Beiträge von Volusus Didius Molliculus

    Dento war nicht dumm (na gut, ein bisschen vielleicht schon). Er war auch nicht beseelt vom christlichen Glauben. Er war vergiftet von den fanatischen und radikalen Ideen einer kleinen Randgruppe. Oder eher einer Randperson. Deswegen gab es für ihn kein Zurück. Kein Stop. Es ging nur vorwärts. In blindem Fanatismus. Und jetzt hier, in dieser Situation sah er seine Zeit gekommen. Das war mehr als Vogelköpfe! Er war jetzt kein einfaches Werkzeug des Herrn mehr. Er war jetzt die Faust Gottes!


    Er stolperte an dem Miles vorbei. Drehte sich um. Stürmte wieder auf ihn zu. Bereit seine Fäuste einzusetzen. Auch wenn er darin nicht geübt war.

    Herr, gib mir Kraft im Kampf gegen deine Feinde! schickte Dento ein Stoßgebet zum Himmel. Dann ließ er eine Art Urschrei los der ein paar Sekunden gespenstig durch die fahle Mondnacht waberte bevor er sich an der Säulenumrandung des Tempels brach. Es war ein Ton aus der Urzeit der Menschheit. So einer mit der Generationen von Männern sich auf Säbelzahntiger gestürzt hatten (wovon Dento natürlich nichts ahnte). Es war ein Schrei der verkündete dass gleich etwas aussichtsloses (und manchmal dummes) geschah. Also im Grund auch eine Art Gebet. Das Gebet des sprachlosen Mannes.


    Und so geschah es. Aussichtslos. Ob gegen Säbelzahntiger oder Miles. Dento ballte seine Fäuste die noch nie zugeschlagen hatten. Und warf sich dem Feind entgegen. Ohne eine Chance. Aber in seinem Geist auf einer Stufe mit Jesus und Philotima (ohne diesen Widerspruch zu realisieren).

    Von der Tür aus hörte Achatius das Holz splittern. Aber er konnte nichts tun außer beten. Der Soldat hinter ihm war immer noch wie ein Bogen gespannt. Bei der geringsten Bewegung würde er seinen Pfeil im Bruchteil einer Sekunde in sein Herz schießen. Den Pfeil der in diesem Fall ein Schwert war.


    Im dunklen Keller unter der Casa Didia zitterten vier Menschen. Sie hörten die Aufforderung der Prätorianer. Doch niemand regte es sich.


    Theognis wusste, dass das sein Ende war. Sein Ende oder der Beginn einer Karriere im Steinbruch. Er war nicht nur in einem nicht angemeldeten Raum. Er war ein Staatssklave der sich heimlich davongeschlichen hatte. Ein Staatssklave des Cultus Deorum der das Christentum praktizierte. Man würde ihn einfach entsorgen wie einen kaputten Gegenstand. Oder schlimmer, ein Exempel statuieren für die anderen Sklaven.


    Calvus war gefestigt. Er war ein römischer Bürger. Ein ehrbarer Bürger. Dies war nicht sein Haus und damit auch nicht sein illegaler Raum. Er praktizierte das Christentum. Aber das war nicht verboten. Trotzdem bewegte er sich keinen Millimeter. Es ging nicht um ihn. Es ging um die Gemeinschaft. Sie alle waren Gottes Kinder, Brüder und Schwestern. Er würde gemeinsam hier mit ihnen stehen. Was immer geschah.


    Caeca wartete auf eine göttliche Eingebung. Was hätte uns unsere geliebte Schwester Philotima in dieser dunklen Stunde geraten? Was hätte unsere geliebte Schwester Philotima in dieser dunklen Stunde getan? Was hätte Philotima getan? Was hätte Philotima getan? Caeca versuchte sich an die vielen Geschichten zu erinnern. Aber es hatte keine gegeben in der Philotima Prätorianern gegenübergestanden hatte.

    Mit gesenktem Kopf ließ auch Pinus jetzt alles geschehen. Er hatte nicht nur Angst. Jetzt schämte er sich auch noch. Und das erzeugte noch größere Angst in ihm. Jetzt hatte er seinen Platz in Gottes Paradies verspielt! Mit den Götzendienern würde er auf ewig im Feuer brennen!


