Beiträge von Tiberios

    "Küche aufräumen wäre toll, dann kann ich mich frisch machen. Wenn ihr Hunger habt, dann könnt ihr euch schon etwas Brot nebenbei machen. Demetrios kann dir zeigen wie es geht, falls du es nicht weißt. Die Ziegen und die Hühner bräuchten auch noch frisches Wasser und Futter. Ich komme in etwa einer Stunde wieder runter und löse dich ab, Tiberios. Du bist bestimmt hundemüde nach dem Sklavenmarkt und der Therme also keine Widerrede!" setzte ich noch schmunzelnd nach um Widerworte gleich zu unterbinden. "Morgen können wir uns dann vormittags einmal zusammen setzen und über die Zukunft sprechen."

    Tiberios gab keine Widerrede. Er war wirklich müde, und er räumte auf, in dem er die Gemüsereste in einem Kübel sammelte und das Mehl aufwischte, dann den Fußboden kehrte und ihn mit einer Mischung aus Asche und Sand bearbeitete, die das Fett aufnahm.

    Mit einem Sud aus saponaria officinalis brachte er alles Metallische zum Glänzen. Tongeschirre reinigte er mit Essigwasser, und Nitrum schüttete er in die Abgüsse.

    Dann ließ er sich von Demetrios zeigen, wie man Hühner und die Ziege, die sich sehr wohl mit seiner alten Tunika fühlte, fütterte. Irgendwann legte er ihren Stall mit Poleiminze aus, damit die Parasiten fern blieben, und es dauerte eine Weile, bis er die Ziege streichelte, wenn er mit Demetrios die süßliche aufschäumende Milch holte.

    Nach einer Weile war es so, dass er in seinem neuen Leben aufging und nichts anderes mehr wünschte. Das lag an Demetrios, der der erste Mensch war, der so etwas wie die Vaterrolle einnahm und an Domina Proxima, die ihn nie anders als gütig behandelte.

    Roma verblasste wie ein Traum, an den man sich nur vage erinnerte, wenn man am Morgen erwachte.

    Tiberios hatte wieder einmal dem Geschichtenerzähler zugehört, nun erblickte er seine Domina Iunia Proxima und stellte sich hinter sie. Er warf auf Martouf einen recht verächtlichen Blick. Er prügelte die angebotenen Sklaven, was bedeutete, dass er sie für niedere Arbeiten verkaufte, denn welch wohlhabender Römer würde sich einen Diener ins Haus holen, den man mit der Peitsche antreiben musste?

    Domina Proxima zeigte sich arrogant und verspottete die angebotene Ware. Aber Tiberios wusste, welch gutes Herz sie besaß.

    Doch er nickte zustimmend und erwiderte in exaltierter alexandrinischer Sprechweise:
    "Vermutlich ist der alte Mann wirklich etwas zurückgeblieben, Domina. Denn hätte er nicht versucht, den Händler für sich einzunehmen, wenn es anders wäre? Es ist wahrlich kein Geheimnis, DASS er dumm ist!"


    Dabei hob Tiberios die Hände, als wolle er sich vor einem Schlag seiner Herrin schützen und duckte sich wie ein vorlauter Sklave, der Bestrafung erwartete.


    Der ältere Mann auf der Bühne, der verkauft werden sollte, schaute derweil über ihn hinweg in die Ferne.

    Es roch schon von weitem in der Schankstube verlockend nach Fladenbrot und einem würzigen Eintopf.

    Tiberios durchquerte sie mit raschen Bewegungen, registrierte, dass die beiden einzigen Gäste zufrieden vor ihren Bechern saßen und steckte den Kopf zur Küchentür herein.

    Er konnte nicht vermeiden, dass er die Römerin anstrahlte. Dann drehte er sich einmal um sich selbst und zeigte die neue Tunika und seine sauberen Hände vor.

    "Ich danke dir für all das, Domina Proxima", sagte er und schaute sich um. Gemüsereste und Schalen lagen noch herum, und die Arbeitsflächen waren mehlbestäubt:

    "Darf ich die Küche aufräumen? Oder hast du eine andere Aufgabe für mich?"

    Er war früher schon mit seiner Bibliothek immer recht penibel gewesen, und eine Taberna war da für ihn nichts anderes. Ordnung war Ordnung.

    Auf der Agora von Caesarea gab es außér Händlern auch vielerlei Volk, welches sich der Unterhaltung verschrieben hatte; die Leute hatten Handpuppen dabei oder abgerichtete Äffchen, machten Kunststücke oder tanzten, und einer von ihnen war ein Geschichtenerzähler.


    132-01e8853de1556ecacadd444e04aa16ec08ff27eb.jpgEr war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann, der keine anderen Hilfsmittel benutzte, als die bezaubernde Kraft seiner Stimme.


