Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Scato machte große Augen bei der brachialen Beschreibung. Wenn das alles stimmte, dann war das ein Fall für die Urbaner. Das konnte und durfte Scato nicht ignorieren, indem er den Burschen einfach zu den Vigiles weiterschickte.


    "Komm mit, ich bring dich zu meinem Vorgesetzten. Er wird entscheiden, was zu tun ist."


    Scato betete dafür, dass der Optio den Ernst der Lage genau so einschätzte, wie er. Jetzt untätig in der Castra hocken zu bleiben, während sein Lieblingslupanar in Flammen stand, war keine erbauliche Vorstellung. So führte Scato den Burschen auf schnellstem Wege zu seinem Vorgesetzten. Dass er in Begleitung eines Lupos durch die Castra marschierte, sorgte für belustigte Blicke und dafür, dass Scato einen knallroten Kopf bekam. Die Blicke würden noch lustiger werden, wenn klar werden würde, dass er den leicht bekleideten Burschen zu einem der Offiziere brachte.

    Verstohlen beobachtete Scato den angeschlagenen Lupo aus möglichst großer Entfernung. Er hatte gehofft, dass sich jemand anderes um den Burschen kümmern würde, jemand, der in dessen Gegenwart entspannter bleiben würde. Leider waren die Kameraden alle anderweitig beschäftigt. Als sich auch nach einer angemessenen Wartefrist niemand erbarmte, setzte Scato ein besonders dienstliches Gesicht auf und trat an ihn heran.


    "Salve, was steht an?" Den Wortwitz konnte er sich dann doch nicht verkneifen.

    "Und wie wir es einweihen sollten", freute Scato sich. "Wir kaufen mehrere Weinflaschen und einen Stapel weicher Decken, dazu etwas zu knabbern. Nachts müssen wir in der Castra bleiben, aber wir werden den gesamten Feierabend dort verbringen und es uns gut gehen lassen."


    Scato sagte das im Plauderton, wie immer klang er etwas albern, doch darin verbarg sich ein ernster Kern. Am liebsten würde er Lurco hier an Ort und stelle gegen die Wand drücken und küssen. Sie hatten tatsächlich zu zweit ein gemeinsames Haus! Aus heiterem Himmel wurde Scato die Tragweite dessen richtig bewusst. Dies war ihr zu Hause, ihr Nest, der Ort, wo andere ihre Familie gründeten. Ein Ort, an dem niemand über sie reden würde und über das, was sie miteinander verband. Eine Oase, in der es nichts gab, außer sie und das, was sie hineinbaten. Überwältigt blieb er stehen, seine Augen glänzten glasig.


    "Ich hab gerade einen Sentimentalen", piepste er. Dabei ließ er seinen Handrücken an Lurco entlangstreichen, die Geste war sehr zärtlich, auch wenn ein Außenstehender sie kaum wahrgenommen hätte. Er stellte sich so, dass niemand seine Hand sah, der vielleicht zufällig des Weges kam, es sah aus, als würden sie einfach reden. Seine Finger umschlossen Lurcos Hand fest und hielten sie.

    Scato las sich die Urkunde durch. Am liebsten hätte er Viridomarus auf die feisten Wangen geknutscht. Er reichte die Urkunde nach dem Lesen weiter an Lurco. Entweder, Viridomarus hatte dermaßen viel Dreck am Stecken, dass er keinesfalls mit den Urbaniciani beruflich in Berührung kommen wollte, oder ihn plagte das schlechte Gewissen, Lurco damals so mies abgespeist zu haben. Scato war der Grund herzlich egal, sie hatten ihr Atriumhaus!


    "Also mein Schweigen hast du! Ich finde das ja so was von nett, uns das Haus zu schenken! Was für eine freundliche Geste der Versöhnung!"


    Scato grinste so breit, dass man seine Backenzähne sah. Ein Haus, sie bekamen tatsächlich ein Haus geschenkt, mehr noch - DAS Haus, ihr Traumhaus!

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    Tarpa


    "Ich werde niemanden beschimpfen, tätlich werden oder rumjammern, Optio." Aber seine Wehwehchen musste er ja trotzdem benennen, sonst bräuchte der Medicus nicht kommen. Mutlos schaute Tarpa in die dunkle Zelle, ehe er eintrat. Er hoffte, im Inneren würde er wenigstens eine Pritsche und einen Eimer für die Notdurft finden. Mit dem abflauenden Kampfrausch stellten sich langsam auch die Schmerzen ein. Er hatte den Mund voller Blut und der Fleck auf seiner zerfetzten Tunika war noch nicht am Trocknen, der Biss suppte immer noch.


