Beiträge von Quintus Tiberius Felix

    Mit einem Eintrag in die Bürgerliste der Civitas Mantua erledigte Quintus die letzten Formalitäten. Wenn es auch ungewöhnlich war das sein Colone sich noch nirgends hatte eintragen lassen so war es nicht illegal in einer Stadt zu einem Magistraten zu gehen und sich als Freigelassener in die Bürgerliste einzutragen. Immerhin auch ein Gewinn für die Stadt den so wurde der Mann hier Steuerpflichtig. Caius Vorenus Niger Freigelassener des Vorenus Colonus bei Q.Tiberius Felix stand da jetzt in der Bürgerliste. Direkt darunter trug der Schreiber in Quintus Auftrag Iró Vorena Freigelassene Caius Vorenus Niger ein. Und damit hatten sie es ja im Grunde gut getroffen wenn die nächsten Jahre die Götter wohlwollend auf sie schauten.

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    18045C. Vorenus Niger•L•VorenusColonus•at•Q.Tiberius Felix
    18046 I. Vorena•L•Vorenus Niger

    Iró free.png, die etwa seit zehn Minuten wie aus dem Nichts eine Freigelassene war, war den Männern gefolgt. Dass jemand über sie bestimmte, war ihr so natürlich wie nur irgendwas. Wiederstand ihrerseits würde es nicht geben. Sie sollte jetzt einfach nur für einen anderen Mann auf dem gleichen Land wie vorher abreiten. An ausgelassenen Freiheitsdanken war da nicht wirklich zu denken. Die Männer würden ein Haus bauen, in dem sie arbeiten musste. Auch wenn sich an ihrer Situation zumindest das Schlafen etwas ändern würde. Sie würde nicht mehr zusammen mit den anderen Sklaven in einer Kammer schlafen müssen. Ein Haus für zwei Menschen, das war, selbst wenn es ein kleines Haus werden würde für Sklaven oder gar Stadtrömer, schon gerade zu luxuriös. 25 oder gar 35 Pes² für 2 Personen waren schon fast herrschaftlich. Sie sagte erst mal nichts von da, wo sie standen. Da konnte man die hintere Seite der Villa Rustica noch sehen. Sie würde einfach fünf Stadien weiter weg von dem Ort wohnen, an dem sie ihr vorhergehendes Leben verbracht hatte. Aber nun mit dem sehr großen Mann, der nun ihr Freilasser war und sie zur Frau wollte. Und mit Arbeit von früh bis spät, also nur ein neuer Mann, konnte man sagen. Als er gesprochen hatte, drückte sie einfach nur seine Hand. Ob er wusste, wie viel Arbeit das war?


    Quintus war mit sich und dem zukünftigen Colonen zufrieden. Im ersten Jahr würde er wohl kaum auf andere Art auf den Mann zurückgreifen können. Der Mann musste sich erst mal ein Haus aufbauen und die Werkzeuge, die er selbst machen konnte, selbst machen. Der Mann war erst mal beschäftigt, das Heim zu schaffen, und Quintus, der harte körperliche Arbeit ablehnte, wäre unter diesen Bedingungen wohl schnell verhungert, aber diese Gladiatoren und auch die ehemalige Sklavin, die ihr Leben lang in der Landwirtschaft gearbeitet hatte, waren zäh. Quintus hatte hin und her überlegt, bevor er den Aufruf an die Bevölkerung gemacht hatte, wie viel, aber er war zu dem Schluss gekommen, dass er bei den Bürgern von Mantua sieben iugera auspreisen sollte. Immerhin war das die Landeinheit, die im Regelfall in der Vorzeit einem römischen Soldaten als Landzuweisung diente. Damit erhoffte er sich auch bei den Decurionen das meiste Ansehen. Wenn er mal wieder an alte Traditionen anknüpfte. Und so waren die Parzellen also abgesteckt worden. „Sieben Iugera, gutes Ackerland.“ Sagte er und wies auf das Land vor ihnen, auch wenn er nicht davon ausging, dass sein neuer Colone die Bedeutung dieser Größenordnung verstehen würde. Aber die Stadtoberen und die Bürger der Stadt würden es verstehen, und darauf kam es an.