    Er nannte sich Iambulos ho Nabataea. Und dieser Iambulos erzählte lange Geschichten so, als hätte er das Beschriebene in eigener Person erlebt. Er erzählte von einer Welt namens Meropis, die hinter dem Ozean noch hinter Hispania liegen sollte und auf der Menschen lebten, die doppelt so groß wie gewöhnliche Menschen waren.

    Eine andere Geschichte handelte von einer anderen Insel, die östlich von India sich befand, aber auch diese war ganz fruchtbar und paradiesisch und von den Göttern gesegnet. Dort sollten Menschen leben, die zwei Zungen besaßen und somit zwei Gespräche auf einmal führen konnten.

    Iambulos Geschichten hatten nicht viel Handlung, und die Zuhörer auf dem Platz winkten nach einer Weile lachend ab und gingen weiter oder forderten, dass wenigstens eine Liebesgeschichte, eine Entführung oder eine unheimliche Begebenheit eingeflochten werden sollten.

    Aber Tiberios faszinierten diese Reiseberichte so wie sie waren, sehr.


    Wenn der junge Sklave auf den Markt geschickt wurde, beeilte er sich, um wenigstens zehn Minuten Zeit zu finden, dem Nabatäer zu lauschen. Wenn Iambulos sich allerdings erhob, um ihm seine Schale vor die Nase zu halten, konnte er ihm immer nur wenig oder garnichts geben.

    Iambulos schien es nicht übel zu nehmen, er lächelte nur in sich hinein, kehrte auf seine geflochtene Matte zurück, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte und begann eine neue Geschichte.

    Es dauerte einige Sekunden, bis Tiberios aus seinen Träumen erwachte und ihn ein wenig verwirrt ansah, bis er ganz wach war. Was der Bursche wohl geträumt hatte? Musste ja was tolles gewesen sein, dachte sich Demetrios und schmunzelte gut gelaunt.


    "Da gibt es doch nichts zu verzeihen...es war ein langer Tag für dich und wenn wir zurück bei der Taberna sind, kannst du dich auch direkt ins Bett werfen. Morgen ist ja auch noch ein Tag um Neues zu lernen. Und ja...Sibelos, der Masseur hier, ist ein Meister seines Faches. Ich kann dir nur raten, dass du ihn auch einmal in Anspruch nimmst. Die Leute hier im Umland und in der Stadt gehen gerne und oft zu ihm. Ich glaube kaum, dass er sein Rezept verrät, aber es riecht auf jeden Fall nach Kampfer und dergleichen."


    Nach diesem kleinen Plausch traten sie gemeinsam den Weg zum Ausgang an, nachdem sie in die frischen mitgebrachten Tuniken schlüpften und ihre Sachen und das Badebesteck eingesammelt hatten. Der direkte Weg zurück zur Taberna ging dann recht entspannt ohne Humpeln.


    Tiberios schloss kurz die Augen zum Zeichen der Ablehnung: "Ich bin schon wieder ganz wach, Demetrios.", sagte er: "Und es fehlt noch, dass du die ganze Arbeit alleine erledigen musst. Ich tue, was man mir sagt und hoffe nur, dass ich heute abend keine Krebse mit dem Hammer erschlagen muss."


    Es war erst später Nachmittag, als Demetrios und Tiberios aus der Therme zurückkehrten.


    Der junge Grieche nahm seine neuen Sachen mit, und dann ging er in den Schankraum, um seine Domina zu suchen und sich zu zeigen.

    Tiberios war so tief eingeschlafen, dass er anfing zu träumen: Er träumte,er stand auf einer Anhöhe, doch diesmal sah er nicht über Roma hinweg, sondern über ein Geflecht von gepflasterten Straßen, die nebeneinander herliefen, sich vereinigten oder sich kreuzten und wieder trennten, und gerade als er das Gefühl hatte, er solle eine Entscheidung treffen, welche die richtige war, da stupste jemand ihn an und nannte ihn Tibi.

    Sofort war er in früheren Zeiten in Alexandria und wollte seiner Mutter Antwort geben, da tauchte er in der bewussten Welt wieder auf, wie ein Taucher, der längere Zeit unter Wasser ausgehalten hatte.


    Er sprang hoch: „Verzeih mir Demetrios, ich bin einfach eingeschlafen.“, gestand er und schlug die Augen nieder.

    Damit jedoch der ältere Grieche Bescheid wusste, dass Tiberios sich nicht ganz und gar dem Müßiggang hingegeben hatte, zeigte er schnell seine Fuß- und Fingernägel vor, die nun kurz gefeilt und wieder sauber waren. Dann rieb er sich das Gesicht und lächelte Demetrios, der sich aufrecht hielt und beim Gehen kein bisschen mehr humpelte, erfreut an:


    „Du siehst hervorragend aus, Demetrios, der Masseur ist wirklich ein Meister. Und die aufgetragene Kräutersalbe riecht sehr würzig und heilsam. Ob er vielleicht das Rezept herausrücken würde?"


