Beiträge von Tiberios

    Sollen wir jetzt jede Wand in Rom mit Argusaugen betrachten? Meinst du das kann stimmen?“ . “Ich hoffe das Dominus Antoninus nach genau diesem Zeichen gesucht hat."
    hatte Eireann gesagt.
    Tiberios schüttelte den Kopf : "Ich hoffe nicht, dass wir jede Wand absuchen müssen. ", sagte er:
    "Schauen wir doch mal, was die kleine Schankmagd uns zu berichten hat."

    Das blonde Mädchen stand immer noch seitlich an ihrem Tisch, zwischen ihm und Eireann .


    Nun erkannte Tiberios, dass die Kleine ganz blass mit roten Fieberbacken war.
    „Du bist die Ancilla ?“ , fragte er freundlich.
    „Ja, Herr.“, sagte das Mädchen.
    Tiberios schüttelte den Kopf: „Wir sind keine Herren, wir sind Sklaven wie du. Setz dich doch. Es gibt Brot und gebackenes Brot in Milch – greif zu.“
    Eine kleine schmutzige Hand griff nach dem Brot .
    Ein schüchterner Blick aus grünen trüben fiebrigen Augen traf Eireann.


    Deine Kollegin sagte uns, du weißt etwas von den Fischzeichnungen an Wänden ?“ , fragte Tiberios vorsichtig.
    Aber das Mädchen schien keine Vorsicht zu kennen – wußte es denn nicht, wie gefährlich das war?
    Die Hellste schien sie nicht zu sein.
    Das ist das Zeichen des lieben Herren“, plapperte sie : „Und wenn ich tot bin , holt er mich in sein Paradies , und es gibt nie wieder Hunger, nie wieder Schläge.“
    Ein Strahlen ging vom Gesicht des Mädchens aus., und es schaute Eireann an, als hätte es Vertrauen zu ihr.
    Das klingt wirklich nett. Woher weißt du das alles ?“, fragte Tiberios.
    „Von der guten Frau“, flüsterte Ancilla : „ Sie hat mir alles darüber erzählt, wie schön es werden wird.“


    Die gute Frau ! Bestimmt eine Christin., dachte Tiberios . Vielleicht kann diese Ancilla Eireann zu ihr bringen!


    Dann bemerkte er, dass Eireanns Aufmerksamkeit den fünf Männern galt , die eingetreten waren und ihn beinahe über den Haufen gerannt hatten.


    Sie fürchtet sich , dachte er : Ob sie sich irgendwoher kennen ?

    Ich wollte nicht noch mehr Fischsuppe“,
    sagte Tiberios leicht verärgert – er hatte Eireann doch ein wenig beeindrucken wollen und so wurde daraus nichts :
    Ich möchte fragen, ob du so ein Zeichen schon mal gesehen hast – einen gezeichneten Fisch ?“



    Zu seiner Überraschung nickte das Schankmädchen : „ Manchmal gibt es so Gekritzel an den Wänden. Man sagt , das sind die Chresten“ - sie sprach das Wort falsch aus : „ Wenn ihr wollt, sprecht mit Ancilla, die versteht sich auf Fische. "



    Sie winkte ein anderes Schankmädchen, ein Kind noch, dünn und klein , mit schmutzigem Blondhaar. Es war so unbedeutend, dass es nicht einmal einen eigenen Namen hatte, denn ancilla bedeutete nur Magd.


    Tiberios nickte Eireann zu. Ob das die Spur war, die sie suchte?


    In diesem Moment traten fünf Männer ein, laut und wildaussehend. Der, der ihr Anführer schien, war ein großer Bursche mit einer ausgesprochenen Verbrecherphysiognomie.


    Da sie sich durch die Menge drängten, nahmen sie keine Rücksicht und einer rannte gegen Tiberios'Stuhl und warf ihn fast um.


    Der junge Sklave sprang zur Seite und entging so einem Sturz. Aber seine grauen Augen funkelten einen Moment vor Wut, dann schwieg er besonnen, hob den Stuhl wieder auf und setzte sich wieder.


    Die Männer setzten sich ebenfalls und bestellten Bier , und Tiberios vernahm Wortfetzen von " Messer " und "quiekendes Schwein ".
    Bestimmt hatten sie Menschen überfallen. Vielleicht sogar getötet.


    Tiberios fühlte sich nicht mehr sicher in dieser Spelunke. . Er fürchtete, dass er und Eireann in diesem Umfeld auffielen, denn beide waren sie die Sklaven feiner Leute. Dennoch: Er war froh um die Bronzetafel, die ihn als Eigentum des Furius Philus auswies. Sein dominus war niemand , der sich seinen Besitz wegnehmen ließ.


    "Sobald wir von dieser Ancilla wissen, was wir wissen wollten - lass uns hier verschwinden.",
    flüsterte er Eireann zu.

    Salvete,


    Eireann und Tiberios suchen einen freundlichen Christen / eine freundliche Christin oder mehrere zum Bespitzeln. Es wäre schön, wenn die beiden Sklaven Anhänger der neuen Religion kennen lernen könnten.
    Sie sind gerade in der Schmierigen Spelunke


    Gerne auch per PN an Eireann oder Tiberios



    Außerdem sucht Tiberios noch den Kontakt zu einem tüchtigen Vigil oder Angehörigen der Cohortes urbanae , der einen Kriminellen https://www.imperiumromanum.ne….php?postid=916968#916968 dingsfest machen würde
    gerne alles weitere per PN :)

    Tiberios überlegte.