    Wie viel Geld sein Colone noch nach seiner Zeit als Gladiator hatte, wusste Quintus nicht, aber mitunter waren die Trinkgelder und Gewinne für Gladiatoren recht gut. Wenn auch die Chance, sie für später zu sparen, recht bescheiden waren weil man eben in der Arena starb. Es war also eine Frage, wie viel Geld der Mann noch von seinem früheren Leben hatte. Danach richtete sich, wie einträglich seine Parzelle wurde. Hatte er Geld für einen Ochsen, der den Pflug ziehen konnte, oder für eiserne Werkzeuge, oder musste er sich diese Dinge bei ihm gegen eine Gebühr erst mal leihen?


    Quintus war erfreut, dass der Casperius ihn weiterhin so freundlich behandelte. Augenscheinlich hatte seine Taktik den älteren Herren mit dem Vorgaukeln der mos maiorum gut funktioniert. Warum sollte das bei dem Aurelius nicht auch funktionieren? „Oh ja, wie du siehst.“ Immerhin ein Mann, den man vielleicht später noch mal sehen oder von ihm hören würde. Wer konnte schon wissen, welcher der alten Herren nächstes Jahr noch lebte? Für Quintus waren diese Leute eh erst mal nicht so interessant, nicht mehr als dass man sie kannte. Wichtiger war, dass er sich in Mantua einen Namen machte. Auch wenn das eigentlich Arbeit für ihn bedeutete.

    Also nahm Quintus den jungen (aber älteren) Aurelius ins Schlepp und trottet los. Für die weiteren Abendveranstaltungspunkte hatte er erst mal keine Augen. Systematischer suchte er mit den Augen nach dem Casperius. Hier und da passierten sie andere Gäste, und nach einigen Augenblicken der Orientierungslosigkeit des Tiberius fanden seine Augen den Casperius. Er achtete darauf, seinen Aurelius im Schlepp nicht zu verlieren, und begab sich zum Casperius. „Salve Casperius, ich hoffe, ich störe dir den schönen Abend nicht, aber ich möchte dir jemanden vorstellen. Dies ist Aurelius Pinus, sagt, er könne sich vorstellen, in Rom bei den Augustales mitzuwirken.“ Na das war etwas weit aus dem Fenster gelehnt, aber was hätte Quintus auch sonst sagen sollen?

    Paullus plebs.png dachte. Oh, ein gebildeter Gladiator, dass es sowas gab? Vielleicht einer von 10.000, senierte er. In ganz Rom konnten vielleicht 60 % der Einwohner inklusive der Sklaven lesen und schreiben. In Mantua vielleicht 30–40 %, aber warum sollte man einem Gladiator das beibringen? Aber es war auch nicht seine Sache. Als er aber dann hörte, dass die Sklavin freigelassen wurde, sah er, dass Quintus das Ganze ernst meinte. „Hm er wurde erwachsen, wenn man so wollte“, dachte Paullus über seinen Schützling. Er wollte sich dieses Bist von einem Mann verpflichten. Und Schaden konnte es ja wohl nicht.


    Ja, so konnte das Leben spielen. Eben noch eine Sklavin und jetzt frei. Oh, Sie wusste es ja noch überhaupt nicht. „Iró, ich habe dich diesem Mann übertragen.“ Sage Quintus zu der Libertina. „Er will mein Pächter werden, aber er kann das nicht allein, er braucht eine Frau dazu. Deshalb hat er dich mit diesem Schreiben freigelassen, weil er dich zur Frau nehmen will.“ Die Sklavin die jetzt keine mehr war, hatte das Ganze auch mit dem Gesagten noch nicht ganz verstanden und sah zwischen Quintus und dem Vorenus hin und her. „Du bist jetzt frei und wirst seine Frau werden und ihr werdet meine Pächter.“ Erklärte Quintus noch einmal. „Frei, Herr?“ Kam es verwirrt von der Libertina. „Ja, hier steht es, du bist nun frei und wirst seine Frau.“ Erklärte Quintus noch einmal, da ihr Freilaser dies eben versäumt hatte.


    Quintus stand von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch auf und ging voran. „Dann sehen wir es uns mal an, sagte er und begann in Richtung des Hintereingangs der Villa zu laufen. Seiner Zukünftigen zu erklären, dass sie mitkommen sollte, und was hier gerade passiert war, das überließ er dann doch seinem neuen Pächter.