    Verfluchter Ramnus, und das alles nur, weil ihm ein einziges Mal ein Lacher herausgerutscht war! Hoffentlich wurde der Fettsack auch eingebuchtet. Schließlich war es nicht Tarpa gewesen, der die Prügelei vom Zaun gebrochen hatte. "Wie lange sitze ich ein?", erkundigte er sich vorsichtig. Das Grinsen des Optios gefiel ihm gar nicht. Vermutlich war das einer von der Sorte, die den Verhörraum als Spielzimmer betrachtete. Wobei Tarpa hoffentlich kein Verhör bevorstand, die Sachlage war ja eigentlich klar - Ramnus hatte Schuld.

    "Tiberios hat was?" Scato hatte die Worte natürlich genau verstanden, er war schlichtweg überrumpelt. Er hatte versucht, mit dem jungen Sklaven innerlich abzuschließen. Im Alltag der Castra und dem Trubel um den Hauskauf war es ihm auch ganz gut gelungen. Nach dem Dienst war er meist mit Lurco beschäftigt, der es verstand, ihm die Freizeit zu versüßen und abends sank Scato todmüde und glücklich in sein Bett. Nun aber schwirrte ihm erneut der Kopf. Er wickelte die erste Schriftrolle aus und versank förmlich in der filigranen, gleichmäßigen Handschrift. Wunderschön, eine Manifestation der Harmonie.


    "Wie viel Mühe er sich gegeben hat", hauchte Scato und bekam einen Ständer. Er kam nicht einmal dazu, den Inhalt zu beachten, weil er so in der Handwerkskunst versank. Die Vorstellung, wie die gepflegten Hände von Tiberios die Feder hielten und über das Blatt gleiten ließen, hatte etwas merkwürdig Erregendes an sich. Er drückte die Abschrift an sein Herz und blickte mit sanft geröteten Wangen in die Ferne, während in seinem Kopf die Schreibfeder zwischen Tiberios´ Fingern zu seinem besten Stück wurde, das zart umschlossen und streichelnd über weiße Haut geführt wurde.


    Dann wurde die sanfte Rötung seines Gesichts zu einem Feuerrot. Bösartig starrte Scato das Pergament an. "Auf dieser Schrift muss irgendein verschissener Zauber liegen, das ist doch nicht normal!" Er drehte den Papyrus um, hielt ihn gegen die Sonne, roch daran und kostete sogar eine Ecke. "Es ist schließlich nur eine Rolle mit irgendeiner Abschrift. Lurco soll sich das sogenannte Geschenk anschauen, er weiß sicher Rat. Und im Gegensatz zu diesem fiesen kleinen Griechen ist er nicht wandelbar und unfassbar wie eine Wolke am Himmel, sondern er ist beständig an meiner Seite und jeden Tag einfach der, der er ist. Tiberios braucht sich gar nicht einbilden, dass ich noch einmal auf seine Masche hereinfalle."

    Scato hatte Terpander nun schon ein paar Tage nicht gesehen. Er wusste, dass der Grieche zu der Zeit, in der sein Herr Dienstschluss hatte, gern vor der Castra herumlungerte, um zu sehen, ob er ihn nicht abpassen konnte. Scato schmeichelte diese Angewohnheit, auch wenn er sie natürlich ganz einfach auch hätte befehlen können. Aber das hatte er nicht getan, Terpander wartete von sich aus. Jeden Tag hatte Scato für ihn zwar keine Zeit, aber ungefähr aller drei Tage eben doch, so dass sie sich für ein Gespräch trafen und gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge brachten. Manchmal gingen sie gemeinsam etwas essen oder eine Runde spazieren. Heute hatte Scato vor, Terpander zu einer gebratenen Lukanerwurst einzuladen und schaute vor der Porta Praetoria, wo sein Sklave denn blieb.

    Endlich war es offiziell: Das gesamte Contubernium war durch die Ausbildung gekommen. Der Dank dafür gebürte Marcus Octavius Maro, der sich als Centurio Zeit für sie genommen, ihre Fragen beantwortet und ihnen zur rechten Zeit auch mal in den Hintern getreten hatte, um aus jedem die Höchstleistung herauszukitzeln oder das Verhalten in die richtigen Bahnen zu lenken. Einfach hatte er es mit ihnen nicht immer gehabt. All das war ihnen bewusst und so hatten sie zusammengelegt, und ein "kleines Geschenk" organisiert, um Maros Leistungen zu würdigen und auch, um ihm eine Freude zu machen. Ramnus musste es hineinrollen, da niemand es tragen konnte. Durch die Wachskruste nahm es dabei keinen Schaden.


