Iulia Graecina ist tot!
Beiträge von Iulia Graecina
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Graecina hatte die Tür zu ihrem Cubiculum offen gelassen, nachdem sie eingetreten war, da ihr Iduna folgen sollte. Sie ließ sich in einem Korbsessel nieder und wartete, bis ihre neue Sklavin und deren Kind eingetreten waren.
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Graecina atmete erleichtert aus, nachdem sich die Lage wieder entspannt hatte. Wonga war nach kurzer Zeit im Officium des Maiordomus erschienen und hatte den Sklaven wieder unter Kontrolle gebracht. Glücklicherweise hatte er sich anstandslos abführen lassen, um seine Situation nicht noch zu verschlimmern. Graecinas schlechtes Gewissen war jedoch dadurch nicht kleiner geworden.
„Danke Stella!“ Ihre Cousine hatte inzwischen wieder ihre Hand von ihrem Arm genommen. Doch auch den beiden Sklaven nickte sie dankend zu. Insbesondere Iduna, die in der Tat ohne zu murren der Anweisung des Maiordomus gefolgt war.
Da ihr der Schrecken immer noch in den Knochen saß, wollte sie sich nun zurückziehen. Letztendlich war alles geregelt worden.
„Nun, dann werde ich mich jetzt wieder zurückziehen,“ meinte sie, an ihre Verwandten gewandt. „Iduna, du kommst mit mir!“ Daraufhin verließ sie den Raum und begab sich in ihr Cubiculum. -
Stella kam ihr zu Hilfe und fasste sie am Arm ums sie von dem Sklaven wegzuziehen. Doch es war der Geistesgegenwart des Maiordomus zu verdanken, der sich furchtlos vor Angus aufbaute, um somit Graecina zu schützen. „Mach dich nicht unglücklich, Sklave! Tritt zurück!“ Dann blickte er zu Iduna hinüber. Sie hatte er dazu auserkoren, Hilfe zu holen. Inzwischen traute er dem Kelten nicht mehr. Es wurde Zeit, dass man ihn aus der Domus schaffte! „Geh und hole Wonga herbei!“, rief er der Germanin zu. Früher als es ihr recht sein konnte, bekam sie nun die Gelegenheit, ihrer neuen Domina ihre Loyalität zu beweisen.
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Graecina verzichtete vorerst, sich auch am Obst zu bedienen, um sich ganz der jungen Valeria zu widmen. Sie war eine Suchende, die sich im tiefsten Dunkel befand. Sie betete zu ihren falschen Götzen, doch nichts konnte ihr Frieden bringen. Graecina erkannte sich selbst in Maximillas Worten. Es war erst wenige Jahre her, seit dem sie das Licht der Welt entdeckt hatte. Ihre Sklavin Sulamith hatte dabei einen nicht geringen Teil dazu beigetragen. Durch sie war sie an die Lehren des Nazareners, wie sie es immer nannte, gekommen. Nun saß ihr diese junge Frau gegenüber, die regelrecht darum bat, zum Licht geführt zu werden. Graecina aber war sich auch bewusst, dass sie vorsichtig sein musste. Sie musste einen Weg finden, wie sie Maximilla helfen konnte, aber dabei nicht als Chrsitin enttarnt zu werden. Eine schwierige Aufgabe, die da vor ihr lag!
„Nein, du bist keine Schande für deine Familie, liebe Valeria! Du bist, wie ein Kind, das auch der Suche ist nach Antworten, die du in deinen Tempeln nicht finden wirst! Glaube mir, es gibt ein Licht in der Finsternis, Valeria!“, begann sie und ihre Augen strahlten dabei, als sie es sagte. „Du musst es nur finden. Doch du musst an der richtigen Stelle suchen.“ Nicht bei den falschen Götzen durfte sie suchen. „Stell dir vor, es gäbe jemanden, der für sich das größte Opfer auf sich genommen hat. Wie würdest du dich fühlen?“
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Nun war die ganze Familie versammelt, doch der Soldat, der ihnen die neuesten Ermittlungsergebnisse zu den beiden Morden mitteilen wollte, war noch nicht zugegen. Doch sie mussten nicht lange warten, lag doch eine gewisse Spannung in diesem Raum.