    Dies ist das Colere, das Pachtland des Colonen C. Vorenus Niger


    In der weiten Poebene südöstlich von Mantua erstrecken sich hinter der Villa Rusitica Tiberia die Parzellen, die für die Pächter angesteckt sind. Hier werden die Häuser errichtet und die Äcker angelegt. Es ist gutes, fruchtbares Ackerland, aus dem man etwas machen kann.

    Zitat

    Lucius Annaeus Florus Minor

    Es spricht aber nichts dagegen, dass ein Kind eines Freigelassenen das Bürgerrecht erhalten hat.

    Dann also weiter wie gehabt, das war die Info, die ich wollte. Ich habe nur nachgefragt, weil ja vor der Änderung da stand, dass Freigelassene das Bürgerrecht für ihre Kinder beantragen können. Das war mein Punkt.

    Zitat

    Sisenna Iunius Scato

    Davon, dass Freigelassene das Bürgerrecht einfach beantragen können, lese ich im verlinkten Gesetz nichts.

    Hab ich auch nicht behauptet. :D Nur dass früher explizit drinstand, dass Freigelassene keine römischen Bürger werden können, das Bürgerrecht aber für ihre Kinder beantragen können.

    Da die römischen Gesetze zur Erbschaft im IR keine Anwendung finden, ist es auch nicht schlimm, wenn die Freigelassenen keine Bürger, aber die Kinder es sind.

    Zitat

    Sisenna Iunius Scato

    welche unserer IR-Gesetze sich auf historisches Recht stützen und welche der Fantasie entsprungen sind.

    Die meisten historischen Gesetze, die die Freilassung und den Erwerb des Bürgerrechts betreffen, werden im IR nicht betrachtet. Ich will das Fass aber nicht noch mal aufmachen. (Das hab ich schon zu oft.) Es reicht, wenn sich die Freigelassenen als Freigelassene in die Bürgerlisten eintragen. Von daher habe ich meinen Polt nicht aus Unwissenheit über die "neue" Gesetzeslage zerschossen. Alles gut.

    Hier von meiner Seite noch mal nachgefragt, da ich gerade noch mal in der Lex Germanica Servitium nachgelesen habe.

    Es ist schon noch so, dass die Freigelassenen das quiritische/ Bürgerrecht für ihre Kinder beantragen können? Weil ich das dann falsch ausgespielt habe.

    Ich bin mir aber sicher, dass es früher so im Gesetz stand. Warum sollte das nicht mehr so sein? Historisch wurden ja Freigelassene – sogar römische Bürger – wenn auch mit dem Makel der ehemaligen Versklavung.

    /Freigelassene tragen sich in die Bürgerlisten der Städte ein oder nicht?

    Quintus wusste nichts, was dagegen sprechen sollte, denn es war ja eine der üblichen Methoden der Namensfindung. Der amtierende Consul oder der Freilaser. „Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.“ Sagte er und begann mit der Rohrfeder auf dem Papyrus zu fahren. Er war Magistrat und offenkundig hatte der Mann sich noch nicht in eine Bürgerliste eintragen lassen. Das Nachzuholen war für ihn, solange er noch Magistrat war, nicht sehr schwer. Nubian ging als Cognomina eigentlich nicht, also romanisierte er das Ganze ein wenig. Und schrieb stattdessen •Caius Vorenus Niger aus Mantua, Freigelassener des Vorenus, eingetragen im Stimmbezirk Sabatina•, denn Mantua lag in diesem Tribus. Noch während er schrieb, kam Paullus herein.


    Paullus plebs.png der nichtsahnend hereingekommen war und ein schmächtiger, asketischer Lehrer war, wie er im Buche stand, erschrak beinahe ein wenig, als er den riesenhaften Mann, der offenkundig Afrikaner war, sah. Was trieb Quintus nun schon wieder und was machte die Sklavin hier? „Quintus, du hast mich rufen lassen?“


    Quintus sah von seiner Schreibarbeit auf, sehr gut dachte er. Das lief ja sehr gut. Er wies wie auf Petraeus und sprach nur den Namen, den er in die Bürgerliste von Mantua eintragen würde, das erste Mal aus. „Gut, gut, das ist Caius Vorenus Niger, Freigelassener des Caius Vorenus. Er will mein Pächter werden und braucht eine Frau dazu. Ich überlasse ihm Iró dafür. Würdest du bitte vor mir als Magistraten bezeugen, dass sie sein Eigentum ist?“ Bei Nichtrömern war das so viel einfacher. Warum konnte das nicht immer so einfach sein?


