Beiträge von Quintus Tiberius Felix

    Ihr Argument war, dass es keinen Sinn machen würde, die Reliefs so detailreich auszuarbeiten und dann Farbe draufzuklatschen. Mein Argument war, dass der Reiterstein von Hornhausen in antiker Tradition eines römischen Reitergrabsteins angefertigt wurde und man deswegen eigentlich davon ausgehen muss, dass er bemalt war. NEIN, NEIN, NEIN! Niemals! Ende der Debatte.

    Aber sie hört auch nicht so gern, dass auf der einen Seite des Niederdollendorfsteins die älteste uns bekannte germanische Darstellung von Jesus ist und der Mann, dessen Grabstein das ist, ziemlich sicher Christ war. Weil nicht sein kann, was nicht ins Bild passt. Ich mag sie trotzdem, aber Wissenschaft funktioniert bei ihr nur, wenn es in ihr Bild passt. Das ist bei vielen Neo-Heiden so.

    Ich möchte noch mal eure Aufmerksamkeit auf diese Seite, speziell das Video, lenken. [ hier ]

    Ein, wie ich finde, noch immer zu wenig betrachteter Aspekt. Ich war schon mal in der Ausstellung und bin im Zuge eines Polts noch mal darauf gestoßen. Ich stelle mir seit der Ausstellung das immer alles super bunt und farbenfroh vor.

    Leider bin ich auch in meinem Bekanntenkreis immer wieder von der Verstocktheit bei dem Thema irritiert.

    Ich hatte das Thema mit einer Bekannten letztens beim Reiterstein von Hornhausen, der ja wohl ziemlich sicher ein Cargokultprodukt eines römischen Reitergrabsteins ist.

    Meine Bekannte Nein, Nein, Nein der war niemals bemalt! Ich habe mir den Mund faserig geredet, keine Chance. Die war richtig sauer auf mich.

    Aber auch in Oerlinghausen im Museum Wo Sie eine coole Kopie des Niederdollendorfsteins haben, habe ich gefragt, warum der Stein nicht bemalt ist. Haben Sie mir gesagt: „Ja, wir wissen, dass der sehr wahrscheinlich in antiker Tradition bemalt war, aber das würden die Leute nicht verstehen.“

    Jetzt konnte er Abend in Ruhe weitergehen, dachte sich Quintus. Vielleicht machte man ja noch andere Bekanntschaften in diesem Haus. Als sie sich wieder dem Garten zugewandt hatte und an einer sehr schönen, bemalten Statue stehen blieb, sah Quintus, dass in der Mitte des Gartens Platz gemacht wurde. Offenkundig würde hier gleich mal wieder etwas passieren. „Oh, das scheint interessant zu werden.“ Sagt er an Aulus gewandt. Ein Mann mit Lendenschurz und eingeöltem Körper kam herein. Ein junger, drahtiger Mann mit frisch rasiertem Kopf. So alt sah der Mann gar nicht aus, dass ihm die Haare ausgefallen hätten sein können, aber dann, als der Mann sich allen Gästen einmal zugeneigt hatte und ein weiterer ihm eine Fackel und einen Becher mit etwas Zutrinken brachte, verstand er. Ein Feuerspucker, da war es wirklich eine weiße Vorsichtsmaßnahme, sich die Harre vom Kopf zu rasieren, dachte sich Quintus, als der Mann immer wieder kleine Schlucke aus dem Becher nahm und dann Feuerbälle in die Richtung der Gäste machte. Natürlich war so viel Platz zu den Gästen gelassen worden, dass keiner ernsthaft in Gefahr geriet. Trotz dessen sah Quintus, wie die eine oder andere Dame sich bei einem Feuerball in ihre Richtung auf die Brust griff. „Zieht das mit den Feuerspuckern in Rom also noch?“ Fragte Quintus an Aulus gerichtet, denn wenn man damit hier noch etwas reisen konnte, dann in Mantua auf jeden Fall auch. Ihm gefiel sowas den auch wenn es schon ein alter Hut war zusehen bekam man das nicht jeden Tag.

