Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Hat einer Bock sich mit Scato zu kloppen?


    Dienstlich oder privat ist mir egal, mit oder ohne Waffen ist mir auch Wurscht, so lange Scato nicht bis zur dienstuntauglichkeit verletzt wird. Der Ausgang ist mir ebenfalls gleichgültig, Scato kann durchaus paar aufs Maul bekommen dabei.


    Vielleicht will auch jemand einen NPC in die Bresche schicken, der Haue kriegen soll oder dessen Verlust sogar erwünscht ist. Oder jemand will sich einer unliebsam gewordenen ID entledigen, die er nicht mehr braucht und sucht noch ein Ende für sie.


    Ich mag irgendwas Brachiales spielen.

    Scato versuchte, in der Dunkelheit zu erkennen, was der Optio da mit dem Dickerchen anstellte. Er hörte, wie Cerretanus dem Kameraden Mut machte, was Scato anständig fand. Dann half er ihm sogar eigenhändig, aber die Details verloren sich in der Dunkelheit. In Scatos Vorstellung versuchte Cerretanus, der zwar groß, aber eher drahtig als kräftig gebaut war, mit wackeligen Knien, den riesigen Ramnus irgendwie über das Hindernis zu schieben. Was tatsächlich geschah, war nicht auszumachen, aber den Geräuschen und herumrennenden Schemen nach zu urteilen, hatten die beiden es irgendwie über das Hindernis geschafft. Ein Stoß riss Scato aus seinen Betrachtungen, als Lurco zusammen mit den anderen Kameraden an ihm vorbeipreschte und mit Anlauf über das erste Hindernis sprang, es sah sogar aus, als wäre er dazu an der Wand hochgelaufen! Hatten sie doch tatsächlich den Start verpasst.


    Scato bremste vor dem Hindernis scharf ab, ging in die Knie und katapultierte sich aus dem Stand nach oben. Scatos Finger erreichten die Kante gerade so. Einige Augenblicke hing er nur da und ächzte, weil eine rechtwinklige Kante sich beschissen festhalten ließ. Rechts und links von ihm kletterten die Kameraden wie Spinnen leichtfüßig hinauf, während er da noch baumelte. Da er ein Leichtgewicht war, konnte er sich am Ende trotz miserabler Technik hochzerren, bis er das Knie über die simulierte Mauer bekam.


    Dann machte er beim Rennen etwas Zeit wieder wett, ebenso beim Kriechen, auch wenn er immer noch Letzter war. Vor ihm kroch Stilo, der es am Vorabend mit dem Trinken übertrieben hatte und noch besoffen war, als Cerretanus sie aus dem Bett geschmissen hatten. Wenigstens den wollte Scato überholen, doch das ging nicht während der Hindernisse, die eine lineare Formation erzwangen, wie den folgenden Tunnel. Beim Kriechen war Scato schnell, aber das nützte ihm nichts mit Stilo vor sich. Dann kam die ultimative Katastrophe. Ein Balken!


    "Darf ich fix überholen?", fragte Scato und wollte sich vorbeidrängeln.


    "Nichsss da!" Stilo versperrte ihm mit dem Arm den Weg. "Du bllleibssst weg." Umständlich kletterte Stilo auf den Balken. Er fiel nicht herunter, brauchte aber lange, um alle vier Gliedmaße auf den Balken zu verfrachten. Die anderen waren schon außer Sicht, als Stilo sich schwankend aus der Hocke in den Stand drückte. "Langsssam und konsssenriead!", lallte er und eierte in schlurfenden Schritten vorwärts. Er fuchtelte mit beiden Armen und glich sein Wanken obendrein mit der Hüfte aus.


    "Wenn das jetzt Alarm gewesen wäre!", schimpfte Scato und riss sich vor Wut zwei Haarbüschel aus, weil er wegen dem Suffkopf der Letzte war.


    "Bllleib ruhich", empfahl Stilo, während er stehen blieb und mit den Armen ruderte. "Essssisss nnnur `ne Übung!"


    "Aber es hätte auch Ernst sein können!" Scato hopste auf den Balken und drängelte von hinten, wobei er absichtlich mit dem Balken wackelte, damit Stilo herunterfiel und platz machte, doch dessen Caligae schienen trotz seines Wankens festzukleben. Nach einer Ewigkeit sprang Stilo vom Ende des Balkens und klatschte in den Dreck. Scato sprang neben ihn und zog ihn wieder hoch. "Mach jetzt!", quiekte er. Den Gedanken, Stilo zu überholen, verwarf er, weil er sich inzwischen sicher war, dass der Kamerad das Ende des Parcours nicht erreichen würde und keinesfalls durften sie jemanden zurücklassen.


