Beiträge von Tiberios

    Dies war Alexandreia, Alexandria.

    Hier hielten sich die Griechen für die Klügsten, die Juden für die Reinsten, die Ausländer für die Geschäftstüchtigsten; die Aegypter, die in Rhakotis, dem Elendsviertel der Stadt, lebten, für die Betrogensten, und alle zusammen für entweder lasterhaft oder fromm oder beides: Alles Vorstellbare war an jeder Straßenecke zu haben beziehungsweise zu kaufen: Die geheimsten Geheimnisse des Hermes Trismegistos, serische Seide oder menschliche Schönheit.

    Über Alexanders heiliger Stadt aber thronte im verheißungsvollen Licht des aufkommenden Tages das Museion,den Musen geweiht, die Forschungsstätte und die große Bibliothek des gesammelten Wissens der Menschheit, die so viele berühmte Namen hervorgebracht hatte: Euklid, Heron,Plotin


    Tiberios hatte das Museion noch nie betreten, natürlich nicht. Er gehörte zu dem vielköpfigen Heer von jungen paides, höflich und dienstbeflissen, darauf ausgerichtet, zu gefallen, und für einen neuen Chiton oder ein neues Duftöl dem Spender zuzulächeln.

    Als man entdeckte, dass er ein gescheites Kind mit einer guten Merkfähigkeit für Zitate und Gedichte war, führte Athenodoros ihn zuweilen vor wie ein dressiertes Äffchen.

    Die Ausbildung, die Tiberios bekommen hatte, war nützlich, und er war stolz darauf. Aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu erziehen. Es reichte, wenn er die Hausregeln beherzigte und Anweisungen gewissenhaft ausführte.


    So war der Stand der Dinge, als er Philippos Heim betrat. Dieser wünschte, die Aeneis in Koiné übersetzt zu haben und hatte daher Athenodoros gebeten, ihm den Schreiber als Übersetzer für zwei Monate auszuleihen.

    Nicht Athenodoros teilte Tiberios die Neuigkeit mit, sondern der akolouthos, der Hausvorsteher; und der Sklave packte sein Badebesteck, einen Chiton zum Wechseln und seine theke mit seinem Schreibzeug – mehr an persönlichem Besitz hatte er ohnehin nicht.


    Philippos hatte in der Neapolis im ersten Obergeschosses eines Stadthauses eine Wohnung, und als Tiberios nach einem morgendlichen Fußmarsch anklopfte, empfing ihn ein älterer Sklave:

    Willkommen junger Mann“, sagte er: „Bis der Herr kommt, gestatte mir, dir die Räumlichkeiten zu zeigen. Fangen wir mit dem Xenon an, deinem Gästezimmer – hier kannst du dein Bündel lassen, sollten dir dein Raum nicht zusagen, so kannst du einen anderen wählen. Dann das Balaneion, bestimt wirst du später baden wollen, und natürlich die Bibliothek, wo du arbeiten wirst, nd ach ja, das Andron, das Speisezimmer und wenn du zu essen und zu trinken möchtest, sag einem von uns Dienern Bescheid, wir sind hier zu dritt und angehalten, dir deine Bedürfnisse zu erfüllen.“


    Tiberios hatte zuhause keinen eigenen Schlafplatz, sondern schlief, wo es sich gerade ergab, und da Athenodoros nichts von Schlägen hielt, bestanden seine Disziplinierungen gewöhnlich darin, des Abendessens verlustig zu gehen. Sich nun eines eigenen Zimmers zu erfreuen und dazu sich Nahrung wünschen zu dürfen so viel er herunter bekam, das erschien ihm über alle Maße großzügig, und er wollte gleich die Probe machen:

    „Könnte ich bitte einen Becher Wasser haben?“, fragte er.

    Der Sklave deutete hinter sich: „Hier stehen immer Krüge mit Wasser und Becher, und wenn du Obst oder Gebäck magst, nimm dir.“

    Tiberios trank einen Becher Wasser und aß eine mit Mandeln gefüllte Dattel, dann besann er sich auf seine Pflichten, und er meinte: „Ich werde gleich mit den Übersetzungen anfangen.“

    Der Sklave des Philippos nickte, und zeigte ihm einen Tisch, Wachstafeln, Griffel und sonstiges Schreibzeug; alles noch feiner als das von ihm mitgebrachte; glatter glänzender Papyrus von bester Qualität; sattschwarzeTinte und bereits zurecht geschnittene Schilfrohre.

