Beiträge von Volusus Didius Molliculus

    Es wurde immer voller auf dem Forum dann ging es endlich los. Ein ganzes Grundstück als Preis! Meine Augen wurden groß. Aber nicht wie die vieler anderer aus Erstaunen und Anerkennung. Sondern aus Bestürzung über dieses Prahlerei! Als die Preisrichter vorgestellt wurden klatschte ich nur mäßig mit um den Schein zu wahren. Wie ihr Ehemann verkörperte die Augusta alles was wir verachteten. Herrschsucht, Reichtum, Luxus und Menschen die sich aufschwangen Götter zu sein. Den Praefectus Urbi konnte ich nicht leiden. Die Urbaner waren eine echte Gefahr für uns. Und den Pontifex mochte ich noch weniger, diesen Diener falscher Götzen!


    Von den Kandidaten kannte ich keinen. Was nicht heißen musste dass sie unbekannt waren. Ich war nur schlecht informiert über Aufsteiger in Rom. Ich verlagerte mein Gewicht aufs andere Bein. Das würde sich hier hinziehen.

    Wenn Philotima predigte war das wie ein Wunder. Sie schaffte es alle in ihren Bann zu ziehen. Ihre Worte waren tröstend oder erhellend. Lehrreich oder liebevoll. Voll Hoffnung und Glaube. Oder Zorn gegen die Sünder. Auch wenn sie aus Schriften des Glaubens nur vorlas konnte man fast meinen dass der Schreiber durch sie selbst sprach. Und manchmal, da war ich mir ganz sicher, da sprach der Herr direkt mit ihrer Stimme zu uns!


    Unser Haus war heute Abend gut besucht. Vor unserer kleinen Kapelle sangen wir und Philotima las aus den Briefen des Paulus.
    "Der Gerechte wird aus Glauben leben." wiederholte ich unbewusst vor mich hin und meine Augen leuchteten vor Begeisterung. Ich schaute zu der Frau neben mir die heute zum ersten Mal hier war. Zumindest hatte ich sie noch nie in unserer Gemeinde gesehen.
    "So ist es!" lächelte ich ihr freundlich zu und war beseelt von meinem Glauben.

    Es war schon ziemlich voll auf dem Forum. Reden waren nicht so mein Ding. Aber ich war natürlich trotzdem gekommen. Am schlimmsten waren die ganzen Verlockungen am Wegesrand. Datteln mit Nüssen! In Kräuteröl geröstete Kichererbsen! Schweinefleisch am Spieß! Ich liebte Schweinefleisch am Spieß!


    Aber ich blieb standhaft. Diese Genusssucht an allen Ecken war ein Zeichen für den Verfall dieser Stadt! Ja, das war doch einfach widerlich! Wi-der-lich! Und überhaupt roch es auch gar nicht gut so alles auf einmal.


    Ich drängte mich weiter nach vorn bis ich gut sehen konnte. Das bedeutete natürlich dass jemand hinter mir heute nicht gut sehen konnte. Aber ich konnte ja auch nichts für meine Größe. So hatte der Herr mich nunmal geschaffen.

    Zusammen mit Achatius schlich ich durch die dunkle Nacht. Jeder trug einen kleinen Eimer mit Deckel. Unsere Waffen steckten im Gürtel. Eilig aber vorsichtig schoben wir uns durch das Licht das der halb volle Mond warf. Oder war er halb leer? Egal. Es war genug Licht um nicht zu stolpern. Aber zu wenig um auf die Schnelle gesehen zu werden. Unsere braunen Umhängen mit Kapuzen schützten uns auch. Und unsere Schuhe waren mit Wolllappen umwickelt dass man uns nicht hörte.


    Achatius linste um eine Mauerecke. "Eine Patrouille!" wisperte er und wir drückten uns an die Hauswand. Wir hielten den Atem an und warteten bis ihre Schnitte hinter der nächsten Abzweigung verhallten. Dann schnell weiter.


