Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Während der Optio und der Tribun miteinander sprachen, nutzte Scato die Gelegenheit, Lurco mit dem Ellbogen anzustupsen. Er hatte ein wenig die graue Masse in seinem Schädel angestrengt.


    "Sag mal, Lurco, hast du vorhin mitbekommen, was die Sklavin zum Lupanarbesitzer sagte? Die sagte: Lügenzunge. Sprich deine Worte mit Bedacht. Dein Obdach wurde soeben ein Raub der Flammen. Wer weiß, vieleicht bist du der nächste."


    Scato wiegte nachdenklich den Kopf.


    "Mir wollen diese Worte nicht aus dem Kopf gehen. Sonderlich geschockt von dem Großbrand scheint sie nicht zu sein. Andere, die fast verbrannt wären, ertragen nicht einmal Kerzen - sie bedroht den Mann mit dem Tod durch die Flammen. Das ist eine handfeste Morddrohung. Und nun schau sie dir mal genau an ... ist kein schöner Anblick, aber tu es mal. Benimmt sich so ein Entführungs- und Brandopfer, das gerade so mit dem Leben davongekommen ist? Streitet rum mit Milites, attackiert Ärzte, spaziert durch die Gegend ... zeigt keinerlei Hilfsbereitschaft oder auch nur Anzeichen von Mitgefühl für die Opfer."


    Sein Blick wanderte zu der mopsfidel herumlaufenden Sklavin.


    "Was ist vorgefallen, dass sie Kyriakos tot sehen will? Vielleicht ist er der einzige Zeuge für die Wahrheit? Wenn man diesen Faden ein wenig weiterspinnt ... hätte der Medicus womöglich etwas herausgefunden, wenn sie ihn nicht gebissen hätte. Verstehst du, worauf ich hinaus will?"

    "UND vor allem hätten wir genügend Platz dafür gehabt, dass Testudo 3 und 4 uns unterstützen", fügte Scato hinzu. "Stattdessen haben 1 und 2 sich allein mit dem Gesocks rumärgern müssen. Das hat unsere Kräfte halbiert. Was gefehlt hat, war das externe Kommando über die Testudos. Heißt, es ist wichtig, dass der befehlshabende Offizier außerhalb der Schildkröten bleibt und die Verteidigung respektive den Vorstoß koordiniert. Sonst wird es Murks, so wie gerade eben!"

    Das Forum scheint wirklich Probleme mit dem Hin- und Herwechseln der Accounts zu haben, wie hier schon einmal erwähnt wurde. Ich habe für jede ID einen anderen Style eingestellt, damit ich beim Tippen sicher sein kann, mit der richtigen ID eingeloggt zu sein. Gerade eben hat es unmittelbar beim Abschicken eines Posts meinen Account gewechselt. Ich bin absolut sicher, dass ich nicht falsch eingeloggt war, zum einen wegen des anderen Styles und zum anderen, weil ich mit dem Account von Scato bis kurz davor PNs ausgetauscht habe und ich mich daher nicht umgeloggt habe.

    "Salve, Iunia Axilla", grüßte Scato in höflichem Tonfall. Der Garten gefiel ihm sofort, schon allein darum, weil er Gärten liebte. Ein paar Frühblüher schoben hier und da die ersten dunkelgrünen Spitzen durch die Erde hinauf ins Sonnenlicht. Er ging ein paar Schritte auf Axilla zu, blieb aber in gebührlichem Abstand stehen, da er nach so einer langen Reise einfach nur widerlich aussah und roch. Ihn wollte vermutlich niemand mit der Kneifzange anfassen, geschweige denn, ihm die Hand geben. Seinen Stab, an dem das dicke Reisebündel hing, stellte er neben sich auf dem Boden ab.


    "Ich bin Sisenna Iunius Scato aus Mantua, Sohn des Titus Iunius Priscus. Wie man sieht, komme ich direkt von der Straße aus hierher, bitte entschuldige meine schäbige Aufmachung. Hast du gerade Zeit für ein Gespräch?"


    Er wollte sie Axilla nicht mit der ganzen Geschichte behelligen, bevor nicht klar war, ob sie diese überhaupt hören wollte. Am Ende kam er gerade vollkommen ungelegen, zumindest schleppten gerade zwei Sklaven einen Blumenkasten von A nach B. Verstohlen musterte er seine Verwandte, auf der Suche nach Ähnlichkeiten zu seinem Vater. Das braune Haar schienen die meisten Iunier geerbt zu haben - Priscus und Scato war es genau so zu eigen wie Axilla. Im Licht der Frühlingssonne schimmerte es warm und edel.