    Tiberios prüfte alles, dann öffnete er die erste Schriftrolle von einem Stapel, die mit bunten Bändern und Nummern gekennzeichnet waren.

    Arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris…*

    Er übersetzte von einer Sprache, die er sehr gut konnte in seine Muttersprache, das war ein reines Vergnügen, und Tiberios arbeitete bis es dämmerte, ohne dass er seinen Auftraggeber zu Gesicht bekommen hätte.


    Sim-Off:

    * Waffen besing ich und den Mann, der zuerst von Trojas Gestaden ….

    Philippos oder der rechte Augenblick

    Auf einer Kline zu liegen, mochte vergnüglich sein, neben einer zu stehen, war oftmals langweilig, und Tiberios, dem das aufgetragen war, verbrachte die Zeit damit, die ihn umgebenden Menschen zu beobachten.

    Menschen ließen sich lesen wie Schriftrollen, fand er, sie erröteten, atmeten schneller, manchmal griff eine Hand in die andere, ein Blick, ein Lächeln, das die Augen nicht erreichte, eine Geste…. der junge epistolographos, der Briefeschreiber des Athenodoros hatte tatsächlich keine andere Aufgabe, als nur zu warten, ob seinem Herren eine erinnerungswürdige Sentenz einfiel oder irgendetwas, was keinen Aufschub duldete, dann nahm er Wachstafel und Griffel und schrieb es auf.

    Ansonsten gehörte er zum Inventar wie der Beistelltisch, es wurde erwartet, weder zu husten noch sich zu räuspern; sein Glück war, dass seine Gesundheit hervorragend war, noch war er ja jung.

    Die Sklavin Anippe, die die Dienste eines Mundschenks versah, lächelte ihm zu, wenn keiner hinsah.

    Sie war aufmerksam, mischte im richtigen Verhältnis Wasser und Wein, alles mit sorgfältig anerzogenen und gemessenen Bewegungen. Anippe war hübsch, von einer dunklen, trägen Schönheit. Aber auch sie war unauffällig, wenn sie es sein musste, und niemand bemerkte ihre schelmischen Augen und ihren immer zu Streichen aufgelegten Sinn.

    Tiberios, der sie kannte, wartete so halb darauf, dass sie versuchen würde, ihn zum Lachen zu bringen, denn das durfte er nicht, und gerade dieser Widerstreit zwischen Lachbedürfnis und Dienstausübung war dann etwas, das ihm sagte, dass das Leben schön und herrlich war.

    Angst vor Schlägen hatte er nicht; Athenodoros hatte ihn nie geschlagen. Und Anippe heulte und kreischte immer schon vorher so erbarmenswürdig, dass sie meistens auch gimpflich davon kam. Jetzt schloss sie halb die Augen, warf den Kopf hoch, spitzte wichtig die Lippen – und bot eine Imitation ihres Herren, der sich gerade mit einem Mann unterhielt, der der eutheniarchos, der für die Getreideversorgung zuständige Magistrat, war.

    Sein Name war Athenaois, und er hatte seinen Sohn Philippos mitgebracht, der sich auf der dritten Kline fletzte und zuhören sollte; es ging eigentlich um den Ankauf von Seide, aber der heutige Abend war dazu gedacht, Freundschaften zu schließen. Philippos, im letzten Jahr seiner ephebia; sah auch eher so aus, als wäre er lieber woanders. Vermutlich interessierte ihn Seide wenig. Er lag da, trank nur wenig und spielte mit der Quaste des Kissens, mit dem er seinen Ellenbogen abstützte.

    Sein Profil war Tiberios zugewandt, ein etwas mutwilliges Profil mit kleinen Ohren, glatt anliegendem schwarzen Haar, und als er nun den Kopf wandte und Tiberios ansah, bemerkte dieser, dass Philippos große glänzende Augen hatte, schwarz wie Kohlestücke im goldenen Schein des Lichtes der Öllampen.

    Tiberios senkte erschrocken den Blick; es war nicht statthaft, jemanden so anzustarren, dass er es bemerkte, aber Philippos lachte nur : „Ist dir langweilig, kleiner Schreiber?“, fragte er: „Brauchst du eine Beschäftigung? So schreib: Gignoske kairon*". Er gähnte.

    Tiberios notierte das Gesagte in seiner schönsten Handschrift auf, und sein Herr Athenodoros bemerkte:"Er kann dir auch alles auf Latein hinschreiben, wenn du das wünschst.." Tiberios war in einem paedagogium puerorum**, einer Schule für Sklaven, ausgebildet worden.