    Dento dagegen blühte so richtig auf. "Der allmächtige Herrgott schenkt denen Weisheit die bereit sind zu hören! Und er führt seine Kinder auf Erden als sein zorniges Schwert gegen das Böse!" Er fühlte sich großartig und bäumte sich auf. Denn so waren sicher auch Philotima, Molliculus und Ultor zu Märtyrern geworden. Sie hatten für Gottes Gerechtigkeit gekämpft. Bis zum Schluss! (Da man nichts mehr von ihnen gehört hatte ging die Gemeinde davon aus dass die Soldaten sie am Tempel getötet hatten).

    Allerdings war Dento nunmal kein Kämpfer. Er war Färber. Die körperliche Arbeit brachte zwar Muskeln. Aber das war nichts im Vergleich zu einem Soldaten. Ganz abgesehen von fehlender Kampftechnik. Trotzdem versuchte er sich zur Wehr zu setzen.

    Sufenas machte was man ihm sagte. So war das immer. Er befolgte Anweisungen. Die des Stallmeisters. Die seiner Frau. Die von Dento. Oder eben die eines Soldaten. Er war nicht sonderlich schlau. Oder schlauer als alle anderen. Wer wusste das schon. Im Paradies würde er vielleicht zu den ersten zählen.


    Pinus hatte Angst. Furchtbare Angst. Er fürchtete sich vor Gottes Zorn. Deswegen war er Christ. Aber noch mehr fürchtete er sich vor dem schroffen Soldaten. Er zitterte am ganzen Leib.

    "Bitte, Herr" fing er an Octavius gewandt an zu stammeln. "Wir haben nichts getan! Wir wollten nur Iuppiters Segen und als wir hier ankamen war das alles schon da!"


    "Halt dein Maul!" fuhr Dento ihn an der nicht daran dachte die Hände auf den Rücken zu legen. "Wie kannst du es wagen den Namen des HERRN so zu beschmutzen und ihn zu verleumden!" Und an Octavius gewandt. "Der Zorn des Herrn wird über die kommen die den falschen Götzen huldigen! Die Sterne werden herabregen in Hagel und Feuer mit Blut vermischt und den Moloch eurer Götzenstadt verbrennen! Das Wasser wird verdampfen und kahle Erde und ätzenden Staub zurücklassen der euch die Lungen bersten lässt! Und dann werden Seuchen und Krankheit das Land fluten und alle in die finsteren Abgründe des Fegefeuers reißen deren Seele erfüllt ist von falschen Götzen!"

    An der Porta


    Von Wegen praetorianische Skorpione die sich lautlos und heimtückisch ihrem Ziel nähern. Naja, heimtückisch schon, aber von lautlos konnte wohl keine Rede sein. Wie eine Lawine rollte der dicke Soldat durchs Haus! Trotzdem fuhr Achatius mächtig zusammen als Pansa ihn von Hinten anfuhr. Denn trotz allem blieb er ein Praetorianer! Achatius hatte keine Angst vor dem Tod. Er wusste dass die Erlösung und das Reich des Herrn auf ihn wartete. Doch Achatius fürchtete sich vor der schwarzen Garde. So wie jeder Römer, der bei Sinnen war. Er fürchtete sich vor der Zeit im Würgegriff der Skorpione von diesem Moment bis zu seinem Tod.


    "Der Keller?" versuchte der alte Mann Zeit zu schinden. Sie hatten sich also eingeschlossen. Vielleicht würden die Soldaten es dabei belassen. Er musste nur die Wahrheit sprechen.

    "Nur der Herr hat den Schlüssel." Auch wenn es sich anhörte als ob er Didius Molliculus meinte meinte Achatius natürlich den HERRN. Denn nur eines seiner Kinder würde die Tür von innen öffnen können.



    Im Keller


    In der Dunkelheit schienen alle Geräusche unendlich laut. "Scht! Scht!" zischte Calvus seiner Frau zu.


