Beiträge von Nero Helvetius Archias

    Noch einmal rühren, ein wenig würzen und fertig. Der Meister befand sein Werk für vollendet. Archias nahm den Lammeintopf und trug ihn zusammen mit der Cervisia zu Angus‘ Tisch. „Hier bitte sehr der Herr! Mit den besten Empfehlungen des Hauses!
    Vielleicht mochte es etwas seltsam erscheinen in der Subura so einen höflichen und aufmerksamen Wirt wie Archias vorzufinden, doch vielleicht ließen sich seine guten Manieren und Umgangsformen -trotz seiner Machtgier und Skrupellosigkeit- noch als den letzten verbliebenen Rest seiner wohlhabenden helvetischen Herkunft erklären, trotz, dass er mit der Familie schon vor über einem halben Jahrhundert in seinen Jugendjahren gebrochen gehabt hatte und dort ihn niemand mehr auch nur im entferntesten kannte. So also war nicht das gesamte Familienerbe in ihm gestorben bei seinem Gang in die Subura, um sich als jugendlicher Schläger einer Räuberbande anzuschließen.


    Als Archias Angus den Teller auf den Tisch stellte, fragte dieser ihn entsetzt noch einmal wegen des britischen Wirts. Da sein Gast nun versorgt war und es im Moment sonst nichts zu tun gab, setzte sich Archias zu dem Mann, um ihm beim Essen Gesellschaft zu leisten. Kurz legte er die Stirn in Falten. „Hm, tut mir leid, von der Familie weiß ich nichts. Was Cian selbst angeht, so habe ich gehört, dass er heimlich für den ehemaligen Boss der Gegend gearbeitet hat. Immer wieder mal eine Kleinigkeit, oder hat sein Geschäft für den Vollzug von krummen Geschäften zur Verfügung gestellt. Doch es gab kürzlich einen Umsturz in der Unterwelt. Cians Boss ist von einem anderen gestürzt worden, der früher einzig und alleine als die Krähe bekannt war. Er hat jetzt das Sagen in der Gegend. Dass mit dem Machtwechsel auch viele der kleinen Handlanger bestenfalls verhaftet und im schlimmsten Fall tot sind, erklärt sich ja von selbst.“ Dass Archias selbst die Krähe war, brauchte der Gast ja nicht zu wissen. Doch das war ja das Schöne an seiner Tarnung als harmloser Tavernenwirt. Er konnte durch Erzählungen munter an seiner eigenen Legende stricken und so seinen Ruf und seine Macht ausweiten, ohne, dass jemand außerhalb seines engsten Kreises die Krähe mit ihm, Archias, in Verbindung brachte. So war er über alles doppelt informiert (einerseits über die Berichte seiner Handlanger und andererseits durch Erzählungen von Gästen) und konnte auch selbst Gerüchte streuen und Desinformation säen, wenn es ihm gütlich war.


    Angus‘ Erwähnung, er hätte ebenfalls mal auf den Hügeln gelebt war sehr interessant. „Hattest du denn ein Haus, oder ein Geschäft dort?“ fragte er. Kundschaft außerhalb der Subura verirrte sich eher selten in seine Spelunke, die Soldaten der Urbaner einmal ausgenommen.

    Archias lächelte über das überschwängliche Lob seines Gastes. Die Cervisia schmeckte ihm also schon mal. Auch das Lamm würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es begann bereits seinen Duft im Gastraum zu verströmen. Ein wenig noch, dann wäre es essfertig.


    Dann geschah etwas, was für fast jeden Wirt wohl die normalste Sache der Welt war; der Gast wollte Auskunft (Schrägstrich „Tratsch“) über andere Leute erfahren. Beim Klang des Namens jedoch durchzuckte Archias ein Erinnerungsblitz. Ein Lagebericht seines Räuberhauptmanns Babilus. Cian...war das nicht dieser britische Wirt vom „Crann na Beatha“ gewesen, dessen Taverne ein Hauptschauplatz von Egilius‘ Machenschaften gewesen war? Babilus hatte so etwas von sich gegeben, als er von einer Aktion berichtet hatte in der in Archias‘ Auftrag mehrere kleine Nester, Spelunken und Rückzugsorte von Egilius ausgehoben worden waren, in dem Bestreben, dem Unterweltboss sein Revier zum Ruhme der Krähe nach und nach zu entreißen. Dabei musste wohl auch dieser Laden daran geglaubt haben.
    Nach einer nachdenklichen Minute antwortete er: „Cian, hm ja ich kannte einen Cian. Ich hörte die Urbaner haben ihn mitgenommen. Er soll sich mit den Mächten des organisierten Verbrechens eingelassen haben und ist dabei zwischen deren Mühlsteine geraten. Nicht schön.“ Archias seufzte theatralisch. „Aber ja, die Unterwelt ist hier in der Subura allgegenwärtig. Hier gilt deren Gesetz und nicht dieser inhaltsleere Firlefanz von denen da oben auf ihren sieben Hügeln. Da kannst du jeden Ladenbesitzer hier fragen.


    Archias rührte im Eintopf herum, um seine Konsistenz zu prüfen, als Angus nach einer zweiten Cervisia verlangte. „Aber gerne doch, der Herr! Eine zweite Cervisia, kommt sofort! Der Lammeintopf ist auch gleich soweit, nur noch ein bisschen über dem Feuer köcheln lassen und noch eine Prise meiner Spezial-Kräutermischung und dann heißt‘s „Guten Apetitt!““ Nachdem der Lammeintopf zur Genüge bewegt worden war, machte sich Archias daran das zweite Gesöff zu zapfen.

