Der hatte seinen neuen Colonen anders als die anderen quasi in eine lederne Kleidung bekommen. die schon assoziierten, der in Leder geharnischte: Das war zwar ungewöhnlich, aber Quintus war nicht unrecht. Verhieß es doch Respekt und dieser würde sich nun auf ihn übertragen. Er wäre der Mann, der einen ehemaligen Gladiator auf seinem Land hatte.
Lucilla mit deutlich geweitetem Bauch trug eine weite Stola, die das Ganze möglichst kaschierte. Nur nicht zu viel Raum lassen für Spekulationen in diesem Fall. Wo sie auf jeden Fall auffallen wollte, waren am Auftreten und am Schmuck, denn hier repräsentierte sie ihren Mann. Also war dick aufgefahren worden und sie trug von allem nur das Beste. Schmuck und Seide, die man nur in Rom bekam. Ihre Haare waren von einer Sklavin frisiert worden und ihre zu einem Turmfriseur aufgesteckten Haare waren mit Bändern durchzogen. Darüber trug sie einen Schleier aus plissierter durchscheinender Seide. Kurzum, sie war so aufgebrezelt, dass sie ein Blickfang auf dem Forum war.
Obwohl Quintus seine Frau wegen des Kindes, das nicht das seine war, verabscheute, hatte sie ihm das nicht krumm genommen. Sie hatte zwar sein Bett nicht geteilt, weil er es eben auch nicht wollte, aber sie war ihm treu ergeben und hatte sich immer als vollkommene Ehefrau gezeigt und ihn unterstützt, wo sie konnte. Quintus kam nicht umhin, ihr das anzurechnen, auch wenn sie für ihn eine Hure war.
Sie war vollkommen unnahbar auf das Forum gekommen und sah wie die vollendete Patrizierin aus, die sie spielte. Sie war anmutig und bewegte sich mit Eleganz – das viel auch den Menschen auf dem Forum auf. Als sie zu ihm und seinem zukünftigen Pächter trat, sah man Frauen miteinander tuscheln.
Dann begann Quintus seine einleitenden Worte, denn er wollte ja, dass die Bürger es mitbekamen. „Quiriten, wie ich versprochen habe, habe ich 15 von euch ein Colere zugesagt und ich halte mein Versprechen. Hier sind fünfzehn aus eurer Mitte und ein Freigelassener, die von mir eine Pachtstelle bekommen. So wie ich es zugesagt hatte. Fünfzehn von euch werden Bürger, wie es in alten Zeiten war, Bauern. Ich gebe ihnen das Maß an Land, das früher auch den Soldaten gegeben wurde, sieben iugera Land zur Bewirtschaftung. Und die ersten zwei Jahre verlange ich keine Pacht.“ Er hob die Hand wie beim Schwur, um zu zeigen, dass er sein Wort hielt, und drehte sich einmal über das Forum blickend. 16 Grassoden, die an den 16 Pachtstellen ausgestochen worden waren, lagen bereit. Denn ohne das würde keine Verbindung zu dem Land aufgebaut werden können.
Der erste der Männer war ein Römer. Der Vorenus würde als Letzter drankommen. So war das eben in der Gesellschaft. Die beiden waren zwar jetzt frei, aber sie waren eben freigelassen, und keiner auf dem Forum hätte es verstanden, wenn Quintus ihn einem der Bürger aus ihrer Mitte vorgezogen hätte. Der Bürger trat vor den Duumvir für Rechtsangelegenheiten und zu Quintus. Dann berührte er die Grassode, die ihm ein Sklave hinhielt. „Ich behaupte, für zehn Jahre ab heute den ūsus fūctūs an diesem Land zu haben. Dafür werde ich ab übernächstem Jahr 25 Hundertstel meiner Erträge als Pacht zahlen und 4 Tage im Monat unentgeltlich auf dem Land des Tiberius Felix arbeiten.“ Sprach der neue Colonus.
Der Duumvir frage Quintus, ob er Einspruch dagegen einlegen wolle. Quntus verneinte daraufhin und die Sache war rechtskräftig. Das Ganze wiederholte sich noch 14 Mal, bis der Freigelassene drankam, und natürlich hatten die Menschen auf dem Forum nach dem 3. Rechtsakt das Interesse verloren und gingen ihrem Tagwerk wieder nach. Nur die Familien der neuen Pächter und die anderen Colonen sahen weiterhin zu.