    Es folgte die wackelige Simulation einer Furt. Bretter und Kisten standen hier auf Steinen oder Töpfen, so dass sie hin und her kippten, wenn man sich darauf stellte, wie es auch bei Steinen bei einer Flussüberquerung geschehen konnte. Scato stöhnte gequält. Stilo würde sich hier die Beine brechen. Der war klug genug, einfach zwischen den Hindernissen hindurchzutorkeln, während Scato von Brett zu Brett hopste. Nach diversen weiteren Hindernissen kam ein Wall des Todes. Unglücklich schaute Scato die riesige Mauer hinauf. Allein kam niemand dort drüber, dafür brauchte es mindestens zwei Mann, besser mehr. Schon für nüchterne Leute verhieß dieser Wall Unheil und Verderben und Scato hatte Stilo an der Hacke.


    "Lehn dich da mit den Händen an die Wand", kommandierte er und verfrachtete ihn in eine passende Position. "Das tut jetzt weh, aber du bist selber Schuld!" Stilo musste sich als Treppe benutzen lassen, Scato latschte an ihm hoch, was mit den genagelten Sohlen der Caligae nicht gerade angenehm sein würde, doch Stilo sagte nichts. Kaum saß Scato auf der Mauer, sackte Stilo zusammen. Wunderbar.


    Scato nahm rittlings Platz auf der Mauer und drehte sich zu den anderen, die da schon saßen. "Mann am Boden", meldete er korrekt, obwohl es alle gesehen hatten. Von der Sache her fand er das gar nicht so übel, denn so konnten sie üben, einen Verletzten durch schwieriges Gelände abzutransportieren, sofern der Optio nicht entschied, die Übung abzubrechen.

    << [Baracke VII] Urlaubsantritt

    Zwei Urbaner in Urlaubsstimmung


    Vor der Castra wartete auf Lurco die erste Überraschung: Bild


    Dort stand ein Mann, der einen Schwarzbraunen und einen Schimmel am Zügel hielt. Auf den hielt Scato zu. Da Lurco Pferde liebte, hatte Scato ihnen eine Reise zu Pferd organisiert anstelle eines rumpelnden Wagens. Ganz einfach war das nicht gewesen, da sie als sehr wertvoll galten und bei den meisten Leuten Esel das Reittier der Wahl waren, aber als Urbaner hatte man andere Möglichkeiten. Die beiden Tiere waren schon fertig gesattelt. Zu den Fähigkeiten der Urbaner gehörte auch das Reiten, selbst wenn sie keine berittene Einheit besaßen. Trotzdem musste es jeder von ihnen können.


    "Such dir eins aus, ich kümmere mich derweil um die Bezahlung." Aus den Augenwinkeln beobachtete Scato, wie Lurco reagierte.

    Scato vertilgte die süße Puls heute ebenfalls sehr schnell. Einige Kameraden machten neidische Gesichter, weil sie ein paar Tage Urlaub abgestaubt hatten und nicht nur Lurco fragte, wohin es denn gehen sollte, doch dazu schwieg Scato sich noch aus. Es sollte eine Überraschung bleiben. Lange hielt er sich nicht auf beim Frühstück, da er jeden einzelnen Tag nutzen wollte, auch den der Abreise.


    "So, wir können los", verkündete er. "Leute, wir sehen uns in drei Tagen!" Jeder bekam von ihm zum Abschied die Hand gedrückt.
    Im Vorraum standen schon zwei Reisesäcke an einem Stab bereit. Das Proviantnetz band Scato dazu. "Auf geht`s!"


    Ohne noch einmal zurückzublicken verließ er mit Lurco die Baracke. Wenn man über Monate so dicht aufeinander hockte, machte das beim Abschied doch etwas sentimental.


