Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus blickte genau so ernst auf Lurco herab. Scato sollte sich was schämen, seinen besten Kumpel als Stellvertreter Prügel beziehen zu lassen. Der Lauch indes hatte sich in seinem Bett zu ihnen umgedreht, machte die Augen schmal, legte dann aber den Kopf auf sein Kissen und sagte nichts. Feigling. So war es also entschieden, Lurco würde an seiner Stelle Haue kriegen. Ramnus grunzte, warf Scato einen letzten bösen Blick zu und trollte sich dann nach draußen. Schweigend führte er Lurco durch das Tor. Sein Ziel war der Campus neben der Castra, wo gerade niemand war. Es würde aussehen wie ein Übungskampf.


    "Ich werde dich nicht schonen", verkündete Ramnus mit einer Stimme wie ein heranrollendes Gewitter. "Es ist nichts Persönliches, aber was sein muss, das muss sein." Er knackte demonstrativ mit seinen Faustknöcheln, während er über den Sand schritt. In dem Moment, als er sich daran erinnerte, wie er Tarpa in sein Brustfleisch gebissen hatte, knurrte ihm laut der Magen.

    Der Ritt war ein Traum. Die Sonne begleitete sie auf allen Wegen. Hübsche Wolkenformationen sorgten für genau die richtige Dosis an Beschattung und eine sanfte Brise für ein angenehmes Maß an Erfrischung. Während sie nebeineinander ritten, wechselten sich Phasen der Unterhaltung ab mit Zeiten angenehmen Schweigens. Manche Menschen fanden Schweigen unangenehm, doch sie übersahen, dass es zwei Arten von Schweigen gab. Bei der einen hatte man einander nichts zu sagen und stellte dies schmerzlich fest. Bei der anderen waren Worte nicht nötig, weil ein tiefes Verstehen zwischen einem lag, das keiner Worte bedurfte. Die Sommernächte waren kurz, so dass sie bis zum Abend in die Nähe der Stadt gelangten.


    Kurz zuvor bog Scato von der Hauptstraße ab und führte Lurco durch die Berge. An den Hängen lagen die Felsen bloß, oben waren die Berge bewaldet. Lurco und Scato ritten durch warmen Sommerschatten, das Hufgeklapper der Pferde wurde vom Waldboden gedämpft. Wenn der Wald dünner wurde, bot sich ein herrliches Panorama über das Land - ihr Land. Scato lächelte Lurco überglücklich zu, dann zügelte er sein Pferd und wies nach vorn - Die ersten Häuser von Tibur waren in Sicht.


    Aussicht auf Tibur

    "TARPA, hierher", rief Scato. "Ich brauche einen Assistenten!"


    Lurco mit seinen Pranken würde alles nur noch schlimmer machen. Tarpa wurde nun seine Ordnungsliebe zum Verhängnis, da Scato sich vorstellte, dass jemand, der Ordnung mochte, auch sorgfältig in anderen Bereichen des Lebens vorging, wo Umsicht statt roher Gewalt gefragt waren. Tarpa fügte sich in sein Schicksal - was tat man nicht alles für seine Freunde - und stapfte ergeben näher. Scato verscheuchte Lurco und zwang Tarpa, die Wunde abzudrücken, wobei er ihm die Finger sortierte, so dass der Griff möglichst effektiv war. Dann zückte er seinen Pugio und trennte Tarpas Tunika am unteren Saum auf.


    "Ich möchte ja nicht stören, aber was tust du da?", fragte Tarpa irritiert.


    "Ich kürze deine Tunika, sie ist zu lang", frotzelte Scato, ohne sich stören zu lassen.


    Tarpa ließ eine Pause. Dann fragte er: "Im Ernst?"


    "NEIN, verdammt! Ich brauche Verbandszeug! Sehe ich aus, als hätte ich irgendwelches SCHEISS Verbandszeug bei mir?! Sehe ich aus, als wäre ich endlich Miles medicus? Ich muss improvisieren, also halt still!"