    Er gab sich Zeit bis zum Morgengrauen.
    Die Häuser reicher Familien waren nachts wie Festungen, und die Casa Furia dürfte keine Ausnahme bilden. So spät wie Tiberios dran war, hätte er heftig klopfen müssen und damit alle Bewohner aus dem Schlaf gerissen. Die beste Stunde , einigermaßen unbemerkt ins Haus zu kommen, war seiner Erfahrung nach kurz vor der Morgendämmerung, wenn der Türwächter die Tür entriegelte und die Sklaven alles für die salutatio, den morgendlichen Besuch der Klienten vorbereiteten. Der ianitor würde ihn ohne große Fragen einlassen.
    Den Auftrag, die Sachen aus der Schneiderei zu holen, hatte er vom Verwalter bekommen, nicht von seinem dominus selbst, der an diesem Tag nicht im Haus gewesen war.
    Mit etwas Glück würde ihn Furius Philus nicht vermisst haben. Bas, der Verwalter , bei dem er sich unter normalen Umständen zurückmelden musste, hatte jedoch bestimmt seine nächtliche Abwesenheit bemerkt.
    Ihm wollte Tiberios zumindest die Hälfte der Wahrheit sagen : Er war überfallen worden, hatte aber das Bündel mit den Einkäufen retten können.


    Im besten Fall würde er bestraft , im schlimmsten Fall weiterverkauft werden. Tiberios machte sich da nichts vor.


    Er steckte in gewaltigen Schwierigkeiten.


    Aber warum sollte er Eireann, die ihn erwartungsvoll ansah, mit seinen Problemen belasten? Sie konnte ihm nicht helfen. Sie würde vielleicht nur traurig werden.


    Es dauert so lange, wie es dauert, und wenn das meine letzten guten Stunden in Roma sind, dachte Tiberios.


    Er zitierte den römischen Dichter Horatius:
    "Ut melius quicquid erit pati!....
    Dum loquimur, fugerit invida aetas:
    carpe diem - quam minimum credula postero....."


    " Wie viel besser ist es doch, was immer kommen wird, zu ertragen!
    Noch während wir hier reden, ist uns bereits die neidische Zeit entflohen:
    Nutze den Tag - und vertraue möglichst wenig auf den folgenden!"


    Also nickte Tiberios und lächelte : „ Bis zum Morgengrauen muss ich wieder in der Casa Furia sein . Aber bis dahin hätte ich alle Zeit., eine Sekte zu suchen. "


    Er zeichnete nochmals den Fisch nach :
    "Zumindest in Alexandria erkennen sich so die Christen,. Wir sollten ausprobieren, ob das in Roma auch so ist....."

    In diesem Moment zog das Schankmädchen den Vorhang zurück, schaute auf Tiberios' Finger und fragte:
    "Möchtest noch eine Schale Fischsuppe ?"

    Tiberios fand das Ganze auch erst lustig. und klapperte nochmals mit dem Fischkopf in Eireanns Richtung.
    Aber dann wurde er ernst. :
    "Der Gott der Christen , also das ist eigentlich ein Mann aus der Provinz Iudeia, der verurteilt und gekreuzigt wurde. Chrestos hieß er. Die Christen behaupten, er wäre , als er schon tot war, wieder vom Kreuz runter gestiegen. Daran siehst du doch schon, wie verrückt sie sind. Dennoch haben sie Zulauf, weil sie wirklich jeden nehmen. "
    Tiberios schüttelte wieder den Kopf :
    " Einige Kaiser haben die Sekte dann auch verboten, anderen Kaisern war es egal. Aber Anschläge....
    das ist eine gravierende Anschuldigung. Weißt du , was vorgefallen ist? "

    Tiberios hatte nicht besonders viel Mitleid mit Christen. Doch wirkliche Verbrechen traute er ihnen eigentlich nicht zu, dazu waren sie viel zu wirrköpfig..
    Arme ungebildete Menschen am Rande der Gesellschaft.
    Wenn der Kult ihres esels-oder fischköpfiger Gott ihnen etwas Linderung ihres Elends brachte, warum nicht ?
    Anschläge jedoch - das war Politik und keine Religion mehr.
    "Die Christen haben übrigens ein Erkennungszeichen. "
    Tiberios nahm etwas Bier auf den Zeigefinger und malte in einem Zug einen Fisch auf die Tischplatte:
    [Blockierte Grafik: https://www.bilder-upload.eu/thumb/cf7aec-1580485835.jpg]
    "WEnn du einen Christen triffst und einen Fisch zeichnest, zeichnet der auch einen. "