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    Der edle Käselaib wog etwa zwei Zentner und hatte den Durchmesser eines Mühlrades. Jedes Mitglied ihres Contuberniums hatte mit einem Schreibgriffel seinen Namen hineingeritzt. Diesen Käse lehnten sie nun gegenüber der Tür des Officiums an die Wand und zwar so, dass die Schrift genau richtig herum war. Jemand stellte noch eine Flasche besten Falerner dazu und einen Korb saftiger Weintrauben und Feigen, da diese besonders gut zum Käse passten. Dann verschwanden sie, damit Maro sein Geschenk finden konnte.

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    Tarpa


    "Schön wär´s ja", murrte Tarpa auf den Kommentar des Optio carceris hin. Leider war es nur Ramnus gewesen, der auf ihm gesessen und ihn gebissen hatte. Hier unten war es stockfinster und die Luft roch rußig und verbraucht, ihm war nicht sonderlich wohl zumute. Etwas ängstlich nun wartete er darauf, dass der Optio carceris ihn in seine Zelle bringen ließ. Immerhin schien Cerretanus nicht vorzuhaben, Tarpa vom Dienst zu suspendieren für die Prügelei, was ein gewisser Trost war.

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    "Es war ein Missverständnis, Optio, Verzeihung." Tarpa schaute betreten. Natürlich wäre er offiziell nie auf den Gedanken gekommen, dass sein Vorgesetzter schlichtweg vergessen haben könnte, ihm die verhängte Arrestierung auch tatsächlich aufzubrummen. Eine Trage indes hätte er zwar komfortabel gefunden, wer ließ sich nicht gern umsorgen, aber nach einer zu fragen, hätte er dann doch nicht gewagt. Der leichte Schubs genügte, um Tarpa zwei Schritte taumeln zu lassen, ehe er an der Wand landete und sein Gleichgewicht wieder herstellen konnte. So marschierte er, noch immer eiernd, nunmehr artig voran in Richtung Carcer.


    Carcer - Der Prügelknabe >>

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    Tarpa hing gerade mit der Tunika in Scatos Faust, so dass er eine schöne Kurve beschreiben konnte, als er auf dem Absatz kehrt machte, um zurück zu Cerretanus zu wanken. Erneut nahm er vor ihm Haltung an. Scato schaute ihm aus der Ferne ziemlich enttäuscht nach, wie eine Katze, der man die Maus weggenommen hatte. Dann trollte Scato sich. Vermutlich war er neugierig auf die Bisswunde in Tarpas Brust gewesen. Tarpa war selber neugierig, wie übel Ramnus´ Zähne ihn erwischt hatten, aber die Inspektion würde genau so warten müssen wie das Bad, auf das er sich gerade eben gefreut hatte.


    "Optio", bellte er. Nun stand er hier ganz allein mit Cerretanus.

    Oha. Wenn der Optio und der Centurio sich gemeinsam über ein Strafmaß berieten, würde es heiter werden. Beim Aufräumen der Stube mussten sie alles perfekt machen und zusehen, dass die Wetteinnahmen unauffällig verwahrt waren, damit sie nicht am Ende einem guten Zweck zugeführt wurden. Scato brauchte jeden Sesterz für das Atriumhaus! Sowohl er als auch Tarpa, der offenbar gerade noch einmal um den Arrest herumgekommen war, standen während der Rüge in ordentlicher Haltung und schauten ausgesprochen treuherzig drein, damit Cerretanus nicht wieder wütend wurde. Allerdings schielte Tarpa dabei ein wenig und konnte sein Schwanken nicht verhindern.


    Beide drehten sich auf den Befehl zum Abmarsch hin gleichzeitig zur Seite und trabten hintereinander im Gleichschritt davon, wobei Scato von hinten Tarpa aller paar Schritte an der Tunika wieder in die Bahn zerren musste, weil er taumelte. Da kam ihm ein Gedanke, der ihn beim Laufen breit grinsen ließ. Da Ramnus und Tarpa offenbar nicht gleichzeitig beim Valetudinarium vorstellig werden sollten, damit sie sich nicht wieder in die Wolle bekamen, hatte er soeben sein erstes Versuchskaninchen gefunden, um sich als Miles medicus auszuprobieren.