    Oben auf dem Kapitol mussten wir erstmal verschnaufen. Einfach war das alles nicht. Außerdem mussten wir jetzt besonders vorsichtig sein. Ich wusste, dass in manchen Tempeln nachts ein Sklave vom Cultus Deorum schlief. Und wenn man uns erwischte gab es keine Ausrede mehr. Wir hatten hier nichts zu suchen.


    Auf leisen Sohlen schlichen wir zum Tempel des vergöttlichten Claudius. Vergöttlicht! Was für eine Anmaßung!
    Achatius zog seinen Pinsel aus dem Gürtel und begann in großen roten Buchstaben an die Tempeltür zu pinseln:


    Nieder mit den falschen Götzen!


    Ich stand Schmiere dann wechselten wir uns ab.


    Nur der HERR kann euch beschützen wenn der Sturm kommt!


    Ich trat zurück und war mächtig stolz auf unser Werk. Schnell packten wir unsere Farbeimer und verließen den Tempel.
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Und zwar noch so lange bis wir wieder zuhause waren.

    Ach wie schön! Da aalte ich mich aber ein bisschen in Philotimas Lob. Philotimas Lob, das war das beste! Das war schon fast der direkte Weg ins Paradies! Und ihre Absolution erst. Ja ich brachte ein großes Opfer für die Gemeinde! Natürlich opferte ich selbst den Götzen nichts. Aber andere dabei zu unterstützen war auch nicht gerade toll. Aber für die große Sache mussten nun mal Opfer gebracht werden. Und das tat ich!


    Aber dann. Oh,oh! Dann brach der Donner über mich herein. Natürlich wurde Philotima nicht laut. Aber der Tonfall ihrer Mahnung Iieß mir das Blut in den Adern gefrieren! Warum hatte ich dieses Naschwerk mitgebracht?
    "Oh... äh..." Ich hatte Philotima eine Freude machen wollen. Ein besonderer Kuchen für einen besonderen Menschen. Ich wurde rot.


    "Ich...äh..." Ja, Volusus, selten dämlich! Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Das war überhaupt nich im Sinn der guten Sache! Betreten schlug ich meine Augen nieder.
    "Du hast recht, Philotima. Das war nicht überlegt. Ich gehe heut Abend nochmal los und verteile ihn. Und gebe meine Ration vom Abendessen mit dazu."
    Autsch. Wenn ich etwas gar nicht gut konnte war das hungrig ins Bett gehen. Aber diese Strafe hatte ich verdient.

    Ich näherte mich dem alten Mann. In der einen Hand hielt er ein Holz, in der anderen ein Messer. Als ich näher kam erkannte ich dass er einen Löffel schnitzte.
    "Hast du Hunger?" fragte ich ihn obwohl ich die Antwort schon kannte.
    "Ja." lächelte er schwach.
    Ich gab ihm Brot und ein Stück Dinkelkuchen. "Der Herr sorgt für all seine Kinder."
    "Dein Herr ist sehr großzügig" ging er zum ersten Mal auf meine Worte ein.
    "Oh ja" strahlte ich. "Er ist der eine Gott, der seine Kinder liebt. Der sie liebt ohne dass sie ihn dafür bestechen müssen. "
    "Aber ich bin kein Kind mehr" warf er ein.
    "Das Alter ist Gott nicht wichtig. Auch du kannst zu seinen Kindern gehören. Möchtest du das?"
    Er nickte. "Ich glaube schon."
    "Gut. Er muss aber dein einziger Gott sein. Denn neben ihm gibt es keine Götter."Der Alte zuckte mit den Schultern. "Die Götter haben mir eh nichts geschenkt."
    Ich nickte verständig. Wem hatten die 'Götter' je etwas geschenkt außer den Reichen und Mächtigen? "Dann komm, ich werde dich unserer kleinen Gemeinde vorstellen." Ich reichte ihm meine Hand und gemeinsam gingen wir nach Hause.


