Es erstaunte mich nicht allzusehr, da gerade Pompeji noch lange Reste einer italograecischen Bevölkerung hatte, aber du hast vollkommen Recht, es war bisher nicht belegt.
Was meinst du, wer sich das angesehen hat? Das damalige Bildungsbuergertum?
Es erstaunte mich nicht allzusehr, da gerade Pompeji noch lange Reste einer italograecischen Bevölkerung hatte, aber du hast vollkommen Recht, es war bisher nicht belegt.
Was meinst du, wer sich das angesehen hat? Das damalige Bildungsbuergertum?
Ich habe mir aus dem Bücherschrank (wieder) ein Buch vorgenommen, dass in Spanien und Italien sehr beliebt für den Lateinunterricht ist, obwohl die Methode ein Däne namens Hans Henning Ørberg entwickelt hat.
Es heißt "Lingua Latina per se ilustrata" Pars I Familia Romana und ist ein einsprachiges Lehrwerk. Das Konzept ist so, dass man sich vorstellen kann, man sei ein Peregrinus, kommt nach Rom, hört die Leute reden und lernt so Latein als lebendige Sprache. Das heißt, im Unterschied zur Schule, soll man wirklich aktiv sprechen.
Mumifiziertes Skelett in Pompeji gefunden
ZitatMitarbeitende des Archäologie-Parks Pompeji und der Europäischen Uni Valencia haben eines der am besten erhaltenen Skelette entdeckt, das je in der Stadt gefunden wurde. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei dem Toten um den bekannten ehemaligen Sklaven Marcus Venerius Secundio. Dieser gelangte nach seiner Freilassung zu Reichtum und somit gesellschaftlichem Einfluss.
Interessant sei zum einen der Aspekt, dass der Tote in einer Grabkammer beigesetzt und mumifiziert wurde, obwohl Tote damals eigentlich verbrannt wurden. Unklar ist bislang allerdings, ob die Mumifizierung beabsichtigt war oder ob es sich um ein zufälliges Ergebnis der gut verschlossenen Grabkammer handelt.
https://www.deutschlandfunk.de….html?drn:news_id=1291942
Interessant ist auch, dass anscheinend sogar Haare und Kleidungsstoff erhalten sind. Das gibt wieder neue Informationen.
"Das tut mir Leid.", sagte Tiberios: "Die Römer glauben daran, dass ihre verstorbenen Verwandten Laren und virae werden und stets auf ihre Familie achtgeben. Ich finde das einen schönen Gedanken. "
Er selbst glaubte nicht daran, aber er wollte Demetrios, der über den Tod seiner verehrten Domina immer noch betrübt schien, gerne trösten. Einige Minuten lang schwiegen sie beide.
„Jede Art von Wasser ist mir gerade willkommen.“, sagte Tiberios dann. Ein flüchtiges Bad im Zuber, indem er sich mit Wasser übergoss, würde er sich gerne gönnen. Doch er freute sich schon auf das sich lang Ausstrecken im warmen Becken einer Therme, in diesen Genuss war er schon lange nicht mehr gekommen.
„Ein Balneum mit Hypocaustum ist wirklich eine teure Angelegenheit.“, stimmte er zu:
„Auf dem Sklavenmarkt nahm ich jedoch ab und zu den Geruch nach Schwefel wahr, und ich könnte wetten, dass es heiße Quellen ganz in der Nähe gibt. Man könnte das heiße Wasser mit Rohren hierher leiten, wie es bereits an vielen Orten, an denen solch ein Geschenk der Götter vorhanden ist, getan wird, und man kann den Heizwert berechnen und außer den Baukosten und der Wartung ist es dann umsonst...“
Er unterbrach sich, schüttelte leicht den Kopf über das Bild, welches er vor seinem inneren Auge gehabt hatte, legte es ad acta und lächelte Demetrios an:
„In einer fernen Zukunft nehmen wir das in Angriff“, sagte er in scherzhaftem Ton:
„Wenn wir einmal soviel Zeit und auch Geld gespart haben, dass wir nicht mehr wissen, was wir damit anfangen sollen.“
Er merkte, dass er den älteren Sklaven anfing, gerne zu haben. Nicht wie einen Vater, den hatte er nie wirklich gekannt, sondern wie einen alten weisen Menschen, die schon so viel erlebt hatte in seinem Leben, dass er er den Drang nicht mehr empfand, andere anders als mit Güte zu behandeln. Und außerdem nannte er ihn Tibi.