    Tiberios schaute Eireann verwundert an:
    "Christen? Was möchte denn ein vornehmer Römer von denen ? Das sind doch in der Mehrzahl arme Verrückte. "
    Er schüttelte seinen Kopf :
    " Im Delta- Viertel in Alexandria gibt es einige Christen. Angeblich eine jüdische Sekte, aber die Juden, die in der Mehrrheit vernünftige Leute sind, wollen nichts mit ihnen zu tun haben. Sie beten einen Gott mit einem Esels- oder Fischkopf an, so genau weiß ich es nicht."
    Tiberios rührte mit seinem Löffel in seiner Suppe und holte einen Fischkopf heraus, der mit leeren Augen in die Luft starrte:
    "So etwas beten sie an .", sagte er und ließ das Fischmaul auf und zu klappern.:
    "Was sollst du denn überhaupt herausfinden? Wird es hier in dieser Spelunke denn Christen geben ?"
    Dann fragte er:
    "Wenn dir das Bier zu herb ist, könnten wir das Schankmädchen nach Wein schicken? "



    Sim-Off:

    Tiberios präsentiert hier sämtliche Vorurteile, das soll keinesfalls eine religiöse Beleidigung sein.


    Sim-Off:

    Athenodoros ist der ehemalige Herr des Sklaven Tiberios


    Eine der prächtigen Peristylhäuser im Delta- Viertel von Alexandria gehörte dem palmyrenischen Herren Wallabat Ben Attar , der sich in der römischen Welt Athenodoros von Palmyra nannte.
    Überhaupt war alles nach griechischem oder römischen Geschmack eingerichtet, und Athenodoros selbst ging glattrasiert wie ein Römer.



    Hier lebte der Palmyrener mit seiner Gattin Alexandra , einer Dame attischer Herkunft und seinem jetzt 11jährigen Sohn , dem jungen Alexandros, sowie vieler Diener.


    Athenodoros hatte verwandtschaftliche Beziehungen nach Petra und und bis in das Reich der Parther , so dass er sich als “Schutzherr der Karawanen “ der Seidenstraße einen Namen machte.


    Außerdem standen zwei Kaufleute in seinem Dienst, die vorwiegend Seide aus Serica importieren:
    Gereon , ein alexandrinischer Bürger und Jabel, ein junger nabatäischer Verwandter aus der Felsenstadt Petra.


    Athenodoros war dadurch, dass seine Waren immer ihren Bestimmungsort erreichten sehr wohlhabend geworden, auch wenn es mittlerweile andere Routen, darunter auch den Seeweg, nach Indien und Serica gab. Aber Räuber und Piraten machten allen Handelswegen schwer zu schaffen.


    Doch obwohl Athenodoros von Fortuna begünstigt schien – es lag ein Schatten über seinem Haus und seine Augen waren schwermütig.



    Athenodoros' Glück war der kleine Alexandros. Er bekam die besten Lehrer , und er sollte bestes Latein und Griechisch lernen . Für ihn wollte er eines Tages das römische Bürgerrecht , was bisher noch wenige Palmyrener besaßen. Und die, die es hatten, waren für gewöhnlich ehrenhaft Entlassene der Auxiliartruppen. Die Wüstensöhne waren hervorragende Reiter .


    Vielleicht würde es schneller gehen als die 25 Jahre Militärdienst, wenn man einem hochstehenden Römer einen Gefallen tun könnte.


    Athenodoros zweites Glück waren Geschäfte.
    Er fühlte sich agil und lebendig , als er im tablinum auf seinen Sessel mit den seidenen Bezügen und den gedrechselten Beinen., saß und seinen jungen Verwandten Jabel erwartete.



    Jabel trat ein , küsste ihm den Ring : „ Sei gegrüßt, Onkel Wallabat “ , sagt sagte er. Jabel war ein typischer Stammessohn mit einem kühnen Gesicht , und er trug bequeme parthische Kleidung, ja sogar weite Hosen.
    Nun sprachen sie Arabisch.
    Jabel fragte zwar nach seines Onkels Befinden , aber die Herrin Alexandra erwähnte er nicht. Es war ungehörig, über Frauen zu sprechen.


    „Lass sehen, was Du mitgebracht hast, Neffe.“, sagte Athenodoros.
    Jabel breitete Stoffproben aus – einmal purpurne Seide , sehr hübsch, das benutzten die Römer gerne , um Tuniken und Togen zu verzieren, einmal grünblaue Seide , die aussah wie das Meer an ruhigen Tagen , und dann eine Neuheit, Seide in einem weißsilbernen Ton , wie das Gewand der Mondgöttin Selene.


    „Sehr schön !“, rief Athenodoros anerkennend aus : „Das wird den Damen Alexandrias und hoffentlich auch denen Romas gefallen. Was sind die Menschen von Serica doch geschickte Leute.“


    „Sehr geschickt.“, sagte Jabel und zog eine kleine Grimasse : „ Deshalb haben wir auch nicht viel anzubieten was sie haben wollen. Vielleicht noch unseren Weihrauch. Doch am liebsten ist ihnen römisches Gold.“
    „Und davon fließt genug nach Osten ,und ein Teil davon bleibt an unseren Händen kleben .“ meinte Athenodoros.


    Er befühlte die silberweiß eingefärbte Seide.
    Man hat mir erzählt, die Serer erlabuben nur jungen Mädchen und kleinen Jungen , auf die Seidenbäume zu klettern, um diesen feinen Stoff zu ernten, nur sie haben so zierliche Hände, um die Seide nicht zu beschädigen.“, berichtete Jabel.
    Bei der großen Allat“, rief Athenodoros aus : „Solch einen Setzling würde ich gerne bekommen . Er wäre ein Vermögen Wert !“
    Jabel lachte .
    Serica war zu weit weg , und die Serer hüteten ihr Geheimnis.


