Beiträge von Volusus Didius Molliculus

    Sim-Off:

    Sorry, hat ein bissl länger gedauert (hier sollte ein "Zerknirscht" -Similey stehen...)

    Lurcos Logik konnte ich nicht mehr folgen. Gott brauchte seine schützende Hand nicht über mich im Carcer zu legen. Denn ich würde bald in sein Paradies einziehen. Und was sollte ich noch in der Welt bewirken? Das Ende stand bevor. Es würde bald keine Welt mehr geben. Aber ich war zu müde um das nochmal zu erklären. Der Tag war lange gewesen. Oder? Vielleicht war er auch kurz. Hier gab es keine Tage.


    Leichtes Gepäck. Ja, ich hatte leichtes Gepäck auf meiner Reise. Vor der gewissen Nacht hatte ich mein Gewissen gereinigt. Nun war ich leicht und unbeschwert. Ich hatte mein Werk getan.


    "Wenn es besser ist zu schweigen, werde ich schweigen. Denn Gottes Wort braucht keine Stimme. Gottes Wort tönt auch in der Stille." Ich weiß nicht genau was ich damit sagen wollte. Aber so war es. Und so war es gut.

    "Ja!" Ich nickte wild. "Ich bin im Carcer und nichts sonst ist geschehen! Rom steht noch und die Tempel auch! Keine Götterzorn ist auf die Erde hinabgefahren! Und warum?! Weil es Roms Götter nicht gibt! Weil sie nur ein Instrument der Mächtigen sind! Weil der Herr keine Götzen neben sich duldet! Unsere Tat beweist die Augenwischerei und wird vielen Menschen die Augen öffnen! Das Reich des Herrn ist nicht aufzuhalten! Das Reich Gottes wird kommen wie sein Zorn! Er wird über die Ungläubigen hinwegfegen und nur Gottes Kinder einlassen ins Paradies! Hier mag ich im Carcer enden aber vor Gottes Pforte werden meine Sünden vergeben und meine Tat gefeiert! Die Armen werden gesegnet sein, die Vergessenen werden gefeiert werden!"
    Ich hatte mich wieder in Rage geredet. "Roms Götter, ich spucke auf euch, denn meine Spucke habt ihr mir nicht nehmen können!" Ich spuckte auf den Boden neben mir. "Mögt ihr mitsamt eurem Kaiser verrotteten! Ich habe keine Angst vor euch! Denn Gottes Zorn ist der einzig wahre Zorn und Gottes Zorn müssen seine Kinder nicht fürchten!" Ich drohte mit der Faust in Richtung Himmel. Zumindest dahin, wo ich den Himmel vermutete. Irgendwo da draußen musste er ja noch sein. Lurco hatte ich schon fast vergessen. Ich war zu lange hier unten gewesen und hatte mit den Göttern gezürnt und mit Gott gesprochen.

    Ich nickte bestätigend als Lurco den Fisch zeichnete. Er würde die Gemeinde finden. Da war ich mir sicher. Hoffentlich würde er sich rechtzeitig taufen lassen bevor der Zorn Gottes über die Ungläubigen kam!


    Dann fragte er warum ich hier war. Ich richtete mich gerade auf. Denn ich war längst nicht gebrochen. Ich war das Werkzeug des Herrn!
    "Ich bin hier um den Ungläubigen die Augen zu öffnen. Um die falschen Götzen und ihre Günstlinge zu entlarven! Der falsche Gottkaiser muss stürzen, denn es gibt keinen Gott neben dem wahren Herrn! Er muss büßen für seine Blasphemie! Ich bin das Werkzeug des Herrn! Wir haben den Tempel der falschen Götzen entweiht! Und was ist passiert?"

    Ich stierte Lurco an. "Was ist passiert, Purgitius Lurco? Liegt die Welt in Flammen? Ist Rom zerfallen? Wurde es von einem Erdbeben verschlungen? Sind alle Kinder gestorben? Was war der Zorn der Götzen?"
    Ich merkte es selbst nicht, aber ich wurde immer lauter. "Was war der Zorn der Götzen?! Hier stehe ich und spucke auf sie ohne dass es Folgen hat! Denn ich könnte genauso gut auf ein Hirngespinst spucken!"