    Numerius, so hieß er, lauschte in den nächsten Tagen gespannt Philotimas Weisheiten. Danach blühte er zusehends auf. Auch er hatte viel zu erzählen aus seinem langen Leben und vor allem die Kinder in Binahs Waisenhaus freuten sich über die vielen Fabeln die er kannte. Und die Holzlöffel die er ihnen schnitzte. Trotz seines Alters hatte er noch viel zu geben. Und es zeigte sich wieder: Wem gegeben wird, der gibt.

    Meine Runde führte mich wie immer am Tiber entlang. Aila freute sich über Brot und einen Keks. Die Trauben Iehnte sie ab.
    "Ich bin so alt und vertrocknet mir reicht das Brot. Gib das Obst dem Mutus. Der ist jung und kann es brauchen."
    "Gebt, so wird euch gegeben. Oder eben umgekehrt. Wem gegeben wird, der gibt." lachte ich fröhlich. "Der Herr wird es dir lohnen, Aila!"
    Sie biss in ihr Brot und murrte vor sich hin. Aber ich wusste, dass sie ein guter Mensch war. Und zwischen dem Brot schimmerte auch ein Lächeln durch.


    Mutus war echt jung. Fast noch ein Kind. Ich hatte ihn einmal zum Waisenhaus der Binah gebracht. Aber er blieb nicht lange. Er schlug sich lieber allein durch. Das war bestimmt nicht einfach. Er war taub und stumm. Die anderen erzählten, dass er sich mit kleinen Diebstählen über Wasser hielt. Nicht immer sehr erfolgreich. Aber im Carcer gab es immerhin Essigwasser und Brot. Nicht viel, aber zum Überleben genug.
    Wenn er nicht erfolgreich war und sie ihn nicht schnappten hockte er am Tiber wie die anderen.


    Er beobachtete mich schon und winkte als ich zu ihm ging. Ich winkte zurück und zog die Trauben aus den Beutel. Er lachte.
    "Die hier leiden werden selig sein im Paradies."
    Er hörte mich natürlich nicht. Aber ich bildete mir ein, dass er die Worte des Herrn spüren würde. In seinem Herzen. Er nahm die Trauben und legte sie neben sich. Dann nahm er meine Hand und tätschelte sie. Das war seine Art Danke zu sagen.
    Ich gab ihm auch noch ein Stück Brot. Obst allein würde ihn nicht satt machen.


    Dann sah ich den Alten, der seit einigen Tagen neu hier war.

    Wieder mal ging ein erfolgreicher Tag zu Ende. Am Vormittag hatte ich in einer jungen Frau Zweifel gesät. Sie war so nervös, dass es ziemlich einfach war. Es schien fast als hatte sie ziemlich große Angst vor Merkur.
    "Wäre es nicht eine bessere Welt wenn die Götter auch ohne Geschenke verzeihen würden? Wenn sie gütig wären so wie unsere Eltern? Die uns lieben weil wir ihre Kinder sind?"
    Es war zu ärgerlich dass ich ihr nicht mehr erzählen konnte. Aber das wäre zu auffällig.


    Apropos auffällig. Ich schloss die Tür zur Opferkammer unauffällig. Eigentlich war es meine Aufgabe mich um die Auswertung und "Entsorgung" der Opfergaben zu kümmern. Trotzdem fühlte es sich komisch an. Und es war überall Vorsicht geboten. Ich packte einen Teil vom Geld ein und dazu Kekse und Kuchen. Obendrauf legte ich Weintrauben.


    Als ich den Tempel verließ ging ich gerade und mit hoch erhobenem Kopf. Ich tat nichts unrechtes. Ich verteilte nur ein bisschen um. Dem falschen Cultus der sowieso genug hatte enthielt ich die Einnahmen vor, die gutgläubige Menschen an ganz andere Adressaten spendeten. Und denen, die nichts hatten gab ich ein Stück vom Kuchen Roms ab. Nicht mehr und nicht weniger.