    Lammeintopf sollte es also sein und dazu noch eine Cervisia. Na dann. Doch Archias war sich im Moment gar nicht sicher, ob hinten noch Lamm vorrätig war. Besser gleich mal nachschauen. Natürlich vor dem Gast vorerst nichts anmerken lassen, sondern erst Alarm schlagen, wenn es wirklich keines mehr gab. Zuvor hieß es einzig und allein: „Bitte sehr, Bitte gern!“.
    Achja, die Sorgen eines gewöhnlichen Tavernenwirts... manchmal ertappte sich Archias dabei, wie er über seine Gedanken um die Speisen und Getränke seiner Kundschaft und der Organisation des Warennachschubs für kurze Momente sein Zweitleben als Krähe vergaß.


    Nachdem die Bestellung aufgenommen war sagte er: „Einmal Lammeintopf und eine kalte Cervisia, kommt sofort der Herr!“ Hoffentlich gab es noch Lammeintopf. Natürlich wollten auch die Fragen des Gastes beantwortet werden: „Ich selbst bin nicht neu, beileibe nicht.“ lachte er. „Ich lebe schon mein ganzes Leben hier in der Subura, doch die Gastwirtschaft ist neu, ja.
    Archias ging zur Schank und dann kurz hinten ins Lager. Ach, da war ja noch ein Lammeintopf! Sehr gut! Er nahm ihn mit nach vorne und stellte ihn aufs Feuer, während er die Cervisia zu zapfen begann und daneben weiter mit dem Kunden plauderte: „Ich gebe zu, dass die Anwesenheit der Urbaner eine große Beflügelung meines Geschäfts darstellt und gut die Hälfte aller meiner Kunden sind auch Urbaner.
    Als die Schaumkrone fertig war, brachte sie Archias zum Tisch. „So, einmal eine Cervisia! Das Lamm braucht noch ein paar Momente, damit es auch ja schön heiß ist.

    Die Geschäfte von Archias hatten sich seit seinem ersten kleinen Treffen mit Silius mehr als positiv entwickelt. Es hatte noch zwei weitere Treffen gebraucht und verstärkter brieflicher Austausch, doch schlussendlich war man zu einer Einigung gelangt.
    Sobald das Bündnis der Krähe mit Silius gültig war, waren Archias‘ Schergen mit doppelter Härte gegen Egilius vorgegangen. Nicht viel später und ein dümmlich grinsender Babilus hatte seinem Chef das abgeschlagene Haupt des Egilius präsentiert. Egilius war tot, lang lebe Archias!
    Das alte Revier des gefallenen Unterweltbosses war vollständig in den Besitz der Krähe übergegangen und dessen „Befriedung“ (das Vollenden der letzten noch ausstehenden Schutzgelderpressungsbesuche bei den im Revier liegenden Kaufmännern) abgeschlossen.
    Nero Helvetius Archias aka Corvus aka die Krähe hatte zur alten Stärke zurückgefunden.


    Das verwunderte also nicht weiters, wenn er in seinem Lokal, dem „blinden Esel“, in den Tagen darauf mit besonders zufriedenem Gesichtsausdruck die Krüge und Becher wischte und nebenher die nichts ahnende urbanische Kundschaft von gegenüber aushorchte. Aber auch die zivile Kundschaft hatte viel zu erzählen. Planta kam wie üblich fast jeden Tag zu ihm. Doch nicht nur Stammkunden fanden ihren Weg herein, auch immer wieder neue Gesichter, so wie heute. Da gerade fast keine Gäste anwesend waren, war Archias am Notieren einiger Dinge gewesen, die er später noch besorgen gehen müsste für die Taverne, als ein großer fremder Mann mit blondem Haar und blauen Augen den blinden Esel betrat und grüßte. Ganz den guten Wirt mimend legte Archias sofort alles aus den Händen und schritt zu seinem neuen Kunden. „Salve und Willkommen im blinden Esel. Was darf es sein der Herr? Eine Kleinigkeit zu Essen? Wein? Cervisia? Wir haben alles da.

    Es war finsterste Nacht. Sogar noch dunkler, als normalerweise, denn kein Mond warf sein silberweises Licht auf die Gefilde der Welt. Es war Neumond.
    Nur die Sterne funkelten am Himmelszelt über der Ewigen Stadt, die bereits fest schlief.
    Alle? Nein. Nur die redlichen und gesetzestreuen Untertanen des Augustus geruhten in jener Nacht zu schlafen, wenn sie nicht gerade als brave Händler, oder Fuhrwerker mit Maultierkarren durch die engen Straßen polterten, um den Geschäften und Märkten die benötigten Waren für den nächsten Tag zu liefern. Und dann war da natürlich auch noch das kriminelle Gesindel Roms. Es trieb sich bevorzugt in den besonders dunklen Ecken und verwinkelten Gassen herum, darauf lauernd, dass ein unbedachtes Opfer des Weges kam.
    Doch dieses Mal soll es nicht um die finsteren Gesellen in Rom selbst gehen. Unsere Geschichte findet weiter draußen vor den Toren Roms statt, ein Stück weit unter der Erde in den Katakomben, die an der Via Appia liegen. Dort waren, entgegen der üblichen Gepflogenheiten an so einem Ort, Fackeln und Öllampen entzündet worden, damit die Anwesenden die Gegenpartei auch ja gut genug im Auge behalten konnte. Wie misstrauisch waren nur diese Unterweltbosse für gewöhnlich untereinander! So hatte Nero Helvetius Archias auch angeordnet, dass jede der beiden Seiten neben ihrem Berater auch noch zwei weitere Männer mitnehmen durften, alle ohne Waffen, verstand sich. An diesem Ort sollte das Treffen zwischen Archias und dem Verbrecherboss Silius über die Bühne gehen. Archias war bereits anwesend. Zu seiner rechten stand Ferox. Hinter ihm flankierten ihn Bursa und Nasica, mit finsterem Blick und verschränkten Händen.
    Geraume Zeit verging. Alles blieb still. Nur die Fackeln knisterten und erhälten die bunten, Wandmalereien an den Wänden der Grüfte.