    Zwei Urbaner in Urlaubsstimmung >>

    Lurco war nicht der Einzige, der im Sommer unbekleidet schlief, aber der Einzige, der sich nackt an den gedeckten Frühstückstisch setzte. Da es im Alltag eines Urbaners keine Privatsphäre gab, störte sich niemand daran, am wenigsten Scato, der schon komplett fertig angezogen herumlief. Baden und rasieren erfolgte bei den Urbanern stets nach Dienstschluss in den Thermen, so dass bei Beginn der nächsten Schicht alles schnell ging, man musste sich nur was überwerfen und kämmen und war so weit. Als Lurco den Anhänger antippte lächelte er, sah ihm aber dabei nicht in die Augen. Lurco bemerkte spätestens jetzt, dass Scato die Sonnenuhr gefunden hatte, da er sie zusammen mit den anderen beiden Anhängern um den Hals trug. Heute erhielt Lurco die Antwort.


    "Lasst es euch schmecken, ihr Säcke. Ich dachte, ich bereite schon mal alles vor. Lurco und ich müssen heute besonders pünktlich los."


    Scato schob die beiden Tabulae auf den Tisch.

    [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    Ramnus rannte los wie ein Mastbulle auf Angriffskurs. Er war ein Berg an Muskeln und dazu mästete Lurco ihn auch noch ständig mit Lukanerwürsten, die deutliche Spuren hinterlassen hatten, weil Ramnus bei Essen nicht Nein sagen konnte oder wollte. Er war ein wahrer Brecher geworden, der sich nun mit einem Klimmzug brutal hochzerrte und sich kraftvoll über das erste Hindernis wälzte, dessen Holz unter ihm erbebte, aber hielt. In der Castra Praetoria wurde nur Qualitätsware verbaut. Ramnus donnerte weiter, das nächste Hindernis war irgendwas zum darunter durchkriechen. Da es dort eng wurde, sahen die anderen aus der Distanz, wie die Konstruktion wackelte, weil Ramnus sie an einer Engstelle kurzerhand mit dem Rücken aushob. Die ersten Hindernisse machte Ramnus sich gut, aber das Tempo war sehr hoch für den Anfang, weil er sich vor dem Optio und vor seinen Kameraden keine Blöße geben wollte. Ob er das durchhalten würde, war fraglich und der Sand rieselte ...


    Scato schaute zu Lurco rüber. Sollten sie eigentlich alle gleichzeitig losrennen oder drehte Cerretanus die Sanduhr für jeden einzeln um? Hatten sie jetzt, weil sie gebannt Ramnus anstarrten, den Start verpasst?

    << Eine besondere Bitte


    Als das Wecksignal des Cornicen durch die Castra klang, war Scato schon lange munter und hatte dies und das in der Stube vorbereitet. Alles war aufgeräumt. Es duftete köstlich in der Stube und der Ofen war angefeuert und verbreitete Wärme. Heiße Puls blubberte im Goldenen Topf, zum heutigen Tag mit Milch aufgekocht und reichlich Honig gesüßt. Alle acht Schalen standen schon auf dem Tisch und Scato war dabei, die Löffel auszuteilen.


    "Guten Morgen", verkündete er, legte den letzten Löffel hin und öffnete das Fenster, das über die Nacht angelehnt gewesen war, nun ganz, um die Morgenluft hineinzulassen.


    In den Betten begannen die Kameraden sich zu räkeln und zu strecken.

    Die gute Laune von Cerretanus war ansteckend und der genehmigte Urlaub tat sein Übriges.


    "Bin schon weg. Danke, Optio", rief Scato mit den Tabulae in der Hand, salutierte mit einem unsoldatischen Grinsen und verschwand, um den Urlaub vorzubereiten.


    Lurco würde eine Überraschung erleben, denn der wusste noch gar nichts von seinem Glück oder davon, was Scato plante.


    Urlaubsantritt >>

    Scato gelang es nicht zu erkennen, ob Cerretanus nur scherzte oder ob der Urlaub wirklich unmöglich war. Vor Nervosität spannte er sich an, damit er nicht herumhampelte. Er schaute kurz in Richtung des Regals mit den ganzen Tabulae und Schriftrollen, als ob die ihm helfen konnten, ein neues Datum auszuspucken. "Kein anderes Datum frei?", fragte er so neutral, wie er konnte.


    "Noricum." Das war doch urkeltisch. Gab es da überhaupt irgendwas Römisches außer der Cohors IV Tungrorum veterana in Lauriacum? Die obendrein eine aus Kelten zusammengeschnipselte Auxiliareinheit war und damit kaum römisch genannt werden konnte. "Was macht man denn in Noricum?" Er fragte das nicht abfällig, sondern interessiert.