    Ich hatte Lurco die Augen geöffnet! Sein Herz war rein und gütig wie das aller Kinder des Herrn. Und nun suchte er seine Brüder und Schwestern. Gott würde ihn empfangen und aufnehmen in die Schar der Gesegneten. Er würde ihm den Weg weisen in den Schoß der Gemeinschaft. Ich musste ihm nur die Fußspuren zeigen.
    "Der Fisch, er steht für Gottes Sohn. Iesous. Er ist für uns alle gestorben. Es ist eine Abkürzung." Apóstolos hatte mir das mal erklärt. Ich bekam es aber nicht mehr zusammen. Es war auch nicht wirklich wichtig. Also woher das kam.


    "Er führt die Kinder Gottes zueinander." Ich beugte mich runter und zeichnete mit meinem Finger eine Hälfte vom Fisch in den Dreck des Carcerbodens. Das war nicht schwer. Hier lagen ziemlich viel Staub und kleine Steinchen.

    "Das male ich. Und dann kommst du und machst es fertig." Ich malte die zweite Hälfte. Fertig war der Fisch.

    "Jetzt weiß ich du bist ein Christ. Und du weißt ich bin ein Christ." Meine Augen leuchteten vor Begeisterung als ich mühsam wieder nach oben kam. "So kannst du sie finden, unsere Gemeinde."

    War das nicht ein schöner Trost? Ich würde für die Sache sterben. Aber Lurcos Seele wurde durch mich gerettet. Deswegen war ich hier. Hier unten im Carcer all die Tage. Und im Paradies würden wir uns wieder treffen!


    Ich hatte schon wieder vergessen was er noch gefragt hatte. Eine Seele zu retten war eben anstrengend. War es eigentlich schon Abend? Oder noch Morgen?

    Ich nickte bestätigend als Lurco von der Station in der Subura erzählte. Genau so war es wie er sagte. Ich war davon überzeugt dass ich ihn retten konnte!

    "Dich und diese guten Männer, Purgitius Lurco, wir können sie retten! Du und ich, wir können ihnen den wahren Glauben bringen. Der Herr ist gütig zu all denen die ihre Sünden bereuen, den Götzen abschwören und sich in seine Obhut begeben. Du bist zu gut um im Fegefeuer zu verbrennen!"

    Ja, ich konnte ihn retten!

    "Ich war einst wie du. Unter den Augen Roms aufgewachsen mit dem täglichen Dienst an die Götzen. Ich bin sogar in ihren Dienst eingetreten und habe tagein tagaus Sünde begangen. Ich habe ignoriert was ich gesehen habe. Aber eines Tages vor ein paar Jahren sah ich auf dem Weg nach Hause Apóstolos aus Hierosolyma am Fuße des Aventin predigen. Gott habe ihn selig den guten Apóstolos!"

    Ich vermisste ihn. Lange Zeit war ich jede Woche zu seiner Predigt gegangen. Dann hatte ich ihn in die Casa Didia zur Predigt und zum Abendmahl eingeladen. Ich hatte so viel von ihm gelernt!

    "Ich hörte ihm zuerst eigentlich nur aus Langeweile zu. Und es war als würde ich meine Augen zum ersten Mal öffnen! Es war als hätte er mich einen Schritt zurückgestoßen. Auf einmal konnte ich das gesamte Mosaik sehen! Mit all seinen Details. Gott hatte mich zu ihm geführt und von da an gab es für mich kein zurück mehr. Selbst wenn ich meine Augen schloss konnte ich die Wahrheit nicht mehr verleugnen. Ich ließ mich taufen, ließ meine Sklaven frei und öffnete mein Haus für die christliche Gemeinde."