    Er nahm sich vor, gut aufzupassen bei dem, was heute seine Aufgabe sein würde. Seine Müdigkeit war fast verflogen, er war es von klein auf gewohnt, mit wenig Ruhe aus zukommen.

    Den Weg zur Taberna „Aus der Hand von Schesmu“ hatte er sich gemerkt, und da Demetrios so erholt schien, würde es weniger lange dauern als der Hinweg.

    Salvete,

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    "Die Medea von Apollonius ist wirklich düster, aber die Medea des Seneca handelt und denkt wie eine Frau unserer Tage. Ich ergriff sofort ihre Partei: Welch Feigling dieser Iason doch war!“, sagte Tiberios mit Inbrunst. Er hatte einmal für einen wohlhabenden und edlen Römer die Medea rezitieren dürfen.*:

    „Ob es solche Wesen wie die Harpyen wohl gibt? Oder ob sie nur verdorbene Erinnerungen an ganz andere Dinge sind?“


    Beim nächsten Satz nickte Tiberios Zustimmung:

    „Oh ja, wer weiß. Vielleicht kommen wir wirklich einmal nach Attika und Athen und sehen die Athene Promachos, wie sie uns von weitem über die Mauern grüßt. Tyche führt einen zuweilen seltsame Wege. Ich verlasse mich darauf, dass sie zum Guten führen."


    Während sein neuer Gefährte vom Tode von Doryphora und des ehemaligen Dominus berichtete, schloss er kurz die Augen und senkte den Kopf.. Die Nekropolen waren voller Verstorbener, die Krankheiten aus ihrem blühenden Leben gerissen hatten.

    Er dachte an das contagion, das Wesen der Ansteckung, welches die alexandrinischen Ärzte aufspüren wollten und an die Thesis der Miasmen, der schlechten Ausdünstungen, welche den Tod mit sich brachten und die sehr verbreitet war, wenn man nicht alles auf ein Ungleichgewicht der Körpersäfte schieben wollte.


    Tiberios selbst war immer gesund gewesen, nur einmal als Kind hatte sich nach einer Bestrafung durch seine kyria sein Unterarm entzündet.

    „Möge Dorysphora und deinem früheren Dominus die Erde leicht sein.“, sprach er höflich und drehte den Kopf, um dem älteren Sklaven einen Blick voller Zuneigung zu schenken:

    „Nein, ich brauche keine Massage, mein Demetrios, ich danke dir. Ich begleite und warte auf dich.“


    Sie näherten sich den steinernen Bänken, an denen die Masseure mit ihren kräftigen Armen warteten, die Badegäste tüchtig einzuölen und durchzuwalken.


    Während Tiberios warten wollte, setzte er sich auf eine der Bänke, die die Wand entlangliefen. Als er den Kopf anlehnte, spürte er auf einmal, wie eine große Müdigkeit ihn erfasste. Er hatte sich nicht beschwert, aber in der Gewalt von Händler Gomidas hatte er nicht in Ruhe schlafen können.

    Jetzt jedoch war er in freundlicher Gesellschaft, und niemand würde ihn aufschrecken; zudem war ihm wohlig warm, er war sauber und satt. Plötzlich schlief er tief und fest wie ein Stein


    Sim-Off:

    *Diese Geschichte wird ab hier erzählt

    Tiberios hörte zu und nickte erleichtert, da Viridomarus zu verstehen schien, auf was er hinauswollte:

    „Ich danke dir, Dominus Viridomarus, das ich dein Gehör finde. Nach Roma muss der Brief nicht gehen, nur hier nach Satala. Ich verspreche dir einen Gefallen, der das Gegebene wert ist.“, präzisierte er:

    „Und er darf weder gegen die Gens Furia noch gegen Domina Iunia Proxima gerichtet sein, denn beiden bin ich zur Treue verpflichtet, und dann könnte ich mein Wort nicht halten.“


    Ganz wohl war ihm nicht dabei, und es wäre ihm lieber gewesen, Dominus Viridomarus hätte eine Schreibarbeit oder sonst etwas gehabt, was er gleich hätte erledigen können. Aber hätte der Thraker einen Scriba gebraucht, so hätte er ihn auf dem Markt gekauft.

    Tiberios nahm die Wachstafel und den dazugehörigen Griffel und das Angebot gerne an, hinten den Brief in Ruhe zu verfassen. Dabei schnupperte er, wie gut das roch und duftete. Gar zu gerne hätte er Rosenessenz für seine neue Domina erstanden oder wenigstens etwas Mastix für ihr Cubiculum. Aber all die Herrlichkeiten waren gerade unerschwinglich.

    Er schrieb:



    Ad Optio App. Furius Cerretanus

    Legio XV Apollinaris

    Satala


    Der Sklave Tiberios an Dominus Cerretanus, er hofft, dass er sich wohl befindet.

    Auf der Rückreise nach Roma fiel ich in die Hände von Piraten und wurde nach Caesarea an Domina Iunia Proxima verkauft. Mir geht es gut, und ich flehe zu den unsterblichen Göttern, dass sie Domina Furia Stella und dich sicher und wohlbehalten wissen.