    Ich war natürlich total begierig Philotima meine Errungenschaften zu zeigen. Sie war wirklich eine tolle Frau! Sie kannte so viele Geschichten und Gleichnisse. Und war dabei so selbstlos und gütig. Und weise!
    "Philolima, ich habe wieder Brot und Kekse aus dem Tempel verteilt. An die armen Seelen unten am Tiber. Ich habe auch ein paar Münzen mitgebracht. Wir können den Waisenkindern die neuen Decken kaufen die sie für den Winter noch brauchen."
    Stolz holte ich den kleinen Beutel mit Münzen aus meiner Leinentasche. Dann zauberte ich auch den besonders feinen Kuchen hervor.
    "Und einen extra Ieckeren Kuchen habe ich uns auch davon mitgebracht. Von Bäcker Gustus auf dem Quirinal!" Ich strahlte übers ganze Gesicht.

    Ich drehte meine Runde und verteilte Kekse und Kuchen. Die meisten hier kannte ich. Nur ein alter Mann war mir neu. Er hatte kaum noch Haare auf dem Kopf und ein eingefallenes Gesicht. Zumindest seine Kleider wirkten noch halbwegs ordentlich.
    "Salve! Ich bin Volusus. Hast du Hunger?"
    "Ja." Er sah argwöhnisch auf. "Aber kein Geld."
    "Ach, das macht nichts. Der Herr ist gütig zu all seinen Kindern."
    Ich zog drei Dinkelkekse aus dem Beutel und reichte sie ihm. Er zögerte.
    "Gott ist gütig zu all seinen Kindern." wiederholte ich und legte die Kekse in seinen Schoß.
    "Hast du einen Schlafplatz für die Nacht?"
    "Ja." Er biss zaghaft einen Keks an.
    "Gut!" Ich lachte zufrieden und ließ ihn in Ruhe. Wenn er öfter kam würde ich ihn einladen.


    Am Ende meiner Runde war mein Beutel leer bis auf den besonderen Kuchen und die Münzen. Zeit, nach Hause zu gehen.

    Wie jeden Abend (auch schon vor meiner Zeit im Merkur-Tempel) schlug ich den Weg am Tiber entlang ein. Das war nicht der kürzeste Weg nach Hause. Ich hatte noch was zu erledigen. Hinter der Stadtmauer hockten sie wie jeden Abend: Alte, Obdachlose und Invaliden. In meinen Gedanken nannte ich sie "die Vergessenen". Denn das waren sie. Männer und Frauen ohne Familie, ohne Halt und ohne Zukunft. Männer und Frauen die für Rom nicht existierten. Und um die sich niemand kümmerte und an die nie jemand dachte. Auch nicht ihre Götter, denen die meisten immmer noch vertrauten.


    Aila hielt schon nach mir Ausschau und lachte ihr zahnloses Lachen als sie mich erkannte. Was ziemlich spät geschah weil sie auch kaum noch sehen konnte.
    Ich gab ihr ein Stück von einem besonders weichen Opferkuchen. "Hier, Aila, lass es dir schmecken. Und denk dran, die hier das Leid erdulden wird der Herr um so reicher beschenken im Paradies! Wenn du möchtest komm heute Abend, übliche Uhrzeit."
    "Jaja, guter Junge ..." schmatzte sie zwischen zwei Bissen mit denen sie den Kuchen gierig verschlang. Ich wusste sie würde nicht kommen. Aber das machte nichts. Ich gab ihr noch ein Stück bevor ich mich wieder von ihr verabschiedete.

    Was für eine Hitze! Eigentlich war der Sommer doch vorbei, oder? Zum Glück konnte ich tagsüber immer wieder im Tempel des Merkur ein bisschen Abkühlung suchen. Aber ausgerechnet heute Nachmittag musste ein altes Muttchen noch einen Hahn in der prallen Sonne opfern und brauchte dabei meine Hilfe. Ich war also schon ordentlich durchgeschwitzt als ich die Kammer unter der Tempeltreppe betrat und die Opfergaben des Tages begutachtete. Die Alte hatte das Fleisch natürlich mitgenommen, wer konnte es ihr verdenken? Sie hatte ja selber ausgesehen als hätte sie sich das Opfer von den Rippen abgespart! Am liebsten hätt ich ihr noch ein paar Opferkekse mitgegeben, aber das wäre doch zu auffällig gewesen. Seit einigen Tagen war ich jetzt schon Aedituus im Merkur-Tempel. Es war echt unglaublich wieviel hier geopfert wurde. Und was!