    Dann lauschten sie Eudoxus Vorschlag. Theognis nickte heftig und vergaß dabei dass niemand ihn sehen konnte. Es klang zu schön um wahr zu sein. Das Wort würde über das Schwert triumphieren. So musste es sein!


    "Aber Eudoxus, du vergisst das römische Gesetz. Dieser Raum ist ein Ort christlicher Versammlung. Es ist unübersehbar."

    Im Dunkeln war das natürlich leicht zu übersehen. Aber mit Licht zeugten der kleine Altar, die Symbole und Ritualgegenstände von nichts anderem als dem Christentum.*

    "Und er ist nicht gemeldet." Philotima hatte das untersagt. Weder würde sich die Gemeinde einem religiösen Führer unterordnen. Denn der HERR war der einzige Führer! (Und Philotima vielleicht. Aber die anderen Gemeinden wollten sich ihr nicht unterordnen!) Noch würden sie den römischen Götzendienern die Orte ihrer Zusammenkunft melden wie eine Horde unterwürfiger Bittsteller!



    Sim-Off:

    *ich kenne mich damit nicht aus, daher benenne ich es nicht näher. Ich denke aber dass es wohl auch damals schon irgendwelche Gegenstände (Kelch?) und Symbole (Kreuz?) gab.

    An der Porta


    Achatius hatte keine Chance. Er war ein freigelassener Haussklave und nicht mehr der Jüngste. Allerdings hatte er auch kein Bestreben sich zu wehren.

    Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn; denn es stehet geschrieben: Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR.

    So ward es verkündet. Und so würde es geschehen!


    Achatius blickte auf die Wand und betete im Stillen zu Gott dass es in diesem Haus gerade viel Raum für seinen Zorn gab.



    Im Keller


    Das von Eudoxus angeleitete Gebet gab den im Halbdunkel Verharrenden Augenblicke trügerischer Sicherheit. Dann begann über ihnen der Lärm. Poltern und Rumpeln. Zimmertüren, Kistendeckel, Schranktüren wurden geöffnet und geschlossen, Möbel verrückt.

    "Die Tür! Wir müssen den Riegel vorschieben!" flüsterte Calvus auf einmal aufgeregt. "Eudoxus, gib mir die Kerze, schnell!" Mit dem winzigen Licht in der Hand schlich er hastig die Treppe nach oben. Leise schob er den Metallriegel in die Mulde in der Wand. Gerade noch rechtzeitig denn im nächsten Augenblick versuchte sie jemand zu öffnen. Calvus pustete die Kerze aus.


    Im Keller war es nun stockdunkel. Caeca wimmerte leise. Nicht laut genug als dass es oben zu hören war. Doch laut genug für Theognis und Eudoxus.

    117-4cdefca2b70079252f5edbb75a693ba6a4dd3d3e.jpg Lucius Roscius Dento


    Dento hatte gerade aufgehört zu schreiben als Sufenas laut pfiff. Dento wusste das nicht, aber gleich darauf hielt sein Freund wehrlos die Hände nach oben. Er hatte doch nichts getan. Die Soldaten würden ihm schon nichts tun.


    Dento dagegen stieß ein "Verflucht!" aus und ließ die Kohle fallen. Pinus hatte schon die Beine in die Hand genommen war aber genau den Milites entgegen gelaufen. Auf der Treppe gab es nicht viele Optionen als nach unten.


    Dento blieb störrisch vor der Tür stehen. Der Herr hielt seine Hand über ihn. Der Herr würde seinen Willen geschehen lassen. (Oder war jetzt der Zeitpunkt die Verblendeten zu läutern? Oh Philotima, Stimme des Herrn, was soll ich nur tun?)

    "Ein Brandzeichen" bestätigte Theognis die Frage nach der Besitzkennzeichnung. Er zog seine Tunika am Hals etwas nach unten. Da war das Siegel des Collegium Pontificum in seine Haut gebrannt. "Wir älteren werden nicht eingeschlossen. Aber es ist sehr schwer heimlich in der Nacht fortzugehen." Es war immer ein Wagnis für den Sklaven zum Gottesdienst zu erscheinen und meist musste er Buße tun für seine Notlügen. Heute glaubten die anderen Sklaven er hätte späten Schreibdienst beim Flamen Curiatius Fistus der die Staatsklaven oft bis in die Nacht mit Akten beschäftigte. "Den Weinhändler kann ich herausfinden!"