Gleichzeitig wusste Tiberios jedoch auch, dass er es nicht fertig bringen würde, seine freundliche Domina noch einmal um Schreibzeug oder gar um das Porto nach Satala zu bitten. Sie sorgte für ihn, obwohl er ihr noch kein bisschen nützlich gewesen war, und sie hatte sehr viel Geld für ihn bezahlt.
Aber ihm fiel schon ein, wen er ersuchen könnte, die Nachricht, dass er noch am Leben war, an Optio Furius zu senden. Nicht weil der ihm etwas schuldete oder schenken würde, sondern weil dieser etwas dafür bekommen würde.
Tiberios verschwand also, tat mit dem Zuber, was ihm Demetrios geraten hatte,und kam dann wieder recht vergnügt mit nassen Locken zurück. Er schüttelte sich wie ein junger Hund.
„Jetzt kannst du dich mit mir in Caesarea blicken lassen, Demetrios.“, sagte er.
Tiberios ging einen Moment in die Hocke und sah Demetrios an, als der erzählte. Er spürte, dass der alte Mann die junge Römerin und ihre Familie liebte; das gefiel ihm und er lächelte.
„Domina Philoxena, die Mutter der Domini, lebt auch hier?“, fragte er nach, denn wenn eine alte Dame hier mit im Hause wohnte, würde er bestimmt auch ihr zur Verfügung stehen. Noch kannte er ja die ihm obliegenden Aufgaben nicht genau.
„Jetzt bin ich ja hier um dir zur Hand zu gehen, Demetrios.“, sagte er: „Ich bin freilich auch nicht der Kräftigste, aber wenn ich etwas nicht kann, werde ich einen Weg finden, es irgendwie hinzubekommen. Du sollst dich nicht überanstrengen. Ruf einfach „Tibi!“ , so nannte man mich als Kind, und ich eile herbei.“
Das er ihm seinen Kindernamen verriet, war spontan; zuvor hatte er das bei niemandem getan.
Er stand auf: „Die Decke suchte ich jedoch nicht um mich zudecken, sondern…Moment.“
Tiberios suchte noch einmal in den fünf Zimmern. Dabei schaute er auch kurz in das Zimmer der Domina. Für seinen Geschmack fehlte es an Seidenkissen, an Überwürfen, an Räucherwerk und Blumenschmuck.
Er fand, dass Domina Proxima das alles haben sollte, schließlich war sie eine römische Dame. Er würde sehen, wie er derlei Dinge besorgen konnte. Vielleicht konnte er seine Herrin davon überzeugen, ihn stundenweise als Scriba zu vermieten.
In einem der Zimmer unter einem der Betten wurde Tiberios fündig: Dort lag eine kleine Filzmatte aus Wolle, um die Füße zu wärmen, die rechteckig und strapazierfähig für seinen angedachten Zweck perfekt war. Er nahm sie mit in den Raum, in dem sich das zu transportierende Bett befand.
Zunächst lehnte er die dazugehörige Matratze gegen die Wand. Dann hob er die Vorderbeine des Bettes an und stellte sie auf der Filzmatte ab.
Er ging er an das andere Ende und schob, indem er sich mit seiner Schulter und dem Kopf gegen das Gestell stemmte, das Bett über den glatten Boden in das Cubiculum von Demetrios.
Das Bettgestell bekam gut Schwung, so dass Tiberios bei der Kurve vor der Zimmertür darauf achten musste, den Wandputz nicht zu beschädigen, aber auch das gelang. Als das Bett an Ort und Stelle stand, entfernte er die Filzmatte, die die Aktion gut überstanden hatte, brachte sie zurück und holte, indem er zweimal lief, die Matratze und die Decke aus der Truhe im anderen Zimmer.