    Als Lurco sich zum Gehen wandte, krallte sich von hinten eine Hand in seine dreckige Tunika und bremste ihn aus. Scato zog ihn wieder neben sich, wobei er ihm freundlich zublinzelte, was gerade etwas verglubscht rüberkam. Dann blickte er vielsagend zu den umstehenden Kameraden. Alle anderen standen noch stramm - der Befehl zum Abmarsch war noch nicht erteilt worden. Auch, wenn sie alle nach Hause wollten in ihre geliebte Castra, würden sie sich noch ein paar Augenblicke gedulden müssen.

    "Nein, wir machen das andersherum", entgegnete Scato, der nichts von Terpanders Beschwichtigungen hören wollte. "Du erhältst die Aufgabe, die Papyri überprüfen zu lassen und mir darüber Bericht zu erstatten. Wenn auf ihnen ein Fluch lasten sollte, wird Tiberios dafür büßen." Damit reichte er ihm die Abschrift zurück.

    Die Aussicht auf einen freien Tag stieß auf zufriedene Gesichter. Die meisten waren sehr erschöpft, besonders die, welche den Vigiles beim Eimerschleppen geholfen hatten. Scato wurde rot bei Cerretanus´ Feststellung. Wäre Tarpa hier, hätte er über den Spruch gefeixt, aber der saß noch im Carcer. So lachte Asper ganz leise in Stellvertretung, nur seine unmittelbaren Nachbarn hörten ihn. Ein wenig Humor nach den schweren Stunden tat allen gut.


    Zwischenzeitlich waren die Gemüter sehr erhitzt gewesen. Für viele Milites war es der erste Einsatz, bei dem sie Schwerverletzte gesehen hatten und es auch Tote gegeben hatte. Auch für sie war der Einsatz an einem brennenden Gebäude nicht ungefährlich, denn im Gegensatz zu den Vigiles waren sie dazu nicht ausgebildet. Auch die Hilflosigkeit im Angesicht der Katastrophe war nicht für jeden leicht zu ertragen, manch einer hätte gern mehr tun können. Dass die Nerven da blank lagen, war nur menschlich.


    Nun aber freuten sich alle auf die Thermen und manch Kamerad würde nach der Pflege der Ausrüstung seinen Weg in eine Taberna nehmen. Scato nicht. Er würde so lange im Valetudinarium bleiben, bis der letzte Kamerad versorgt war. Wenn dann noch Zeit blieb, würde sie Lurco gehören.

    Aus dieser Verlautbarung resultiert eine erquickte Konstitution meiner Person, impliziert sie doch fürderhin eine Komparation erbaulicher Lektüre in diesen virtuellen Hallen.

    Scato ahnte, dass ihr Optio sich langsam aufbruchsfertig machen wollte, auch wenn noch kein Befehl ausgegeben worden war. Man sah es daran, wie er sich bewegte. So beeilte Scato sich damit, sich noch rasch in der verbleibenden Zeit um Python zu kümmern. Er sah, dass Kyriakos mit einer Löschdecke und Wasser hantierte, was eine gute Idee war.


    "Ihr zwei, packt mit an", kommandierte er die Zwillinge, nachdem die Decke nass gemacht worden war. Mit vereinten Kräften betteten sie den Schwerverletzten darauf, so dass er damit abtransportiert werden konnte. Nur wohin? Scato wusste es so wenig, wie es die Lupos wissen würden. So trugen sie Python erst einmal in eine ruhige, kühle Ecke, wo Scato ihn in die kalte, nasse Decke einschlug, um die Wunden zu kühlen. Ein Bett hatte er jetzt nicht mehr. "Die Decke nass halten für die nächste Stunde", wies Scato Kyriakos an. "Die Wunden müssen gekühlt werden. Sobald sein Kreislauf stabil ist, lasst ihn viel trinken. Wasser mit Salz und, wenn möglich, Blut und Hühnersuppe. Knochenmark ist auch eine gute Sache. Es wird lange dauern, bis er genesen ist, aber er kann es schaffen, wenn man sich gut um ihn kümmert."


    Damit hatte er getan, was er tun konnte. Der Rest lag in den Händen der Götter und in denen des Lupos, der sich selbst zum Gott erklärt hatte. Da tönte auch schon der Befehl zum Antreten. Scato erhielt tatsächlich den Befehl, die verletzten Kameraden zum Valetudinarium bringen zu dürfen! Begeistert salutierte er mit einem "Jawohl, Optio!", vermutlich etwas übertrieben in dieser Intensität, aber das empfand er als Ehre. Schwer verletzt war keiner von ihnen, sonst hätte er die Lupos links liegen gelassen, aber sicher gab es den einen oder anderen, der unter Rauch und Hitze gelitten hatte.