    Athenodoros schlug ihm auf die Schulter : „Nun lass uns essen und trinken , lieber Neffe“, sagte er:
    „ Und du berichtest mir von deiner Reise und von Neurigkeiten aus Petra! Ich hoffe doch, du kannst mir länger Gesellschaft leisten.“
    Der junge Mann nickte.

    Tiberios strahlte Eireann an:
    " Ich bin nicht öfter hier.", sagte er : " Ich habe mich verlaufen und bin nur zufällig hergekommen.
    Ich hatte es dir ja versprochen, dass uns die Götter wieder zusammenführen würden , und an diesem unmöglichen Ort haben sie es getan."

    Eireann war noch genauso schön wie bei ihrer ersten Begegnung, vielleicht etwas schmaler.
    " Es ist das erste Mal, dass ich ...wie nennst du das ?....Bier trinke. Ich finde es nicht so übel.", antwortete er.
    Er winkte dem Schankmädchen und drückte ihm den Denar in die Hand. Das Mädchen bekam große Augen und biss in das Geldstück, um seine Echtheit zu prüfen.
    "Was gibt es zu essen? ", fragte Tiberios . Er deutete auf die Einlassungen im Tisch : "Aber daraus essen wir nichts."
    Er war sich sicher , dass das Schankmädchen die Löcher mit dem schmierigen Lappen , das es über der Schulter trug, ausputzte:
    "Bring uns etwas auf Tellern und in Schalen !"
    Das Schankmädchen sagte:
    "Ich muss die Wirtin fragen"
    Sie redete mit einer ungeheuer dicken älteren Frau , die hinter dem Tresen stand, und kam dann zurück :
    " Es gibt Fischsuppe , ihr könnt sie mit Vertrauen verzehren, die Wirtin hat selbst davon gegessen. ", sagte es : "Sowie Brot und als Leckerei Brot in Milch gebraten . Und noch mehr Bier , wenn ihr das wünscht.
    Außerdem soll ich fragen, ob ich den Vorhang zuziehen soll, wenn ihr etwas für euch bleiben wollt."

    "Das klingt gut", sagte Tiberios und als das Schankmädchen zwei Schalen Suppe, ein Holzbrett mit Brot, eine andere flache Schale mit gebratenem Milchbrot vor sie hingestellt und einen Vorhang von undefinierbarer Farbe mit einem Strick zugezogen hatte:
    "Iss, Eireann, wenn du Hunger hast. ", sagte der junge Sklave freundlich : " Oder wenn du das alles nicht magst, kann ich das Mädchen nach etwas anderem schicken. Ich hoffe, du hast ein wenig Zeit und erzählst mir, was du hier tust . "

    Tiberios dachte daran, den Silberdenar, der ihm der üble Hairan gegeben hatte, auf den Kopf zu hauen -
    nach wie vor wollte er das Geld nicht haben - und winkte ein Schankmädchen heran.
    Das Schankmädchen war schmutzig, zeigte seine weiblichen Reize sehr freizügig und schenkte ihm ein schiefes Lächeln mit schwarzen Zähnen.
    Tiberios schaute sich um, alle Gäste ließen sich in tönernen Krügen eine schaumige Flüssigkeit servieren, die gut zu schmecken schien , und keiner starb sofort daran. Er deutete also auf die Krüge, machte das Zeichen für zwei .
    Das Schankmädchen kam schnell mit zwei Krügen zurück. Die Flüssigkeit darin hatte die Farbe von
    Pferdeurin.
    Tiberios probierte, es schmeckte kräutrig, herb, ein wenig bitter, aber nicht schlecht. Ob das Getränk medizinischen Nutzen hatte?
    "Was ist das?", fragte er.
    "Cervisia", sagte das Mädchen.
    Tiberios machte eine Kopfbewegung zu Eireann:
    " Für die domina dort den zweiten Krug"
    Das Mädchen kreischte auf vor Vergnügen: "Hier gibt es keine dominas. Es sei denn, ich bin in deinen Augen auch eine "
    Sie machte sich auf zu Eireann und stellte den Krug vor sie hin . Sie wies mit dem Daumen in Richtung
    Tiberios:
    " Von dem edlen Spender dort. Dem Lockenkopf,."
    Jetzt musste Eireann ihn doch bemerken!

    Vor Tiberios, der gerade ein ziemlich böses Abenteuer hinter sich und sich verlaufen hatte, war das Schild mit der widerlich haarigen Spinne aufgetaucht - eine Spelunke.



    Vor der Tür stand ein pockennarbiger, grobschlächtiger Kerl.
    Der Pockennarbige ließ seinen Blick über Tiberios‘Tunika – sie war einigermaßen sauber – und sein Bronzetäfelchen schweifen, öffnete die Tür und schloss sie hinter ihm.


    Tiberios stolperte einen Gang entlang und landete im Schankraum. Der Raum war schwach beleuchtet und dunstig , voller düsterer Gestalten ,und über allem lag der Mief von saurem Bier und ungewaschenen Körpern.


    Tiberios blieb stehen, ließ seinen Blick schweifen.