Centurio Octavius berichtete dann, was seine Männer herausgefunden hatten. Offenbar waren Ceasoninus und Phoebe Opfer einer gefährlichen und brutalen Bande geworden. Rücksichtslose und gewalttätige Männer, die in der Subura ihr Unwesen trieben. Wie roh es dort zuging, hatte sie und Sulamith selbst erleben müssen.Zu ihrer Überraschung aber, waren die Täter wohl selbst zu Opfern geworden, denn man hatte ihre Leichen gefunden. Wer dies getan haben konnte, konnte nur gemutmaßt werden.
Graecina hatte gefasst die Ausführungen des Centurios verfolgt. Auch wenn es abscheulich gewesen war, was sie da hören musst. Auch wenn am Ende die Mörder ihrer Verwandten tot waren, empfand darüber keinerlei Genugtuung. Vielmehr schmerzte es sie, dass so viele Menschen hatten sterben müssen. Wofür nur? All das war so sinnlos gewesen! -
Diese innerliche Zerrissenheit drohte, sie zu zerbersten. Der Sklave schien sich noch immer in Sicherheit zu wägen. Aber sie wusste es besser. Auch wenn ihre Mimik keine Rückschlüsse darauf zuließ.
So war sie Dives sehr dankbar, dass er die Ansprache an die Sklaven übernahm. Dem Kelten zu eröffnen, dass er verkauft werden sollte, hätte sie nicht gekonnt. Zumal es ihr ja auch nicht zugestanden hätte.
Zuerst widmete sich ihr Vetter der Sklavin Iduna und deren Tochter und eröffnete ihr, dass sie beide von nun an in Graecinas Besitz seien. Wie zu erwarten war, drückte die Sklavin sofort ihre Dankbarkeit aus. Endlich milderten sich Graecinas Züge und sie lächelte der Germanin zu. Im Anschluss an diese Besprechung würde sie sie in ihr Cubiculum bitten, um sie mit ihren neuen Aufgaben vertraut zu machen.Dann sprach Dives den Kelten an. Er vermied es, die Dinge beim Namen zu nennen und umschrieb mehr oder weniger seine Absichten. Man musste nun nur den Sklaven beobachten und konnte deutlich erkennen, wie langsam aber unaufhaltsam die Erkenntnis über ihn kam.
Graecinas Lächeln war wieder verschwunden, stattdessen presste sie sie ihre Lippen zusammen, als der Sklave zweifelnd das Wort ergriff. Aus seinen Zweifeln wurde in Sekundenschnelle Verzweiflung. Er bettelte um ihre Gunst und kam ihr dabei gefährlich nah. Zumindest empfand sie es so und versuchte erschrocken zurückzuweichen. Hatte nicht Iduna einmal in einem Gespräch angedeutet, wozu er fähig sein konnte? Nun schien sich doch ihre Entscheidung zu bestätigen, dass sie sich nicht für sein Bleiben in der Domus eingesetzt hatte. Diese Erkenntnis beruhigte ihr Gewissen für eine Weile. Zu allem Übel begann dann auch noch Iduna zu schluchzen und machte darauf aufmerksam, dass ihr Kind nun den Vater verlöre. Nun ging kein Weg daran vorbei, sie musste handeln, um der Sklavin ein für alle Mal klar zu machen, wer hier die Entscheidungen traf und wer sie zu tragen hatte!
„Iduna, der Entschluss meines Vetters ist endgültig! Angus hat es sich selbst zuzuschreiben!“ Sie erschrak selbst über die Härte, die in ihren Worten lag. Daran würde sie noch lange zu knabbern haben. -
In ähnlicher Weise, wie Graecina dies zuvor getan hatte, setzte sich nun auch Stella für einen weiteren Sklaven ein. Den Sklaven Maahes kannte sie nicht sehr gut. Doch Stella hatte gewiss ihre Gründe, weshalb sie ihn vor dem Sklavenmarkt verschonen wollte.