    "Sicher sind die Tugenden Roms gut. Aber wie du selber sagst wer schert sich noch drum? Ganz sicher nicht die Götzen denn sonst hätte längst die ganzen reichen Säcke der Blitz beim ... äh... also auf der Latrine treffen müssen. Gott dagegen duldet keine Lippenbekenntnisse."
    Ich unterdrückte ein höhnisches Auflachen. Denn Purgitius Lurco schien doch eigentlich vernünftig. Und zugänglich für Argumente.
    "Wenn Rom Frieden bringt heißt das nicht immer Gutes für alle. Wie viele Völker haben wir schon mit unserem Frieden unterworfen und unterdrückt! Und die gefährlichen Stadtteile sind doch oft auch nur für die Oberen ein Problem. Die Menschen die dort leben sind meist ganz zufrieden. Ausser wenn sie hungern oder kein Dach über dem Kopf haben. Aber was wird dagegen unternommen? Es werden Soldaten geschickt. Oder den armen Leuten ihr letztes As für ein Götzenopfer abgenommen. Weißt du wohin das Geld fließt, Purgitius? Es fällt direkt in den Kellertempel ins Säckchen für die Collegien und den Kaiser. Niemand sonst hat was davon! Die Reichen bereichern sich durch Götzen!"
    Selbst wenn nicht Gott erzürnt wäre dann sollten es die Menschen sein!
    "Der Herr wird die Menschen mit schlimmen Geschwüren strafen, das Wasser im Meer, in Flüssen und Quellen wird zu Blut in dem alle Fische sterben! Die Sonne wird die Menschen mit großer Hitze versengen, die Flüsse werden austrocknen! Das größte Erdbeben seit Menschengedenken vernichtet alle Inseln und Berge und großer Hagel fällt auf die Erde hernieder!"
    Ich hatte mich schon wieder in Rage geredet. Meine Stimme war auch immer eindringlicher geworden. Und das merkte ich jetzt in meiner Kehle. Immerhin hatte ich die lange nicht mehr so ausführlich genutzt. Außerdem hatte ich über die Rage vergessen was Purgitius Lurco noch gefragt hatte. Ich nahm noch einen Schluck aus dem Schlauch. Es war allerdings der letzte.

    Sim-Off:

    Für alle Mitlesenden möchte darauf hinweisen dass der Charakter Molliculus einer fanatischen Splittergruppe angehört. Und wie alle Fanatiker verdreht er das eigentliche Gedankengut auf dem sein Fanatismus aufbaut, in diesem Fall das christliche. Das Folgende soll also weder eine historisch korrekte Darstellung christlicher Glaubensvorstellungen sein, noch diesen Glauben in irgendeiner Weise beleidigen.


    Der Soldat schien wirklich interessiert. Das war nicht verwunderlich. Wir hatten auch einige Soldaten in unseren Reihen. Die müde und desillusioniert waren und nicht mehr für einen Götzenkaiser metzeln wollten. Wer weiß was der arme Purgitius schon alles gesehen und getan hatte! Kein Wunder dass er sich nach Gottes Gnade und Seeligkeit sehnte!

    "Den perfekten Christen gibt es nicht" lächelte ich milde. "Oder besser gesagt, alle Christen sind perfekt. Wir alle sind Kinder Gottes und perfekt so wie wir sind. Der Herr verlangt keine Opfer oder Geschenke. Wie ein gütiger Vater blickt er auf uns herab und nimmt uns so an wie wir sind. Und wie ein Vater möchte er dass wir uns mit unseren Brüdern und Schwestern vertragen, dass wir uns umeinander kümmern und füreinander sorgen. Für die Starken und die Schwachen unter uns. Frömmigkeit und Gebet haben nur dann einen Wert wenn wir auch Gutes tun und wir uns von bösen Taten abwenden. Und wie ein Vater lässt der Herr seinen Zorn über jene kommen, die seiner Familie schaden wollen oder Boshaftigkeit in die Welt tragen. So wie damals über Sodom und Gomorra."

    Meine Augen leuchteten auf.

    "Als der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen ließ vom Himmel herab! Er ließ ihre Städte einstürzen mitsamt ihrem ganzen Umkreis. Auch alle Einwohner der Stadt und alles was auf den Feldern wuchs. Denn sie alle waren verdorben und nicht einmal zehn gerechte Menschen konnten dort gefunden werden!"

    Nun hatte ich mich in Rage geredet.

    "Oder als er das ungläubige Volk Edom zur Schlachtung freigegeben hat! Und sein gerechter Zorn wird es auch sein wenn die letzen Tage gezählt sind und die himmlischen Heerscharen die sieben Plagen über die Welt bringen werden! Alle Ungläubigen werden dann verloren sein und nur die Kinder Gottes werden den Weg in sein Paradies finden. Denn nur wer rein und beseelt ist von wahrem Glauben erhält Einzug ins Paradies. Und dort werden wir entlohnt werden für alle Mühen und alles Leid auf dieser Erde! Und das Ende ist nahe! Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis Rom untergeht! Daher müssen wir so viele Kinder Gottes retten wie möglich!"