    Kaum hatte der Optio den Exerzierplatz verlassen, verwandelte sich das stramme Marschtempo in ein gemütliches Stapfen. Langsam, aber ordentlich drehten die Schildkröten ihre Runden, einige Urbaner plauderten mit dem Nachbarn. Die Rache von Cerretanus folgte kaum eine Viertelstunde später, als plötzlich ein Grölen zu hören war und irgendetwas Schweres auf Scatos Schildkröte donnerte. Etwas, das nun oben auf dem Deckel lag. Mit stoßenden Bewegungen ließen die Urbanici das Objekt zum Rand hin hüpfen, bis es von der Kante fiel und zerbrach. Ein Stuhl! Und er war nicht das einzige Geschoss, was die Schildkröten erwartete.


    Grölend und böse grinsend erwarteten sie ihre nun feindlichen Kameraden, mit Sperrmüll und anderen Gegenständen bewaffnet bis unter die Zähne. Sie standen der tapferen Schildkröte möbelschwingend im Weg. Es war das erste Mal, dass die Milites die Formation gegen Ablenkung und Druck von außen halten mussten.


    Im Inneren der Schildkröte Nr. 2, in der sich Scato befand, wurde es nicht nur plötzlich hell und luftig, sondern auch laut. Die einen strebten mehr hierhin, die anderen mehr dorthin und die Mitte drohte, auseinanderzubrechen, während sie vorrückten. Als sie sich den lärmenden und mit allerlei Gegenständen bewaffneten Kameraden noch weiter näherten, geschah dann auf einmal das Gegenteil - Scato wurde eingepresst, weil alle Angst hatten, dass ein Gegenstand durch den Deckel der Schildkröte flutschen konnte und sie darum eng zusammenrückten. Dunkelheit und Hitze kehrten zurück, so, wie es sein musste. Das hatte den Nebeneffekt, dass man nun auf Tuchfühlung mit den Nachbarn war, so dass man seine Bewegungen spürte. So kam die Schildkröte von allein wieder in Ordnung. Testudo 2 wurde ein kompaktes Kraftpaket, dass sich trotzig dem grölenden "Pöbel" entgegenschob, der ihnen nun seinerseits entgegenpreschte. Die Kollision stand unmittelbar bevor.

    Die letzten beiden Milites hatten sich klammheimlich verdrückt, um Ramnus ins Valetudinarium zu verfrachten. Dass sie nun um die Ecke standen und lauschten, wie so manch anderer, wusste niemand. Nur Scato und Tarpa waren wie zwei Trottel zurückgeblieben und bekamen nun alles ab.


    "Unser Contubernium", gab Scato langsam zu Protokoll. Es war ja auch nicht zu übersehen, dass sie beteiligt gewesen waren. "Die anderen kenne ich nicht so gut, ich glaube, die waren bunt gemischt."


    Tarpa schaute derweil unglücklich. Zerbeult und arrestiert - was für ein Tag. Aber er hatte Ramnus in den Dreck geschickt! "Jawohl, Optio", antwortete er auf die Rüge.

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    << [Prügelei] Ramnus vs Tarpa


    Ramnus wurde von zwei Kameraden mehr schlecht als Recht ins Valetudinarium geschliffen. Da er nicht sitzen konnte, legten sie ihn auf eine Wartebank, die sich unter seinem Gewicht beträchtlich bog. Dann verschwanden sie wieder - keiner wollte verpassen, wie Tarpas Anschiss für diese Prügelei verlaufen würde. Stöhnend blieb Ramnus allein zurück und wartete darauf, dass ihn jemand verarzten würde.

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    "Ich habe gelacht, Optio", gab Tarpa sich zu erkennen. Furius Cerretanus war offenbar daran gelegen, dass dieser Umstand noch einmal vor allen verbalisiert wurde, damit es noch peinlicher war. Er rechnete seinen Kameraden an, dass sie ihn nicht verpetzt hatten, auch wenn er bei manchen für seinen Lachanfall vermutlich unten durch war. "Weil es lustig war, wie Ramnus da in voller Montur aufgekreuzt ist, damit man ihm nicht ankreiden kann, dass etwas fehlt. Außerdem bräuchte er eine größere Lorica segmentata - aber es gibt keine größere. Was es noch lustiger macht, weil er darin dastand wie eine Presswurst. Ich habe es nicht böse gemeint, er sah einfach komisch aus."