Er legte die Matratze auf das Geflecht, breitete die Decke darüber und strich sie glatt, dann setzte er sich mit unterschlagenen Beinen darauf.
Er verzichtete darauf, zu sagen, dass er so weit wäre. Er wartete, bis Demetrios eine für ihn genügend lange Pause gemacht hatte. Aber eine Frage hatte er doch:
"Gibt es hier ein Balneum oder gehen wir in die Thermen, Demetrios? Es würde mir leid tun, eine neue Tunika auf einen unsauberen Körper zu ziehen. Der Sklavenhändler gab mir nicht immer Muse zur Körperpflege, du verstehst. Eine Rasur wäre auch von Nöten."
Tiberios sah sich um: "Das ist alles sehr schön.", sagte er leise. Die Kammer des Sklaven war wie die anderen auch. Tiberios war sehr lange nicht mehr in einer angenehmen Umgebung gewesen, wenn man die Kajüte des Tempelfürsten Tarkyaris nicht dazu rechnete. Er half Demetros , und als dieser sich setzte, überlegte der junge Alexandriner:
"Bleib ruhig sitzen, ich werde das Bett alleine herschaffen.", sagte er: "Habt ihr eine alte Decke oder einen Teppich? Hätte ich schon eine neue, würde ich die Tunika, die ich anhabe, verwenden."
Er schaute sich nach einem großen Stück Stoff um.
Tiberios neigte kurz den Kopf, als seine Domina ihn über die Kochkunst belehrte. Herz und Leidenschaft also, sagte sie. Er fand Schriftrollen noch immer besser, aber er konnte schlecht widersprechen. Er würde ja sehen, was seine Aufgaben in der Taberna waren.
Tiberios lief in die Küche, fand das Gewünschte, da in der Küche Ordnung herrschte und kehrte zurück. Mit einer Verbeugung stellte er Henqet und Teller vor den Sklavenhändler. Da Demetrios wie verängstigt bereits nach oben humpelte, und Domina Proxima auch ihm beschied, er solle verschwinden, folgte er dem älteren Griechen.
Shahan Gomidas nickte derweil und fügte an: "Jeden Tag Prügel für die Sklaven - weißt du nicht warum, wissen sie es!" und lachte über seinen eigenen Witz. Iunia Proxima schien ihren Haushalt durchaus in Griff zu haben, wie man an der Ängstlichkeit des älteren Sklaven ablesen konnte.
Er versuchte das Bier und versuchte die Suppe: "Beides köstlich!", sagte er, aber natürlich ruhte sein Blick auf dem Kaufvertrag, so dass er das Essen nicht wirklich genoss:
"Und der Herr Bruder, ist er anwesend?"
Wenn nicht, umso besser, zwei Augenpaare sahen immer mehr als eines.
Nun tat er so, als könne er die dünne Schrift auch nicht mehr recht lesen: "Eine Zwei oder eine Eins? Was hatten wir vereinbart, werte Iunia Proxima? Heute lief das Geschäft so gut, da muss ich mich auf die Aufzeichnungen meines Schreibers verlassen und kann nicht alles im Kopf haben. Es war aber gewiss eine Zwei. Wenn du etwas Tinte und einen Calamus für mich hättest, korrigiere ich es."
Das sagte er zähneknirschend.
Wenn ich nicht Linux hätte, hätte ich gedacht, es sei ein Angriff.
Ja, das Überprüfen ist sehr unerfreulich. Bekomme ich alleine mangels Kenntnis auch nicht hin.
Danke für die Antworten.
So etwas habe ich noch nie gesehen, das Forum änderte seine Ansicht und es tauchte nur das Wort "Fehler" auf. Einen Screenshot konnte ich nicht schicken, keine Verlinkung, Upload oder ähnliches hat funktioniert.