    In Scatos Vorstellung sah es in Noricum so aus, wie sich seine Kameraden vermutlich Mantua vostellten - alles voller Wald mit ein paar Barbarensiedlungen zwischendrin. Wobei ... da gab es Goldminen. Und die Bernsteinstraße. Seit der Kelten-Römer-Perser-Mix Satibarzanes in der Casa Leonis arbeitete, der aus Pannonia stammte, hatte Scato das eine oder andere aus dieser Ecke des Imperiums erfahren. Vielleicht hatte die Gens Furia es dort oben als Händler zu etwas gebracht.

    "Ja genau." Scato grinste gequält. "Ich musste mich schon als Tarnkappenbarbar bezeichnen lassen und mir wurde ausführlich erklärt, was ein Rad ist." Das nahm er nicht krumm, Ramnus wurde dafür mit seinem Gewicht geärgert und mit seiner angeblichen Vorliebe für Menschenfleisch, weil er Tarpa gebissen hatte und auch auf Lurcos Würmerphobie wurde gnadenlos herumgeritten. So bekam jeder sein Fett weg. "Du scheinst solche Nettigkeiten zu kennen. Darf ich fragen, woher du ursprünglich stammst?"


    Scato nahm die beiden Tabulae erfreut entgegen. Vier Tage! Nun konnte er mit Lurco das Umland ihrer neuen Heimat erkunden, mit vier Tagen konnte man ordentlich etwas anfangen, wenn man nicht allzu viel schlief. Er wollte sich schon bedanken, da fiel ihm auf, dass Cerretanus sich beim Datum verschrieben hatte. So musste Scato ihm die Wachstafeln noch einmal zurückreichen, auch wenn es ihm peinlich war.


    "Wenn wir damit unterwegs sind, bekommen wir den Ärger auf jeden Fall", merkte er an und tippte auf die Monatsangabe.

    Als Cerretanus ungläubig das Wort Urlaub wiederholte, bröckelte einen Moment Scatos Hoffnung, doch dann griff der Optio nach seinen Unterlagen, um darin hoffentlich nach einer Möglichkeit zu suchen, ein paar freie Tage für sie einzuschieben. "Ja, ein paar Tage Urlaub wären nicht schlecht. Wir würden uns gern das Umland von Rom ansehen. Ich stamme doch aus Mantua und kenne mich null aus."


    Er war es gewohnt, für die Angabe seiner Herkunft mitleidiges Lächeln zu erhalten, besonders zu Anfang, als er noch den Fehler begangen hatte, Mantua gegenüber einem gebürtigen Römer als Stadt zu bezeichnen. In seinem Contubernium ging der inzwischen etwas ausgelutschte Witz um, Scato stamme vom Dorf oder aus einer fernen Provinz.


    "Und wegen der Ausbildung ... jein." Dieses unklare Wort hasste jeder Soldat, weshalb Scato die Erklärung nachschob. "Centurio Octavius Maro schien nicht abgeneigt, aber ich sollte mich zunächst bewähren und einen Medicus im Auge behalten. Letzteres habe ich gemacht*, so weit ich das konnte. Seither habe ich nichts mehr dazu zu hören bekommen."


    Scato gab sich keine Mühe, zu verbergen, dass ihn das frustrierte, zumal er nicht wusste, ob er sich noch nicht bewährt hatte und etwas ändern musste oder ob Maro einfach gerade in Papyrus erstickte.


    Sim-Off:

    *Hier hat er sich einen Miles medicus als Kumpel gesucht, der so freundlich war, ihm bisschen was zu erklären, bis ich darauf hingewiesen wurde, dass man keine ranghöheren NPCs spielen darf:Link
    Hier hat Scato nach dem Brand im Ganymed helfen dürfen, sich um die Verletzten zu kümmern:Link
    Hier hat er die Kameraden mit Rauchvergiftung und Brandwunden ins Valetudinarium gebracht und ein wenig versorgt:Link
    Hier hat er Tarpa, der von Ramnus bei einer Prügelei gebissen worden war und mit eitriger Bissverletzung im Carcer schmorte, versorgt:Link
    ... und ihn später im Valetudinarium mit Lurcos Hilfe behandelt:Link
    Hier belehrt Scato, dass Garum wurmverseucht und daher böse ist:Link
    Neuerdings ist Scato stolzer Besitzer einer rudimentär bestückten Capsa:Link

    Scato trat ein, schloss die Tür hinter sich und salutierte besonders vorbildlich. Er stand korrekt bis in den kleinen Zeh. Der Grund dafür wurde klar, als er zu reden anhub - er hatte eine Bitte.