    Hm, Iuno, das hatte er sich schon gedacht und das war ja auch abzusehen gewesen, aber was man da opferte, das hatte er nicht gewusst. Also ein gedeckter Tisch. Naja, das schien wieder mit wenig Aufwand zu funktionieren, das war genau sein Ding, wenn man so wollte. „Und ist es auch in Ordnung, wenn ich das Opfer mit dem gedeckten Tisch im Tempel erbringe, sagen wir, weil meine Frau noch im Wochenbett liegt?“ Auch hier hatte er Fragen, die er lieber zur Gewissheit geklärt haben wollte, denn er hatte bis jetzt ja nur den Hausgöttern und die jährlichen Pflichtopfer im Garten erbracht, und da war er immer unterstützt worden. Hier war es etwas anderes, aber er wollte das öffentlich machen, weil ihm das ja auch die Reputation in der Öffentlichkeit geben würde.

    Natürlich wäre es nur gerecht, wenn er das alles auf seine Frau abwälzen würde, denn immerhin war es ihr Kind nicht seins und er käme mit der wenigsten Arbeit davon, wenn seine Frau das Opfer brachte. Natürlich wäre der Prestigegewinn nicht so groß, wie wenn er selbst im Tempel stehen würde, aber es wäre eben auch die wenigste Arbeit, sanierte er. „Du verstehst, ich will nicht, dass es komisch aussieht, wenn ich als Mann im Tempel der Juno ein Opfer darbringt und so.“

    Der Sklave slave.png nickte und sagte. „Salve Alexander, folge mir.“ Dann machten sich die beiden auf den Weg. Am Holzplatz, wo das Bauholz noch lag, stand eine Schnitzbank. „Schau Alexander, du machst dir mit der Axt kleine Stücke.“ Sagte er weiter und zeigte, wie er aus einem Kotz erst mal kleine, kantige Stücke von einem uncia Breite und Höhe und etwa zwei Palmus machte. Als er sich mit schnellen, sicheren Schlägen circa dieser Stifte gemacht hatte, überlegte er kurz. „Aber mach das langsam nicht so schnell wie ich.“ Gebot er zur Vorsicht, weil er sich wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, warum sie hier waren und warum Alexander erst mal Holznägel machen sollte. Dann zog er sich die Lederschürze an und setzte sich an die Schnitzbank und spannte den ersten Stift ein. Dann trat er unten auf die Klemme und fixierte so den Stift und schnitze mit einem Zieheisen die obere Hälfte halbwegs rund, nur dann drehte er den Stift und zog auch die anderen Seiten ab. Nur das obere Ende, das in der Klemme lag, blieb eckig, aber das sollte auch so sein. Dann nahm er den Holznagel heraus und steckte ihn in ein Loch in der Bank von etwa einem digitus das als Matrize diente. Ging der Nagel gerade so hinein, war er genau richtig. Dann zeigt er den Nagel, der nun oben noch auf etwa einem uncia kantig war Alexander. „So nun, du aber schau, dass du es lieber langsam und richtig machst. Ein bisschen Ausschuss ist immer dabei aber Holz ist teuer, sind die Nägel zu dünn können wir sie nicht gebrauchen.“ Man könnte auch dünnere Löcher bohren, aber der Nagel musste ja auch was halten.


    Sim-Off:

    uncia ≅ 2,5 cm/

    digitus (Fingerbreit) ≅ 1,9 cm/

    palmus (Handbreit) ≅ 7,4 cm

    Die beiden zum Dienst abgestellten Sklaven staunten nicht schlecht, als die kleine Gesandtschaft eintraf. Gleich zwei berittene und ein Wagen, das war sonst das Aufgebot eines wohlhabenden Händlers und selbst da waren die meisten Boten zu Fuß unterwegs. Pferde waren wirklich teuer und der Mann, der sie gesandt hatte, musste wirklich Geld haben.

    Dann aber mussten sie grinsen, als sie hörten, dass der Bruder des Vorenus ihm diesen Mann geschickt hatte, weil er ein Tollpatsch und zu nichts zu gebrauchen war. Warum schickte er ihn also hierher? Na, wenn das mal gut ging auf der kleinen Baustelle. Was sollte er hier machen?

    Einer der beiden hatte dann eine Idee. „Dominus Vorenus, ein Vorschlag, wenn du erlaubst. Er könnte die Holznägel machen, die wir noch brauchen. Das spart uns hintenraus etwas Zeit.“ Und vor allem konnte man dabei erst mal nicht so viel kaputt machen und man konnte sich den Mann erst mal ansehen. Vielleicht war er ja gar nicht so ein Tölpel, so wie die anderen Männer behaupteten. Oft war das ja auch nur als Beleidigung gedacht. Aber die beiden Sklaven, die im Bauen recht geschickt waren, hatten wenig Lust, wenn es doch stimmte, sich eine Verletzung wegen des Mannes zuzuziehen. Verletzungen waren immer gefährlich. Manchmal zog man sich eine Wunde zu und nach ein paar Tagen war alles wieder gut, oder man war wochenlang krank oder man starb sogar.