    Vale bene Tiberios

    ANTE DIEM VI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (27.8.2021/118 n.Chr.)


    Das Schreiben enthielt keine Bitte und schon gar keine Aufforderung, sondern nur die Information, dass Tiberios nicht in einem Schiffsunglück umgekommen und wo er war. Alles weitere war Entscheidung der römischen Herren.


    Tiberios legte die Tabula auf die Ladentheke und den Stilus daneben. Nocheinmal neigte er den Kopf und mit einem Lächeln sagte er:

    „Ich danke dir, Dominus Viridomarus. Der Segen des Mercurius auf deinen Geschäften. Vale bene!“


    >>> Demetrios auf dem Markt

    „Wie gerne wäre ich als Kind mit den Argonauten gereist.“, sagte Tiberios: „Nach Kolchis, der Heimat von Medea natürlich, aber auch noch darüber hinaus bis in das ferne Seidenland. Weiter als der große Alexander.

    Apollonios von Rhodos wird mir viel Vergnügen bereiten, ich danke dir fürs Leihen.“

    Er schrubbte sorgfältig Demetrios Rücken und entfernte ab und zu ein Härchen:

    „Aus Aigosthena stammten deine Eltern, so bist du aus Attika, ein echter Grieche aus dem Mutterland und sprechen tut ihr auch so schön. Meine Mutter war eine Alexandriner Sklavin mit all den Eigenschaften, die man uns nachsagt, aber sie ist schon tot. Mein Vater lebt gewiss noch, doch um ihn sorge ich mich nicht, denn er war immer nur mein Dominus, nie mein Vater gewesen. ….“


    Tiberios zuckte die Achseln. Nach den Eltern fragte er nicht weiter, da er auf Grund von Demetrios fortgeschrittenen Alters annahm, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilten, jedoch: „Und was ist aus Doryphora, deine Schwester, geworden?“


    Gerne ließ er sich den Freundschaftsdienst von Demetrios erwidern und sich den Rücken krebsrot schrubben.

    Danach gab er Demetrios die Hand, damit dieser aus dem Becken steigen und sie sich in das Tepidarium begeben konnten:

    „Gibt es hier auch ein Laconium, ein trockenes Schwitzbad nach spartiatischer Art?, fragte Tiberios:

    Rufus von Ephesos schreibt, dass dadurch Gicht und Altersbeschwerden gelindert werden. Also wenn ja, sollten wir unbedingt hinein sitzen.

    Aber sag, Demetrios, wann erwartet uns unsere Domina zurück? Nicht, dass wir die Zeit vergessen.“

    Viridomarus leutseliges Auftreten und seine Wohlbeleibtheit verbargen meisterlich, welch harter Geschäftsmann er war, dachte Tiberios. Er warf ihm nur einen raschen Blick zu, bevor er die Lider wieder senkte. Der Thraker sprach ihn mit Namen an.

    In jeder Minute hatte er sehr wohl gewusst, wer er war, während Tiberios geglaubt hatte, Dominus Viridomarus hätte ihn gar nicht erkannt. Aber einem Bekannten aus einer Notlage zu helfen, war seine Sache wohl nicht, schon gar nicht bei jemandem von geringem Rang.

    Tiberios verbarg aber auch, was er dachte, verbeugte sich noch einmal und sprach:

    „Ich danke dir für deinen freundlichen Empfang, Dominus Viridomarus. Ich bin jedoch weder gekommen, etwas zu erwerben noch aus der Not heraus, denn wie du siehst, habe ich es gut getroffen.“

    Er trug bereits seine neue Tunika:

    „Ich hätte eine andere Bitte an Dich, und ja, meine Herrin hat es mir ausdrücklich gestattet. Ich möchte einen Brief an einen der furischen Domini, der in Satala stationiert ist, schicken, um meiner früheren Herrschaft mitzuteilen, dass ich noch am Leben bin und wohlauf.

    Da du soviele geschäftliche Kontakte hast, ist es dir vielleicht ein Leichtes, einen Brief jemandem mitzugeben. Und mir nebenbei eine Tabula zu überlassen und einen Stilus, damit ich ihn rasch verfassen kann.“

    Den letzten Satz schob er hinterher, damit er nicht so auffiel. Kurz und nur aus praktischen Erwägungen, keinesfalls mehr mit der Trauer, die er gefühlt hatte, als ihm Pirat Donyi seinen Schatz entriss, vermisste er seine theca, seinen Beutel mit seinem feinen Schreibzeug. Aber sie war definitiv verloren.

    „Ich werde meine Schuld bei dir selbstverständlich begleichen, Dominus Viridomarus.“, behauptete der junge Sklave mit einiger Selbstsicherheit in der Stimme, obwohl ihm klar war, dass es auch dem thrakischen Herren klar war: Tiberios persönliche Besitztümer beliefen sich exakt auf die Tunika an seinem Leib und das perizoma, das er um die Hüften trug. Er war arm wie eine Tempelmaus.