Auch diesmal erwies sich ihr Vetter als sehr großzügig, denn er willigte ein, ihr den Sklaven zu überlassen. Jedoch erst nach ihrer Hochzeit. Dass dies schon recht bald sein konnte, teilte er bei dieser Gelegenheit auch gleich mit, denn der Verlobte ihrer Cousine sollte schon bald nach Rom zurück beordert werden. Graecina freute sich mit Stella über diese gute Neuigkeit. Endlich gab es auch einmal wieder gute Nachrichten in diesem Haus!Als jedoch Dives den Sklaven Angus herbeorderte, fühlte sie ganz plötzlich ein Unbehagen in der Brust. Würde sie dem Sklaven, nachdem sie sich nicht für ihn eingesetzt hatte, überhaupt noch in die Augenschauen können?
Kurze Zeit später trat dann erst Angus ein, danach auch Iduna mit ihrer kleinen Tochter. Graecina versuchte seinem Blick auszuweichen, obwohl er sie und ihre beiden Verwandten freundlich gegrüßt hatte. Offenbar war er noch vollkommen ahnungslos, welchem Schicksal er schon bald entgegensehen sollte. Erst als die Sklavin erschien, warf sie einen Blick auf sie und ihr Kind. Die Kleine wollte sofort nach ihrem Vater greifen. Dieses Bild erschütterte sie noch mehr. Sie hatte dazu beigetragen, dass das kleine Sklavenmädchen ohne Vater aufwachen würde. Nun fühlte sie sich nur noch schlechter. Jedoch versuchte sie ihre Gefühle hinter einer steinernen Mine zu verbergen. Sie ließ ihrem Vetter den Vortritt, da er ja im Grunde noch der Besitzer der drei Sklaven war.
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In Greacinas Gesicht zeichnete sich langsam ein Lächeln ab, als sie realisierte, dass ihr Vetter ihr die beiden Sklavinnen schenken wollte. „Einverstanden!“, rief sie beschwingt. „Du kannst dir nicht vorstellen, welch eine Freude du mir damit machst! Vielen Dank, Dives!“ Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie sich zum letzten mal so gefreut hatte. Wenigstens konnte sie die Germanin und ihr Töchterchen retten. Sulamith hatte ihr einmal davon berichtet, dass Iduna sich die Freiheit für ihre Tochter wünschte. Nun lag es in ihrer Hand, was mit dem kleinen Mädchen geschehen sollte.
Für einen Moment verschwand ihr Lächeln wieder. Denn Angus‘ Schicksal hatte sie hingegen nicht abwenden können. Sie hatte es nicht einmal versucht! Dabei hatte er ihr und Sulamith einen großen Dienst erwiesen, als er sie vor einigen Monaten in die Subura begleitet hatte, um ihre Sklavin zu retten. Dass sie sich nun nicht für ihn eingesetzt hatte, kam einem Verrat gleich. Eine Tatsache, die ihr ein schlechtes Gefühl bereitete. Andererseits war er doch nur ein Sklave! Nein, er war ein Mensch, wie sie und wie ihr Vetter. Ein Geschöpf Gottes! Sie hoffte nur, er möge in gute Hände geraten. Das war alles, was sie für ihn tun konnte.
„Nun, dann würde ich gerne meine beiden neuen Sklavinnen sehen!“, meinte sie dann an den Maiordomus gerichtet. „Kannst du Iduna rufen lassen?“
Sim-Off: Ich bin dem Pfad gefolgt und habe den Besitzerwechsel vorgenommen!
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Ganz unverhofft hatte sie im Maiordomus einen Fürsprecher für die besagte Sklavin und deren Kind gefunden. Phocylides bestätigte ihren Einwand und empfahl Dives, in dieser Angelegenheit andere Maßstäbe anzusetzen. Er erwähnte zudem auch den Sklaven Angus, der Graecina in der jüngsten Vergangenheit mehrmals als Custos gedient hatte. Sie hatte ihn und seinen Dienst immer sehr geschätzt und konnte nichts Gegenteiliges über ihn sagen. Der Maiordomus indes nannte ihn einen notorischen Unruhestifter und empfahl, sich von ihm zu trennen.
Graecina sann darüber nach, ob sie sich auch für den keltischen Sklaven einsetzen sollte. Er war, nach allem was sie wusste, der Vater von Idunas Kind. Jedoch gab es nicht mehr viel zwischen den beiden Sklaven, was sie miteinander verband...