    Hastig packte ich Kekse und Opferkuchen in meinen Leinenbeutel. Darunter auch ein ganz besonderer Kuchen vom Bäcker Gustus auf dem Quirinal. Ein feiner Herr hatte ihn dagelassen mit der Bitte um Redegewandtheit. Von wegen, ich kannte den! Lügen wollte der auftischen, anderen Honig ums Maul schmieren um seine dreckigen Geschäfte voranzubringen. Bah! Aber der Kuchen war klasse. Er duftete immer noch frisch. Und ich wusste schon genau wer diesen Kuchen bekommen würde!
    Aus der Opferkasse nahm ich etwas mehr als ein Drittel und verstaute die Münzen in einem kleinen Beutel unter dem Gebäck.


    Feierabend! Ich schloss die Tür ab und machte mich auf den Heimweg.

    Yeah! Ich hatte bestanden! Ich grinste über ganze Gesicht. Ich war der Größte! Der Beste! Der Superstar!


    Zurück auf den Boden. Ich war Aedituus vom Merkur-Tempel. Aber bitte mit etwas mehr Bescheidenheit. Immerhin ging es hier nicht um mich.
    "Danke schön!" bedankte ich mich artig bei den zwei altehrwürdigen Herren. Denen würde ihre Altehrwürdigkeit auch noch vergehen.
    "Ich freu mich schon drauf!" Und wie. Jetzt würde ich endlich meinen Beitrag leisten können. Mein ganzes Leben hatte auf einmal einen Sinn.


    Zusammen mit dem Opferhelfer räumte ich auf. Das Opferfleisch würde ich direkt auf dem Heimweg verteilen. Ob Aila das überhaupt kauen könnte? Besser ich kaufte noch etwas Brot dazu.


    Kurze Zeit später trat ich den Heimweg an. Doch eines war sicher: I'll be back.

    Das war ja schlimmer als in der Schule! Die zwei Pontifices schlichen herum wie die Wölfe im Schafspelz. War ich schon durchgefallen? Würden sie mich das weiter durchziehen lassen wenn ich es schon vergeigt hätte? Egal, da keiner was sagte zog ich mein Programm auf dem Tempelplatz weiter durch.


    Wie vorgesehen reinigte ich Ort und Beteiligte (die Pontifices und den Opferstecher) und spritzte dazu etwas Wasser. Ich sprach die rituelle Darbringungsformel und wusch nochmal meine Hände.
    "Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es."


    Mit dem Mallium latum trocknete ich meine Hände und widmete mich dem Tier. Der kleine Lammbock war sichtlich nervös. Konnte ich ihm nicht verübeln. Die Mola salsa auf seinem Kopf irritierte ihn wohl. Aber gleichzeitig war die Weihung wie ein Streicheleinheit die ihn beruhigte.
    "Schillernder Mercurius! Dieses Lamm gebe ich, Volusius Didius Molliculus, dir, oh Erhabener, um dich zu ehren!"
    Ich zückte mein Opfermesser und entkleidete das Lamm symbolisch. Ich muss mir dabei immer vorstellen wie ich dem Tier das Fell über die Ohren ziehe und es dann nackt vor mir steht. Total grauenvoll! Aber das Bild schafft es immer wieder in meinen Kopf.


    Ich konzentrierte mich auf das Opfergebet.
    "Schillernder Mercurius! Dir, oh Erhabener, Mittler zwischen den Welten, Begleiter auf allen Wegen, gilt mein Dank für deine Gunst die du Rom jeden Tag zuteil werden lässt!"
    Zugegeben ein bisschen kurz. Aber das war immerhin ein gestelltes Prüfungsopfer. Und ich wollte nur Aedituus von diesem Tempel werden, nicht Flamen.