    Tiberios schaute etwas zweifelnd drein:

    „Hat schon einmal ein Medicus auf deinen Fuß gesehen? Das Alter beschwert mit Lasten, das ist wahr, aber nicht jede Last ist des Alters. Ein schmerzender Fuß gehört nicht unbedingt dazu, umso mehr da der andere Fuß ja genauso alt ist. Vielleicht könnte ein guter Medicus noch mehr für dich tun. Wie alt bist du eigentlich, Demetrios? Warst du dein ganzes Leben lang im Besitz von Domina Proxima und ihrer Familie?“


    Es war draußen so heiß gewesen, dass Tiberios das kalte Wasser genoss, obwohl er früher die Warmwasserbecken noch lieber gehabt hatte. Er schwamm sogar vier, fünf Züge, auf mehr verstand er sich nicht. Dann paddelte er wieder an Demetrios Seite:

    „Herrlich.“, sagte er: „Sich ganz und gar ausstrecken zu können.“, aber um nicht zu viel Zeit zu verlieren, griff er nach dem Badebesteck und dem Bimsstein, und benutzte alles nach der Reihe, bis seine Haut krebsrot war, wobei er einige Male das Gesicht verzog:

    „Ich danke dir, Demetrios, fürs Ausleihen. Wenn du es wünschst, schabe ich dir deinen Rücken.“, er klapperte einladend mit der Pinza, der groben Pinzette.

    Das war ein gewöhnlicher Freundesdienst, und über jemanden, der sich unbeliebt gemacht hatte, hatte seine Mutter immer gesagt, dass er nicht einmal jemanden hatte, der ihm den Rücken schabte:

    Aber sag Tiberios, warst du früher ein Tutor? Du sagtest ja, dass du Vilicus warst, aber du scheinst auch von Literatur und Wissenschaften viel Ahnung zu haben." Der Alte war schon ein wenig neugierig, wie so ein gut gebildeter Sklave in einer relativ einfachen Gastwirtschaft gelandet war.

    „Zu deiner Frage von vorhin: In Alexandria wurde ich bereits als Knabe zum Scriba ausgebildet, doch ich habe für meinen damaligen Herren auch Latein übersetzt und vorgelesen. Als man mich nach Roma verkaufte, machte ich als Vilicus die Buchführung, und im Dienste meiner letzten Herrin war ich erst ihr Bibliothekar und dann der Maiordomus. Ich durfte in meinen freien Stunden so viel lesen und lernen, wie ich nur mochte.“

    Er wurde nachdenklich:

    „Was ich im Kopf habe, Demetrios, ist etwas, was mir niemand fortnehmen kann. In der tiefsten Not, in Ketten und völlig im Ungewissen über mein Schicksal, ja selbst in der Hand schlechter Menschen konnte ich mir immer noch Pindar oder Epiktetos vorsagen. Und auch die lateinischen Schriftsteller liebe ich: Ovid und Seneca und Vergilius.“

    Dann zuckte er die Schultern:

    “Piraten haben das Schiff angegriffen, auf dem ich reiste, und ich wurde von ihnen als einfacher Diener verkauft. Mehr ist gar nicht geschehen….Aber ich sah, du besitzt zwei Schriftrollen mit Heldensagen. Ich wollte dich die ganze Zeit fragen, ob ich sie irgendeinmal lesen darf. Selbstverständlich mit frischgewaschenen Händen, und ich werde sie so sanft aufrollen, als schöbe ich den Chiton eines reizenden Mädchens, nicht der medusenhaften Athenais, sondern einer wirklich reizenden Geliebten, nach oben...“, wieder scherzte er.

    Tiberios verzog etwas das Gesicht, als er sich das Geräusch des zerspringenden Panzers vorstellte, aber über Demetrios geräuschvolle Darbietung musste er doch lachen.

    „Oh, ich glaube, ich selbst werde zukünftig wie ein Pythagoreer leben, wenn ich das tun muss.“, bemerkte er:

    „Und zu meiner Geschichte, ich war nur ganz kurze Zeit beinahe ein Lehrer und zwar des Sohnes meines Herren in Alexandria…..

    Demetrios war ein unterhaltsamer Weggefährte, und Tiberios merkte gar nicht, wie die Zeit verflog, als sie seine Badesachen geholt hatten und an die Therme gelangten.

    Der Fußmarsch machte Tiberios nichts aus, aber Demetrios fing an, leicht zu humpeln, und der junge Sklave schaute etwas besorgt drein:

    „Was ist mit deinem Fuß, Demetrios?“, fragte er und ging so langsam wie er konnte, damit sich der ältere nicht eilte, ihm nachzukommen.