Also 7xj hatte jetzt eine Antwort bekommen
Ja, ab und zu klappte es auch, wenn ich die Nachrichten sehr kurz hielt, ohne Emoticon oder Links.
Ich habe über Nacht dann den Router vom Netz genommen, und heute Morgen nach dem nächtlichen Update geht alles wieder normal.
Der Fehler lag vermutlich (und den Göttern sei Dank!) nicht hier, sondern bei Vodafone.
Tiberios Augen verdunkelten sich einen Moment, als er durch das Fenster einen Schemen erblickte. Das war Shahan Gomidas, der Sklavenhändler.
Dessen eigene Sklaven warteten draußen, und ein gut gelaunter Gomidas trat ein.
Er strahlte, als er die junge Frau sah. Der Bruder war nicht zu erblicken, um so besser.
„Sei gegrüßt Iunia Proxima!“, rief er schon beim Eintreten und atmete tief ein und aus. Die Kühle, die einen umfing, wenn man von der Hitze und dem Staub nach drinnen kamn, war angenehm:
„Alles losgeworden heute, war ein guter Tag. Ich bringe den vereinbarten Vertrag und komme, um die bescheidene Summe von 240 Silberlingen entgegen zu nehmen.!“
Der Sklavenhändler lachte. Er fühlte sich bemüssigt, Ratschläge zu geben, da er der Ansicht war, Weibsvolk bekäme ohnehin nichts richtig auf die Reihe. Entweder war es sentimental und nachgiebig, und die Dienerschaft tanzte ihm auf der Nase herum – saß da etwa ein alter Sklave mit am Esstisch?- oder im Gegenteil, überbordend grausam und anspruchsvoll. Das lag vermutlich an der Gebärmutter, die im Körper umherwanderte (Oder so ähnlich).
Ungefragt zog er sich einen Stuhl heran und pflanzte sich darauf.
Ein Kopfnicken zu Tiberios, der gerade stand: „Junge, bring auch noch vom henqet und einen Teller“, befahl er und zu Iunia Proxima:
„Gutwillig ist er ja wie alle meine Sklaven, aber bring ihn ruhig auf Trab! Ein wenig Prügel schadet nicht! Wenn das deine zarte Hand nicht zustande bringt, sag mir nur Bescheid! Obwohl: Haarnadeln oder ein Feuerhaken tun es ja auch!“
Dann zeigte er zwei Pergamente in doppelter Ausführung und auf Koine und Latein:
Ein Jüngling von Delos, sechzehn Jahre alt, gesund und gebildet,
keine Narben, hausgeboren, wurde am Morgen des
PRIDIE ID AUG DCCCLXXI A.U.C. (12.8.2021/118 n.Chr.) von Shahan
Gomidas an Iunia Proxima für CCXL Silberdenare
verkauft.
Ich habe die Summe dankend erhalten.
Unterschriften
Das CCXL war so dünn geschrieben, dass man es wieder ausradieren oder abändern konnte, das sah Tiberios sofort. Auch er hatte Pergamente, die teurer waren als Papyrus, schon palimpsestiert: Den originalen Text zur Wiederverwertung vorsichtig abgekratzt.
Er räusperte sich, nahm einen sauberen Teller vom Nachbartisch und tat so, als wolle er ihn fallen lassen. Dann blinzelte er seiner neuen Domina zu.
Er hoffte, dass sie seinen Hinweis verstand. Da wollte einer die römischen Landesherren bei den Steuern hintergehen, was diese so gar nicht schätzten.
„Ich kann nicht kochen, Domina“, erwiderte Tiberios: „Es gelingt mir nur, wenn ich ein Rezept vorliegen habe. Ich habe schon einmal für einen Freund aus dem Kochbuch des Appicus Rezepte für Süßspeisen herausgesucht, diese Rezepte habe ich im Kopf.“
Er war wirklich hungrig gewesen, aber noch mehr als Hunger setzte ihm der Durst zu. Die Luft in Caesarea war wesentlich trockener als in Alexandria oder Roma.
Er sprang auf, stellte das Geschirr zusammen und brachte es in die Küche.