    "Salve, Optio", grüßte Scato. "Ich möchte höflich anfragen, ob Miles Lurco und ich zeitgleich ein paar Tage Urlaub genehmigt bekommen könnten."

    Scato klopfte an der Tür des Officiums von Optio Furius Cerretanus. Die Tür war zwar meistens unverschlossen, damit man die Post hineinbringen konnte, aber dass man nicht einfach eintrat, ohne sich zu vergewissern, dass man den Optio nicht beim Papyruskrieg störte, war ihnen bei der Rekrutierung von Optio Lepta eingebläut worden. Es war nur eine einfache Frage, die Scato Cerretanus zu stellen gedachte, und sie war schnell mit einem Ja oder Nein beantwortet, so dass er hoffte, sein Vorgesetzter hätte kurz für ihn Zeit.

    << Baracke VII - Nach dem "Duften Viri"


    Aha, dafür also die Unordnung auf dem Exerzierplatz. Scato wünschte, er hätte den verteilten Gegenständen bei Tageslicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, aber er war zu sehr mit seinen eigenen Wehwehchen beschäftigt gewesen, um sich groß darum zu kümmern. Dass er nun nicht wusste, was ihn erwartete, war die gerechte Strafe. Als Cerretanus ihre fetten Ärsche erwähnte, knuffte Tarpa unauffällig Ramnus, das Schwergewicht des Contuberniums. Ramnus aber sagte keinen Mucks, sondern schaute unglücklich. Er ahnte vermutlich, dass heute jedes Pfund auf seinen Rippen zehn Mal so schwer wiegen würde. Scato hingegen freute sich. Da er körperlich das Gegenteil von Ramnus war, rechnete er sich aus, eine gute Figur zu machen und hob siegesgewiss das Kinn.


    "Nichts anderes vor, Optio", verkündete er, da Cerretanus gefragt hatte. "Bereit zum Schleifen."


    Scato war immer noch der Überzeugung, dass Cerretanus von Maro ausgebildet worden war, zumindest hatte der Optio genau so eine Freude daran, die realen oder vermeintlichen Mängel der Milites in wenig schmeichelhafte Worte zu kleiden und sie leiden zu lassen. Er musste das bei Gelegenheit überprüfen.

    Ein Stau in den Verwaltungsangelegenheiten sorgte dafür, dass Scato noch immer nicht wusste, ob und wann er seine Ausbildung absolvieren konnte und wie sie aussehen würde. Er würde trotzdem dran bleiben, er wollte das erstens unbedingt und fand zweitens, dass mehr medizinisches Personal benötigt wurde. Da Sextus in letzter Zeit viel um die Ohren hatte, war Scato auf sich allein gestellt. Stur, wie er sein konnte, bereitete er sich trotzdem weiter vor.


    Capsa
    Er ließ sich von seinem Sold eine Capsa anfertigen, eine zylinderförmige Ledertasche, in welcher Verbände und medizinische Instrumente verwahrt wurden, die Scato sich nach und nach kaufen würde, anstatt zu warten, ob man sie ihm irgendwann zur Verfügung stellen würde oder auch nicht. Wie sollte er ein Gefühl für den Beruf bekommen und für seine Instrumente, wenn er sie noch nicht einmal in der Hand gehalten hatte?


    Verbandsmaterial
    Verbände und Kompressen waren leicht zu organisieren, davon stopfte er etliche Rollen in die Capsa, genau wie Nadeln die durch ein Tuch gesteckt verwahrt wurden, um die Verbände festnähen zu können. Irgendwann würde er damit hoffentlich auch Wunden nähen dürfen.


    Verbandschere
    Um die Verbände auch zurechtschneiden zu können, gehörte eine Verbandschere dazu, die aus einem einzigen Eisenbügel bestand.


    Salben und Tinkturen
    Zudem kaufte er einige schon fertig abgemischte Heilsalben und Tinkturen von einer Wirkungsweise, bei der man auch als Laie nicht viel verkehrt machen konnte. Sie hatten bei falscher Anwendung keine nennenswerte Giftwirkung.


    Skalpell
    Sein Lieblingsstück wurde ein blitzendes, rasiermesserscharfes Skalpell, eingeschlagen in Tuch und Leder, damit es nicht stumpf wurde, dazu gab es einen ganz feinen Schleifstein, mehr eine Nagelfeile.


