| Sextus Gabinius Planta
So hieß also das junge Ding. Ganz netter Name, auch wenn er ihn komisch fand. "Eierrennen....nie gehört. Was ist das? Persisch?" Zumindest ihre Augen kamen ihm schon ein wenig orientalisch vor. Gut, seine einzige Referenz war eine Sklavin aus einem Lupanar von vor fast zehn Jahren gewesen und seither hatte Planta wohl nicht mehr allzu oft mit Orientalen zu tun gehabt, um jetzt genau wissen zu können wie die aussahen. "Und gefällt dir die Arbeit hier Eierrennen?" fragte Planta weiter in seiner melancholischen Art und knirschte mit den Zähnen. Schon interessant, dass Archias gleich zwei neue Mitarbeiter hatte am gleichen Tag. Die Taverne musste besser gehen, als Planta gedacht hatte, aber gut, es war ja heute an den Luperkalien auch entsprechend voll hier.
Als der andere neue die Cervisien für ihn fertig hatte, kam der freundliche junge Mann extra sogar zu ihm heran und fragte, ob er sie ihm kühlen sollte. Da lächelte ihn Planta dankbar an, knirschte mit den Zähnen und meinte: "Vielen Dank, aber ich bin nicht mehr der Jüngste. Wenn du auch erst mal 56 Jahre bist wirst du sehen, dass eine kühle, jedoch nicht allzu kühle Cervisia das beste ist, was man haben kann, wenn einem Fortuna mal nicht hold ist. Das und Freunde die einem helfen..." gedanklich war Planta nämlich schon wieder bei der Organisation der Krähe. Er musste mit diesen Leuten unbedingt irgendwie Kontakt aufnehmen, um an ein paar Aufträge zu kommen und so mehr Geld zu verdienen. Geld für eine neue Hose und vllt. etwas Essen für seine Familie.
Mittlerweile waren schon eineinhalb Stunden vergangen. Von der geforderten Arbeitszeit fehlten nur noch 30 Minuten und der Besucheransturm war auch schon stark abgeflaut. Schön langsam kehrte Ruhe in der guten Stube ein und der Orkan ging in eine angenehme Brise über (bildlich gesprochen).
Archias brachte wieder eine Bestellung für Tiberios vorbei ("Zweil Mal Mulsum!") und kam dann hinter die Schank und holte von dort eine Flasche gallischen Weins hervor. Er zeigte sie Planta. "Sieh mal was ich hier habe! Ist ein 868er*, direkt aus Burdigala."
Planta brummte. "Hmm guter Jahrgang."
Archias hielt einen leeren Becher hoch. "Wollen wir einen Schluck zu uns nehmen?" Natürlich ließ sich Planta da nicht 2x bitten. So lächelte Archias und goß sich und seinem Stammkunden ein wenig ein. Dann setzte er sich an die Schank neben ihm. "Prost, auf einen wundervollen Umsatz heute!" Planta knirschte mit den Zähnen und stieß mit dem Wirt an. Dann schlürfte er das erste bisschen Rebensaft hinunter und verzog etwas das Gesicht. "Ai, dass diese gallischen Weine immer so eine leicht bittere Note im Abgang haben müssen.." Archias lachte.
"Genau das ist ja das besondere an diesen Tropfen! Hier trink noch einen" er goss dem Gabinier wieder nach. "Aber sag mal, heute hat es so viele Sesterzen für mich geregnet, wie wärs, soll ich dir eine neue Hose kaufen? Man muss sich als Wirt ja immerhin um seine treuesten Stammgäste kümmern!"
Irgendwo war Archias selbst etwas überrascht, dass diese Worte gerade wirklich aus seinem eigenen Mund gekommen waren. Normalerweise war er ja nicht gerade die freundlichste Seele, aber momentan war er einfach guter Laune nach diesem arbeitsreichen und geselligen Tag und Planta war ja doch ein ganz besonderer Gast. Doch dieser winkte nur ab. "Dankeschön Nero, aber nein. Ich muss selbst zusehen wo ich bleibe, aber dein Angebot macht dich schon mal viel besser und wertvoller, als das ganze Gesocks da oben auf ihren sieben Hügeln. Hier erfährt man eben doch noch wahre Freund- und Kameradschaft."
Archias nickte. "Und was willst du dann jetzt machen? Ich dachte doch der Turier hätte dich zuletzt aus seiner Werkstatt entlassen?"
Planta zog eine Grimasse. "Ja hat er...aber ich habe Freunde, die werde ich fragen, ob sie mir Arbeit geben werden. Babilus hatte stets einen Sesterz für mich übrig." Archias nickte. "Nun gut, wie du meinst. Falls du doch etwas brauchst, dann weißt du ja wo du mich finden kannst." Danach stand der Wirt auf und trank den Rest seines gallischen Weines aus und stellte Tiberios seinen Becher zur Reinigung hin. Dann begab er sich in die hinteren Räume, um ein klein wenig Arbeit im Lager zu verrichten.
Inzwischen war die Gästeauslastung auf ein so niedriges Niveau gesunken, dass die letzte Viertelstunde Eireann, Tiberios und die andere Aushilfskraft von ihm es schon alleine schaffen würden, während der Gabinier seinen letzten Rest gallischen Weines zurückstellte (er machte sich wirklich nicht so sehr etwas daraus) und sich viel lieber wieder seinen beiden Cervisiakrügen zuwandte und dann ins Leere starrte, gefolgt von gelegentlichen Schlucken.
* 868 A.U.C. = 115 n.Chr.