    Philippos machte gespielt so, als würde er von der Kline fallen, eine Augenbraue zog er hoch: „Für was denn das, Athenodoros?“ Die Römer in Alexandria sprachen für gewöhnlich Koine.


    "Wenn ich mit Römern zu tun habe, ist es nicht immer schlecht, zu wissen, was sie unter sich reden.“


    „Aha. Ein Spitzel also.“, sagte Philippos. Sein Vater anstatt ihm Schranken zu weisen, schenkte ihm ein Lächeln. Philippos war eindeutig nicht im alten griechischen Geist erzogen, und Zurückhaltung kannte er nicht. Ein Flegel. Vielleicht war es aber auch nur der Hochmut eines polites alexandrinos, eines Alexandriner Vollbürgers, gegenüber des Fremden, mochte er noch so wohlhabend sein: "Und wen soll er heute ausspionieren?“

    Jetzt aber schnalzte Athenaois mit der Zunge, eine missbilligende Geste:„Bestimmt niemanden“, meinte er begütend. Philippos klopfte neben sich auf die Kline: „Komm her, Schreiber und Spion“, spottete er: „Wie heißt du?“


    „Tiberios, Herr“


    „Das ist nicht wirklich dein Name, oder? Aber du bist Grieche, oder? Wieso so etwas so Anbiederndes wie Mann vom Tiber?“


    „Ja, Herr….“, den Rest der Frage konnte der junge Sklave nicht beantworten.

    Philippos schaute ihn mit exaltiertem Mitleid an: „ Ich nehme an, dass du dir diesen Namen nicht selbst verbrochen hast?“

    Athenaois lachte auf, und Athenodoros, dem das Gastrecht heilig war, lachte süßsauer mit. Der Name war die Idee von Tiberios Mutter gewesen, der er erlaubt hatte, ihrem Sohn einen Namen zu geben: „Er ist nach Tiberios Claudios Balbillos benannt, der unter Kaiser Neron Praefekt war."

    „Na Balbillos war wenigstens einer von uns. - Wie heißt der Satz, den ich dir diktiert habe, auf Latein?“


    Nosce tempus, Herr“


    Klingt furchtbar.“, eine Geste zu Anippe mit dem Becher: „Spielst du Senet, Tiberios?“**


    Das war Tiberios erste Begegnung mit Philippos. Eines Tages würde er ihn lieben. Aber im Moment hatte der Sklave eher Angst vor ihm, seinen durchdringenden schwarzen Augen und seiner spöttischen Art.


    Sim-Off:

    *erkenne den kairos, den richtigen Moment **über die Existenz solcher Ausbildungsstätten ***aegyptisches

    Brettspiel

    Furianus Tiberios: "Agathe Tyche*"


    Die Gattin von Waballat, der sich in Alexandria Athenodoros nannte, da dies die Übersetzung seines palmyrenischen Namens "Geschenk der Göttin Allat" war, besaß eine junge Ornatrix namens Kainis.

    Sie war munter und witzig, zierlich und hellhäutig, grauäugig wie Selene, und Athenodoros mochte sie sehr gerne.

    Ein Jahr später, am 24. Epiphi, im dritten Monat des Schemu, der Erntezeit, brachte sie ein Kind zur Welt. Da seine Mutter unfrei war, war Tiberios es auch, und er war oikogenes, ein im Hause seines Herren geborener Sklave.


    Hier in loser zeitlicher Reihenfolge Geschichten aus jener Zeit, bevor Furianus Tiberios, wie er viel später als freier Mann heißen sollte, nach Rom verkauft wurde. Und was auch geschah, er vertraute auf sein gutes Geschick.


    Sim-Off:

    * gutes Schicksal, aber auch die Stadtgöttin von Alexandria

    Tiberios verneigte sich kurz, als Tarkyaris ihm gestattete, seinen Namen zu behalten: „Ich danke dir, Herr“

    Es war ungewöhnlich, dass sein Name gefiel; in Alexandria hatte man sich über diese offensichtliche Anbiederung an die Römer durch seinen ehemaligen Herren eher lustig gemacht.

    Aber er gehörte ihm, und er war gerade das einzige, was er an Eigentum besaß. Das Tarkyaris ihn ihm ließ, empfand er als unerwartetes Privileg.


    Als sein neuer Eigentümer nun weitersprach, hob Tiberios für einen Moment den Kopf und schaute sein Gegenüber mit glänzenden Augen an.