    Nach einer Weile jedoch wurden sie der Therme ansichtig. Sie war weder mit denen Romas noch mit denen Alexandrias vergleichbar, da man ihr ansah, dass sie noch recht neu und auch noch nicht vollendet war. Tiberios las kurz die Namen der Stifter „Lucius Antistius Rusticus und Titus Pomponius Bassus“, dann bezahlte Demetrios für sie beide, und sie waren schon drinnen.

    Er schaute nach oben und die üblichen mythologischen Szenen an der Decke an:

    "Es ist schön.", sagte er: "Mich interessiert, ob sie das Wasser heizen oder die heißen Quellen anzapfen." Er tippte auf Letzeres. Römische Zivilingenieure waren in allem findig, was das Leben komfortabler werden ließ.


    „Ich besitze hier kein Badebesteck mehr.“, gab Tiberios zu. Wie all sein persönliches Habe hatten es ihm die Piraten abgenommen: „Meinst du, du könntest mir bitte von deinen Sachen leihen?“

    Tiberios gehörte zu den hellen Typen, die von Natur aus wenig zur Körperbehaarung neigten, trotzdem wollte er sich endlich wieder mit Bimsstein abzureiben und einzelne Haare auszupfen, was wenn man sich ordentlich eingeweicht hatte, einfacher zu bewerkstellen war. Und seine Finger- und Fußnägel bedurften dringend einer Feile. Tiberios schätzte den gütigen Demetrios jedoch so ein, dass diesem klar sein würde, warum er in solch desolatem Zustand war. Daher entschuldigte oder erklärte er nichts.


    Dann aber kamen zwei Badesklaven, große, gutmütig aussehende junge Männer und übergossen Demetrios und Tiberios aus Kübeln mit lauwarmem Wasser, um sie vom Straßenstaub zu säubern, bevor es zur Abkühlung und Erfrischung ins Frigidarium, das Kaltwasserbad ging.

    Tiberios nahm an, dass diese Therme funktionierte wie alle in der römischen Welt: Man bewegte sich vom am wenigsten beheizten Bereich auf die Mitte des Gebäudes zu, in dem dann Hitze und Feuchtigkeit gleichermaßen zunahmen, wurde dann vom Personal gezupft, rasiert, massiert und enthaart, wenn man das wünschte und kam sauber, gepflegt und glänzender Laune wieder heraus.

    Tiberios hörte zu:

    „Oh, essen tu ich Krebse bestimmt gerne.“, sagte er, die kannte er auch aus Roma, wenn auch die großen aus dem Meer. Allerdings war ihre Zubereitung Angelegenheit der Küchensklavinnen gewesen, und diese verteidigten ihren Arbeitsbereich gegen jeden Eindringling:

    „Aber wie tötet man sie?“ Es grauste ihm ein wenig, er hatte noch nie etwas umbringen müssen.


    Demetrios hielt wieder einen Moment an, um sich auszuruhen. Es war ihm anzumerken, wie ihn die Hitze schlauchte. Tiberios nahm sich erneut vor, dass der ältere Sklave nie wieder in seinem Leben schwer tragen sollte.


    Er lachte mit, als Demetrios ein wenig über die sauer dreinblickende Händlerin lästerte: „Pindar beschreibt ja, Medusa sei vor ihrer Verwandlung wunderschön gewesen. Wer weiß, was sich hinter Athenais gefurchteter Stirn verbirgt...“,

    und er parodierte den Anfang von Pindars pythischer Ode, die Medusas Schicksal behandelte:

    Ich flehe zu dir, o Händlerin der Wurzeln, schönste Bäuerin unter den Sterblichen, die du an deinem Stand die heeresernährenden Gemüse feilbietest für meisterlich gekochte Suppen o Königin....

    lass mich bitte mein Glück nächstens versuchen, Demetrios. Aber erst wenn ich wieder ansehnlich bin und nicht mehr behaart wie ein Barbar.“

    Als Tiberios von Viridomarus zurückgekommen war, nahm er dem iunischen Sklaven ganz beiläufig die Einkäufe ab.



    Du gibst, damit ich gebe


    Marktplatz >>>


    Viridomarus Laden war fast so prächtig wie der in der Urbs, dennoch fragte sich Tiberios, weshalb der thrakische Händler Roma, das Haupt der Welt, gegen Caesarea in Cappadocia hatte tauschen wollen. Er selbst fand es ein Geschenk seiner Tyche, denn nun konnte er bei dem reichen Händler einen kleinen Gefallen anfragen. Freilich würde dieser nichts wegen schöngewählter Worte oder der alten Erinnerungen willen tun, soweit glaubte Tiberios Dominus Viridomarus zu kennen.

    Also musste er ihm etwas anbieten, und das einzige, was er ihm anbieten konnte, war ein Gefallen in unbestimmter Zukunft, der die Summe wert war, die er gerade brauchte und um die er keinesfalls seine neue Domina bitten wollte, da sie schon so großzügig und voller Güte mit ihm gewesen war.

    Nicht das römische Do ut des, ich gebe damit du gibst, sondern eher Du gibst, damit ich gebe, ist es diesmal, dachte er.