    Scato besaß zwar eine selbst zusammengestellte Capsa, aber so lange er keinen entsprechenden Posten bekleidete, durfte er die im Einsatz nicht mit sich führen. Und so zog er mehrere Einzelfäden aus Tarpas Tunika und schnitt mehrere Streifen ab, die als Verband taugen mochten. Dann widmete er sich der Wunde, die dank Lurco unter aller Sau aussah. In dem Blut und Matsch erkannte Scato fast nichts. Er klaute auch noch Tarpas Feldflasche und spülte die Wunde so weit aus, dass er etwas erkennen konnte. Zum Glück hielt Cerretanus den Eunuchen noch an seinen Haaren fest, denn der würde gleich laut werden. Doch da täuschte Scato sich. Der Blutverlust und der Schock hatten den Patienten so weit geschwächt, dass er sich nicht mehr gegen die Behandlung wehren konnte, er zuckte nur ein wenig und wimmerte. Scato schob einige von Tarpas Fingern weg und dann begann die Fummelarbeit. Es sah sicher lustig aus, wie er da unten kniete, den Kopf genau vor dem Schritt des Verletzten, aber lustig war daran gar nichts und Scato arbeitete hochkonzentriert. Mit den feinen Fäden schnürte er jede bloßliegende Ader einzeln ab. Wunden nähen konnte er noch nicht, aber von dieser Methode hier wusste er und freute sich, dass er sie einmal ausprobieren konnte. Die starke Blutung ließ augenblicklich nach, bis Tarpa ganz loslassen konnte. Aus den breiten Tunikastreifen fertigte Scato einen Druckverband, der am Ende aussah wie eine eng anliegende Unterhose, während Tarpas Tunika nun peinlich kurz war.


    "Fertig", rief Scato stolz. "Kein Festhalten mehr nötig!" Wie zum Beweis hob er beide blutverschmierte Hände. Der Verletzte war vor dem Verbluten gerettet.

    Als Ramnus von der Latrine wiederkam, war der Abendbrottisch leer, der goldene Topf vom Herd verschwunden und alles ordentlich. Die Kameraden machten sich gerade bettfertig. "Wer hat meinen Teller abgeräumt?", fragte Ramnus schockiert.


    "Ich", verkündete Scato. "Du bist fett genug."


    Ramnus schnappte nach Luft. Das hatte zuletzt Tarpa gewagt. Erst das Garumverbot und nun wurde ihm auch noch jeder Bissen in den Rachen gezählt."Wir treffen uns nach dem Hornsignal draußen vor dem Tor", verkündete Ramnus unheilvoll. Diesmal würde kein Optio dazwischenfunken, sie klärten das außerhalb der Anlage. "Nur wir beide. Keine Waffen."


    "Nö", sagte Scato, ohne sich zu ihm umzudrehen. Er kletterte stattdessen hoch auf sein Bett und schüttelte sich die strohgefüllte Matratze zurecht.


    "Du kannst nicht ablehnen!", schnauzte Ramnus die Rückseite des Lauchs an. "Du giltst fortan als Feigling! Keiner wird dich mehr ernst nehmen, du verlierst dein gesamtes Ansehen!"


    "Mach dich nicht lächerlich", motzte Scato. "Du bist wirklich fett. Frag Tarpa." Damit kuschelte er sich in sein Bett.

    "Der da", Scato wies auf den Sterbenden, den er selbst niedergestreckt hatte, ohne sein schauerliches Werk anzusehen, "hat diesen Arbeiter dort abgestochen! Es war, wie Lurco sagte. Er und seine Spießgesellen haben sich nach dem Überfall versucht, in die Subura zu verdrücken, wir haben die Übrigen laufen lassen. Lurco und ich hatten Freizeit, darum waren wir nicht bei der Einheit, sondern haben vor dem Esel herumgestanden. Da liegt noch mein Abendessen!"