Dann wischte er mit dem Lappen, den Demetrios zuvor schon für derlei benutzt hatte, den Tisch ab und rückte die Stühle zurecht:
„Ich danke dir Domina für deine Güte.“
Iunia Proxima gab ihm einen Vorschuss von Vertrauen, der ihn anrührte. Sie schien nicht zu glauben, dass er fliehen wollte. Und den Ball der Benachrichtigungen seiner früheren Herrin spielte sie an ihn zurück.
Tiberios warf der jungen Frau einen Blick zu. Er dachte bei sich, dass nicht nur sie ihn beschützen würde, sondern dass sie mindestens genauso seine Umsicht benötigte.
„Domina Proxima“, sagte er fast feierlich mit einer Verbeugung:
„Du hast mich gekauft, als ich von aller Welt verlassen war und mir geholfen. Die römische Familie, der ich angehörte, ist wohlhabend und nicht undankbar.
Es gibt tatsächlich jemanden aus dieser Gens in Satala, ein miles,der dort stationiert ist. Wenn du mich ihm schreiben lässt, kann es sein, dass ich ausgelöst werde. Es kann aber auch sein, dass sie das nicht tun, da ich zu unwichtig bin. Ich werde dir jedenfalls nach besten Kräften dienen, bis das Schicksal eine Entscheidung trifft.“
Er dachte dabei an Optio Appius Furius Cerretanus, der zuvor bei den Urbanern gewesen und zur Legio XV Apollinaris versetzt worden war. Satala war mehr als zehn Tagesreisen von Caesarea entfernt, daher hatte er vorher diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen. Aber wenn er wirklich schreiben durfte, so war diese Möglichkeit sehr nahe gerückt.
Er rechnete mit der Möglichkeit, dass Domina Furia Stella ihn vielleicht wirklich wieder haben wollte. Bei Dominus Aulus war er sich da nicht sicher. Und Dominus Cerretanus hatte er seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, schon bevor sie nach Alexandria abgereist waren. Aber er war immer freundlich zu Tiberios gewesen.
Er lächelte nun:
„Wenn du mir zeigst, wo das Bett steht, trage ich es in unsere Kammer, Demetrios.“
ich bekomme beim Antworten auf PN ständig eine Fehlermeldung. Ich weiß nicht, an was es liegt.
Vielen Dank. Obwohl eine Kaiserin ja keine gewöhnliche Römerin ist...
Eine kleine Frage zum Klientelwesen
Tiberios wäre als Freigelassener von Furia Stella doch an für sich Klient von Furia Stella, ist das richtig?
Ich wollte fragen, ob eine Römerin hier im Forum denn auch Klienten haben kann?
Oder müsste sich ein Freigelassener ein männliches Mitglied der Gens aussuchen?
Tiberios zuckte die Schultern: „Ich hielt es für deinen Wunsch, Domina, dass ich dich bediene. Doch wenn du es wünschst, setze ich mich.“
Das tat er tatsächlich, und seine Miene hellte sich sichtlich auf, als er das reichliche Essen betrachtete.
„Du meinst, ich darf noch mehr von der Suppe haben?“ Er griff mit einer Hand nach einer Schale und servierte sich. Auch er tunkte mit Brot Flüssigkeit auf, das tat der Jüngling auf anmutige Weise.
„Ich interessiere mich in der Tat für alle Religionen.“, sagte er, nachdem er gegessen hatte: „Ja, ich würde gerne eines Tages, wenn du dafür Zeit hast, Domina, über deine Götter hören.“
Dann fragte Domina Iunia Proxima, ob er nicht vermisst würde und ob er seinen alten Herren schreiben wollte, und Tiberios errötete etwas, während er überlegte, was und wie er antworten sollte. War sich Domina Iunia Proxima denn der Konsequenzen dessen, was sie da vorschlug, bewusst?
„Wenn du mich an meine frühere Domina schreiben lässt, Domina Proxima, wird sie mich als ihr Eigentum wieder beanspruchen, denn ich wurde ihr gestohlen. Sie ist eine römische Bürgerin wie du.“
Tiberios war bei den Furiern im Haushaltsbuch als Eigentum eingetragen worden; sie konnten also nachweisen, dass er eigentlich ihr Sklave war.