    Paullus plebs.png schnaufte über diesen Unsinn, diesen Hühnen zum Pächter zu machen, aber sollte der Junge doch seinen Willen bekommen? Er hob die Hand für die Eidesleistung – sollte der Junge doch seine Sklavinnen verschenken? „Ich frag gar nicht erst, was der Unsinn soll, ja?

    Ich Paullus Volturcius Imbrex Sohn des Kaeso bezeuge, dass die Sklavin Iró rechtmäßiges Eigentum des freigelassenen Caius Vorenus, Niger ist.“ Dann nahm er die Hand wieder runter und schaute das arme Ding an, das nun dem Vorenus gehörte.


    Quintus für seinen Teil grinste seinen Lehrer an und schrieb weiter. Dann reichte er Petraeus den Papyrusbogen und war im Grunde sehr stolz auf seine Ausführung. Normalerweise bekam er die Texte nur zur Unterschrift vorgelegt und schrieb nur seinen Namen darunter. Aber er hatte eben auch schon einige dieser Bestätigungen unterschrieben. Ob der Petraeus mittels Bekanntgabe bei einem Magistraten freigelassen wurde, wusste er nicht, vermutlich nicht, da er sonst über den Vorgang Bescheid gewusst hätte. Quintus nahm an, dass er einfach durch die Berührung mit der vindicta dem Freiheitsstab freigelassen worden war. Dies war aber meist der Fall, wenn Quiriten, also römische Bürger, jemanden freiließen. „Hier du musst unterschreiben wie ich dem was du sagst kannst du lesen und schreiben?


    Unter dem Consulat von I. Curtilius Victor
    und Q. Ninnius Hasta lasse ich C. Vorenus Niger•CIV Mant.•L Vorenus•SAB VIC der heute hier von den MAG Mant.•Q.Tiberius Felix getretene. Meine Sklavin Iró die mir beweisen nach dem Zeugnis des P. Volturcius Imbrex gehört, zum Zwecke der Heirat frei.


    ............................................ Gesehen und beurkundet durch Q.Tiberius Felix MAG Mant.

    Die Sklavin war ganz überfahren von der Situation, das merkte man ihr an, aber Quintus fuhr über den Kopf der Sklavin hinweg weiter fort.

    Ja, den Vertrag wusste er auch noch nicht so recht. Und entschied sich dann aber für den traditionellen Weg. „Wir werden alles auf dem Forum noch mal vor Zeugen bestätigen.“ Mündlich reicht aber, bei einem Geschäft müssen ja immer mindestens sechs römische Bürger Zeugen sein. Erklärte er seinem neuen zukünftigen Pächter. „Für die Übertragung und Freilassung von Iró reicht aber ein Magistrat, und, wie es der Zufall will, bin ich derzeit noch Magistrat.“ Die Freilassung konnte ja in diesem Fall etwas unkomplizierter erfolgen, da Petraeus kein römischer Bürger war und Iró unter dreißig.

    Er winkte dem Vilicus. „Hohl mir Paullus her, er muss formell etwas bezeugen.“ Sagt er und setzt sich an seinen Schreibtisch. Während Iró ihn und den Nubier noch immer verwirrt ansah. Er griff zur Rohrfeder. „Welchen Nahmen hast du bei deiner Freilassung angenommen, den deines Freilasers?“ Auch wenn er formal ein Freigelassener war, konnten seine Kinder ja das Bürgerrecht beantragen, soweit ihm bekannt war. Also brauchten sie einen römischen Namen, und in der Regel nahmen Freigelassene einen dreiteiligen römischen Namen an. Meist den ihres Freilasers oder den eines der amtierenden Consuln des Jahres.