Wenn sie doch wenigsten die Sklavin und ihr Kind vor dem Sklavenmarkt bewahren konnte! Für Angus allerdings sah sie wenig Hoffnung. Ihr Vetter Dives schien selbst für Iduna keinerlei Verwendung zu haben, obwohl doch ihre Fähigkeiten soeben noch lobend erwähnt worden waren.„Nun vielleicht könnte ich sie ja…“, begann Graecina laut zu denken. Gewiss konnte sie noch für die Sklavin und ihr Kind aufkommen. „Also ich meine, die Sklavin wäre eine gute Unterstützung für meine Sulamith.“ Die kleine Ancilla, die sie vor einigen Monaten aus einer schäbigen Taberna in der Subura gerettet hatte, konnte sich vielleicht auch ein wenig um Idunas Kind kümmern und mit ihm spielen.
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Graecina nahm auf der gegenüberliegenden Kline Platz. Die Stimme der jungen Maximilla klang sehr niedergeschlagen. Der sinnlose Tod der beiden Iulier hatte auch sie sehr mitgenommen. Unfassbar – das war gewiss die beste Umschreibung der Geschehnisse, die sich zugetragen hatten. Umso dankbarer war die Iulia nun über den Besuch der Valeria.
„Das ist sehr freundlich, Valeria Maximilla!“, entgegnete Graecina.Dann bemerkte sie, wie der jungen Frau eine Träne entwich. Die Iulia war sehr gerührt über ihre Anteilnahme, denn soweit sie wusste, war die Valeria keine sehr enge Freundin ihrer Cousine gewesen. Doch im weiteren Gespräch begann Graecina zu verstehen, woher diese tiefe Betrübnis herrührte. Valerias Äußerung stammte aus ihrem tiefsten Inneren, welches ich scheinbar unbewusst entwichen war. So jedenfalls deutete es Graecina.
„Es gibt immer Hoffnung, Liebes!“, entgegnete sie ihr und berührte sie sanft an ihrer Schulter. „Selbst in der dunkelsten Stunde unseres Daseins gibt es sie!“
Sie, die sie die Liebe Gottes erfahren hatte, sprach aus voller Überzeugung. Keiner der römischen Götter hatte ihr und allen Menschen ein solch wertvolles Geschenk gemacht, wie Gott. Doch woher sollte Valeria, dieses junge und unerfahrene Mädchen denn wissen?Eine Sklavin war inzwischen zu ihnen gekommen und hatte sie mit dem Obst und dem verdünnten Wein versorgt. Graecina nahm den Becher und nippte daran. „Bitte, greif doch zu!“, sagte sie und deutete auf die Obstschale, die nun auf einem Tischchen zwischen ihren beiden Klinen stand.
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Zusammen mit Stella war auch Greacina Dives gefolgt und fand sich alsbald im officium des Maiordomus wieder. Es ging um die Erbsache, wie sie richtig vermutet hatte. Ebenso war es wenig verwunderlich, dass man Stella und sie als Erbberechtigte ihrer Cousine Phoebe festgestellt hatten. Liebend gerne hätte sie auf ihren Erbanteil verzichtet wenn stattdessen Phoebe noch hätte weiter unter ihnen weilen können. Doch so war der Lauf der Dinge. Gewiss würde sie sich mit Stella einigen können. Daran zweifelte sie kaum.
Es war für sie auch keine große Überraschung, dass Dives zum Erbberechtigten ihres Vetters festgestellt wurde. Die Verwandtschaftsverhältnisse waren zwischen ihnen noch um einiges enger, als es zwischen Caesoninus und ihr der Fall gewesen war.
Selbstverständlich würde er auch alle Sklaven erben. Damit war wenigstens diese Sache geklärt, denn sie hatte erfahren, dass es unter den Sklaven eine große Unsicherheit nach dem Tod ihres Dominus gegeben hatte, da sie sich einer ungewissen Zukunft gegenüber sahen. Jedoch als Dives erklärte, er wolle die Zahl der Sklaven um die Hälfte reduzieren, horchte sie auf.