    Einen Moment lang spürte Tiberios, wie sich trotz der Hitze die Härchen auf seinen Armen aufstellten. Er hatte einst eine ähnliche Vereinbarung mit dem Eigentümer der Taberna „Der blinde Esel“, dem rätselhaften Helvetius Archias getroffen. * Alle, die damals an der Sache beteiligt gewesen waren, weilten mittlerweile im Hades, nur seine eigene Person nicht. Doch damals war es um einen weit höheren Geldbetrag gegangen - den Kaufpreis für eine junge Frau, die die Anstrengung nicht wert gewesen war.


    Tiberios trat mit gesenktem Kopf ein, er wirkte nun wie ein junger Sklave, der eine Besorgung für seinen Herren machen sollte und blieb vor der Ladentheke stehen.

    „Salve Domine Viridomare“, sprach er auf Latein und verbeugte sich kurz:

    Hättest du bitte einen Moment Zeit für mich?“


    Sim-Off:

    * Diese Geschichte wird ab hier erzählt.

    Tiberios war froh, dass Demetrios mitlachte und ihn nicht rügte. Schon lange Zeit hatte war er nicht mehr so unbeschwert gewesen. Auch wenn er versucht hatte, mit galene, der Gleichmut der Seele, sein Schicksal auf sich zu nehmen – Spaß und Lachen waren etwas anderes.

    „Ich werde mich bemühen, alles über Wurzelgemüse zu lernen, Demetrios, was du mir beibringen möchtest.“, sprach er: „Doch verrate mir, was man mit den Krebsen macht? Heute morgen habe ich Domina Proxima einen Korb mit vermutlich solchem Flussgetier nach Hause getragen. Als ich bemerkte, dass sich da etwas Lebendiges regte, hätte ich ihn fast fallen lassen....“,

    Sein Blick folgte dem des Demetrios:

    "Ich dachte nicht daran, dieser Athenais die Ware schlecht, sondern sie selbst schön zu reden - Au weia– das wird aber wirklich eine schwierige Aufgabe. Sie hat ein steinernes Herz, sagst du? Sie schaut auch ungefähr so freundlich wie Medusa drein“, stellte er fest und zwinkerte zu dem älteren Griechen zurück.


    Am Stand des Aretas gab Demetrios Tiberios die Erlaubnis seine Besorgung zu machen, aber er wollte sich erst unter Menschen begeben, wenn er sich umgezogen hatte. In den Lumpen wollte er keinesfalls länger herumlaufen. Er nahm die erste der für ihn bestimmten Leinentunikas und zog sie sich über den Kopf. Sein altes Gewand, welches der Ziege gestiftet werden sollte, wickelte er zu einem Bündel und klemmte es sich unter einen Arm.

    Mit der anderen Hand fuhr er sich durchs Haar, dann drehte er sich vor dem Sklaven und dem Händler Aretas aus Nabatäa einmal um sich selbst:

    „Wie sehe ich aus?“, fragte er. Das er noch weitere Tunikas und sogar Sandalen bekommen sollte, freute ihn über alle Maßen. Bei der dicken Tunika aus Wolle stutzte er:

    „Brauche ich sie jemals wirklich? Es ist gerade so heiß, dass ich mir das kaum vorstellen kann.“, fragte er.



    Dann eilte er rasch zur Taberna des Duften Viriund kam wie versprochen auch recht schnell wieder.


    „Chairete!“, rief er ein wenig außer Atem und winkte Demetrios und dem Händler zu:

    „Reicht die Zeit hoffentlich noch für die Therme?“

    52-94827458329b5d646ad959269af78d6d23bc3b42.jpg„Praefectus Vehicolorum ist der Bruder also, ein zweifellos wichtiges Amt.Da ist er bestimmt immer gut beschäftigt.“, sprach Shahan Gomidas, während er recht schlecht gelaunt mit dem Calamus und einer tiefschwarzen Tinte die erste Zwei deutlicher nachfuhr. Nun konnte man sie nicht mehr ohne weiteres abkratzen, und die telonai, die Steuereintreiber waren auch viel zu erfahren, um solch einen Betrug nicht zu bemerken.

    Mehr aber noch als die zu entrichtende Umsatzsteuer, die finanziell durchaus zu verschmerzen war, ärgerte sich Gomidas darüber, dass er zum Gespött der anderen Händler werden könnte.

    Es gehörte einfach zur Rafinesse eines orientalischen Geschäftsmannes, die Obrigkeit wenigstens ein bisschen zu beschei.... Nur Toren und Sklaven taten immer, was ihnen befohlen wurde. Er konnte sich die auf ihn gemünzten Witze auf dem Markt schon vorstellen:

    „Warum ist Shahan bei den Römern so beliebt?“ „Weil er immer alle Abgaben entrichtet“ oder „Manche Damen haben ihre Schosstiere, die Römer haben ihren Shahan.“. etcetera


    Shahan Gomidas knirschte mit den Zähnen. Und obwohl er gut verdient hatte, war ihm durch die Römerin Iunia Proxima der Tag vergällt. Hoffentlich hielt die Wirtin wenigstens den Mund.