    Hm gut Quintus hätte sich vermutlich verbieten, dass ihn ein Sklave bei der Feier stört, wenn es nicht wichtig war, aber vielleicht war es ja wichtig. Darum kommentiert er die positive Antwort des Aurelius an den Sklaven mit einem Nicken.

    Dann zeigte er in die Richtung, in der der Casperius stand. „Wenn du willst, stelle ich dich vor, er steht dort drüben, der Casperius ist ein ganz umgänglicher Mensch.“ Meinte Quintus noch zu diesem Zeitpunkt, in zwei Tagen würde sich das vermutlich ändern.

    Hm, das mochte ja alles sein, aber einen Bauernhof konnte man nicht alleine betreiben, das ging einfach nicht. Er gebärdete seinem Gegenüber, einen Moment Geduld zu haben. Dann stand er auf und ging einen Sklaven suchen, der ihm den Vilicus holte. Als dieser dann kam, sprachen die beiden Männer kurz leise miteinander, dann verschwand der Vilicus wieder. „Hm, du wirst einsehen, dass ich einem Mann allein keine Bauernstelle verpachten kann. Das geht nicht. Aber ich habe Interesse an Dir als meinem Pächter und, wie du dir sicher denken kannst, auch wegen deines Werdegangs. Auch wenn du natürlich wieder als Bauer dein Brot verdienen willst. Ich will es dir nicht verhehlen, dass ich natürlich einen ehemaligen Gladiator auch für andere Dinge gebrauchen kann.“ Sagte er und wechselte dann das Thema als sei nichts weiter. „Ich weiß nicht, wie es in Nordafrika ist, aber ich will die Pacht nicht in Geld. Ich stimme mit dem Schriftsteller Columella überein, dass das nicht die beste Art ist. Da es ja auch mal schlechte Jahre gibt und da ist eine feste Pachtsumme schlecht, wie Columella und ich auch finden. Ich will also als Pacht 25 Hundertstel deines Ertrages.“ Und vor allem war besser für den Bauern aber auch für den Herren. Denn so übervorteilte man seinen Pächter in schlechten Jahren nicht und in guten Sprang mehr für den Herren raus. Ganz selbstlos war das ganze also nicht. „Bei einer Laufzeit des Vertrages von zehn Jahren." Er hob die Hand, um zu beschwichtigen. „Ich weiß, ich weiß, in Nordafrika sind die Pachtverträge nur 5 Jahre, aber ich bin gerade erst dabei, mein Land auf Colonen umzustellen. Und ich muss meinen Colonen erst mal zwei Jahre die Pacht erlassen, sonst macht es ja keinen Sinn.“ Wenn er nächstes Jahr oder übernächstes schon Pacht forderte. Wo sollten die Pächter das Geld oder die Erträge nehmen? Man musste sich erst einrichten. „Auch die Häuser stehen noch nicht, aber auch hier werde ich meinen Teil beitragen. Ich werde dir Arbeiter und zwei Sklaven für zwei Monate stellen.“ Das war einfach, denn das Haus war ja nach zehn Jahren nicht weg, wenn Petraeus den Vertrag nicht verlängerte.


    Dann kam der Vilicus mit einer jungen Frau Ende 20 wieder. Eine Frau aus dakischer Abstammung, die aber schon ihr Leben lang Sklavin auf diesem Landgut war. Sie war anders als Petraeus – hellheutig, blauäugig, recht groß gewachsen und mit einem schönen, stupsnasigem Gesicht. Nach einem weiteren leisen Gespräch, das er mit seinem Vilicus führte, sagte er: „Das ist Iró, sie ist Sklavin auf dem Gutsbetrieb, seit sie ein Kind ist.“ Quintus sah die Sklavin an, um eine Bestätigung zu bekommen, und die Sklavin, die nicht wusste, was hier vor sich ging, sagt natürlich, was er hören wollte, hier aber mal, weil es auch stimmte. Also sagte sie „Ja Dominus“ auf seine Feststellung. „Mein Vilicus sagt, sie kann alles, um Dir beim Aufbau eines Bauernhofs zu helfen. Ich werde sie Dir überlassen, Du lässt sie frei und dann heiratet ihr.“ Sagte Quintus mit einem Lächeln auf dem Gesicht, als sei es die normalste Sache auf der Welt, dass zwei Menschen, die sich noch keine drei Minuten kannten, heirateten. Ihre Meinung war zu dem Thema ohnehin von wenig Belang, denn wenn ein Herr eine Sklavin freiließ, um sie zu heiraten, hatte sie keine Wahl. Das Römische Recht sagte, dass eine Sklavin das aus Dankbarkeit für ihre Freiheit tun musste und sich auch nicht scheiden lassen konnte wie andere Frauen. Ob Iró schon mit einem anderen Sklaven auf dem Gutsbetrieb zusammenlebte, war ebenfalls nicht von Belang.