    122-5fe47dc144a1f40eb12c35583ac628bdd10291d8.jpg Achatius

    Achatius nickte wohlwollend. "Ein wundervoller Plan, liebe Brüder und Schwestern! So viele Unschuldige werden erwachen im Anblick der Wahrheit! Der Herr wird ..."


    Ein ferner Donnerhall unterbrach seine Worte. Und dem folgte ein Wort das sogar hier im Keller noch zu verstehen war: Garde.

    Caeca riss entsetzt die Augen auf. Und auch Theognis wurde sehr klein.


    "Habt keine Furcht, liebe Brüder und Schwestern! Ihr habt nichts unrechtes getan und Gott, der gütige Vater wird seine schützende Hand über euch halten. Verhaltet euch ruhig und löscht alle Kerzen bis auf eine. Ich werde sie abweisen."

    Achatius lächelte allen zu und wandte sich zur Treppe. Oben angekommen schloss er die Tür zum Keller. Auf dem Weg durch die Küche und zur Porta betete er zu Gott um Kraft und Segen.


    Als er die Porta öffnete vor der die Männer der Garde standen (viel zu viele Männer!) lächelte er selig. "Guten Abend! Leider ist ken Mitglied der Familie Didia zuhause."

    117-4cdefca2b70079252f5edbb75a693ba6a4dd3d3e.jpg Lucius Roscius Dento


    "Psst! Sei doch leise! Du hetzt noch die Nachtwachen auf uns!"

    Pinus Sandalen kratzten über das Pflaster. Das war vielleicht so laut wie eine Feder die über Pergament kratzt. Aber in Dentos Ohren hörte sich das an wie ein blockiertes Wagenrad, das über die Straße geschleift wird. Pinus murrte nur leise.


    Dann erreichten sie den Opferaltar.

    "Hier?"

    "Idiot! Das sieht doch aus als hätten wir für den Götzen geopfert! Da, die Treppe rauf!" Dento wies zum Iuppiter-Tempel und schubste Pinus sanft voran. An der Treppe schaute er sich kurz um. Hier war der Fackelschein so stark, dass man sie vom Säulenrand aus sehen konnte. Aber Sufenas würde schon Laut geben wenn jemand kam.


    Dento erreichte die Tempeltür. Sie war verschlossen.

    "Mist!" fluchte er leise.

    "Und was jetzt?"

    "Egal, schütten wir sie einfach vor der Tür aus!"

    Pinus öffnete den Sack und schüttelte den Inhalt auf den Boden. Es handelte sich um etwa 25 Vogelköpfe. Das Blut an den Hälsen war schon geronnen und sie verströmten einen verwesenden Geruch. Ein paar waren tatsächlich Adlerköpfe. Das heilige Tier des Iuppiters in der Cella des Tempels zu verteilen hätte sicher zu großer Empörung geführt. Ob es den Tempel entweihen würde da war sich Dento nicht sicher. Vor allem jetzt vor der Tür. Und weil die meisten Köpfe auch nur andere Raubvögel gewesen waren.


    Aber egal. Sie würden ein Zeichen setzen! Dento holte ein Stück Kohle hervor und zeichnete damit auf die Tür des Tempels: GOTT IST DER EINZIG WAHRE HERR!

    Dento konnte nicht lesen und nicht schreiben. Aber er konnte zeichnen. Und Philotima hatte ihn gelehrt die Wahrheit zu zeichnen.

    Theognis wiegte seinen Kopf. "Das ist eine ausgezeichnete Idee, Eudoxus! Die Regia ist das Zentrum des Götzenglaubens. Aber, aber," Theognis Stimme war immer weinerlich. "Die Regia besteht fast nur aus Stein. Wie soll sie brennen?"

