Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Scato machte sich Notizen, die zum Großteil aus Kürzeln in seiner Schnellschreib-Sauklaue bestanden. Er würde den Obduktionsbericht aufgrund der Bedeutsamkeit erst im Valetudinarium in Reinform übertragen, und zwar in besonders sorgfältiger Handschrift. Das alles würde hier viel zu lange dauern.


    "Nein, ich habe noch nie ein Tier geopfert oder überhaupt getötet ... ich denke auch nicht, dass ich das tun möchte", erzählte er, während er schrieb. "Ich esse auch nicht gern Fleisch. Ich überlege, ob ich ganz damit aufhören sollte. Ich werde die Schriften der Gelehrten konsultieren, was sie über fleischlose Ernährung schreiben, ob das die Säfte durcheinanderbringt. Sonderlich schmecken tut es mir nicht mehr und es fühlt sich auch nicht gut an, ein Stück eines Wesens, das einmal gelebt hat und nun tot ist, im Mund zu zerkauen."


    Er wollte die Vestalin nicht damit belasten, dass auch seine neue Arbeit ihren Teil dazu beitrug, dass Fleisch ihm nicht mehr schmecken wollte. Es gab Sanitäter und Ärzte, die während ihrer Arbeit gegen derlei Empfindungen vollständig abstumpften, bei Scato stumpften nur die körperlichen Stressreaktionen ab, nicht jedoch seine Empathie. Er packte sein Schreibzeug wieder zusammen, räumte alles in die Capsa, in welcher der Inhalt heute lose durcheinander purzelte.


    "Auch ich hätte der Vestalis Maxima nicht mehr helfen können, der Stich war zu tief und hat Regionen verletzt, die nicht verletzt werden dürfen." Mehr durfte er nicht sagen. Er erhob sich wieder und warf sich die Capsa über die Schulter. "Damit bin ich hier fertig."

    Kein schöner Zustand, den kenne ich leider in ähnlicher Form. Ich wünsche dir, dass du das Ganze bald überstanden hast und zurück in dein zu Hause kannst. Soll ich deine IDs sicherheitshalber ins Exil schubsen?

    Natürlich waren die beiden Milites ihr gefolgt. Während Sextus draußen Wache schob, da Scato sich am vergitterten Fenster störte, machte Scato es sich am Tisch bequem und beförderte seine Unterlagen zu Tage. Die Tür wurde nicht abgeschlossen, dafür sah er keinen Anlass. Er stellte alle Fragen nacheinander, so dass Herminia Tarpa zwischendurch Zeit zum Antworten fand.


    "Es kann sein, dass einige Fragen schon von meinem Kameraden Cornicularius Octavius Frugi gestellt worden sind. Überschneidungen sind möglich, meine Fragen konzentrieren sich jedoch im Gegensatz zu den Ermittlungen meines Kameraden nicht auf den möglichen Täter, sondern auf das Opfer und die Umstände seines Todes und die Zeit danach. Wenn es dir nicht gut gehen sollte, können wir zwischendurch eine Pause machen, ich hoffe aber, dass es nicht lange dauern wird.


    Ich benötige bitte noch folgende Informationen von dir:

    1. Wer hat die Verstorbene entdeckt und wo?
    2. Wurde versucht, ihr Leben zu retten?
    3. Wer hat sie vom Ort ihres Todes abtransportiert und wie?
    4. Wer hat die Verstorbene anschließend gereinigt, hergerichtet und hier aufgebahrt?
    5. Sind Krankheiten oder ungesunde Angewohnheiten bekannt, an denen die Verstorbene litt?"

    Wir haben die Chance gehabt, die Inhalte des alten IR in diese wunderbare neue Version zu retten, es ging nicht verloren, es wird weiterleben, was nicht selbstverständlich ist. Ich persönlich, als Freund des Fortschritts, mag die neue Version mit all ihren Funktionen, die Galeriefunktion und alles. Besonders aber die Konversationsfunktion mit der Möglichkeit zur Gruppenkonversation ist gegenüber der sehr begrenzten PN-Funktion des alten Boards sehr viel komfortabler. :)


    Danke, Rusty!

