<< Valetudinarium
So umgänglich und fürsorglich Scato im Allgemeinen auch war, er konnte durchaus anders. Heute war ein Tag, an dem er sich geneigt fühlte, jemanden zu quälen und sein Opfer war Stilo, der ihm alle Berechtigung dazu gab. Zwar war der Kamerad schon entkleidet, moserte aber nun herum. Angewidert musterte Stilo das kälteste Becken der Thermen, in das Scato ihn zu steigen nötigen wollte.
"Ich will da nicht rein", beharrte der Trunkenbold. Das Frigidarium ließ er sonst in der traditionellen Abfolge der Bäder immer aus, sogar im Hochsommer.
Scato verpasste ihm einen Tritt in den Allerwertesten. Stilo machte ruckartig ein Hohlkreuz und klatschte bäuchlings in das kreisrunde Becken. Ein paar Kameraden, die da schon saßen, lachten, die übrigen taten durch Gemecker ihren Unmut kund. Prustend tauchte Stilo wieder auf.
"Das wirst du mir büßen", brüllte er und watete bibbernd wieder in Richtung Rand. Als er rausklettern wollte und gerade einen Fuß auf den Rand stellte, beförderte ein zweiter Tritt ihn zurück.
"Befehl ist Befehl", rechtfertigte Scato sich. "Sei froh, dass ich dich nicht in den Tiber geschmissen habe."
"Welcher Befehl? Cerretanus hat dir befohlen, mich zu treten?!"
"So ähnlich. Und jetzt bleibst du da drin, bis ich es dir sage!"
Wutschnaubend musste Stilo in der Kälte ausharren, bis ihm die Zähne klapperten. Erst jetzt erlaubte Scato ihm, herauszuklettern. Jedoch erlaubte er ihm nicht, sich im warmem Wasser wieder zu wärmen. Das würde ihn nur wieder in Schlaflaune versetzen. Zu guter Letzt musste Stilo sich rasieren, ölen und strigeln und durfte am Ende niemanden nach einer Massage fragen. Frisch angekleidet, dienstfertig und mit furchtbar schlechter Laune erhielt er zum Frühstück obendrein einen Sauerkrautsaft und saure Gurken. Scato ließ sich derweil genüsslich seine warme Puls mit Milch, Honig und Obst schmecken, ehe er Stilo zum Officium des Optios begleitete.
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