Scato blickte eine Weile hoffnungslos auf die brennende und bröselnde Station, in der sich Lurco, Cerretanus und mehrere Milites befanden, denen er nicht helfen konnte. Das war das Ende, gleich würde der Endknall folgen. Stumm betete er zu Faunus und wenig später stieß er einen Überraschungsschrei aus. Sein Gebet war erhört worden! Als Lurco aus dem Gebäde kam, zerrte er einen Verletzten hinter sich her. Dann brach er zusammen. Der Verletzte war Scato erst einmal egal, er packte Lurco, warf sich ihn quer über die Schultern und rannte mit ihm um die nächste Hausecke. Dort tätschelte er ihm die verrußte Wange und knutschte ihn auf die Stirn.
"Du bist wieder da, ein Glück. Und jetzt bleib hier brav in Deckung, ehe die Station explodiert, die fliegt uns gleich um die Ohren! Das hier ist der Verbandsplatz", verkündete er. "Bleib auf jeden Fall hier!" Scato rannte wieder davon. "Ramnus, mach dich ausnahmsweise nützlich", plärrte er, erneut von Tatkraft erfüllt. "Du hast Kraft, trag die Verwundeten zum Verbandsplatz! DA HIN!" Er wies mit dem Finger in die entsprechende Richtung und schnappte sich selbst den Mann, den Lurco hatte retten wollen. Ramnus nickte, grunzte und half. Jeden, den sie fanden, trugen sie um die Ecke. Immer wieder blickte Scato besorgt in Richtung der Station, wo er plötzlich eine Bewegung am Fenster sah. Er packte Ramnus an der Tunika und zeigte mit dem Finger in die Richtung.
"Dort turnt Cerre! Bei den Göttern, was macht der da?! Wir brauchen einen Trampolin!" Cerretanus schien wegen des Rauchs nicht mehr sehen zu können, so wie er mit dem Fuß auf dem Gerüst herumtastete, während er schief auf dem Fensterrahmen hing.
"Du meinst ein Sprungtuch", half Ramnus aus.
"Das dort!" Der Finger schwenkte herum und zeigte auf das Sonnensegel eines Obstladens auf der anderen Seite neben dem Blinden Esel.
"Verstanden!"
Ramnus stürmte los. Tarpa und Asper folgten ihm, die Übrigen waren anderswo beschäftigt, vermutlich mit Cerretanus in der Station. Zu dritt rissen sie das Sonnensegel aus der Verankerung, unter dem Protestgeschrei des südländisch aussehenden Besitzers. Scato kam herzu. Er warf einen letzten besorgten Blick in Richtung von Lurco, dann rannte er mit den anderen zu dem maroden Baugerüst.
"Scheiße, das sieht nicht gut aus", raunte Tarpa.
"Ich mach das!" Während die anderen das Sprungtuch hielten, kletterte ausgerechnet der größte und schwerste von ihnen das schwankende Gerüst hoch. Ganz oben stellte Ramnus sich so stabil hin, wie es nur ging. "Optio, wenn du gestattest", brummte er beruhigend. Er pflückte Cerretanus vom Fenster und schloss ihn fest in seine Arme. Der Mann war nicht klein, aber in der Umarmung von Ramnus wirkte jeder winzig. Dann sprang Ramnus.
Scato fielen fast die Augen aus dem Kopf. "ZIEHT!", brüllte er und die Milites zerrten das Tuch so weit sie konnten auseinander, während Ramnus mit Cerretanus hinabrauschte, die Beine vorgestreckt. Die umstehenden Arbeiter sprangen herzu und packten im letzten Moment den Rand des Tuches, um zu helfen. Keine Sekunde zu früh. Ramnus landete auf dem Hintern, während er durch seine Landung den Milites und Arbeitern fast die Arme ausriss, doch einen Fingerbreit über dem Boden schwang das Tuch wieder nach oben. Ramnus und Cerretanus waren gerettet. Sie legten das Tuch anschließend auf dem Boden ab, so dass Ramnus aufstehen konnte. Er trug Cerretanus ein paar Schritte vom Tuch herunter und stellte ihn ganz vorsichtig auf die Füße.
"Alles klar, Optio?", fragte er besorgt.