    Endlich regte sich was. Schritte wurden hörbar. Zwei Männer kamen in die Kammer und blieben kurz nach dem Eingang stehen. Archias gab seinen beiden Bluthunden ein Zeichen, woraufhin Bursa und Nasica vortraten und sie durchsuchten. Keine Waffen. Nun machten die beiden Fremden das gleiche mit ihnen, bis sie an Ferox und Archias herantraten und auf ein Nicken der Krähe hin sie selbst ebenfalls auf Waffen durchsuchten. Als sie keine fanden, schienen sie zufrieden zu sein. "Bursa, begleite einen von ihnen hinaus und erweise unseren noch fehlenden Gästen dieselbe Ehre." Darauifhin blieb einer der Fremden im Raum, während der andere mit Bursa die Katakomben wieder verließ. Nach ein paar Momenten kehrten sie wieder, mit noch zwei Männern mehr im Gefolge.


    [Blockierte Grafik: https://www.byzantinisches-reich.eu/bilder/avatare/neuundsortiert/stand3/got242.png| Bursa


    "Sie sind sauber.", meldete der Bluthund. Archias nickte. Nachdem die -bei direkten Aufeinandertreffen der großen Syndikatsbosse Roms beinahe schon einem Ritual gleichenden- Durchsuchungen aller beteiligten auf etwaige Waffen abgeschlossen war, konnte es also beginnen. Einer der beiden neuen, die mit Bursa und dem eigenen Leibwächter in die Katakomben gekommen waren, hob leicht das Kinn.


    | Silius


    "Archias, also sind die Gerüchte wahr, die ich über deine Rückkehr nach Rom vernommen habe."
    Archias wendete seinerseits die Handflächen nach außen zum Gruße: "Silius! Es ist viel zu lange her. Alt bist du geworden."
    Der andere Unterweltboss schnaubte. "Von dir könnte ich das gleiche behaupten. Doch kommen wir zum geschäftlichen. Wieso bin ich heute hier?"
    Direkt zum Punkt, Silius hatte sich in seiner Abwesenheit nicht verändert. Das gefiel Archias. Also sollten sie nun darüber sprechen. Archias schickte mit einem Kopfnicken seinem Berater Ferox einen stummen Befehl, worauf dieser vortrat und zu sprechen begann:


    | Ferox


    "Wir sind heute hier zusammengekommen, um über die Rückforderung unseres alten Territoriums zu debattieren." Kaum hatte er geendet, wurde Ferox auch schon von Silius' Berater unterbrochen, der nun seinerseits für seinen Herrn die Stimme erhob, während die beiden Bosse sich -noch- eher im Hintergrund hielten und stattdessen ihre Untergebenen für sich sprechen ließen.