    Cimon ist soeben ins Exil geschickt worden, bei den anderen beiden zickt gerade die Technik, ich habe Rusticus diesbezüglich kontaktiert. Sollte kein großes Problem sein, ich kenne auch die Lösung, möchte das aber mit Rusticus als Erster Techniker abgesprochen haben. :)

    Die Frage, die Scato sowieso nicht hätte beantworten dürfen, löste sich auf in Gewimmel. Bestürzt registrierte Scato, dass gefühlt eine ganze Kolonne durch die Tür quoll, wo er nur eine einzige Jungfrau erwartet hatte, alle voll bepackt mit rituellen Utensilien, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Er blickte mit offenem Mund zu Sextus, der gerade die letzten Dinge zurück in seine eigene Capsa räumte und nur mit den Schultern zuckte. Scato klappte den Mund wieder zu, fällte eine Entscheidung, räumte sein Schreibzeug ein und griff seine eigene Capsa.


    "Bring uns bitte an einen Ort, wo wir ungestört sprechen können, Aeditua."

    Scato hatte von der Sache her nicht viel zu tun. Er trug die Capsa, falls irgendwer sich verletzte, und diente ansonsten mehr der Dekoration. Zumindest, so lange nicht Asper neben ihm stand, der jeden mit seiner Attraktivität überstrahlte, selbst jetzt noch, wo er sichtlich zugenommen hatte, weil er und Pullus sich gegenseitig mit Keksen mästeten.

    Caepio konnte spüren, wie Scato sich in seiner Umarmung entspannte, wie seine Muskeln weich wurden und sein Kopf gegen den seines Bruders sank. So blieben sie einige Herzschläge lang. Dann küsste Scato ihn auf die Wange, ehe er ihn sanft freigab.


    "Auf ein Neues: Lurco, das ist mein großer Bruder Caepio. Caepio, das ist Lurco und ihm gehört nicht nur das Haus." Sondern auch mein Herz. "Bitte leg dich zu uns und lass es dir schmecken."

    Scato war dankbar dafür, dass die Jungfrau keine Probleme machte. Weder konnte noch wollte er eine Vestalin gewaltsam von irgendwo entfernen. Im Notfall hätte er schlichtweg auf seinen Auftrag verzichten müssen und dann wäre es die Aufgabe seines Vorgesetzten gewesen, sich Gedanken darüber zu machen, wie man eine ungestörte Obduktion erwirkte. Draußen mochte die Jungfrau nun stehenbleiben, die Türen waren ja nicht gerade dünn in einem Haus wie diesem. Er würde einfach leise sprechen.


    So machte Scato sich an die Arbeit, so diskret, wie es möglich war, aber auch nicht zimperlich, denn der Mord hatte nur eine Aussicht auf Klärung mit einer vernünftigen Basis für die Ermittler. Er war sicher, dass die Göttin Vesta dafür Verständnis hatte, da es nun einmal nur männliche Urbaner gab und daher keine Frau diese wichtige Aufgabe übernehmen konnte. Für Scato selbst machte es keinen Unterschied, ob er einen Mann oder eine Frau untersuchte. Er sah vor sich nur einen Menschen und würde jeden gleichermaßen behandeln. Er hoffte, niemals in eine Situation zu kommen, in der er die Patienten nach ihrem gesellschaftlichen Stand priorisieren musste und nicht nach medizinischer Notwendigkeit vorgehen konnte.


    Am Ende half ihm Sextus, die Tote wieder anzukleiden und in der gleichen Haltung niederzubetten, in der sie vor der Obduktion gelegen hatte. Da lag sie nun ... die Tugend Roms. Mit ihr war nicht nur ein Mensch getötet worden, sondern so viel mehr. Alles, wofür sie stand, war erschüttert worden. Selten hatte Scato etwas derart Trauriges gesehen.


    Er ging zur Tür und öffnete sie. "Du kannst wieder hineinkommen, Aeditua Vestalis Herminia Tarpa."