    Auch er war im Geiste von aien aristeuein* aufgewachsen und den Willen eines solchen besten Herren auf so makellose Weise zu verkörpern, dass sie quasi ununterscheidbar wurden, erschien wie die Vision des Morgensterns an seinem geistigen Horizont.

    Das Bild, das Tarkyaris heraufbeschwor, rührte an einer Seite von ihm, so wie ein geschickter Lyraspieler seinem Instrument die gewünschten Töne entlockte: Die Möglichkeit der Wirksamkeit in dieser Welt…ein Wort von ihm, ein Zugriff, und sie konnte Wirklichkeit werden. Und Tiberios würde geliebt werden.....


    Tarkyaris kühnes Gesicht zeigte keine Regung.

    Dann hob er die Hände, und auch seine folgende Bemerkung traf den Griechen ins Mark, doch diesmal traten ihm Tränen in die Augen.

    Sein erster Herr hatte ihn verkauft, daher fühlte Tiberios keinerlei Verpflichtung ihm gegenüber, aber alles, was er sonst war, war er nur durch die Furier im fernen Roma. Sie hatten ihn beschützt, erhoben; sie vertrauten ihm, und er war Teil der familia.


    Würde man ihn zwingen, sein altes Leben zu vergessen, würde er das aus dem einfachen Grund heraus, keine andere Wahl zu haben, tun.

    Auch einem neuen Herren würde er mit all seinen Kräften dienen.


    Aber dem Tempelfürsten schien es nicht um Zwang zu gehen. Er forderte eine Entscheidung ein.


    Und so sehr Tiberios überleben wollte und so sehr ihn die strahlende Zukunft lockte, er brachte es nicht über das Herz, seine Domina zu verraten.

    Ja, er war oft eigenmächtg gewesen in seinem Handeln, er hatte nicht immer die Wahrheit gesagt, er hatte Dinge verheimlicht, aber seine Treue und seine Hingabe waren von eigener innerer Wahrheit.


    „Es liegt bei dir, was du mit einem solchen Sklaven tun willst.“, flüsterte er traurig.

    Es war ihm, als würde das herrliche Bild, das ihm der Tempelfürst gemalt hatte, verblassen und eine gewaltige Eisentür donnernd ins Schloss schlagen; und er glaubte sich verloren.



    Sim-Off:

    * stets der Beste sein

    Tiberios hatte lange keinen Tisch mehr gesehen, auch keinen Schreibtisch.

    Er fühlte die seltsame Regung, dass er gerade Calami und Wachstafeln vermisste und Tarkyaris um die Tatsache beneidete, dass dieser an einem Tisch sitzen konnte. Denn die ganze Reise hatte der Grieche ja auf dem Boden zugebracht.


    Er wusste schon, dass er begutachtet werden sollte.

    Im Gegensatz zu den anderen jungen Gefangenen war er als Sklave geboren worden und daher erschien es ihm normal, dass sein neuer Herr erkunden wollte, für was er taugte.

    Das er es aber gerade jetzt wollte, war vermutlich seinem, Tiberios, Lächeln zu verdanken, mit dem er um Aufmerksamkeit geworben hatte.

    Tarkyaris schien ein aufmerksamer Beobachter zu sein. Er hatte nicht nur registriert, was, sondern vor allen Dingen warum seine Neuerwerbung das getan hatte.


    Tiberios hob den Blick nicht, das würde er tun, wenn er die Erlaubnis dazu bekam, seinen neuen Herren direkt anzusehen.

    Es gab einiges zu bedenken, und das tat er auch: Tarkyaris sollte wissen, dass er kein Arbeiter war, sondern in gehobener Position gedient hatte, dass er vertrauenswürdig war, und seine frühere Herrin ihm auch völlig vertraut hatte.

    Desweiteren, dass er Grieche war und paideia besaß, die entsprechende Bildung. Außerdem war er ein epistolográfos, ein Scriba; diese Ausbildung in Kombination mit seinem Alter würden hoffentlich verhindern, dass man ihn an irgendein Lupanar weitergab oder an jemanden, der nur einen Lustknaben suchte.

    Diese Gedanken jagten durch Tiberios Kopf, während er vor dem Fenster stehen blieb und seinem Gegenüber Muse gab, ihn eingehend zu betrachten.