    Ah, sehr gut. Quintus war es leid, in der Villa in Rom alleine zu essen. Das war wirklich öde. Und mal andere Leute kennenzulernen, das war doch was. Das war ja schließlich und endlich auch der Grund für seinen Besuch hier auf dieser Gartenparty, der sie sich nun wieder mehr widmen konnten. „Sehr schön, danke, das passt mir sehr gut.“ Quintus delirierte nun seinerseits doch noch einen der Sklaven herbei, um zwei kleine Becher aus Terra Sigillata mit der üblichen Wasser-Weinmischung kommen zu lassen. Er hatte zwar immer noch nicht vor sich zu betrinken, aber das war ein guter Grund zum Trinken. Als die Becher gereicht wurden, hob er kurz seinen Becher. „Dann darauf, dass das bei dir mit einem Kultverein klappt.“ Wäre sicher gut für den jungen Aurelius, wenn er Karriere machen wollte.

    Ich melde mich auch abwesend, ich hab die Grippe und mir tut echt alles weh. Vielleich kann ich was schaffen aber rechnet erst mal nicht damit. Ich hoffe das es besser wird aber zur Zeit tut mir jedes Gelenk weh und die Nase läuft.

    Alpinus slave.png schaute sich um. Da sie am Säulengang standen, konnte sich Alpinus nicht vorstellen, wie der Mann mit dem Wagen, der ja an der Straße stand, hier durch wollte. „Ihr müsst mit dem Wagen um die Villa fahren, das Colere von Vorenus Niger ist hinter der Villa nicht darin.“ Erklärte er mit sehr viel Geduld. Was sollte er auch anderes tun? Der Dominus hatte angeordnet, dass Bittsteller freundlich behandelt werden sollten. Weiter sah er den Mann möglichst freundlich an, wusste aber nicht was der Mann in der Villa wollte.

    Die beiden Sklaven, die beim Bau des Hauses helfen sollten, waren in der Tat nicht die Dümmsten. Nein, der Tiberius hatte zwei Männer abgestellt, die mit Drechselbohrer. Beil und den Hammer umgehen konnten.

    Es wurden Balken aus Stämmen gehauen, wobei immer darauf geachtet werden musste, dass die Kannten gerade gebeilt wurden und dass dann keine Holzspäne mehr herausschauten. Die Balken mussten ganz glatt sein. Sonst konnte Wasser eindringen und die Balken faulten schneller. So wurden erst mal die Stützbalken aufgestellt. Dazu müssten Pfostenlöcher gegraben werden und die Stützbalken unten angekohlt werden. Dann wurden die Balken mit Seilen aufgerichtet, die Erde um die Balken aufgeschüttet und fest gestampft. Erst dann wurde mit vereinten Kräften, und zum Glück war der ehemalige Gladiator sehr kräftig, der Fristbalken auf die Stützbalken aufgelegt.

    Natürlich mussten für diesen Schritt noch mal zehne Sklaven, wenigstens für diesen kurzen Arbeitsschritt, geholt werden, aber zu dritt hätten sie niemals den Fristbalken auf die Stützen gebracht. Immer wieder musste mit Seilen korrigiert werden und mit gegabelten Stangen der Fristbalken hin und her gerückt werden, bis der Zapfen des Stützbalken in das Loch des Fristbalken einrastete. Dann wurden mit dem Drechselbohrer Löcher durch den Balken und den Zapfen gebohrt und dann Holznägel eingeschlagen, so dass das Ganze versteift wurde.

    Dann die Schwellbalken auf die Stützen, aber das war nicht mehr so schwer. Die Schwellbalken waren nicht so dick und mussten nicht so hoch. Weswegen das auch zu dritt gut klappte, und dann wurden wie der Löcher gebot und Holznägel eingeschlagen. Dann erst kamen die Dachspaaren, aber die würden erst am nächsten Morgen aufgelegt und genauer aufgebunden werden. Denn die Weidenruten, die man, um sie beweglicher zu machen, in Wasser eingeweicht hatte, waren noch nicht so weit. Dann, wenn sie fest verbunden waren, dann trockneten sie und zogen sich zusammen. Das machte das Ganze unglaublich fest, aber das eben erst morgen. Für heute war es schon zu spät.