    | Canus


    "Was soll das heißen "Rückforderung eures alten Territoriums"? Da gibt es nichts zu debattieren, dein Herr, die Krähe ist weg vom Fenster, seit sie außerhalb Roms für so viele Jahre untergetaucht ist. Andere sind gekommen und haben ihren Platz eingenommen, alle Ansprüche von früher sind verwirkt. Egilius herrscht jetzt an eurer statt über euer altes Revier." Ferox spielte mit seinen Mundwinkeln. "So, sind sie das? Wir haben seit der Rückkehr des Chefs wieder einen Gutteil an Boden in der Subura und dem umliegenden Raum gemacht, Egilius wird fallen, so oder so. Die Krähe wird wieder groß werden in Rom. Um unseren aktuellen Machtkampf in Rom geht es jedoch hier und heute nicht, deswegen sind wir nicht hier zusammengekommen. Es geht um die Zeit danach. Du, ehrenwerter Silius," dabei sprach Ferox kurz Canus' Herrn direkt an, ehe er seine Worte dann wieder zurück zu dessen Berater lenkte, "Bist ein großer Mann in Rom und deine Freundschaft mit Egilius ist bekannt. Wir möchten dir mit diesem Treffen hier versichern, dass niemand der anderen Bosse etwas von uns zu befürchten hat, wir holen uns nur zurück, was unser ist. Danach ist wieder Ruhe." Wieder an Canus gewandt sprach er: "Um Egilius' Wegfall und damit einhergehend eventuelle Verluste deinerseits zu kompensieren, bieten wir überdem einen Handel für euch an. Ihr sollt die Hälfte des Suburagebiets von Egilius' Revier erhalten, während wir die andere Hälfte und all sein Territorium außerhalb der Subura übernehmen. Zusätzlich war Egilius sehr im Sklaven- und im Weinhandel engagiert, wir würden eure Organisation die nächsten vier Monate mit 30% aller Gewinne an den Einnahmen daraus beteiligen.Überdies wären wir sehr darüber verbunden, falls von irgendwelchen Vergeltungsmaßnahmen abgesehen werden würde nach Egilius' Sturz."
    Canus hob etwas das Kinn und es war offensichtlich, dass er nachdachte. Er war sich nicht völlig sicher, was er darauf sagen sollte, doch zu seinem Glück wurde ihm die Entscheidung von seinem eigenen Boss abgenommen, denn jetzt sprach Silius persönlich an Archias gewandt: "Du bietest mir allen Ernstes etwas Land und läppische 30% Gewinnbeteiligung am Sklaven- und Weinhandel an dafür, dass ich einen Freund im Stich lasse? Du hast nachgelassen Corvus! Ich werde dafür keinen meiner Freunde im Stich lassen!" Archias hob kurz die Hand in Richtung seines Beraters, damit Ferox still bleiben würde und er selbst antworten konnte. "Ist unsere nicht viel älter? Haben wir nicht schon Politiker geschmiert und Schutzgeld erpresst, als Egilius noch in den Windeln lag?"
    Silius schnaubte auf. "Wir waren niemals Freunde! Geschäftspartner...ja, von Zeit zu Zeit, aber Freunde nein."
    "Silius, auch du bist alt geworden. Seit wann stellst du Freundschaft über das Geschäft? Hast du vergessen, was ich in der Vergangenheit geleistet habe? Wozu ich fähig war? Weswegen ich sogar aus Rom fort musste?"
    "Zugegeben, deine Tat hat Beachtung verdient und du warst immer ein verlässlicher Geschäftspartner, jedoch..."
    Archias unterbrach ihn: "...jedoch bin ich eine Gefahr für dich, während du Egilius gleich einer Puppe an deinen Fäden tanzen lassen kannst, wenn du es wünschst, stimmt es?"
    Silius' Mundwinkel zuckte kurz, während er verstummte. Ertappt!
    Archias sprach weiter, während nun die Berater ihrerseits zu stummen Zusehern verkommen worden waren und die Bosse eigentlich gerade ihre Arbeit taten, anstatt sie selbst.
    "Ich werde dir sagen, was du noch davon hast, wenn du deine Marionette fallen lässt. Ich habe Informationen zu liefern, die interessant sein könnten für dich."
    "Pah! Was sollte das schon sein!"
    Archias winkte seinen Berater Ferox heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte. Dann ging er zu Silius' Berater Canus und tat es bei ihm ebenfalls, jedoch kürzer, ganz so, als würde er nicht alles wiedergeben, was er von seinem Boss gehört hatte. Canus dann verzog kurz den Mund, ging jedoch seinerseits jetzt zu seinem Herrn und flüsterte Silius Archias' Botschaft zu. Silius' Augen weiteten sich.
    "Ausgeschlossen!"
    Archias lächelte. "Wusstest du gar nichts davon? Sei versichert es ist wahr." War es nicht. Archias hatte es eben zuvor erfunden, doch vielleicht half es ihm weiter. Auch war es sowieso einmal wieder an der Zeit die anderen Unterweltbosse etwas gegeneinander auszuspielen.
    "Ich verlange Beweise!"
    "Die sollst du auch bekommen, jedoch im Austausch dafür, dass ich deine Zusicherung habe, dass du keine Schritte gegen meine Organisation unternehmen wirst, bei unseren Plänen zur Übernahme von Egilius' Territorium, einverstanden?"
    In der Tat hatte Archias' Geflüster Silius derart beeinflusst, dass er nicht mehr sofort in eine ablehnende Haltung verfiel. Er begann stattdessen darüber nachzudenken, welche geschäftlichen Vorteile es ihm wohl bringen würde, wenn er Egilius, seine Puppe, aufgab und dafür Archias, bzw. Corvus, die Krähe wieder in der Stadt agieren lassen würde. Keine leichte Entscheidung. "Ich verlange Beweise für deine Behauptung! Außerdem 60% Beteiligung an allen Gewinnen, aus sowohl dem Sklaven- als auch dem Weinhandel von dir und das für ein ganzes Jahr."
    Archias nickte. "Nun gut, dann werde ich dir deine geforderten Beweise liefern. Danach können wir in weitere Verhandlungen treten, einverstanden?" Silius nickte. "Einverstanden!"
    Phase Eins der Verhandlungen mit seinem alten Konkurrenten war abgeschlossen. Archias hatte noch längst keine entgültige Einigung, jedoch würde Silius vorerst zumindest nicht gleich eingreifen bei weiteren Angriffen auf Egilius, da er auf den evt. Deal mit Archias jetzt hoffen konnte. Außerdem waren natürlich auch die ungehörigen geflüsterten Neuigkeiten für ihn von größter Bedeutung, sollten sie wahr sein, besser man brachte die einzige Quelle nicht zum versiegen, ehe man sich wirklich sicher sein konnte.


    Nur dass es dann schon zu spät wäre für Silius' Eingreifen, wenn er zu lange abwartete.

    Nach der Weihe ging Archias mit vollgeschlagenem Bauch nachhause. Da die neue Station am Rande der Subura lag, brauchte er eine Weile, bis er in ihrem schmutzigen und engen Inneren bei seinem Haus anlangte. Am Tor zum Hof hinein lungerten mehrere Gestalten herum; einige seiner Männer, die Wache hielten. Im Vorbeigehen nickte ihnen Archias zu. Im Inneren ging er hinauf in den ersten Stock und dort dann in den Ostteil des Hauses, wo er einen großen Raum betrat, den man wohl als Archias' officium bezeichnen konnte. Mehrere Aktenschränke mit Papyrusrollen zogen sich die Wände entlang, ein Schreibtisch fand sich in der Ecke und Listen und eine große Karte der Subura hingen an den Wänden. Der Schatz dieses Raumes befand sich jedoch in der Mitte. ein riesiger Tisch war es, dessen Tischplatte ebenfalls eine Karte zeigte, jedoch dieses Mal von ganz Rom. Auf der Karte befanden sich verschiedene, mit verschiedenfarbiger Wolle abgesteckter Areale über den spinnengleichen Linien, die so ziehmlich alle Straßen und Gassen der Stadt abbildeten, samt vielen Gebäuden. Auch mehrere bunte kleine Fähnchen befanden sich darauf. Über diesen Tisch hatte sich gerade ein älterer Mann mit schneeweißem Haar und einem teigigen Gesicht gebeugt gehabt, als Archias das Zimmer betrat. Der Mann richtete sich auf.