    Er zeigte auf die Lukanerwurst im Fladenbrot, die noch immer auf der Fensterbank ihres Verzehrens harrte und von Ramnus mit hungrigen Blicken bedacht wurde. Scato drehte sich um - und war entsetzt. Der Rapport, den er eben noch machen wollte, verflüchtigte sich aus seinem Geist.


    "ARGH, Lurco, lass uns tauschen, du machst das total falsch! Tote sind schlechte Zeugen!" Und den Optio belügen tat Lurco auch noch. "So wird das nichts. Schieb Wache und lass mich ran!"


    Sim-Off:

    Was Scato Besonderes gesehen haben könnte und auch was der Verletzte ausplaudert (oder eben nicht) müsste der Initiator des Überfalls bitte hier im Thread oder per PN mitteilen, da ich das nicht weiß.

    Ein Zeitsprung wäre möglich, ergo ihr simuliert parallel aus, dass die Rekrutierung schon abgeschlossen wurde und ihr euch zufällig noch mal vor dem Gebäude da trefft. Was ihr dann treibt, liegt bei euch: Stadtbesichtigung in Ostia, schon mal den Hafen anschauen, irgendeine Feierlichkeit besuchen, in einer Taberna die Hucke volllaufen lassen ... wie eben die Präferenzen liegen. :D Währenddessen könntet ihr euch gegenseitig in einem Gespräch ausquetschen, damit ihr wisst, mit wem ihr es künftig zu tun habt. So wärt ihr bis zum Ende der Rekrutierungszeit sinnvoll beschäftigt.

    Ich kann da leider nicht helfen, da ich keine offiziellen NPCs spielen kann, aber ich möchte dir den Tipp geben, parallel zum Diensthread immer einen Thread mit dem Privatleben deiner Figur laufen zu haben. Dann bist du nicht so abhängig von deinen Vorgesetzten und diese haben weniger Druck. Ggf. mit deinem Kameraden Thales gemeinsam? :) Das vertieft auch die Persönlichkeit, denn Hegetor wird ja nicht nur Soldat sein, sondern auch Mensch.

    Scato entspannte seine Körperhaltung. Seine innere Anspannung blieb. Er fürchtete, dass die Frage nach dem Kameraden nur das Vorgeplänkel vor dem Donnerwetter war.


    "Sie haben Stilo für eine kurze Untersuchung dortbehalten, um festzustellen, ob er für den kommenden Tag diensttauglich ist. Wenn er sich und andere gefährdet, kann er seinen Dienst nicht verrichten. Ich habe nicht gewartet, um zu erfahren, was herauskam, sondern bin gleich danach in die Thermen gegangen. Aber ein Kumpel, der im Valetudinarium arbeitet, meinte, dass sie in letzter Zeit ziemlich viele Männer mit Alkoholvergiftung dort haben." Er machte eine kurze Pause, entschied sich dann aber, weiterzusprechen. "Er meinte, dass es ihnen zu gut geht und sie sich langweilen. Da würden sie auf dumme Gedanken kommen. Zur Zeit des Bürgerkriegs hätte es so etwas nicht gegeben."


    Und überhaupt wäre früher alles besser gewesen, aber solches Gerede konnte Scato nicht leiden. Er für seinen Teil war froh, dass seine Vergangenheit vorbei war und er wieder in die Zukunft blicken konnte.

    Scato hatte das Gefühl, dass Lurco seine Anmerkung in den falschen Hals gekriegt hatte. Wenn Lurco ruhig wurde, war die Kacke meist am dampfen. Kein Wunder, es war das erste Mal, dass sie jemanden getötet hatten, zumindest für Scato, und entsprechend aufgebracht waren sie. Scato spürte noch immer das schabende Gefühl der Knochen an seiner Schwertklinge nachhallen. Er versuchte, den Sterbenden nicht zu genau anzusehen. Es war ein Mörder, ihm war das Leben seines Opfers egal gewesen - aber Scato war keiner und ihm war nicht gut.


