrium Vestae.

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