    Lurco hingegen erhielt für die Rettung von Python eine ... Rüge? Sicher war Scato sich da nicht und er musterte Cerretanus interessiert, ohne in dessen Gesicht lesen zu können, während die Milites sich sammelten.

    Lurco musste sich einen Moment gedulden. Scato fertigte gerade aus weiteren zerissenen Kleidungsstückchen und Wasser feuchte Kompressen zum Kühlen für die verbrannten Hautstellen. Die verteilte er an die Lupos.


    "Immer nass halten", mahnte er. "Wenn es antrocknet, wird das Lösen schmerzhaft und die Wunde noch schlimmer. Kühle, so lange es dir angenehm ist, danach weiß ich auch nicht weiter ... wir bräuchten einen Medicus. Aber das Kühlen von Brandwunden ist auf jeden Fall erstmal wichtig." Dann wandte er sich wieder Lurco zu, der ihn auf ein weiteres Brandopfer hinwies. "Zeig mal, wo er liegt. Ahhh, au weia, ich sehe ihn ... mit mir ist alles in Ordnung. Und selbst? Wo warst du überhaupt?"


    Der Lupanarbesitzer machte sich offenbar schon daran, den Verletzten zu versorgen, aber besser war, wenn Scato auch noch mal schaute. Er zog kurz an Lurcos Arm, damit er mitkam, während er loseilte. Das sah wirklich nicht gut aus.

    Scato hatte Satibarzanes das Röckchen zerrissen, um einen Druckverband daraus zu fertigen. Das war nicht der Weisheit letzter Schluss, aber die starke Blutung war so erst einmal gestillt.


    "So", sagte er im Tonfall eines zuversichtlichen Medicus, der genau wusste, dass alles gut werden würde. "Die Blutung ist gestillt, dein Kreislauf ist stabil. Trink später viel Wasser mit Salz. Wenn du an Tierblut vom Schlachter gelangen kannst, trinke auch das. Das gilt für jeden hier, der Blut verloren hat. Der Rest liegt in den Händen der Götter."


    Er schenkte Satibarzanes ein aufmunterndes Lächeln und wandte sich dem nächsten Patienten zu, als er bemerkte, wie Lurco und der Optio aneinander gerieten. Oh nein. Verstehen konnte Scato die Worte nicht, aber er konnte sich den Inhalt ungefähr denken. Auch, wenn Lurco Recht hatte - musste er das denn sagen?! Im ungünstigsten Falle kostete es ihn Kopf und Kragen! An Gerechtigkeitssinn hatte es Lurco noch nie gemangelt, eigentlich die beste Eigenschaft eines Urbaners. Aber ob der Optio es als solchen erkennen würde? Scato runzelte besorgt die Stirn, dann kümmerte er sich weiter um den Patienten.


    Als er wieder nach Lurco sah, war er verschwunden.

    Stirnrunzelnd sah Scato sich um. Er sah das ähnlich wie Lurco, sämtliche Lupos hier waren Zeugen. Aber er würde mit einem Tribun nicht ohne Widerspruch zu seinen eigenen Befehlen diskutieren und einen Widerspruch sah er hier nicht. Dafür hatte er zu viel Respekt vor diesem Amt, auch wenn es ein Vigil war und kein Urbaner. Er ließ den Arm der Sklavin los.


    "Für weitere Rückfragen steht später bei Bedarf sicher der Herr der Sklavin zur Verfügung", informierte Scato, während er in die Richtung seines Vorgesetzten zeigte, der die Arbeiten koordinierte. "Optio Furius Cerretanus."


    Die Information, wo der gute Mann stand, galt sowohl Eireann als auch den Vigiles. Scato trat anschließend respektvoll einen Schritt zurück, als Lurco ihn auch schon mit sich zog. Dann machte Scato sich wieder an die wirklich wichtigen Arbeiten. Wohin die Sklavin nun lief, würde er nicht mehr weiter beachten, er hatte anderes zu tun und begann, die Verletzten nach Schweregrad zu sortieren, damit die Versorgung der Wunden möglichst effektiv vonstatten gehen konnte.

    "Wieso machst du das nicht selber?", motzte Scato, aber er konnte sich die Antwort schon denken. Seit der Prügelei galt er als Petze, dabei hatte er nur ausgesprochen, was ohnehin jeder wusste. Zudem hatte der Optio ihn in die Zange genommen, da hätte jeder geplaudert! Scato warf Lurco einen garstigen Blick zu, doch dann stellte er sich seinem Schicksal. Wenn er den Ruf als Petze schon einmal weg hatte, konnte er ihn auch für etwas Sinnvolles einsetzen, auch, wenn er lieber den Verletzten geholfen hätte.