Keine Frage, es war eine große Geste, den alten und langgedienten Sklaven die Freiheit zu schenken. Jedoch für die anderen sollte ein guter Vermittler gefunden werden. „Du meinst einen Sklavenhändler? Ist das richtig?“ Sie blickte ihren Verwandten forschend an. Wie schrecklich musste es für die Sklaven sein, die dieses Schicksal erwartete, hatten sie es doch all die Jahre sehr gut bei den Iuliern. Ihr fielen einige der caesoninischen Sklaven ein, mit denen sie gelegentlich zu tun hatte. Doch wenn Dives seine Auswahl nach pragmatischen Gesichtspunkten treffen würde, welche Chance hätte dann eine junge Mutter mit ihrem Kleinkind? Sie dachte dabei an Iduna, mit der sie sich einige Wochen zuvor im Garten unterhalten hatte. Damals war ihre Welt noch in Ordnung gewesen. Die Möglichkeiten dieser Sklavin waren beschränkt, durch die zusätzliche Betreuung ihres Kindes. Und das Kind selbst würde erst in ein paar Jahren als Arbeitskraft dienen können.
„Es gibt da eine Sklavin. Iduna heißt sie. Sie hat ein kleines Kind, das gerade dem Säuglingsalter entwachsen ist. Was wird mit ihr geschehen?“ -
Ok, danke.
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Zitat
Original von Tiberius Decimus Rusticus
Wir bieten eine große Avatargallerie, jeder kann seinen freien Avatar einsenden und einen Zeichenservice bietet Scato auch noch an. Mehr kann man nicht bieten. Damit wäre das Thema beendet.
Ich wollte mal fragen, ob es diese Avatargalerie schon gibt. Wenn ja, wo kann ich sie finden.
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Graecina hatte sich im Garten aufgehalten, um sich dort ein wenig die Zeit zu vertrieben. Das tat sie in letzter Zeit öfter, denn die Ruhe tat ihr gut. Dort konnte sie ihre Gedanken sortieren und sich in aller Stille an ihren Gott wenden. Hier fand sie Trost, in dieser schweren Zeit.
Fast hätte sie das Treffen vergessen, um das sie Dives gebeten hatte. Offenbar gab es erste Ermittlungsergebnisse zu den Morden an ihren beiden Verwandten. Auch wenn diese Erkenntnisse Caesoninus und Phoebe nicht mehr lebendig machten, so konnte es doch hilfreich sein, zu wissen, wer ihnen das angetan hatte und warum. Wenigstens bekäme sie dadurch ein paar Antworten auf diese quälenden Fragen.Noch immer ganz in Schwarz gekleidet, betrat sie dann auch das Tablinum. Onkel Cato, seine Frau Vibia, ihr Vetter Dives und Cousine Stella waren bereits anwesend. Sie nickte allen freundlich zu.„Salve Familia! Bitte entschuldigt meine Verspätung!“
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Wenige Minuten später betrat auch Greacina das Atrium. Eigentlich war sie auf der Suche nach Sulamith, ihrer Sklavin. Doch im Atrium traf sie, neben ihrer Cousine Stella, dann auch ganz unverhofft auf einen ihr unbekannten älteren Mann. Er war offensichtlich gerade eben erst eingetroffen. Sklaven waren damit beschäftigt, sein Gepäck ins Haus zu tragen.
Sie trat neben Stella, die ihn bereits angesprochen hatte. „Oh Stella, haben wir Besuch bekommen?“ Dann wandte sie sich an den fremden Mann, der ihr gegenüber stand. „Salve, ich bin Iulia Graecina.“ Der Fremde sah nicht gerade nach einem Besucher aus, der einem Familienmitglied einen Besuch abstatten wollte. Vielmehr schien dies ein Einzug in die Domus Iulia zu sein. -
Eine bleierne Schwere lag auf dem Haus und auch auf seinen Bewohnern. Die Stille, die seit dem Tod der beiden Iulier herrschte, war erdrückend. So empfand es zumindest Graecina. Immer wieder ertappte sie sich dabei wenn sie in Gedanken war, dass ihr Vetter sogleich aus seinem Officium ins Atrium gelaufen kam oder dass Phoebe um die Ecke kam und ihr etwas über die neuesten Modetrends der urbs aeterne erzählen würde. Caesoninus und Phoebe waren nicht mehr und auch wenn sie sich nicht zum einzig wahren Gott bekannt hatten, betete Graecina regelmäßig für sie.