    | Ferox


    "Salve, Corvus", grüßte er Archias mit einem leichten Nicken. Archias begrüßte ihn seinerseits: "Salve Ferox, was gibt es Neues?"
    Hinter Archias schlüpfte beinahe unbemerkt noch jemand lautlos in den Raum; Bursa, einer der Bluthunde. Er bedachte Ferox mit einem seiner ganz eigenen undeutbaren Blicke und zog sich daraufhin in einen Schatten zurück, während Archias zum Tisch ging und Feroxs Bericht erwartete. "Es hat wie vorrauszusehen gewesen war Widerstand gegeben, Egilius' Territorium zu übernehmen. Einige seiner Banden sind zu uns übergelaufen, doch an den Hängen des Cispius gab es einen kleinen bewaffneten Zwischenfall. Jeder der nicht schon tot war konnte aber fliehen, bevor die Urbaner zur Stelle waren." Archias nickte.
    "Es war zu erwarten, dass das passieren würde. Wie verhält es sich mit den anderen? Decrius? Silius? Pedanius? Oder Raecius?"
    "Keine Reaktion bisher auf unsere Unternehmungen."
    Das war eine gute Nachricht dachte Archias, währen er den Tisch studierte.
    "Sende unsere Vögelchen zu jedem der anderen Bosse Roms aus und teile ihnen mit, dass ich auf keinen Krieg mit ihnen aus bin. Ich hole mir nur mein altes Revier von Egilius zurück, mehr nicht."
    Ferox jedoch hatte da durchaus einige Bedenken, denn so einfach sich das anhörte, so war es das keinesfalls in der Realität.
    "Silius ist ein enger Verbündeter von Egilius. Gewiss wird er nicht tatenlos zusehen, wie wir ihn aus dem Geschäft drängen, es wird also so oder so böses Blut fließen, wenn wir weitermachen."
    "Und die anderen? Würden sie uns auch Steine in den Weg legen?"
    Ferox schüttelte den Kopf. "Nein, außer vielleicht Pedanius, da sein Revier direkt neben dem von Egilius bzw. jetzt uns liegt. Er könnte vielleicht nervös werden und ebenfalls zuschlagen."
    "Pah, um Pedanius mache ich mir keine Sorgen. Er ist nur ein kleiner Fisch. Doch um Silius müssen wir uns wirklich vielleicht kümmern, bevor es in einem Bandenkrieg ausartet und vielleicht die Urbaner sogar noch Wind von der Sache bekommen. Ferox, arrangiere ein Treffen mit Silius, aber an einem neutralen Ort." Jetzt lag es an Ferox zu schnauben. "Verzeih mir die Frage, Corvus, jedoch wo sollte dieser "neutrale Ort" liegen, wenn nicht im Revier eines anderen Bosses? So oder so wäre das unmöglich" Doch Archias hatte schon eine Idee. "Die Katakomben vor Rom an der Via Appia. Dort werden wir uns treffen. Bereite also alles vor."
    Ferox nickte und schwieg eine Weile. Wozu überhaupt mit Silius sprechen? Genausogut konnte man doch einfach auch ihn umlegen und sein Territorium übernehmen. Doch auch wenn derartige Gedanken in Feroxs Ungeduld, ihm soeben durch den Kopf geschossen waren, so wusste er natürlich, dass das nicht möglich war, wenn man ein größeres Blutvergießen, oder die Aufmerksamkeit der Urbaner riskieren wollte. Die Beziehungen der Unterweltbosse untereinander waren fein und engmaschig miteinander verwoben. Alles befand sich in einem sehr fragilen Gleichgewicht. Alle zehn, oder zwanzig Jahre kippte dieses Gleichgewicht des Schreckens und ein Bandenkrieg in der Subura, oder in ganz Rom war die Folge, in dem die Karten neu gemischt wurden. Doch normalerweise versuchten die Bosse derlei Aktionen zu vermeiden. Schlecht fürs Geschäft.
    So musste Archias all sein Fingerspitzengefühl aufwenden, um Egilius und seine Bande kalt zu stellen und sein Revier zu übernehmen, ohne dass die anderen Bosse allzu offensiv darauf reagierten. Hätte Archias sich nicht noch von früheren Zeiten beträchtliche Macht und einen nicht zu unterschätzenden Ruf in der Unterwelt erhalten, er war sicher, die anderen wären längst über ihn hergefallen und hätten ihn gnadenlos zerfleischt. So jedoch übten sie sich in Vorsicht und warteten ab wie sich die Dinge entwickelten.
    "Warst du bei der neuen Station?" riss ihn da Ferox aus seinen Gedanken. Archias blickte auf. "Ja war ich. Sie wollen das wirklich durchziehen, es ist ihnen ernst damit. Ich verfolgte, wie sie den künftigen Bauplatz geweiht hatten." Ferox nickte und holte ein gelbes Fähnchen hervor, das er auf der Tischkarte der Stadt exakt an jene Stelle setzte, wo die neue Station der Urbaner im Entstehen begriffen war. "Ich nehme an du wirst verhindern wollen, dass die Urbaner diese Station jemals vollends in Betrieb nehmen werden?"
    Archias' Blick verdüsterte sich. "Natürlich, doch jetzt im Moment ist die Station zweitrangig. Zuerst gilt es unsere Position in Rom vor den anderen Bossen zu behaupten und dafür will ich Egilius' Kopf, koste es was es wolle! Kümmere dich um das Treffen mit Silius."
    Ferox neigte den Kopf und machte sich auf in Richtung Tür. Bursa löste sich aus seiner Ecke und machte ihm die Tür auf. Anschließend drehte er sich zu Archias um.


    [Blockierte Grafik: https://www.byzantinisches-reich.eu/bilder/avatare/neuundsortiert/stand3/got242.png| Bursa


    "Babilus ist vor der Tür." Archias nickte. "Er soll reinkommen." Bursa öffnete die Tür ein Stück weiter und zog sich erneut in seine Ecke zurück, während Babilus, einer von Archias' Hauptmännern den Raum betrat.