    "Da gibts doch bestimmt viele Akten drin! Pergamente und Wachstafeln! Die werden brennen wie Zunder!" warf Caeca vorlaut ein. "Und sonst müssen wir Mehl ausschütten und aufwirbeln! Viel Mehl! Die Bäckerei vom alten Gaius hat es in die Luft gejagt weil er nicht vorsichtig war."

    "Das stimmt." pflichtete Calvus seiner Frau wie immer bei.

    "Das wird wahrlich brennen wie das Feuer des Herrn! Und es wird die Welt endlich läutern!"

    "Gut, gut. Aber wie kommt das Mehl in die Regia?" Theognis blickte ratsuchend zu Eudoxus. Immerhin war das mit der Regia seine Idee und Eudoxus schien ein kluger Kopf.



    117-4cdefca2b70079252f5edbb75a693ba6a4dd3d3e.jpg Lucius Roscius Dento


    Dunkel wars, der Mond schien gar nicht helle als drei Brüder im Glauben auf leisen Sohlen vom Tiber kommend zum Porticus Octaviae schlichen. Das waren Dento, der Färber. Seine Hände waren immer ein bisschen braun von seiner Arbeit. Neben ihm Pinus, der in der gleichen Insula wohnte wie Dento. Er war Gehilfe in einem kleinen Tomwarenladen nahe des Forum Romanum. Und der dritte im Bund Sufenas, der den ganzen Tag lang Pferdemist schaufelte. Sie waren Christen. Ganz besonders beseelte Christen. Glühende Anhänger von Philotima die viele Monate lang in der Casa Didia gepredigt hatte. Sie waren jeden Gottesdienst dort gewesen und hatten ihr gelauscht.


    Dann hatten Philotima und Mollicullus Großes für die Gemeinde vollbracht. Dento war beleidigt dass sie ihn nicht mitgenommen hatten. Doch dann hatte er realisiert dass er eine eigene Aufgabe hatte! Philotimas Werk hatte erst begonnen! Sie hatte sich geopfert wie Christus sich für die Menschen geopfert hatte! Und nun würde Dento ihr Werk fortführen! Er würde den unschuldigen Menschen die Augen öffnen und sie in die Arme des Herrn führen!


    "Psst! Leise jetzt. Sufenas, du bleibst hier beim Eingang und pfeift wenn jemand kommt!" Sie hatten die Umrandung des Porticus erreicht. Im Inneren waren die beiden Tempel mit Fackeln beleuchtet. Aber es war niemand zu sehen.

    Nichts geschieht ohne Grund. Oh ja, Purgitius Lurco. Der Herr hatte dich zu mir geführt um dich in seine Herde aufzunehmen! Denn er wird dich retten, der Herr. Du und ich, wir sehen uns im Paradies.

    "Ja. Verbunden mit Gottes Sohn." Einen Moment überlegte ich, ob ich Lurco meinen Fischanhänger geben sollte. Dann würden die anderen wissen dass er eine reine Seele hatte. Aber nein. Er würde nach seiner Taufe seinen eigenen Anhänger bekommen.

    "Es war mir eine Freude dich kennen lernen zu dürfen. Du wirst deinen Weg finden und wir werden uns wieder sehen. Gott sei mit dir."

    122-5fe47dc144a1f40eb12c35583ac628bdd10291d8.jpg Achatius


    Achatius beendete die Predigt. Nach einer kurzen Pause blickte er in die Augen der Anwesenden. Trebatia Caeca, die jeden Tag an ihrem Stand die Brote verkaufte die ihr Mann backte. Neben ihr dieser, der Bäcker Trebatius Calvus. Daneben Theognis, der Staatssklave aus der Regia. Eudoxus, der Jüngling aus Antiochia. Die alte Amalia hatten ihn geschickt denn er schien bereit für das Reich des Herrn einstehen zu wollen. Und Laodice von der niemand genau wusste was sie den Tag über so trieb, die aber immer besonders hungrig war.