    Und hier, an diesem dunklen, trostlosen Ort sah er ein vertrautes Gesicht.
    Auf einer hölzernen Bank saß - Eireann.


    Tiberios dachte bei sich , dass eine junge Frau niemals freiwillig so einen Ort aufsuchen würde. Also musste sie im Auftrag ihres Herren unterwegs sein .
    Er fand es ganz und gar keinen passenden Platz für ein Mädchen , aber dümmer als ich mich heute angestellt habe, kann sie sich nicht anstellen, dachte er mit einiger Selbstkritik.


    Vorsichtig hob er die Hand zum Gruß und versuchte Eireanns Aufmerksamkeit zu erregen. Laut rufen wollte er nicht. Es war besser, keinerlei Aufsehen an diesem Ort zu erregen.

    Es war einige Zeit seit dem denkwürdigen Tag seiner Ankunft in Roma vergangen.
    Tiberios hatte sich in der Casa Furia eingelebt, arbeitete fleißig und setzte seinen Ehrgeiz daran, dass sein dominus zufrieden mit ihm war.
    Heute war er unterwegs, um eine Besorgung zu machen, es war das erste Mal, dass er alleine weggeschickt wurde – der junge Sklave wußte, dass dies eine weitere Sprosse auf der Vertrauensleiter war.
    Er sollte zur Schneiderei „Zur flinken Nadel“ und ein Päckchen abholen – und dazu ein Stück einfachen Wollstoff für eine neue Tunika.
    Es war kurz vor Mittag. Tiberios erledigte innerhalb einer Stunde , was er zu erledigen hatte, dann begab er sich mit einem Bündel unter dem Arm schleunigst auf den Rückweg, der auch knapp eine Stunde Fußmarsch beinhaltete.
    Es war nicht leicht, sich seinen Weg durch die Menschenmengen zu bahnen, die den ganzen Tag die engen Gassen bevölkerten, doch der junge Mann war wendig und schlängelte sich durch.


    Aus Versehen stieß er einen der Passanten, der vor ihm schräg in eine insula abbiegen wollte, an.
    Der Mann drehte sich ärgerlich um , Tiberios war aber schon auf der anderen Seite der Gasse.
    Der Sklave erkannte den Fremden sofort,
    obwohl er nun sein längeres schwarzes Haar aus der Stirn gekämmt und keinen Bart mehr trug . Dunkle Augen brannten in einem bleichen Gesicht , wenn er den Blick hob und jemanden anschaute; Augen, die denen von Reptilien glichen.
    Seine Kleidung war einfach , fast schäbig, er trug eine Tunika und eine dunkle, mehrfach geflickte paenula, einen Mantel . In Alexandria hatte er seidenverzierte lange Gewänder getragen.
    Dennoch, kein Zweifel möglich : Das war Hairan,
    falls das überhaupt sein richtiger Name war.



    Im ersten Moment dachte Tiberios : Alexandra hat ihn geschickt, mich zu töten, aber dann verwarf er diesen Gedanken. Er war zu unwichtig für einen gedungenen Mörder.


    Athenodoros hatte Hairan übrigens aus seinem Haus geworfen, Tiberios hatte damals an der Tür gewartet und gehört, wie sein ehemaliger Herr rief:
    „ Sollten die Götter solche Dummheit jemals zulassen, wäre das unser aller Untergang!“
    Hairan hatte Tiberios mit unnötiger Wucht zur Seite gestoßen, und der junge Sklave hatte seine Augen gesehen.
    Es waren Augen wie ein tiefer Abgrund, kalt und heimtückisch.
    Tiberios stürzte in das tablinum, wo sein Herr den Besucher empfangen hatte.
    Athenodoros war immer noch aufgebracht .
    Ach du bist es „sagte er zu seinem Sklaven.
    Kyrios, was ist geschehen?“, fragte Tiberios.
    „Politik.“, sagte Athenodoros : „Nichts, was dich zu interessieren hat. Nur so viel, ich werde in der boule , dem Rat der Stadt , dringend gegen jede Einflussnahme dieses Hundes und seiner Herren sprechen. Wir sollten vergessen, dass jener Hairan jemals hier war. Allein ihn zu kennen kann für unsere Familie eine Gefahr sein.. In seinem Gepäck trägt er Rebellion und Tod.




    Tiberios konnte nicht widerstehen , ohne zu überlegen, betrat er die insula.
    Von außen war es schon eines der weniger gut erhaltenen Gebäude gewesen, innen war es überraschend dunkel und es stank nach Urin . Das kam aus der Amphore, die unter der Treppe stand .
    Der junge Mann legte den Kopf nach hinten. Wohin war Hairan verschwunden?
    Er ging ein paar Stufen weiter.
    Zwei Jungen jagten sich gegenseitig die Stufen hinunter und lachten.
    Habt ihr einen Mann gesehen mit langem schwarzen Haar , der hier reingegangen ist ?“, sprach Tiberios sie an.
    „Das war Anis. Der wohnt da ….“ Ein Junge deutete auf eine Tür, die aber eher in den Vorratsraum einer taberna zu führen schien als in den Wohnbereich.
    Die Jungen verschwanden kichernd.
    Tiberios sah an die Tür . Ein Pergament war nachlässig mit Nägeln befestigt worden.
    Er las :

    Der gelehrte Anis aus Alexandria
    Aus dem Tempel der Isis Invicta
    Wahrsager und Astrologe
    Einmal klopfen


    Tiberios hatte genug gesehen. Hairan war in Roma und nannte sich Anis, einen Wahrsager.
    Was Gutes würde er nicht vorhaben. Aber darum konnte er sich nicht kümmern, er musste nach Hause.