    Er würde auch näher kommen, wenn Tarkyaris das wünschte. Es ging ihm gerade nicht um Moral, sondern um ein gutes Leben, nachdem die Frage des Überlebens zumindest vorläufig geklärt schien. Es gab aber einfach zu viele Gräber von jungen Sklaven, denen ein schlechtes Leben beschieden worden war.


    Dann hörte Tiberios Tarkyaris wohlwollende Stimme: "Erzähl mir ein bisschen von dir, Sklave.“


    „Mein Name ist Tiberios, Dominus Tarkyaris, ich wurde in Alexandria geboren und stehe nun in meinem neunzehnten
    Jahr. Ich bin ein im Haus geborener Sklave. Ich bekam eine gute Erziehung, wurde zum Scriba ausgebildet und beherrsche alles Erforderliche. Ich bin aber auch geschult im Vortragen von Gedichten oder philosophischen Werken.
    Im Hause meiner römischen Herrin hatte ich als Hausvorsteher eine Vertrauensstellung. Wenn es etwas zu lernen gibt, so bemühe ich mich, es zu lernen, Herr.

    Kapitän Donyi …. entwendete mich auf der Reise nach Roma.“, nach römischem Recht war Tiberios eine Sache, was aus seiner
    Entführung einen Diebstahl werden ließ.


    Er machte eine Pause. Er sagte nichts davon, dass er zurück wollte zu den Furiern oder nach Roma.

    Es war als hätte er sein früheres Leben vollkommen vergessen. Er beschwerte sich nicht noch versuchte er sein Los zu verbessern, auch fragte er um keine Vergünstigung.

    Es ging darum, dass er, Tiberios, Dominus Tarkyaris, je nachdem was dieser in ihm sehen wollte, ansprechend, gescheit, diensteifrig und vor allen Dingen nützlich erschien.

    Die Sklaven, die den Umständen entsprechend ohne Grausamkeit behandelt wurden, ertrugen ihre Unterbringung im Bauch der Corbita, obwohl die Hitze und die Finsternis ihnen viel abverlangte. Eine Lethargie hatte sich selbst der Muntersten unter ihnen bemächtigt; meist schliefen sie oder starrten ins Leere. Die Präsenz der Tiere unter Deck, ihr Schnauben, ihre animalische Wärme, ja selbst ihr Geruch, hatten etwas Tröstliches, als wäre man nicht ganz alleine auf der Welt. Und auch sie, die jungen Gefangenen rochen, wie Menschen rochen, die man tagelang ohne Bad eingesperrt hatte.


    Als man eines Tages Tiberios eine Schüssel mit Wasser und Milch brachte und ihm mit kurzen Worten befahl, sich zu waschen und danach zum Kapitän zu kommen, war sein erstes Gefühl Dankbarkeit.

    Wie lange hatte er sich nicht waschen dürfen, es war eine Wohltat.

    Er wusch sich Gesicht und Hände und mit der flachen Hand was er sonst noch konnte; danach reichte er den Müttern das Milchwassergemisch für ihre Kinder. Ein wenig vermisste Tiberios sein Badebesteck, um sich Haare auszuzupfen, aber er tröstete sich damit, dass er zu jenen hellen Typen gehörte, die nicht zu allzuviel Körperbehaarung neigten.


    Nach dem Waschen stieg der Grieche die Treppe hinauf, und wieder musste er mit der Hand die Augen schützen, so sehr blendete ihn die Sonne, und auf diese Weise ging er halbblind ein paar Schritte weiter. Als er undeutlich die Schemen eines Mannes erkannte, sprach er ihn an: „Salve, mir wurde befohlen zu Tarkyaris kommen. Bitte wo finde ich ihn?“

    Der Mann nahm ihm am Arm und bugsierte ihn in die Richtung, in der sich der Genannte befand. Tiberios blinzelte. Allmählich gewöhnte er sich an das Tageslicht, tief sog er die frische Luft in die Lungen, allein das war wunderbar.


    „Du stehst vor Tarkyaris, Sklave“, brummte sein Begleiter und legte ihm die Hände auf die Schultern, um ihn etwas zu drehen.


    „Salve Dominus Tarkyaris, du hast mich rufen lassen.“, sagte Tiberios und verbeugte sich tief. Dabei klopfte ihm das Herz bis zum Halse.

    Ob vielleicht Lösegeld von den Furiern gekommen war?...Vielleicht würde man ihn zurück schicken nach Roma? .. Doch wie sollte jemand erfahren haben, wo er ….