    Ein letzter Blick auf die bereitliegenden Utensilien. Alles da. Auch der Cultrarius war bereit.
    "Agone?" fragte er.
    "Age!"
    Er packte das Lamm und ratz-fatz war in der Kehle ein Stich. Armes Lämmchen! Das Blut spritzte und ich hielt schnell eine Schale unter die Wunde. Natürlich versaute ich mir dabei die Toga. Na prima, das Waschen würde wieder Stunden dauern!


    Als das Tier mehr oder weniger ausgeblutet war schnitt der Opferhelfer den Bauch auf. Die Vitalia drapierte er in einer Silberschale. Fachkundig drehte ich sie hin und her und begutachtete sie. Wohl bekomms!
    "Litatio!"
    Ich ging jetzt mal nicht davon aus, dass das jemand prüfen würde. Trotzdem hatte ich natürlich geschaut, dass soweit alles in Ordung war. Keine Flecken, keine Knoten oder so Zeug. Alles paletti für den Herrn Merkur. Also ab damit übers Opferfeuer. Der Geruch nach brennendem Fleisch breitete sich über den Platz aus und der graue Rauch zog ausgerechnet geradewegs auf den Pontifex Flavius zu. Wenn das mal keinen Abzug in der B-Note gab!


    Hastig beendete ich die Opferung durch eine letzte rituelle Reinigung. Die Teilnehmer waren damit aus dem Kultraum entlassen. Dann wartete ich auf das Urteil der Pontifices und kam mir dabei vor wie das Lamm auf dem Opferaltar.

    Bei Gott, das konnte ja was werden! Flavius und Cornelius! Schlimmer ging es wohl kaum. Hatte ich gerade noch was von challenge accepted geträumt? Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre zurück in meinen kleinen beschaulichen Tempel vor die Stadt zurück.


    Von wegen, Volusus! Reiß dich zusammen und denk an die Sache! Das ist alles Teil des großen Plans!
    "Salvete! Volusus Didius Molliculus ist mein Name und ja, äh, ich bin bereit."
    Bereit. Na klar. Mit gezwungen ruhigen Schritten ging ich die Tempeltreppe nach oben. Vor der Tür zog ich ein Stück von meiner Toga auf den Kopf und wusch mir die Hände. Jetzt bloß nicht schludern.


    Ich trat vor die Merkur-Statue und blickte mit mulmigen Gefühl zu ihr hoch. 'Verzeih mir' murmelte ich in Gedanken. Dann nahm ich meinen Weihrauch und streute ihn über die Feuerschale.
    "Pater Ianus, Wächter der Tore und Zeiten! Mit der Gabe dieses Weihrauchs erbitte ich dein Wohlwollen. Schließe die Tore zu den Göttersphären auf, auf dass Mercurius mich hören und mein Opfer zur Kenntnis nehmen kann."
    Standardtext. Trotzdem machte es das nicht besser. Ich kramte wieder in meiner Tasche, nahm den Blumenkranz, drei Opferkekse und eine Münze raus und platzierte sie auf dem Foculus. Ich versuchte extra inbrünstig zu klingen. Vorgespielt war ja nicht gelogen.
    "Schillernder Mercurius! Hier stehe ich, Volusius Didius Molliculus, um dich mit diesen Opfergaben zu ehren. Ich erflehe, dass du diese Gaben annimmst und bitte dich um dein Wohlwollen."
    Ich schloss die Augen. Gut, dass die Pontifices das nicht sahen. Gleich würde mich bestimmt der Blitz treffen. Ich zählte stumm bis drei. Nichts geschah. Natürlich.


    Ich drehte mich nach Rechts weg. Teil eins überlebt. Auf dem Weg aus dem Tempel nickte ich den beiden Prüfern zu und versuchte in ihren Gesichtern zu lesen ob ich schon durchgefallen war.