    Er wollte gerade aus der Haustür hinaus, da bekam er einen Schlag gegen den Kopf, etwas Dunkles aus Stoff nahm ihm die Sicht, noch ein Schlag, diesmal gegen den Rücken und dann stolperte er und fiel der Länge nach hin -
    ohne sich mit den Händen abzustützen , da umklammerte er immer noch sein Bündel.
    Nun sprang Tiberios auf, bereit sich zu verteidigen.
    Er schüttelte den Stoff vom Gesicht – es war ein dunkler Mantel gewesen – und spürte die Spitze von kaltem Metall an seiner Kehle, während eine Stimme sagte :
    Warum verfolgst du mich ? Wer bist du ?
    Es war Hairan und er hielt eine sica, einen einschneidigen Dolch , in der Hand .
    Nun lachte er kurz auf:
    „Ich vergesse nie ein Gesicht, weißt du. Ich kenne dich. Du bist der Lustknabe des Athenodoros aus Alexandria. Hat er dich geschickt ?“
    Er griff nach Tiberios‘B ronzetäfelchen:
    „Aber nein, du gehörst nicht mehr Athenodoros. Er hat dich verkauft. Versüßt du nun einem alten, fetten römischen Senator die Nächte?“
    Ich bin kein Lustknabe , ich bin ein Scriba !“, rief Tiberios ärgerlich aus .
    „Ein Scriba des Gnaeus Furius Philus“, las Hairan und ließ das Bronzetäfelchen los:
    „Interessant. Leider habe ich gar keine Zeit, mich näher mit dir zu befassen.
    Ich habe noch einen wichtigen Termin. Also…..“

    „Mein dominus wird mich suchen und dich bestrafen, wenn du mich tötest !“, sagte Tiberios.
    „Das wird er zweifellos.“, lächelte Hairan kalt : „Aber wir haben noch etwas Zeit, meinst du nicht ?“
    Er machte eine Geste mit seinem Dolch, so dass Tiberios einen Schritt zurück wich.
    Dann schloss er die Tür hinter sich. Tiberios konnte hören, dass Hairan die Tür verriegelte, so nahm er Anlauf und warf sich dagegen, aber vergebens. Die Tür war aus gutem Holz mit metallenen Beschlägen zum Schutz gegen Diebe.



    Tiberios blieb stehen und schaute sich um . In etwa drei Meter Höhe gab es eine Luke, durch die Luft und Tageslicht hineinsickerte, doch sie war viel zu klein, als das dort ein Mensch durchgepasst hätte.
    Der Raum war nahezu leer. Ein Strohsack lag in der Ecke, eine leere Tonschüssel, eine Öllampe ohne Öl und drei, vier Rollen Papyrus. Als Tiberios sie aufhob und hineinschaute, fand er sie seltsamerweise unbeschrieben.
    Er rollte eine zusammen und schob sie in sein Bündel.
    Mittlerweile musste es schon nach Mittag sein, was bedeutete, dass die meisten Geschäfte schlossen. Hier würde nun auch niemand mehr herkommen.
    Tiberios wartete.
    Das Warten dauerte.
    Das Licht aus der kleinen Maueröffnung wurde trüber und trüber.


    Sie werden auf mich warten in der Casa Furia, dachte Tiberios. Und dann : Was wird mein Herr denken, wenn ich nicht wiederkomme ? Er wird mich für treulos halten.
    Tiberios konnte nicht verhindern, dass ihn die Verzweiflung packte. Auch wenn Hairan ihn freiließ , es musste schon sehr spät sein .
    Tiberios machte sich die bittersten Vorwürfe. Warum war er so leichtsinnig gewesen,
    Hairan zu folgen? Warum hatte er durch einen einzigen Moment der Neugier alles Gute zerstört, was ihm in Roma widerfahren war?