    Mehr konnte Scato sich vorerst nicht leisten. Diese wenigen Dinge aber würden den Grundstein legen für alles weitere.

    "Und was für ein Trampel", bestätigte Scato, der sich nun wieder aufsetzte und dem Pfau das Gefieder glattstrich, ehe er ihn auf den Boden setzte, wo Narcissus in den Spalten der Wegplatten nach Nahrung zu picken begann.


    Scato stand auf und streckte sich, sein Rücken knackte. Er fand immer noch, dass er im Recht war, musste aber zugeben, dass Terpanders Logik stichhaltig war. Je mehr Worte auf den Inhalt kamen, umso dünner wurde dieser. Ein ausuferndes Kompliment war demnach wertlos, verbale Inflation. Ein Löffel süßer Honig, aufgelöst in brackigem Ekelwasser. Ihm fiel auf, dass er selbst kaum Komplimente machte. Und auch dem alten Griechen hatte er nie gesagt, wie dankbar er ihm war für seinen Rat und seine Unterstütung. Stattdessen schenkte er ihm Geld und Freizeit über die Gebür hinaus. Insofern war Terpanders Unterricht keineswegs vergebens gewesen.


    "Scheiß Tag! Ich hau mich aufs Ohr. Vergiss nicht, die Kräuter zwei Mal am Tag zu wässern, es soll heiß werden. Und nicht auf die Blätter gießen, sondern an die Wurzeln."


    Damit latschte Scato unmotiviert ins Cubiculum, wo er eine Stunde die Einsamkeit genießen wollte, ehe es zurück in die Castra gehen würde. Irgendwas lag auf seinem Kissen. Eine Wachstafel und etwas Rundes? Scato nahm zuerst die Wachstafel und las.


    "Für meinen Sonnenschein eine Sonnenuhr.
    Mach es wie die Sonnenuhr,
    zähl die schönen Stunden nur.
    Dein Lurco"


    Der Sack war vor ihm schon hier gewesen. Er hatte gewusst, dass Scato schmollen gehen würde.


    Scato betrachtete die schön gearbeitete Reisesonnenuhr, die schon auf den richtigen Breitengrad eingestellt worden war. Wichtiger als die Funktion war die Botschaft. Lurco wünschte sich, das Scato den Streit vergaß, den einzigen, den sie bisher gehabt hatten. Scato schloss die Augen, die Finger um das kalte Eisen geklammert. Zich Monate war alles bestens gewesen. Ein verdammtes Weib besaß die Macht, ein Leben zu zerstören, wenn man ihm diese Macht einräumte. Seia Sanga hatte es fast geschafft, doch Scato hatte sie überlebt, indem er sich der Macht seiner Mutter entzogen hatte. Auch das Miststück aus den Trajansmärkten würde er überleben. Er war erst zwanzig, er hatte noch viel vor.


    Er öffnete die Augen wieder, sein Blick war bissig. Er legte das Lederband um seinen Hals, gemeinsam mit dem Amulett des Faunus und dem Fruchtbarkeitsamulett. Damit das Klappern nicht überhand nahm, hängte Scato die Sonnenuhr etwas tiefer als die anderen beiden Anhänger, ehe er sich mit dem Gesicht voran ins Bett warf.

    "Bei Faunus` Eiern", ächzte Scato, der noch nie dermaßen unsanft aus dem Schlaf gerissen worden war. Zum Glück schlief er oben, so dass Cerretanus ein anderes Bein erwischte. Scato sah, wie Lurco über den Boden kugelte und Pullus über ihn sprang und barfuß nach draußen rannte, um innerhalb der zehn Minuten noch rasch die Latrine zu benutzen. Die Übrigen machten, dass sie in ihre Klamotten und Sandalen kamen. Rüstung ja oder nein? Gladius oder Hasta? Scato hatte keine Ahnung! So wählte er die leichte Standardmontur mit Tunika und Cingulum, Gladius und Pugio.


    In zehn Minuten standen alle mehr oder weniger ordentlich vor der Baracke, außer Pullus, der gerade erst von der Latrine zurückgerast kam, noch mal in der Stube verschwand und hektisch seinen Krempel anlegte, ehe er als Letzter keuchend antrat. Jedem Einzelnen standen die Haare zu Berge und sie sahen stoppelig und zerknautscht aus, die meisten hatten ziemliche Augenringe.


    Und jeder fragte sich, ob das jetzt eine Übung oder ein Ernstfall war.