    | Babilus


    "Heil dir, Krähe!" grüßte der Schurke. "Salve, Babilus. Was kannst du mir berichten?" Babilus kratzte sich an seinem bärtigen Kinn, als er antwortete: "Meine Männer haben heute ein paar Meilen vor Rom auf der Via Tiburtina einen schwerreichen Händler aufgebracht. Fette Beute, wir haben sie einstweilen in unser Zwischenlager vor den Mauern der Stadt gebracht." Das waren gute Neuigkeiten, also wieder mehr Geldmittel, die Archias in seinen Geschäften verwenden konnte. "Sehr gut, was wurde aus dem Händler?" Babilus fing zu grinsen an.
    "Liegt mit aufgeschlitzter Kehle im Feld neben dem Straßenrand."
    Eine Kinderei die der Räuberhauptmann einfach nicht lassen konnte.
    "Schön. Bring die Beute nach und nach hierher und lagere sie vorerst im Keller. Nimm dafür einige Männer von hier, vom Haus mit und achte darauf, dass sie nicht zuviel auf einmal durch die Stadttore bringen! Das könnte Misstrauen erwecken. Wie sieht es in deinem Bezirk aus?" wollte Archias anschließend wissen.
    "Die Schutzgeldbesuche sind weit fortgeschritten. Beinahe alle Läden zahlen. Zwei oder drei waren noch etwas aufsässig, doch nach dem einen oder anderen Feuerchen, oder zerbrochenen Keramik waren auch die Kerle schnell bei der Stange." Wieder bleckte Babilus seine gelben Zähne. "Nicht mehr lange und alle Läden aus meinem Bezirk werden das Schutzgeld bezahlen."
    Ganz so wie die anderen Bosse auch hatte Archias sein Territorium innerhalb Roms in kleinere Bezirke unterteilt, denen jeweils ein Hauptmann wie Babilus vorstand, der innerhalb seines klar abgesteckten Areals die konkreten Aktivitäten von Archias' Bande überwachte und steuerte. Seine Untergebenen arbeiteten nur für Babilus und auch die erpressten Händler zahlten ihr Gold einzig und alleine an den Hauptmann. Dieser leitete es dann seinerseits an seine Höhergestellten weiter, also Ferox und Archias. Die einfachen Kriminellen, bzw. "Soldaten" hatten keinerlei Kontakt zur Krähe, sondern kannten diese nur vom Hörensagen. Ihre Befehle bekamen sie nur von Babilus, bzw. ihrem jeweiligen Hauptmann, so war sichergestellt, dass jede Zelle eines jeden Hauptmanns unabhängig für sich operierte und die anderen (oder den Boss selbst) nicht verraten konnte. Archias' Haus hatte auch noch einmal einen ganzen eigenen Tross an Männern (z.B. die Wachen am Tor), die jeder Hauptmann je nach seinen Befehlen für Einsätze hernehmen konnte, die direkt mit Archias, oder seinem Haus und dessen Bewohner zu tun hatten. Direkt beim Haus gab es nur loyale Männer und es war eine große Ehre für jeden Soldaten von einem Bezirk zum Dienst im Haus der Krähe befördert zu werden. Diese Extratruppe war eine weitere Vorsichtsmaßnahme, dass die gemeinen, niederen Banditen von der Straße nichts verraten konnten. Auch bei den Hauptmännern verhielt es sich ähnlich mit der Undurchsichtbarkeit. So kannte Babilus seinerseits zwar schon auch noch den einen, oder anderen Hauptmann, jedoch kannte niemals jeder alle und wer als Soldaten für den jeweils anderen arbeitete, war ebenfalls unbekannt. So konnte niemals die gesamte Organisation von der Obrigkeit ausgehoben werden. Kritisch wurde es erst auf der Führungsebene über den Hauptmännern, da hier alle Fäden zusammenliefen.
    "Ich bin zufrieden, du kannst dich zurückziehen." Babilus neigte den Kopf als Zeichen des Respekts und verschwand. Archias hatte sich zum Fenster gewandt und blickte hinaus auf den Hof seines Hauses. So war vorerst alles geregelt. Ferox würde sich um das Treffen mit Silius kümmern, Babilus würde ihm zu zusätzlichen regelmäßigen Geldern in seinem Bezirk verhelfen und seine kindlichen Spione waren noch auf dem Fest bei der Station, um das Gesagte und alle Schritte des Praefectus Urbi zu überwachen. Soweit so gut. Doch Archias wollte noch mehr tun, er wollte noch näher am Geschehen sein. Vielleicht sollte er ein klein wenig aus dem Schatten treten und unter seiner zivilen Identität anfangen einen zusätzlichen Schutzschild gegen die Urbaner aufzubauen. Eine Tarnung, die ihn persönlich über jeden Zweifel erhaben machen würde, auch wenn es riskant war; es war an der Zeit eine Taverne zu eröffnen.

    Tief in der Subura gelegen, befindet sich in einer verwinkelten Nebengasse ein größeres Haus mit Hof und mehreren Vorsprüngen. Es ist zwei Etagen hoch und vollkommen ohne Fassadenschmuck. Die Wände sind nur rau verputzt, sodass es inmitten der anderen Häuser überhaupt nicht auffällt, trotz seiner Größe. Hier wohnt Nero Helvetius Archias mit seiner Familie und hier liegt auch das Zentrum seines kriminellen Imperiums.
    Tag und Nacht befinden sich überall am Gelände verteilt Wachposten, nur dürftig gekleidet und leicht mit Bettlern zu verwechseln, doch sind sie gut genährt und kräftig und tragen Knüppel unter ihren Gewändern verborgen. Archias' wichtigste Ratgeber und Untergebene leben ebenfalls in dieser Casa.

    Archias hatte den gesamten Hergang aller Zeremonien aufmerksam verfolgt und nahm nun ausgiebig am, für die Zuseher bereitgestellten Mahl teil. Es schmeckte außerordentlich gut. Doch auch wenn er sich hier gerade aufs Essen konzentrierte, so hatte er dafür gesorgt, dass ihm nichts entgehen würde. Denn bevor er ans Essen gegangen war, hatte er einem in der Menge stehenden Kind mit den Augen einen stummen Befehl gesandt, damit es sich in die Nähe von Senator Claudius zum Lauschen begeben möge.


    So konnte jedermann jetzt sehen (auch wenn es niemanden interessieren mochte), dass Archias weit abseits vom Praefectus Urbi sich an Speis und Trank labte, während ganz in der Nähe des Senators ein kleines Mädchen in schmutzigen Lumpen am Boden saß und mit einem Pferdchen aus Reißig spielte, dabei die Öhrchen gespitzt wie eine Katze, damit, es alles gehörte später so wortgetreu wie möglich an die Vögelchen, Gaius, Noctua und Manius weiterleiten konnte, damit diese es Archias weiterberichten würden im Unterschlupf.