    Gut, es schien, als hätte er mal wieder auf richtiges Pferd gesetzt. Es zeichnete sich immer mehr ab, den Alten. Ein bisschen Honig, um den Bart zu schmieren, schien sich zu lohnen. Er wies dem Corvius, sich auf eine der Bänke an der Seite des Atriums zu setzen. „Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist.“ Er fuhr diesen Weg einfach erst mal weiter. „Nun weißt du, wie ich dir schon in der Curia gesagt habe, wird uns ja demnächst ja eine Geburt ins Haus stehen und ich trage mich mit dem Gedanken eines öffentlichen Dankopfers, sollten die Götter uns hold sein.“ Ja, oder die Götter der Unterwelt holten sich den kleinen Bastard einfach.

    „Darum hoffe ich, dass du mich mal berätst. Ich selbst habe ja nun schon lange keinen Vater mehr, der mir da helfen könnte. Ich habe zwar schon mit der Beratung meines Erziehers Tiere im Garten geopfert. Aber das ist sicher nicht dasselbe wie an einem Tempel, und ich will die Götter ja nicht aus Unwissenheit erzürnen.“ Erklärte er dem Corvius, und auch hier würde sich diese Geschichte sicher im Stadtrat verbreiten. Obendrein hatte er wirklich nicht so viel Ahnung. Er konnte sich eine Leber ansehen und sagen. Oh, das sieht ganz gut aus. Aber das war es dann auch. Das Ganze war ja eine Wissenschaft für sich. Welchem Gott oder Göttin konnte man welches Tier opfern, zu welchem Gott überhaupt und wann? Kannte Quintus überhaupt alle, musste man alle kennen? Den Laren des Hauses zu opfern, das war das eine einem der großen Götter etwas anderes.

    Na das ging ja flott, und der Casperius schien sich auch nicht weiter mit ihnen aufhalten zu wollen. Was auch nicht das Schlechteste war, denn so konnten sich die beiden wieder dem Fest zuwenden. Von dessen Einlagen sie ja jetzt einige Zeit nichts weiter mitbekommen hatten. Zuerst wand Quintus sich deswegen dem Casperius zu. „Vale Casperius, wir sehen uns dann.“ Verabschiedete er sich.

    „Nein, ich denke nicht, dass ich morgen Abend da sein werde, aber wenn du für den Abend noch einen Plan hast, dann kann ich mir gut vorstellen, dass ich zum Beispiel zur Cena komme.“ Konnte ja nicht schaden, mal bei einer Patrizierfamilie aus Rom zum Abendessen eingeladen zu werden. Kontakte in die Welt der oberen 10.000 von Rom konnten nie schaden und da er dem Aurelius nun den Gefallen getan hatte, ihm den Magister vorzustellen, war wohl der Aurelius daran, dies mit gleicher Münze zurück zu zahlen.

    Alpinus slave.png öffnete wie gewohnt die Porta, nachdem er durch das Guckloch gesehen hatte. Neuerdings durften auch Bettler nicht mehr so einfach weggeschickt werden. „Salvete, was ist euer Begehr?“ Grüßte er die kleine Gemeinschaft, auch wenn ja erst mal nur einer der Herren den kleinen Vorgarten durchquert hatte. Mit dem Fuhrwerk konnte man ja nicht von der Straße bis zur Porta fahren.

    Ja, er hatte sich breitschlagen lassen. Aber um der Wahrheit Genüge zu tun. Er wollte zwar nicht viel arbeiten. Warum auch? Aber das war ja keine wirkliche Arbeit. Natürlich opferte er unter der Anleitung seines Erziehers auch mal im Garten ein Ferkel. Das war aber nicht mit einem Opfer an einem Tempel zu vergleichen. Und Quintus wusste nun: Da er im Stadtrat war und eben auch das Ansehen seines Vaters ehren wollte, würde das über kurz oder lang auf ihn zukommen. Auch wenn er den kleinen Bastard seiner Frau hasste, der wohl bald zur Welt kommen würde. So würde man sicher erwarten, dass er einer der Göttinnen der Geburt ein Opfer darbringen musste. Nicht dass er da große Lust drauf hatte, aber man erwartete es eben von ihm. Er war der Sohn eines Patriziers, seine Frau aus altem Adel in Rom. Da würde er wohl nicht drum rumkommen. Da er sich aber mit dreierlei noch nie beschäftigt hatte, hatte er Paullus Rat befolgt und einen der Pontifices, die ja nun auch im Stadtrat saßen, gebeten, ihn zuhause zu besuchen und ihn in diese Mysterien einzuweihen. Obendrein würde es sicher ein gutes Licht auf ihn werfen. Auch wenn er eigentlich gern tun würde, was er wollte, so hatte er doch bemerkt, dass die meisten Dinge besser liefen, wenn man den Alten ein bisschen nach dem Mund redete. Sie freuten sich, dass man sie fragte, und meist waren sie auch zufrieden, wenn man nur teilweise tat, was sie sagten. Sie fühlten sich dann beachtet und wertgeschätzt.