    Er stellte seine Capsa auf einen Tisch. Während Sextus begann, alles auszubreiten und vorzubereiten, widmete Scato sich nun der Dame, die sich nicht vorgestellt hatte, jedoch nun Hilfe anbot. Sie kniete am Kopfende des Leichnams, so dass Scato gezwungen war, zu ihr hinabzublicken. Sie machte sich klein, wirkte harmlos und irgendwie tat sie ihm auch leid. Sie hatte die Tote gut gekannt, viel Zeit ihres Lebens mit ihr verbracht. Vermutlich war es für sie, wie für Scato, wenn ein Kamerad gestorben war.


    "Weißt du, Namenlose, du kannst uns in der Tat helfen - indem du die Tote hinterher wieder herrichtest. Hier im Raum aber können wir vorerst niemanden gebrauchen. Dieser Mordfall ist nicht nur ein Verbrechen an einer angesehenen Bürgerin Roms, sondern auch ein Frevel an den Göttern. Es ist von großer Wichtigkeit, dass die Ermittlungen an jeder noch so kleinen Stelle korrekt erfolgen. Würdest du hierbleiben und uns helfen, mag es sein, dass du versehentlich Schaden anrichtest, weil du die Abläufe unserer Arbeit nicht kennst und so das Ergebnis verfälscht wird."


    Er nickte in Richtung der Toten, die in Würde aufgebahrt worden war und da lag wie ein Kunstwerk - sehr zu Scatos Missfallen.


    "Siehst du. Es wurde schon verfälscht, weil ihre Körperhaltung verändert, ihre alte Kleidung abgenommen, sie gewaschen und wissen die Götter sonst noch was mit ihr angestellt worden ist. Das erschwert meine Arbeit natürlich ungemein. Jedes Puzzlestück, so bedeutungslos es im Moment erscheinen mag, könnte sich am Ende als jenes erweisen, was das Gesamtbild offenbart. Sinnvoll wäre es gewesen, mich so schnell wie möglich hinzuzuziehen und sie erst im Anschluss an meine Arbeit für den Abschied aufzubahren, damit der Fall vernünftig geklärt und die Hinterleute der Mörderin zur Rechenschaft gezogen werden können. Ich muss nun versuchen, das Beste aus der Situation herauszuholen und kann, so lange ich hier bin, keine weiteren Fehler zulassen.


    Zudem unterliegt unsere Arbeit in diesem Fall der Geheimhaltung, was die Anwesenheit von Außenstehenden ausschließt. Bliebest du hier, würdest du hören, was ich meinem Kameraden diktiere, was wir besprechen. Wenn du dich nützlich machen möchtest, bereite uns die Kleider vor, welche die Tote am Tag ihres Todes trug, auch eventuellen Schmuck, damit ich sie mir ansehen kann. Bitte kurz klopfen, dann holt Sextus sie von der Tür ab.


    Im Anschluss würde ich dich zudem gern noch zu einigen Details befragen, welche die Obduktion betreffen."

    Als Cappa-Mod heiße ich dich willkommen zurück - und herzlich willkommen im Land des Feuers und des Windes. :) Bei Fragen - fragen. Die PN-Funktion wird nach der Freischaltung ebenfalls funktionieren, so dass du dich mit deinen Mitspielern auch auf dieser Ebene austauschen kannst.


    Unsere tapfere Stadtwache wird sich sicher ebenfalls bald hier melden.

    Scato fuchtelte herum, nun gar nicht mehr fischig dreinblickend. Nachdem seine Hände einige Momente unnütz durch die Luft irrten, fassten sie die von Caepio und er zog seinen Bruder an sich heran. Er empfing ihn nicht in der Casa Leonis, um ihn wieder zu verjagen.


    "Verzeih meine Garstigkeit ... es war ein stressiger Tag ... stressige Jahre ... hier ist unsere kleine Oase, die erste, die ich je hatte in diesem Spießrutenlauf, der mein Leben ist. Du gehörst dazu. Ich möchte, dass du bleibst, dich hier von er Welt da draußen erholst und dich wohlfühlst. Nur bitte mach uns diese Oase nicht kaputt. Sie ist wichtig für uns, die Mauern halten alles Übel draußen. Nur hier ...