    „Ich werde mir merken, das ist der Nubier Tarharqa und die andere ist die alte Vettel Athenais. Mag sie denn Schmeicheleien? Ich könnte damit versuchen, den Preis zu drücken.“, sagte Tiberios, der sich neugierig umsah:

    „Beide Händler bieten das beste äh… was an. Was ist alles Wurzelgemüse und auf was muss ich beim Kauf achten?“, er schaute etwas irritiert drein, denn er war noch nie in einer Küche eingesetzt worden:

    „Und diese beiden anderen Stände dort haben preiswerte Holzbecher. Und recht hübsche Keramikschalen mit einem Maeandermuster sehe ich dort drüben.“, fuhr er fort.


    Als sie bei den Ständen mit der extravaganten Kleidung vorbeigingen und als einfach gekleidete Sklaven einen verächtlichen Blick der wohlhabenden Eigentümer abbekamen, grinste Tiberios und ahmte den etwas exaltierten Tonfall der wohlhabenden alexandrinischen Griechen nach:

    „Hier würde ich nicht wirklich kaufen, mein liiieber Demetrios. Die Hälfte der ausliegenden Seidenstoffe sind höchstens zweiter, wenn nicht schon dritter Qualität. Webfehler sind schon von weitem zu erkennen, und es wurden die kurzen Fäden versponnen, nicht die langen, die den edlen matten Glanz ergeben.“

    Er machte eine gezierte Geste und lachte dann vergnügt:

    „Ich war längere Zeit Vilicus in einem Handelshaus, in dem mit Seide gehandelt wurde. Ich hatte zwar nichts direkt mit dem Verkauf zu tun, aber ein bisschen lernte ich doch von den anderen Sklaven.“*, erklärte er.


    Er betrachtete die schlichten, knielangen Tunikas, die alle sauber und solide gearbeitet aussahen. Das Verkaufsgespräch würde er jedoch Demetrios, der den Händler kannte, überlassen:

    „Leider spreche ich auch kein Arabisch. Ich hoffe, dass Dominus Aretas dennoch einen passablen Preis macht. Ich freue mich so sehr auf eine neue Tunika, dass ich mich fühle, als seien schon die Saturnalia angebrochen. Nochmals Danke, dass du mit mir einkaufen gehst, und bei Domina Proxima werde ich mich auch noch bedanken.“


    Er strahlte den älteren Sklaven an, dann kniff er etwas die Augen zusammen, da er schräg gegenüber eine an einr ausladenden Fassade angebrachten Marmorplatte mit folgender Inschrift entdeckte:


    Das Geschäft

    "Caesareas dufter Viri"



    „Darf ich nach dem Einkauf nur fünf Minuten dort hineingehen?“, fragte Tiberios: „Ich möchte den Eigentümer etwas fragen, es dauert nicht lange.“


    Sim-Off:

    * Diese Geschichte wird hier erzählt

    „Ich bin wie deine Domina Philoxena Alexandriner.“, erzählte Tiberios und zitierte ein Epigramm des Kallimachos von Kyrene*, dem bekannten Dichter aus seiner Heimatstadt:

    „ Aber ach, all die Kränze der Lust,

    womit ich mir die Schläfe schmückte,

    jede Salbe, die einst mein lockiges Haar zierte,

    ist verflogen, Freund; die Kränze sind alle verwelkt.

    Auch der Zunge Genuss, jeglich liebliche Kost ging mit der Stunde dahin.

    Nur was die Seele mir schmückte, was durchs Ohr ich dem Geist schenkte, das hab ich, o phíle.

    Die Heimat eines Menschen ist zuweilen der Ort, an dem jemand lebt, den man liebt oder geliebt hat; Demetrios. Ich würde dir gerne zuhören, wenn du mir irgendwann einmal von deiner früheren Domina Philoxena und ihrem Schicksal erzählen möchtest.“

    Er legte ganz kurz seine Hand auf die von Demetrios, denn er spürte, dass dem älteren Sklaven die Vergangenheit schwer auf den Schultern lastete.


    Dann aber sah er, dass sein Mitbewohner schon einen Teil des Schränkchens freigemacht hatte und bewunderte die apotropaia, seine hübschen Glücksbringer und Steine und die beiden sorgsam aufbewahrten Schriftrollen. Er hoffte sehr, dass er ihm beide einmal zum Lesen ausleihen würde.

    Er selbst besaß noch gar nichts, was ihm persönlich gehörte und was er dazu stellen konnte.

    Dennoch bedankte er sich für den Platz, denn damit gab ihm Demetrios das Gefühl, dass er eben ganz und gar willkommen war, und dann gingen die beiden Iuniersklaven auch schon los.