    Erst hörte Quintus zu, was der Mann zu sagen hatte. Ab und an nickte er freundlich über seinen Becher hinweg. Eigentlich wollte er Bürger aus der Stadt Mantua verpachten, aber das hier klang zu seiner Überraschung doch interessant. Nicht wegen der Fähigkeiten des Mannes, die hatte ein Mann, der die letzten zehn fünfzehn Jahre als Landarbeiter bei jemand anderem gewesen war – auch und vermutlich noch mehr als Petraeus. Er war also einer dieser Auctorati, die sich selbst auf mehrere Jahre an einen Ludus mit einem zeitlichen Vertrag verkauften. Sicher ein ungewöhnlicher Schritt, den aber sogar der eine oder andere Sohn aus besserem Hause getan hatte, um seinen Vater zu vergrämen. Oft bereuten sie es dann, wenn die Zeiten sich geändert hatten. Dann aber war es an ihm, ein paar Fragen zu stellen. Zum ersten um ob ihm das Verfahren bekannte war. Da von konnte man ausgehen, denn In Nordafrika gab es den Colonat schon seit beinahe 200 Jahren. Aber bis jetzt wurden die Verträge immer für 5 Jahre geschlossen und man erhielt als Verpächter eine Pacht in Geld. „Nun, ich will ehrlich zu dir sein. Ich hatte fünfzehn römischen Familien eine Parzelle versprochen, und deinem Gesagten entnehme ich, dass du kein Bürger dieser Stadt bist. Ich wäre aber bereit, eine weitere Parzelle zu schaffen und dir zu verpachten. Du sagst, du bist in der Landwirtschaft bewandert und du bist sicher kräftig genug. Aber deine Frau ist auch beflissen in der Landwirtschaft? Ich meine sicher, Handarbeiten wie Spinnen, weben und kochen, das können die meisten Frauen, aber ihrem Mann zu helfen, den Acker zu bestellen und auch so auf dem Boden zu helfen, das können viele Frauen aus der Stadt nicht.“

    In der Tat, das überraschte ihn. Was sollte ein Patrizier für einen schlechten Ruf in der Stadt haben? Er wollte ihn aber auch nicht direkt darauf ansprechen, es war ja so etwas wie eine Form der Höflichkeit in den besseren Kreisen, nicht sofort mit dem Rammbock ans Tor zu fahren. Man sagte ja auch nicht nein, wenn man etwas ablehnte. Man sagte vielleicht! So dass keiner von beiden brüskiert wurde. „Nun, ich könnte dich dem Magister der Augustales vorstellen, wenn dir das helfen würde.“ Nicht dass er ihn so gut kannte, aber Quintus bildete sich ein, den Mann sauber eingewickelt zu haben, mit seinem gespielten Hängen an die mos maiorum und seinem vorgegaukelten Traditionsbewusstsein. Ob es was bei dem alten Herren nützen würde, konnte er nicht versprechen, aber versuchen konnte man es, und darum bot er es an.

    Quintus sah auf, als sein Türhüter mit einem riesigen, dunkelhäutigen Mann im Schlepp hereinkam. Bei allen Göttern, was wollte der Mann denn hier? Als Albinus erklärte, was der Mann wollte, griff Quintus nach dem Becher, der auf dem Tisch stand, grinste und lehnte sich amüsiert in seinem Stuhl zurück. Ein Gladiator, der Bauer werden wollte – schon lustig, wie das Leben spielte. Mit einer Handbewegung scheuchte er seinen Türhüter wieder an seine Arbeitsstätte. Denn gebärdete er dem Mann mit einer Hand auf den Stuhl vor dem Tisch. „Setz dich ... äh wie war noch mal dein Name? Damit hatte er wahrlich nicht gerechnet. Gärtner, die etwas aus sich machen wollten, oder ein paar Landarbeiter. Es gab auch arme römische Bürger, aber einen Gladiator. „Sag, was treibt dich um?“ Sagte er in seinen Stuhl gelehnt mit dem Becher, immer noch amüsiert zu dem großen Mann. Auch wenn er ernsthafte Zweifel an den bäuerlichen Qualitäten hatte, wollte er hören, was der Mann zu sagen hatte.