    Ich war jetzt nicht mehr zu bremsen. Ich konnte eine Seele retten!

    "Auch du kannst noch Erlösung finden, Manius Purgitius Lurco! Öffne deine Augen, erkenne die falschen Götzen und schwöre ihnen ab! Erkenne dass diese Götzen nur ein Trug sind! Ein Werkzeug der Mächtigen, um unschuldige Bürger wie dich zu knechten! Erkenne dass du mit deinen Gaben nur die Reichen noch reicher machst! Der einzig wahre Gott gewährt Gnade und das Paradies ganz ohne Bestechung! Öffne dein Herz und komme auch du in unseren Kreis der gesegneten Kinder Gottes!"

    Meine Augen wurden groß. So groß dass der Soldat wahrscheinlich den Eindruck bekam, dass meine Augäpfel gleich aus meinem Kopf kullern würden. Der Schöpfer hatte aber zum Glück dafür gesorgt dass das nicht passiert.


    "Danke, der Herr segne dich für deine Mildtätigkeit!" sprach ich. Denn so sah es aus. Heute war ich der Empfänger milder Gaben, nicht der Geber.


    Brot gefüllt mit Käse und Oliver! Bei Gott, ich hatte noch nie so gutes Brot gegessen! Und so köstlichen Käse! Und so fruchtige Oliven! Ich hörte die Englein Lobpreisungen auf den Herrn singen als die schmackhafte Masse an meinem Gaumen vorbeirauschte und meine Kehle hinab rutschte. Gepriesen sei der Herr für die Erfindung von Brot und Käse und Oliven! Und Poska! Es gab auch noch einen Schlauch mit Poska! Köstlich!


    Purgitius Lurco hatte es sicher gut gemeint mit seinem Ratschlag. Langsam essen und langsam trinken. Leider war ich nicht klar genug beieinander um diesen Ratschlag zu beherzigen. Ich hatte immerhin seit Ewigkeiten nichts richtiges mehr gegessen! (Gut, Ewigkeiten fingen bei Essen bei mir schon nach ein paar Stunden an) Nur diesen Carcerfraß, der nicht einmal die Bezeichnung Essen verdiente.


    Als das Brot in meinem Magen lag, vermischt mit Poska, merkte ich es aber dann doch. Denn es war viel zu schnell verpufft. Trotzdem ging es mir schon viel besser.


    "Ich danke dir! Und ich spreche sehr gerne mit dir über meinen Glauben." Sofort war ich wieder in meiner Rolle des verständigen Bruders der seine Mitmenschen zu wahrem Glauben verhalf. Und auch ohne die Gaben hätte ich das. Denn der wahre Glaube brauchte keine Geschenke. Aber das sagte ich natürlich nicht. Immerhin konnte ich den Rest auch noch gut gebrauchen.

    Hell - dunkel - hell - dunkel - hell. Mit diesem Kontrast hatte Gott Tage und Nächte erschaffen. Er hatte das für seine schönste Schöpfung den Menschen getan. Warum? Weil der sonst durchdrehte. So wie ich allmählich.


    Dunkel - dunkel - dunkel. Mehr gab es nicht im Carcer. Auch sonst nichts was die Tage kennzeichnete. Etwas zu Essen gab es manchmal (Essen? Das nennst du Essen, Volusus? Wit weit bist du hier gesunken!). Aber wie oft war das? Morgens? Abends? Regelmäßig?


    Auch sonst gab es nichts. Sie hielten Philotima weiter von mir getrennt. Lebte sie überhaupt noch? (Oh, Herr, nimm meinen wertlosen Leib aber lass Philotima leben!). Und die Soldaten redeten nicht mit mir. Außer so was wie "Essen, Abschaum!"


    Also redete ich mit dem Herrn und betete (oder bildete ich mir das nur ein?). Dunkel ein, Dunkel aus.