    Liebe Mitspielerinnen und Mitspieler!
    In der Subura hat direkt gegenüber der neuen Urbanerstation ein neues Lokal aufgemacht, das sich neben meinen eigenen Storys auch sehr über EURE Geschichten freuen würde! Also wenn eure ID einmal alleine oder in Begleitung in der Subura oder deren Nähe unterwegs sein sollte, kommt vorbei!


    Besonders alle Urbaner-IDs sind herzlich dazu eingeladen ihre Abende hier zu verbringen, für Speis und Trank ist gesorgt! :D

    Es hatten sich bereits erste Reaktionen auf das aktuelle Bauprojekt in der Subura des Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates eingestellt, eine davon war unter anderem, dass nicht lange nach der Weihung der neuen Station der Urbaner direkt gegenüber von ihr eine kleine Taverne aufgemacht hatte. Findige Leute hätten darauf spekuliert, dass diese vom Betreiber deshalb eröffnet worden war, um das willige Geld von müden Soldaten in Feierabendlaune einzusacken, die bestimmt gerne dieses neue Angebot nutzen würden, wo sie doch praktisch keinen Steinwurf von der Station entfernt war. Bestimmt war auch dies der Fall, doch es verhielt sich doch etwas anders, wenn man wusste wem die Taverne gehörte und vor allem wer diese Person war; Nero Helvetius Archias.
    Seines Zeichens einer der großen Unterweltbosse der Subura, der stets unter seinem Decknamen "Corvus", bzw. "die Krähe" zu operieren pflegte. Archias hatte dieses nette kleine Lokal als seine zivile Tarnung und als Horchposten eröffnet, um direkt an der Quelle allen Übels, der von nun an hier stationierten Urbaner, zu sitzen und sie in ihrem Suff so gut es ging unauffällig auszuhorchen und Informationen über die Station direkt aus erster Hand zu erhalten. Längere Zeit, über Jahre, war es still gewesen um das kriminelle Imperium der Krähe, doch in letzter Zeit hatte es von neuem begonnen.


    Die Taverne besaß nicht gerade ein Luxusinterieur, alles war schlicht und rustikal, doch für die Belange der hiesigen Gegend Roms durchaus als solide zu bezeichnen. Es war warm, es zog nicht und es war größenteils sauber. Vermutlich eines der besseren Lokale in der Gegend. So verwunderte es nicht, dass auch die hiesige Zivilbevölkerung schnell das neue Etablissement angenommen hatte. Gerade jetzt ging wieder die Tür auf und im Scheine gleißenden Sonnenlichts betrat ein magerer, ärmlich gekleideter Mann die Schenke. Archias stand gerade hinterm Tresen und wischte Tonbecher. "Ah, Planta mein Freund! Wie schön dich zu sehen! Wieder das übliche?" rief er einem seiner ersten Stammkunden zu, als der Mann zu ihm trat und sich ächzend auf einen Stuhl setzte.