    Cerretanus schmeckte das kurze Wortgefecht gar nicht. Auf die Ermahnung hin, antwortete Scato routiniert mit: "Jawohl, Optio!" Er richtete seinen Blick weiter auf die Umgebung, anstatt nach hinten.


    Was hinter ihm geschah, lag nicht in seiner Macht. Auch wenn er anhand der Geräusche die beiden am liebsten zur Seite drängeln und So macht man das! sagen würde, gefolgt von einem korrekten Stillen der Blutung. Die zwei gingen wirklich vor wie Grobmotoriker. Mochte sein, dass der Mann das verdiente, aber mit ihm würde auch ein Zeuge und womöglich ein singendes Vögelchen den Urbanern unter den Händen wegsterben.

    Scato konnte gar nicht hinsehen, wie grausig Lurco die Wunde abdrückte. "Und darum bist du kein Medicus, sondern solltest Schmied werden", blaffte er nach hinten, während er noch immer Wache an der Tür schob.


    Cerretanus eilte Lurco zur Unterstützung und nun verhörten sie den Täter zu zweit. Scato schloss eine Wette mit sich selbst ab, dass der Mann abkratzen würde, bevor sie auch nur eine nützliche Information aus ihm herausgeholt hätten.


    Die Kameraden verjagten derweil allzu neugierige Bürger vom Schauplatz, indem sie diese mit dem langen Griff der Hasta wegdrängten, oder auch mal damit zustießen. Zimperlich waren sie nicht, besonders nicht, nachdem Blut geflossen war. Priorität hatte die Spurensicherung, da konnte nicht jeder kreuz und quer latschen. Ramnus meinte es etwas zu gut und schlug einen Bürger bewusstlos. Schuldbewusst drehte er sich um und als er meinte, dass niemand hinsah, schleuderte er den Mann kurzerhand in eine Seitengasse, damit er außer Sicht war.

    << Valetudinarium - Der Suffkopp


    Nachdem er Körper und Seele gepflegt und eine frische Tunika angelegt hatte, entdeckte Scato einen Aushang und erschrak. Man wurde nur ins Officium gebeten, wenn man etwas besonders gut oder besonders schlecht gemacht hatte. Scato war sich bewusst, dass er keineswegs zu den Milites gehörte, deren Leistungen herausstachen. Hatte Ramnus sich wegen des Garum-Verbots über ihn beschwert? Aber das war doch nichts, womit man die Offiziere behelligte. Oder hatte irgendjemand spitzgekriegt, dass ... Scato wich alle Farbe aus dem Gesicht. An Schlaf war nicht zu denken, er blieb wach, bis Cerretanus´ übliche Schreibstubenzeit begann. Scato fühlte sich wie auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung. Übernächtigt, vom Parcours des Todes geschunden und kreideweiß trat er ins Officium ein, dessen Tür immer offen stand. Er nahm Haltung an und salutierte.


    "Salve, Optio Furius Cerretanus! Ich soll mich hier melden."

    << Eine kleine Nachtübung


    Scato brachte den betrunkenen, verschwitzten und sandverschmierten Stilo ins Valetudinarium. Der Kamerad torkelte im Gang von einer Wand zur anderen. Als er einen Moment stillstehen sollte, damit Scato ihn anmelden konnte, wankte er vor und zurück und stolperte immer wieder. Immerhin hatte er sich auf dem Exerzierplatz nicht übergeben, also war zu hoffen, dass er es auch hier nicht tat. Und er jammerte nicht, obgleich ihm augenscheinlich kotzübel war, das tat keiner von denen, die Centurio Maro durch die Ausbildung geprügelt hatte. Scato überließ Stilo der Obhut des medizinischen Personals, sagte seinem Kumpel Sextus, der hier arbeitete, kurz Salve und verschwand in den Thermen.