Die junge Iulia war noch immer in ihrer schwarzen Trauerkleidung gehüllt. Mit dem Tod ihrer Verwandten, hatten sich einige Veränderungen ergeben. Sie hatte sich um Dinge kümmern müssen, die sie zuvor kaum tangiert hatten. Doch glücklicherweise fand sie im Maiordomus des Hauses eine große Hilfe. Im Atrium hatte sie ihn angetroffen und mit ihm einige Worte gewechselt, welche Aufgaben noch zu erledigen waren. Als dann jedoch Wonga erschien, der eine Besucherin ins Atrium führte, sah Phocylides kurz auf, verbeugte sich vor der Iulia und verschwand dann.
Auch Graecina sah sich um und erkannte die junge Valeria Maximilla, die der Custos ins Atrium geführt hatte. Sie machte ein paar Schritte auf die junge Frau zu und begrüßte sie. „Salve Maximilla!“ Dann wandte sie sich an den nubischen Sklaven. „Vielen Dank, Wonga! Du kannst nun gehen!“
Mit einem Lächeln wandte sie sich wieder der jungen Valeria zu. „Es freut mich, dich in dieser schweren Zeit zu sehen! Aber bitte, nimm doch Platz!“ Sie deutete auf zwei Klinen, auf denen sie sich niederlassen konnten. Breda, eine junge Sklavin, die offensichtlich vom Maiordomus ins Atirum geschickt worden war, erschien. „Oh Breda, bitte bring uns doch etwas frisches Obst und verdünnten Wein!“
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Ohne zu ahnen, dass bereits ihr Verwandter Dives auf das Kondolenzschreiben des Cnaeus Decimus Casca geantwortet hatte, verfasste Greacina ein weiteres Antwortschreiben.
Noch rechtzeitig, vor seiner Abreise, sollte der Decimus den Brief der Iulia durch einen Boten erhalten.
Ad
Cnaeus Decimus Casca
Casa Decima Mercator
Roma
Salve Decimus,
Ich danke Dir von ganzem Herzen für deine mitfühlenden Worte. Sie gleichen einem Licht in trostloser Dunkelheit, die uns dieser Tage so bedrückend umgibt. Gewiss werden sie von uns nicht vergessen werden.
Die gemeinen Morde an unseren beiden Familienmitgliedern haben uns sehr tief erschüttert. Was uns nun umtreibt, ist die quälende Frage, warum zwei junge Menschen so heimtückisch aus dem Leben gerissen werden mussten.
Letztendlich bleibt uns nur eins, sie so in Erinnerung zu behalten, wie wir sie kannten. So werden sie für immer und ewig einen Platz in unseren Herzen innehaben.
Möge n der Allmächtige n dich stets auf deinen Wegen begleiten.Vale bene
Iulia Graecina
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Dem kann ich nur aufs schärfste zustimmen!
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Graecina betrat das Officium ihres verstorbenen Cousins und setzte sich an den Schreibtisch. Sie überlegte lange, wie sie die den Brief von der Schreckensnachricht formulieren sollte. Doch es eilte und so schrieb sie schnell einige Zeilen.
Ad
Decimus Iulius Antipater
Villa Iulia LatinaeSalve Onkel Antipater,
es schreibt dir deine Nichte Graecina. Das Unglück ist über die Domus Iulia hereingebrochen. Daher muss ich dich vom Tod deines Neffen Caesoninus und deiner Nichte Phoebe in Kenntnis setzen. Unsere lieben Verwandten wurden auf offener Straße überfallen und getötet. Die Schuldigen wurden noch nicht gefasst und befinden sich deshalb noch auf freiem Fuße.
Daher möchten dich nun Stella und meine Wenigkeit bitten, so schnell wie möglich nach Rom zu kommen. Wir sind gänzlich schutzlos. Außerdem bedürfen wir deiner Unterstützung bei den Verhandlungen zu unseren bevorstehenden Eheschließungen.Vale bene
Iulia Graecina/images/signet/Siegel_IuliaBrief.png
Nachdem sie den Brief beendet hatte, übergab sie ihn einem Sklaven, der sich sofort auf den Weg machen sollte.