    Als das Licht schon sehr düster war, hörte Tiberios Schritte und die Tür wurde geöffnet. Hairan trat ein , stellte sich mit verschränkten Armen auf.
    Tiberios blieb wo er war – er saß auf dem Boden, den Kopf gesenkt.
    „Du bist der Scriba des Furius“, sagte Hairan nachdenklich : „Du kannst schreiben und Sprachen, du kannst auch zeichnen. Wenn dein Herr dich mit auf den Palatin nimmt – dann könntest du einen Plan der Räumlichkeiten zeichnen, nicht wahr ? Und auch einen Plan der domus Furia ?“
    „Weshalb sollte ich das für dich tun, Hairan?“, fragte Tiberios.
    Er war wütend und verzweifelt. Er war überzeugt davon, dass er heute sterben würde. Er würde sich niemals zu einem Verrat an seinem dominus bereit finden, und es war vielleicht am besten, alles gleich hinter sich zu bringen.
    Die Verzweiflung gab ihm so etwas wie Kaltblütigkeit.
    „Weil du jetzt schon drinhängst.“, sagte Hairan fast vergnügt: „ Weil dir niemand glauben wird, dass du nur zufällig hier bist. Wenn ich dich anzeige, wartet auf dich die Kreuzigung.“
    „Auf dich aber auch !“, sagte Tiberios:
    Nur dass du nach deinem Tod auf ein Rad geflochten wirst im Orcus !“
    Hairan schien das eher lustig zu finden.
    „ Die Römer glauben einem Sklaven kein Wort, bevor sie ihn nicht fast zu Tode gefoltert haben. Aber für mich zu arbeiten, soll dein Schaden nicht sein“, sagte er und warf Tiberios plötzlich einen Denar zu, den dieser reflexartig auffing.
    „Nun kannst du abhauen !“
    Der Denar war aus Silber, doch Tiberios schüttelte den Kopf:
    „Ich will dein Geld nicht !“
    „Nimm ihn“, befahl Hairan: „Das ist ein Versprechen: Wir sehen uns wieder.“
    Tiberios nahm sein Bündel und trat ins Freie, ohne den Mann noch eines Blickes zu würdigen.




    Leider hatte Tiberios vergessen, wie ungeordnet die Straßen Romas waren. Er kam tiefer in die Subura hinein , immer tiefer und begann sich , zu verlaufen.
    Üble Gerüche, Geschrei drangen aus den schmalen Gassen zu ihm hin, und zu allem Überfluss war es nun dunkel, und er trug keine Fackel oder eine Laterne.
    Ein oder zweimal leerte jemand ein Nachtgeschirr aus dem Fenster, und der junge Sklave sprang zurück.

    Vor ihm tauchte aus der Dunkelheit eine schmierige Spelunke am Flußufer auf ,ein metallenes Schild mit einer widerlich haarigen Spinne , wies auf sie hin.

    Am Abend seines ersten Tages schlich sich Tiberios auf sein Lager und wickelte die Decke um sich. Es war ein langer, aufregender Tag gewesen. Wenn er die Augen schloss, zogen bunte Bilder an ihm vorbei :
    Das Schiff und die ächzenden Planken ....der Sklavenmarkt ..... sein neuer Herr Furius Philus ..... die verwirrende Stadt Roma.
    Er hörte , wie die anderen Sklaven sich im Schlaf bewegten und murmelten, aber je mehr Tiberios versuchte, Ruhe zu finden , desto mehr strömten die Gedanken auf ihn ein. Er hoffte sehr, seinem dominus nützlich zu sein.
    Es war Tiberios gleich aufgefallen, wie gut der Haushalt in der Casa Furia geführt war. Im Hause seines früheren Herren hatte es mehr Sklaven gegeben als hier , aber sie wussten nicht immer , was ihre genaue Aufgabe war und so war es zu Unordnung und Nachlässigkeit gekommen. Hier wußte jeder und jede, wo ihr Platz war.
    Tiberios hoffte , er würde seinen Platz in der familia finden.
    "Minerva", flüsterte er - denn das war der römische Name seiner Göttin : " Ich danke dir , dass du mir geholfen hast, einen guten Herren zu finden. Bitte steh mir weiter bei. Sobald ich kann, werde ich dir in deinem Tempel opfern. "
    Er schwieg und schloss die Augen. Seine Decke war warm, er war froh darum.
    Als er die Augen schloss, sah er vor sich das Gesicht einer jungen Frau mit großen blauen Augen.
    Eireann, dachte er und fühlte sich wieder glücklich : Was tust du gerade ? Liegst du in der Casa Julia auf deinem Lager ?
    Tiberios stellte sich vor, dass sie ihm zulächelte .
    Die Ermahnung seiner Mutter, sich nie in eine Mitsklavin zu verlieben, weil ihm das nur Kummer bringen würde, hatte er ganz vergessen. Oder er wollte sie nicht beachten.
    Über seiner angenehmen Vorstellung war Tiberios fest eingeschlafen.

    Tiberios war stolz darauf, dass Furius Philus diesmal ihn auswählte, ihn nach Ostia zu begleiten. .


    Obwohl die Via Ostiense auch schon zu früher Stunde sehr belebt war, hatte sein Herr sie in kürzester Zeit ans Ziel gebracht, und Tiberios hatte die schnelle Fahrt gefallen; sein Puls schlug höher, er fühlte sich unternehmungslustig und lebendig.


    Am Portus angelangt , und nachdem sie den Wagen und die Pferde stehen gelassen hatten, folgte er seinem Herren bis zu einem hohen Gebäude.
    Er beeilte sich, mit seinem dominus Schritt zu halten.
    Dabei gab es in diesem Hafen so viel zu sehen, das bunte Gewimmel, die Schiffe, die Menschen aus allen Ecken des Imperiums und darüber hinaus.
    Ganz erstaunt war Tiberios, als er am in der Ferne im Dunst einen Leuchtturm erblickte, der dem Pharos glich, nur etwas kleiner war. Der junge Sklave nahm es als gutes Zeichen, etwas zu sehen, was es in seiner Geburtsstadt auch gab.
    Auf der Tür des Gebäudes erkannte er das Abbild seines Herren in der römischen Toga mit Purpurstreifen in leuchtenden Farben, der Lastenträger beaufsichtigte , das Abbild eines Schiffes und den Namen des Handelshauses Furii.
    Er legte den Kopf zurück und zählte vier Stockwerke. Dieses Gebäude war beeindruckend. Er roch frisches Holz und einen unbestimmten, schweren , unverkennbaren Geruch. Weihrauch, dachte er respektvoll.
    Weihrauch, der mit Gold aufgewogen wurde.