    Der gruslige Aushang >>

    Scato antwortete gemeinsam mit seinen Kameraden mit dem militärischen Gruß, dann verließen sie in geordneter Formation den Exerzierplatz. Die Übung hatte Spaß gemacht, bis auf den blöden Suffkopp, wegen dem sie bis zum Erbrechen dem Parcours hatten folgen müssen. Ramnus würde voller blauer Flecke sein dank des Tunnels, den er wegen Stilo hundert Mal hatte passieren müssen. Scato blinzelte gegen die aufgehende Sonne. Sie hatten tatsächlich die ganze Nacht auf dem Exerzierplatz verbracht. Er schaute nach den anderen, die alle fürchterliche Augenringe hatten und zehn Jahre älter wirkten als sonst. Für die meisten würde das Frischmachen aus einer lieblosen Katzenwäsche bestehen, um möglichst wenig der verbliebenen Schlafenszeit zu verschwenden.


    Nur Scato musste vorher noch Stilo zum Valetudinarium bringen, auch wenn er sich die Antwort der Leute dort denken konnte - viel Wasser uns Sauerkrautsaft trinken, hinlegen und ausnüchtern lassen. Eimer bereitstellen. Das Warmhalten erübrigte sich mit aufsteigender Sonne, der Tag würde wieder brütend heiß werden. Scato zwinkerte Lurco an einer Weggabelung freundlich zu, packte Stilo, der sich klammheimlich ins Bett verdrücken wollte, am Gürtel und brachte ihn zum Valetudinarium, bevor er selbst ins Wasser hopsen und dann ins Bett klettern würde.


    Valetudinarium - Der Suffkopp >>

    Scato schaute geknickt, als Cerretanus seine in bester Strebermanier vorgetragene Anamnese auf den Kern der Sache herunterbrach: Stilo war besoffen. Asper, der in der Nähe stand, presste die Lippen zusammen, um nicht lachen zu müssen. Der betrunkene Kamerad gab sich indes alle Mühe, so viel wie möglich selbst vorwärts zu kommen, aber ohne Hilfe die Hilfe von Lurco, der ihn an der Tunika mitzerrte, hätte er es nicht geschafft. Dass er heute in diesem Zustand Dienst schieben musste, war nicht einmal eine Strafe, sondern pure Gerechtigkeit. Dass heute kein freier Tag war, hatte Stilo schließlich schon gestern Abend gewusst, als er sich hatte volllaufen lassen. Beim Klettern fragte Scato sich, ob Cerretanus ihn nun eigentlich in die Rubrik Kind, Mädchen oder Hirte steckte. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Lurco auf die Frage des Optios eine Antwort gab, die genau so streberhaft war wie seine eigene zuvor, nur mit weniger Fachbegriffen gespickt.


    "Wir sind hier, weil wir es wollen", rief Scato seine eigene Antwort, während er erneut über den Balken balancierte. "Wir sind hier für Rom und den Kaiser!"


    Und um einen ehrenhaften Grund vorschieben konnte, nicht heiraten zu müssen, aber das sprach er besser nicht aus. Im Stillen war er der Überzeugung, dass er nicht der Einzige sein konnte, der so dachte.


    Scato ließ Ramnus vor dem nächsten Hindernis mit einer einladenden Geste überholen. Nicht, weil er so freundlich war, sondern weil Ramnus nun genau hinter Stilo war. Allein, wenn Ramnus einen Schritt näher stand, als angemessen wäre, bekamen die meisten die Flatter. Als Stilo sich klein machen wollte, um durch den Tunnel zu kriechen, merkte er, dass etwas nicht stimmte. In dem Moment, als er sich umdrehte, tat Ramnus gerade so, als würde er sich mit dem kleinen Finger etwas aus den Zähnen pulen. Die Geste verfehlte ihre Wirkung nicht - Stilo flutschte direkt hinter Lurco blitzschnell in den Tunnel.


    "Ich hasse Tunnel", maulte Ramnus und kroch hinterher. Wie beim letzten Mal musste er das Hindernis mit dem Rücken anheben, um überhaupt hineinzupassen. Während er beim Robben schnaufte und grollte, dass es von den engen Wänden wiederhallte, musste Stilo Todesangst ausstehen.