    Bruder, indem ich dich einlade, hier zu wohnen, erweise ich dir nicht nur Gastfreundschaft, sondern großes Vertrauen. Ich möchte nicht, dass Lurco und ich von den eigenen Kameraden zu Tode gesteinigt werden. Frage nicht - akzeptiere, was du vielleicht einmal siehst oder auch nur ahnst. Dann verschließe Augen und Ohren, trinke von Lethes Fluten und vergiss."

    "Ah, schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst." Und Lurco um seine Massage bringst.


    So waren Brüder: Kaum wieder aus dem Exil aufgetaucht, mussten sie stören, um sich in den Fokus der Aufmerksamkeit zu drängen. Scato musterte die Zwiebel schmunzelnd, doch bei deren Frage wurde sein Mund zu einem ausdruckslosen Strich. Jegliches Leben in seinen Augen schien zu erlöschen, Scato schaute ihn an wie ein toter Fisch.


    "Lurco ist nicht mein Gast - ihm gehört dieses Haus und ich wohne hier zur Untermiete. Er ist mein Kamerad."


    Caepio hätte genau so gut einer lebensecht bemalten Marmorstatue gegenüberstehen können, die wäre genau so freundlich und warmherzig gewesen, wie Scato es gerade war. Er war ein verdammt schlechter Lügner, schon immer gewesen ... hilfesuchend sah er Lurco an.

    "Salve. Miles Medicus Sisenna Iunius Scato in Begleitung von Miles Medicus Sextus Velanius Fenestella", stellte Scato sie beide vor, wobei er laut und deutlich sprach, um die Klageweiber zu übertönen. "Ich wurde beauftragt, eine Obduktion bei der verschiedenen Vestalis Maxima Decima Messalina durchzuführen."


    Er wartete, bis der Ianitor die lange Litanei verschriftlicht hatte. Inzwischen kam eine der Vestalinnen herzu, das Gesicht nass vor Tränen, und er fragte sich, wie viel von ihrer Trauer echt war. Die von den Klageweibern war freilich gekauft und diente nur rituellen Zwecken. Scato nahm an, die Jungfrau würde ihn nun zum Leichnam der Obersten führen.

    ... dafür tauchte wenig später Scato auf, um seiner Pflicht nachzukommen.


    Er trug seine schwere Ledertasche auf dem Rücken mit dem Gurt schräg über der Brust. Ihn begleitete Sextus, sein Kamerad aus dem Valetudinarium, der ebenfalls eine Tasche trug, die voller Schreibzeug war. Während Scato diktierte, würde Sextus alles verschriftlichen und gegebenenfalls fachkundig bei der Obduktion assistieren.


    Nach dem Anklopfen trat Scato einen Schritt von der Porta zurück, um zu warten, ob jemand ihm öffnen würde.

    Die Gegend ist trotz ihrer Abgeschiedenheit scheinbar doch bekannter, als mir bisher bewusst war.


    Richtig, hier sind alle Straßenschilder und Ortsschilder zweisprachig in Deutsch und Sorbisch oder auch Tschechisch. Die Gegend ist ein Überrest des Mährereiches und während der Völkerwanderung ließen sich hier einige westslawische Stämme nieder und vermischten sich mit den germanischen, weshalb hier die slawische Kultur stellenweise noch präsent ist. Man hört es auch deutlich an den Ortsnamen ("-itz"). Im Osten von Sachsen, wie der Ober- und der Niederlausitz, sind diese Wurzeln noch stärker spürbar.


    Habe allerdings noch nie erlebt, dass hier irgendwer mit Holzklappern rumklappert, das ist ggf. ein katholisches Brauchtum - die meisten hier sind Atheisten (drei Viertel der Bevölkerung) und die wenigen Kirchengänger sind fast alle protestantischen Glaubens.


    Die Weihnachtsschnitzer hausen eher im Erzgebirge, aber das ist nicht allzu weit südlich von hier, mit dem Auto ist man in einer Stunde dort. Hab auch einiges an Weihnachtsschmuck, den wir in Seiffen direkt bei den Handwerkern gekauft haben. :) Und einen Herrnhuter Stern, der mir ganzjährig als dekorative Lampe dient. Die hat hier auch fast jede Familie.