    Entschlossen stapfte er an den tapferen Vigil heran, der etliche Leute gerettet hatte und sich nun gewaltig mit Husten quälte. Den würde er nicht ansprechen, aber dessen meckernden Kameraden, der gerade Anstalten machte, sich zu entfernen. Er hustete selber eine Runde, ehe er heiser losredete.


    "Gute Arbeit, ich muss mich kurz einmischen. Das da ist keine Frau, sondern ein weiblicher Sklave, der als Restposten für 80 Sesterze verschleudert wurde. Sie gehört unserem Optio, mag er sich überlegen, ob er dafür einen Medicus bezahlen will oder sich nicht einfach eine Neue kauft. Dort drüben sind Peregrini verletzt, der Eine blutet wie Schwein und steht unter Schock. Wenn ihr euch um euren Kameraden hier gekümmert habt, solltet ihr vielleicht nach ihm und den anderen schauen. Ich bringe den Sklaven in der Zwischenzeit zu seinem Herrn, damit ihr hier freie Bahn habt."


    Damit zerrte er Eireann auf die Beine. Er schaute dabei in Richtung der verletzten Lupos. Derjenige, den er selber gerettet hatte, saß immer noch am Boden und rührte sich nicht.


    "Und nach dem Mann da sollte euer Medicus dann vielleicht auch mal schauen. Der war im Inferno und guckt komisch."


    Hatten sie eigentlich einen eigenen Medicus dabei? Einmal mehr ärgerte Scato sich, dass er die Ausbildung noch nicht genehmigt bekommen hatte!

    << Castra Praetoria


    Die Menge an Verletzten, die an den Rändern der Gasse saßen, standen und lagen, ließ Scato schlucken. Dies waren die Ärmsten der Armen und nun hatten sie überhaupt nichts mehr, nicht einmal Geld, um einen Medicus zu bezahlen. Leider hatte er noch nicht die Ausbildung erhalten, um irgendjemandem als Miles medicus zu helfen. Das Verhalten des rothaarigen Lupos, der sie führte, irritierte ihn obendrein. Erst hatte der Bursche so herzzerreißend geweint, dass Scato ihm am liebsten tröstend die Schulter getätschelt hätte, dann lachte er wieder und hopste herum! Was es hier zu lachen gab, wusste vermutlich er allein.


    Die Löscharbeiten waren schon in vollem Gang. Wenigstens auf die Vigiles war Verlass, sie hatten mithilfe der Einwohner eine Eimerkette gebildet und waren dabei, das Feuer zu bekämpfen. Scato schaute auf das brennende Haus. Da ging der Ort der Leidenschaft in Flammen auf.


    Plötzlich meinte er, eine kriechende Gestalt hinter dem Eingang zu entdecken. Das war doch der Lupo mit den falschen Locken! Scato ließ die Löschdecke fallen, mit der er gerade hatte hantieren wollen und eilte ins Innere der Eingangshalle. Er packte den Kriechenden, wuchtete ihn sich quer über die Schultern und rannte mit ihm hinaus ins Freie. Bereits nach den wenigen Metern im heißen Rauch wurde er von Hustenkrämpfen geschüttelt. Vorsichtig ließ er den Lupo auf den Boden sinken. Auf den ersten Blick wirkte er nicht verletzt, nur ungeheuer schmutzig und seine Frisur war leider genau so hinüber wie die von Satibarzanes, um den Lurco sich gerade kümmerte.


    Scato ließ den Lupo einen Lupo sein und während er seinen Husten hinunterkämpfte, schaute er, wo er noch helfen konnte.

    Als der Optio ihn mit dem Lupo an der Porta abfing, während er auf dem Weg ins Innere war, wurde Scatos ohnehin schon gut durchblutetes Gesicht pink. Zum Glück erzählte der Jüngling neben ihm sofort alles, was es zu berichten gab, ehe Scato auch nur den Mund aufmachen konnte. Als der Gast anfing zu heulen, schloss Scato einen Moment die Augen, ehe er sie mit hilflosem Blick in Richtung des Optios wieder öffnete. Cerretanus nahm das Ganze gelassener als er und sorgte mit ein paar Kommandos für Klarheit.


    "Jawohl, Optio", bellte Scato und rannte so schnell er konnte zu ihrer Baracke. Er riss die Tür ihres Contuberniums auf und brüllte hinein, dass ein Puff brennt, das Gleiche machte er mit den Türen rechts und links daneben, um auf die gewünschten 20 Mann zu kommen, zu denen er sich selbst mit zählte. Da er nicht erwähnte, welches Lupanar in Flammen stand, waren die Milites ziemlich eilig dabei, sich in die Ausrüstung zu werfen. Dadurch, dass sie die Panzer und Helme weglassen durften, ging das recht fix. Wenig später trabte die Truppe in Formation in Richtung der Porta Praetoria.


    [Subura] Ganymed - Lupanar >>