Dann wäre Iunia Proxima ihren Sklaven los und vielleicht auch das Geld, welches sie für ihn bezahlt hatte.
Tiberios vergaß nie, wenn ihm jemand gegenüber Güte gezeigt hatte. Daher wählte er seine Worte so, dass die Iunia hoffentlich verstand.
„Sollte ich ihr dennoch schreiben, Domina?“, fragte er nach, mit kühler unbeteiligter Stimme.
Der junge Grieche hatte tatsächlich angenommen, dass er in der Küche essen und dabei nicht zu viel Zeit vertrödeln sollte.
Als nun Demetrios aus der Küche kam, um Suppe und Henqet auf den Tisch zu bringen, zeigte Tiberios zunächst seine Hände vor, um Domina Proxima zu versichern, dass sie sauber waren, stand dann auf und half dem älteren Sklaven, aufzudecken.
Als dieser dann Platz nahm, blieb Tiberios stehen, um beide zu bedienen, wie es in einem luxuriösen Haushalt, in dem zwischen Herr- und Dienerschaft Distanz herrschte, üblich war.
Über aegyptische Gottheiten wusste er nur soviel, dass das etwas mit Krokodil- oder Löwenköpfen zu tun hatte. Da waren die dortigen Griechen zuweilen ignorant und lebten neben der urspünglichen Bevölkerung her.
„Ich kenne mich nicht gut aus mit den Göttern der Aegypter, Domina“, gestand er und warf ihr einen raschen Blick zu. Ein Römer, der eine Aegypterin geheiratet hatte? Was es nicht alles gab.
„Ich war per Schiff von Alexandria nach Roma unterwegs.“, beantwortete er die Frage:
„Es fiel in die Hände von Piraten.* Ich wurde nicht als jemand eingestuft, der ein Lösegeld wert wäre, so verkauften sie mich. Ich ging durch mehrere Hände und immer weiter nach Nordosten, bis ich in deinen Besitz gelangte, Domina Proxima.“
Mehr Details verriet er nicht, denn es war ihm klar, dass er aus der Sklaverei heraus nichts beweisen konnte. Die Aufzeichnungen, die es über ihn gab, waren vermutlich gefälscht.
Domina Iunia Proxima hatte viel Geld für ihn bezahlt. Er musste für sie nützlich sein. Alles andere blieb im großen Feld des Irrelevanten.
* Diese Geschichte wird hier berichtet.
Tiberios nickte wieder und sah kurz hoch, bevor er den Korb mit dem Inhalt in die Küche bugsierte. Jemand werkelte schon dort, ein älterer grauhaariger Mann.
„Chaire Demetrios“, sprach Tiberios ihn wieder auf Griechisch an, das Lied, das er gesungen hatte, kannte er sogar, es war recht populär: Ach Alexandreia…
„Ich bin ein neuer Sklave und heiße Tiberios. Ich darf bitte Gemüsesuppe und henqet haben, hat Domina Proxima gesagt. Ich danke dir.“
Demetrios zeigte ihm, wo er sich Gesicht und Hände waschen konnte. Seine Tunika musste er nicht wechseln, die hatte er erst am Morgen von dem Händler bekommen und sie war noch leidlich sauber.
Tiberios strahlte nun, das Wasser lief ihm im Mund zusammen, denn er war jung genug, um sich über eine gute Mahlzeit zu freuen.
Tatsächlich hatte er das Biertrinken erst in Roma so wirklich entdeckt, aber wenn man sich daran gewöhnt hatte, schmeckte es herb und erfrischend.
Tiberios beeilte sich, die warme, frische Suppe auszutrinken und das kühle Henqet, da er wusste, dass seine Domina ihn erwartete. Er spülte seine beiden Becher ab, nickte Demetrios noch einmal zu und lief zurück in den Schankraum.