    Also nun, als der besagte Pontifex Tiberius Corvius Rutilus sein Atrium betrat, trug er im Haus eine Toga, warum konnte er nicht sagen, aber als der Pontifex auch eine trug, schien er richtig geraten zu haben. Man musste ja immer seinen Kopf mit der Toga bedecken, auch wenn sie heute keine Kulthandlung begehen wollten. So hatte er sich gedacht, um Abläufe zu üben, sollte er sicherheitshalber eine tragen. Er ging dem Mann ein Stück um das impluvium entgegen. Denn Quintus hatte gerade am Lararium gestanden, das sich aus einem Grund, den er nicht kannte, in diesem Haus noch im Atrium befand und nicht in der Culina. Aber sei es drum. „Salve Tibere Corvi Rutile.“ Begrüßte er den älteren und ging ihm noch das letzte Stück entgegen.

    Hm, der Aurelius war auch widerstandsfähig, wie man sehen konnte. Er ließ sich nicht unterbuttern. Ohne dabei frech zu wirken, das war auf jeden Fall ein guter Anfang, wie Quintus fand. Man musste das Spiel der Alten schon mitspielen, aber sich auch nicht kleiner machen als man war. Natürlich war es meist so, dass die Eltern, oder genauer der Vater oder Onkel, das mit der Heirat für einen einfädelten. Denn natürlich ging es wie bei Patriziern wie ihnen nicht um Liebe oder dergleichen, sondern um Bündnisse für die Familien und auch um Ansehen. Da biss die Maus keinen Faden ab, aber Quintus war froh, dass man ihn ja noch nicht so damit auf die Pelle rücken konnte. Zwei, drei Jahre hatte er ganz sicher noch Zeit.

    Nun, das Werk war vollendet, konnte man wohl sagen. Er hatte dem Aurelius wenigstens den Gefallen getan und ihm den Magister der Augustales vorgestellt.

    Als das Thema aufs Heiraten kam, musste Quintus schmunzeln. Ja, offenkundig kam Pinus noch vor ihm dran, denn er war ja älter.

    Er selbst hatte einen Hauslehrer und Erzieher, der ihn jetzt schon mit dem Thema nervte, aber er konnte es immer gut wegbügeln. Der wäre dem Casperius sicher beigesprungen und hätte in das Hochzeitsheule eingestimmt. Junge, du musst gut heiraten. Wenn dein Vater noch leben würde, wäre das längst erledigt, würde er sagen. Das mochte auch so sein, aber er hatte eben keine Familie im Nacken, die ihm dahingehend Vorschriften machte. Aber am Ende erwischte es Sie alle! Zum Glück war man in Mantua nicht so sträng mit den Sitten der Vorväter, auch wenn man wo auch immer versucht, Rom zu kopieren.

    Re: Ein Mimus für Mantua vom Magistraten Tiberius.


    Quintus genoss die Aufführung nicht, nur die profane Befriedigung über das Thema bereitete ihm Vergnügen. Nach dem Abschluss der Aufführung würde er noch mal die Stadtoberen bauchpinseln. Dass er das Ansehen für die Renovierung, die in Wirklichkeit nicht so teuer gewesen war, wie alle dachten, mit dem Stadtrat teilen musste, war der Preis für seine Aufnahme in das Gremium. Heute Abend aber war das nicht so wichtig. Wichtig war, dass er mit seiner Frau würdevoll aussah und das tat sie. Wenn die Leute wüssten, was hinter seiner plötzlichen Heirat steckte, würden sie seine Frau wohl auf der Straße verhöhnen. Er saß also neben seiner Frau und wartete das Ende der Vorstellung ab.

