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| Sulamith
„Wenn du nach einem unbeschwerten Leben strebst, dann schon,“ gab die Hebräerin trocken zurück. Im Laufe eines Sklavenlebens lernte man aber auch, wie man die Herrschaften beeinflussen konnte, ohne dass sie es merkten. Die Zauberworte dafür hießen 'Vertrauen schaffen' und 'sich unentbehrlich machen'. Nur dann trat man aus dem Schattendasein der dienstbaren Geister heraus. Sulamith hätte ihr sicherlich noch einige Ratschläge geben können, doch mit dem Erscheinen der Iulia musste dies vorerst warten. Vielleicht ergab sich ja einmal eine andere Gelegenheit dafür.
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Graecina nahm einen Schluck der gekühlten Rhodomeli. Im Gegensatz zur kleinen Ancilla genoss sie die Süße auf ihrer Zunge. „Trink nicht zu hastig, Ancilla! Du bekommst sonst noch Magenschmerzen!“, ermahnte die Iulia das Kind. Ein wenig enttäuscht setzte das Mädchen den Becher wieder zurück auf das Tablett. Doch dann hatte die Kleine eine Idee. Sie nahm ihre Puppe und setzte sie ebenfalls auf die Decke. „Meine Puppe hat noch Durst! Darf ich ihr auch noch ein Schlückchen geben?“ Graecina nickte grinsend. „Ja, natürlich darfst du das, Liebes!“ Während nun Ancilla wieder den Becher nahm, selbst noch einmal daran nippte und ihre Puppe mit dem Getränk versorgte, fiel Graecinas Blick wieder auf die germanische Sklavin. Wie friedlich ihr Kind doch schlief! Doch eines wollte ihr partout keine Ruhe lassen: Was war denn nur mit diesem Angus los? War er tatsächlich fort, so wie Iduna behauptet hatte? Hatte man ihn verkauft und wenn ja, weshalb?
„Breda, geh und suche Angus! Wenn du ihn gefunden hast, bring ihn her zu mir!“ sagte sie der Sklavin, die noch immer das Tablett mit dem Erfrischungsgetränk hielt. Die Sklavin stellte das Tablett neben der Decke ab und verschwand.
Graecina wandte sich wieder an die Germanin, denn noch eine andere Frage beschäftigte sie sehr. Da sie Iduna als Expertin in Sachen Kinderkriegen und Mutterschaft ansah, scheute sie sich auch nicht, sie zu fragen. „Sag mal, wie geht das eigentlich? Ich meine, wie bekommt man denn ein Kind?“ Tante Calvena hatte dieses Thema immer tunlichst vermieden und auch ihre Mutter hatte sich bis zu ihrem Tod in Schweigen gehüllt.