    Scato biss gerade genüsslich von seiner saftigen Lukanerwurst ab, die er vor dem Eingang der Taberna stehend verdrückte, als das Chaos ausbrach. Was bei den Göttern..?! Er legte die Wurst in dem Fladenbrot, in dem sie klemmte, auf der nächsten Fensterbank ab und eilte seinen Kameraden zu Unterstützung. Im Rennen kaute er herunter. Vergessen war der Feierabend. An ihm rannten Leute vorbei, der Gehsteig war voller Scherben und aus dem Laden neben dem Blinden Esel drangen menschliche Schreie. Direkt vor Scatos Augen wurde ein Baustellenmitarbeiter abgestochen. Den Mann hatte er gekannt!


    Scato reagierte sofort, der im Drill angeeignete Automatismus saß. Mit tausendfach geübter Bewegung zog er seinen Gladius, einen Augenblick später drang die Klinge durch den Leib des Mörders. Scato wurde bei dem Gefühl des Widerstands, den die Rippen verursachten, schlecht und dann schabte sie auch noch an der Wirbelsäule entlang. Mit einem Ruck befreite er sein Schwert. Die Klinge glänzte dunkelrot von der Spitze zum Heft und tropfte. Der Mörder fiel zu Boden, ob er tot war, spielte keine Rolle - kampfuntauglich musste er sein.


    Irgendwer brüllte nach den Urbanern. Aber wer?! Scato hielt inne und lauschte. Nein, das galt nicht ihm, es war nicht Cerretanus. Sollte die andere Einheit die Verfolgung aufnehmen. Aber wo war Cerretanus überhaupt?! Hektisch blickte Scato sich um, während weiteres kriminelles Lumpenpack an ihm vorbei rannte, das er ignorierte. "Wo ist unser Optio?", kreischte er und war ausnahmsweise dankbar für seine schrille Stimme.


    Jetzt rief Lurco aus einer anderen Richtung. Scato war wenige Augenblicke später bei dem verwüsteten Laden, der sich neben dem Esel befand. Als er in den Eingang starrte, blickte ihm ein Schwerverletzter entgegen, der auf allen vieren zu ihm robbte. Offenbar wollte Lurco ihn verhören, denn er malträtierte den Mann, anstatt ihn wegkrabbeln zu lassen.


    "Binde die Wunde ab oder er soll sich fester draufdrücken!", rief Scato außer sich bei dem Anblick der austretenden Menge an Blut. "Der krepiert dir, bevor er den Mund aufmachen kann!" Scato riss sich zusammen, wandte sich ab und erfüllte seine Pflicht. Bis kein anderslautender Befehl von Cerretanus erklang, würde er nichts anderes tun, als den Tatort zu sichern. "Mach", rief er über seine Schulter nach hinten.

    So wie ich den Beitrag verstehe, liegt das Problem nicht bei dem Spielermangel, sondern daran, dass die Spielleitung sich aus privaten Gründen geschlossen aus der Führung des IR zurückziehen möchte. Irgendjemand muss das Forum aber besitzen, ergo seinen Namen stellen, es finanzieren und warten. Und eine Betreuung der Spieler muss ebenso gewährleistet sein.

    Stilo hob das Gesicht aus dem Dreck. Mit roten, verquollenen Augen glubschte er nach oben. Als er den Optio erkannte, versuchte er, sich wieder auf die Beine zu stemmen. Er schaffte eine halbwegs sitzende Position, indem er an der Mauer lehnte. "Bissschen müde", lallte er.


    Scato ließ sich von der Kante baumeln und dann fallen. In einer Mischung aus Wut und Scham schaute er auf den Trunkenbold hinab. Jetzt musste er auch noch einen Kameraden anschwärzen. Er ging neben ihm in die Hocke und prüfte sein Bewusstsein, indem er ihn aufforderte, ihm in die Augen zu schauen. Stilo schaffte es mit schiefem Blick. "Wie heißt du? Kannst du sagen, wo du hier bist?"