    Als das Programm abgespielt war, war es schon dunkel geworden. Quintus stand noch mal auf und drehte sich zu den Leuten. „Quiriten, das war das Programm, das ich und der Rat von Mantua für euch anlässlich der Renovierung beschlossen haben. Wir haben aber noch mehr für euch. Heute Abend habe ich Tiberius Felix euch den Heimweg illuminiert.“

    Die Leute klatschten, und natürlich musste er den Stadtrat an der Renovierung und an dem Mimus beteiligen, aber er hatte selbst so viel Öl kaufen lassen, so dass er den Ruhm dafür allein einstreichen wollte. Natürlich war es keine Illumination wie in Rom, aber die Hauptstraßen und das Forum waren erleuchtet, und das war schon nicht billig gewesen. Als der Applaus abschloss, legte er die Hand seiner Frau auf die Seine und geleitet sie nach draußen. Nach außen wollte er als vollendender Ehemann wirken, der sich an die

    Römischen Tugenden lebte.

    Quintus war sehr zufrieden. Sowohl der Duumvir für Rechtsangelegenheiten als auch die Bürger der Stadt hatten gesehen, was er getan hatte. Er stand mal wieder in der Öffentlichkeit und konnte sich als Gönner profilieren. Ob sich das am Ende auszahlen würde, konnte er nicht sagen, aber sich in die Oberschicht der Stadt zu integrieren sollte schon mal das Mindestziel sein. Sein Problem, nicht mehr genug Sklaven für den Gutsbetrieb zu bekommen, hatte er jetzt auch erst mal zumindest mittelfristig behoben. Bis aus den Pächtern wieder Einkommen generiert werden konnte, würde es noch dauern, aber er war ja nicht arm. Erst mal aber musste er in die Zukunft investieren und das hieß, seinen Pächtern beim Bau der Häuser zu helfen. Dazu musste er mit Bauunternehmern verhandeln, möglichst welchen, die im Stadtrat saßen.


    Lucilla patmai.png machte sich weniger Gedanken über das, was ihr Mann mit den Bauunternehmern zu schaffen haben würde. Ehr, wie sie die Frauen der Honoratioren an sich binden könnte, um ihrem Mann zu helfen. Sie hatte überlegt, die Frauen der Duumviri oder der Gewesen Duumviri um Unterstützung bei der Schwangerschaft zu bitten. Das hätten diese ihr sicher nicht verweigert. Aber es war schlicht zu gefährlich. Frauen mit Erfahrungen bei Geburten hätten sofort erkannt, dass ihr Kind nicht zu früh gekommen war. Und dass das mit der Heirat und der Zeugung niemals hätte funktionieren können. Zum Zeitpunkt ihrer Empfängnis war Quintus in Mantua gewesen und sie hatten sich noch nicht gekannt. Zu riskieren, dass das auffiel, war ein zu hohes Risiko. Sie würde sich etwas anderes überlegen müssen, aber das erst nach der Geburt.


    Quintus dankte dem anwesenden Duumvir und sammelte seine neuen Pächter. Heute mussten sie dadurch und mussten sich mit ihm in der Stadt zeigen. Den Colonen Vorenus Niger hielt er dicht bei sich, auch wenn er nicht wirklich glaubte, heute Schutz zu brauchen, so wollte er doch mit dem riesigen ehemaligen Gladiator gesehen werden. Und natürlich mit 15 Männern in Togen, die ihn wie eine Schar Klienten begleiteten. Einige von ihnen waren auch schon in Sein Patronat eingetreten. Was selbst für Quintus komisch war, denn er war stellenweise halb so alt wie diese Männer. Aber so war das nun mal, die Ärmeren mussten sich an einen Mächtigeren binden, um zu etwas zu kommen. Und das hatten diese Männer heute geschafft. Den als Landarbeiter verdienten die Meisten nicht so viel, vielleicht 10 Sesterzen in der Woche, war Quintus Annahme. Das regelte für ihn sein Vilius. Jetzt aber waren diese Männer Bauer geworden und es sollte ihnen gelingen trotz der Pacht an ihn, zumindest ihre Familien ernähren. Und Quintus würde sich eine kleine Schar an Getreuen aufbauen. Er hätte das schon früher in Erwägung ziehen sollen. In gewisser Weise hatte sich die Zeit als Magistrat doch gelohnt. Er hatte damit begonnen, viel mehr über diese Art Dinge nachzudenken.