    Der Grieche rief sich zur Ordnung. Die Vergangenheit war vergangen und musste es so lange bleiben, bis sich eine Möglichkeit bieten würde. Er selbst war in seiner Gegenwart angekommen, die unerbittlich und ungewiss war, es gab kein Vorwärts, es gab kein Zurück. Sein Schicksal hing dem Mann, der ihn hatte rufen lassen: Tarkyaris,sein neuer Herr war er; schlank und anmutig, und seine Augenfarbe wie die trügerische See.



    Sim-Off:

    Tiberios wurde zwischenzeitlich von seiner Domina freigelassen, wovon er aber sim on keine Ahnung hat. Und es würde, da er in die Hände von Piraten fiel, auch nichts an seiner Situation ändern.

    Bei mir wird der Link nicht als gefährlich eingestuft, doch wenn es so ist, entferne ich die Verlinkung. Vieleicht falsches Land?


    Dort wird gesagt, dass das Pomerium folgte nicht der Linie der servianischen Mauern und blieb unverändert, bis der Diktator Lucius Cornelius Sulla es 80 v. Chr. erweiterte. In der Zeit des Imperator Claudius gab es eine Erweiterung.

    Diese Erweiterung ist in Tacitus aufgezeichnet und von Aulus Gellius beschrieben.

    Die Gruppe junger Neu- Sklaven schaute still und beinahe schicksalsergeben zu Boden.

    Die Mütter, die begriffen hatten, dass man sie nicht von ihren Babies trennen würde – zumindest vorläufig nicht – verstummten und gaben sich alle Mühe, dass ihre Kinder nicht weinten. Auf Gedeih und Verderb waren sie nun dem fremden Käufer ausgeliefert, das wussten sie.

    Nur die ganz Kleinen grinsten Tigranes zu. Der Mann hatte sie während seiner Untersuchung gekitzelt, und sie hielten es daher
    alles für Spaß.


    „Vale bene, Rex. Eine Freude mit dir Geschäfte zu machen.“, sagte der Kapitän. Cappadocia war gut. Auch unter den Kindern konnte ja noch ein römischer civis oder ein alexandrinischer polites sein; je weiter weg von den Verwandten sie verschleppt wurden, desto besser. Aus der Sklaverei heraus war es so gut wie unmöglich, sein Bürgerrecht zu beweisen. Auch

    Piraterie und Menschenraub waren einer der Quellen für den unerschöpflichen Bedarf des Imperiums nach Sklaven.

    Doniy fürchtete die Römer nicht. Er war nicht zu fassen und mit der Beute und dem Kaufpreis für die Sklaven würde es wieder eine Weile dauern, bis sein Schiff an der Seite eines anderen Schiffes auftauchen würde – unerbittlich und tödlich wie das Meer selbst.

    Und doch – dieser grausame Mann fürchtete Tarkyakis, der selbst in der Unterwelt einen gepfefferten Ruf hatte . Er hätte nie gewagt, ihn auf irgendeine Weise zu betrügen.



    Tiberios inmitten der verkauften Ware schloss einen Moment die Augen. Er hatte den Fehler gemacht, Tarkyaris zu beobachten, so wie Sklaven und Strafgefangene das taten, unter gesenkten Lidern und ohne den Kopf zu drehen. Dennoch war dieser war wohl feinfühlig oder besser gesagt wie ein wildes Tier und schien zu wittern, wenn man ihn länger ansah. Denn auch sein Käufer schaute ihn nun länger an.


    Der Grieche überlegte: Was für eine Art Dominus war dieser Mann? War es besser, hervorzustechen aus der Schar der Sklaven oder unauffällig mit dem Strom zu schwimmen?

    Er musste eine Gelegenheit finden, ihn zu überzeugen, dass er, Tiberios, überaus nützlich sein konnte. Wie beim ersten Mal, als er verkauft worden war, hatte er nur ein Ziel: Zu überleben.

    Wieder schaute er zu Tarkyaris herüber, diesmal doch wesentlich auffälliger, so dass dieser es bemerken musste, und diesmal mit einem scheuen Lächeln.

    Gab es die echt nachweislich überhaupt nicht? Allgemein wirkt die Faktenlage auf mich dazu sehr dünn und zugunsten der Christen in der heutigen Rezeption propagandistisch zurechtgebogen, wie beispielsweise auch die "Babylonische Gefangenschaft".

    Hier eine ungefähre Zeittafel. Die Christen gibt es seit den Sechzigerjahren.