    Bis eine Stimme mich ansprach. Ein Mensch. Ein Mensch mit einem Namen. War der echt? Manius Purgitius Lurco. Sowas würde ich mir doch nicht ausdenken! (Aber genau das kennzeichnet doch den Wahnsinn, dass man sich Dinge ausdenkt die man sich nie ausdenken würde).


    Ich trat näher und war enttäuscht. Ein Soldat. (Wer sollte dich sonst hier besuchen? König Salomon vielleicht?) Andererseits hatte er etwas zu essen dabei. Ich konnte jeden Krümel gebrauchen! (Meine Wangen waren schon ein bisschen eingefallen).


    "Ja" krächtzte ich erst leise und dann etwas lauter "ja". Helfen, das war meine Stärke (das hatte Philotima zu mir gesagt. Oh, liebste Philolima, werde ich dich je wiedersehen?).

    "Ähh ..." war alles was ich noch herausbrachte. Dann war der Soldat weg. Den hatte ich wohl verloren. Armer Kerl, bald schon würde er in den Feuern der ewigen Verdammnis brennen. Denn das Ende Roms war nahe! Und wer dann nicht auf der richtigen Seite stand... armer Kerl! Andererseits, vielleicht war es bessser so. Vielleicht war er schon durchdrungen vom System und nur noch eine Marionette. Der hatte doch nichts besseres verdient!


    Trotzdem wurmte mich mein Versagen. Wenn ich ihn von der Sache überzeugt hätte hätte das Philotima sicher sehr beeindruckt. Und für mein Seelenheil wäre es auch nicht schlecht gewesen. Ach, set ich in diesem Carcer saß lief es irgendwie nicht mehr so gut.


    Und Hunger hatte ich immer noch.



    21-6b62cbf4eadf7cc9a50bda21ff14129a6e5c7828.jpg Jonah


    Jonah nickte eifrig. "Ja so war es". Schüttelte dann den Kopf. "Nein... ähm... kann wohl keiner bezeugen. Nein, nein ganz sicher nicht der Stein."

    Herr im Himmel, zum Glück hieß das Gebot 'Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten' und nicht 'Du sollst nicht falsch Zeugnis reden'. Jonah würde trotzdem mit Mutter Binah darüber sprechen und ein extra Gebet um Vergebung beten für all diese Lügen.


    Dann aber weiteten sich seine Augen vor echtem Entsetzen. Tot! Philotima und Molliculus waren also wirklich tot! So verstand es Jonah zumindest. Diese Nachricht würde die Gemeinde aufrütteln! Musste die Gemeinde aufrütteln!

    "Ja, ja, verstanden" stammelte der Junge und nahm die Beine in die Hand und rannte los. Als er um die nächste Ecke bog brannten Tränen in seinen Augen. Philotima und Molliculus waren tot! Philotima, die gekommen war Rom zu erlösen von Leid und Übel, war tot!


    An der nächsten Ecke schwor Jonah im Namen des Herrn Rache! Rom war nicht mehr zu retten! Seine Einwohner waren den Götzen viel zu hörig! Sollte Rom doch untergehen, mit Mann und Maus, mit Tempel und Haus! Jonah würde die Gemeinde überzeugen. Jeder Akt gegen die römischen Götzen und ihre Diener wäre ein Akt der Nächstenliebe. Und der Tod dafür wäre ein Garant in für einen Platz im Paradies!


    21-6b62cbf4eadf7cc9a50bda21ff14129a6e5c7828.jpg Jonah


    "Ich hab nich geworfen!" plapperte Jonah schnell und biss sich dann auf die Zunge um nicht weiter zu plappen dass er nur mit dem Fuß geschossen hatte. Die Störung konnte er sich wohl abschminken.

    "Ich ... ähm... bin gestolpert und ... ähm... an den Stein gestoßen. Das ... das war alles. Ich werd doch jetzt nicht verhaftet, oder?" Er blickte Lurco mit großen kindlichen Augen an. Der Optio war ziemlich furchteinflößend und sah aus als könne er Jonah mit seinem Blick zerquetschen.

    In die Aufmüpfigkeit des Jungen mischte sich Furcht. "So wie die Tempelschänder? Was ist eigentlich mit denen passiert? Wurden die verurteilt? Oder hingerichtet?"

    Würde Gott es auch lohnen wenn er nun für die Sache starb ohne etwas getan zu haben?

