Lurco stand mit andächtigem Schweigen neben Frugi und beobachtete das Geschehen. Die heiligen Hühner wurden aus ihrem Käfig entlassen und sollten ihres Amtes walten. Lurco betrachtete die Vögel. Hühner und Pfaue ließen sich problemlos zusammen halten, dass hatte er igendwo einmal aufgeschnappt. Lurco überlegte, ob ihr Pfau nicht einige kleine Hühner zur Gesellschaft bekommen sollte. Nun hieß es jedoch sich auf die Sache zu konzentrieren und den Tieren die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sie würden den Willen der Götter durch ihr Handeln verkünden.
Ob die Tiere den Frevel spürten, der an der alten Statio vollzogen wurde? Ob ihre kleinen, schuppigen Füße den rechten Weg finden würden und sie zu einem Standort leiteten, an dem die Götter ihnen gewogen waren?
Heilige Hühner wurden ebenso vor Schlachten befragt, so hatte es Lurco gehört. Zur Befragung wurden den heiligen Tieren Körner vor die Schnäbel geworfen. Natürlich nur Körner der reinsten Güte. Alles andere wäre eine Schmähung gewesen. Aßen die Hühner das Futter, so war dies ein gutes Zeichen für die Schlacht. Aßen sie jedoch zögerlich, langsam oder noch schlimmer überhaupt nicht, dann konnte man die Schlacht gleich vergessen und am Besten wieder nach Hause marschieren.
Und Lurco erinnerte sich an eine Geschichtsstunde mit seinem Vater, in der ebenfalls die heiligen Hühner vorgekommen waren.
Während des Krieges gegen Karthago kam es zu einigen Seeschlachten. Die Schlacht von Drepana ging sozusagen auf mehrfache Art in die Geschichte ein. Der Kommandant der
der militärischen Operation war Publius Claudius Pulcher. Bei der Erinnerung an den Namen, fiel Lurcos Blick kurz auf seinen Praefectus Urbi. Neben Publius Claudius Pulcher und seinen Soldaten hatten das Kommandoschiff noch eine ganz besondere Fracht an Bord und zwar - heilige Hühner!
Auch hier wurden die heiligen Vögel vor der Schlacht über deren Ausgang befragt. Es wurde Futter ausgestreut und jeder harrte der Dinge, die nun kommen würden.
Und es kam.... NICHTS!
Die heiligen Hühner hatten damit der Flotte eine Niederlage prophezeit. Pulcher war außer sich und sagte angeblich folgenden Satz:
"ut biberent, quando esse nollent/dann sollen sie trinken, wenn sie nicht essen wollen".
Und mit diesen Worten erlebten die Hühner die erste Schiffsmentalität, alles was nicht an Bord gebraucht wird... geht über Bord!
Kurzum Pulcher ließ die Hühner ins Meer werfen. Die heiligen Hühner sollten dennoch Recht behalten, Rom musste eine große Niederlage gegen die Karthager einstecken. Durfte man der Geschichte glauben, hatte der Frevel ein gewaltiges Nachspiel für Pulcher. Da er die Tötung der Heiligen Hühner angeordnet hatte, hieß seine Strafe Verbannung.
Lurco hoffte die Cohortes wussten wie man mit den heiligen Vögeln respektvoll umging.