    Ich finde ja schon, dass man auch seine dunkle Seite hier ausleben kann und soll.

    Da musste ich auch überlegen, wie ich das mit den Sklaven formuliere :D

    Grußwort eines römischen Sklaven :)


    Mein Name ist Tiberios, und ich wurde als Sklave nach Rom verkauft. Ich fing als gewöhnlicher Schreiber an und wurde später zum Maiordomus der Familie Furius.


    Wir Sklaven sind die im Schatten, von denen niemand spricht.

    Doch wir sind es, die das Imperium am Laufen halten:

    Ob Scriba, Kammerdienerin, Medicus, Leibwächter, Lehrer für die Kinder, Friseur oder Tänzerin,

    ohne uns geht nichts bei den Schönen und Reichen Roms.


    Und dein Schicksal ist nicht ausweglos: Verdiene dir das Vertrauen deines Eigentümers.

    Beschütze deine Herrin mit deinem Leben.

    Ergattere eine hohe Position im Haushalt deines Herren, vermehre sein Vermögen oder werde gar freigelassen.


    Das Imperium braucht deine Dienste.

    Narnia habe ich leider noch nicht gelesen. Lewis und Tolkien waren wohl allerdings befreundet und pflegten regen Austausch bezüglich ihres literarischen Schaffens und Weltenbaus, von daher kann ich mir gut vorstellen, dass sie dahingehend in mancher Hinsicht ähnlich tickten.


    Tolkien hat Lewis Narnia übel genommen, er mochte dieses Vermischen der Welten nicht, das fand er unseriös.

    Das Werk von Tolkien ist an Würde und Größe in meinen Augen bislang literarisch unerreicht. Da sitzt jedes Wort. Für das Silmarillion muss man allerdings recht hartgesotten sein. Ich mag besonders die Akallabêth, die vom Aufstieg und Untergang von Númenor handelt.

    Ja, genau das empfinde ich auch so, mochte das Silmarillon allerdings weniger. Gerade weil da soviel erklärt wird, was im HdR eher wie ein halbvergessener Mythos aufscheint. Die Andeutungen waren für mich stärker als die ganze Geschichte zu kennen.


    nach 50 Seiten Grashalm-Grashalm-Grashalm hab ich die Faxen dicke gehab

    Der Einstieg ist aber auch etwas ungünstig....60 Seite Hobbitkunde :D

    ... oder warum man Merry & Pippin nicht einfach wegließ.

    Nein. Am Ende "Die Eroberung des Auenlandes" haben auch die Beiden ihre Entwicklung abgeschlossen, dieses Kapitel, wie sie nach Hause kommen und ihr Land zerstört vorfinden, ist fast noch einmal ein klassischer Entwicklungsroman im eigentlichen Roman.


    Die Biografie des Autors ist ein wichtiges Instrument, um einen Text besser zu verstehen, sollte aber nicht dazu verleiten, das Werk autobiografisch zu deuten. Im Umkehrschluss wäre jedes belletristische Werk eine verschlüsselte Autobiografie. :)

    Tolkien schrieb im Vorwort 1966:

    Zitat


    „Was die tiefe Bedeutung oder ‚Botschaft‘ des Buches angeht, so hat es nach Absicht des Autors keine. Es ist weder allegorisch, noch hat es irgendeinen aktuellen Bezug. […] Ihr Ursprung sind Dinge, die mir schon lange im Sinn lagen oder in einigen Fällen schon niedergeschrieben waren, und wenig oder nichts wurde durch den Krieg, der 1939 begann, oder durch seine Folgen verändert. […] Der wirkliche Krieg hat weder in seinem Verlauf noch in seinem Ausgang eine Ähnlichkeit mit dem Krieg der Sage. […] Denkbar wären auch Deutungen gemäß den Vorlieben oder Ansichten derjenigen, die auf allegorische oder aktuelle Bezüge Wert legen. Doch die Allegorie in allen ihren Formen verabscheue ich von Herzen, und zwar schon immer, seit ich alt und argwöhnisch genug bin, ihr Vorhandensein zu bemerken. Geschichte, ob wahr oder erfunden, mit ihrer vielfältigen Anwendbarkeit im Denken und Erleben des Lesers ist mir viel lieber. Ich glaube, dass ‚Anwendbarkeit‘ mit ‚Allegorie‘ oft verwechselt wird; doch liegt die eine im freien Ermessen des Lesers, während die andere von der Absicht des Autors beherrscht wird.“

    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Herr_der_Ringe


    Aber wenn schon Politik, so hat man in ihm auch einen Vorläufer der Ökobewegung gesehen; Mordor und Isengart sind ja geradezu Prototypen einer zerstörten Landschaft, und die Ents - Bäume, die die bestrafen, die sie abschlagen - noch grüner geht es kaum. Auch die Sehnsucht nach dem einfachen, nahezu technikfreien Leben ist zu finden, gerade in der Beschreibung des Auenlandes.