    "Mil...miles Iullusss ... Tilliusssssstilo", brachte der Patient mühsam, aber korrekt hervor. "Dritte Ssssenturie, Cohorsss XII urbana. Aufffm ... Egsersierplads."


    "Jahr?"


    "870 ab urbe condita."


    Immerhin. Scato fiel keine Möglichkeit ein, Stilos Hintern zu retten und wenn er ehrlich war, wollte er das auch gar nicht. Der Blödmann hätte sie alle aufgehalten und gefährdet, wenn die Übung keine Übung gewesen wäre, sondern blutiger Ernst. Er hob einen Zeigefinger, dem Stilo mit den Augen folgen sollte, aber das bekam er nicht hin. Seine Augen fielen wieder zu, der Kopf sank an die Wand. So stand Scato auf und machte Meldung.


    "Der Patient ist ansprechbar und räumlich und zeitlich orientiert. Das Bewusstsein ist teilweise getrübt, die Aussprache verwaschen, der Gleichgewichtssinn augenscheinlich gestört. Eine Alkoholintoxikation, den Symptomen und dem Geruch nach zu urteilen", meldte Scato. "Da hilft nur in Seitenlage packen, warmhalten und ausnüchtern lassen, außerdem sehr viel Wasser und Sauerkrautsaft."


    Mit Ausnüchtern kannte er sich ja aus.

    Auf den Knuff hin legte Scato leicht den Kopf schräg und blinzelte. Sie hatten ihre eigene Sprache entwickelt, Dinge zu sagen und zu zeigen. Scato freute sich darauf, dass sie nun einige Tage für sich allein haben würden, in denen sie keiner Geheimsprache bedurften.


    "Du willst es also wissen, anstatt dich überraschen zu lassen", sagte Scato lachend, nachdem er bezahlt hatte. Da Lurco schon saß, belud Scato ihre beiden Pferde. Sein Freund sollte das Sitzen im Sattel genießen können. Irgendwie hatte Scato schon geahnt, dass Lurco sich den Schwarzbraunen aussuchen würde und freute sich darüber, dass er ihn richtig eingeschätzt hatte. "Wir sind hier schon ganz richtig auf die Via Tiburtina", plauderte er beim Bepacken. "Ihr Name verrät dir, wohin wir reiten. Als ich damals von Mantua nach Rom gereist bin, habe ich auf einen Tipp hin einen kleinen Umweg über die Stadt Tibur genommen. Und der war nicht umsonst. Ich werde dir zeigen, warum. Auf geht´s."


    Scato schwang sich auf den Sattel und trieb sein Pferd an. Da der Betrieb auf der nach Osten führenden Straße sich momentan in Grenzen hielt, konnten sie nebeneinander reiten und ein wenig reden.


    "Alles verrate ich dir noch nicht. Nur so viel, dass viele reiche Schnösel aus Roma auch eine Villa in Tibur haben und das aus gutem Grund."


    Der Weg führte über die Ponte Mammolo, eine Steinbogenbrücke über den Anio, der ein Nebenfluss des Tiber war. Der Anio würde sie fortan bis nach Tibur begleiten*. Seine Fluten kamen ihnen so klar entgegen, dass man jeden einzelnen Stein des Flussbettes sah. Es war ein Jammer, dass dieses Wasser so ruhmlos enden musste, wenn es sich in Rom in die braune Brühe des Tiber ergoss.


    Sim-Off:

    *Verlauf des Anio (heute: Aniene)

    Theoretisch müsste das gehen, ich hatte das Gleiche damals wegen unserer im Aufbau befindlichen Taberna und Terpander gefragt, den wir da als Sklave einsetzen wollten. Terpander hat auch kein Wi-Sim-Konto. Ich finde aber die Antwort dazu nicht mehr, womöglich fragte ich das per PN. Ich meine mich aber zu entsinnen, dass es so machbar ist.