    Alpinus slave.png mit dem Bewerber im Schlepp von der Porta kommend betrat Alpinus das Tablinum. „Dominus, hier ist ein Mann, der eine Parzelle pachten möchte.“ Es war Ursus, dass sich der Mann nicht selbst vorstellen musste. Das machte Albinus natürlich auch noch. „Sein Name ist Petraeus und er ist ein Freigelassener Gladiator.“ Albinus blieb für den Fall stehen das er den Mann gleich wieder hinaus begleiten musste.

    Alpinus slave.png war sich zwar sicher, dass sein Dominus sich mit seinem Aufruf auf dem Forum explizit an Quiriten, also römische Bürger, gewandt hatte, aber was in dem Anschlag stand, das wusste er nicht, denn er konnte nicht lesen oder schreiben. Was er jetzt also tun sollte, war ihm nicht ganz so klar, aber den Mann einfach wegschicken, das konnte auch schief für ihn gehen, denn er war vom Vilicus angewiesen worden, Bewerber einzulassen. „Hm“ Sagte er deshalb nickend. „Dann folge mir.“ Dann öffnete er die Porta und ließ den Mann herein und führte ihn durch das Atrium vorm bei am Impluvium in das Tablinum.

    Das Tablinum war nicht so protzig wie das das man in der Villa in Rom in dem ein Tisch aus Marmor steht hatte aber trotzdem ist dieses Tablinum für die Verhältnisse in Mantua eben eine Klasse für sich. In dem Raum steht ein Tisch aus Ebenholz aus dem auch die Stühle gearbeitet waren. Auf dem Tisch stand ein verziertes Straußenei als Halter für die Rohrfedern. Die Wände waren mit Fresken mit mystischen Motiven bemalt. Die Decke war eine aus Stuck gefertigte Kassettendecke und der Boden war mit schwarzen Fliesen ausgelegt.


    Sim-Off:

    Die Bilder dienen nur der Unterstützung der Vorstellungskraft des Besuchers wie es für die Besucher aussieht ist ihrer Phantasie überlassen.

    Es soll nur ein bisschen Stimmung erzeugt werden.

    Hm ungewöhnlich. Der Mann sah ein bisschen älter aus als er selbst, aber Quintus konnte das schlecht einschätzen. „Ja, ich bin wie gesagt gerade aus Mantua angereist, um den Augustales beizutreten. Aber das ist natürlich nicht das, was jeder sucht. Möglich wären auch die

    Luperci oder eben die Arvalbrüder, Salii Collini und Salii Palatini. Letztere nehmen nur Patrizier auf, weswegen sie eine gute Adresse sind, wenn man Kontakte in die höheren Kreise sucht.“ Zählte er erst mal ein paar der wichtigsten auf. Aber die Exklusivität brachte eben auch mehr Verpflichtungen mit sich, weswegen sich Quintus ja davor gedrückt hatte. Aber es wäre schon sehr schön gewesen, eine Mitgliedschaft bei den Salii Palatini angeben zu können, weil dort seines Wissens nach auch der Augustus und der Caesar Mitglieder waren. Aber ihm fehlten dazu eben auch die lebenden Eltern, die zu den Bedingungen gehörten.

    Alpinus slave.png der Türhüter des Landgutes, ein kleiner, freundlich aussehender Mann, hatte erst mal durch eine kleine Klappe gesehen, um zu prüfen, wer denn da sei. Diesen Mann aber kannte er nicht und war auf der Hut. Er öffnete die Porta, einen Spalt, der der Mann sah rissig aus. „Salve, Wer bist du und was ist dein Begehr?“ Fragte er vorsichtig durch den Türspalt. Man wusste ja nie.