    Der hatte seinen neuen Colonen anders als die anderen quasi in eine lederne Kleidung bekommen. die schon assoziierten, der in Leder geharnischte: Das war zwar ungewöhnlich, aber Quintus war nicht unrecht. Verhieß es doch Respekt und dieser würde sich nun auf ihn übertragen. Er wäre der Mann, der einen ehemaligen Gladiator auf seinem Land hatte.


    Lucilla patmai.png mit deutlich geweitetem Bauch trug eine weite Stola, die das Ganze möglichst kaschierte. Nur nicht zu viel Raum lassen für Spekulationen in diesem Fall. Wo sie auf jeden Fall auffallen wollte, waren am Auftreten und am Schmuck, denn hier repräsentierte sie ihren Mann. Also war dick aufgefahren worden und sie trug von allem nur das Beste. Schmuck und Seide, die man nur in Rom bekam. Ihre Haare waren von einer Sklavin frisiert worden und ihre zu einem Turmfriseur aufgesteckten Haare waren mit Bändern durchzogen. Darüber trug sie einen Schleier aus plissierter durchscheinender Seide. Kurzum, sie war so aufgebrezelt, dass sie ein Blickfang auf dem Forum war.


    Obwohl Quintus seine Frau wegen des Kindes, das nicht das seine war, verabscheute, hatte sie ihm das nicht krumm genommen. Sie hatte zwar sein Bett nicht geteilt, weil er es eben auch nicht wollte, aber sie war ihm treu ergeben und hatte sich immer als vollkommene Ehefrau gezeigt und ihn unterstützt, wo sie konnte. Quintus kam nicht umhin, ihr das anzurechnen, auch wenn sie für ihn eine Hure war.

    Sie war vollkommen unnahbar auf das Forum gekommen und sah wie die vollendete Patrizierin aus, die sie spielte. Sie war anmutig und bewegte sich mit Eleganz – das viel auch den Menschen auf dem Forum auf. Als sie zu ihm und seinem zukünftigen Pächter trat, sah man Frauen miteinander tuscheln.

    Dann begann Quintus seine einleitenden Worte, denn er wollte ja, dass die Bürger es mitbekamen. „Quiriten, wie ich versprochen habe, habe ich 15 von euch ein Colere zugesagt und ich halte mein Versprechen. Hier sind fünfzehn aus eurer Mitte und ein Freigelassener, die von mir eine Pachtstelle bekommen. So wie ich es zugesagt hatte. Fünfzehn von euch werden Bürger, wie es in alten Zeiten war, Bauern. Ich gebe ihnen das Maß an Land, das früher auch den Soldaten gegeben wurde, sieben iugera Land zur Bewirtschaftung. Und die ersten zwei Jahre verlange ich keine Pacht.“ Er hob die Hand wie beim Schwur, um zu zeigen, dass er sein Wort hielt, und drehte sich einmal über das Forum blickend. 16 Grassoden, die an den 16 Pachtstellen ausgestochen worden waren, lagen bereit. Denn ohne das würde keine Verbindung zu dem Land aufgebaut werden können.

    Der erste der Männer war ein Römer. Der Vorenus würde als Letzter drankommen. So war das eben in der Gesellschaft. Die beiden waren zwar jetzt frei, aber sie waren eben freigelassen, und keiner auf dem Forum hätte es verstanden, wenn Quintus ihn einem der Bürger aus ihrer Mitte vorgezogen hätte. Der Bürger trat vor den Duumvir für Rechtsangelegenheiten und zu Quintus. Dann berührte er die Grassode, die ihm ein Sklave hinhielt. „Ich behaupte, für zehn Jahre ab heute den ūsus fūctūs an diesem Land zu haben. Dafür werde ich ab übernächstem Jahr 25 Hundertstel meiner Erträge als Pacht zahlen und 4 Tage im Monat unentgeltlich auf dem Land des Tiberius Felix arbeiten.“ Sprach der neue Colonus.

    Der Duumvir frage Quintus, ob er Einspruch dagegen einlegen wolle. Quntus verneinte daraufhin und die Sache war rechtskräftig. Das Ganze wiederholte sich noch 14 Mal, bis der Freigelassene drankam, und natürlich hatten die Menschen auf dem Forum nach dem 3. Rechtsakt das Interesse verloren und gingen ihrem Tagwerk wieder nach. Nur die Familien der neuen Pächter und die anderen Colonen sahen weiterhin zu.