    Lurco gab seinen Männern ein Zeichen den jungen Burschen abzufangen. Theopompus und Ramnus würden sich einen Weg zu dem Jungspund bahnen und die Götter sollten ihm gnädig sein, falls er Widerstand leistete. Der Umzug und das Ritual durften nicht gestört werden. Andernfalls hatten die Götter gleich eine Aufgabe mehr zu erledigen und zwar sich dieser Seele anzunehmen. Gut oder die Löwen, Löwen waren immer gut. Aber bevor es soweit kommen konnte und der Bursche Großkatzenfutter wurde, verhafteten sie ihn lieber und schafften ihn in eine Seitenstraße oder in den Carcer. Es würde sich erweisen, wie dreist der Steinewerfer war und was er tatsächlich wollte. Die Götter duldeten keine Störung und Lurco ebenso wenig.


    21-6b62cbf4eadf7cc9a50bda21ff14129a6e5c7828.jpg Jonah


    "He, was soll das?" wand Jonah sich im Griff der Urbaner. Er hatte nicht damit gerechnet dass sie ihn gleich zu zweit in die Mangel nehmen würden.


    "Ich will mir das Opfer anschaun! Ist ja wohl erlaubt, oder was?!" Ganz so fest klang seine Stimme nicht. Die Soldaten sahen ziemlich grimmig aus. Aber Philotima hatte immer gesagt dass der wahre Glaube das stärkste Herz verleiht. Sie würde bestimmt nicht weichen.

    Um nochmal auf den Plot zurückzukommen - da kein Hintergrund für den Mord geboten wurde - vielleicht war die alte Verrückte eine Christin aus unserer radikalen Splittergruppe? Das würde prima passen. :D


    Da ich eh nur im Kerker festsitze könnte ich auch den ein oder anderen NSC aus der Gemeinde geben, den die Urbaner in die Mangel nehmen können (bin allerdings kein ganz so schneller Schreiber).

    21-6b62cbf4eadf7cc9a50bda21ff14129a6e5c7828.jpg Jonah



    Jonah sah die Reaktion des Urbaners. Aber es passierte nichts. Verstohlen blickte er sich um. Dann strich er sich auffällig unauffällig über die Nase. Vom Tempelplatz dröhnte das Agite. Jetzt also kann es darauf an dass das Opfer reibungslos ablief. Ein Ruck fuhr durch den Jungen. Was brauchte es schon für ein bisschen Störung? Er könnte genauso ein Werkzeug des Herrn sein wie Philotma und Molliculus!


    Zielstrebig ging Jonah auf die Einlassöffnung im Säulengang zu.

    21-6b62cbf4eadf7cc9a50bda21ff14129a6e5c7828.jpg Jonah


    Die Aktion im Flaviertempel hatte die Gemeinde gespalten. Auf der einen Seite Binah, die das alles für Wahnsinn hielt. Die Zeter und Mordio über Molliculus und Philotima beschwor. Denn was hatte das alles schon gebracht? Nur Unheil und Scherereien! Ständig waren Soldaten in ihrem Waisenhaus gewesen. Hatten sie und sogar die Kinder schickaniert! Dann war das Dekret erlassen worden. Dieses Gesetz das alle Christen nur noch mehr schickanierte und den Alltag verkomplizierte und die Gemeinde in Angst versetzte. Nicht wenige kamen gar nicht mehr zum Gottesdienst. Sie beteten nur noch allein zuhause.


    Und dann gab es noch die andere Seite. Die, die Philotima und Molliculus für Helden hielten. Für personifizierte Waffen Gottes um die Ungläubigen zu bekehren. Jonah war einer von denen. Er war noch ein halbes Kind, aufgewachsen in Binahs Obhut. Aber jetzt war er schon groß. Er arbeitete in einer Garküche, entsorgte den Müll und schleppte Amphoren für eine warme Mahlzeit am Tag. Er war oft beim Gottesdienst gewesen und hatte Philotima gelauscht. Und hatte ihr geglaubt. Roms System stürzte alle Menschen ins Unglück! Nur Gott konnte die Welt noch retten! Den Ungläubigen mussten die Augen geöffnet werden.