„Du sagtest, ich darf fragen. Du bist Alexandrinerin, Domina Proxima?“
Es war keine wirkliche Frage, Tiberios war sich sicher. Er fuhr fort:
„Alexandria ist auch meine Geburtsstadt. Und daher der göttliche Schesmu der Aegypter im Namen der Taberna, nicht wahr?“
Obwohl sie unter sich waren, nannte er sie nicht nur „Proxima“, das schien ihm noch zu vertraulich. Vielleicht würde er es eines Tages aber tun.
„Was sollte ich denn alles wissen, Domina?“, fragte er dann.
Tiberios nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte und setzte sich in Bewegung. Dabei schaute er auf den Korb.
Hatte sich dadrin gerade etwas bewegt? Ein Tier? Er hatte es nicht so mit Tieren; kleinen ging er aus dem Weg, große flößten ihm Respekt, wenn nicht schon Furcht ein.
Er trug den Korb äußerst vorsichtig.
Erst weiter entfernt vom Sklavenmarkt blieb seine neue Domina stehen und schenkte ihm ein Lächeln.
So unnahbar und streng wirkte sie jetzt nicht mehr.
Nun sprach sie mit ihm – auf Griechisch. Und als Tiberios den vertrauten Akzent hörte, wusste er, dass ihn seine Tyche wieder einmal auf ihre ganz eigene Weise geführt hatte:
Hier im cappadokischen Caesarea auf Alexandria zu treffen, glich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen und doch. Es war so. Noch so viel mehr konnte geschehen.
Zu nächst einmal schien man ihm seinen Namen lassen zu wollen.
„Mein Name ist Tiberios. Mein erster Herr, unter dessen Dach ich geboren wurde, gab ihn mir. Ich danke dir, wenn ich ihn behalten darf, déspoina Proxima“, antwortete er ebenfalls auf Griechisch. Ob er Fragen hatte? Er war neugierig. Aber nun galt es erst einmal einen Korb mit etwas Lebendigem nach Hause zu bringen und sich den Weg zu merken.
Vor der Taberna blieben sie stehen. Sie war nicht allzu groß, aber sie wirkte einladend und es roch verlockend. Aus der Hand von Schesmu. Das hatte er also richtig verstanden.
Während Tiberios neue Herrin mit dem Sklavenhändler noch einige Angelegenheiten regelte, hörte er genau zu: Der Name der Domina war Iunia Proxima, also offensichtlich wirklich eine Römerin. Ob sie mit den Iuniern in Roma verwandt war oder nur den gleichen Gensnamen hatte? Es gab auch einen Dominus, ihren Bruder, der den Namen Iunius Verax trug.
Sie besaßen wohl eine Taberna, die "Aus der Hand des Schesmu " hieß. War Schesmu nicht ein aegyptischer Gott? Vielleicht gab es ihn aber auch in Cappadocia, da kannte er sich nicht gut genug aus mit aegyptischen Göttern; In Alexandria ad Aegyptum hatte er nicht im aegyptischen Viertel Rhakotis gelebt, sondern in Delta. Und es bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass er sich gerade verhört hatte....
Er hörte auf, nachzudenken, als die Herrin ihm ihren Einkaufskorb in die Hand drückte.
Der nächste Satz erstaunte ihn doch: Den Sklaven nehme ich direkt mit, wenn es dir nichts ausmacht. Dann kann er gleich anfangen seine Schuld abzuarbeiten.
Was war das für eine Interpretation des Sachverhaltes? Domina Proxima - er musste noch herausfinden, wie sie genannt werden wollte - hatte ihn käuflich erworben, er hatte keine Schulden bei ihr.
Noch hatte sie kein Wort und keine Frage an ihn gerichtet. Er wusste nicht einmal, ob er seinen Namen behalten durfte. Er wusste gar nichts.
Die neue Domina war so unnahbar wie der Gott, den sie - vielleicht? - verehrte.