    | Sextus Gabinius Planta


    "Ja bitte, eine große kühle Cervisia mit viel Schaum." Archias nickte und legte seinen fertig gewischten Becher beiseite, um Plantas Getränk zu holen. Währenddessen sah dieser sich im Raum um. "Na viele Gäste hast du heute aber nicht. Doch andererseits, wen wundert das schon angesichts der jüngsten Ereignisse." Archias war gerade dabei die Schaumkrone von Plantas' Cervisia zu vollenden, als er ihn fragte: "Was meinst du damit?"
    Bevor er antwortete, sah er sich kurz nochmal um, ob sie belauscht werden würden, ehe er sich etwas vorbeugte und mit gesenkter Stimme sprach: "Es sind wieder Krähenschädel und auf Wände geschmierte rote Schwingen aufgetaucht!" Archias hob eine Braue. Jetzt wurde es interessant, doch natürlich stellte er sich absichtlich unwissend. "So? Und was hat das zu bedeuten?" Plantas' Augen weiteten sich vor Entsetzen, dass Archias augenscheinlich nicht wusste, was dies verhieß. "Aber weißt du das denn nicht? Rote Schwingen an den Wänden und nackte, weiße Schädel von Krähen an einem Tatort, das sind beides Erkennungszeichen der Krähe! Sie ist wieder in Rom!"
    "Alle Achtung! Ich habe nicht allzuviel darüber gehört, doch das ist doch einer dieser große Nummern in der Subura von früher, oder?"
    Planta nickte heftig mit dem Kopf, während ihm Archias seine fertige Cervisia überreichte.
    "Ja, genau der! Es hat wieder begonnen, genauso wie früher. Freunde von mir mit einem eigenen Laden hatten mir berichtet, dass Männer bei ihnen aufgetaucht waren und regelmäßige Zahlungen verlangt hätten, angeblich dafür, dass sie ihre Geschäfte beschützen vor Einbrechern und anderem Gesindel. Leute sind verschwunden, oder wurden tot in der Gosse aufgefunden, entweder mit einem Krähenschädel auf der Brust, oder die Leiche lag unter roten Schwingen."
    "Bei den Göttern! Und macht schon jemand etwas dagegen?" fragte Archias unschuldig und nahm das Reinigen seiner Trinkgefäße wieder auf.
    Planta ließ ein freudloses Hüsteln hören. "Von wegen, wir sind hier in der Subura, Mann! Hier hält man für gewöhnlich dicht und regelt seine Angelegenheiten selbst, wenn man nicht des Nachts die Kehle aufgeschlitzt haben will bei all den Räuberbanden hier."
    Er nahm einen großen Schluck von der Cervisia. "Ich gebe zu, ich habe selbst ein, oder zwei Mal für die Krähe gearbeitet. Früher, weißt du?"
    "Wirklich? Also gehörst du zu seiner Bande?"
    Wieder Plantas typisches Hüsteln, "Ach was, nein bei allen Göttern! Ich bin nur ein einfacher Mann mit bescheidenen Bedürfnissen, der seine Familie durchbringen will."
    Jetzt lag es an Archias so zu tun, als ob er sich nach Lauschern umsah, ehe er fragte: "Warum hast du ihm dann geholfen? Und waren es schlimme Dinge?"
    Planta schloss kurz die Augen, während er den Kopf schüttelte. "Nein, nein. Kleinigkeiten eben. Mal eine Botschaft hier überbringen, mal dort eine Person beschatten, mit der er was vorhatte...nichts aufregendes. Die Männer der Krähe waren dafür immer sehr gut zu mir und für geleistete Arbeit gab es immer Brot für mich und die meinen. Auch einmal den einen oder anderen Sesterz. Das ist schon mal mehr, als sich unsereiner von den ehrenwerten Herren Senatoren und dem anderen reichen Gesocks erwarten kann, oben auf ihren sieben Hügeln!" meinte er mit verhärtetem Gesichtsausdruck mit darauf folgendem tiefen Zug aus der Cervisia. Dann stellte er wieder den Humpen ab und wischte sich über den Mund. "Ich jedenfalls fürchte mich nicht vor der Krähe. Er ist ein Freund für jeden, der gewillt ist für ihn zu arbeiten. Jeden Tag rechne ich damit, dass ich wieder von ihm kontaktiert werde, weißt du? Dann heißt das wieder Brot für meine Familie!"
    Eine durchaus interessante Information für Archias, also wäre Sextus Gabinius Planta auf jeden Fall jemand, auf den er zurückgreifen konnte, wenn er einmal wieder einen Niemand von der Straße für eine Aktion brauchte. Der Helvetier machte sich dafür eine geistige Notiz. Bevor er seine neue Taverne eröffnet hatte, hatte er Planta nicht gekannt. Offenbar war er früher von einem seiner Männer, vermutlich Babilus, angeheuert worden. Ein weiterer Vorteil, den er mit seiner hübschen neuen Tarnung als braver Tavernenwirt genoss; Archias hatte die Chance direkter mit jenen Leuten interagieren zu können, die für ihn arbeiteten, ihn aber nicht kannten. Dass dabei einer seiner eigenen Schergen einmal gegen ihn die Hand erheben könnte, im Glauben Archias sei wirklich nur ein kleiner Wirt und nicht sein Boss, da machte er sich keine Sorgen. Egal wo er sich aufhielt, es waren immer und überall entweder Bursa oder Nasica, Archias' menschliche "Bluthunde" unerkannt in seiner Nähe, um für den Schutz ihres Herrn zu sorgen. Auch jetzt saß Bursa in der Nähe der beiden, einen großen Becher Wein vor sich, eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und mehrere Wurfdolche im Gürtel unter seinen Gewändern verborgen.
    "Ist das nicht ein wenig unvorsichtig von dir, das alles einfach so hier herumzuposaunen?" fragte Archias Planta.
    Doch der winkte ab. "Wer soll es hier schon hören? Etwa die Urbaner? Pah! Denen bin ich sowas von egal, ich und meine ganze Nachbarschaft! Keine Sorge, ich habe aufgepasst und dir vertraue ich, mein treuer Freund und Cervisienspender", sprach er und prostete Archias zu, ehe er wieder einen großen Schluck nahm und den Becher damit leerte.
    Archias zeigte ein schmallippiges Lächeln. Wenn Planta nur wüsste...

    Inmitten der zuschauenden Menge befand sich ein unauffällig aussehender, älterer Mann. Gekleidet nur in einer einfachen Tunika und Toga, von der Aufmachung her nicht gerade jemand, den man besonders beachtete auf der Straße, oder länger als bloß einen Augenblick in Erinnerung behielt. So unwichtig wie er schien. Und trotzdem stand er hier und eine wahre Armee von Männern und Frauen folgten seinem Befehl.
    Doch nicht hier, in der hellen Welt, wo das Licht der Sonne alles durchleuchtete und jeder die klar vorgegebenen Regeln und Gesetze kannte und befolgte. Im Lichte des Kaisers, des Senats und Volks von Rom. Nein, die Welt der der Mann angehörte war die andere. Jene, die nur nachts emporzusteigen pflegte aus dem Schmutz und der Finsternis der Elendsviertel der Stadt. Wenn Räuber und Halsabschneider aus ihren Löchern krochen. DAS war seine Welt und er, Nero Helvetius Archias, ihr König.


    Jetzt jedoch, in der hellen Welt, verfolgte er als unbekannter Niemand jenen Affront, der sich vor seinen eigenen Augen hier und jetzt gerade abspielte. Die Obrigkeit hatte also den Bau einer neuen Station der Urbaner beschlossen. Hier, genau am Rande der Subura. Der Augustus hatte also die Absicht Ruhe und Ordnung in die Subura zu bringen? Dies kam in Archias' Augen einer Kriegserklärung gleich, wenn die da oben dachten, sie könnten ungestraft in sein Revier eindringen und ihn in seinen dunklen Machenschaften behindern. Der Kaiser wollte also Krieg mit der Unterwelt? Nun gut, den sollte er haben.

    Salve!


    Unterweltboss Archias meldet sich zum Dienst! ;)


    Name: Nero Helvetius Archias
    Stand: Civis
    Gens: Gens Helvetia (Stammbaum: Sextus Helvetius Vindex)
    Wohnort: Roma


    Eltern: Caius Helvetius Tacitus (Vater), Helvetia Longina (Mutter)



    Ich habe da als Ansprechperson mit Marcus Helvetius Commodus gesprochen, falls das auch wichtig zu wissen ist, weil ja kein helvetischer Sim-Off-Verwalter eingetragen ist.