    Am Forum Boarium angekommen war ich immer noch mächtig aufgeregt. Heute sollte meine Opferkunst bewertet werden. Ein Pontifex würde kommen, wow! Die hohen Herren interessierten sich sonst ja eher nicht für mich kleinen Priester. Hatte ich schon erwähnt, dass ich aufgeregt war? Ein bisschen nervös war ich, eigentlich mehr als nervös. Wie sollte ich das alles nur unter einen Hut bringen, ein glaubhaftes Opfer und das ohne zu lügen? Na ja, challenge accepted!


    Am Tempel war alles vorbereitet. Ein kleines weißes Lamm hatte ich gestern schon gekauft und heute Iiefern lassen. Sein Fell war schon mit Kreide präpariert dass es weißer aussah als es eigentlich war. Als der Viehhändler tatsächlich pünktlich zum Tempel kam war ich echt erleichtert. Die unblutigen Gaben hatte ich auch gestern gekauft und in meinem Beutel. Fehlte nur noch der Pontifex.

    Achatius redete mir noch gut zu und wir träumten vom Morgen. Er war ein echter Freund! Zuletzt trank ich mein Essigwasser aus und stand auf. Jetzt war ich bereit in das Maul des Löwen zu blicken! Oder den Rachen der Wölfin!
    "Ich schaffe das!" bekräftigte ich mich nochmal.
    "Auf jeden Fall. Aber du solltest so langsam los. Sonst kommst du zu spät."
    "Äh, ja. Also dann, dann mal los."
    "Viel Glück, Lusius!"
    "Danke! Heut Abend feiern wir!"


    Nach einem kurzen Gebet am Hausaltar machte ich mich auf den Weg. Zum Glück war es noch nicht so warm, bis in die Innenstadt war es immerhin ein gutes Stück Weg.

    Müde. Ich war einfach nur müde. Zum Glück hatte Achatius mich geweckt. Ich hätte sonst bestimmt verschlafen. Dabei war heut mein großer Tag! Von einem einfachen Vorstadt-TempeI-Priester sollte ich heute zum Aedituus in einem der bedeutendsten Tempel Roms aufsteigen. Und einem der reichsten noch dazu. Zumindest wenn alles nach Plan lief.
    Dazu musste ich leider aufstehen. Schrecklich. Also ich war schrecklich müde. Weil ich natürlich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte vor Aufregung.


    Achatius hatte mir sogar Frühstück gemacht. Die gute Seele! Aber obwohl er den Haferbrei mit frischen Pflaumen und Apfelstücken gespickt hatte brachte ich kaum einen Bissen runter.
    "Lass mal, Achatius, nicht dass ich den hohen Herren vor die Füße kot..."
    "Lusius!"
    "Ähm, entschuldige. Ich mein ja nur, es ist besser wenn ich nichts esse. Ich hab eh schon einen Klotz im Bauch! Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt darauf eingelassen hab."
    "Weil es eine einmalige Gelegenheit ist, Lusius. Denk nur wie uns das voranbringen wird, was du alles bewirken kannst!"
    Achatius hatte recht. Der Merkur-Tempel am Forum Boarium war der Merkur-Tempel in Rom. Händler aus der ganzen Welt opferten hier für gute Geschäfte. Und das nicht zu knapp. Dass dort ein neuer Aedituus gesucht wurde war sicher eine göttliche Fügung.

    Salve!


    Ich möchte gerne die Didier in Rom reaktivieren, wenn das möglich ist.


    Also Name: Volusus Didius Molliculus
    in Rom


    Im Forum hab ich gelesen, dass man als erfahrener Spieler direkt als Aediuus einsteigen kann (hier im Sim Off:https://imperiumromanum.net/fo…?postid=162241#post162241). Ist das noch so, oder gilt das nicht mehr? In den Spielregeln konnte ich nichts finden (es hat sich so viel geändert). Da ich mit einer anderen ID schon mal einen Priester gespielt habe, könnte ich direkt als als Aedituus im Mercurius Tempel einsteigen?


    Danke schonmal für alle Antworten!