    Warum sie heute jedoch nach Ostia gefahren waren? Tiberios war gespannt, was Furius Philus ihm für eine Arbeit geben würde.


    Aufmerksam blieb er dicht bei seinem dominus .

    „Und dieser Athenodorus ist aber Attiker nehme ich mal an?", hatte der Herr gefragt.
    "Nein, dominus , er hat seinen Namen ins Griechische übertragen , wie es unter reichen Palmyrenern oft vorkommt. ", erwiderte Tiberios .


    Zumindest unter den romfreundlichen Palmyrenern, dachte er. Sie imitieren alles Griechische , weil sie das für römisch und damit für vornehm halten.


    "Ich kenne die beiden Kaufleute, Herr, sie waren oft in unserer Niederlassung , um meinem ehemaligen Herren ihren Respekt zu erweisen .Die Männer heißen Gereon aus Alexandria und Jabel der Nabatäer , aus Petra, und nach orientalischer Sitte war ich es , der sie im Namen meines Herren empfing."

    Tiberios erwähnte geschickt seine eigene Rolle als vertrauter Diener.


    Gereon und Jabel waren ehrgeizige Männer , aber erst auf dem Weg nach oben. Ein Kontakt mit einem vornehmen Römer würde ihr Ansehen steigern und ihte Position stärken.
    Sie würden alles daran setzen, dass er mit ihnen zufrieden war.


    Um Athenodoros zu schmeicheln , wäre es dagegen das Beste , dem Palmyrener eine Votivtafel zu widmen, etwa mit dem Text : "Dem Athenodoros als Dank für seine Hilfe von Gn. Furius Philus"
    Tiberios nahm sich vor, seinem dominus dieses Vorgehen zu empfehlen, sobald es zu Geschäften mit seiner ehemaligen Herrschaft und deren Klienten kommen würde. Wenn die Bene Attar die Karawanen mit Waren für das Handelshaus Furii schützen würden, könnte Jabel der Nabatäer direkt in Arabien einkaufen. Das würde Geld sparen und den Gewinn vergrößern.


    Tiberios hob den Blick, seine Augen leuchteten vor Eifer.
    " Darf ich offen sprechen, Herr ? Welche Ware ist von Interesse für dich? Seide ? Weihrauch ? "

    Tiberios erhob sich von den Knien .
    Auf die Frage von Furius Philus hin musste er weiter ausholen, auch wenn das bedeutete, dass man ihn vielleicht für geschwätzig hielt :
    " Mein ehemaliger Herr heißt Athenodorus und lebt schon viele Jahre in Alexandria im Viertel der Ausländer , aber eigentlich stammt er aus Palmyra. Er leitet die Niederlassung der Bene- Attar in Alexandria, die Bene- Attar sind einer der wichtigen Stämme....",
    Tiberios benutzte das griechische Wort phyle, was durchaus mehrdeutig war.
    " Nur so viel, dominus : Obwohl Palmyra in allem einer polis gleicht, spielen die Stämme eine große Rolle. Sie bilden den Rat der Stadt und haben Verwandttschaft bis in die Wüste hinein, in der Stadt Petra und sogar im Reich der Parther. Die Bene - Attar sind nicht vorwiegend Händler, sie finanzieren und beschützen große Karawanen durch die Syrische Wüste und durch Mesopotamien. Mein früherer Herr hatte aber auch zwei Kaufleute, die für ihn Seide aus Serica importierten. ", erklärte er eifrig .
    Tiberios hatte ein wenig das Gefühl, dies war nicht ganz das, was sein Herr hören wollte. Aber wie sollte er es besser beschreiben ?
    Athenodoros von Palmyra ließ sich vorwiegend dafür bezahlen, dass seine Verwandten die Karawanen, die von Osten kamen, nicht ausplünderten, die Seide war ein einträgliches Nebeneinkommen.

    Tiberios zog das Lederband über seinen Kopf . Er war sichtlich beeindruckt .
    Ihm stiegen Tränen in die Augen, mit denen er kämpfte. Er war sehr erleichtert.
    Seine Schrift war dem dominus recht gewesen. Der junge Sklave würde weder weiter verkauft werden noch schwere Arbeit verrichten müssen. Er durfte als Schreiber arbeiten.
    Aber was noch mehr wog: Furius Philus hatte ihn in die Familie aufgenommen.
    Tiberios drückte das Bronzetäfelchen. Er registrierte, dass sein Herr seinen Vornamen mit Gn abgekürzt hatte, also Gnaeus hieß.
    Er fiel auf die Knie . Fast hätte er sich zu Boden geworfen, wie es im Orient Sitte war, aber er wußte nicht, ob man das in Roma auch tat.
    "Ich danke dir, dominus. ", sagte er: "Ich werde alles mir Mögliche tun, damit du mit mir zufrieden bist!"