"Verbleiben wir so, edle Iunia Proxima", sagte der Sklavenhändler und grinste über beide Backen: "Viel Freude mit deinem Einkauf!" Zu Tiberios sagte er natürlich nichts weiter. Nun wurden zwei Schwestern, die sich an den Händen fassten, auf die Bühne getrieben, und die Auktion ging weiter, während der Schreiber des Gomidas routiniert die Unterlagen für den gerade Verkauften ausstellte.
Tiberios hielt sich bereit, seiner neuen Herrin in angemessenem Abstand zu folgen.
„ Zweihundertvierzig Denare!“, wiederholte der Sklavenhändler: „Zweihundertvierzig Denare sind geboten für diesen netten Griechen mit den Locken. Noch ist Zeit, zuzuschlagen, verehrte Herrschaften, denn gleich wird es zu spät dafür sein.
Wenn ihr zuhause seid, werdet ihr es bereuen, nicht zugegriffen zu haben…. Zweihundertvierzig zum ersten...zum zweiten....."
Viridomarus bot nicht weiter...
"...und der Sklave hier geht für zweihundertvierzig Denare an die edle Bieterin hier."
Er wies mit großer Geste auf Iunia Proxima.
Viridomarus indes gab ihm die Hand und verabschiedete sich. Außerdem versprach er eventuell Geschäfte in der Zukunft.
"Danke dir, edler Viridomarus für die Glückwünsche!", sagte der Händler: "Hoffentlich bis später einmal. Der Schutz des Mercurius über deinen Geschäften!"
Viridomarus hatte freilich ein ganzes Heer von Sklaven und Geld hatte er auch; hätte er gewollt, hätte er sich ein Dutzend Jünglinge kaufen können oder griechische Philosophen oder Tänzerinnen aus Gades oder was auch immer.
Bei Iunia Proxima war sich Shahan Gomidas nicht so sicher. Sie sah mehr nach Mittelstand aus. Aber gekauft war gekauft.
Eilfertig wieselte er zu ihr, einen Schreiber im Schlepptau:
"Glückwunsch zum Vertragsabschluss", sagte er: "Bitte gib mir deinen Namen und Anschrift und eventuell auch den Namen deines Tutors. Mein Schreiber macht dann die Unterlagen fertig. Ordnung muss sein, schon wegen der Steuer."
Beim Verkauf eines Sklaven wurden Steuern an die Römer fällig, weshalb Gomidas später natürlich auf dem Papyrus die Verkaufssumme nach unten korrigieren würde:
"Ich komme nach Verkaufschluss in der Mittagsstunde wegen der Bezahlung und Quittierung bei dir vorbei.", sagte er.
Niemand schleppte so viel Geld mit sich herum. Überall gab es Taschendiebe und Räuber.
Außerdem konnte er die Gelegenheit nutzen, ein wenig mit der Schönen zu schäkern:
"Hattest du mir nicht ein Mittagessen zugesagt, werte Dame, mit Bier und dem Vergnügen deiner Gesellschaft?"
Vielsagend zog er die Augenbrauen hoch.
Dann wies er auf Tiberios:
"Deinen Einkauf - möchtest du ihn gleich mitnehmen oder soll ich ihn nachher liefern?"
Tiberios schaute Viridomarus einen Moment nach. Hatte der ihn wirklich nicht erkannt? Gab es solch einen großen Unterschied zwischen dem furischen Maiordomus, der die Procura seiner Herren besessen und in ihrem Namen gehandelt hatte, als seien sie selbst anwesend und ihm, dem Sklaven Tiberios, einfach nur Tiberios?
Er hatte nichts mehr außer sich selbst, und das änderte wohl alles.
Tiberios verbeugte sich vor seiner neuen Domina. Noch hatte er kein Wort gesagt. Noch hatte sie mit ihm kein Wort gesprochen.
Der Grieche war es von früher gewöhnt, Menschen nach ihrem Stand einzuschätzen, und er ahnte, dass die junge Frau an ihre finanzielle Schmerzgrenze gegangen war. Was hatte sie dazu bewogen?
Was es auch war, Tiberios nahm sich vor, dass sie es nicht bereuen sollte.