    "Brüder und Schwestern! Rom ist bereit seine Augen zu öffnen! Die Schändung des Götzentempels und die Beseitigung der obersten Götzendienerin haben ihnen gezeigt dass es keine Götzen gibt die ihren Zorn über die Stadt bringen! Aber noch zögern viele! Zu viele! Noch steckt die alte Furcht tief in ihnen. Es braucht mehr Überzeugungskraft um sie wachzurütteln! Es braucht uns! Wir müssen diese armen Seelen retten bevor Gottes Zorn über die Ungläubigen hereinbricht und diesen Sündenpfuhl vernichten wird! Denn nur wessen Seele rein und bekehrt ist wird das Paradies erblicken!"


    Achatius ließ eine kurze Pause folgen um dann mit mehr Nachdruck zu sprechen. "Wir dürfen nicht zulassen dass die Opfer unserer Brüder und Schwestern ungehört verhallen! Wir müssen weitere Taten folgen lassen!" Er senkte seine Stimme wieder. "Was also können wir noch tun?"

    117-4cdefca2b70079252f5edbb75a693ba6a4dd3d3e.jpg Lucius Roscius Dento


    "Beten und Arbeiten! Pah! Nur wer für Gottes Reich einsteht wird im Paradies enden!" Dento wurde etwas lauter. Wie immer wenn er sich aufregte. "Falls noch jemand kommt, wir ziehen jetzt zum Porticus Octaviae!"

    Grummelnd schritt Dento über die Kiesel am Ufer und die Böschung zur Straße. Einmal stolperte er fast und fluchte leise vor sich hin. Der fahle Mond lugte durch die Wolkendecke und erhellte das Marcellustheater. Dento beeilte sich. Er wollte die anderen nicht warten lassen.


    Hinter dem Theater sah er die schwachen Umrisse von zwei Gestalten. Das waren seine Brüder. Schnell schloss er zu ihnen auf. "Ist alles bereit?"

    "Ja." Pinus hob den Sack an. Dento konnte nur die Umrisse sehen. Doch er wusste, dass er voller toter Vögel war.

    "Gut. Außer uns kommt niemand. Es bleibt beim Porticus Octaviae."

    "Dann los."

    Hastig eilten sie am Tempel des Apollo Sosianus vorbei. Auch dieser Tempel wäre ein gutes Ziel. Aber der Tempel des obersten Götzen war ein besseres Ziel.

    117-4cdefca2b70079252f5edbb75a693ba6a4dd3d3e.jpg Lucius Roscius Dento


    Roscius Dento huschte in seinen braunen Mantel gehüllt am Ufer des Tiber entlang zur pons fabricius. Seine Augen waren zusammen gekniffen, um besser durch die Dunkelheit schauen zu können. Aber er war auch so sicher. Er kannte hier schon jeden Stein.

    "Psst! Menas! Wach auf!" Er berührte den Bettler der an einen Brückenpfeiler gelehnt schlief."

    "Hä? Was? Dento?" Menas rührte sich träge.

    "Ja. Hier, ich hab dir Brot mitgebracht!" Er drückte ihm ein Päckchen in den Schoß. "Und? Hast du was gehört?"

    "Mhm, nich wirklich. Die andern Gemeinden ziern sich so. Beten un Arbeiten, das is denen genug. " Der Bettler packte das Brot aus.

    Ich wusste dass ich Lurco auf den rechten Pfad geführt hatte! In der Nacht nach unserem Gespräch hatte ich geträumt dass wir uns im Paradies begegnen.


    "Danke!" Freute ich mich aufrichtig über das Essen. "Gott segne dich! Du bist ein guter Mensch, Purgitius." Ich nahm auch das Papyrus. Der Fisch würde ihn zu unseren Brüdern und Schwestern führen. "Hier, erst malst du eine Hälfte." Ich zeichnete sie auf. "Und dann die andere." Stolz wie ein Kind gab ich ihm das Papyrus.


    Dann zog ich das Lederband mit dem kleinen hölzernen Anhänger unter meiner Tunika raus. Als man uns verhaftet hatte wurden nur alle Waffen konfisziert. Wobei wir sonst ja auch nichts dabei hatten. "Immer verbunden mit Christus, Gottes Sohn."

    Meinen Anhänger hatte Achatius geschnitzt. Aus dem Holz von einem alten Kirschbaum.