    Als sich der Mann näherte, der Tigranes gerufen wurde, und anfing, die jungen Leute zu begutachten; ihnen in den Mund sah, die Lymphknoten befühlte und auch den gesamten Körper musterte, um ihn auf Krankheiten zu prüfen, war es so, dass sich Tiberios aus alter Gewohnheit so hinstellte, dass Tigranes es leichter hatte bei seiner Arbeit; er mochte keine Umstände machen. Aber besonders die Mädchen und die jungen Frauen weinten heiße Tränen; sie waren fast alle zuvor freie Menschen gewesen und solch eine Beschau nicht gewöhnt.

    Manche der Kinder waren noch viel zu klein, um zu verstehen, was mit ihnen geschah; sie lachten, weil Tigranes Hände sie kitzelten.

    Tiberios selbst schwieg, während er einfach tat, was man ihm sagte, weil er vorhatte, all dies hier zu überleben.


    Auf gewisse Weise hatte er sogar Glück: Viel schlimmer wäre es gewesen, der Piratenkapitän hätte ihn als Scriba behalten wollen. Dann hätte er in Kürze ausgesehen wie jenes alte, in Lumpen gehüllte Wrack, das halb am Verhungern war und zudem das Opfer der bösartigen „Späße“ der Piraten.

    Das jener Käufer sie alle kaufte, rettete ihn – vorläufig.


    „Siebenhundertfünfzig Drachmen he? Die Mädchen sind fast alles noch Jungfrauen, weißt du?“,knurrte Kapitän Donyi : „Aber du schaffst sie doch in die östlichen Provinzen, oder? Das ist immer das Beste für alle. Daher: Ja, ich bin einverstanden, Rex“


    Der Pirat streckte seine Hand dem Tempelfürsten entgegen, und der andere, sein Kumpan Baraq machte mit der gespreitzten Hand ein flüchtiges Abwehrzeichen;


    Tiberios beobachtete die Szene mit gesenkten Lidern, um nicht aufzufallen; tatsächlich aber wendete er kaum den Blick von dem schlanken,fast anmutigen Tarkyaris, der dem dunklen Baraq solch Grauen einjagte.


    Weshalb nannten die Piraten ihn König? Was war er eigentlich und woher kam er? Und wohin würde er sie bringen?

    Als es noch Interesse am gegenseitigen Austausch gab, wurde das ganze AT als sogenannte Septuaginta in Koiné übersetzt:

    Zitat


    Die Übersetzung entstand ab etwa 250 v. Chr. im hellenistischen Judentum, vorwiegend in Alexandria. Die meisten Bücher waren bis etwa 100 v. Chr. übersetzt, die restlichen Bücher folgten bis 100 n. Chr.

    und


    Zitat


    Durch die ca. 400 Zitate aus der Septuaginta gehört auch das Neue Testament in die Wirkungsgeschichte der Septuaginta

    https://de.wikipedia.org/wiki/Septuaginta


    Ich kam gerade darauf, weil die jetzt gefundenen Bibelfragmente in griechischer Sprache vorliegen.

    (aka Apokalypse aka ein ziemlich geiler Fantasyroman),

    :D

    Es ging soweit ich es verstehe, darum, dass die Griechen von den ihnen bekannten fünf Planeten des Sonnensystems den Planetentransit berechnen konnten. (man ging bisher davon aus, dass das beispielsweise für die Venus erst 1761 geschah laut wikipedia).

    Zitat


    "Die klassische Astronomie des ersten Jahrtausends vor Christus entstand in Babylon, aber nichts in dieser Astronomie deutete darauf hin, wie die alten Griechen den hochgenauen 462-Jahres-Zyklus für Venus und den 442-Jahres-Zyklus für Saturn fanden", erklärte der Doktorand und das UCL Antikythera Research Team Mitglied Aris Dacanalis.

    https://www.ucl.ac.uk/news/202…mos-worlds-first-computer


    Hier die Originalstudie:

    https://www.nature.com/articles/s41598-021-84310-w