    Wenn sie ihn nur mitgenommen hätten! Er hätte den blöden Götzen-Tempel mit bloßen Händen niedergerissen. Aber jetzt war Philotima fort. Niemand wusste ob sie und Molliculus noch lebten oder schon am Tor zum Paradies warteten.


    Jonah stand auf der Straße gegenüber vom Tempel und betrachtete das heuchlerische Theater aus der Ferne. Als drinnen das Opferbrimborium seinen Höhepunkt in der Ansprache des Ober-Götzen-Anbeters fand trat Jonah missmutig gegen einen Kiesel. Vorwitzig hüpfte der Stein über die Straße und bleib vor dem Schuh eines Urbaners liegen.


    Jonah grinste frech

    Ich versuchte Haltung zu bewahren als mein Bauch noch einen Ton von sich gab. Diesmal ein Knurren. Das Klang zumindest etwas forscher.

    "Iss nicht so viel, dann knurrt dir auch nicht der Magen so laut!" hatte meine Mutter immer gesagt, Gott habe sie seelig. Das war sicher auch der Trick der Märtyrer. Wie peinlich wäre das denn wenn ich am Kreuz hänge und die ganze Zeit mein Magen brummt. So wollte ich wirklich nicht in Gottes herrliche Gefilde übertreten! Ich schaute den Prätorianer herausfordernd an und spannte die Bauchmuskeln an um jeden weiteren Laut zu unterdrücken.

    Von meiner Sorte? Was sollte das denn jetzt heißen? Irgendwie gefiel mir der Tonfall dieses Gespräches allmählich nicht mehr. Auf wessen Seite stand dieser Typ? Auf der von Recht und Gerechtigkeit oder der des verkommenen Systems?

    "Ich arbeite seit eineinhalb Jahren im Götzentempel. Ansonsten - Philotima, Ultor und ich. Das sagte ich doch bereits." Ja, jetzt wurde ich etwas bockig. Mit der abgebrühten Nummer war es allerdings vorbei als mein Bauch laut grummelte. Oh ja, ich hatte echt Hunger. Was meine Laune auch nicht besserte als es mir wieder bewusst wurde.


    Sim-Off:

    Macht nichts, ich hab's nicht eilig ;)

    Jetzt wurde ich doch tatsächlich rot. So wie der Soldat es sagte klang es wirklich verwerflich. Und ja, es war mir schon lange unangenehm gewesen. Aber...

    "Das war doch alles nur für die große Sache! Wie hätten wir denn sonst die armen Seelen am Tiber versorgen sollen? Der Cultus Deorum und seine falschen Götter kümmern sich doch einen Dreck um die Menschen! Da fressen sich die Collegien von den Opfergaben nur einen fetten Wanst an!" redete ich mich in Rage. Das regte mich wirklich auf!

    "Und um die Waisen, wer kümmert sich um die? Die armen Knirpse die nichts für ihr Elend können! Wer sorgt denn dafür, dass ihr Dach im Winter dicht ist? Bestimmt nicht die falschen Götzen! Nein, die interssieren sich nicht einmal für ihre Opfergaben und die armen verblendeten Menschen, die sie ihnen bringen! Und wäre es dir nicht auch wohler wenn deine Götter deine Spende für das Wohl notleidender Kinder verwenden würden als einem reichen, verwöhnten Pontifexschnösel noch ein bissen mehr Gold um den Hals zu hängen? Ich sorge nur dafür dass Opfergaben einen Sinn erhalten und zu einem Akt echter Barmherzigkeit werden! Ich bin ein Werkzeug Gottes in dessen Herz die Armen seelig sind!"'

    Irgendwie klangen die Fragen jetzt nicht mehr so harmlos interessiert. Mehr nach ... einem Verhör. Vielleicht trieb ihn doch nicht seine arme Seele, sondern das System in ihm? Oh weh, dann hatte ich schon viel zu viel gesagt!

    "Es kommen einige zum Gottesdienst. Gute Menschen, die den wahren Glauben gefunden haben. Aber diese ... Aktion, das waren nur wir. Philotima, Ultor und ich."

    Sollte ich stolz erwähnen dass Philotima die Stimme ist, der wir folgen? Oder sollte ich sie besser schützen?

    "Ich habe mir das ausgedacht."

    Natürlich würde ich Philotima schützen!